Vergnügung

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Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Kapitel 10: Vergnügungen

Spiel

Hauptvergnügen der Manner, wenn sie zusammen kamen, war das Würfelspiel; es wurde wie bei den Germanen so leiden¬schaftlich getrieben, dass mancher Habe und Gut und zuletzt seine eigene Person verspielte. In dem schon vielfach übersetzten Liede Rv. 10, 34 schildert ein Spieler selbst diese unglückselige Leidenschaft. Nichts hilft die Strafe des Vaters an dem Iüder¬lichen Sohne (Rv. 2, 29, 5), nicht rührt es den Spieler, dass sein Hausstand zurück geht, kalt bleibt er dagegen, dass andere auf seine Gattin ihre Begierden richten, frühmorgens erhebt er sich und friihnt der Spiellust bis zum Abend. Von der Leidenschaft, mit der man des Spieles pflegte, zeugt auch der Umstand, dass Niederlage im Spiel (akshaparetjaya) auf gleiche Stufe mit Ver¬hungern und Verdursten gestellt wird Av. 4, 17, 7. Einzelne waren so auf das Spiel versessen , dass sie nicht aus der Sabhä wichen; man nannte sie scherzhaft sabhâsthänu »Pfosten an der Sabhii, tun Spielhaus« V. S. 30, 18.* Ueber die Einrichtung des Würfelspieles erfahren wir aus unsern Quellen wenig Sicheres. Nach Rv. 1, 41, 9 verwendete man 4 Würfel (aksha). Ein Spiel mit 5 Würfeln (aya) liegt vor Litteratur: Roth ZDMG. 2, 122 ff.; Weber Ind. Stud. 1, 284 ff.; Muir ST. 5, 429 ff.

  • sabhSyiiair athirah Mahidhara; adtvanakale 'pi sabhâin yo na nrußcati so'yann sta+nbhasamanatvàtaabhûsthd»uh Säy. zu T. Br. .


V. S. 30, 18: akshurajun (d. h. kali),* krta, trea, dcapara, askanda heissen die Würfel, die T.S. 4, 3, 3, 1-2 als krta, treta, dvapara, askanda, abhibliû aufgezählt werden. Ausser dem Spieler (kitava) selbst werden dabei noch genannt adinavadarça, d alpin, adhikalpin, sabhasthanu. Ersteres gibt Roth im Wtb. durch »auf des Mit¬spielers Unglück absehend«, Weber ZDMG. 18. 282 im Anschluss an Sâyana's nearyadaya; n devanasya drashtara?ii partkshakarh mit »ein auf die Fehler beim Spiel achtender« ; Mahidhara sagt: adinavo doshastarn paçyati tathabhutah. Salpin und adhikalpin sind Mahidhara ganz unklar; Weber 1 c. übersetzt etymologisierend »Ordner, Oberordner«. Ueber sablosthanu ist schon gesprochen. Die Stelle Rv. 10, 34, 8 tripancaçah krIlati vrata esham ist wenig klar: »Aus 53 bestehend spielt ihre Sehaar« gibt, sei es nun, dass man 53 auf die Zahl der Augen oder auf die Zahl der Würfel beziehe, beiderseits keinen rechten Sinn. Einfacher ge¬gestaltete sich unsere Stelle, wenn man tripancaças als Adverb fassen könnte : »zu je 3 mal 5«, oder »zu je 15«: vgl. trishapta 21 Av. 1, 1, 1. In ersterem Falle liesse sich an ein Spiel mit 3 Würfeln denken, von denen jeder einzelne 5 Flächen enthielte. In letzterem Falle lernten wir nur, dass jeder Würfel 15 Augen hatte ; Zahl der Würfel und Flächen auf jedem einzelnen bleiben dabei unbestimmt. Beides passte vortrefflich. Als Würfel wur¬den nämlich die Nüsse des Vibhidakabaumes benutzt (Rv. 10. 34, 1. 7, 86, 6): »Die Nüsse des Vibhitaka haben die Grösse einer Muskatnuss , und sind nach Abnahme der äusseren Be¬deckung beinahe rund, mit 5 nicht scharf eingedrückten Seitenflächen « Roth ZDMO. 2, 123. Denken wir uns nun jede der fünf Flächen der Reihe nach mit 1, 2, 3, 4, 5 Augen versehen, so bekommen wir für einen Würfel die Zahl 15. Diese Combinationen werden jedoch höchst unsicher durch Av. 19, 34, 2; bier liest der Roth'sche Text » Akshakrtyastripancâçth ratam krtyakrtaçca ye«. Demnach müsste man tripancaçah auch in Rv. 10, 34, 8 als Adjectivum fassen, nicht als adverbiale Bildung eines tripanca. Aber auch für den Fall, dass wir es in der Stelle des Atharvaveda nicht mit einer Conjectur Roth's zu thun haben — als handschriftliche Lesart ist angegeben jagrtsyastri --, gibt Cr. katih amrvänayûnabhibhavati çatap. Br. 5, 4, 4, 6.


es immer noch einen Ausweg, um dem ganz unerklärlichen und unwahrscheinlichen »53 zählend« zu entgehen, wenn wir uns ent¬schliessen ça in tripatleaça als Taddhita wie in ved. yuvaça, eta f4 zu fassen; vgl. Benfey Vollst. Sanskritgr. § 563, 9. Die Würfel wurden mit der Hand auf eine Vorrichtung ge¬worfen, die irina (Rv. 10, 34, 1. 9) heisst ; nach der Fertigkeit im Spiel und der Beliebtheit desselben zu urtheilen, haben wir eher einen Spieltisch oder ähnliches, als eine blosse »Rinne« oder »Vertiefung« darin zu sehen. Av. 5, 31, 6; 6, 70, 1 heisst das Würfelbrett adhidevana; ob in akshavapana çatap. Br. 5, 3, 1, 11 auch das »Spielbrett« oder etwa ein »Knobelbecher« zu suchen ist, bleibt zweifelhaft. Würfellieder im Atharvaveda sind 4, 38; 7 , 50; 7, 109; dieselben sind jedoch zu allgemein gehalten, um speciellere Angaben zu liefern.* Als besondere Liebhaberinnen und be¬sonders glücklich (sadhudevin) im Spiel gelten die Apsaras ; sie werden daher vom Spieler zur Hülfe gerufen Av. 4, 38. Einer der angezogenen Sprüche des Atharvaveda (7, 50) lautet: »Wie das himmlische Geschoss (Blitz) den Baum unwider¬stehlich trifft, so wünsche ich heute die Spieler mit den Würfeln unwiderstehlich zu schlagen. 1. Von den vermögenden und unvermögenden Leuten, den widerstandslosen, soll von allen Seiten Gut kommen, Gewinn in meine Hand. 2. Ich habe dir abgewonnen das sa, alikhita (—?) und die samrudh (—?), wie ein Wolf das Schaf zerzaust, so mache ich deinen Gewinn klein. 5. Der Gewinn ist in meiner rechten Hand, Gewinnen ist in die linke gelegt: möchte ich Rinder gewinnend sein, Rosse ge¬winnend, Schätze und Gold gewinnend. B.

  • Ueber WArfelspiel vergleiche noch Mahidhara zu V. S. 10, 28, Sâyana zu Ç.atap. Br. 5, 4, 1, 6. Ein Spiel Namens Pauicikâ beschreiben die Calcuttaer Schollen zu Parini 2, 1, 10 folgendermassen: *Pailcikci n[ima dyativiçeshah paitcabhih kapardairbhavati ( tatra yada servo uttanaah patantyavaileo va tada patayitânyath jayati { tasyaivanyathapcte sati paatayitanyena jiyale { ak¬shenedain na tatha vrttam yatha parvatn jayc<. Kaiyata der Commentator des Mahâbhâshya bat folgendes zu demselben Siitra: paîtcikd nama dyatain pail¬eabhirakahaih çallikabhirvâ bhavati, tetra yada aarva ekaraapah patanti tadii paatayit a jayatyanyathci tu pate paräjiyate.


O Würfel, gebt einträgliches Spiel, das eine milchreiche Kuh: verknüpft mich mit des Gewinnes Strom wie den Bogen an die Sehne.« 9.* Die Technik des, Spielers (kitava) war bedeutend; solche, die eine gewisse Kunstfertigkeit gewonnen hatten, hiessen çvaghnin: »Durch den alles Bewegliche geschaffen ist, der den Barbaren-stamm beseitigte, der, wie ein kunstreicher Spieler den Preis einstreicht, siegreich der Gottlosen Besitzungen (an sich nahm). der, o Stammesgenossen, ist Indra« Rv. 2, 12, 4. »Um Schätze zu erlangen wie ein kunstfertiger Spieler, wollen wir die Frommen, o mit dem Donnerkeil bewaffneter, durch dich im Kampfe ob¬siegen« Rv. 4, 20, 3. Zum Spielhaus ging der Spieler mit dem Gedanken: »werde ich gewinnen« (Rv. 10, 34, 6) und um Rinder, Rosse, Habe, Gold (Av. 7, 50 , 8) zu gewinnen, scheute er kein Mittel. Kein Laster ist daher so häufig als Betrug im Spiel: »Wenn wir wie Spieler im Spiel betrogen haben (rip »anschmieren«), sei es bewusst, sei es-, dass wir es nicht wissen« Rv. 5, 85, 8; »wenn ich ein falcher Spieler (anrtadeva) war« Rv. 7, 104, 14. »Die immer von neuem geborene Ushas und doch uralte schmückt sich mit demselben Gewande (Hülle); wie ein kunstreicher Spieler die Würfel unbemerkt verschwinden macht, ebenso reibt die Göttin des Menschen Leben auf« Rv. 1, 92, 10.** »Was im Spiel vor sich gegangen ist (akshavrtta), erlasst uns dies« Av. 6, 118, 2. »Was wir mit den Händen an Frevel verübten, voll Verlangen, um die Zahl der Würfelaugen (den Gegner) zu betrügen (? tip a¬lipsamandh)« Av. 6, 118, 1. Charakteristisch ist auch, dass in späterer Zeit dhiirta schlau, listig, verschlagen, betrügerisch, ' Vers 3 und 4 haben mit dem Würfelliede keine weitere Berührung alc dass sie Bitte um Sieg enthalten ; sie zeigen anderes Metrum und linden sich Hv. 5, G0, 1; 1, 104, 4. Vers 6 und 7 haben gleichfalls anderes Metrum, der eine Vers (7) keine Beziehung zum übrigen Spruch; beide kommen mit ab¬weichenden Lesarten auch By. 10, 42, 9-10 als Bruchstück vor. sa Das Tertium liegt darin, dass beides nicht bemerkt wird; unbemerkt nagt ein Tag nach dem andern am Leben des Menschen, wie auch ein kunst¬reicher Spieler wozu ware er sonst krtnu? — den Betrug ausführt. Benfey's Auffassung Or. u. Occ. 4, 457 scheint mir nicht wohl mbglich. Bollensen übersetzt Or. and Oce. 2,464: *Die gbttliche macht hinfällig das menschliche Leben und nimmt es hinweg wie der glückliche Spieler den Gewinn..


Betrüger, Schelm einfach für »Spieler« gebraucht wird; Mahidhara zu V. S. 30, 18 verwendet es zur Erklärung von kitava. Mit Recht zählt daher Vasishtha Rv. 7, 86, 6 den Würfel neben dem Trunk (sura), dem Zorn und dem Unverstand als Hauptquello der Vergehen gegen V aruna's Ordnung auf. Der Gegner im Würfelspiel (div, devana) hiess pratidivan oder antideva; einen Vortheil (prahlt) erlangt man beim Spiel durch höher würfeln (ati-div) Rv. 10, 42, 9. Der Gewinn über¬haupt ist krta, krtaris vi-ci bedeutet Gewinn aufhäufen. Der beim Wurf auf dem Spiele stehende Preis ist laksha Rv. 2, 12, 4 ; ady stya ist unglückliches Spiel: »In unglücklichem Spiele rufe ich euch um Hülfe an« Av. 1, 112, 25; dasselbe wird, wie wir sahen, Verhungern und Verdursten gleichgesetzt.

Aus dem Buch "Altindisches Leben: Die Cultur der vedischen Arier", nach den Samhita dargestellt von Heinrich Zimmer, Berlin 1879

Siehe auch

Literatur

Seminare

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