Übergewicht

Aus Yogawiki
Version vom 9. Juli 2017, 14:24 Uhr von Sukadev (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „Depression“ durch „[https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/depression/ Depression]“)

Übergewicht wird definiert als ein im Verhältnis zur Körpergröße zu hohes Gewicht; die Vorstufe zur Fettleibigkeit wird als Präadipositas bezeichnet, die Fettleibigkeit als Adipositas oder Obesitas.

Übergewicht und Fettleibigkeit können gravierende gesundheitliche Folgen wie hohen Blutdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes haben und durch zu starke Belastung auch Erkrankungen der Gelenke / des Skeletts auslösen. Die genannten Erkrankungen bringen wiederum oft schwere Folgeerscheinungen mit sich; außerdem kann das Übergewicht zur Ablehnung des eigenen Körpers und damit zu Isolation und Depressionen führen.

Diabetes1.JPG

Yoga ist besonders geeignet, Übergewicht vorzubeugen, weil man dabei nicht nur den Körper trainiert, sondern auch der geistigen Komponente des "Hungers" nach Leben Rechnung trägt. Meditation und Pranayama sorgen für größere Zufriedenheit und seelische Ausgeglichenheit und damit reduziert sich das Ausmaß des seelisch bedingten "Naschens". Es gibt jedoch noch einen weiteren körperlichen Grund, der durch Studien belegt wurde: Yoga - und zwar keineswegs "schweißtreibender", sondern eher etwas ruhigerer Yoga - baut das Stresshormon Cortisol ab, das für Übergewicht mit verantwortlich ist. Im Vergleich mit einer zweiten Gruppe, die einfach nur Gymnastik und Stretching praktizierte, nahm die Gruppe, die entspannenden Yoga übte, fast doppelt soviel ab (siehe Wissenschaftliche Studien).

Übergewicht geht jedoch nicht nur auf falsche Ernährungsgewohnheiten zurück, sondern kann auch durch andere Erkrankungen und durch Essstörungen wie Binge Eating (Heißhungerattacken ohne nachfolgendes Erbrechen wie bei der Bulimie), durch Bewegungsmangel oder Einnahme bestimmter Medikamente bedingt sein.

In den reichen Industrieländern gibt es schon sehr viele Menschen mit Übergewicht(Tendenz steigend), doch der höchste Anstieg ist derzeit in den Schwellenländern zu verzeichnen.

Wann ist man übergewichtig?

Übergewicht.JPG

Übergewicht kann nach unterschiedlichen Formeln gemessen werden; am bekanntesten sind der BMI (Body-Mass-Index = Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat) oder die Messung des Verhältnisses Hüfte/Taille (Umfang der Taille geteilt durch Umfang der Hüfte, soll bei Männern <1 und bei Frauen <0,85 sein) oder schlicht die Messung des Bauchumfangs (bei Frauen ist >80 cm, bei Männern >94 cm ein Risikofaktor für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Diabetes).

Nach der Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist alles, was unter einem BMI von 18,5 liegt, Untergewicht; bei 18,5 bis 24,9 liegt das Normalgewicht, ab 25 bis 29,9 besteht ein Übergewicht (Präadipositas), alles ab 30 und darüber ist Fettleibigkeit (Adipositas).

Ursachen

Falsche Ernährung, Überernährung und Bewegungsmangel, seelische Ursachen

Übergewicht ist in vielen Fällen auf Bewegungsmangel (sitzende berufliche Tätigkeit, Fernseher, Computerspiele) und eine Fehlernährung mit zuviel Fett, Zucker, Weißmehlprodukten, Fertigprodukten, stark zuckerhaltigen Getränken (anstelle von Wasser, das auch den Abbau von Übergewicht unterstützen kann) und Alkohol zurückzuführen. Der hohe Fructoseanteil in Fertigprodukten führt insofern zu Übergewicht, als der Blutzuckerspiegel steigt und zur Verarbeitung Insulin ausgeschüttet wird - hierdurch wird jedoch Körperfett nicht abgebaut, sondern eingelagert; es dient als Reserve - die Natur hat nicht vorgesehen, dass es einmal Nahrung im Überfluss geben werde. Dieses Prinzip liegt auch der Mast zugrunde.

Im Hatha Yoga wird als vegetarische Basisernährung Obst, Gemüse, Salat und Getreide empfohlen, was sich mittlerweile auch mit ärztlichen Empfehlungen zu gesunder Ernährung bei Übergewicht deckt. Nach den Ergebnissen der China Study ist der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten nachweislich krebserregend, sodass hier im Vergleich zu der ehemals als gesund betrachteten Fleischkost ein Umdenken erforderlich ist. Rüdiger Dahlke gibt in seinem Buch Peace Food (siehe nachfolgendes Video) zu bedenken, dass überdies auch noch die Angst der Tiere in der Massentierhaltung in Form der in ihrem Fleisch enthaltenen Angsthormone mit verzehrt wird. Vegetarismus und Veganismus können bei Übergewicht eine gesunde Alternative sein und bedeuten keinen Verzicht auf gutes Essen, im Gegenteil. Die Zahl vegetarischer und veganer Kochbücher steigt beständig und zeigt, dass immer mehr Menschen mit und ohne Übergewicht an dieser köstlichen Küche Gefallen finden.

Initiativen zur Aufklärung über gesunde Ernährung (mit und ohne Übergewicht) gibt es genügend, und eine Umfrage bei deutschen Verbrauchern, über die vor einigen Jahren in einer Fernsehsendung berichtet wurde, ergab, dass die Deutschen recht gut wissen, was gesunde Ernährung ist, aber dennoch ein abweichendes Essverhalten zeigen.

Die Gründe hierfür müssen daher tiefer sitzen und lassen eher Angst und Unsicherheit sowie ein Gefühl des Mangels vermuten. Mit dem Verzehr von Süßigkeiten und dem übermäßigen Essen soll ganz offensichtlich ein Mangel kompensiert und Wärme in Form von Kalorien zugeführt werden. Rüdiger Dahlke schreibt in seinem lesenswerten Buch "Krankheit als Sprache der Seele", dass der Bauch als "Vorratskammer des Körpers" dient, in dem die Reserven für eine vielleicht ungewisse Zukunft angelegt sind; viele Menschen unserer Wohlstandsgesellschaft "tragen am liebsten alles Notwendige mit sich herum" (S. 348) - Übergewicht als Notration.

Therapieraum 1 PYTH.jpg

Das bewusste, achtsame Ausführen von Asanas, regelmäßige yogische Atemübungen (Pranayama) und tägliche Meditation stellen das seelische Gleichgewicht wieder her und führen zu einem Gefühl innerer Zufriedenheit, die krankhaftes Essen überflüssig macht. Die zusätzliche Bewegung sorgt ebenfalls für die Reduzierung von Übergewicht. Der Übergewichtige kommt so in eine positive Spirale, weil er zufriedener mit seinem Körper ist und dadurch noch weniger Essbedürfnis verspürt. Bei Bedarf können besondere Probleme und Übungen bei Übergewicht auch in der psychologischen Yogatherapie erörtert werden.

Einnahme von Medikamenten

Wie hinlänglich bekannt, kann auch die Einnahme bestimmter Medikamente, wie etwa Kortison und verschiedene Psychopharmaka, zu Übergewicht führen.

Folge von Erkrankungen

Nachtarbeit LKW.JPG

Übergewicht kann auf Stoffwechselerkrankungen zurückzuführen sein; insbesondere sind der Fett- und der Zuckerstoffwechsel betroffen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten können Übergewicht hervorrufen. Schließlich können Essstörungen wie Binge-Eating (bei diesen Heißhungeranfällen wird die Mahlzeit nicht erbrochen wie bei der Bulimie) ein Auslöser von Übergewicht sein; hier sollte eine psychologische Therapie angestrebt werden.

Genetische Veranlagung und gestörter Biorhythmus/Schlafmangel

Neben der genetischen Veranlagung kann ferner ein gestörter Biorhythmus durch Nachtarbeit (Nachtschicht, Flughafenbetrieb, Krankenhausbetrieb, nächtliche LKW-Transporte etc.) und Schlafmangel zu Übergewicht führen. Hier sollte man sich überlegen, ob man die nächtliche Tätigkeit, die auch andere Gesundheitsrisiken mit sich bringt, weiter ausüben oder doch lieber zu einer Tagesaktivität wechseln möchte.

Video: Warum bekommen wir Übergewicht?

Risiken: Folgeerkrankungen von Übergewicht

Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus (Typ 2), Hypertonie, Hyperlipidämie

Das metabolische Syndrom gilt als gefährliches Quartett: Übergewicht, Fettstoffwechselstörung, Zuckerstoffwechselstörung, Bluthochdruck. Wird hier nichts unternommen, dann kann es zu schwerwiegenden koronaren Herzerkrankungen kommen. Sind bei Störungen des Fettstoffwechsels die Lipoproteine ständig erhöht, können darüber hinaus arterielle Verschlusskrankheiten und Osteonekrosen (Absterben von Knochengewebe) entstehen.

Arteriosklerose

In den durch den Zucker "aufgerauhten" und klebrigen Gefäßen lagern sich Blutfette und andere Substanzen wie Bindegewebe an; das Herz muss mehr pumpen, um den Körper mit der gleichen Menge Blut zu versorgen; durch die Verengung der Gefäße steigt der Druck. Dem hohen Druck und der erhöhten Pumpleistung kann das Herz auf die Dauer nicht standhalten, ohne Schäden davonzutragen; auch die Arterien degenerieren. Arteriosklerose ist besonders dadurch gefährlich, dass die Erkrankten oft über Jahre keine Beschwerden haben, bis sie plötzlich Opfer von Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombose, Angina pectoris und anderen Erkrankungen werden. In den reichen Industrieländern mit ihrer Wohlstandsgesellschaft sind die Folgen der Arteriosklerose eine der häufigsten Todesursachen.

Überlastung des Skeletts und insbesondere der Gelenke

Nicht nur das Herz hat unter der Belastung und Masse eines Körpers mit Übergewicht zu leiden. Auch das Skelett wird durch Übergewicht in Mitleidenschaft gezogen; insbesondere am Kniegelenk zeigen sich frühe Verschleisserscheinungen. An der Wirbelsäule können durch Übergewicht Bandscheiben und Wirbelkörper geschädigt werden (Osteochondrosis intervertebralis) und es kann durch den erhöhten Druck zu Nekrose (Absterben von Gewebe) von Knochen und Knorpel kommen (Osteochondronekrose).

Depressionen

Übergewicht führt häufig zu einer Ablehnung des eigenen Körpers, die letztlich darauf hinausläuft, dass der Betroffene noch weniger Sport treibt und sich mit Essen tröstet. Dadurch gerät er in einen Teufelskreis, der in eine Depression münden kann.

Andere Folgeerkrankungen

Übergewicht kann noch weitere Erkrankungen auslösen, wie Gicht, Fettleber, hormonelle Störungen, Absinken der Fruchtbarkeit, Ekzeme, Nässen und Risse der Haut an sich überlappenden Hautfalten, und sogar Tumore.

Vorbeugen

Durch rechtzeitige Umstellung auf maßvolle und gesunde Ernährung, Yoga, Meditation, Pranayama und viel Bewegung an der frischen Luft kann man das Eintreten dieser gravierenden Folgeerkrankungen verhindern. Raucher sollten den Nikotinkonsum sofort einstellen, der Gefäß- und Herzerkrankungen noch verschlimmern kann.

Swami Sivananda über Übergewicht

Auszug aus dem Buch "Practice of Nature Cure" (1951) von Swami Sivananda, S.225-226. Divine Life Society

Praktiziere Padahastasana, Paschimottanasana, Sarvangasana, Matsyasana, Halasana, Bhujangasana, Dhanurasana und Trikonasana. Praktiziere tiefe Atmung am Morgen. Mache leichte Übungen. Mache lange Spaziergänge. Führe ein sehr diszipliniertes Leben.

Nimm 40 Tage lang nur Milch[1] und Obst zu dir. Nimm nur zwei Mahlzeiten am Tag mit jeweils einem Glas frischer Kuhmilch, einem Apfel, ein paar Trauben, 60 g Granatapfelsaft, ein paar Scheiben Tomaten mit Honig. Nimm zwischen den beiden Mahlzeiten nichts zu dir außer Wasser oder Wasser gemischt mit Zitronensaft.

Fahre fort mit deiner täglichen Arbeit. Du brauchst keine zusätzliche Ruhe wegen dieser Diät. Wenn du zu deiner gewohnten Ernährung zurückkehrst, dann nimm nur ein Viertel der Menge, die du üblicherweise essen würdest. Die Diät sollte stärkefrei und sehr nahrhaft sein. Vermeide Butter, Ghee und Zucker. Nimm anstelle dessen Tomaten, Trockenobst und Honig zu dir. Faste alle vierzehn Tage. Iss einmal in der Woche salzfrei. Nimm viel grünes Blattgemüse, Obstsaft und verdünnte Buttermilch.

Kopfsalat reduziert Fettleibigkeit. Sei aktiv und lebhaft. Verrichte alle deine Aufgaben selbst. Mach dich nicht abhängig von Bediensteten. Dieser Körper ist dafür da, den Notleidenden zu helfen und Gott zu verwirklichen. Du bist nicht geboren, um Leckereien zu naschen. Du hast eine größere Aufgabe zu erfüllen. Deshalb führe ein bescheidenes, einfaches und hartes Leben. Widme deinen Dienst Gott.

Siehe auch

Fußnoten

  1. A.d.R.: Aufgrund der Massenproduktion von Milch und der Ergebnisse der China Study kann Milch heute nicht mehr wirklich empfohlen werden

Weblinks

Literatur

Seminare

Ernährung

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/ernaehrung/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS

Gesundheit

Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/gesundheit/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS