Die Philosophie der Bhagavad Gita - Die Herrlichkeit und Majestät des Allmächtigen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die große Verheißung, die in einem der Verse des neunten Kapitels gegeben wird, ist, dass Gott uns mit allem versorgen wird, was wir brauchen. Nicht nur das, er wird sich um alles kümmern, was uns gehört, und nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Bedürfnisse schützen. Selbst Tausende von Vätern und Müttern können Gott nicht das Wasser reichen an Mitgefühl und Fürsorge, an Liebe und Zuneigung, an Güte und Freundlichkeit. Die Liebe, die Gott zum Menschen hat, ist millionenfach größer als die Liebe, die sich der Mensch in Bezug auf Gott vorstellen kann.  
Die große Verheißung, die in einem der Verse des neunten Kapitels gegeben wird, ist, dass Gott uns mit allem versorgen wird, was wir brauchen. Nicht nur das, er wird sich um alles kümmern, was uns gehört, und nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Bedürfnisse schützen. Selbst Tausende von Vätern und Müttern können Gott nicht das Wasser reichen an Mitgefühl und Fürsorge, an Liebe und Zuneigung, an Güte und Freundlichkeit. Die Liebe, die Gott zum Menschen hat, ist millionenfach größer als die Liebe, die sich der Mensch in Bezug auf Gott vorstellen kann.  
Dieses mächtige Gesetz Gottes wirkt auf diese Weise, weil Er überall und zu jeder Zeit gegenwärtig ist. Wäre Er ein begrenztes Wesen, das auf Raum und Zeit beschränkt ist, würde Er Zeit brauchen, um zu handeln, und müsste eine gewisse Strecke zurücklegen, um eine Tat zu vollbringen. Gott reist nicht, weil er nicht im
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Raum ist, und er braucht keine Zeit, um zu handeln, weil er die Ewigkeit ist. Dies ist der Unterschied zwischen dem Handeln Gottes und dem Handeln anderer Wesen. Selbst die Worte "augenblickliches Handeln" sind eine dürftige Entschuldigung für die großartige Art und Weise, in der Gott wirkt. Unser
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Die Sprache ist von räumlichen Begriffen und zeitlichen Vorstellungen durchdrungen. So ist selbst die höchste Vorstellung, die wir uns machen können, durch raumzeitliche Beschränkungen gefesselt. Es ist uns nicht gegeben, Gott so zu betrachten, wie er in sich selbst ist. Wir können uns nur annähern, wir können nur versuchen, den bloßen Rand Seines Wesens zu berühren, aber die wahre Herrlichkeit Gottes ist unbegreiflich.
Im zehnten Kapitel wird die Gegenwart Gottes als eine überragende Herrlichkeit in jeder Form von Vortrefflichkeit beschrieben, wobei besondere Beispiele zur Veranschaulichung angeführt werden. Alles, was überirdisch ist, sei es an Wissen oder an Macht, alles, was in der Art seines Wirkens übermenschlich ist, sollte als eine Kraft oder ein Ausdruck Gottes betrachtet werden. Es gibt Dinge in dieser Welt, die sich der menschlichen Kontrolle und dem menschlichen Verständnis entziehen. Jeder weiß, was diese Dinge sind. Naturgesetze wirken auf übermenschliche Weise, und es gibt Gelegenheiten, bei denen sich Phänomene in der Welt manifestieren, die von der Existenz von Kräften sprechen, über die der Mensch keine Kontrolle hat und von denen er keine Kenntnis haben kann. Diese Exzellenzen von ungeheurer Macht und Herrlichkeit sind die Vibhutis, die majestätischen Manifestationen Gottes.
Gott ist Höchste Majestät, unbeschreibliche Herrlichkeit, unvorstellbare Glückseligkeit und Freude, bei deren bloßem Gedanken wir in einen Zustand der Verzückung und Ekstase geraten würden. Alles, was die Seele von innen heraus erregt, kann als Manifestation Gottes betrachtet werden. Es gibt sogar in dieser Welt Dinge, die unsere Seele anregen, wodurch unser ganzes Wesen in Aktion zu treten scheint, und wir denken dann nicht nur als Intellektuelle oder fühlen als Gemüter; wir werden über uns selbst hinausgehoben, wir werden über Bord geworfen und von den Beschränkungen des Körpers und des Geistes befreit. Sehr selten machen wir solche Erfahrungen. In äußerster Qual und äußerster Freude erleben wir diese Art von Befriedigung, die über die Grenzen von Körper und Geist hinausgeht. Wenn Gott uns berührt, hören wir auf, Menschen zu sein, und wir denken zu diesem Zeitpunkt nicht als Intellekt oder Verstand. Und es ist unmöglich, mit Worten zu beschreiben, wie dieser Zustand ist, wenn wir von der Herrlichkeit Gottes magnetisiert werden. Wir zerfließen in ein Nichts, wir hören auf zu sein, als ob wir von einer himmlischen Seligkeit besessen wären.
Für diejenigen, die nicht durch solche Erfahrungen gegangen sind, sind diese Verzückungen nur Worte ohne Sinn. Sie mögen eine gewisse grammatikalische Bedeutung vermitteln, aber der Geist geht verloren, wenn die Seele nicht aktiv ist, und Gott ist nur gegenwärtig, wenn die Seele wach ist, denn Gott ist die Seele des Universums. Und wenn die Seele spricht, ist es Gott, der ruft. Solche Herrlichkeiten sind sogar in dieser Welt sichtbar. In mächtigen Inkarnationen, Weisen, Heiligen und Sehern und in den verschiedenen Naturphänomenen ist alles, was uns verblüfft, was uns mitreißt, was uns in Erstaunen versetzt, wie ein Wunder, und was uns ganz
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anzieht, wovon wir unsere Augen nicht abwenden können, was uns ganz in sich aufnimmt, ein Strahl der Offenbarung Gottes. Wenn wir all diese Dinge hören, wissen wir nicht, was wir sagen und denken sollen. Wir stehen fassungslos vor dieser Herrlichkeit und dem Geheimnis hinter der Schöpfung; Fassungslosigkeit ist das einzige Wort, nichts anderes kann unseren Zustand beschreiben. Unser Verstand hört auf zu denken,
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und unsere Gefühle funktionieren nicht mehr. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, ob wir lebendig oder tot sind, ob wir es sind oder nicht. In einen solchen Zustand geraten wir, wenn wir auf die Vision Gottes vorbereitet sind. Diese Beschreibungen der göttlichen Herrlichkeit, die im neunten und zehnten Kapitel dargelegt werden, erregen die Neugierde im tiefsten Geist von Arjunas Streben und lassen ihn sich fragen, ob er eine Vision dieser Herrlichkeiten haben könnte. Hier beginnt das elfte Kapitel der Bhagavadgita.
"Was meinst du mit dieser Erhabenheit, die uns auf diese Weise berührt? Wer ist dieser Allmächtige, und wie könnten wir eine Erkenntnis, eine Erfahrung dieser göttlichen Herrlichkeit haben?" Der große Lehrer steht da, Krishna steht vor Arjuna, und der Schüler fleht den großen Meister an: "Ist es für einen Menschen wie mich möglich, eine Vision dieser Herrlichkeit zu haben, eine direkte Erfahrung dessen, was du bis jetzt als das A und O aller Dinge beschrieben hast?" Sich ganz der großen Inkarnation hingebend, spricht der Jünger: "Wenn du mich für fähig genug hältst, eine Vision dieser Herrlichkeit zu haben, möge ich mit dieser Glückseligkeit ausgestattet werden. Erweise mir diese Gnade." Im elften Kapitel bricht der Dichter der Bhagavadgita in Ausdrücke aus, die das Phänomen, das sich der suchenden Seele, Arjuna, offenbarte, in einer höchst entrückten Sprache zu vermitteln versuchen. Worte müssen bei der Beschreibung dieser Herrlichkeit als Mittel eingesetzt werden, weil wir keine anderen Instrumente in der Welt zur Verfügung haben. Alle Erklärungen erfolgen durch Worte. So kann selbst die höchste Poesie Das Genie muss Bilder verwenden, die der Welt der Wahrnehmung angehören.
Wir sprechen von Gott als Licht, aber wir können uns kein Licht vorstellen, das größer ist als das Licht der Sonne; das ist für uns das höchste Licht, und die Allumfassendheit, die Gott ist, die Unendlichkeit, die Gottes Wesen ausmacht, muss auch auf ähnliche Weise erklärt werden, durch Bilder und Vergleiche. Stellt euch Tausende von Sonnen vor, die gleichzeitig am Himmel aufgehen und die Augen der Betrachter blenden. Niemand hat in seinem Leben gesehen, was es bedeutet, Tausende von Sonnen auf einmal zu sehen. Dies sind wiederum Worte, die für uns keine Bedeutung haben. Wir können nicht einmal davon träumen, wie es ist, wenn mehrere tausend Sonnen zusammenkommen und am östlichen Horizont leuchten. Wir können uns nur damit trösten, dass wir denken, dass wir verstehen, was das ist. Selbst die große Unsterblichkeit, an die wir denken, ist sozusagen ein Schatten, der von dem überunsterblichen Wesen Gottes geworfen wird, sagt der Veda.
Gott ist nicht nur dieses himmlische Licht, das die Augen der Seele blendet, sondern Gott ist die Unendlichkeit, die wir wiederum nicht verstehen können. Was ist Unendlichkeit? Jedes gesegnete Ding ist dort in seine Ursprünglichkeit verwandelt, nicht in seiner rohen, verzerrten, reflektierten Form, wie wir sie heute hier sehen. Die Ursprünge der Dinge offenbaren sich im Höchsten Wesen Gottes. Das sind die Archetypen aller Dinge. Die Philosophen sagen uns, dass wir hier alle Schatten sind,
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die sich in der Welt der Phänomene bewegen. Jeder von uns hat eine Realität jenseits von uns selbst. Selbst unsere eigenen Wirklichkeiten sind nicht hier! Wir befinden uns oben in einer noumenalen Existenz, während dieses phänomenale Universum ein Konglomerat von Schatten ist.
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und Widerspiegelungen der wahren Archetypen. Gott ist nicht eine Gesamtheit von Schatten, ein Haufen endlicher Einzelteile. Gott wird nicht durch eine Zusammenführung aller in der Welt denkbaren Individuen vollständig. Du und ich und alles Denkbare zusammengenommen machen Gott nicht aus, denn diese Sichtbaren sind letztlich nur Schatten, Unwirklichkeiten, und eine Vielzahl von Unwirklichkeiten bilden nicht die eine Wirklichkeit.
Wir sind weit unter der Ebene, auf der wir verstehen können, was das alles sein kann. Unser Verstand ist nicht so beschaffen, dass er begreifen könnte, wie diese Originale aussehen könnten. Unsere Seelen sind unsere Originale; der Körper und der Verstand sind Spiegelungen. Aber wenn wir an uns selbst denken, denken wir nur an Körper und Geist; unsere wahre Seele liegt jenseits unseres Verständnisses. Die Seele ist in uns selbst; die Seele, die wir wirklich sind, ist das Original in uns, und das ist die Darstellung Gottes. Gott ist in uns als die Seele in uns gegenwärtig, und nicht nur als ein besonderer Ausdruck von Name und Form in Raum und Zeit. Deshalb heißt es in der Beschreibung der großen Vision in der Gita, dass die Vollkommenheit überall in dieser Herrlichkeit gesehen wurde. Man sieht keine Hässlichkeit und kein Leid, die Folgen der endlichen Sichtweise sind, die das eine vom anderen trennt und die Bedeutung von irgendetwas nicht im Zusammenhang mit allen anderen Dingen sieht. Die Vision Gottes ist die Vision, die Gott selbst in Bezug auf die gesamte Schöpfung hat. Gott zu sehen bedeutet, mit den Augen Gottes zu sehen. Und das wäre eine wahre Verwirklichung der Seele des Universums.


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Version vom 20. August 2022, 12:24 Uhr

Swami Krishnananda zwischen 1997 und 2001

Die Philosophie der Bhagavad Gita - Die Herrlichkeit und Majestät des Allmächtigen -

Die Herrlichkeit und Majestät des Allmächtigen

Ein starker religiöser Impuls durchdringt das neunte, zehnte und elfte Kapitel der Bhagavadgita. Das religiöse Bewusstsein erreicht in diesen zentralen Kapiteln durch bestimmte Stufen seinen Höhepunkt. Die Gegenwart Gottes wird zu einer intimeren Angelegenheit, als sie es in den früheren Phasen war. Gott bleibt nicht mehr nur ein Schöpfer, ein transzendenter Vater, der vielleicht nach dem Ablegen des physischen Körpers erreicht werden kann. Im achten Kapitel und auch in den früheren Kapiteln scheint uns keine Hoffnung gegeben worden zu sein, dass Gott in diesem besonderen Leben kontaktfähig ist. Es schien, dass die Chancen gering sind, und selbst wenn es so aussah, als ob es eine Möglichkeit gäbe, schien es auch, dass diese Möglichkeit erst nach dem Tod besteht und nicht in diesem Leben.

Aber Gott ist keine zukünftige Realität, er ist eine unmittelbare Gegenwart. Die Ehrfurcht gebietende Distanz, die die Seele zwischen sich und Gott aufrechterhält, verwandelt Gott in eine zukünftige Möglichkeit und nicht in eine gegenwärtige Existenz. Jeder von uns muss die Vorstellung im Kopf haben, dass Gott erst morgen oder übermorgen, nach einigen Jahren oder vielleicht am Ende mehrerer Geburten kontaktiert werden kann, und nicht schon jetzt. Diese Schwierigkeit ist rein psychologisch und beruht auf der Vorstellung, dass die Seele eine eigenständige Struktur hat. Wie sehr man uns auch sagen mag, dass Gott das All-in-All ist, es fällt dem Verstand nicht leicht zu akzeptieren, dass es eine zeitlose Unmittelbarkeit in Gottes Gegenwart gibt, sogar in diesem besonderen Leben selbst. Gott ist ein "Hier" und ein "Jetzt".

Wir können uns nicht vorstellen, was Zeitlosigkeit ist. Wenn wir uns Gott oder die Erlangung der Befreiung vorstellen, betrachten wir sie als ein Ende der Zeitreihe, und die Vorstellung von Zeit verlässt uns nicht. Die Vorstellung, dass wir uns in Raum und Zeit befinden, ist zu einem festen Bestandteil unseres Bewusstseins und unserer Existenz geworden. Wenn wir also im Raum sind und Gott auch im Raum ist, dann gibt es also eine Distanz zwischen uns und Gott. Und wenn wir uns in der Zeit befinden, können wir die Gegenwart Gottes nicht aus der Zeitreihe herauslösen; Gott wird zu einer zukünftigen Möglichkeit und nicht zu einer unmittelbaren Verwirklichung. Das ist nicht der Fall, wie hier betont wird. Gott ist die Höchste Inklusivität, die alle Seelen, alle Dinge, alle Individuen, alles, was in irgendeiner Weise existiert, in ihr Wesen einschließt. Es gibt nichts auf Erden oder im Himmel, das nicht letztlich in Gottes Wesen verwurzelt ist, so dass nichts jemals sein kann, wenn Gott nicht sein soll.

Wir können nicht ein gegenwärtiges Wesen sein und Gott eine zukünftige Existenz bleiben lassen; das wäre ein Argumentationsirrtum. Wenn Gott eine zukünftige Existenz wäre, würden auch wir zukünftige Wesen werden und kein gegenwärtiges 201 Leben haben. Aber wir sind uns sicher, dass wir gegenwärtig existieren, dass wir gerade jetzt hier sind. Dennoch können wir nicht spüren, dass Gott gerade jetzt ist; wir verehren ihn als eine zukünftige Errungenschaft. Das ist die Auswirkung des Zeitbewusstseins, das sich allmählich in unser Wesen einschleicht, so dass wir nur noch in Begriffen von Raum und Zeit denken können.

Aber die Bhagavadgita versucht ihr Bestes, um die Ewigkeit Gottes zu lehren, und nicht nur eine zeitlich unbegrenzte Ausdehnung von Gottes Existenz. Was auch immer war, was auch immer ist und was auch immer sein wird - all das ist von Gottes Unendlichkeit umhüllt. Er ist die Ursache aller Ursachen und eine Ursache, die nicht außerhalb der Wirkung existiert, sondern untrennbar mit allen Wirkungen verbunden ist. In gewisser Weise können wir sagen, dass Gott sowohl die Ursache als auch alle Wirkungen ist. Er ist der Schöpfer und auch die Schöpfung. Im Wissen um diese Wahrheit verehren die gesegneten Seelen Ihn und beten Ihn an, singen Seine Namen als das eine Absolute (Ekatvena), als das mannigfaltige Universum (Prithaktvena) und als jedes einzelne Ding in der Welt (Bahudha). Das Allgesichtige ist das Höchste Wesen. Er ist Unsterblichkeit (Amrita) und Tod (Mrityu), Existenz (Sat) und NichtExistenz (Asat).

Jedes Fleckchen Raum, jedes Atom der Materie, kann als ein Vehikel betrachtet werden, das ein Gesicht Gottes widerspiegelt. Gott zu denken hieße, sich selbst in einer unbeschreiblichen Vollständigkeit zu ertränken, wodurch man seine Gegenwart verliert, die Individualität verdunstet wie Nebel vor der glühenden Sonne. Wenn jedoch der Wunsch besteht, Gott zu persönlichen Zwecken zu verehren, wenn der Wunsch besteht, in den Himmel zu kommen und die Freuden des himmlischen Lebens zu genießen, dann sollte man bedenken, dass auch verdienstvolle Taten ein Ende haben. Sie erschöpfen sich, wenn die Kraft des Karmas erschöpft ist, und der Handelnde kehrt in den Zustand zurück, aus dem er hervorgegangen ist. Es gibt eine Rückkehr zur Erde, selbst wenn man den Himmel erreicht hat, und so ist es eine unzuverlässige Befriedigung. Wer aber in der Lage ist, seinen Geist ungeteilt auf das allumfassende, allmächtige Wesen einzustellen, dem fehlt es an nichts. Es wird nicht nötig sein, in den Himmel zu gehen, um Freuden oder Vergnügungen zu genießen. Was auch immer benötigt wird, wird ihnen an Ort und Stelle durch das Gesetz Gottes zur Verfügung gestellt. Dieses Gesetz wirkt so, dass es den Gipfel der Spontaneität der Erfüllung darstellt. Man braucht das Gesetz nicht zu bitten, auf eine bestimmte Weise zu wirken. Es wirkt aus eigenem Antrieb.

Die große Verheißung, die in einem der Verse des neunten Kapitels gegeben wird, ist, dass Gott uns mit allem versorgen wird, was wir brauchen. Nicht nur das, er wird sich um alles kümmern, was uns gehört, und nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Bedürfnisse schützen. Selbst Tausende von Vätern und Müttern können Gott nicht das Wasser reichen an Mitgefühl und Fürsorge, an Liebe und Zuneigung, an Güte und Freundlichkeit. Die Liebe, die Gott zum Menschen hat, ist millionenfach größer als die Liebe, die sich der Mensch in Bezug auf Gott vorstellen kann.

Dieses mächtige Gesetz Gottes wirkt auf diese Weise, weil Er überall und zu jeder Zeit gegenwärtig ist. Wäre Er ein begrenztes Wesen, das auf Raum und Zeit beschränkt ist, würde Er Zeit brauchen, um zu handeln, und müsste eine gewisse Strecke zurücklegen, um eine Tat zu vollbringen. Gott reist nicht, weil er nicht im 203 Raum ist, und er braucht keine Zeit, um zu handeln, weil er die Ewigkeit ist. Dies ist der Unterschied zwischen dem Handeln Gottes und dem Handeln anderer Wesen. Selbst die Worte "augenblickliches Handeln" sind eine dürftige Entschuldigung für die großartige Art und Weise, in der Gott wirkt. Unser 204 Die Sprache ist von räumlichen Begriffen und zeitlichen Vorstellungen durchdrungen. So ist selbst die höchste Vorstellung, die wir uns machen können, durch raumzeitliche Beschränkungen gefesselt. Es ist uns nicht gegeben, Gott so zu betrachten, wie er in sich selbst ist. Wir können uns nur annähern, wir können nur versuchen, den bloßen Rand Seines Wesens zu berühren, aber die wahre Herrlichkeit Gottes ist unbegreiflich.

Im zehnten Kapitel wird die Gegenwart Gottes als eine überragende Herrlichkeit in jeder Form von Vortrefflichkeit beschrieben, wobei besondere Beispiele zur Veranschaulichung angeführt werden. Alles, was überirdisch ist, sei es an Wissen oder an Macht, alles, was in der Art seines Wirkens übermenschlich ist, sollte als eine Kraft oder ein Ausdruck Gottes betrachtet werden. Es gibt Dinge in dieser Welt, die sich der menschlichen Kontrolle und dem menschlichen Verständnis entziehen. Jeder weiß, was diese Dinge sind. Naturgesetze wirken auf übermenschliche Weise, und es gibt Gelegenheiten, bei denen sich Phänomene in der Welt manifestieren, die von der Existenz von Kräften sprechen, über die der Mensch keine Kontrolle hat und von denen er keine Kenntnis haben kann. Diese Exzellenzen von ungeheurer Macht und Herrlichkeit sind die Vibhutis, die majestätischen Manifestationen Gottes.

Gott ist Höchste Majestät, unbeschreibliche Herrlichkeit, unvorstellbare Glückseligkeit und Freude, bei deren bloßem Gedanken wir in einen Zustand der Verzückung und Ekstase geraten würden. Alles, was die Seele von innen heraus erregt, kann als Manifestation Gottes betrachtet werden. Es gibt sogar in dieser Welt Dinge, die unsere Seele anregen, wodurch unser ganzes Wesen in Aktion zu treten scheint, und wir denken dann nicht nur als Intellektuelle oder fühlen als Gemüter; wir werden über uns selbst hinausgehoben, wir werden über Bord geworfen und von den Beschränkungen des Körpers und des Geistes befreit. Sehr selten machen wir solche Erfahrungen. In äußerster Qual und äußerster Freude erleben wir diese Art von Befriedigung, die über die Grenzen von Körper und Geist hinausgeht. Wenn Gott uns berührt, hören wir auf, Menschen zu sein, und wir denken zu diesem Zeitpunkt nicht als Intellekt oder Verstand. Und es ist unmöglich, mit Worten zu beschreiben, wie dieser Zustand ist, wenn wir von der Herrlichkeit Gottes magnetisiert werden. Wir zerfließen in ein Nichts, wir hören auf zu sein, als ob wir von einer himmlischen Seligkeit besessen wären.

Für diejenigen, die nicht durch solche Erfahrungen gegangen sind, sind diese Verzückungen nur Worte ohne Sinn. Sie mögen eine gewisse grammatikalische Bedeutung vermitteln, aber der Geist geht verloren, wenn die Seele nicht aktiv ist, und Gott ist nur gegenwärtig, wenn die Seele wach ist, denn Gott ist die Seele des Universums. Und wenn die Seele spricht, ist es Gott, der ruft. Solche Herrlichkeiten sind sogar in dieser Welt sichtbar. In mächtigen Inkarnationen, Weisen, Heiligen und Sehern und in den verschiedenen Naturphänomenen ist alles, was uns verblüfft, was uns mitreißt, was uns in Erstaunen versetzt, wie ein Wunder, und was uns ganz 205 anzieht, wovon wir unsere Augen nicht abwenden können, was uns ganz in sich aufnimmt, ein Strahl der Offenbarung Gottes. Wenn wir all diese Dinge hören, wissen wir nicht, was wir sagen und denken sollen. Wir stehen fassungslos vor dieser Herrlichkeit und dem Geheimnis hinter der Schöpfung; Fassungslosigkeit ist das einzige Wort, nichts anderes kann unseren Zustand beschreiben. Unser Verstand hört auf zu denken, 206 und unsere Gefühle funktionieren nicht mehr. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, ob wir lebendig oder tot sind, ob wir es sind oder nicht. In einen solchen Zustand geraten wir, wenn wir auf die Vision Gottes vorbereitet sind. Diese Beschreibungen der göttlichen Herrlichkeit, die im neunten und zehnten Kapitel dargelegt werden, erregen die Neugierde im tiefsten Geist von Arjunas Streben und lassen ihn sich fragen, ob er eine Vision dieser Herrlichkeiten haben könnte. Hier beginnt das elfte Kapitel der Bhagavadgita.

"Was meinst du mit dieser Erhabenheit, die uns auf diese Weise berührt? Wer ist dieser Allmächtige, und wie könnten wir eine Erkenntnis, eine Erfahrung dieser göttlichen Herrlichkeit haben?" Der große Lehrer steht da, Krishna steht vor Arjuna, und der Schüler fleht den großen Meister an: "Ist es für einen Menschen wie mich möglich, eine Vision dieser Herrlichkeit zu haben, eine direkte Erfahrung dessen, was du bis jetzt als das A und O aller Dinge beschrieben hast?" Sich ganz der großen Inkarnation hingebend, spricht der Jünger: "Wenn du mich für fähig genug hältst, eine Vision dieser Herrlichkeit zu haben, möge ich mit dieser Glückseligkeit ausgestattet werden. Erweise mir diese Gnade." Im elften Kapitel bricht der Dichter der Bhagavadgita in Ausdrücke aus, die das Phänomen, das sich der suchenden Seele, Arjuna, offenbarte, in einer höchst entrückten Sprache zu vermitteln versuchen. Worte müssen bei der Beschreibung dieser Herrlichkeit als Mittel eingesetzt werden, weil wir keine anderen Instrumente in der Welt zur Verfügung haben. Alle Erklärungen erfolgen durch Worte. So kann selbst die höchste Poesie Das Genie muss Bilder verwenden, die der Welt der Wahrnehmung angehören.

Wir sprechen von Gott als Licht, aber wir können uns kein Licht vorstellen, das größer ist als das Licht der Sonne; das ist für uns das höchste Licht, und die Allumfassendheit, die Gott ist, die Unendlichkeit, die Gottes Wesen ausmacht, muss auch auf ähnliche Weise erklärt werden, durch Bilder und Vergleiche. Stellt euch Tausende von Sonnen vor, die gleichzeitig am Himmel aufgehen und die Augen der Betrachter blenden. Niemand hat in seinem Leben gesehen, was es bedeutet, Tausende von Sonnen auf einmal zu sehen. Dies sind wiederum Worte, die für uns keine Bedeutung haben. Wir können nicht einmal davon träumen, wie es ist, wenn mehrere tausend Sonnen zusammenkommen und am östlichen Horizont leuchten. Wir können uns nur damit trösten, dass wir denken, dass wir verstehen, was das ist. Selbst die große Unsterblichkeit, an die wir denken, ist sozusagen ein Schatten, der von dem überunsterblichen Wesen Gottes geworfen wird, sagt der Veda.

Gott ist nicht nur dieses himmlische Licht, das die Augen der Seele blendet, sondern Gott ist die Unendlichkeit, die wir wiederum nicht verstehen können. Was ist Unendlichkeit? Jedes gesegnete Ding ist dort in seine Ursprünglichkeit verwandelt, nicht in seiner rohen, verzerrten, reflektierten Form, wie wir sie heute hier sehen. Die Ursprünge der Dinge offenbaren sich im Höchsten Wesen Gottes. Das sind die Archetypen aller Dinge. Die Philosophen sagen uns, dass wir hier alle Schatten sind, 207 die sich in der Welt der Phänomene bewegen. Jeder von uns hat eine Realität jenseits von uns selbst. Selbst unsere eigenen Wirklichkeiten sind nicht hier! Wir befinden uns oben in einer noumenalen Existenz, während dieses phänomenale Universum ein Konglomerat von Schatten ist. 208 und Widerspiegelungen der wahren Archetypen. Gott ist nicht eine Gesamtheit von Schatten, ein Haufen endlicher Einzelteile. Gott wird nicht durch eine Zusammenführung aller in der Welt denkbaren Individuen vollständig. Du und ich und alles Denkbare zusammengenommen machen Gott nicht aus, denn diese Sichtbaren sind letztlich nur Schatten, Unwirklichkeiten, und eine Vielzahl von Unwirklichkeiten bilden nicht die eine Wirklichkeit.

Wir sind weit unter der Ebene, auf der wir verstehen können, was das alles sein kann. Unser Verstand ist nicht so beschaffen, dass er begreifen könnte, wie diese Originale aussehen könnten. Unsere Seelen sind unsere Originale; der Körper und der Verstand sind Spiegelungen. Aber wenn wir an uns selbst denken, denken wir nur an Körper und Geist; unsere wahre Seele liegt jenseits unseres Verständnisses. Die Seele ist in uns selbst; die Seele, die wir wirklich sind, ist das Original in uns, und das ist die Darstellung Gottes. Gott ist in uns als die Seele in uns gegenwärtig, und nicht nur als ein besonderer Ausdruck von Name und Form in Raum und Zeit. Deshalb heißt es in der Beschreibung der großen Vision in der Gita, dass die Vollkommenheit überall in dieser Herrlichkeit gesehen wurde. Man sieht keine Hässlichkeit und kein Leid, die Folgen der endlichen Sichtweise sind, die das eine vom anderen trennt und die Bedeutung von irgendetwas nicht im Zusammenhang mit allen anderen Dingen sieht. Die Vision Gottes ist die Vision, die Gott selbst in Bezug auf die gesamte Schöpfung hat. Gott zu sehen bedeutet, mit den Augen Gottes zu sehen. Und das wäre eine wahre Verwirklichung der Seele des Universums.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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