Vishnu-devananda: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Swami Vishnu-devananda''' ([[Sanskrit]]: Svāmī Viṣṇudevānanda ; *31. Dezember 1927 in Kannimangalam, Kerala, Indien; † 9. November 1993 in Manipal, Karnata, [[Indien]]) war ein Yogameister und gehört zu den Pionieren des [[Yoga]] im Westen. Er ist auch unter dem Namen ''"The Flying Swami"'' ("Fliegender Swami") bekannt und war Schüler von Swami [[Sivananda]].
#weiterleitung [[Swami Vishnudevananda]]
 
[[Datei:Sukadev mit Swami Vishnu.jpg|thumb|Swami Vishnu-devananda und Sukadev]]
 
==Kindheit und Jugend==
Swami Vishnu-devananda kam am 31. Dezember 1927 als einziger Sohn eines Gutbesitzers im kleinen abgelegenen Dorf Kannimangalam im südindischen Staat Kerala auf die [[Welt]] und erhielt den Namen Swamy Kuttan Nair. Mit den [[Schönheit]]en der Natur aufwachsend hatte er bereits als kleiner Junge erste spirituelle [[Erfahrung]]en, aber auch Konflikte. Als er beispielsweise sah, mit welcher Grausamkeit Schlangen Frösche bei lebendigem Leibe verschlingen, rührte dieses Erlebnis seinen [[Geist]] sehr auf, und er stellte sich viele Fragen zu den Ungerechtigkeiten dieser Welt: Unberührbarkeit, Leiden, Hunger, [[Tod]].
 
Er war bereits als Kind sehr wissbegierig. Er lehnte jedoch die indische [[Kultur]] und [[Spiritualität]] ab, da er dachte, diese sei rückständig und abergläubisch. Er hielt die westliche Kultur für die Kultur der [[Zukunft]]. In seinem Heimatort Kerala gab es nur eine Grundschule. Danach musste er zur Realschule des Nachbarortes täglich 10 km zu Fuß gehen. 1943 schloss er die Nemmara High School mit Auszeichnung in den wissenschaftlichen Fächern ab und wollte zur Marine, um weitere Bildung zu erfahren. Aufgrund seines jungen Alters und seines Untergewichts hatte er jedoch [[Problem]]e mit der Aufnahme. Es gelang ihm schließlich, der Armee im Norden des Landes beizutreten, indem er sein wahres Alter verschwieg. Er wurde im Ingenieur Korps aufgenommen und nach Absolvierung des Basistrainings als Leiter eines Nachschublagers in Jalandhur stationiert.
 
Sein Geist wurde jedoch immer noch von philosophischen Fragen beherrscht. Er schreibt:
 
"Eines Abends hatte ich einen Wortwechsel mit einem meiner Freunde, einen dummen Wortwechsel, aber er rüttelte meinen ganzen Geist auf: Was ist das [[Leben]]? Was ist es? Wir machen immer dieselben Dinge. Wir stehen morgens auf, wir essen, wir waschen uns, wir gehen ins Büro, wir arbeiten, wir geben ein paar Anweisungen, wir nehmen Anweisungen entgegen, wir verdienen etwas Geld, wir gehen schlafen, wir genießen. Gibt es irgendetwas darüber hinaus?
 
Ich beschloss, mich von all diesen Dingen zu lösen und zog mich zurück, außer von meinen offiziellen [[Pflicht]]en. Am nächsten Morgen suchte ich in meinem Büro nach einem verlorenen Brief, aber ich konnte ihn nirgends finden. Vielleicht war er im Papierkorb. Ich schaute nach, aber ich fand ihn nicht. Ich fand etwas anderes.
 
Im Papierkorb lag eine göttliche Nachricht. Es war eine kleine Broschüre, welche die Essenz des Yoga enthielt. Sie nannte sich Sadhana Tattwa, Praxis des Yoga. Es war das erste Mal, dass ich so etwas sah. Der Mann, der diese bereits zerknüllte Broschüre geschrieben hatte, war Swami Sivananda aus Rishikesh im Himalaya. Ich las den klaren, einfachen Inhalt. Es begann mit einigen Überschriften: 'Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie.' "
 
Er probierte einige der sehr praktischen Ratschläge aus und machte erstaunliche Erfahrungen. Der Eindruck war so tief, dass er um einen dreitägigen Urlaub bat, um Swami Sivananda aufzusuchen, was in den damaligen Verhältnissen beinahe eine Unmöglichkeit war. Doch der Urlaub wurde bewilligt, und er fuhr nach Rishikesh. Aufgrund der langen und beschwerlichen Reise 36 Stunden quer durch Indien, dazu noch während des 2. Weltkrieges, konnte er Swami Sivananda damals jedoch nur für zwei Minuten und nur von einer gewissen Ferne aus sehen. Ihn beeindruckte die Einfachheit und Schlichtheit in Sivanandas Sprechen und Aussehen: "Zum ersten Mal sah ich einen aufrichtigen Menschen und was er sagte, war so direkt, und wenn er lächelte, war es, als ob [[Energie]] von seinem Gesicht in meines strömte." <ref>Gopala Krishna, Der Yogi, S. 25.</ref>
 
Bereits während seiner [[Zeit]] in der Armee las er Bücher, die er aus dem [[Ashram]] mitbekommen hatte, und praktizierte in den frühen Morgenstunden so intensiv wie möglich [[Pranayama]] und [[Asana]]s auf dem beengten [[Raum]] eines in der Armee üblichen Stockbettes.
 
Als er 1946 die Armee verließ, wollte er vor seiner Rückkehr in die Heimat nach Rishikesh fahren und zwei [[Tag]]e im Ashram bei Swami Sivananda verbringen. Bei diesem kurzen Aufenthalt bekam er zwei wichtige Lektionen: Bei seiner Ankunft trat Swami  Sivananda gerade in Begleitung einiger Schüler aus seinem Büro, und der junge Swamy Kuttan erkannte sofort, dass er jetzt ein Problem hatte: Er hatte sich zeitlebens vorgenommen, sich vor keinem Menschen zu verbeugen, auch nicht vor einem heiligen [[Mann]]. Alle Menschen sind gleich, so war seine Überzeugung.
 
Er dachte aber, dass das in dieser Situation, noch dazu bei einem hohen Meister, sehr unhöflich sei und versuchte sich in einer Ecke zu verstecken, um Swami Sivananda und seine Schüler vorbeizulassen und ihnen anschließend unauffällig zu folgen. Aber sobald Swami Sivananda ihn bemerkte, kam dieser zu ihm, verbeugte sich und berührte die Füße von Swamy Kuttan. In diesem Augenblick fiel auch er Swami Sivananda zu Füßen, tief erschüttert von der Lektion der [[Demut]], die er soeben gelernt hatte.
 
Die zweite Lektion, die er an diesem ersten Tag lernte, spielte sich während des abendlichen [[Arati]] am Ufer des [[Ganges]] ab: Die Schüler Sivanandas versammelten sich, um den Fluss zu verehren. Wie kann das sein, dass es Menschen gibt, die einfaches [[Wasser]] verehren, wo doch Wasser lediglich aus H2O besteht?, dachte er. Wenigstens Swami Sivananda sollte dies in seinem Medizinstudium gelernt haben! Doch Swami Sivananda schaute ihn nur an, und auf einmal sah er den Ganges nicht mehr, der Fluss verschwand. Stattdessen sah er einen Lichtstrom, der sich vom Berg herab ergoss. Die Botschaft war: Es gibt viel mehr, als du mit deinen physischen [[Auge]]n sehen kannst. Alles ist Gott. Gebrauche nicht deinen winzigen Verstand, um Gott zu erkennen.
 
Für kurze Zeit ging er zurück in seine Heimat und wurde Dorflehrer, doch es zog ihn zurück zu Swami Sivananda in den Ashram nach Rishikesh. Im September 1947 nahm er an den Feierlichkeiten zu Swami Sivanandas 60. Geburtstag teil und verbrachte eine Woche für intensives Sadhana im Ashram. Swami Sivananda kam nach einigen Tagen an ihm vorbei und meinte nur: "Bleibe hier." Er antwortete schlicht: "Ja, Swamiji." Erst danach dämmerte ihm, dass er soeben dem [[Meister]] sein unverbrüchliches Wort gegeben hatte und dass er es nicht mehr zurücknehmen konnte.
 
In seiner ersten [[Freude]] meinte er, der Meister habe ihn deshalb zu sich gerufen, um ihm höhere Einweihungen in [[Hatha Yoga]] und [[Kundalini Yoga]] zu geben. Umso erstaunter war er, dass er am nächsten Tag zu [[Karma Yoga]] eingeteilt wurde und zwei neue Aufgaben bekam: Einmal sollte er die schmutzige Kleidung der Gäste am Fluss waschen, etwas, das er, der einer höheren Kaste angehörte, niemals zuvor getan hatte. Die zweite Aufgabe war, dass er Linsen, die zum Trocknen ausgelegt waren, vor dem Zugriff der Affen schützen sollte. Im Rückblick meinte er: "Der Meister hat seine eigene Art des Lehrens. Jeder Einzelne, der zum Meister kam, hatte seine besonderen Fehler." <ref>Ebenda, S. 37.</ref>
 
Schließlich wurde er als Mitarbeiter voll in den Ashram aufgenommen. Er legte schon bald das [[Brahmacharya]]-Gelübde ab und nahm den [[Name]]n "Vishnu Chaitanya" an. Bereits ein halbes Jahr später legte er im März 1948 zu [[Shivaratri]] sein Sannyas-Gelübde ab und erhielt den Namen "Swami Vishnu-devananda". Obwohl er aufgrund eines verzweifelten Briefes seiner [[Eltern]] noch einmal mit sich haderte, als diese ihn an seine familiären Verpflichtungen erinnerten, blieb er seinem Meister treu. "Mata nasti, Pita nasti" ('Für dich gibt es weder Mutter noch Vater') war die schlichte Antwort Sivanandas auf sein inneres Ringen.
 
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==Sannyasin==
[[Datei:SwamiVishnuAsana 01 bf61167437.jpg|thumb|Swami Vishnu-devananda im Rad]]
 
Swami Vishnu-devananda wurde bald der persönliche Assistent von Swami Sivananda. Rasch wurde er auch zum Hatha Yoga Professor der eben gegründeten Sivananda Yoga Vedanta Forest Academy ernannt, obwohl er erst 21 Jahre alt war. Er praktizierte selbst intensiv in dieser [[Zeit]] und wurde Experte für die schwierigsten [[Asana]]s, für [[Pranayama]], [[Mudra]]s, Bandhas, Kriyas usw. Swami Sivananda nannte ihn daher den "Mann ohne Knochen".<ref>Vgl. Yoga Life 1994, Spring, S. 8.</ref> Wie konnte es sein, dass ihm alles so leicht fiel?
 
Er beschreibt selbst, wie Swami Sivananda ihm zur [[Intuition]] in die Hatha Yoga Praxis verhalf: "Ich mochte Hatha und [[Raja Yoga]] von Anfang an. Als ich zum ersten Mal den [[Meister]] traf, kam alles zu mir. Ich konnte Asanas und Pranayama ganz leicht ausüben. Es kam einfach, ich lernte es nicht, wie ich es euch jetzt lehre. Eigentlich waren sie noch nicht einmal Bestandteil des Ashram Programms, denn sie waren nicht mehr sehr bekannt und wurden nicht klar unterrichtet. Aber der Meister hat mein [[Wissen]] aus vergangenen [[Leben]] wiedererweckt, so dass ich in der Lage war, dieses ganze Yogasystem aus der Vergangenheit zu beleben. [… ]
 
Das war so, weil der Meister mich irgendwo berührte. Mein Körper und mein Geist wurden ein Instrument in den Händen meines Meisters, um Hatha Yoga wieder zu erwecken. Damals hatte ich nicht die Erfahrung, die ich heute habe. Aber langsam, langsam kam es, Schritt für Schritt kamen die Methoden, wie die Positionen aussahen, wie man beginnt, wie man endet. So wurde das ganze System aus meinen vergangenen Lebenserfahrungen wieder zurückgebracht und in eine spezielle Unterrichtsmethode geformt."<ref>Der Yogi, S. 59.</ref>
 
Trotz seiner intensiven Erfahrungen und der gewichtigen Stellung, die er von seinem Meister im Ashram erhalten hatte, sah er zu dieser Zeit immer noch wie ein Junge aus. Er ließ sich daher die Haare und einen Bart wachsen, um wie ein großer [[Yogi]] zu wirken. Auf rührende Weise wurde sein jäh aufglühendes [[Ego]]-Fieber von seinem Meister schnell wieder in Schranken gewiesen. Swami Sivananda kam und sagte eines [[Tag]]es zu ihm: Ja, Vishnu Swami, der Bart steht Dir. Ja, es stimmt, wir müssen alle gut aussehen und Menschen beeindrucken. Ja, ja, mach nur so weiter." Sofort rasierte er den Bart ab, und solange er sich selbst rasieren konnte, ließ er sich nie wieder einen Bart wachsen.
 
Bald nachdem er [[Sannyas]] genommen hatte, fühlte er ein tiefes Bedürfnis, sein [[Sadhana]] zu intensivieren. Die umfangreiche [[Arbeit]] für seinen Guru ließ ihn damit in Konflikt kommen. Doch Swami Sivananda kam seinem unruhigen, rebellischen Geist zuvor und entließ ihn aus seinem [[Dienst]]. Er brach auf in ein Leben als Wandermönch. "Von nun an begann eine neue [[Dimension]] meines spirituellen [[Leben]]s. Es gab keine Unterstützung oder Schutz durch den [[Lehrer]] mehr. Ich war alleine, versuchte, Antworten zu finden und hatte immer noch den vollkommenen [[Glauben]] an meinen Meister im [[Herz]]en. Ich vergaß ihn nie, ich dachte mehr an ihn als jemals zuvor. Aber das Leiden war gegenwärtig. Mehr als ein Jahr war ich auf Wanderschaft als Pilger."<ref>Der Yogi, S. 66-67.</ref> 
 
In dieser Zeit begegnete er auch einem anderen Yogameister, der ihm weitere Pranayama-Techniken beibrachte.
 
Danach kehrte er für weitere sieben Jahre in den Sivanada-Ashram nach Rishikesh zurück. Mit seiner neugewonnenen [[Energie]] und einem vertieften [[Glauben]] verwirklichte er viele neue Projekte mühelos. Er spürte, dass er durch die Praxis von Pranayama und [[Dhyana]] das Körperbewusstsein transzendieren konnte. Die intensive spirituelle Praxis hatten ihm außergewöhnliche Energien, Ausdauer und Vitalität zur Verwirklichung seiner Aufgaben gegeben. Er leitete das [[Kirtan]]singen an, er pflegte die Kranken und arbeitete als Swami Sivanandas Assistent. Er managete viele Publikationen, leitete die Ashram-Küche und überwachte den Bau von Sri Gurudevs Tempel und andere Bauten. Er reiste viel durch Indien und viele Besucher aus aller Welt kamen zu ihm, um [[Yoga]] zu lernen. Immer wieder erhielt er Einladungen, sie zu besuchen.
 
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==Aufbruch gen Westen==
Im März 1957 gab Swami Sivananda ihm als 30jährigen den Auftrag, nach Amerika zu gehen, um [[Yoga]] in den Westen zu bringen: "Die Menschen dort warten darauf, dass du ihnen Yoga beibringst." Viele spirituelle [[Seele]]n hatten sich dort reinkarniert. Es war zunächst an eine einjährige Vortragsreise angedacht. Mit dem [[Segen]] des [[Meister]]s und einem 10-Rupien-Schein - vielleicht als Symbol dafür, dass sein Meister materiell immer für ihn sorgen würde – machte er sich auf den [[Weg]]. Er hatte nichts im Gepäck als seine unbeschreibliche [[Energie]] und seinen Enthusiasmus.
 
Swami Vishnu-devananda reiste in vielen kleinen Etappen. Er fuhr am Rand des Pazifik entlang über Ceylon, Singapur, Malaysia, Hongkong, Australien und Hawaii. Immer wieder traf er auf Sivananda-Schüler, die ihn unterstützten und ihm bei der Organisation von Yogastunden und Veranstaltungen halfen. Das Geld, das er dabei einnahm, verwendete er für die jeweils nächste Etappe seiner Reise. Aus [[Dankbarkeit]] erhielt er in Indonesien vom Polizeichef, der sein Schüler war, sogar einen Internationalen Führerschein geschenkt, ohne dass er jemals Fahrstunden genommen hätte. Jeder in Amerika habe einen Führerschein, so dessen Überzeugung.
 
Schließlich erreichte er Ende 1957 San Francisco. Dort gab er ebenfalls Yogastunden. 1958 erhielt er von der medizinischen Fakultät der UCLA (Universität) von Kalifornien für verschiedene Tests, denen er sich unterzog, 50 $ pro Tag Aufwandsentschädigung. Davon kaufte er sich ein gebrauchtes Auto und brachte sich auf einem Parkplatz selbst das Fahren bei. Er fuhr Richtung Osten kreuz und quer durch das Land und lernte dabei viel über Amerika. Früchte, Nüsse und [[Wasser]] hatte er immer als Proviant im Auto. Wenn er durch die Yogastunden nicht genügend Einnahmen hatte, diente ihm das Auto auch als Nachtlager.
 
Sein [[Ziel]] war New York, denn New York stand in seiner Vorstellung stellvertretend für Amerika. Dort wollte er sich dauerhaft niederlassen. Mit einem Umweg über Ostkanada, wo er unterwegs Yogakurse in Ottawa und Montreal unterrichtete, erreichte er endlich New York und begann dort im Herbst 1958 Yoga zu unterrichten.
 
Ein Schüler erzählt vom damaligen Unterricht: "Er saß kreuzbeinig auf dem Bett in seinem billigen Hotelzimmer, damit ich auf dem Boden Platz hatte. Mit seinem gelben Schreibblock auf dem Schoß schrieb er sein "Großes Illustriertes Yoga-Buch". Es war mir kaum bewusst, dass meine Spende, die ich geben würde, darüber entscheiden könnte, ob Swamiji an diesem [[Tag]] essen würde oder nicht. Dann kamen die Kurse in billigen Proberäumen am Broadway, Studios unterm Dach und anderen erschwinglichen Orten, bis das erste feste Sivananda Yoga Vedanta Center in der East 20th Street angemietet wurde."<ref>Der Yogi, S. 70.</ref>
Sein Impuls war zunächst, Yoga so zu verbreiten wie in Indien, auf Spendenbasis. Er druckte Plakate, hielt Vorträge, gab Yogastunden, manchmal in Hotelzimmern, manchmal in Kirchen. Erst allmählich lernte er, dass Yoga im Westen systematischer aufgebaut werden musste.
 
Er konnte jedoch nicht in New York bleiben, da er keine Niederlassungsbewilligung für die Vereinigten Staaten bekam. Er ging nach Kanada und überließ seinen Schülern das Center in New York. Die kanadische Politik war für ihn günstiger. Unterstützt von einigen Jesuitenpriestern, die er in Yoga unterrichtet hatte, wurde er kanadischer Einwanderer. 1959 gründete er in Montreal das erste Sivananda Yoga Vedanta Centre. Für den Rest seines [[Leben]]s war Montreal und später sein [[Ashram]] in Val Morin, 50 km nördlich der Stadt, sein Hauptstützpunkt. Zu Beginn reiste er noch oft zwischen New York und Montreal hin und her und hatte zu dieser [[Zeit]] erstmals den [[Gedanke]]n, selbst das Fliegen zu erlernen, um in einem kleinen Privatflugzeug seine Reisekosten zu verringern.
 
Da im Sommer 1959 die Schüler ausblieben, beschloss er, seinen Unterricht dorthin zu verlegen, wo auch seine Schüler waren: im Laurentiangebirge, nördlich der Stadt. Das 1. Yogacamp führte er in St. Hippolyte in der Nähe von Val Morin durch, in einem kleinen Häuschen unter einfachsten Verhältnissen. Es dauerte drei Wochen. Ihn berührte, wie leicht es den Schülern fiel, ihre Bequemlichkeit und ihren Luxus hinter sich zu lassen. Er erkannte, dass es hier einen fruchtbaren Boden gab, um yogische Samen zu säen. Durch dieses erste dreiwöchige Retreat entstand die Idee, Yogaferien anzubieten.
 
1960 veröffentlichte er sein erstes Buch: "Complete Illustrated Book of Yoga." Es war das erste Yoga-Buch im Westen, in dem eine ganze Reihe von Asanas systematisch dargestellt wurden. Er erhielt 200 $ Vorschuss. "Diese 200 $ haben mir buchstäblich das Leben gerettet und legten die Basis für die Internationalen Sivananda Yoga Vedanta Center auf der ganzen Welt," sagte er später oft.<ref>Yoga Life S. 15.</ref> 
 
Immer wieder hatte er in seiner Meditation die Lichtvision, dass in Val Morin, wo alljährlich das Sommercamp stattfand, ein größeres Center entstehen sollte. Mit Hilfe von Schülern kaufte er ein Grundstück und im Februar 1962 begannen die monatelangen [[Arbeit]]en: Er und seine Schüler arbeiteten hart: Bäume mussten gefällt und Land gerodet werden. Im Sommer eröffnete das Sivananda Ashram Yoga Camp seine Pforten, das Vishnu-devanandas bevorzugter Aufenthaltsort werden sollte. Nur widerwillig stimmte er zu, für die Teilnahme am Yogacamp einen geringen Betrag festzusetzen.
 
Nach und nach eröffnete er vier weitere [[Ashram]]s: 1967 wurde auf den Bahamas ein zweiter Ashram gegründet. Den dritten Ashram startete er im Sommer 1971 in Grass Valley in Kalifornien und später kam als vierter Ashram die Sivananda Yoga Ranch in Woodbourne bei New York hinzu. Den fünften Ashram gründete er 1978 in Neyyar Dam nahe der Stadt Trivandrum in seiner Heimat Kerala. Daneben wurden in den 1970ern mehrere Yogazentren gegründet, so in Toronto, New York, Washington, Los Angeles, London, Wien, Genf, Madrid und noch andere mehr.
 
Während des Intensiv-Sommercamps 1963, als alles noch im Aufbruch war und die Verhältnisse zwischen den alten Divine Life Center von Sivananda und den neugegründeten Sivananda Yoga Vedanta Center noch ungeklärt waren, erhielt er im Juni ein Telegramm, dass es seinem Meister Sivananda gesundheitlich schlecht ginge. Er war hin- und hergerissen zwischen dem [[Gefühl]], an Ort und Stelle unabkömmlich zu sein und dem Bedürfnis, seinen Meister ein letztes Mal sehen zu wollen. Am 11. Juli schließlich wollte er abfliegen, als die Nachricht eintraf, dass es dem Meister besser ginge. Der Flug wurde annulliert. Am 14. Juli traf dann überraschend die Nachricht ein, dass Swami Sivananda [[Maha Samadhi]] erreicht und seinen physischen [[Körper]] verlassen habe. Er war sehr bekümmert, dass er während der letzten Augenblicke seines Lebens nicht bei seinem Meister gewesen ist.
 
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli wachte er nachts gegen 3 Uhr in seinem Zelt auf und hörte eine vertraute Stimme rufen: "Vishnu Swami, Vishnu Swami." Er stand auf und ging nach draußen, weil er meinte, dass ihn jemand aus einem anderen Zelt gerufen habe. Doch niemand war da. Auf einmal stand Sivananda überlebensgroß vor seinem Zelt. "Ich werde immer bei dir sein", sagte er. Swami Vishnu-devananda setzte sich sofort in [[Meditation]] und wurde in höhere [[Bewusstsein]]szustände erhoben. Er fühlte tiefen inneren [[Frieden]] und aller Gram und aller [[Kummer]] lösten sich auf. Er wusste, dass ihn die [[Kraft]] seines Meisters auch nach Verlassen des physischen Körpers immer leiten würde. Auch am nächsten Tag war noch ein besonderes [[Licht]] auf dem Gelände sichtbar.
 
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===Friedensmissionen===
[[Datei:Fuesse Fuß.jpg|thumb|Kunstbild von Swami Vishnu-devananda]]
 
Für Swami Vishnu-devananda war Yoga nahezu identisch mit Friedensdienst. 1967 hatte er im Yoga Retreat auf Paradise Island eine schreckliche Vision von einem Feuerwall, der sich über die ganze Erde ausbreitete und alles auslöschte. Er interpretierte diese Vision als drohenden Atomkrieg. Spätestens seitdem tat er alles, was in seinen Kräften stand, um [[Frieden]]simpulse zu setzen.
 
Um den Menschen friedvolles Denken zu lehren, begann er ab 1969 im Westen den systematischen Ausbau von intensiven, mehrwöchigen Yogalehrerausbildungen. Der Hintergedanke: Ein Mensch, der Yoga übt, wird auf Positivität eingestimmt. Durch die Ausbildung neuer Yogalehrer sollten möglichst viele Menschen mit Yoga erreicht werden. Besonders [[Hatha Yoga]] entspannt, gibt [[Energie]] und öffnet die [[Herz]]en und damit den Zugang zur [[Spiritualität]] und zu innerem [[Frieden]]. Innerer Frieden ist die Quelle für globalen Frieden.
 
Nach einigem Zögern etablierte er auch im Westen den [[Satsang]] in einer festen, auch heute noch bei [[Yoga Vidya]] üblichen Weise, mit Friedens-[[Mantra]]s und [[Gebet]]en, [[Om Tryambakam]] und [[Arati]], außerdem die [[Shanti]]-Mantras und das Singen von [[Om Namo Narayanaya]].
 
Im August 1970, in der Zeit der Flower-Power-Bewegung, gab er ein Yoga-Friedens- und Musik-Festival, zu dem indische Musiker und Tänzer nach Amerika kamen, wie [[Ravi Shankar]], Ali Akbar Khan und Balachandran. 2000 Menschen nahmen teil. Einer der Höhepunkte war, dass die gesamte Yogalehrer-Ausbildungsklasse über glühende Kohlen lief, angeführt von Swami Vishnu-devananda selbst. Einige Wochen an yogischer Reinigung sind dieser Aktion verständlicherweise vorausgegangen.<ref>Vgl. Yoga Life, S. 22.</ref>
 
Swami Vishnu-devananda organisierte Friedensdemonstrationen an nahezu allen Krisenherden der Welt. "Kopfstand für den Frieden" war eine beliebte Aktion.
Sein häufigster [[Weg]], die Aufmerksamkeit der Menschen zu erwecken, waren jedoch Friedensmissionen in seinem "Friedensflugzeug" – erst eine Doppeldecker Piper Apache und später eine Ultraleichtmaschine. Er flog über viele Unruheherde der Welt, oft unter großem Risiko für sich selbst und "bombardierte" diese Orte mit Flugblättern und Blumen. Durch diese Flüge wurde er als "Fliegender Swami" bekannt.<ref>Vgl. Der Yogi, S. 80.</ref>
 
Er wollte mit seinen Fliegereien die Begrenzungen von Pässen und Visa durchbrechen und zeigen, dass eine Zeit gekommen war, in der Nationalismus und Patriotismus verschwanden und nur noch [[Einheit]] existierte: "Unser Planet ist klein. Entweder wir leben zusammen, oder wir sterben zusammen."<ref>Vgl. Der Yogi, S. 80.</ref>
 
Sein erstes Flugzeug, die Piper Apache, wurde 1970 von dem Künstler Peter Max liebevoll und bunt designt und bemalt. Er selbst kreierte eigens einen "Planet Earth Passport".<ref>Abbildung: Yoga Life, S. 22.</ref> Überall, wo er hinkam, wurde der Pass abgestempelt. Er wurde damit überall hineingelassen.
 
Im September 1971 flog er erstmals mit dem Schauspieler Peter Sellers nach Belfast und warf dabei Blumen und Flugblätter über der Stadt ab. Er lief singend mit ihm durch No-Go-Areas, in die sich niemand sonst hineinwagte. Doch es geschah ihnen nichts. Im Oktober 1971 flog er von Tel Aviv nach Kairo und "bombardierte" den damals umkämpften Suez-Kanal ebenfalls mit Blumen und Flugblättern mit Friedensbotschaften. Weitere Ziele seiner "Friedensbomben" waren Jerusalem, Lahore und Bangladesh. Während der Flüge sang er ununterbrochen das Friedensmantra "[[Om Namo Narayanaya]]". Seine Botschaft war: "Der Mensch ist frei wie ein Vogel. Überwindet die Grenzen mit Blumen und Liebe, nicht mit Gewehren und Bomben!"
 
1984 durchquerte Swami Vishnu-devananda unter dem Motto Yoga für den Frieden mit einem Bus Indien, um den Menschen seiner Heimat den modernen Yoga näher zu bringen und versuchte dabei zwischen Nationalisten der Sikhs und der indischen Regierung zu vermitteln.
 
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===Mauerflieger===
Swami Vishnu-devananda hatte bereits Anfang der 1980er Jahre die Vision: Die Berliner Mauer muss weg. Am 15. September 1983 überflog er ohne jegliche Begleitung mit einem Ultraleichtflugzeug – in der damaligen Presse "fliegender Rasenmäher" genannt – die Mauer und landete 7.45 Uhr in Ostberlin. Aufgrund von Bodennebel hatte er Orientierungsschwierigkeiten und landete nicht wie geplant auf dem Alexanderplatz, sondern auf dem erst kurz zuvor abgeernteten Feld des St.-Joseph-Krankenhauses im Ostberliner Bezirk Weißensee.
 
Dem dort arbeitenden Landwirt des Krankenhauses machte er auf Englisch deutlich, dass er auf Friedensmission unterwegs sei und dass er die Polizei verständigen solle. Den neugierig herbeigeeilten Mitarbeitern des Krankenhauses überreichte er zwei große Chrysanthemen-Sträuße und erzählte ihnen gestikulierend etwas über die [[Prinzip]]ien von Yoga und Frieden. Später wurden die Blumen an die verzögert eintreffenden "Organe der Staatsmacht" weitergereicht.
 
Vier Funkwagen kamen und übergaben ihn der Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit im Berliner Präsidium der Volkspolizei. Da der Friedensflug bereits lange zuvor angekündigt war, wenn auch der genaue Zeitpunkt offen blieb, zeigten sich die Beamten kooperativ und seinen friedensstiftenden Impulsen gegenüber aufgeschlossen. Bei seiner Vernehmung zeigten sie sich interessiert, und er wurde gefragt, was Yoga sei. So demonstrierte er vor den Beamten auf einem Stuhl den Handstand.
 
Die Beamten seien sehr freundlich gewesen und haben ihm als Vegetarier Käse-Sandwiches gereicht, erzählte er später. Nach vierstündigem Verhör wurde er mit der U-Bahn zurück nach Westberlin geschickt. Sein Fluggerät wurde einbehalten und später vermutlich verschrottet. Es war das erste private Flugzeug, das seit Errichtung der Mauer 1961 die Grenze überflog, denn Fliegen war verboten, sowohl in Ost- als auch in West-Berlin. Dass die Mission so glimpflich verlaufen ist, mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass an diesem Tag der Regierende Bürgermeister von West-Berlin von Weizsäcker in Ost-Berlin zu einem "Betriebsausflug" mit dem Generalsekretär der DDR Honnecker verweilte und dieses Treffen nicht gestört werden sollte.<ref>Ausführlicher Bericht: http://www.berlin-weissensee-geschichte-n.de/swami.htm</ref>
 
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==Alter==
Im November 1986 zog sich ''Vishnu-devananda'' für sechs Monate in eine [[Höhle]] bei [[Gangotri]] in der Nähe der [[Ganges]]quelle zurück und zog sich dabei ernsthafte Frostschäden an den [[Zehen]] zu. Zugleich wurde bei ihm auch [[Diabetes]] [[diagnose|diagnostiziert]]. Nach einem [[Schlaganfall]] im Januar 1991 war er linksseitig [[behinderung|gelähmt]] und im Juni fielen seinen Nieren aus. Obwohl auf den Rollstuhl und auf tägliche Dialyse angewiesen, zog er sich nochmals einige Wochen in seine Höhle bei Gangotri zurück. Im Oktober begab er sich nach Indien auf eine [[pilgern|Pilger]][[reise]] für den Welt[[frieden]]. Am 1. November 1993 musste er ins Spital gebracht werden und erreichte [[Mahasamadhi]] am 9. November 1993 in der Küstenstadt Manipal (Karnata, Indien). Am 11. November 1993 wurde der [[tod|Leichnam]] bei Gangotri in der [[Bhagirathi]] versenkt ([[Jalasamadhi]]).
 
==Werke==
 
* Swami Vishnu-devananda: '' Das große illustrierte Yoga-Buch''; Aurum Verlag 2007. ISBN 978-3-89901-183-8
* Swami Vishnu-devananda: '' Meditation und Mantras''; Reith 1997. ISBN 3-930716-02-X
 
==Bericht==
:''"Ich erinnere mich sehr gut, wie wir mit Swami Vishnu-devananda [[Koffer|reisten]]. Er konnte einfach so in ein Fünf-Sterne-Hotel gehen. Er wußte genau, welche Knöpfe wie zu drücken waren, es sah aus, als ob er nie woanders gelebt hätte (...) ging direkt hinein mit seinem [[Dhoti]] (..) in [[Indien]] hatten wir (..) eine [[fahrender Yogi|Wagenpanne]], es wurde dunkel und wir brauchten ein Quartier für die Nacht. Wir kamen unter, wo immer es gerade möglich war. Einmal waren wir in einem Haus, das hätten Sie nie betreten. Man konnte weder auf dem Boden noch auf dem Teppich sitzen, es war voller Ungeziefer. Er sagte: "Legt die Leintücher auf den Boden." Er war völlig [[Vairagya|verhaftungslos]]. Wir blieben dort die ganze Nacht. (..) Wenn sich etwas verändern läßt, tun Sie das. Wenn nichts zu ändern ist, akeptieren Sie es. Genauso ist es mit dem [[Körper]]. Wenn der Körper [[Narzissmus|nicht]] die richtigen Kurven hat, so wie es in den [[Selbstdarstellung|Zeitschriften]] steht, und Sie bereits alle Diäten und alle [[Ayurveda|ayurvedischen]] Rezepte ausprobiert haben und nichts funktioniert, akzeptieren Sie es. Wenn Gott Sie so möchte, seien Sie weder glücklich, noch unglücklich darüber, seien Sie einfach [[santosha|zufrieden]]. Genauso ist es mit dem Geist in der [[Arbeit]]. Wenn wir Lehrer sind, möchten wir Professor sein. ; vgl.: [[Swami Durgananda]], da via link mehr ...:  [[Vairagya]].
 
==Fußnoten==
<references/>
 
== Literatur ==
* Gopala Krishna: ''The Yogi: Portraits of Swami Vishnu-devananda''. Delhi: New Age Books (2008). ISBN 81-7822-038-3
* Yoga Life, Spring 1994.
 
== Weblinks==
*[http://www.sivananda.eu Sivananda Yoga Europe]
*[http://www.sivananda.org Sivananda Yoga international]
*[http://www.dlshq.org The Divine Life Society]
*[http://mein.yoga-vidya.de/video/yoga-vidya-satsang-vom-12-1 [[Sukadev]] erzählt  [[humor]]voll, wie er  Swami ''Vishnu-devananda'' erstmals begegnete.]
*[http://www.berlin-weissensee-geschichte-n.de/swami.htm Der Mauerflug über Berlin]
 
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/ Meditation]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/?type=2365</rss>
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-meister/ Indische Meister]===
<rss max=2>https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/?type=2365</rss>
 
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Inder]]
[[Kategorie:Biographie]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie: Schüler von Swami Sivananda]]
[[Kategorie:Meister]]
[[Kategorie:Heilige]]
[[Kategorie:Yoga Meister]]
{{dnf}}

Aktuelle Version vom 20. Dezember 2019, 07:55 Uhr

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