Yoga

Aus Yogawiki

Yoga (Sanskrit: योग yoga m. "Vereinigung, Verbindung" im weiteren Sinne schlicht "Einheit/Harmonie") ist eine rund 5000 Jahre alte indische Philosophie und ein praktisches Übungssystem. In der Geschichte des Yoga entstanden ein Vielzahl verschiedener Traditionen. Sie lehren Yoga in unterschiedlichen Ausprägungen. Alle Traditionen verfolgen das Ziel, Menschen an ihre göttlich-universelle Kraft wieder an zu binden und die Selbstverwirklichung zu erlangen. Heute liegt der Schwerpunkt für viele Yoga Übende auf den positiven gesundheitlichen Wirkungen des Yoga.

Beispiel: Die Taube

Geschichte

Der Ursprung des Yoga liegt im Dunklen. Schon in der Mohenjo-Daro Harappa-Kultur im Industal 3000 v. Chr. findet man Statuen im Lotussitz. Nach klassischer indischer Ansicht wurde Yoga vor vielen Tausend Jahren den Rishis (Sehern) in tiefer Meditation enthüllt. Diese gaben die intuitive Weisheit weiter, die dann zu Beginn des Kali Yugas (ca. 3000 v.Chr.), meist von Vyasa aufgezeichnet wurde.

Nach westlicher Orientalistik wanderten indogermanische Arier aus der südrussischen Steppe 1500-800 v. Chr. in Indien ein. Durch Vermischung ihrer Spiritualität mit der Spiritualität der schon dort ansässigen Kultur entstand das Yogasystem.

Yogawege nach Swami Sivananda

Es gibt viele Arten und Wege, Yoga zu praktizieren. Dabei geht es immer darum, die verschiedenen Lebensaspekte von Körper, Geist und Seele auszugleichen und in ihre ursprüngliche Harmonie zu bringen. Folgende Yoga-Arten werden in der Tradition von Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda

 gelehrt:

Hatha Yoga

Hatha Yoga ist der wohl bekannteste Teil des Yoga. Er umfasst die körperorientierten Praktiken:

Außerdem gibt es im Hatha Yoga Ratschläge für eine gesunde Lebensführung, darunter auch vegetarische Vollwerternährung.

Jnana Yoga

Jnana Yoga ist der philosophische Teil des Yoga - der des Wissens. Er fragt: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? Jnana Yoga erklärt Karma und Reinkarnation sowie Meditationstechniken, um die Wahrheit in sich selbst intuitiv zu erfahren.

Raja Yoga

Der Raja Yoga behandelt die Techniken des mentalen Trainings und der Meditation. Raja Yoga erklärt, wie der menschliche Geist funktioniert und wie wir ihn beherrschen können. Er umfasst Affirmation, Visualisierung, Achtsamkeit, Selbstbeobachtung und die verschiedensten Meditationstechniken. Der Grundtext des Raja Yoga ist das Yogasutra des Patanjali.

Das Yoga Sutra des Patanjali

Patanjali gibt die folgende Definition des Yoga:

योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः ||1.2||

yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ ||1.2||

Yoga ist das Zuruhebringen (nirodha) der Fluktuationen (vritti) des Bewußtseins (citta).

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe und Liebe zu Gott. Durch Gebet, Mantra-Singen, Rituale, Erzählen von Mythen und Heiligengeschichten öffnet sich das Herz. Das Individuum kommt in Kontakt mit dem Göttlichen.

Karma Yoga

Karma Yoga ist der Yoga der Tat. Karma Yoga lehrt, das Schicksal als Chance zu begreifen. Karma Yoga ist auch der Yoga des selbstlosen Dienstes.

Kundalini Yoga

Kundalini Yoga ist der Yoga der Energie. Kundalini Yoga beschreibt den Astralkörper mit seinen Chakras (Energiezentren) und Nadis (Energiekanälen).

Swami Sivanada über die "Grundlagen des Yoga"

Auszug aus dem Buch Die Botschaft: "Entwickle Tugenden wie Großzügigkeit, Vergebung und andere. Bloße yogische Kriyas (Praktiken) werden dir nicht viel helfen. Analysiere dich täglich selbst und ergründe deine Fehler und versklavenden Gewohnheiten. Löse deine Laster, Selbstsucht, Stolz, Eifersucht und Hass auf. Als erstes musst du dafür sorgen, dass du ein mitfühlendes Herz hast. Du musst jederzeit das, was du hast, mit anderen teilen und selbstloses Dienen üben. Nur dann wirst du „Chitta Suddhi“ oder Herzensreinheit erlangen. Yoga ist Einheit, Identität, Homogenität, Einssein und dasselbe sein wie Gott (Brahma).

Viele Gottsucher vernachlässigen diese Basis und stürzen sich aus Neugier in Yoga Kriyas, um Siddhis (geheime Kräfte) zu erlangen. Das ist wirklich ein ernsthafter Fehler. Die Betreffenden werden einen hoffnungslosen Rückfall erleben. Sei daher vorsichtig. Yoga Kriyas allein können nicht sehr wünschenswerte Ergebnisse hervorbringen. Die Reinigung des Herzens ist von allergrößter Bedeutung. Der Jünger sollte frei sein von Sinneslust, Ärger, Gram, Eifersucht, Hass, Egoismus, Eitelkeit, Weltverbundenheit, Hochmut und Wahn. Das ist schwieriger als Atemübungen oder Nauli oder die Vereinigung von Prana und Apana (Lebenskraft und Lebenshauch). Tugendhafte Eigenschaften wie Dankbarkeit, Duldsamkeit, Anpassung, Mut, Geduld, ausgeglichenes Gemüt und kosmische Liebe sollten ununterbrochen geübt werden. Die Weisen haben stets den selbstlosen Dienst hervorgehoben, auf edle Barmherzigkeit, Reinheit und einfache Lebensweise hingewiesen.

Mit festem Glauben, praktischer Anwendung, Ausdauer, genauer Aufmerksamkeit - selbst in Kleinigkeiten - und mit Stärke musst du deinen Fuß auf den Sadhana-Pfad setzen und voranschreiten."

Dr. Jayadeva Yogendra über Yoga

Artikel aus der Vierteljahresschrift „Yoga und ganzheitliche Gesundheit“, www.yoga-zeitschrift.de

Es kann viel und schön gesprochen werden über Tugenden wie Friedfertigkeit und Mitgefühl. Das war früher so und ist es auch heute noch, sei es zu Hause oder auf nationalen oder internationalen Tagungen. Dagegen steht ein anderer Ansatz, nämlich Gefühle von Frieden und Liebe tatsächlich selbst zu verspüren. In diesem Fall müsste eine Persönlichkeitsveränderung stattfinden, weg von Ärger, Gewalttätigkeit und Grausamkeit und hin zu Liebe, Mitgefühl und Fürsorge. Das fällt nicht vom Himmel. Man muss daran arbeiten.

Wenn wir keine Veränderungen in den tieferen Schichten unseres Bewusstseins und Unterbewusstseins schaffen, dann ist es unwahrscheinlich, dass schön klingende Platitüden irgend jemandem helfen. Im Yoga ist es anders. Yoga zielt auf mental-emotionale Ausgeglichenheit, indem man daran arbeitet, die Bestandteile einer gesunden Persönlichkeit zu entwickeln. Diese Bestandteile sind Disziplin, Konzentration, Objektivität und Eigenbestimmung.

Die Betonung im Yoga liegt auf Tun und Erleben mit dem Ergebnis, dass man sich in besseren Bewusstseinszuständen etabliert. Es besteht ein riesengroßer Unterschied zwischen einem Menschen, der große Worte redet, und einem, der diese Worte tatsächlich dauerhaft lebt. Auf der einen Seite haben wir manche schön redenden Politiker, für die nichts Spirituelles existiert, und auf der anderen Mystiker, die wenig oder gar nicht reden.

Selbst ein kleiner Anfang darin, sich bewusst spirituell zu verhalten, kann helfen. „Spiritualität“ kann auch einfach ein paar bewusst angewandte Gesundheitsregeln beinhalten oder Yoga-Übungen zur Selbstentwicklung oder bewusste Momente der Stille. Die Schriften versichern uns, dass sogar kleine Anstrengungen in diese Richtung dem Suchenden auf Dauer helfen. Auf Frieden in der Welt können wir erst hoffen, wenn der Einzelne sich mit seinem Innen und Außen in Frieden befindet.

(Aus der Vierteljahresschrift „Yoga und ganzheitliche Gesundheit“, Jahresabo 20,- Euro. Mehr unter www.yoga-zeitschrift.de)

Yoga für Männer

(Artikel aus dem Yoga Journal)

Die Yogaszene war den größten Teil der letzten fünftausend Jahre weitgehend männlich. Warum brauchen moderne Männer Yoga – heute mehr denn je?

Den Medien scheint es, als ob Männer die Yoga machen, in eine Frauendomäne eindringen. Dabei ist es historisch und philosophisch gerade umgekehrt. Yoga als klassischer Übungsweg ist eine zutiefst männliche Anstrengung. Die „Verbindung“ (Sanskrit: Yug) der individuellen Seele mit dem kosmischen Selbst geschah darin stets durch das Feuer des Tapas – der Ausübung von physischer und geistiger Strenge und Disziplin. Die daraus resultierende Einpünktigkeit und Kraft der Meditation ist das Kennzeichen von Shiva. Shakti, die weibliche Kraft, ist dagegen die allgegenwärtige sich verströmende Energie der Materie und des physischen Reiches. Beide kommen nicht ohne einander aus. Das wird heute von manchen Yogis und Yoginis missverstanden. Im Yoga geht es nicht ausschließlich darum, seinen Körper kräftig und flexibel zu halten. Es bedeutet aber auch nicht, ihn und seine Bedürfnisse aus purer Hinwendung zum Göttlichen zu vernachlässigen. Das Ziel des Yoga ist nicht der eine oder andere Pol. Auch nicht ein astraler oder kausaler Gottesbegriff. Es ist das Leben dazwischen, und die Integration beider Aspekte in unsere alltäglichen Handlungen und Entscheidungen. Insofern ist es verständlich, dass sich zum Ende des 20. Jahrhunderts verstärkt Frauen dem Yoga zugewandt haben, und zwar besonders dem Hatha Yoga, was sich recht gut mit „Yoga der Bemühung“ übersetzen lässt. Ich nehme an, dass es für manche Leser gleich sehr schwarz-weiß klingen wird, und sie können gerne entsetzt das Heft aus der Hand legen oder weiterblättern. Aber wie wäre es, einfach anzuschauen, wie sich unsere Gesellschaftsform entwickelt hat, und Frauen nun Aufgaben übernehmen konnten, die vorher Männern vorbehalten waren. Yoga erklärt die beiden Grundenergien des „männlichen“ und „weiblichen“ Weges ohne eine der anderen vorzuziehen. Und ohne auf die traditionelle oder moderne Gesellschaft zu schimpfen, werden beide Formen gute Gründe gehabt haben, warum sie auf ihre Art organisiert waren und sind. Wenn Frauen also zunächst im Hatha Yoga dominierend wurden, um ihre männliche Polarität zu stärken (und – ja, natürlich wurden auch hier feminine Formen entwickelt, wie der „Mondgruß“, etc.), dann könnte man annehmen, dass „Yoga für Männer“ beim maskulinen Geschlecht helfen sollte, das defizitäre weibliche Prinzip zu stärken. Und teilweise gelang das auch: indem Männer lernten zu entspannen. Wenn Sivanandas Erben aber heute feststellen, dass Männer immer noch mehr Angst vor der Stille haben als Frauen, dann können wir davon ausgehen, dass sie auf dem Yogaweg noch nicht ihr ganzes Potenzial ausgeschöpft haben.

Weil Kraft auch Aggressionspotential beinhaltet, haben viele Männer heute Angst vor ihrem eigenen Schneid, und ziehen sich vor Funktionieren und Leistung zurück. Um Yoga zu erreichen, muss ein Mann aber beides können. Loslassen – und die Kraft der Stille halten. Mit dem Eintritt der Postmoderne scheinen viele Männer, zumindest im Yogastudio (und leider auch vermehrt in Beziehungen) letzteres nicht mehr zu wollen oder zu können. Sie mutieren zu dem, was weibliche Journalisten heute als „Susis“ bezeichnen. Mann zu sein ist im 21. Jahrhundert ein hartes Brot. Wir müssen auf beiden Klaviaturen spielen können, um mit der Power der Frauen gleichzuziehen. Yoga für Männer ist ein Bekenntnis zur eigenen Kraft – auch wenn das manchmal anstrengend ist. Unsere Partnerinnen danken es uns.

Weblinks

• Dieser Artikel beruht auf einem Artikel von Ralf Sturm, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 26, Herbst 2012

Weitere Yoga Stile

Neben den sechs traditionellen Yoga Wegen nach Swami Sivananda existieren eine Vielzahl an yogischen Richtungen. Vor allem innerhalb der letzten Jahrzehnte, in denen Yogatechniken auch in westlichen Ländern populär geworden sind, haben sich aus den überlieferten Yoga-Traditionen speziell abgestimmte und kombinierte Richtungen entwickelt. Teilweise haben diese Richtungen alte Traditionen zeitgemäß übernommen und weiter entwickelt. Andere moderne Yogaformen haben sich weit von den ursprünglichen Lehren getrennt und richten ihr Augenmerk stärker auf die rein körperliche und/oder mentale Fitness. Zu den spezialisierten Yogastilen zählen u.a.:

Literatur

  • Doktorarbeit über Yoga und Tantra (Lehren und Praktiken der Nath-Yogis): [1]
  • J. Reinelt: Der Yoga-Pfad, Liebe und Achtsamkeit im täglichen Leben. Aquamarin Verlag 2009, ISBN 978-3-89427-488-7
  • S. Cope, Leseprobe zu "Die Weisheit des Yoga" [2]

Siehe auch

Weblinks

Seminare