Vergleichen

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Vergleichen -

Vergleichen und Konkurrieren

Rajasige Menschen brauchen oft das Gefühl „recht“ zu haben. Gibt es ein besseres Thema als die Verschwendung wertvoller Ressourcen, um dich moralisch über deinen Ehepartner zu stellen? Das Bedürfnis, sich moralisch über den anderen zu stellen, ist in einem niedrigen Selbstwertgefühl begründet, das nicht mit Bezug auf die eigenen Schwächen, sondern mit Bezug auf die Schwächen anderer definiert wird. Wenn ich ein bewusster Erforscher meiner selbst bin, weiß ich, dass das Problem des Selbstwertgefühls nichts mit meiner Beziehung zu anderen zu tun hat, und ich suche die Heilung des Problems bei mir und mit Bezug auf mein erklärtes Ziel, Freiheit von zu viel rajas und tamas. Sich zu vergleichen und zu konkurrieren sind auch charakteristische rajasige Kräfte. Vergleiche sind ein unsicheres, tückisches Terrain. Man sieht jemanden, den man bewundert und denkt: „Ich möchte wie sie sein.“ Du wirst eifersüchtig. Da du weißt, dass du nie so sein wirst wie sie, gibst du dich mit weniger zufrieden und denkst: „Ich möchte haben, was sie hat.“, und die Eifersucht verwandelt sich in Neid, ein wirklich abscheuliches Gefühl. Immer noch frustriert, denkst du: „Ich werde sie besiegen, indem ich mir ihren Mann angle.“ – Rivalität. Und schließlich verwandelt sich die Rivalität, da keine der oben genannten Emotionen zu Befriedigung führte, in Hass und Bosheit: „Ich werde sie vernichten.“ Negative Emotionen, die anderen gegenüber zum Ausdruck gebracht werden, sind meist unbewusste Versuche, sie zu manipulieren. Das Bedürfnis, andere zu kontrollieren, beruht auch auf einem niedrigen Selbstwertgefühl. Wut und Schuldzuweisung sind Teil eines unbewussten Ausgleichsmechanismus, der das Macher-Ego vorübergehend mächtig fühlen lässt. In der Situation mit dem Badlicht will die Beschuldigerin ihren Ehepartner mit Schuldgefühlen (tamas) erniedrigen. Ohne es zu merken, versucht sie ihr tamas loszuwerden, indem sie es überträgt, weil Unsicherheit unangenehm ist. Wenn ihr Mann die Projektion akzeptiert, ist sie zufrieden (sattvig). Wenn nicht, steigt ihr Zorn (rajas) und der Streit heizt sich auf. Wie gesagt, ihr unbewusstes Ziel ist es, sich glücklich zu fühlen, indem sie die Wut überträgt. Aber in Wirklichkeit hat sie keine Kontrolle über die guṇas ihres Mannes. Wenn er tamasig ist, kann er auch Folgsamkeit vortäuschen, weil tamoguṇa ein Individuum zur Konfliktvermeidung neigen lässt. Eine Person, die im Bann von tamas steht, kann die Projektion akzeptieren, indem sie das Schuldgefühl dem weiteren Konflikt vorzieht. Tamasigen Menschen gefällt es oft, sich schlecht zu fühlen; es ist Teil ihrer Identität, weil es Mitgefühl erzeugt, was ihnen vorübergehend das Gefühl gibt, wertvoll zu sein (sattva). Oder es kümmert sie tatsächlich, jedoch nicht auf nachdenkliche, leidenschaftslose, sattvige Weise, sondern auf ignorante, träge Weise. Steht ihr Mann jedoch unter dem Einfluss von rajas, kann er sehr wohl den Kampf annehmen, da rajasige Menschen zu Streitlust neigen. So könnte er sich wehren, weil wir zwar gerne kontrollieren, aber nicht gerne kontrolliert werden (sattva). Sattva ist Liebe zur Freiheit. Wie dem auch sei, weder dem Beschuldiger noch dem Beschuldigten kann die Schuld gegeben werden, denn beide wissen nicht, wer sie sind. Nur Verständnis kann dieses Problem lösen. Die einfache gewaltfreie Aussage: „Ich habe es vergessen.“, sollte ausreichen, um die Spannung zu beseitigen, denn niemand denkt zuerst: „Ich werde vergessen.“, bevor man vergisst. Vergessen (tamas) ist ein unbewusster Akt; Willenskraft ist nicht involviert. Diese Aussage befriedigt den Beschuldiger nicht, da rajasige Menschen dazu neigen, überempfindlich zu sein. Sie greifen so gerne an, dass sie daran gewöhnt sind, selbst angegriffen zu werden, daher sind sie immer defensiv. Rajas verursacht psychische Schmerzen. Es ist eine gewalttätige, stachelige, zerrende, dualistische Energie. Das kann dazu führen, dass deine Frau glaubt, du hättest das Licht bewusst angelassen, obwohl ein Teil von ihr – das Selbst – es besser weiß. Sie sieht dein Vergessen als eine Herausforderung (rajas) an ihre Macht, obwohl deine Worte: „Ich habe es vergessen.“, nur eine emotionsfreie Tatsachenaussage (sattva) waren. Wenn du herausgefordert wirst, oder in diesem Fall eine Herausforderung projizierst, wo es keine gibt, fühlst du dich unsicher (tamas). Sie nimmt die Projektion (rajas) als real, weil tamas ihren Intellekt verschleiert. Wenn du sie darauf aufmerksam machst, dass sie projiziert, wird sie es wütend leugnen. Wenn du unsicher bist, ist deine Reaktion vorhersehbar, entweder fliehst du oder du attackierst. Wärest du sattvig, würdest du überhaupt nicht reagieren. Wenn dein zu dem Zeitpunkt vorherrschender guṇa, rajas, in tamas übergeht, in dem Moment, wo du die Worte: „Warum hast du das Licht nicht ausgeschaltet“ hörst, kann es sein, dass du dich zurückziehst, wobei dann wahrscheinlich ein Groll (rajas) zurückbleibt, der dich später nach einer Gelegenheit suchen lässt, die Rechnung wieder auszugleichen, wenn dein rajas zurückgekehrt ist. Das Bedürfnis, die Rechnung zu begleichen, ist rajas, motiviert von sattva, weil sattva nichtduale Werte widerspiegelt und Gerechtigkeit ein nichtdualer Wert ist. Es ist nicht fair, dass dein Partner dich beschuldigt hat, absichtlich das Licht angelassen zu haben, also schwörst du insgeheim Rache; ein gutes Beispiel für die Macht des sattva, rajas zu erzeugen. Wenn sie deinen Widerstand aufgreift, wird sie vielleicht den Einsatz erhöhen und unaufrichtig fragen: „Warum hast du es vergessen?“, worauf ein wütendes Ausrufezeichen und kein Fragezeichen folgen sollte. Wir haben bereits festgestellt, dass Vergessen unfreiwillig und nicht gewollt ist. Wenn ein Gedanke nicht mehr gebraucht wird, fällt er von selbst aus dem feinstofflichen Körper. In diesem Kontext ist die Frage: „Warum hast du es vergessen?“, einfach eine weitere Schuldzuweisung. Jeder Versuch, sie zu beantworten, funktioniert nicht, weil sie dem Beschuldiger in die Hände spielt. Du bist verdammt, wenn du es tust, und verdammt, wenn du es nicht tust; ein gutes Beispiel für die Nullsummen-Natur der Realität. Rajasige Menschen lieben es, sich gekränkt zu fühlen, weil das ihre Handlungen rechtfertigt, nach denen sie regelrecht süchtig sind. Verlangen ist schmerzhaft, Wut noch mehr. Schuld ist ein bequemer Trick, um Schmerzen zu lindern. Menschen, die von rajas bestimmt werden, lieben den Erfolg. Sie machen aber häufig die Erfahrung, dass dieser nur flüchtig ist, weil sie dazu neigen, zu handeln, bevor der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Oder sie sind, während sie handeln, emotional zu sehr verwirrt, was auch nicht vorteilhaft ist, um ein gewünschtes Resultat zu erzielen. Ta⁠masige Menschen, bekannt dafür, dass sie gerne die Dinge aufschieben, handeln dagegen zu spät oder überhaupt nicht. Rajas, eine grobe, aggressive Energie, schiebt das sattva, Glück, zur Seite. Wir streben immer nach sattva. Leider aber ist rajas in leistungsorientierten Gesellschaften so hoch angesiedelt, dass es einen hohen moralischen Wert besitzt, was wiederum dem Tun und Machen um seiner selbst willen einen hohen Stellenwert einräumt, sei es sinnig oder unsinnig. Wenn ein Streit über etwas so Triviales wie ein Licht im Bad, der zu solch einer Auseinandersetzung führen kann, absurd erscheint, dann ist er genau das. Allerdings sind sowohl der Beschuldiger wie auch der Schuldige unschuldige Opfer. Sie wollen nicht streiten, aber sie können nicht anders. Streit wird durch guṇas erzeugt. Er ist unbewusst und handelt nie von dem, worum es scheinbar zu gehen scheint. Wie beim Vergessen, so denkst du auch hier nie: „Ich werde heute streiten.“ Streit passiert, weil meine guṇa-getriebenen Werte mit deinen guṇa-getriebenen Werten kollidieren, wenn sie in bestimmten Situationen aufeinander treffen. Wenn du mein williger Sklave wärst, würden wir nie streiten. Liebe bedeutet nicht, dass der Einzelne sich den Wünschen der Menschen anpasst, die er liebt. Die Liebe sollte groß genug sein, um geliebte Menschen sich selbst sein zu lassen. Was ist die Lösung? Werde dir der Werte bewusst, die mit jedem guṇa verbunden sind. Man kann den guṇa nicht sehen, weil er im Kausalkörper verborgen ist, aber man braucht ihn nicht zu sehen, weil er unweigerlich im feinstofflichen Körper als Wert, als Gedanke erscheint und man von dort aus daran arbeiten kann. Die Tafel zeigt, dass nur zwei der vierzehn Faktoren, die bei einem gegenseitigen Austausch eine Rolle spielen, bekannt sind: dein bewusster Geist und der bewusste Geist des Individuums, mit dem du sprichst, angezeigt durch FK 7. Der Rest ist unbekannt. Ist es dann ein Wunder, dass der Konflikt praktisch unvermeidlich ist? Erstens weißt du vielleicht nicht einmal, dass es hinter dem Du, für das du dich hältst, ein anderes „Du“ gibt. Dieses „Du“ ist das Selbst: grenzenloses, gewöhnliches Bewusstsein. Und wenn dir das Selbst doch bekannt ist, ist es dann direkt oder indirekt bekannt? Ist es als unmittelbare, greifbare, allgegenwärtige Erfahrung von sich selbst in Form des „Ich“ bekannt oder kennst du es indirekt als Objekt, etwas, das du schon einmal erlebt hast und wieder erleben möchtest? Oder ist es nur als Buchwissen oder von Hörensagen bekannt? In jeder Situation gibt es vier grundlegende Faktoren: (1) das Selbst, das unbeteiligt ist, aber nicht ignoriert werden sollte, (2) das makrokosmische Unbewusste oder Īśvara, der alles andere als unbewusst ist, (3) das persönliche Unterbewusstsein und (4) der persönliche feinstoffliche Körper, das primäre Instrument der Erfahrung und des Wissens des Einzelnen. Die meisten von uns kennen nur das, was in der Gegenwart auf der Ebene des mikrokosmischen feinstofflichen Körpers erscheint. Aber was wir erleben, wird durch unseren Kausalkörper erzeugt, der aus drei sich ständig verändernden Energien besteht, die unsere primären Instrumente in ständiger Bewegung halten. Wie können sie direkt erkannt werden, wenn sie, wie das Selbst, jenseits der Sinneserfahrung liegen? Trotzdem wäre es sehr hilfreich, die guṇas zu verstehen, denn alles, was wir erleben, kommt von ihnen! Außerdem wird dein Unterbewusstsein direkt vom makrokosmischen Kausalkörper beeinflusst, einer noch subtileren Ebene der Realität, die sich nach einem anderen Set von Parametern, den Bedürfnissen aller Faktoren im dharma-Feld, ebenfalls verändert. Darüber hinaus unterliegt dein Primärinstrument den Besonderheiten des freien Willens in Bezug auf die dynamischen Situationen, mit denen du täglich konfrontiert bist. Wenn du also mit anderen interagierst, kann es sein, dass du ein ganz anderes Spiel mit ganz anderen Karten spielst, während ihr scheinbar am selben Tisch sitzt! Es gibt keine Lösung auf der Ebene der Argumente, denn sobald sie sich ändern, schaffen alle Faktoren in den beiden Ordnungen der scheinbaren Realität immer neue Probleme. Wenn du vom Leben erwartest, es sollte problemfrei sein, unterliegst du der Selbsttäuschung. Selbst die Befreiung ist nur eine Befreiung trotz des Lebens. Das soll nicht heißen, dass man kein dahinfließendes, glückliches Leben erreichen kann, aber das ist nur möglich, wenn rajas und tamas voll und ganz dem sattva untergeordnet wurden. Rajas und tamas verwirren deine Sicht und teilen sie in Einzelteile, aber sattva erweitert sie und bietet einen umfassenden Blick.

Siehe auch

Literatur

Seminare