Yogasutra: Unterschied zwischen den Versionen

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==Kommentare==
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Das Yogasutra wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder neu kommentiert und übersetzt. Der erste Kommentar stammt von [[Vyasa]], der im 5.Jh.n.Chr. gewirkt hatte. Dieser [[Yogabhashya]] genannte Kommentar wurde von [[Shankara]] (788-820) , einem der größten indischen Philosophen, in einem Umfangreichen Werk nochmals kommentiert.  Andere wichtige Kommentare sind das Rajamartanda von König [[Bhoja]] (um 1040) und das Yogavarttika von Vijnanabhikshu (2.H.16.Jh.)
Das Yogasutra wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder neu kommentiert und übersetzt. Der erste Kommentar stammt von [[Vyasa]], der im 5.Jh. n.Chr. gewirkt hatte. Dieser [[Yogabhashya]] genannte Kommentar wurde von [[Shankara]] (788-820), einem der größten indischen [[Philosoph]]en, in einem umfangreichen Werk nochmals kommentiert.  Andere wichtige Kommentare sind das "Rajamartanda" von König [[Bhoja]] (um 1040) und das "Yogavarttika" von Vijnanabhikshu (2.H.16.Jh.). Bis zum 18. Jh. wurden nicht weniger als 15 verschiedene Kommentare zum Yogasutra verfasst. Diese Zahl erhöht sich bis heute fortlaufend.
 
Bis zum 18. Jh. wurden nicht weniger als 15 verschiedene Kommentare zum Yogasutra verfasst. Diese Zahl erhöht sich bis heute fortlaufend.


==Übersetzungen==
==Übersetzungen==

Version vom 14. April 2013, 10:27 Uhr

Darstellung Patanjalis als Mischwesen bestehend aus einem männlichen Oberkörper und einer Schlange als Unterkörper. Über seinem Kopf breitet sich eine Schlange mit mehreren Köpfen aus.

Das Yogasutra (Sanskrit: योगसूत्र yogasūtra n.) wörtl.: "Leitfaden" (Sutra) des Yoga, auch पातञ्जलयोगसूत्र pātañjalayogasūtra ("Yogasutra des Patanjali") genannt. Das Yogasutra ist das Standardwerk des Yoga. Es wurde von Patanjali verfasst, der vermutlich im 2. Jh. n. Chr. lebte und stellt den Yoga als eines der sechs indischen orthodoxen philosophischen Systeme (Shaddarshana) dar.

Sutras

Es gibt verschiedene Formen indischer Schriften. Sutras sind die kürzeste und prägnanteste Weise, etwas zu sagen - nicht nur im Yoga, sondern auf allen Gebieten. Es gibt zum Beispiel das Nathya Sutra über indischen Tanz, es gibt Sutras über Politik usw. Für den Jnana Yoga ist zum Beispiel das Brahma Sutra sehr wichtig. Aber es kann nur dann ein Sutra geben, wenn die Tradition schon einige Jahrhunderte alt und reif dafür ist, in Sutraform komprimiert zu werden.

Ein Sutra ist kein Lehrbuch, das man liest, und anschließend hat man alles verstanden. Es ist vielmehr als Leitfaden für den Lehrer gedacht, um dem Schüler Raja Yoga beizubringen, indem er ihn Vers für Vers durchgeht. Und es ist gleichzeitig auch ein Leitfaden für den Schüler. In früheren Zeiten war es üblich, dass die Schüler ein Sutra vollständig auswendig lernten, bevor der Lehrer irgendwelche Kommentare dazu abgab. Erst wenn der Schüler sie auswendig konnte, wurde er als würdig erachtet, im Raja Yoga unterwiesen zu werden. Das Yoga Sutra ist übrigens nicht so schwer auswendig zu lernen, denn die Verse sind tatsächlich inhaltlich wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht. Man kann aus dem letzten Wort des jeweiligen vorhergehenden Verses fast schon den Anfang des folgenden Verses erraten.

Ein Sinn des Auswendiglernens besteht darin, dass der Text im Geist präsent ist. In früheren Zeiten gab es kaum Bücher. Die Inder haben auf Palmblätter geschrieben. Palmblätter sind schwierig zu präparieren und zu beschreiben und halten auch nur einige Generationen lang. Dann müssen sie neu abgeschrieben werden. Einer der Gründe, warum man so große Schwierigkeiten hat zu bestimmen, aus welcher Zeit eine indische Schrift stammt, ist, dass man auf kein Original mehr zurückgreifen kann, sondern nur auf wiederholte Abschriften. Man kann also nicht beurteilen, ob eine Schrift nun schon Tausende oder "nur" Hunderte von Jahren alt ist. Die Sutras wurden vorgelesen, vom Lehrer erklärt und von den Schülern gelernt. So lernten die Schüler auch ihren Geist und seine Arbeitsweise kennen.

Das Yoga Sutra lernt man hauptsächlich wegen seines Inhalts. Man rezitiert es meist nicht wie etwa die Bhagavad Gita oder die Upanisaden, die gleichzeitig Mantracharakter haben und durch ihre Klangschwingung wirken. Man findet es in Indien sehr häufig, dass die Bhagavad Gita öffentlich rezitiert wird - sehr viel seltener das Yoga Sutra.

Patanjali Yoga Sutra: Suche dir Vorbilder

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Die Yamas im Raja Yoga Sutra – Lesung als Mp3 mit Sukadev

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Dwesha nach dem Raja Yoga Sutra -mp3-Lesung mit Sukadev Bretz

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Aufbau des Raja Yogasutras

Das Yogasutra besteht aus 195 Versen in vier Kapiteln. Die in Sanskrit verfassten Verse sind sehr knapp gehalten, so dass für die Interpretation ein großer Spielraum entsteht, was in den vielen Kommentaren und Übersetzungen deutlich zum Ausdruck kommt. Der Autor Patanjali fasst im Yogasutra das Wissen des Raja Yoga zusammen, wobei er sich eng an das System vom Samkhya anlehnt, aber auch Gedankengut aus verschiedenen Traditionen übernimmt. Patanjali gilt daher nicht als Begründer des Yoga, sehr wohl aber als erster, der den Yoga in einem Buch als ganzes systematisch zusammengefasst hat.

Das Yoga Sutra besteht aus vier Teilen, den sogenannten „Padas“. „Pada“ bedeutet wörtlich "Fuß" oder im übertragenen Sinn Kapitel. Jedes Kapitel ist in Verse unterteilt, die ebenfalls als Sutras, Aphorismen, Verse, bezeichnet werden. Das Wort Sutra bezieht sich sowohl auf das Gesamtwerk wie auch auf jeden einzelnen Aphorismus . Die vier Füße, Kapitel, auf denen die Sutras stehen, sind:

  1. Samadhi Pada,
  2. Sadhana Pada,
  3. Vibhuti Pada,
  4. Kaivalya Pada.

Samadhi Pada

Samadhi Pada wird oft auch als "Theorie des Geistes" bezeichnet. In diesem ersten Kapitel beschreibt Patanjali, welche Stufen des Bewusstseins und welche Arten von Samadhi (überbewusster Zustand) es gibt, und wie der Geist funktioniert bzw. was er ist. Er behandelt der Reihe nach, was Yoga ist, dann die verschiedenen Gedanken im Geist, die verschiedenen Weisen, wie man den Geist beherrschen kann, die verschiedenen Samadhi-Stufen (Savitarka, Nirvitarka, Savicara, Nirvicara, Sananda und Sasmita) als Formen von Samprajnata Samadhi und schließlich Asamprajnata Samdhi. Weiterhin schreibt er über die Hindernisse auf dem Weg, Hinweise zu deren Überwindung und schließlich nochmals über Samadhi und die Folgen von Samadhi.

Zunächst gibt Patanjali die Definition von Yoga an:

अथ योगानुशासनम् || 1.1 ||

atha yogānuśāsanam || 1.1 ||

"atha": jetzt, nun; "Yoga": Einheit, Vereinigung; "anusasana": Erklärung, Auslegung

"Nun wird Yoga erklärt."

Yoga geschieht immer im Jetzt. Jetzt wollen wir üben. Jetzt ist der richtige Moment. Wenn du mal dazu neigst, etwas aufzuschieben, kannst du dir selbst sagen: "atha", jetzt, nicht morgen. Jetzt wird Yoga erklärt und praktiziert.

योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः || 1.2 ||

yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ || 1.2 ||

"Yoga": Yoga; "Citta": Geist, Verstand, Denksubstanz; "Vrtti": Gedanken(welle), "Nirodha": Aufhören, zur Ruhe kommen, Beherrschung

"Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist."

Der Geist ist wie das Wasser in einem See, auf dessen Grund ein Schatz ruht. Wenn das Wasser sich bewegt, entstehen Wellen, und wir können nicht auf den Grund schauen, um diesen Schatz zu sehen.

Nirodha ist das Zur-Ruhe-Kommen des Geistes, was als einer der fünf Grundzustände des Geistes gilt. Die 5 Grundzustände des Geistes:

  1. Nirodha: ganz ohne Gedanken
  2. Ekagrata: vollkommen konzentriert
  3. Vikshipta: sammelnd
  4. Kshipta: zerstreut
  5. Mudha: deprimiert/unklar

Yoga-Sutra-1.33

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Yoga Sutra 1.34 – mp3-Lesung mit Sukadev

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Yoga Sutra 1.37

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Yoga Sutra 1.38 – mp3-Vortrag mit Sukadev

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Sadhana Pada

Das zweite Kapitel hat als Hauptthema Sadhana, die spirituelle Praxis. Patanjali beschreibt dort zunächst den sogenannten Kriya Yoga, Praktiken, die auch ein Anfänger tun kann („kri“ bedeutet „tun“), dann die Kleshas, die Ursachen des Leidens, was Karma ist, sowie Teile der Yoga-Philosophie, die aus dem Samkhya-System stammt. Dabei geht es um die Fragen: Was ist diese Welt, warum bin ich überhaupt in dieser Identifikation, was ist der Sinn des Ganzen, was ist Bindung und was ist Befreiung? Der bekannteste Teil des Yogasutra, die acht Stufen des Yoga, findet sich ebenfalls im zweiten Kapitel. Speziell die ersten fünf Stufen - Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara - sowie ihre Wirkungen, wenn wir diese Stufen (Glieder) üben, sind hier beschrieben.

Vortrag über Kriya Yoga in der Tradition von Patanjali

Kriya Yoga im Yoga Sutra

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Die Kapitel sind nicht so systematisch, wie die Überschriften dies vermuten lassen, eben weil es Sutra-Stil ist und als Leitfaden zur Unterweisung und für die Praxis dient. Es würde unter diesem Gesichtspunkt keinen Sinn machen, das erste Viertel nur mit Theorie zu füllen, das zweite nur mit Praxis. Im ersten Teil überwiegt zwar die Theorie und im zweiten die Praxis, aber gleichzeitig findet sich im ersten Kapitel auch Praxis und im zweiten auch Theorie. Trotzdem ist das Hauptthema des ersten Kapitels die Theorie des Geistes und des zweiten Kapitels die spirituelle Übung. Letzteres umfasst sowohl die eigentlichen Praktiken (Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara) als auch die Lebenseinstellung des Yogi.

Yoga Sutra 2.5 – Unwissenheit -mp3-Lesung mit Sukadev

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Yoga Sutra 2.34 – mp3-Lesung mit Yoga Meister Sukadev Bretz

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Yoga Sutra 2-52 -mp3-Vortrag mit Sukadev

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Vibhuti Pada

Das dritte Kapitel beschreibt die höheren Stufen des Raja Yoga, nämlich Ddharana, Dhyana und Samadhi, also Konzentration, Meditation und Überbewusstsein und deren Auswirkungen. Der größte Teil des 3. Kapitels behandelt die Auswirkungen, die es mit sich bringt, wenn man in der Lage ist, den Geist ganz auf etwas zu konzentrieren. Wer zu einer großen Konzentration fähig ist, erhält außergewöhnliche Fähigkeiten. Das dritte Kapitel wird in den Kommentaren oft vernachlässigt in der Vorstellung, das alles sei nur für sehr weit entwickelte Menschen. Oder es heißt, die Siddhis (übernatürliche Fähigkeiten), die dabei entstehen, seien doch nur Hindernisse auf dem spirituellen Weg, mit denen man sich als Aspirant gar nicht so sehr abgeben solle. Aber da Patanjali ein Viertel seines ganzen Werkes diesem Thema widmet, kann es wohl doch nicht ganz so sein. Swami Vishnu-devananda hat während eines fortgeschrittenen Kurses einige Aphorismen aus diesem dritten Kapitel erläutert und gezeigt, dass sie nicht nur Siddhas (großen Meistern) vorbehalten sind, sondern auf jeder Entwicklungsstufe ganz praktisch anwendbar sind, um bestimmte Probleme zu lösen und Hindernisse im Geist wegzuräumen. Indem wir lernen, uns zu konzentrieren, kommen alle möglichen Fähigkeiten. Patanjali sagt im Grunde, dass Konzentration alles ist. Und das gilt auf allen Stufen der Entwicklung. Konzentrationstechniken sind nicht nur für Menschen, die tatsächlich Samadhi erreichen, sondern auch für spirituelle Aspiranten, die ernsthaft auf dem Weg sind und Konzentration üben wollen. Swami Vishnu sagte immer: "Für einen Yogi mit Konzentration ist nichts unmöglich", oder "Konzentration ist der erste Schritt der Meditation", "Ein zerstreuter Geist ist unfähig zu meditieren". Er forderte uns immer wieder auf, im Alltag, im ganz Banalen, konzentriert zu sein. Diese Konzentration kann man im täglichen Leben mit Hilfe der anstehenden Aufgaben entwickeln. Umgekehrt kann man auch die Schwierigkeiten des täglichen Lebens besser bewältigen, wenn man konzentriert ist.

Yoga Sutra von Patanjali 3.12

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Patanjali Yoga Sutra: Wie Tiere helfen positive Eigenschaften zu entwickeln

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Swami Nityananda, ein Schüler von Swami Sivananda, der heute in Delhi eine Schule für Kinder aus den Armenvierteln betreibt, pflegt, wenn er um Ratschlag gebeten wird, zu sagen: "Concentrate, just concentrate" - nicht auf etwas konzentrieren, sondern einfach nur konzentrieren, immer ganz konzentriert sein, dann kommt alles andere von selbst. Wenn wir eine so starke Konzentration entwickeln, entsteht Macht, und Macht korrumpiert. Patanjali beschreibt hier ganz großartige Dinge: Wie wir zum Beispiel den Geist anderer Menschen kennenlernen und beeinflussen, Vergangenheit und Zukunft sehen, unsere früheren Leben erfahren, größer, kleiner, unsichtbar, schwer, leicht usw. werden können - was sowohl wörtlich zu verstehen ist als auch im übertragenen Sinn. Wie diese Techniken uns schwergewichtig machen, so dass wir wahrgenommen werden, wenn wir etwas zu sagen haben. Oder wie sie uns unsichtbar machen, so dass wir von anderen Menschen in einer bestimmten Situation nicht wahrgenommen werden. Es ist aber auch durchaus wörtlich zu nehmen. Ich selbst habe mehrmals erlebt, wie Swami Vishnu in die Zukunft sehen konnte, dass er hellseherische Fähigkeiten hatte und Ereignisse, die eigentlich unmöglich waren, möglich gemacht hat. Wenn er eine Vision hatte, spielte es keine Rolle, ob es äußerlich möglich war oder nicht - es hat sich einfach manifestiert.

Die Gefahr für einen erwachenden Aspiranten dabei ist, dass sein Ego sich aufbläst. Daher sagt auch Patanjali, die Siddhis, die sich dabei entwickeln, sind Nebenwirkungen, Hindernisse, denn sie verstärken das Ego. Je fortgeschrittener man ist, desto weniger wird man die übernatürlichen Kräfte benutzen. Allerdings für den, der fortschreitet, aber noch nicht so sehr weit gekommen ist, ist es gut, diese Techniken zu üben, um die Konzentration weiterzuentwickeln und seinen Geist zum Instrument Gottes werden zu lassen.

Bei all dem müssen wir Hingabe zu Gott üben, uns bewusst sein, auch wenn wir unsere Konzentrationsfähigkeit benutzen, sind wir Diener Gottes und stellen all unsere Fähigkeiten als Werkzeug Gott zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund spricht nichts dagegen, sein inneres Instrument zu verbessern. Wir entwickeln diese Fähigkeiten, um ein besserer Diener Gottes zu werden, und nicht, um ein dickes Ego zu bekommen. Nicht: "Das habe ich toll gemacht", sondern: "Gott wirkt durch mich hindurch". Man muss sich immer als Kanal Gottes sehen und alles, was man an Fähigkeiten bekommt und erreicht, als Gnade Gottes empfinden.

Kaivalya Pada

Das vierte Kapitel ist Kaivalya, die Befreiung. Es enthält einiges über Befreiung, aber relativ unzusammenhängend auch über alle möglichen anderen Themen. Es gab eine Theorie, nach der das vierte Kapitel nicht von Patanjali sein könne, weil hier ein Aphorismus auf den anderen folgt, ohne dass sie miteinander etwas zu tun hätten. Laut der modernen Kommentatoren soll es aber trotzdem von Patanjali sein. Er hat eben in dieses vierte Kapitel alles hineingebracht, was nicht in die Logik und Aufeinanderfolge von Versen der ersten drei Kapitel hineingepasst hat, aber trotzdem wichtig ist. Er spricht zum Beispiel nochmals über Siddhis, die übernatürlichen Kräfte, und deren mögliche Ursachen. Er geht erneut auf Karma ein, auf den Unterschied zwischen Citta und Purusa (Geist und Selbst), auf das Wesen des Gedankens, die Philosophie der Wahrnehmung, und er endet natürlich mit Kaivalya, der Befreiung.

Santosha - Kurzvortrag über Santosha, Zufriedenheit

Yogena Chittasya Padena Vacha – Patanjali Mantra

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Patanjali Mantra- Erlaeuterung von Sukadev als mp3

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Kommentare

Das Yogasutra wurde im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder neu kommentiert und übersetzt. Der erste Kommentar stammt von Vyasa, der im 5.Jh. n.Chr. gewirkt hatte. Dieser Yogabhashya genannte Kommentar wurde von Shankara (788-820), einem der größten indischen Philosophen, in einem umfangreichen Werk nochmals kommentiert. Andere wichtige Kommentare sind das "Rajamartanda" von König Bhoja (um 1040) und das "Yogavarttika" von Vijnanabhikshu (2.H.16.Jh.). Bis zum 18. Jh. wurden nicht weniger als 15 verschiedene Kommentare zum Yogasutra verfasst. Diese Zahl erhöht sich bis heute fortlaufend.

Übersetzungen

Das Yogasutra wurde um 1000 vom muslimischen Universalgelehrten al-Biruni ins Arabische übersetzt, dem "Kitab Batanjali". Ansonsten blieb das Yogasutra bis in die Neuzeit außerhalb Indiens unbeachtet. Mit dem Aufkommen des Interesses an Yoga in Europa und Nordamerika, wurde das Yogasutra immer wieder neu in westliche Sprachen übersetzt. Auf Deutsch gibt es mittlerweilen mehrere Übersetzungen, die sich zum Teil stark voneinander unterschieden. Auch die dazugehörigen Kommentare gehen je nach Ansicht des Autors weit auseinander.

Siehe auch

Literatur

  • Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute. Petersburg: Verlag Via nova (2001)
  • T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation – Das Yoga Sutra des Patanjali. Petersburg: Verlag Via Nova (1997)
  • Swami Durgananda: Yoga-Sutren des Patanjali. Lautersheim: Mangalam Books (2003). ISBN 3-922477-79-8
  • Swami Prabhavananda & Christopher Isherwood: Gotterkenntnis – Die Yoga-Sutras des Patanjali. Berlin: Ullstein Verlag (1998)
  • Karl-Otto Schmidt: Selbsterkenntnis durch Yoga-Praxis, Patanjali und die Yoga-Sutren. Hammelburg: Drei Eichen Verlag (2009).
  • R. Sriram: Yogasutra. Theseus-Verlag (2006). ISBN 3-89620-292-8

Weblinks

Seminare