Wesen

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Wesen kann als (1) das Besondere, das eine Sache kennzeichnet und das es von einer anderen Sache unterscheidet, gesehen werden. In der Philosophie meint man damit etwas, das die Erscheinungsform einer Sache prägt, ihr zugrunde liegt, sie als innere allgemeine Gesetzmäßigkeit bestimmt. (2) Des Weiteren bedeutet „Wesen“ auch die Summe der geistigen Eigenschaften, die den Charakter eines Menschen ausmachen und sein Verhalten, seinen Lebensstil, seine Art zu denken, zu fühlen und sich zu äußern bestimmt. (3) Damit kann auch etwas gemeint sein, das in einer bestimmten Gestalt, auf eine bestimmte Art (oft nur gedacht oder vorgestellt) existiert, in Erscheinung tritt.[1] Hier kann auch ein Geistwesen gemeint sein, aber auch der Mensch an sich kann als eine solche Erscheinung gesehen werden (Lebewesen).

Was ist das Wesen der Natur?
Was ist das Wesen Gottes?
Was ist das Wesen der Meditation?
Was ist das Wesen des Yoga?

Gott als Prakriti, individuelle Seele und höchstes Wesen

Ausschnitt aus dem Buch "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Eine Übersetzung der Bhagavadgita von Paul Deussen. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911. S. 51-55.

Der Heilige sprach:

1. (1112.) Wenn du, o Prithasohn, mit deinem Geiste mir hingegeben und auf mich bauend den Yoga betreibst, so wirst du sicherlich mich voll und ganz erkennen; vernimm, in welcher Weise.
2. (1113.) Ich will dir jetzt diejenige Erkenntnis, dasjenige Wissen vollständig mitteilen, nach dessen Erkenntnis hienieden nichts weiteres mehr zu erkennen übrig ist.
3. (1114.) Unter tausend Menschen gibt es kaum einen, der nach Vollendung strebt, und unter diesen Strebenden und zur Vollendung Gelangenden gibt es kaum einen, der mich in Wahrheit erkennt.
4. (1115.) Die Erde, das Wasser, das Feuer, der Wind und der Äther, das Manas, die Buddhi und der Ahamkara, diese machen meine Natur (Prakriti) aus, sofern sie achtfach gespalten ist.
5. (1116.) Sie ist meine niedere; aber wisse, o Großarmiger, dass ich noch eine andere, von ihr verschiedene, höchste Natur (Prakriti) habe, welche eine lebendige Seele ist, und von der diese ganze Welt getragen wird.
6. (1117.) Diese meine Naturen sind der Mutterschoß aller Wesen, das merke wohl, ich bin für diese ganze Lebewelt der Ursprung und auch der Untergang.
7. (1118.) Es gibt, o Beutemacher, nicht irgend etwas anderes, welches höher wäre als ich; wie eine Perlenreihe an der Schnur, so ist an mir die ganze Welt aufgereiht.
8. (1119.) Ich bin der Geschmack in den Wassern, o Sohn der Kunti, ich bin der Lichtglanz in Mond und Sonne, ich bin der heilige Laut (Om) in den Veden, bin der Ton im Äther, bin in den Männern die Manneskraft.
9. (1120.) Ich bin der reine Geruch in der Erde, ich bin das Licht in des Feuers Glanz, bin das Leben in allen Wesen, bin das Tapas der Tapas-Übenden.
10. (1121.) Ich bin, das sollst du wissen, o Prithasohn, der ewige Same aller Wesen, ich bin der Verstand der Verständigen, bin die Kraft der Kraftvollen.
11. (1122.) Ich bin die Stärke der Starken, soweit sie sich von Begier und Leidenschaft frei hält, ich bin, o Stier der Bharatass, die Liebe in den Wesen, sofern sie dem Gesetze nicht zuwiderläuft.
12. (1123.) Alle sattva-artigen Zustände, alle rajas-artigen und alle tamas-artigen stammen aus mir, das sollst du wissen; ich bin nicht in ihnen, aber sie sind in mir.
13. (1124.) Von diesen drei auf den Gunas beruhenden Zuständen (Bhavah) wird diese ganze Welt in Verblendung gehalten und erkennt nicht mich, der ich über sie erhaben und unvergänglich bin.
14. (1125.) Das ist jene meine gottentstandene, aus den Gunas bestehende Maya (Blendwerk), welche schwer zu überwinden ist; wer aber zu mir seine Zuflucht nimmt, der schreitet über jene Maya hinaus.
15. (1126.) Nicht aber gelangen zu mir die Übeltäter, die Verblendeten, der Menschen Niedrigste, sondern durch die Maya der Erkenntnis beraubt, haben sie auf eine [[|Dämon|dämon]]ische Natur ihr Vertrauen gesetzt.
16. (1127.) Vier Arten sind, o Arjuna, der guten Menschen, welche mich verehren: der Bedrängte, der Erkenntnisdurstige, der Güterverlangende und der Erkennende, o Stier der Bharatas.
17. (1128.) Unter ihnen zeichnet sich aus als immer hingegeben und nur eines verehrend der Erkennende, denn dem Erkennenden bin ich lieb über alles, und er ist mir lieb.
18. (1129.) Hochstrebend sind alle Genannten, aber der Erkennende ist mein eigenes Selbst, so sage ich; denn er, mit hingegebenem Geiste, vertraut auf mich als höchste Zuflucht.
19. (1130.) Wer die Erkenntnis besitzt, der geht am Ende vieler Geburten zu mir ein; "dieses Weltall ist Vasudeva" (Krishna), so denkt ein solcher Hochherziger, schwer zu Findender.
20. (1131.) Andere hingegen, deren Erkenntnis bald durch diese, bald durch jene Begierde fortgerafft wird, nehmen ihre Zuflucht zu anderen Gottheiten, bald dieser, bald jener Nötigung gehorchend, genötigt durch ihre eigene Natur (Prakriti).
21. (1132.) Wer immer, irgendeiner Gestalt ergeben, sie im Glauben zu verehren wünscht, ich bin es, der einem solchen seinen unerschütterlichen Glauben verleiht.
22. (1133.) Und mit diesem Glauben begabt, sucht er jene Gottheit günstig zu stimmen und erhält von ihr die Wünsche, deren Erfüllung in Wahrheit nur von mir verfügt wird.
23. (1134.) Aber die Frucht, welche solche Menschen von beschränktem Geiste erreichen, ist eine endliche; zu den Göttern gehen sie, welche die Götter verehren; wer mir anhängt, der kommt auch zu mir.
24. (1135.) Jene Toren wähnen, dass ich nur das Unentfaltete (Avyaktam, Prakriti) bin, welches zur Entfaltung gelangt sei; mein höchstes unvergängliches, unübersteigliches Wesen aber, das kennen sie nicht.
25. (1136.) Nicht jedem bin ich erkennbar, der ich von dem Zauber des Yoga umhüllt bin; diese betörte Welt erkennt mich nicht, den Unentstandenen, Unvergänglichen.
26. (1137.) Ich kenne die vergangenen Wesen und die gegenwärtigen und die zukünftigen, mich aber kennt niemand, o Arjuna.
27. (1138.) Durch die aus Begierde und Hass entspringende Verblendung in den Gegensätzen, o Bharata, geraten alle Wesen der geschaffenen Welt, o Feindbezwinger, in die Irre.
28. (1139.) Diejenigen Menschen aber, deren Böses durch heilige Werke ein Ende genommen hat, die werden befreit von dem Wahn der Gegensätze und verehren mich mit unerschütterlichem Gelübde.
29. (1140.) Diejenigen, welche zu mir ihre Zuflucht nehmen und nach Erlösung von Alter und Tod streben, die gelangen zur Erkenntnis des Brahman, des ganzen eigenen Selbstes und alles Werks.
30. (1141.) Wer aber mich erkennt als gegenwärtig in den Wesen, gegenwärtig in den Göttern und gegenwärtig im Opfer, der wird mich hingegebenen Geistes auch dann erkennen, wenn es mit ihm zu Ende geht.

Wesen des Yoga

Wissenschaftler der Universität Gießen haben anhand von 1.700 befragten Studienteilnehmern untersucht, inwiefern sich das Leben durch deren vierwöchige Yoga Vidya Yogalehrer Ausbildung verändert hat. Die Probanden waren durchschnittlich 39 Jahre alt, zu 80% weiblich und übten täglich ca. 200 Minuten Hatha Yoga.

Ein Ergebnis ist, dass die Teilnehmer ihre persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten nach der Ausbildung besser wahrnehmen konnten, psychisch mehr Stabilität erlangten und sich selbst wieder mehr als aktiver Gestalter und Handelnder ihres eigenen Lebens begriffen haben. Insbesondere diese Fähigkeit spielt in der Prävention für Stressanfälligkeit eine große Rolle. Weiterhin nahmen die Probanden ihren Körper sowie ihre Bedürfnisse besser wahr und änderten ihre Lebensgewohnheiten bezüglich Ernährung, Genuss- und Rauschmittelkonsum zum Positiven. Durch die Entwicklung einer größeren Spiritualität nahmen auch Urvertrauen und ein Gefühl von Sicherheit zu. Dadurch lassen sich häufig auch Abhängigkeiten und schwere Schicksale besser überwinden. Den Studienteilnehmern gemeinsam sind auch ein innerer Wandlungsprozess und das allgemeine Gefühl von Erkenntnisgewinn. Chris Sölter: Yoga Vidya: Neuartige Studie zum „Wesen des Yoga“, 25.06.2013

Segenswunsch

Mögen alle Wesen Glück erfahren und die
Ursachen von Glück.
Mögen alle frei sein von Leid und den
Ursachen von Leid.
Mögen alle niemals getrennt sein vom höchsten
Glück, das frei ist von Leid.
Mögen alle in Gleichmut leben, ohne allzuviel
Anhaften und allzuviel Abneigung.
Und mögen sie leben im Wissen um die Gleichheit
von allem, was lebt.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Paul Deussen: "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Übersetzung der Bhagavadgita. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911.

Seminare

Multimedia

Das innerste Wesen wird sich trotz des Egos durchsetzen – BG.XVIII 59

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Die Gunas kennzeichnen alle erschaffene Wesen – XVIII 40

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Gott durchdringt die Erde u. erhält alle Wesen – BG.XV 13

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Wesen und Praxis der Meditation – mp3 Vortrag

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Wesen und Praxis der Meditation, Teil 2, mp3 Vortrag mit Sukadev

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Alle Wesen entspringen aus Gott – Bh.G.VII 12

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Herr aller Wesen – Bhagavad Gita IV 6

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Sieh das Selbst in allen Wesen – Bh.G. XIII 28

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Arjuna sieht Gott, das Wesen hinter dem ganzen Universum – Bh.G. XI 24 u.25

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Das wahre Wesen – mp3-Lesung mit Sukadev

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Gott, das Höchste ist in allen Wesen – Bh.G. XIII 28

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Es, muss als Träger aller Wesen erkannt werden -BG.XIII16

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Gott wohnt in allen Wesen mp3 Kurzvortrag BhG 15.13

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Ich bin der Samen aller Wesen – Bh.G.VII 10

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Das Wesen Gottes – Bh.G. IV 10

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Der Mensch als robustes Wesen

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Ueber unser wahres Wesen

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Zu Beginn sind die Wesen unsichtbar – Bh.G II 28

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Gott als Ursprung und Höchstes Wesen – mp3 Kurzvortrag

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