Wer bin ich: Unterschied zwischen den Versionen

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* Verhaftung an das Bild das man vom anderen hat
* Verhaftung an das Bild das man vom anderen hat
* Verhaftung an die Erwartungen an den anderen
* Verhaftung an die Erwartungen an den anderen
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Aus diesen Verhaftungen kommt [[Egoismus]]. Der andere ist einem insoweit lieb, als er das eigene Ego in Form von Erwartungen und Wünschen befriedigt. Aus solchen Ego-bezogenen Beziehungen entsteht Leid:
Aus diesen Verhaftungen kommt [[Egoismus]]. Der andere ist einem insoweit lieb, als er das eigene Ego in Form von Erwartungen und Wünschen befriedigt. Aus solchen Ego-bezogenen Beziehungen entsteht Leid:

Version vom 10. August 2013, 14:50 Uhr

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Wer bin ich? Dies ist eine uralte Menschheitsfrage. Schon die alten Griechen sagten: Erkenne dich Selbst. Der moderne Mensch befindet sich beständig in einem Prozess der Selbstfindung. Yoga, gerade Jnana Yoga und Raja Yoga, haben eine Methodik entwickelt, wie man sich der Antwort auf diese Frage nähern kann. Im Yoga wird gesagt, dass eine intellektuelle Antwort auf die Frage: "Wer bin ich?" niemals zufrieden stellen kann. In tiefer Meditation ist die Erkenntnis des wahren Selbst möglich - und das Ziel menschlicher Sehnsucht erreicht.

Philosophische Betrachtung der Frage: Wer bin ich?

Es gibt verschiedene Herangehensweisen an die uralte Menschheitsfrage "Wer bin ich". Unter den Yoga Wegen ist es Jnana Yoga, der diese Frage zu seinem Zentrum macht. Jnana Yoga geht es dabei um die metaphysische, die ontologische Tiefe: Hier geht es um die tiefe Fragestellung: Wer bin ich, vom absoluten Standpunkt ausgesehen. Wer bin ich wirklich? Es geht hier weniger um praktische Entwicklung der eigenen Fähigkeiten, Entfaltung seiner Talente. Es geht vielmehr um die Frage: Wer bin ich wirklich? Vor dem Hintergrund der Veränderungen, vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit, vor dem Hintergrund von Gedanken, Emotionen, ja auch vor dem Hintergrund von Wachen, Träumen, Schlafen, vor dem Hintergrund veränderter Bewusstseinszustände: Wer bin ich?

Wer bin ich - Vedanta in Kurzform

Die Vedanta Philosophie kann zusammengefasst werden in 3 Sätzen (Shankaracharya, ca. 800 n.Chr.):

  • Brahma Satyam: Brahman allein ist wirklich
  • Jagan Mithya: Die, Welt wie wir sie erfahren, ist unwirklich
  • Jivo Brahmaiva Napara: Das Selbst ist nichts anderes als Brahman

Einfach zusammengefasst: Hinter dem gesamten Universum gibt es eine einzige Wirklichkeit, Brahman genannt. Das äußere Universum ist nur eine Manifestation von Brahman. Das unsterbliche Selbst ist deine wahre Natur. Und dieses unsterbliche Selbst ist eins mit Brahman.

Körper und Geist mit Empfindungen, Emotionen, Gefühlen, Gedanken sind Teil von Jagad, der äußeren Welt. In Wahrheit sind wir weder Körper noch Geist. Vielmehr sind wir das unsterbliche Selbst - jenseits von Körper und Geist. Wie ein Raumanzug auf einem anderen Planeten Fortbewegung, Erfahrungen und Handlungen ermöglicht, so ist der Körper hier auf der Erde so etwas wie ein Raumanzug, der Fortbewegung, Erfahrungen und Handlungen ermöglicht.

Kurz zusammengefasst: Wer bin ich? Ich bin das Unsterbliche Selbst, der Atman. Ich bin Satchidananda: Unendliches Sein (Sat), Unendliches Bewusstsein (Chid), Unendliche Wonne (Ananda)

Wer bin ich? Subjekt-Objekt-Analyse

Shankara, der große Lehrer des Vedanta, im Kreis seiner Schüler

Eine klassische Vedanta-Form der Herangehensweise an die Frage "WER BIN ICH" ist die sogenannte Subjekt-Objekt-Analyse. Sie unterscheidet zwischen Subjekt und Objekt und arbeitet anhand dieser Unterscheidung heraus:

  • Wer bin ich?
  • Wie geschieht Identifikation?
  • Wie entsteht Leid?
  • Wie ist Identifikation und Leid überwindbar?

Grundlage der Subjekt-Objekt-Analyse

Grundlage ist: Subjekt-Objekt:

  • Subjekt ist derjenige der erlebt, erfährt
  • Objekt ist das, was erlebt wird

Wenn du sagst: "Ich sehe den Himmel", dann gibt es ein "ich", also das Subjekt, und etwas, was gesehen wird, also der Himmel. Mit anderen Worten: "Ich" ist das Subjekt. Das Wahrgenommene ist das Objekt. Ich bin also das Subjekt. Wenn ich herausfinden will, wer ich bin, kann ich mich lösen von allem Wahrnehmbaren. Der Prozess der Subjekt-Objekt-Analyse ist also der Prozess des Bewusstwerdens: Was kann beobachtet werden? Denn alles Beobachtbare bin ich nicht.

Des weiteren kann man feststellen:

  • Das Subjekt bleibt gleich: Du fühlst dich als "ich", solange du zurückdenken kannst
  • Das Objekt dagegen ändert sich: Das Beobachtbare ist im ständigen Fluss - es ändert sich ständig und manchmal plötzlich. Objekte ändern sich nicht nur, sie sind auch vergänglich
  • Wenn das Subjekt seine eigene Ewigkeit in das Objekt projeziert, also Dauerhaftigkeit vom Objekt erwartet, kommt Leiden. Denn Objekte ändern sich.

Bin ich mein Besitz?

Diese Frage ist leicht zu beantworten: Natürlich bin nicht mein Besitz... Dem würde vermutlich jeder zustimmen. Aber warum eigentlich nicht? Gehen wir mit der Subjekt-Objekt-Analyse vor, anhand eines Beispiels:

Bin ich meine Uhr?

Nein, denn: Ich kann meine Uhr beobachten. Ich kann die Uhr sehen, ich kann sie fühlen, ich kann an ihr riechen. Ich bin das Subjekt, die Uhr ist das Objekt. Also: Ich bin nicht die Uhr.

Was ist Identifikation?

Du sagst aber nicht: Dies ist eine Uhr, sondern: Dies ist meine Uhr. Indem Moment, indem ich "meine" Uhr sage, identifiziere ich mich mit der Uhr. Indem ich mich mit der Uhr identifiziere, erwarte ich Dauerhaftigkeit von der Uhr, und mache mein Glück von der Uhr abhängig.

Was sind die Folgen der Identifikation?

Die Uhr ist beschränkt: Du reduzierst dein unendliches Sein auf Gedanken um deine Uhr. Du willst, dass andere die Uhr wertschätzen - weil du dadurch Wertschätzung erfährst. Du wirst abhängig von der Wertschätzung der Uhr.

Die Uhr ist vergänglich: Irgendwann hört sie auf zu funktionieren. Jemand stiehlt sie. Jemand tritt auf die Uhr. Du verlierst sie. Du findest sie nicht mehr. Wenn du dich mit der Uhr identifiziert hast, wirst du unglücklich, wenn du sie verlierst.

Der Wert der Uhr ist Änderungen unterworfen: Wenn deine modische Uhr altmodisch wird, wirst du unglücklich. Und du hast Angst davor, dass die Uhr altmodisch werden könnte.

Die Uhr genügt dir nicht: Intuitiv weißt du, dass du nicht auf eine Uhr beschränkt werden kannst. Intuitiv weißt du, dass du mehr bist. Wenn du aber in materiellen Identifikationen gefangen bist, wirst du immer mehr Besitz anhäufen wollen, um mehr zu erscheinen. Alles um das "ich" größer erscheinen zu lassen - nachdem das Ich sich mit Materiellem beschränkt hat.

Wie überwinde ich die Identifikation und ihre Folgen?

Erkenne: Du bist nicht dein Besitz. Du bist nicht beschränkt auf das, was du hast. Eigentlich gehört dir gar nichts. Aller scheinbarer Besitz ist Leihgabe von unbekannter Leihdauer. Alles kann dir jederzeit genommen werden. Wenn du erkannt hast, dass alles in Parinama, in ständiger Veränderung ist, fällt es dir leicht, dein Glück von äußeren Objekten unabhängiger zu machen. Dir werden Dinge anvertraut, sodass du dich an ihnen erfreuen kannst, mit ihnen einiges bewirken kannst, Erfahrungen machen kannst. Und wenn ihr Zweck sich erfüllt hat, werden sie dir wieder genommen. Du hast einen gewissen Einfluss auf die Objekte und hast eine gewisse Verantwortung, ähnlich wie du ein für ein geliehenes Ding eine Verantwortung hast. Aber dir gehört nichts. Sei daher dankbar für das, was dir anvertraut wurde. Lächle über das Konzept des "Eigentums", welches als gesellschaftliche Konvention existiert. Und fühle dich frei.

Geschichte von Janaka und Ashtavakra

Eine alte Geschichte verdeutlicht, wie ein spiritueller Aspirant mit seinem scheinbaren Besitz umgehen kann:

Der junge König Janaka ging zu dem Weisen Ashtavakra in die Lehre. Er lernte spirituelle Praktiken, die Bedeutung der Schriften, alles über spirituelles Leben. Im alten Indien war es üblich, dass ein Schüler seinem Guru am Ende seiner Lehrzeit ein Dakshina, eine Gabe, überreichte. Janaka fragte seinen Guru, was er ihm als Lehrgeld (Dakshina) geben könne. Ashtavakra fragte Janaka: "Ich kann mir alles wünschen?". Janaka: "Ja, soweit es in meiner Macht steht." Sagte Ashtavakra: "Dann überschreibe mir das Königreich". So unterschrieb Janaka die Abdankungsurkunde und die Ernennungsurkunde von Ashtavakra zum König. Dann sagte Ashtavakra: "So, jetzt gehe zurück in die Hauptstadt des Königreiches. Regiere das Königreich für mich, so als ob es dein Königreich ist. Sage niemandem, dass du mir das Königreich überschrieben hast. Regiere gut, gerecht und geschickt. Genieße das Leben eines Königs und diene anderen. Aber wisse: Ich habe die Abdankungsurkunde in meiner Hand. In jedem Moment kann ich kommen und mein Königreich selbst regieren." So kehrte Janaka zurück in das Königreich. Nach außen tat er so, als ob er der König sei. Im Inneren wusste er, dass er das Königreich für seinen Guru regierte. So war er verhaftungslos. Er erfüllte sein Dharma, seine Pflicht als Regierender, so gut er konnte. Und er erreichte Samadhi, die Gottverwirklichung.

So kannst auch du leben: Aus gesellschaftlichen Gründen kannst du so tun, als ob du Besitz hättest. Im Inneren weißt du, dass alles Gott gehört, und dass dir dein scheinbarer Besitz nur vorübergehend anvertraut ist. Du gehst mit dem scheinbaren Besitz sorgsam um - denn er gehört ja Gott. Du erfüllst deine Aufgaben, lernst Lektionen, machst Erfahrungen, entwickelst dich spirituell. Indem du alles als Besitz Gottes erkennst und Vertrauen in das Wirken Gottes hast, kannst du verhaftungslos, engagiert und glücklich leben.

Verhaftungslosigkeit und Liebe im Umgang mit anderen Menschen

Die Identifikation mit anderen Menschen ist unter spirituellen Aspiranten meist größer als die Identifikation mit Besitz. Wer bin ich? Viele Menschen antworten innerlich darauf: Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Partner, Freundin etc. Menschen definieren sich über ihre Rollen im Umgang mit anderen. Aus Identifikation mit der Rolle kommt Verhaftung an den Menschen aus der Verhaftung kommen Erwartungen an den anderen Menschen. Da andere diese Erwartungen nicht erfüllen, kommen Konflikte, Enttäuschungen und Leid. So gibt es drei Arten von Identifikationen und Verhaftungen:

  • Verhaftung an den Menschen
  • Verhaftung an das Bild das man vom anderen hat
  • Verhaftung an die Erwartungen an den anderen
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Aus diesen Verhaftungen kommt Egoismus. Der andere ist einem insoweit lieb, als er das eigene Ego in Form von Erwartungen und Wünschen befriedigt. Aus solchen Ego-bezogenen Beziehungen entsteht Leid:

  • Jeder hat sein eigenes Karma. Beziehungen sind nicht immer von Dauer: Menschen sterben. Kinder gehen aus dem Haus. Auch der beste Freund kann mal umziehen bzw. nach der Heirat weniger zur Verfügung stehen. Partner können sich neu verlieben.
  • Menschen sind anders als das Bild, das man von ihnen hat. Menschen verändern sich.
  • Menschen erfüllen nicht die Erwartungen, die man an sie hat

Verhaftungslosigkeit und Liebe im Umgang mit anderen hieße:

  • Erkenntnis, dass jeder sein eigenes Karma hat. Beziehungen sind vorübergehend. Spätestens mit dem Tod endet die Beziehung. Auch wenn man sich in einem anderen Leben wieder zusammen inkarnieren mag, kann die Beziehung ganz anders sein: Die Mutter vom früheren Leben kann jetzt die Tochter sein. Der Ehemann von diesem Leben kann im nächsten Leben der Arbeitgeber sein. Da laut der indischen Karmalehre jeder schon millionenfach gelebt hat, kann man sogar sagen: Jeder, den du siehst, war schon mal dein Vater. Jeder, den du siehst war schon mal deine Mutter. Jeder den du siehst war schon mal dein Kind, dein Geliebter, deine Geliebte...
  • Innere Akzeptanz, dass Menschen anders sind als das Bild, das man von ihnen hat. Neugier auf den anderen. Freude daran, den anderen immer mehr kennen zu lernen und seine Entwicklung begleiten zu können
  • Bewusstsein, dass jeder ein eigenständiger Mensch ist, der sein eigenes Karma und Dharma hat und dass man selbst unabhängig von konkreten Personen ist
  • Liebe zum anderen ohne Erwartungen und ohne Verhaftung, im Bewusstsein, dass in der Liebe die Seele des einen die Seele des anderen berührt. In der Liebe leuchtet das wahre Selbst, das Göttliche, auf.

Bin ich der Körper?

Wer bin ich? Bin ich der Körper? Bin ich groß, klein, dick, dünn, hellhäutig, dunkelhäutig, jung, alt, gesund, krank?

Die Subjekt-Objekt-Analyse sagt: Du bist der Wahrnehmende, nicht das Wahrgenommene. Du kannst deinen Körper wahrnehmen, du kannst deinen Körper bewegen, du kannst durch deinen Körper wahrnehmen. Du hast zwar einen gewissen Einfluss auf den Körper. Aber du erleidest auch die Veränderungen des physischen Körpers. Daher: Du bist nicht der physische Körper.

Die Analogie eines Raumanzugs

Angenommen, Menschen wollen den Mars bewohnen. Dann bräuchten sie Raumanzüge. Jetzt nehmen wir an, es würden nahezu perfekte Raumanzüge dafür entwickelt: Die Raumanzüge geben die Temperatur weiter, allerdings in einem Spektrum, mit dem der Mensch zurechtkommt. So kann der Mensch durch den Raumanzug seine Umgebung fühlen. Der Raumanzug hat einen Filter für die Luft - so kann der Mensch die Luft atmen und auch riechen. Der Raumanzug hat eine Art Vorverdau-Apparat, sodass der Mensch auch Marsnahrung essen kann. Der Raumanzug ist dabei so sensibel, dass Menschen sich berühren, umarmen etc. kann. Auch Ausscheidung und Geschlechtsverkehr funktionieren. Und der Raumanzug regeneriert sich selbst, muss nie abgenommen werden. Man muss sich zwar um den Raumanzug kümmern. Aber grundsätzlich regeneriert und repariert sich der Raumanzug selbst. Er wird dem Menschen als Baby angepasst - und verbleibt bis zum Tode. Der Raumanzug signalisiert dem Menschen, wenn er reparaturbedürftig ist, durch Schmerzen. Was würde passieren? Der Mensch würde sich mit seinem Raumanzug identifizieren. Er würde denken, dass er der Raumanzug ist.

So ist dieser Körper in Wahrheit der Raumanzug, den wir für Leben auf dieser Erde bekommen haben. In Wahrheit bist du unsterbliche Seele. Um Erfahrungen auf dieser Erde zu machen, dein Dharma zu erfüllen und dich spirituell zu entwickeln, erhältst du den für die Erde geeigneten Raumanzug, genannt "menschlicher Körper". Sei dankbar für diesen wunderbaren Körper. Sei dir aber bewusst: Du bist nicht der Körper. Der Körper ist Alter, Krankheit und Tod unterworfen. Du hast einen gewissen Einfluss auf den Körper - aber irgendwann wirst du ihn verlassen.

Out-of-Body-Experiences und Nahtoderfahrung

Indizien, dass du nicht der Körper bist, sind Erfahrungen außerhalb des Körpers. Dazu gehören die Nahtoderfahrung und die Out of Body Experience:

  • In der Nahtoderfahrung ist der Erlebende klinisch tot. Er hat aber Erfahrungen, sieht seinen Körper von oben, kann z.T. sogar die Gespräche der Ärzte und der Verwandten im Warteraum hören und anschließend wiedergeben. Bewusstsein und Wahrnehmung sind also auch ohne physischen Körper und Sinne möglich
  • Out-of-Body-Experience (OOB):In der Meditation, in der Tiefenentspannung, manchmal auch nach Unfällen, nach Konsum von Drogen, ist es möglich, seinen Körper zu verlassen, das Körperbewusstsein zu verlieren. Du kannst deinen Körper von oben sehen - oder dich ganz als vom Körper gelöst spüren. Du kannst schweben, Dinge sehen und hören, deren Existenz du nachher verifizieren kannst. Wenn du einmal in der Meditation oder Tiefenentspannung auf Astralreise gegangen bist, weißt du: Ich bin nicht der Körper. Ich existiere auch ohne physischen Körper

Traum und Körper

Jede Nacht träumst du. Im Traum verlierst du das Bewusstsein des Wachzustands-Körpers. Du identifizierst dich mit deinem Traumzustands-Körper. Im Wachzustand mag dein Körper Schmerzen haben. Dein Traumzustands-Körper kann gesund sein. Dein Bewusstsein ist das gleiche, im Wachzustandskörper und im Traumzustandskörper. So erfährst du ständig wechselnde Körper. Bewusstsein ist das gleiche, ob im Wachzustand, Traumzustand oder Tiefschlaf.

Unfälle und Krankheiten

Der Körper ist Veränderungen, Krankheit, Alter und Tod unterworfen. Wenn du dich mit dem Körper identifizierst, führt das zum Leiden: Der Körper ist nicht so, wie du es gerne hättest. Und er wird sich anders entwickeln, als du es gerne hättest. Verhaftung an den Körper und Verhaftung an das Bild des Körpers und ein Idealbild deines Körpers führen zu Spannungen, Stress, Enttäuschung und Leid.

Akzeptiere: Der Körper ist Veränderungen unterworfen. Du bleibst gleich. Manche verlieren sogar Teile ihres Körpers in Unfällen. Auch jemand, der einen Arm verloren hat, ist weiterhin ein vollständiger Mensch.

Transplantation und Körper

Heutzutage können Körperteile ausgetauscht/ersetzt werden. Du kannst eine künstliche Nase erhalten. Dein Blut kann ausgetauscht werden. Du kannst das Herz eines Unfalltoten transplantiert bekommen. Du kannst künstliche Herzklappen erhalten. Du selbst bleibst inmitten aller Veränderungen der gleiche.

Verhaftungsloser Umgang mit dem Körper

Kümmere dich um den Körper - aber sei nicht an ihn verhaftet. Gerade indem du weißt, ich bin nicht der Körper, kannst du sorgsam mit dem Körper umgehen: Gib dem Körper was er braucht: Gesunde Nahrung, Wasser, Bewegung, Entspannung, Erholung, Herausforderung. Nutze den Körper für Erfahrungen, Lernen und Dienen. Sei dankbar für den Körper. Und ziehe dein Bewusstsein in den spirituellen Praktiken weg von der Identifikation mit dem Körper.

Im Yoga tust du so viel für deinen Körper. Trotzdem bist du nicht der Körper. Der Körper ist Fahrzeug, ist Instrument. Pflege ihn, nutze ihn. Erkenne seine Beschränkungen an. Und löse dich vom Körper immer wieder - durch Meditation und spirituelle Selbstbefragung: Wer bin ich?

Bin ich Prana, Gedanken und Emotionen?

Wer bin ich? Bin ich das Prana (die Lebensnergien), bin ich die Gedanken, bin ich die Emotionen?

Die Subjekt-Objekt-Analyse sagt:

  • Ich kann die Lebensenergien, das Prana wahrnehmen. Ich bin nicht das Prana, ich bin der Beobachter
  • Ich kann das Auftauchen und Verschwinden der Emotionen wahrnehmen. Ich kann den Ort der Emotionen lokalisieren. Ich bin nicht die Emotionen, ich bin der Beobachter
  • Ich kann das Spiel der Gedanken wahrnehmen. Gedanken kommen und gehen. Ich bin nicht die Gedanken, ich bin der Beobachter

Du hast einen gewissen Einfluss auf Prana, Emotionen, Gedanken. Zum großen Teil sind Prana, Emotionen und Gedanken jenseits deiner Kontrolle. Im Yoga lernst du, dein Prana zu erhöhen und in Harmonie zu bringen. Du lernst, mehr Freude und Liebe zu empfinden. Du lernst, gut mit deinen Emotionen umzugehen. Du lernst, wie du geschickter mit deinen Gedanken umgehen kannst, dein Denken positiver machen kannst. Du lernst, die Kraft deiner Gedanken zu stärken und zu nutzen. Aber so wenig wie du dein Kochgeschirr oder dein Telefon bist, so wenig bist du Prana, Emotionen und Gedanken.

Besonders in der Meditation kannst du humorvoll das Spiel deiner Gedanken und Gefühle wahrnehmen. Du kannst auch das Spiel deiner Gedanken und Gefühle verlassen und dich als unendliches Bewusstsein erleben.

Bin ich Persönlichkeit, Charakter?

Gedanken und Gefühle mögen sich ändern. Persönlichkeit, Temperament und Charakter scheinen beständiger zu sein. Wer bin ich? Bin ich Künstler, Intellektueller, Handwerker, Musiker? Bin ich Melancholiker, mitfühlend, Sternzeichen Fische?

Nein, du bist auch nicht Persönlichkeit, Charakter. Auch Persönlichkeit, Charakter können sich ändern: Sie ändern sich im Lauf der Zeit von selbst. Starke Erfahrungen können Persönlichkeit und Charakter verändern. Und du als Aspirant kannst bewusst Persönlichkeit und Charakter ändern.

Das Selbst als Sein, Wissen und Glückseligkeit

Andere Video Vorträge mit Sukadev Bretz zum Thema: Wer bin ich?

Siehe auch

Weblinks