Verlangen

Aus Yogawiki
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Verlangen kann ein stark ausgeprägter Wunsch sein, tiefe Sehnsucht, Begierde, Gier, Lust. Verlangen kann auch heißen Forderung, Aufforderung, Befehl, Einforderung, Ansinnen. Im Yoga wird der Begriff Verlangen hauptsächlich in zwei Kontexten gebraucht: 1. Verlangen als Wunsch, Gier etc. - dabei gilt es, sich zu lösen von der Abhängikeit von Verlangen und 2. Verlangen bzw. tiefe Sehnsucht nach Wahrheit - diese gilt es zu nähren.

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In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier sind einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft Verlangen in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann.

Verlangen als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Ist Verlangen eine Tugend? Heute möchte ich über den Ausdruck "Verlangen" sprechen. Verlangen kann eine Tugend sein, aber Verlangen kann auch ein Laster sein. Im Yoga,- und ich bin Yogalehrer und Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, sprechen wir von so genanntem sattvigen Verlangen, rajasigen Verlagen und tamasigen Verlangen.

Verlangen heißt, man will etwas, Verlangen heißt, man hat eine Sehnsucht und hat einen Wunsch. Aber Verlangen ist mehr als ein Wunsch. Ein Wunsch ist kurz da, wenn er befriedigt ist, ist er vorbei. Ein Verlangen dauert etwas länger. Sattviges Verlangen ist ein Wunsch nach etwas Gutem, etwas, was gut für einen selbst ist und gut für andere ist.

Rajasiges Verlangen ist etwas, was dein Vergnügen steigert, was auch irgendwo dein Ego steigert, was irgendwo mit etwas Unruhe verbunden ist und irgendwo etwas mit Gier zu tun hat. Tamasiges Verlangen ist ein Verlangen, das zerstörend ist, selbstzerstörend ist und auf irgendeine Weise ethisch nicht verantwortbar. Es ist gut, Verlangen so zu kultivieren, dass es sattviger wird.

Fangen wir mal an mit tamasigem Verlagen. Wenn du z.B. dich irgendwo gekränkt fühlst und du hast jetzt das Verlangen, dem anderen eins auszuwischen und dem wirklich zu zeigen, wie das so ist. Das ist ein tamasiges Verlangen. Du bist bereit, einem anderen Schmerzen zuzufügen, du bist bereit, über deine ethischen Grundsätze hinauszuwachsen. Diese Art von Verlangen solltest du umwandeln. Wenn du feststellst, du hast dieses Verlangen, kannst du sagen:

"Stopp! Ich habe gute Gründe, dem anderen eins auswischen zu wollen, aber vor dem Hintergrund meiner übergeordneten Ziele werde ich das nicht tun. Ich werde vielleicht schauen, ob es eine andere Weise gibt, das Ganze ins Gleichgewicht zu bringen." Vielleicht kannst du auch noch sagen: "Vielleicht schulde ich ihm etwas aus früheren Leben, vielleicht eine karmische Schuld oder vielleicht sollte ich diese Erfahrung mal machen." Wie auch immer, es gibt unterschiedliche Weisen. Jedenfalls, einem tamasigen Verlangen solltest du nicht nachgeben.

Es gibt andere tamasige Verlangen. Z.B., ich würde Fleischessen als tamasiges Verlangen bezeichnen, denn Fleisch bekommt man nur, indem man ein anderes Lebewesen, das denkt und fühlt, tötet. Kühe, Schweine und auch Hühner haben alle Gefühle, sie können Schmerz empfinden usw. Fleisch haben zu wollen, wäre ein tamasiges Vergnügen oder ein tamasiges Verlangen, ein tamasigerWunschusw. Da kannst du weiter nachdenken, was da noch dazu gehört, jedenfalls etwas, was für dich oder für andere schädlich ist, das ist ein tamasiges Verlangen, dieses sollte man transformieren.

Dann gibt es rajasiges Verlangen. Rajasiges Verlangen ist etwas, was du für dich selbst haben willst, was auch irgendwo deinen Wert erhöht in den Augen von anderen, was dir Ruhm und Ansehen gibt. Also, du kannst z.B. das Verlangen haben, dass du auf einer Bühne einen Vortrag gibst und alle klatschen und feiern dich.

Du kannst das Verlangen haben, eine Million Euro zu gewinnen oder irgendwo Millionär zu werden. Du kannst das Verlangen haben, der Chef eines Unternehmens zu werden. Rajasiges Verlangen ist nicht schlecht per se, wenn du es mit ethischen Mitteln umsetzt, dann ist es ein rajasiges Verlangen, das nicht ethisch verwerflich ist. Aber es erhöht eben das Ego und wenn du zu viel rajasiges Verlangen hast, trennst du dich von anderen. Du willst besser sein als andere, du willst etwas für dich haben und du willst dir irgendwo was Gutes tun, weniger für andere, das ist rajasiges Verlangen.

Dann gibt es sattviges Verlangen. Sattviges Verlangen ist in dreierlei Hinsicht gerichtet: Das erste ist, Gutes zu tun für andere. Das zweite ist, an dir selbst zu arbeiten und höhere Erfahrungen zu machen. Und das dritte ist, den Willen Gottes zu erfahren, ihn zu tun und dich zum Instrument Gottes werden zu lassen.

Das sind drei Arten von sattvigem Verlangen. Das erste ist das Verlangen, Gutes zu bewirken. Und das kann konkret werden. Du kannst das Verlangen haben, dass ein Veggieday eingerichtet wird. Du kannst das Verlangen haben, dass dein Vierteil ökologischer wird. Du kannst das Verlangen haben, dass ein Asylantenheim irgendwo besser betreut ist. Das sind alles sattvige Verlangen.

Und ein Mittelding ist das Verlangen, dass es deinen Kindern gut geht. Das ist sattvig, sofern du das uneigennützig machst, um deinen Kindern was Gutes zu tun. Es wäre etwas rajasig, eine Mischung aus sattvig und rajasig, damit nachher andere Menschen sagen, was für ein toller Vater oder Mutter du bist.

Sattviges Verlangen ist auch, dass du selbst reiner wirst, dass du selbst tugendhafter wirst, dass du selbst in der Meditation tiefer wirst, sodass du eine höhere Wirklichkeit wahrnehmen kannst. Das ist die zweite Art von sattvigem Verlangen. Und die dritte Art von sattvigem Verlangen ist, dass du dich zum Instrument Gottes machen willst und sagst: "Nicht mein Wille, dein Wille geschehen."

Dein Verlangen ist es, dass du ein Instrument wirst, dass eine höhere Kraft durch dich hindurch wirken möge. Bei all diesen Verlangen gilt eine übergeordnete Ethik, dass eben nicht auch für das Gute Schlimmes passiert, Ahimsa, Nichtverletzen, Mitgefühl, Satya, Wahrhaftigkeit, Asteya, Nicht-Betrügen, Brahmacharya, Vermeidung sexuellem Fehlverhaltens, Aparigraha, Unbestechlichkeit. Das gilt auch im sattvigen Verlangen, denn es gibt genügend Menschen, die für Gott töten, es gibt genügend Menschen, die im Namen des Guten große Verbrechen begehen.

Deshalb, der Zweck heiligt nicht die Mittel. Ein gutes Verlangen ist eine Sache, aber in der Ausführung tugendhaft zu sein, dich an Werten zu orientieren, das ist so wichtig. In diesem Sinne hoffe ich, dass es dir immer mehr gelingt, tamasiges, schädliches Verlangen zu reduzieren und letztlich auch zu ignorieren, dass du rajasiges Verlangen auf unschuldige Weise durchaus befriedigst, nachgibst und in den Dienst stellst des sattvigen Verlangen, zum Wohl von anderen, dass du Gutes bewirkst, dass du dich selbst besser entwickelst und Gott durch dich wirken lässt.

Verlangen in Beziehung zu anderen Eigenschaften

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Ähnliche Eigenschaften wie Verlangen

Ähnliche Eigenschaften wie Verlangen, also Synonyme zu Verlangen sind z.B. Leidenschaft, Lust, Wunsch, Anliegen, Bedürfnis, Neigung, Sehnsucht.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Verlangen übertrieben kann ausarten z.B. in Besessenheit, Gierigkeit, Zwang, Drang, Passion, Trieb, Sucht, Begierigkeit, Unersättlichkeit, Lüsternheit, [[]]. Daher braucht Verlangen als Gegenpol die Kultivierung von Wunschlosigkeit, Bedürfnislosigkeit, Bescheidenheit, Genügsamkeit, Zufriedenheit.

Gegenteil von Verlangen

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Verlangen, Antonyme zu Verlangen :

Verlangen im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

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Vortragsmitschnitt zu Verlangen - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Verlangen, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden. <html5media>https://tugenden.podspot.de/files/Verlangen-Lexikon-der-Tugenden-Yoga-Vidya.mp3</html5media>

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Verlangen

Eigenschaften im Alphabet nach Verlangen

Literatur

Weblinks

Seminare

Energiearbeit

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