Wunsch

Aus Yogawiki

Wunsch

Swami Sivananda

Überwinde den Wunsch

Artikel aus dem Buch "Practice of Karma Yoga" von Swami Sivananda

Arjuna sagte: „Aber wodurch getrieben sündigt der Mensch, selbst gegen seinen Willen, Oh Varhneya (Krishna), gleichsam wie durch Gewalt gezwungen?“ Der gesegnete Gott sagte: „Es ist der Wunsch, es ist der Zorn, entstanden aus der Eigenschaft Rajas, die alles verzehrt und voller Sünde ist. Erkenne sie als deinen Feind hier in dieser Welt. So wie Feuer von Rauch verhüllt ist, ein Spiegel von Staub und die Leibesfrucht vom Mutterschoß, so ist Dies verhüllt von jenem. Die Weisheit ist verhüllt von diesem ständigen Feind des Weisen in Gestalt des Wunsches, der so unersättlich ist wie das Feuer. Es heißt, Sinne, Geist und Verstand wären sein Sitz; durch sie wird der Verkörperte getäuscht, da sie seine Weisheit verschleiern. Deshalb beherrsche erst die Sinne, Oh Bester der Bharatas (Arjuna), und töte so dies Sündhafte, das Erkenntnis und Verwirklichung zerstört. Es heißt, die Sinne sind (dem Körper) überlegen; der Geist ist den Sinnen überlegen; der Verstand ist dem Geist überlegen. Es (das Selbst) ist sogar dem Verstand überlegen. Erkenne also Das, was dem Verstand überlegen ist, sei durch das Selbst beherrscht, und dann töte, Oh mächtig bewaffneter Arjuna, den schwer zu schlagenden Feind in Gestalt des Wunsches. (Kap. III-36-43.)

Wünsche können niemals über den Genuss erfüllt werden oder abflauen. Aber so wie das Feuer genährt wird, wenn man Butter und Holz dazugibt, so vermehren sie sich immer weiter, wenn sie durch den Genuss von Objekten genährt werden.

Der Besitz aller Speisen der Welt, aller Edelmetalle, aller Tiere, aller schönen Frauen könnten den Menschen, der von seinen Wünschen getäuscht wird, nicht befriedigen.

König Yayati sagte: Oh mein Sohn, ich habe mit deiner Jugend alle meine Wünsche voll ausgelebt bis zu den Grenzen meiner Möglichkeiten und gemäß den Zeiten – aber die Wünsche sterben nie aus. Sie werden nie durch Nachgeben gestillt. Wenn man ihnen nachgibt, so flammen sie auf wie ein Opferfeuer, in das man Ghee gießt. Selbst wenn man die ganze Welt beherrschen würde, mit all ihren Reisfeldern, ihrem Hafer, Edelsteinen, Tieren und Frauen, wäre man immer noch nicht zufrieden. Der Durst nach Vergnügen sollte deshalb aufgegeben werden. Der Durst nach Vergnügen, den die Bösen nur schwer aufgeben können, der selbst mit dahinschwindendem Leben nicht aufhört ist wahrlich eine tödliche Krankheit des Menschen. Diesen Durst los zu werden, ist wirkliche Freude.“

Begreife, dass der rajasige Wunsch der Feind des Menschen in diesem Samsara ist. Der wirkliche Feind der ganzen Welt ist der Wunsch. Genau von diesem Wunsch stammt alles den Menschen heimsuchende Übel und Unheil. Entsteht der Wunsch, so leitet er den Mensch zur Tat und er begeht unterschiedliche Sünden. Wenn der Wunsch eines Menschen sich nicht erfüllt, wenn ihm etwas im Weg steht, so wird er ärgerlich. Der Wunsch wandelt sich in Ärger um. Wenn man unter Wut steht, begeht man alle möglichen Sünden. Man verliert das Gedächtnis, den Intellekt und das Verständnis. Ein verärgerter Mensch mordet. Er selbst weiß nicht, was er eigentlich tut. Er wird sehr emotional und impulsiv. Alle Untaten und alles Unheil beruhen auf Ärger.

Wird der Mensch von einem Wunsch ergriffen, so verdeckt er das Wissen um seine wahre innere Natur. Der Wunsch verhüllt Weisheit, so wie Rauch Feuer verhüllt. Er wird egoistisch. Er wird getäuscht. Er wird Sklave seiner Leidenschaft und erntet alles mögliche Unheil.

Die Indriyas bringen den Menschen in Kontakt mit äußerlichen Gegenständen. So entstehen Wünsche. Aber die Sinne sind nicht alles. Wenn der Geist mit den Indriyas zusammenarbeitet, dann erst wird Unheil geschmiedet. Der Geist ist mächtiger als die Indriyas. Der Geist ist der Befehlshaber. Die Vernunft ist mächtiger als der Geist. Auch wenn der Geist im Zusammenhang mit den Indriyas eine Nachricht in die Geistesfabrik sendet, kann sie die reine Vernunft vollständig zurückweisen. Die Vernunft ist mächtiger als der Geist. Hinter der Vernunft steht das Selbst, das der Direktor und Zeuge der Vernunft ist und das höher steht als die Vernunft. Der Wunsch ist von höchst komplexer und unverständlicher Natur. Deshalb ist er sehr schwierig, auszulöschen oder zu besiegen. Aber mit Hilfe der reinen Vernunft können alle Wünsche schließlich zerstört werden. Darüber besteht kein Zweifel. Dann erlangst du Wissen über Atman, der Unsterblichkeit, höchsten Frieden und ewige Wonne bringt.

Wünsche und Verdienst Von Sri Swami Chidananda

Strahlender Atman! Geliebte Schüler (sadhakas)! Es gibt ein vielsagendes Sprichwort: „Du bekommst, was Du verdienst.“ Dies trifft nicht nur auf dem spirituellen Gebiet zu. Wenn die Leute sich über die Regierung, Regierungsbeamte, Verwaltungsangestellte beschweren, über deren Ungerechtigkeit, Korruption und Vetternwirtschaft, - dann sagt man auch: „In dem Land haben die Menschen die Regierung, die sie verdienen. Denn sie sind dafür verantwortlich, wer oben das Sagen hat.“

Und so ist es auch in unserem Leben. Wenn wir etwas besseres verdienen, dann bekommen wir auch etwas besseres. Und wenn wir dann etwas noch besseres verdienen, wird sich auch das einstellen. Es kommt darauf an, was wir mit uns selbst machen, wie wir an uns arbeiten; dies entscheidet letztendlich darüber, was wir erhalten werden.

Erinnert Euch: in Zusammenhang mit dem hinduistischen dharma, unserer spirituellen Kultur und der direkten Erfahrung unserer Vorfahren wird immer wieder gesagt, dass der Allmächtige Universelle Geist, der Höchste Herr, Gott, kalpataru (wunscherfüllender Baum) ist, dass er kamadhenu (die himmlische Kuh, die alle Wünsche erfüllt) ist, dass er chintamani (die göttliche Perle, die alles gibt) ist. Gläubige preisen IHN, indem sie IHN aus ganzem Herzen mit Dankbarkeit anrufen: „Du bist vanchhita-phala-pradayaka – einer, der das gibt, was gewünscht wird.“

Aber, da gibt es noch etwas ganz wesentliches in dieser Redensart. Man sagt vanchhita-phala-pradayaka. Phala heißt Frucht. Eine Frucht ist etwas, für das man sehr sorgsam über Monate oder Jahre gearbeitet hat. Eine Saat wurde gesät, sie wurde gegossen, liebevoll gehegt und genährt. Man hat sie eingezäunt und beschützt, und wenn all das Nötige getan wurde, dann bringt die Saat Früchte hervor. Sie sagten nicht, dass ER gibt, was immer für ein Objekt (vastu) gewünscht wird, sondern was immer für eine Frucht (phala) gewünscht wird. Egal welche Frucht sich eine individuelle Seele wünscht, ER gibt sie sofort. ER gibt, egal welche Frucht. Denn eine Frucht ist etwas, für das man sich bemüht hat.

Das bedeutet, dass ER bereitwillig das gibt, das man wünscht und dann verdient, indem man dafür gearbeitet hat. Du kannst höchste, erhabene Wünsche haben, höchste Ziele, das edelste spirituelle Streben – das alles ist sehr gut – aber Du musst es unterstützen mit geduldigem, eifrigen eigenen Bemühen (abhyasa) und mit den 4 Hauptzielen menschlicher Existenz (purushartha). Durch solch aufrichtiges Bemühen wirst Du belohnt. Wenn Du auf diese Weise gewünscht hast, edel bestrebt warst und eifrig und gewissenhaft gearbeitet hast, dann wird Gott für Dich kamadhenu, kalpataru und chintamani.

Daher sollte Euer Streben, Eure Sehnsucht, sollten Eure erhabenen Wünsche gestützt werden von geduldigen und aufrichtigen Leben, das der Erfüllung der Wünsche zuträglich und förderlich ist. Swami Sivananda sagte gerne: „Alles ist möglich! Nichts ist unmöglich, vorausgesetzt Du verdienst es, Du tust etwas dafür. Wünsche, und verdiene dann.“ Wünsche, und wenn Du es verdienst, erhälst Du es.

Schon allein die Tatsache, dass Gott, die Höchste Wirklichkeit, das Schicksal, einen Funken von Streben in Dein Herz gelegt hat, ist bereits der positive Beweis, dass Du für Höheres bestimmt bist. Bereits dies ist ein ausreichendes Zeichen, dass Gott vorhat, seinen höchsten Segen über Dich zu verströmen. Ansonsten, warum sollten von Millionen und Milliarden von Menschen, die verblendet auf der Erde wandeln, einige wenige ausgewählt werden und mit diesem höheren Streben ausgestattet werden? Du kannst diese wenigen an den Fingern einer Hand abzählen, während Millionen im Dunklen tappen und ziemlich zufrieden damit sind, sich im Sumpf von samsara zu wälzen, in der reinen Weltlichkeit. Sie fühlen sich behaglich, freuen sich und denken, dass sie alle ganz in Ordnung sind.

Wenn nun das der vorherrschende Zustand der Menschheit ist, woher kommt es, dass Du Dich berufen fühlst, gezogen wirst und nicht anders kannst als in eine andere Richtung zu gehen? Und Dir Ideen und Sehnsüchte gegeben werden, die höher und nobler sind? Warum? Um es mit der Bibel zu sagen: „Du bist erwählt.“ Gott hat seinen besonderen Plan. Aus unzähligen Millionen von Menschen streben wenige nach Vervollkommnung – manushyanam sahasreshu kascid yatati siddhaye (unter Tausenden strebt vielleicht einer nach Vervollkommnung). Und merkst Du nicht, dass Du zu diesen wenigen gehörst? Merkst Du das wirklich nicht? Die Tatsache, dass Du auserwählt wurdest, dass Du zu diesen besonderen Wenigen gehörst, zu dieser mikroskopisch kleinen Gruppe, all das ist ein großes Privileg und eine große Ehre, die Gott Dir erteilt hat, und auch eine großartige Chance. Und spürst Du daher nicht, dass Du Dir selbst beweisen musst, dieses Geschenkes würdig zu sein?

Lasst uns schließen indem wir uns auf die alte Weisheit besinnen: wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Wir können erhalten, was lohnenswert ist zu erhalten, wir können beliebige Ziele und höchste Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreichen. Alles lohnt sich und wird vorteilhaft für eine Seele, die Willenskraft hat, die etwas gewollt hat, sich für etwas entschieden hat und mit Entschlossenheit voranschreitet, für seine hohen Ideale zu arbeiten.

Hindernisse mag es viele geben und Schwierigkeiten auch. Das ist an der Tagesordnung in dieser unvollkommenen Welt von maya und den 3 gunas. Es gibt nicht nur sattwa, es gibt auch rajas und tamas. Es ist nicht so, dass die Schriften uns irregeführt haben und vor uns die Tatsachen des Lebens verborgen hätten, die Wahrheit über dieses samsara. Nein, sie waren sehr, sehr ehrlich, unverblümt, offen, aufrichtig und unmissverständlich. Sie haben uns all das Negative aufgezeigt, auf das wir treffen werden. Sie haben uns nicht getäuscht. Sie sagten: „Nein, nein, es ist nicht leicht.“ Aber dann haben sie auch gesagt: „Das Schwierigste kann sehr leicht gemeistert werden, WENN Du den Wunsch und den Willen hast.“ Das ist das einzig wirklich Wünschenswerte!

Wenn die Höchste Wirklichkeit kamadhenu, kalpataru, chintamani, vanchhita-phala-pradayaka ist, wenn sie das unzweifelhaft ist, dann müssen wir wie Nachiketas, Savitri, Prahlada, Mira oder Bhagiratha sein. Denn, wenn da ein Wille ist, ist da ganz sicher auch ein Weg. Dies ist die Wahrheit, auf die wir unser Leben und die Aktivitäten unseres Lebens begründen können.

Gott segne Euch alle!

Siehe auch

Weblinks

Seminare

Multimedia

Wunsch nach dem Höchsten- mp3 Kurzvortrag zur Bhagavad Gita 11.3.

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Es ist der Wunsch – Bhagavad Gita III 37

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Wiederstehe dem Wunsch und Ärger – Bh.G.V 23

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