Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit, Fröhlichkeit und innerer Verbundenheit bei Yogapraktizierenden

Aus Yogawiki

Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit, Fröhlichkeit und innerer Verbundenheit bei Yogapraktizierenden ist eine Studie von Arndt Büssing, Anemone Hedtstück, Sebastian Sauer, Andreas Michalsen,Thomas Ostermann & Peter Heusser; erschienen in „Mindfulness, 1/1 (2010). Psychische Stabilisierung im Zusammenhang mit spezifischen Körper-Geist Interventionen können sowohl einer Erhöhung an Achtsamkeit als auch einer inneren Verbundenheit mit Praktiken zugeschrieben werden.

Drehsitz im Yoga Vidya Ashram in Bad Meinberg

In einer Querschnittsumfrage bei 191 Yoga Praktizierenden untersuchten wir die Zusammenhänge zwischen „Inner Correspondence and Peaceful Harmony“ (ICPH; Innere Verbundenheit und friedliche Harmonie) mit Achtsamkeit, Spiritualität, Mentaler Gesundheit und Wohlbefinden. Regressionsanalysen indizierten, dass die ICPH am besten durch religiöse Orientierung und „Lichtheartedness/Relief“ (LHR; Fröhlichkeit/Leichtigkeit) vorhergesagt werden kann und nur schwach durch positive Stimmung und Achtsamkeit.

Sukadev hilft einer Schülerin beim Dreieck.

Im Gegegensatz erzielten die unabhängigen Variablen von Achtsamkeit einen relativ schwachen Einfluss (mit Lebenszufriedenheit und bewussten Interaktionen als die stärksten einflussgebenden Variablen). Da Achtsamkeit erlernt werden kann, würde man einen Einfluss auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden mit ICPH und LHR als relevante Kontributoren erwarten.

Schlüsselworte

Einleitung

Über individuelle Geist-Körper Interventionen wie Yoga und Meditation wird berichtet, dass sie mit psychischer Stabilisierung und fortlaufender Stressreduktion assoziiert werden (Bohlmeijer et al. 2010; Chiesa and Serretti 2009; Grossman et al. 2001; Praissman 2008). Neuere Studien belegen positive Resultate für insbesondere Yoga Interventionen (Chen et al. 2010; Field 2011; Javnbakht et al. 2009; Pilkington et al. 2005; Saeed et al. 2010; Uebelacker et al. 2010), welche physiologische und mentale Praktiken umfassen.

Allerdings hängt das Ergebnis von kontrollierten Studien über die Auswirkungen von achtsamkeitsbasierten Meditationen auch von der Einhaltung des Interventionsprogramms ab. Dies bedeutet, dass abgesehen von direkten physiologischen Faktoren eine aktive emotionale Beteiligung der praktizierenden Individuen von Wichtigkeit zu sein scheint. Diese Art der Beteiligung kann als eine „innere Beteiligung“ der in einer bestimmten Körper-Geist Intervention beteiligten Individuen bezeichnet werden (Büssing et al. 2011). Ein Fehlen dieser Einstellung in der Form eines inneren Widerstandes gegen die Praktiken kann zu einem reduzierten Engagement, Teilnahme und folglich auch einem verminderten Behandlungserfolg führen.

Hilfestellung für den liegenden Spagat

Um die innere Beteiligung der an einer bestimmten Körper-Geist Intervention beteiligten Individuen zu messen, wurde die 12–Item Skala Inner Correspondence and Peaceful Harmony with practices (ICPH, Innere Verbundenheit und friedliche Harmonie bei der Praxis) entwickelt. Die Skala hat eine eindimensionale Struktur und gute psychometrische Eigenschaften (Büssing et al. 2011). Die betreffenden Items adressieren Gefühle der Harmonie bei den Praktiken im Sinne von emotionaler Resonanz anstatt eines kognitiven Schwerpunkts auf perfekter Leistung. Folglich können sich die Individuen ruhig, friedlich, angenehm und entspannt fühlen, und sie können die „Alltagssorgen“ vergessen während sie diese Übungen ausführen. Darüber hinaus sind sie durch die Praktiken emotional berührt (und involviert).

Das Ziel von Yoga ist die mentale und physische Konstitution durch verschiedene Formen zur mentalen Entwicklung (z.B. Meditation, bewusstes Atmen), Physischen Praktiken (Asanas) und rhytmischer Kontrolle des Atems (Pranayama) (Bennett 2002; Mohan 2004) auszugleichen; es integriert Entspannung, Bewegung und soziale Unterstützung, was Schlüsselelemente zur Steigerung der Lebensqualität sind.

In einer vorherigen Studie gab es bei den angemeldeten Individuen eine starke Assoziation von ICPH mit Achtsamkeit, eine mittelmäßige mit Lebenszufriedenheit und Zufriedenheit mit Behandlungseffiziens, eine Schwache mit Praxisdauer und eine Negative mit den Symptompunktzahlen (Büssing et al. 2011). Diese Korrelation von ICPH mit Achtsamkeit ist von konzeptioneller Wichtigkeit. Da Achtsamkeit prädiktiv für geringes psychisches Leiden zu sein scheint (Walach et al. 2006), muss auch noch untersucht werden, ob mentale Gesundheit auch mit ICPH in Verbindung gebracht wird.

Denkbar wäre, dass wenn einzelne Körper-Geist-Interventionen mit psychischer Stabilisierung und konsekutiven stressreduzierenden Auswirkungen assoziiert werden, diesen sowohl einem Zuwachs an Achtsamkeit als auch einer Erhöhung von innerer Verbundenheit und Gefühlen von friedvoller Erleichterung mit den Praktiken zugeschrieben werden könnten. Um das anzugehen, untersuchten wir Yogapraktizierende und analysierten einerseits die Assoziationen zwischen ICPH und Achtsamkeit und andererseits ihre psychische Stabilität (d.h. mentale gesundheitsverwandte Lebensqualität, Lebenszufriedenheit, positive Stimmungszustände, Unbeschwertheit (Fröhlichkeit) und Aspekte von Spiritualität). Zusammengefasst ist das Ziel der vorliegenden Studie die Zusammenhänge zwischen ICPH mit Achtsamkeit, Aspekte der Spiritualität, mentaler Gesundheit und Wohlbefinden bei Yogapraktizierenden zu untersuchen, um zu einem besseren Verständnis der Gesundheitsfördernden Wege der Körper-Geist Interventionen wie Yoga beizutragen.

Materialien und Methoden

Teilnehmer

In einer anonymen Querschnittsstudie registrierten wir 191 Individuen zu Beginn einer Yogalehrerausbildung in den Yoga Vidya Zentren in Bad Meinberg und im Westerwald (Deutschland). Alle reichten eine Einwilligungserklärung zur Teilnahme vor dem Ausfüllen des Fragebogens ein (zwischen März und April 2010), in welchem weder nach Name oder Initialen oder einer Adresse gefragt wurde. Die Studie wurde von der Ethischen Kommission unseres Instituts genehmigt (#23/2010).

Messungen

Innere Verbundenheit und Friedliche Harmonie in den Praktiken

Um „Innere Verbundenheit“ der individuellen Yogapraktizierenden zu operationalisieren, verwendeten wir eine 12-Item ICPH Skala (Büssing et al. 2011). Die Skala hat eine eindimensionale Struktur und eine sehr gute interne Konsistenz (Cronbach’s alpha =.95). Itembeispiele sind: Die gesamte Empfindung war in Harmonie mit den Bewegungen/Harmonie; vollständiges Zurechtkommen mit den Praktiken, vollständig vertieft, nichts Äußeres kann mich stören; etc.. Die Items wurden auf einer 5-Punkt Skala gezählt, von nicht Zustimmen bis Zustimmen (0 – trifft überhaupt nicht zu; 1- trifft nicht wirklich zu; 2- Ich kann mich nicht entscheiden/ich kann es nicht sagen; 3- trifft sehr zu, 4- trifft sehr viel zu).

Mit Verwendung dieser Stichprobe hat die ICPH-Skala eine sehr gute interne Konsistenz (alpha= 0.91). Um die externe Validität des Instruments zu bestimmen, werden derzeit zwei Interventionsstudien mit registrierten Krebspatienten während der Chemotherapie und ambulanten Patienten mit krebszusammenhängender Müdigkeit durchgeführt und eine weitere Observationsstudie mit registrierten gesunden Individuen, wobei die Ergebnisse noch nicht zur Verfügung stehen.

Hilfestellung für den Handstand

Achtsamkeit

Achtsamkeit wurde mit dem Freiburg Mindfulness Inventory (FMI; Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit; FFA) (Walach et al. 2006) gemessen. Für diese Studie verwendeten wir die 14-Item Kurzversion (Kohls et al. 2009), die sich als semantisch robust und psychometrisch stabil erwies (Cronbach’s alpha =.83). Itembeispiele sind: meine Gefühle beobachten, ohne mich in ihnen zu verlieren; sich der Erfahrung des gegenwärtigen Moments öffnen, mich mit meiner Erfahrung im Hier und Jetzt verbunden fühlen; in schwierigen Situationen kann ich innehalten, ohne direkt zu reagieren; Momente inneren Friedens und Gelassenheit erfahren, selbst wenn Dinge hektisch und stressig werden, etc.. Antwortoptionen waren „selten“, „gelegentlich“, „ziemlich häufig“ und „fast immer“.

Die 14-Item Skala hatte einen gemeinsamen Faktor und korrelierte stark mit Selbstbewusstsein (Selbstkenntnis). Für diese Analyse verwendeten wir beides – die eindimensionale (14 Items) und eine alternative zweidimensionale Lösung (Kohls et al. 2009), d.h., FMI-Präsenz (vier Items; alpha=.71); Und FMI-Akzeptanz (vier Items; alpha =.64). Die Akzeptanzkomponente des Achtsamkeitskonstrukts bezieht sich auf die urteilsfreie Akzeptanz der Situation, während achtsame Präsenz mit der Erfahrung des Moments und einer kognitiven Reflektion aller Handlungen zusammenhängt (Kohls et al. 2009; Walach et al. 2006). Eine Anzahl von Studien haben Beweis für die externe Validität der FMI geliefert (Eisendrath et al. 2008; Leigh et al. 2005; Michal et al. 2007; Michalak et al. 2008; Sauer et al. 2011).

Mit dem Gebrauch dieser Yoga Stichprobe hat die Skala nur eine schwache interne Konsistenz (alpha=0.62), selbst wenn Item 13 („ungeduldig mit mir selbst und anderen“) mit seiner niedrigen Item-Skala Korrelation ausgeschlossen wäre (alpha=.65).

Fröhlichkeit/Leichtigkeit

Die LHR Skala (Lightheartedness/Relief; Fröhlichkeit/Leichtigkeit) ist aus dem German language ERG (emotional and physical reactions; emotionale und physische Reaktionen) Fragebogen (Büssing 2010) übernommen, der nach spezifischen Wahrnehmungen, Reaktionen und Gefühlen hinsichtlich des Umgangs des Patienten mit Krankheit fragt.

Die Absicht war, messbare einzelne (emotionale und verhaltens-) Einstellungen mit einem Aufleben von Vitalität und Lebensfreude, d.h. positive innere Einstellung wie Leichtigkeit und anschließende Offenheit für externe Kontakte („soziale Interessen/Kontakt“) festzustellen. Diese Einstellungen wurden im Kontext einer zunehmenden positiven Gesundheit/Wohlbefinden operationalisiert - und nicht mit abnehmenden funktionalen und emotionalen gesundheitlichen Auswirkungen und Beeinträchtigungen überprüft. Die Primärskala zur Adressierung dieser „äußeren Erwärmung“ hat neun Items und eine zweifaktorige Struktur mit zufriedenstellenden internen Konsistenzkoeffizienten, d.h. LHR (Cronbach’s alpha =0,74) und soziales Interesse/Kontakt (Cronbach’s alpha=0,79) (Büssing 2010).

Für diese Analyse konzentrierten wir uns auf die 5-Item Subskala LHR, weil sie in einer vorherigen Studie signifikante gegensätzliche Qualitäten zu psychischer Erschöpfung (Korrelation r=−0,49) und gestörter Schlafregeneration (r=−.53) aufzeigte und moderat mit sozialem Interesse/Kontakt korrelierte (r=.43) (Büssing 2010). Die Items richten sich an Gefühle wie „fühlte mich (innerlich) zutiefst erleichtert“, „bestimmte Gelegenheiten gelangen immer besser und besser“, „Bewegungen sind einfach und fließend“ , „mit strahlendem Glück erfüllt“ und einer gegensätzliche Äußerung „fühlte mich von innen leer“. Sie wurden auf einer Fünfpunktskala gezählt, von Nichtübereinstimmung bis Übereinstimmung (0 – trifft überhaupt nicht zu; 1 - trifft nicht wirklich zu; 2 - Ich kann mich nicht entscheiden./Ich kann es nicht sagen.; 3 - trifft sehr zu, 4 - trifft sehr viel zu). Die endgültigen Auswertungen bezogen sich auf ein 100% Level (transformierte Skala Punktzahl/transformed scale score). Mit dieser Stichprobe hat die Skala eine gute interne Konsistenz (alpha =.80).

Aspekte von Spiritualität

Um eine eine weite Vielfalt von wichtigen Aspekten von Spiritualität jenseits von konventionellen konzeptionellen Grenzen zu messen, wurden die Aspects of Spirituality (ASP; Aspekte der Spiritualität) Fragebogen entwickelt (Büssing et al. 2007). Für die gegenwärtige Analyse verwendeten wir die 25 Item ASP 2.1 (Büssing et al. 2010). Dieses Instrument unterscheidet:

  1. Religiöse Orientierung: Gebet/Vertrauen in Gott (alpha =.93);
  2. Suche nach Einsicht/Weisheit (philosophische/existentielle Sichtweisen; alpha = .88) mit seinen Unterkategorien aufstrebende Schönheit/Einsicht (alpha=.76) und Suche nach Orientierung (alpha0.76);
  3. Bewusste Interaktionen (alpha=.83) mit seinen Unterkategorien Bewusste Interaktion (alpha = .75) und Mitgefühl/Großzügigkeit (alpha=.63); und
  4. Transzendente Überzeugung (alpha=.85). Die Items wurden auf einer Fünfpunkteskala gezählt, von Nichtübereinstimmung bis Übereinstimmung (0 – trifft überhaupt nicht zu; 1 - trifft nicht wirklich zu; 2 - Ich kann mich nicht entscheiden/ich kann es nicht sagen; 3 - trifft sehr zu, 4 - trifft sehr viel zu). Die Endpunktzahl bezieht sich auf ein 100% Level (Transformierte Skala Score).

Lebenszufriedenheit

Lebenszufriedenheit wurde mit der Brief Multidimensional Life Satisfaction Scale (BMLSS; Kurze Multidimensionale Lebenszufriedenheit Skala) (Büssing et al. 2009) gemessen, welche sich auf Huebners “Brief Multidimensional Students’ Life Satisfaction Scale” („Kurze Multidimensionale Lebenszufriedenheit Skala) bezieht (Huebner et al. 2004; Zullig et al. 2005). Die acht Items der BMLSS adressieren intrinsische (ich selbst, das Leben im Allgemeinen), soziale (Freundschaften, Familienleben), externe (Schulsituation, wo ich lebe) und zukünftige Dimensionen (finanzielle Situation, Zukunftsaussichten) an. Die interne Konsistenz des Instruments war gut (Cronbachs alpha=.87) (Büssing et al. 2009). Wir fügten zwei Items, die sich an Zufriedenheit mit der Gesundheitssituation und den eigenen Fähigkeiten mit dem täglichen Leben umzugehen richteten.

Jedes Item wurde mit dem Satz „Ich würde mein Zufriedenheitslevel definieren als …,“ und auf einer Siebenpunkteskala von Unzufriedenheit bis Zufriedenheit skaliert (0-schrecklich; 1-unglücklich; 2-überwiegend unzufrieden; 3-gemischt (ungefähr gleich zufrieden und unzufrieden); 4-hauptsächlich zufrieden; 5-zufrieden; 6-hocherfreut). Die BMLSS Summenpunkzahlen beziehen sich auf ein 100% Level („hocherfreut“). Die Skala wurde in der Vergangenheit als mit Gesundheitsverwandten Variablen korrelierend erwiesen (Büssing et al. 2009).

Physischer und Mentaler Gesundheitsstatus

Stehende Rückwärtsbeuge

Physische und mentale gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit der Medical Outcomes Study Short-Form Health Survey SF-12 (Medizinische Resultatstudie Kurzform Gesundheitsumfrage SF-12; Ware et al. 1996) gemessen, ein weit gebrauchter und anerkannter Fragebogen. Punktzahlen von 50 indizieren einen uneingeschränkten Gesundheitszustand, während geringere Werte eine angeschlagene Gesundheit anzeigen. Die wahrgenommene Gesundheitsbeeinträchtigung wurde mit einer Symptompunktzahl gemessen [visuell analoge Skala von 0 (keine) bis 100 (unerträglich) reichend].

Gemütszustände

Zur Erfassung der Gemütszustände verließen wir uns auf die 19-item ASTS (Aktuelle Stimmungslage) Skala von Dalbert (1992), die sich auf das Profil von Gemütszuständen bezieht (Mc Nair et al. 1971). Es misst die Statuskomponente von subjektivem Wohlbefinden und unterscheidet fünf Simmungsstadien, d.h. Positive Stimmung (sechs Items), Kummer (drei Items), Verzweiflung (drei Items), Müdigkeit (vier Items) und Ärger (drei Items). Die interne Konsistenz dieser Faktoren reicht von alpha=.83 bis .94. Die Skala hat eine Sieben-Punkte Bewertungsskala, die von 0 (überhaupt nicht) bis 7 (sehr stark) reicht. Dalbert (1992) stellte die externe Validität der ASTS unter Beweis. Derzeit gibt es für die erwähnten Skalen keine Normwerte.

Statisik

Deskriptive-, Varianz-(ANOVA), Korrelations- und schrittweise Regressionsanalysen wurden mit SPSS 17.0 für Windows (SPSS GmbH Software, München) durchgeführt. Wir betrachteten ein Level von p<0.05 als statistisch signifikant. Bezüglich der Korrelationsanalysen (Spearman rho), wählten wir ein Signifikanzlevel von p<0.01 und betrachteten statistisch signifikante Korrelationen r>0.5 als stark, r zwischen 0.3 und 0.5 als mittelmäßig und r zwischen 0.2 und 0,3 als klein, währen r<0.2 als irrelevant betrachtet wurde.

Ergebnisse

Individuen

Wir registrierten 191 Yogapraktizierende (durchschnittliche Dauer der Yogapraxis 42±67 Monate; Spanne 2 – 384 Monate). Die Meisten waren Frauen (90.5%), lebten zusammen mit einem Partner (70%) und hatten einen Gymnasialabschluss (57%). 65% Prozent gaben an, gesund zu sein. 65% Prozent der Individuen gaben chronische Krankheiten an, wovon 32% psychische Störungen /Leiden wie Depression, Burnout, etc., 19% chronische Schmerzkrankheiten, 7% Krebs und andere (42%) waren. Der Vergleich von (selbstbehaupteten) gesunden Individuen und Individuen mit chronischen Krankheiten bezüglich der gezielten Maßnahmen sind in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle-1.gif

Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, hatten die Yogapraktizierenden relativ hohe Punktzahlen für die umschriebenen Aspekte von Spiritualität (z.B. Transzendente Überzeugung, existentielle Suche, und Beziehungsfähigkeit. Trotz mancher physischer Gesundheitsbeeinträchtigungen, hatten selbst jene mit chronischen Krankheiten eine moderat hohe Lebenszufriedenheit, waren unbeschwert, achtsam und hatten einen Sinn von innerer Übereinstimmung mit den Yogapraktiken. Dennoch hatten jene mit Gesundheitsbeeinträchtigungen eine signifikant geringere Stimmung, Lebenszufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität) und höhere negative Stimmungszustände und Symptompunktzahlen. In Hinblick auf Achtsamkeit waren diese Unterschiede schwach (und für den Akzeptanzkomponent statistisch nicht signifikant), während es keine signifikanten Unterschiede für ICPH und LHR gab (Tabelle 1).

Korrelationsanalysen

Korrelationsanalysen zeigten, dass ICPH und Achtsamkeit stark miteinander verbunden sind; sie wurden beide mittelmäßig mit LHR assoziiert (Tabelle 2). Diese Dimensionen wurden signifikant mit Lebenszufriedenheit, positiver Stimmung und mentaler Gesundheit, aber nicht mit dem physischen Gesundheitszustand. Weiterhin hingen sie nicht von der Dauer der Yogapraxis oder dem Alter des Praktizierenden ab. LHR korrelierte stark mit positiver Stimmung und mittelmäßig mit mentaler Gesundheit.

Bezüglich einzelner Aspekte von Spiritualität korrelierte insbesondere Achtsamkeit mit bewussten Interaktionen und religiöser Orientierung, während ICPH am besten mit religiöser Orientierung assoziiert wurde und LHR am besten mit bewussten Interaktionen und religiöser Orientierung (Tabelle 2).

Tabelle-2.gif

Regressionsanalysen

Um die wichtigsten Prädiktoren von ICPH und Achtsamkeit auf der einen Seite und des mentalen Komponenten gesundheitsbezogener Lebensqualität auf der anderen Seite zu analysieren, führten wir Regressionsanalysen mit den relevant assoziierten Variablen durch und rotierten die abhängigen Variablen (Tabelle 3).

Tabelle-3.gif

Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, kann ICPH am besten durch religiöse Orientierung und LHR prognostiziert werden und schwach durch positive Stimmung und Achtsamkeit vorhergesehen werden. Im Gegenzug, mit Achtsamkeit als abhängige Variable, stellten die Prädiktoren unseres Regressionsmodels einen relativ geringen Einfluss dar, d.h. Lebenszufriedenheit, bewusste Interaktionen und ICPH hatten einen signifikanten Effekt, während weder positive Stimmung noch mentale Gesundheit noch LHR einen signifikanten Effekt hatten.

Im Modell mit mentaler Gesundheit als abhängiger Variablen, waren Lebenszufriedenheit und positive Stimmung signifikante Prädiktoren, im Trend war auch ICPH. Obwohl die Unterschiede zwischen gesunden Personen und Individuen mit chronischen Krankheiten zunächst als signifikant befunden wurden, hatte diese Kategorie keine signifikante Bedeutung in irgendeinem der betreffenden Modelle. Da Regressionskoeffizienten durch Kolinearität gefährdet werden können, überprüften wir den Varianzinflationsfaktor (VIF) als einen Indikator für Kolinearität. Als Daumenregel, indiziert VIF>10 Kolinearität (Cohen et al. 2002). Die Ergebnisse Zeigen dass VIF nicht präsent war.

Diskussion

Das Ziel dieser Analyse war die Assoziationen zwischen ICPH, Achtsamkeit, Spiritualität und verschiedenen Aspekten von Wohlbefinden in Yogapraktizierenden zu untersuchen. Unsere Vermutung war, dass die stabilisierenden gesundheitspsychologischen Effekte von Yoga aufgrund dieser Einstellungen und Verhaltensweisen zustande kamen. Für diese Studie haben wir erfahrene Yogapraktizierende aufgenommen, um zu überprüfen, ob ihre mentale Gesundheit auch mit ICPH assoziiert wird, da Achtsamkeit, was mit ICPH zusammenhängt, vorab als vorhersagend für geringeren psychologischen Stress eingestuft wurde (Walach et al. 2006).

Fig. 1. Grafische Darstellung über mögliche Kausalzusammenhänge zwischen innerer Verbundenheit (ICPH), Achtsamkeit, positiver Stimmung, mentaler Gesundheit und Lebenszufriedenheit (siehe Diskussion).

Tatsächlich fanden wir komplexe Zusammenhänge zwischen ICPH, Achtsamkeit und mit mentaler Gesundheit assoziierten Variablen, wie SF-12’s Mentale Gesundheits-Komponente, positive Stimmungsstadien, Lebenszufriedenheit, LHR und aber auch mit Aspekten von Spiritualität (Tabelle 1).

Obwohl ICPH stark mit Achtsamkeit und moderat mit positiver Stimmung und auch mit religiöser Orientierung korrelierte, zeigten Regressionsanalysen, dass ICPH hauptsächlich durch die religiöse Orientierung und LHR des Praktizierenden bestimmt wurde, während Achtsamkeit und postive Stimmung nur einen geringen Effekt hatten. Auf der anderen Seite hatten bewusste Interaktionen, Lebenszufriedenheit und ICPH nur einen geringen Einfluss auf Achtsamkeit (siehe Messungen des FMI), während mentale Gesundheit oder positive Stimmung keinen signifikanten Einfluss hatten.

Da mentale Gesundheit ein relevantes klinisches Ergebnis ist, analysierten wir die Auswirkungen von den zuvor genannten Variablen in einem entsprechenden Regressionsmodell und fanden heraus, dass Lebenszufriedenheit und positive Stimmung die besten Prädiktoren waren. Das heißt, obwohl die entsprechenden Variablen interkorrelierten, waren ihre prädiktive Relevanz für die entsprechenden abhängigen Variablen (nämlich ICPH, Achtsamkeit und mentale Gesundheit) stark abweichend.

Man könnte erwarten, dass Achtsamkeit über den Verlauf der Praxis (im Begriff von trainiertem Verhalten) zunimmt und dass ICPH (im Begriff einer Einstellung) ein relevanter Faktor für das grundsätzliche Funktionieren von Achtsamkeitsinterventionen sein könnte und so kann über verschiedene kausale Netzwerke spekuliert werden (Fig. 1). Diese Fragen können nicht in einer Querschnittsanalyse wie in dieser nun vorliegenden beantwortet und müssen in einer Längsschnittstudie untersucht werden. Solch eine befindet sich derzeit in der Ausführung.

Die starke Auswirkung der religiösen Orientierung auf ICPH war überraschend. Man könnte spekulieren, dass die Tatsache, dass es sich um erfahrene Praktizierende handelt bedeuten würde, dass sie mit den spirituellen Bekenntnissen des Yoga übereinstimmen. Tatsächlich waren die Mittelwerte ihrer religiösen Orientierung verglichen mit einer Referenzpopulation aus Deutschland viel höher als erwartet (46.7±30.6 (Büssing et al. 2010)).

Weiterhin ist die Auswirkung von LHR auf ICPH von Bedeutung. Man könnte Wahrnehmungen von Fröhlichkeit und Leichtigkeit als Aspekte einer positiven Stimmung oder Wohlbefinden verstehen (tatsächlich korrelierte positive Stimmung stark mit LHR und ICPH). Man könnte erwarten, dass wenn diese positiven Stimmungszustände mit fortschreitender Praxis zunehmen, ICPH auch hoch sein wird. Das heißt, mit höherer Entwicklung einer inneren Verfassung von Leichtigkeit (LHR), zeigen die hier untersuchten Yogapraktizierenden eine höhere innere Beteiligung (ICPH) bei und eine gewisse Empfänglichkeit für die Erfahrung für die vielschichtigen Effekte des Yoga (z.B. Wohlbefinden der physischen Verfassung, positive Emotionen, Äquilibrierung des Geistes). Deswegen scheinen LHR (und ICPH) relevante Mitwirker beim Wohlbefinden zu sein und könnten deswegen auch einen Weg der psychologischen Stabilisierung erklären.

Ein paar Einschränkungen dieser Analyse sollten berücksichtigt werden. Erstens schließt das korrelationale Design und das Querschnittssdesign kausale Interpretationen in voraus aus. Experimentelle und longitudinale Studien sind nötigt, um die Ergebnisse der vorliegenden Studie zu bestätigen. Zweitens sind die Ergebnisse hauptsächlich nur auf einer Methode basiert, das heißt auf einem psychometrischen Fragebogen. Ganz klar sind zusätzliche Methoden (wie zum Beispiel physiologische Daten) und mehr Variablen notwendig, um diese Erkenntnisse zu untermauern.

Ähnliche Studien können durch dieselben Einschränkungen wie in dieser gegenwärtigen Studie limitiert sein. Dennoch kann diese Studie trotz ihrer Schwächen Forschungsrichtungen aufweisen, die für die Entwicklung des Fachgebiets hilfreich sein können. Im Einzelnen werden noch überzeugendere Studien entlang der oben genannten Empfehlungen über die Auswirkungen von Yoga gebraucht, insbesondere über die Veränderungen der psychologischen Stabilität und ihre Beständigkeit während einer längeren Observationsphase. Weiterhin wäre die Untersuchung, ob ICPH ein Mediator bei den Auswirkungen von Achtsamkeit hinsichtlich positiver Stimmung ist, von hohem theoretischem Interesse. Auch deuten die LHR Komponenten auf weitere Einsichten hin.

Schlussfolgerungen

Obwohl die entsprechenden Variablen interkorrelieren, gibt es einen signifikanten Unterschied bei ihrer Bedeutung für die entsprechenden abhängigen Variablen innere Verbundenheit, Achtsamkeit und mentale Gesundheit. Da Achtsamkeit erlernt werden kann, würde man einen Einfluss auf Lebenszufriedenheit und Gesundheit erwarten, während ICPH und LHR ein wichtiger Beitrag für das Wohlbefinden in Assoziation mit Achtsamkeitsinterventionen gelten. Weitere Studien werden benötigt und sind derzeit im Umlauf.

Danksagungen: Wir danken dem Yoga Vidya e.V. für die Unterstützung bei der Rekrutierung von Yogapraktizierenden.

Interessenskonflikt: Die Autoren erklären, dass sie keinen Interessenskonflikt haben.

Referenzen

  • Bennett, B. (2002). Emotional yoga: how the body can heal the mind. Austin: Fireside Books.
  • Bohlmeijer, E., Prenger, R., Taal, E., & Cuijpers, P. (2010). The effects of mindfulness-based stress reduction therapy on mental health of adults with a chronic medical disease: a meta-analysis. Journal of Psychosomatic Research, 68(6), 539–544.
  • Büssing, A. (2010). Innere Unruhe—äußere Erwärmung: ERG Fragebogen- Module. In V. Fintelmann (Ed.), (Hrsg.): Onkologie auf anthroposophischer Grundlage (Vol. 5, pp. 7–16). Stuttgart: Johannes M. Mayer-Verlag. Chapter 2.2.2.7.2.
  • Büssing, A., Ostermann, T., & Matthiessen, P. F. (2007). Distinct expressions of vital spirituality. The ASP questionnaire as an explorative research tool. Journal of Religion and Health, 46(2), 267–286.
  • Büssing, A., Fischer, J., Haller, A., Ostermann, T., & Matthiessen, P. F.(2009). Validation of the Brief Multidimensional Life Satisfaction Scale in patients with chronic diseases. European Journal of Medical Research, 14, 171–177.
  • Büssing, A., Föller-Mancini, Gidley, J., & Heusse, P. (2010). Aspects of spirituality in adolescents. International Journal of Children’s Spirituality, 15(1), 25–44. doi:25.
  • Büssing A, Edelhäuser F, Weisskircher A, Fouladbakhsh JM, Heusser P (2011) Inner correspondence and feelings of peaceful relief in participants practicing eurythmy therapy and yoga: a validation study. Evidence-based Complementary and Alternative Medicine (eCAM), Article ID 329023
  • Chen, K. M., Chen, M. H., Lin, M. H., Fan, J. T., Lin, H. S., & Li, C.H. (2010). Effects of yoga on sleep quality and depression in elders in assisted living facilities. Journal of Nursing Research, 18(1), 53–61.
  • Chiesa, A., & Serretti, A. (2009). Mindfulness-based stress reduction for stress management in healthy people: a review and metaanalysis. Journal of Alternative and Complementary Medicine, 15(5), 593–600.
  • Cohen, J., Cohen, P., West, S. G., & Aiken, L. S. (2002). Applied multiple regression/correlation analysis for the behavioral sciences. New Jersey: Lawrence Erlbaum Assoc Inc.
  • Dalbert, C. (1992). Subjektives Wohlbefinden junger Erwachsener: Theoretische und empirische Analysen der Struktur und Stabilität. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 13, 207–220.
  • Eisendrath, S. J., Delucchi, K., Bitner, R., Fenimore, P., Smit, M., & McLane, M. (2008). Mindfulness-based cognitive therapy for treatment-resistant depression: a pilot study. Psychotherapy and Psychosomatics, 77(5), 319–320.
  • Field, T. (2011). Yoga clinical research review. Complementary Therapies in Clinical Practice, 17(1), 1–8.
  • Grossman, P., Niemann, L., Schmidt, S., & Walach, H. (2001). Mindfulness-based stress reduction and health benefits. A metaanalysis. Journal of Psychosomatic Research, 57(1), 35–43.
  • Huebner, E. S., Suldo, S., Valois, R. F., Drane, J. W., & Zullig, K.(2004). Brief multidimensional students’ life satisfaction scale: sex, race, and grade effects for a high school sample. Psychological Reports, 94, 351–356.
  • Javnbakht, M., Hejazi Kenari, R., & Ghasemi, M. (2009). Effects of yoga on depression and anxiety of women. Complementary Therapies in Clinical Practice, 15(2), 102–104.
  • Kohls, N., Sauer, S., & Walach, H. (2009). Facets of mindfulness — results of an online study investigating the Freiburg mindfulness inventory. Personality and Individual Differences, 46, 224–230.
  • Leigh, J., Bowen, S., & Marlatt, G. A. (2005). Spirituality, mindfulness and substance abuse. Addictive Behaviors, 30(7), 1335–1341. McNair, D. M., Lorr, M., & Doppleman, L. F.(1971). EITS—manual for profile of mood states. San Diego: Educational and Industrial Testing Service.
  • Michal, M., Beutel, M. E., Jordan, J., Zimmermann, M., Wolters, S., & Heidenreich, T. (2007). Depersonalization, mindfulness, and childhood trauma. The Journal of Nervous and Mental Disease, 195(8), 693–696.
  • Michalak, J., Heidenreich, T., Meibert, P., & Schulte, D. (2008). Mindfulness predicts relapse/recurrence in major depressive disorder after mindfulness-based cognitive therapy. The Journal of Nervous and Mental Disease, 196(8), 630–633.
  • Mohan, A. G. (2004). Yoga-Therapie. Gesund und leistungsfähig durch Yoga und Ayurveda. Petersberg: Vianova. Pilkington, K., Kirkwood, G., Rampes, H., & Richardson, J. (2005). Yoga for depression: the research evidence. Journal of Affective Disorders, 89(1–3), 13–24.
  • Praissman, S. (2008). Mindfulness-based stress reduction: a literature review and clinician’s guide. Journal of American Academic Practice, 20(4), 212–216.
  • Saeed, S. A., Antonacci, D. J., & Bloch, R. M. (2010). Exercise, yoga, and meditation for depressive and anxiety disorders. American Family Physician, 81(8), 981–986.
  • Sauer, S., Walach, H., & Kohls, N. (2011). Gray’s Behavioural Inhibition System as a mediator of mindfulness towards well-being. Personality and Individual Differences, 50(4), 506–551.
  • Uebelacker, L. A., Epstein-Lubow, G., Gaudiano, B. A., Tremont, G., Battle, C. L., & Miller, I. W. (2010). Hatha yoga for depression: critical review of the evidence for efficacy, plausible mechanisms of action, and directions for future research. Journal of Psychiatric Practice, 16(1), 22–33.
  • Walach, H., Buchheld, N., Buttenmüller, V., Kleinknecht, N., & Schmidt, S.(2006). Measuring mindfulness—the FreiburgMindfulness Inventory (FMI). Personality and Individual Differences, 40, 1543–1555.
  • Ware, J., Jr., Kosinski, M., & Keller, S. D. (1996). A 12-Item Short-Form Health Survey: construction of scales and preliminary tests of reliability and validity. Medical Care, 34, 220–233.
  • Zullig, K. J., Huebner, E. S., Gilman, R., Patton, J. M., & Murray, K. A. (2005). Validation of the brief multidimensional students’ life satisfaction scale among college students. American Journal of Health Behavior, 29, 206–214.

Siehe auch

Seminare