Wille

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Wille : Was ist Wille ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Wille gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Wille ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps. Wille ist das Substantiv von Wollen. Wille ist die psychologische Instanz, die wünscht, begehrt, will. In einem engeren Sinne ist Wille der Gegenpol zu Wunsch und Instinkt: Instinkt ist das, was evolutionsbiologisch vorgegeben ist.

Wille erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Wunsch kommt von der Erfahrung her und ist eine Emotion, die zu einem konkreten Wunsch führt. Wille ist die Kraft der Vernunft: Wille ist die Energie, mit der man das tut, was man für sich für richtig entschieden hat. Wille ist die Kraft, mit der man seine Entscheidung, seinen Entschluss, umsetzt. Im Raja Yoga und Jnana Yoga spielt Wille, Willenskraft, eine wichtige Rolle:

Man will frei werden von automatisierten Reiz-Reaktions-Ketten, von unterbewusster Steuerung. Die Buddhi, der Intellekt, die Vernunft, berücksichtigt die Eingebungen des Unterbewusstseins, analysiert, berücksichtigt tiefere Werte und höhere Anliegen. Dann entscheidet man mit der Buddhi, was in dieser Situation für einen das Richtige ist. Wenn die Buddhi klar ist, und man regelmäßig seinen Willen gebraucht hat, fällt es leicht, das für angemessen erkannte auch umzusetzen. Wille lässt sich trainieren und kultivieren. Im Bhakti Yoga wird Willenskraft gerne durch Hingabe und Liebe ergänzt, ja sogar ersetzt.

Swami Sivananda über Willensschulung

Swami Sivananda schrieb über die Schulung des Willens:

Eine wichtige Schulung ist die Schulung des Willens. Der Schüler sollte wache Aufmerksamkeit hierauf richten, weil er sehr großen Segen empfangen wird. Wille ist dynamische Segenkraft. Wenn er rein und unverrückbar geworden ist, kann er Wunder bewirken. Nichts ist einem Menschen von starkem Willen unmöglich in den drei Welten zu erreichen. Die Mehrzahl der Menschen weiß nichts von Wollen, Denken und Intellekt, auch wenn sie viel von » Willen und geistiger Kraft« sprechen. Durch Begierden (Vasanas) ist der Wille unrein und schwach geworden. Ein gezügeltes Verlangen wird in Willen umgewandelt. Sexualenergie, Muskelkraft, Ärger etc. werden zur Willenskraft, wenn sie beherrscht sind. Je weniger Begierden, um so stärker der Wille. Napoleon hatte einen starken Willen. So war er in seinen Kriegen erfolgreich. Viswamitra hatte einen starken Willen. So gründete er eine dritte Welt für den König Trishanku. Dattatreya hatte ebenfalls einen starken Willen; aus reinem Wollen erschuf er eine Frau. Shams Tabreiz veranlaßte mit seinem starken Willen die Sonne herabzukommen und sein Stück Hammel zu rösten. Alle Jnana-Yogis und auch die anderen Yogis verfügen über sehr starke Willenskraft. Im Hintergrund des Willens steht die Keuschheit (Brahmacharya). Ohne diese ist keine Willens-Schulung möglich. Wille ist ein anderer Name rür die Kraft der Enthaltsamkeit. Jeder Samentropfen ist eine magnetische Kraft. Mit dieser können die Jnana-Yogis alles erreichen, was sie wollen. Chudalai wollte ihren Mann Shikhidwaja prüfen. Mit ihrem Willen erschuf sie einen Mann ihrer Fantasie und schwebte aufrecht in der Luft, um ihn von ihren Kräften zu überzeugen. Shikhidwaja machte sie zu seinem Guru.

Anweisungen für die Entwicklung des Willens

Stehe um vier Uhr auf und setze dich in die Virasana- oder Padmasana- Stellung. Dann meditiere übter folgende Formeln. Wiederhole sie im Geist und empfinde sie gleichzeitig: #Mein Wille ist stark und unwiderstehlich.Om, Om Om.

  1. Ich kann jetzt alles durch meinen Willen bewirken.Om,OmOm.
  2. Ich habe einen unbesiegbaren Willen.Om. Om Om.

[www.yoga-vidya.de/meditation.html Meditationen] über den unsterblichen Atman entwickeln den Willen. Dies ist die beste Methode. Setze den Willen nicht auf falsche Fährten. Das wäre hoffnungslos. Am Anfang prüfe nicht deine Willenskraft. Warte, bis sie stark und rein ist. Der Wille ist der König der mentalen Kräfte. Der Wille ist Ichha-Shakti; Prana ist Kriya-Shakti; Intellekt ist Jnana-Shakti. Ist der Wille geschult, stehen alle mentalen Kräfte wie die Kraft des Urteils, des Gedächtnisses, des Begreifens, des Festhaltens, der Vernunft, der Entscheidung, der Beeinflussung, der Reflexion in einem Augenblick zur Verfügung. Sie kommen, um der Willenskraft, ihrem Meister, zu helfen.

Gebrauch der Willenskraft

Sei nicht unruhig und verzagt, wenn sich die Entwicklung des Willens verzögert. Im Lauf der Zeit muß er alle deine Befehle ausführen. Du kannst Schmerzen anderer allein durch deinen Willen heilen. Du mußt nur wollen, daß der Patient frei von Krankheit wird. Dies wird dann unmittelbar geschehen und du wirst erstaunt sein. Jede Krankheit deines eigenen Körpers kannst du allein durch Willen heilen. Wenn du mit aller Kraft willst, daß Herr S. um acht Uhr zu dir kommt, dann wird er genau zu dieser Zeit vor deiner Tür stehen. Der Wille ist dein gehorsamer und bereiter Diener. Er wird alles herbeiholen, was du ersehnst. Wünsche dir mit aller Kraft: "Ich muß zu dieser Verabredung kommen", und du wirst sie erreichen. Tritt Verzögerung ein, dann setze noch einmal den Willen ein. Zu Anfang wirst du es etwas schwer finden, da es für dich eine neue Übung bedeutet. Langsam aber wirst du wissen, wie du den Willen anwendest. Du wirst den Kunstgriff und die Technik verstehen lernen. Dann kann der Wille im Augenblick eingesetzt und der Gegenstand im gleichen Augenblick erlangt werden. Je stärker der Wille, um so schneller die Verwirklichung. Die Übung des Willens wird dich vollkommen machen und die Erfahrung wird dein Lehrmeister sein. Du mußt aber sehr überlegt im Gebrauch des Willens sein. Es ist ratsam, die Willenskraft für einen höheren geistigen Erfolg einzusetzen. Weltlicher Erfolg ist nichts, denn dieses Leben ist nur eine Wasserblase. Diese Welt ist ein langer Traum. Weltlicher Erfolg wird dir niemals immerwährenden Frieden und Freude geben. Setze versuchsweise deinen Willen für ein oder zwei weltliche Dinge ein. Dann verstehst und erfährst du seine Macht. Dann aber richte deinen Willen auf die Verwirklichung des Selbst. Kümmere dich nicht um weltliche Angelegenheiten. Sie sind wertlos wie Stroh. Werde ein Atma-Jnani oder ein Raja- Yogi. Dies allein wird dir vollkommene Befriedigung bringen. Jetzt bist du Herr der drei Welten. Alle kleinen Verlangen werden schwinden. Du bist ein Jnani, dem alle Wünsche gewährt werden.

Entwicklung der Willenskraft

Aufmerksamkeit, Kraft der Ausdauer, aufsteigende Gefühle der Abneigung, Widerwillen und Beunruhigung überwinden, Starksein im Leiden, Abhärtung, auf einem Fuß stehen, in der heißen Sonne sitzen oder in kaltem Wasser während des harten Winters mit erhobenen Händen eine Stunde lang die gleiche Stellung einnehmen, Fasten, Geduld, Beherrschung von Launen, Nachsicht, Güte, Ausdauer, Festigkeit in Gefahren, Widerstandskraft, Mut im Angriff, ein Tagebuch führen - dies alles sind Pflastersteine auf dem langen Weg der Willens-Schulung. Man sollte geduldig die Worte anderer hören , auch wenn diese nicht interessant oder anregend sind . Man sollte nicht unruhig sein und nicht rauchen. Geduldiges Zuhören entwickelt den Willen und gewinnt die Herzen der anderen. Die Willenskraft wird auch entwickelt, wenn man Arbeiten oder Aufgaben verrichtet, die uninteressant sind. Nach einiger Zeit wirst du Interesse gewinnen.

Beklage dich niemals über eine schlechte Umwelt. Schaffe dir deine eigene mentale Welt, wo immer du bist und wohin du auch gehen magst. Überall gibt es Schwierigkeiten und Nachteile. Wenn das Denken dich in jedem Augenblick und bei jedem Schritt irreführt, dann versuche die Hindernisse und Schwierigkeiten durch geeignete Mittel zu überwinden. Versuche nicht, üblen und ungünstigen Umgebungen fortzulaufen. Gott hat dich dorthin gestellt, damit du dich schnell entwickelst. Wenn du nur Bequemlichkeiten findest, wirst du nicht stark werden . Du wirst dich auch nicht zurechtfinden, wenn du woanders solche Bequemlichkeiten nicht finden kannst. Darum mache den besten Gebrauch aus jeder Umgebung. Beklage dich niemals über deine Umwelt. Lebe in deiner eigenen Geisteswelt, dann kann dich nichts erregen. An keiner Stelle der Welt wirst du einen idealen Platz und ideale Umgebung finden: Diese Welt ist eine relative Ebene von Gut und Böse. Vergiß dies niemals. Versuche unter allen Umständen, an jedem Platz glücklich zu leben, und du wirst eine starke, dynamische Persönlichkeit. Die Übung der Konzentration ist eine große Hilfe zur Stärkung des Willens. Du mußt die Angewohnheiten deiner Gedanken mit Klugheit verstehen und überwachen, wie sie wandern und arbeiten. Dann mußt du einfache und wirksame Methoden finden, um das Herumschweifen in Zucht zu nehmen. Die Übung der Gedanken-Schulung, der Konzentration, des Gedächtnis- Trainings gehören Zusammen und sind eine große Hilfe für die Willens-Schulung. Man kann keine Trennungslinie ziehen, um festzustellen, wo die Übung der Konzentration oder der Gedächtnis-Schulung aufhört und die Übung der WillensSchulung beginnt. Es gibt hierfür keine feste und genaue Regel. Einzelheiten über die Konzentration wirst du in dem Beitrag »Schulung der Gedanken« finden . Manche können durch reinen Willensakt im Augenblick, in dem sie zu Bett gehen, in Schlaf fallen. Auch Mahatma Gandhi vermochte dies. Ebenso können Sie am Morgen zu jeder beliebigen Zeit aufstehen. Sie haben ihr Unterbewußtsein so trainiert, daß es ihr gehorsamer Diener wurde. Es weckt sie zu jeder Sekunde auf. Jeder von euch sollte diese Gewohnheit mit Hilfe des Willens entwickeln. Die Mehrzahl der Menschen wälzt sich stundenlang in ihren Betten hin und her und findet keinen tiefen Schlaf, selbst nicht für eine halbe Stunde. Nur diese Art von Schlaf bringt Erfrischung, nicht die Länge des Schlafens. Eine Stunde tiefen Schlafs genügt, um den Körper zu erfrischen und die Gedanken neu zu beleben. Du mußt dich im Augenblick, in dem du zu Bett gehst, entspannen und dir vornehmen: "lch will jetzt gut schlafen". Denke an nichts. Napoleon hatte diese Gewohnheit. Selbst wenn das Jagdhorn geblasen oder auf dem Schlachtfeld die Trommeln geschlagen wurden, blieb er in tiefem Schlaf. Sein Unterbewußtsein aber weckte ihn in der Sekunde, in der er aufstehen wollte. Mit kaltblütiger Klarheit erschien er dann wie ein Löwe auf dem Schlachtfeld.

Man sollte sich trainieren, in fahrenden Zügen, Autos oder Flugzeugen, selbst in sitzender Stellung zu schlafen. Diese Übung ist von größter Hilfe für arbeitende Menschen, die viel reisen müssen. Das Leben ist heute so vielseitig geworden, daß Geschäftsleute keine Zeit für genügend Schlaf finden. Wenn sie auch nur runf Minuten Muße haben, sollten sie, wo sie auch sind, die Augen schließen und eine kurze Zeit schlafen. Dies würde ihnen große Ruhe geben. Wenn die stets angespannten und bedrückten Nerven manchmal entspannen, werden sie sich erfrischen und stärken für weitere Tätigkeiten. Man kann im Auto schreiben, Zeitung lesen oder anderes tun, so daß die Gedanken in voller Tätigkeit bleiben. Wenn man jede Sekunde in bestmöglicher Weise ausnutzt, wird man eine dynamische Persönlichkeit mit magnetischer Ausstrahlung und nimmt an mentaler, moralischer und geistiger Kraft zu. Unnützes Geschwätz sollte vollkommen aufgegeben werden. Jeder von uns sollte den Wert der Zeit erkennen. Wenn man seine Kraft vorteilhaft ausnutzt, wird der Wille zu einer dynamischen Kraft. Einsatz, Zähigkeit, Interesse, Aufmerksamkeit, Geduld und Ausdauer, Zuversicht und Selbstvertrauen können einen Menschen zu einer wunderbaren Persönlichkeit in der Welt machen.

Befähigung und Wille

Du mußt deinen Willen deinen Fähigkeiten entsprechend einsetzen. Sonst läßt er nach und du verlierst den Mut. Dies ist ein wichtiger Punkt. Stell dir ein Programm deiner Arbeit oder täglichen Gewohnheiten auf, das deinem Leistungsvermögen entspricht, und gib acht, daß es täglich eingehalten wird. Nimm dir nicht zuviel vor. Wenn mehrere Dinge nicht an einem Tag ausgeführt werden können, weil sie dein Leistungsvermögen übersteigen, dann wirst du an Interesse verlieren und deine Begeisterung wird allmählich verschwinden. Deine Energie wird sich zerstreuen, und du wirst denkmüde. Was du an einem Tag tun willst, mußt du bis zum letzten Strich ausführen. Nimbarka Acharya wollte, daß die Sonne nicht an dem Nim-Baum vor seinem Haus vorüberginge und sie blieb genau vor ihm stehen. Narayani wollte, daß es keinen Tagesanbruch gäbe und dies geschah. Solche Menschen hatten eine starke Willenskraft. Wenn du zu Anfang ähnliches willst, aber noch Neuling bist, der seinen Willen erst sehr wenig entwickelt hat, dann wirst du keinen Erfolg haben.

Zuviel Denken ist ein Hindernis bei der Durchführung eines Willensaktes. Es bringt Verwirrung, Mißtrauen und Verzögerung. Die Willenskraft wird träge und die Gelegenheit entweicht. Du wirst zögern, etwas in Gang zu setzen. Denke einige Zeit genau nach. Sobald du aber einen Entschluß gefaßt hast, mußt du unmittelbar wollen. Es darf keinen unnötigen Aufschub geben. Manchmal willst du und hast keinen Erfolg. Dies ist auf fehlerhaftes Denken und Fühlen zurückzuführen. Du mußt richtig denken und zur gleichen Zeit richtig fühlen. Dann muß der Wille Erfolg haben.

Rechtes Fühlen sollte unbedingt das rechte Denken begleiten.

Verlangen und Wille

Der göttliche Wille ist allmächtig. Gott will und alles tritt im gleichen Augenblick ins Sein. Der Mensch will, aber es dauert eine lange Zeit, ehe etwas erreicht oder die Stoffwerdung des gewünschten Gegenstandes ermöglicht wird, da sein Wille schwach ist. Der Mensch denkt, will und bekommt langsam nach einiger Zeit den erwünschten Gegenstand. Der Mensch ist schöpferisch. Wenn sein Wille rein und stark ist, erreicht er die Dinge auch in einem Augenblick. Bloßes Wünschen ist nicht genug, um das Verlangte zu bekommen. Man muß auch einen bestimmten Zweck hinzufliegen. Wunsch oder Verlangen sind ein kleines Geriesel auf dem Meer der Gedanken; der Wille aber ist die Kraft, die die Wünsche ausführt. Wille ist Willensentschluß. Er ist die Kraft zu wählen oder festzulegen.

Verlangen und Wille sind zwei völlig verschiedene Dinge. Verlangen ist Sehnsucht nach gewissen Gütern, während Wille die Kraft der Entscheidung und Festlegung ist, ohne etwas genießen zu wollen. Begehren ist Vasana und bezieht sich auf Denken und Fühlen, während der Wille Ichha ist. Dieses entspricht dem Gesetz und ist charakteristisch fur das Selbst, das universale Bewußtsein. Gottes Wille und Gottes Gesetz sind ein und dasselbe. Wenn das Selbst sich zur Tätigkeit entschließt, unbeeinflußt von Anziehungen oder Ablehnungen gegenüber den Dingen der Umwelt, manifestiert sich der Wille. Wenn äußere Anziehungen oder Abneigungen die Tätigkeit bestimmen und der Mensch hierher und dorthin getrieben wird, taub gegenüber der Stimme des Selbst und nicht bewußt des inneren Führers, dann ist dies Verlangen.

Freier Wille

Der Mensch muß lernen, sich von den Mitteln zu distanzieren, mit denen er begehrt. denkt und handelt, damit er sie als Teil des Nicht-Selbst, als Material außerhalb seines Lebens ansicht. Auf diese Weise wird die Energie, die in den Begierden nach außen zu den Gegenständen geht, zu einem höheren Verlangen, das vom Geist gcfuhrt wird, und kann in Willen umgewandelt werden. So wie das niedere Denken in das Höhere eingeht und dieses in die Weisheit einströmt, entwickelt sich aus dem Willensaspekt die Kraft des Geistes, die selbstbestimmend, selbstgeführt, in vollkommener Harmonie mit dem höchsten Willen steht und deshalb frei ist. Erst dann sind alle Bande gebrochen, und der Geist ist nicht mehr von irgendeinem Äußeren beschränkt. Erst jetzt, und nur jetzt, kann man von einem freien Willen sprechen.

Ausgeglichener Geisteszustand

Wer seinen Willen zu entwickeln sucht, sollte immer trachten, einen kühlen Kopf zu behalten. Sein Gemüt sollte unter allen Umständen ausgeglichen sein. Er muß seine Gedanken schulen oder in Zucht halten. Es lohnt, dieses zu üben. Geistiges Gleichgewicht ist eines der stärksten Merkmale des entwickelten Jnani oder Yogi. Diese werden in allen ihren Unternehmungen Erfolg haben und stets fröhlich sein. Bis zum fünfzigsten Versuch mögt ihr hierin versagen, nach dem einundfünfzigsten aber werdet ihr Willenskraft erreicht haben. Langsam werden die Gedanken und das Gemüt ausgewogen sein. Am Anfang sollt ihr nicht den Mut verlieren.

Wenn eine ernsthafte Katastrophe eintritt, müßt ihr euch nicht erregen. Behaltet einen ruhigen kühlen Kopf. Bleibt geistesgegenwärtig. Weint nicht über verdorbene Milch. Irgendwie ist es geschehen. Nun müßt ihr diesem in fröhlicher Gemütsverfassung ins Auge sehen und das Beste aus den Dingen machen. Denkt an den Grundsatz: » Was nicht geheilt werden kann, muß ertragen werden.« Sucht nach Möglichkeiten, die Schwierigkeit zu überwinden. Bleibt ruhig, werdet nicht durch ungemäße Gefühle und Erregungen fortgetragen. Beherrscht diese. Denkt nach, wodurch die Katastrophe oder die Schwierigkeiten gekommen sind. Es gibt immer Möglichkeiten. um die Krise oder die mißliche Lage richtig und wirksam zu überwinden. Laß den Hut fallen, wenn dein Kopf abgeschlagen werden soll. Dies ist Weisheit, Klugheit. Entwickelt Unterscheidungsvermögen und Voraussicht. Viele Hindernisse und Schwierigkeiten können ganz leicht beseitigt werden. Brütet nicht über Irrtümer. Versagen und Fehler. Dies wird euren Willen schwächen. Laßt den Fehler liegen. Er wird schnell fortgeräumt, wenn der Wille zunimmt, wenn er immer reiner und stärker wird.

Denkt nur eine Weile darüber nach, warum ein Versuch fehlging, und seid das nächste Mal vorsichtiger. Versucht die Faktoren zu beseitigen, die euch beim ersten Versuch zum Versagen geführt haben. Werdet stärker. seid vorsichtig und wachsam. Bleibt auf dem Sprung, aktiv und geschmeidig. Ihr müßt schnell und gleichzeitig leistungsfähig sein. Dann macht ihr keine Fehler.

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Zunahme der Willenskraft

Ein ruhiger Geistes- und Gemütszustand, Ausgeglichenheit, Fröhlichkeit, innere Kraft, die Fähigkeit schwierige Arbeiten auszuführen, Erfolg in allen Unternehmungen, die Macht, Menschen zu führen, eine dynamische Persönlichkeit, magnetische Ausstrahlung, strahlende Augen, fester Blick, machtvolle Stimme, Großzügigkeit im Auftreten, Unbeeinflußbarkeit, Angstlosigkeit etc. sind einige Zeichen der wachsenden Willenskraft.

Freier Wille und Fatalismus

Artikel von Swami Sivananda aus dem Buch „Practice of Karma Yoga

Im Westen besteht immer noch die Kontroverse zwischen freiem Willen und Fatalismus (Schicksalsglauben) und niemand ist bisher zu einem endgültigen Schluss gekommen. Es ist sehr schade, dass die Karmalehre fälschlicherweise für Fatalismus gehalten wird. Unter Fatalismus versteht man die Lehre, dass alle Ereignisse dem Schicksal unterliegen und aus unvermeidlicher Notwendigkeit geschehen.

Schicksal wird auch als Glück oder Zufall verstanden. Jenes unerklärliche, geheimnisvolle Etwas, das den Menschen Prüfungen, Erfolge und Misserfolge bringt, das ihn durch Lektionen unterschiedlicher Art, die es ihm erteilt, formt und bildet. Das für ihn wie eine Mutter sorgt, das ihm alle möglichen Erfahrungen zuteilt, das trübe und sonnige Tage bringt, das einen Bettler zum Grundbesitzer erhebt und einen mächtigen Potentaten auf die Stufe eines Straßenbettlers sinken lässt, das unterschiedliche Früchte und Erfahrungen an zwei Menschen verteilt, die gleiche Talente und Kapazitäten haben, das, was Napoleon zeitweise zur Schreckgestalt in den Augen der Menschen werden ließ und dann zum Gefangenen und das, was einen bestimmten Lebensabschnitt eines Menschen ziemlich stürmisch macht und einen anderen Teil recht ruhig, wird Schicksal genannt. Das Schicksal erzieht und lehrt den Menschen. Wie seltsam das Schicksal auch erscheinen mag, es arbeitet in Harmonie mit dem Gesetz der Kausalität.

Das Schicksal ist jedermanns Eigenwerk. Der Mensch handelt, denkt und entwickelt seinen eigenen Charakter. Er webt ein Netz wie eine Spinne oder eine Seidenraupe und verfängt sich selbst in dessen Maschen aufgrund der drei Knoten, nämlich Avidya, Kama und Karma. Er selbst hat das Schicksal zum König gekrönt und gehorcht aufgrund seines Unwissens und darauf beruhender Folgen dessen Befehlen.

Die Karmalehre ist das Gegenteil zur Lehre des Fatalismus. Fatalismus verursacht Trägheit, Lethargie, Willensschwäche und Verhaftung. Fatalismus zerstört den Glauben. Er verursacht schreckliche Furcht bei den Menschen. Er zerstört die Ethik. Er kontrolliert Wachstum und Entwicklung, während die Karmalehre einen ermutigt, seine Lage zu verbessern. Sie ist eine Quelle des Trostes. Sie sichert dem Menschen ein reicheres und glücklicheres Leben. Sie setzt Willensfreiheit voraus. Freiheit ist die Essenz des Karma. Sie schafft Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Karmalehre bietet die rationalste und wissenschaftlichste Erklärung für das, was man Schicksal nennt. Sie versichert uns, dass, obwohl die Gegenwart, deren Schöpfer oder Verursacher man selbst ist, unabänderlich und unwiderruflich ist, dass man seine Zukunft doch verbessern kann, indem man seine Gedanken, Gewohnheiten, Tendenzen und Handlungsweisen ändert. Dies ist für den Verzweifelten sehr beruhigend, tröstlich, stärkend und ermutigend.

Dies ist auch ein starker Ansporn für den Menschen, zu kämpfen und sich anzustrengen, um sich selbst zu verbessern. Auch ein verlassener und hilfloser Mensch wird fröhlich, wenn er diese Lehre versteht. Die Karmalehre bringt den Hoffnungslosen Hoffnung, den Hilflosen Hilfe, den Freudlosen Freude und den Schwachen neue Stärke. Sie richtet den am Boden liegenden Menschen wieder auf. Sie ist eine ideale Motivation für Niedergeschlagene und Bedrückte. Die Karmalehre sagt: „Beschuldige niemanden, wenn du leidest. Beschuldige nicht Gott. Beschuldige zuerst dich. Du musst ernten, was du im früheren Leben gesät hast. Dein momentanes Leiden geht auf dein eigenes schlechtes Karma in deinem letzen Leben zurück. Du bist selbst der Urheber deines gegenwärtigen Zustands. Die Gegenwart ist unabänderlich. Weine nicht. Schreie nicht wegen vergossener Milch. Es ist sinnlos. Du gewinnst nichts dabei. Statt über die Missernte des letzten Jahres zu weinen, gehe und pflüge dieses Jahr. Du bekommst dieses Jahr ausreichend Regen und reiche Ernte. Handle jetzt tugendhaft. Denke recht. Handle recht. Du wirst eine glänzende und herrliche Zukunft haben“. Wie wunderschön und bewegend ist diese großmütige Karmalehre! Die Karmalehre entwickelt Glaube und unterstützt die Ethik. Sie besagt: „Wenn du jemanden verletzt, dann verletzt du dich selbst“.

Jede Handlung bewirkt beim Handelnden einen doppelten Effekt, einen in der inneren Natur in Form einer Tendenz, sei sie gut oder schlecht und die andere in Form einer Frucht, Belohnung oder Bestrafung. Das vergangene Karma beeinflusst das gegenwärtige Leben auf zweierlei Weise, erstens über den Charakter oder der innerlichen Tendenz und zweitens äußerlich als Schicksal. Begehst du eine Handlung, so schafft sie Samskara im Chitta. Samskara verursacht eine Tendenz. Die Tendenz entwickelt sich durch wiederholte Handlungen zur Gewohnheit. Die Handlung manifestiert sich zum Charakter. Der Charakter entwickelt sich zum Schicksal. So ist die Folge: Samskara, Tendenz, Gewohnheit, Charakter und Schicksal.

Die Entscheidungsfähigkeit ist fester Wille. Dieser Wille ist seiner eigenen Natur nach frei. Der Mensch hat durch sein Geburtsrecht einen freien Willen. Er behauptet sich in jedem Augenblick in unserem Leben. Halte dir vor Augen, das jede noch so kleine Handlung, die du ausführst, das Ergebnis dreier zusammenlaufender Kräfte ist, nämlich dem freien Willen, Charakter und Schicksal. Die Bandbreite der Handlungen hängt von der Natur deines Karma und dem daraus geformten Charakter ab. Wenn du in deinem früheren Leben Tugendhaftes getan hast, hast du einen beispielhaften Charakter entwickelt, wird dein Wille ein größeres Betätigungsfeld vorfinden und umgekehrt.

Unter Determinismus versteht man die Lehre, das alle Dinge, einschließlich des Willens, von Ursachen determiniert (begrenzt) sind. Dies ist das Gegenteil zum freien Willen. Es steht in der Macht des Menschen zwischen Alternativen, die das Schicksal ihm bringt, zu entscheiden. Durch die Wahl zwischen ihnen, kann er entweder seinen Tendenzen folgen, die seine vergangenen Handlungen hervorbrachten oder gegen sie ankämpfen. Der Wille eines Menschen ist immer frei. Die von den Deterministen hervorgebrachten Argumente, dass der menschliche Wille determiniert sei, sind nicht schlüssig und haltbar; sie lösen sich auf.

Liebe Freunde! Der Mensch ist der Herr seines Schicksals. Wacht jetzt auf aus dem Schlaf der Unwissenden. Werdet keine Fatalisten. Denkt recht. Handelt recht. Führt ein tugendhaftes Leben. Verletzt nie die Gefühle eines anderen. Formt euren Charakter. Reinigt euren Geist. Konzentriert euch. Ihr seid Nitya Mukta Purusha. Tat Tvam Asi – Du bist das.

Wille in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Wille in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Wille

Ähnliche Eigenschaften wie Wille, also Synonyme zu Wille sind z.B. Absicht, Bestreben, Entschluss, Entschlusskraft, Streben, Vorsatz, Willenskraft, Willensstärke, Beharrlichkeit, Strebsamkeit, [[ I - Initiative, Extravertiertheit, Enthusiasmuse]], Entschlusskraft, Ausdauer, Durchsetzungsvermögen.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Wille übertrieben kann ausarten z.B. in Gier, Getriebenheit, Ehrgeiz, Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Innerer Zwang. Daher braucht Wille als Gegenpol die Kultivierung von Hingabe, Vertrauen, Liebe, Loslassen, Spontanität, Gottesliebe, Gottvertrauen, Gelassenheit, Ruhe, Entspannung.

Gegenteil von Wille

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Wille, Antonyme zu Wille :

Wille im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten


Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Wille

Eigenschaften im Alphabet nach Wille


Weblinks

Seminare

Multimedia

Gott, dein Wille geschehe – Bh.G. V III 28

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Freier Wille – gibt es so etwas? – mp3 Vortrag

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