Vergebung

Aus Yogawiki

Vergebung, alternativ auch Verzeihung übersetzt sich aus dem griechischen „amnestia“ mit „Nicht-Gedenken“. In vielen Kulturen gilt die Vergebung als eine menschliche Tugend (auch eine Tugend der Könige). Wer anderen vergibt, ist für etwas, das ihm angetan worden ist, nicht nachtragend und zur Versöhnung bereit. Heute gilt das Verzeihen als ein Merkmal fortgeschrittener Zivilisation. Eine besondere, offizielle Art und Weise der Vergebung ist die Begnadigung. Verwandte Begriffe zu Vergebung sind: Entschuldigung und Versöhnung, Entschuldigung, Gnade, Lossprechung, Nachsicht, Rücksicht, Sündenerlass, Verständnis, Verzeihung.

Eine wesentliche Rolle spielt die Vergebung in den meisten Religionen. Vergebung dient hierbei als ein Weg der Konfliktlösung. „Ein anderer Aspekt der Vergebung spiegelt sich in der Beziehung zwischen Gott und Mensch wider, besonders in den monotheistischen Religionen, in denen Gott sowohl als „gerecht“ als auch als „vergebend“ gesehen wird.“

Vergebung auf psychischer Ebene

Die Vergebung durch die Psyche spielt für den Gesprächspsychotherapeut Reinhard Tausch eine große Rolle. Er untersuchte die psychologische Dimension des Vergebens. Laut seinen Forschungen sind intensive innere Selbstgespräche und Selbstreflexion ausschlaggebend für die mentale Bewältigung der verletzenden Probleme. Wie auch unter den folgenden Punkten aufgeführt, weißt auch Reinhard Tausch darauf hin, das eine „innere Vergebung“ bereits ausreichend sein kann. Diese „gedankliche Entschuldigung“ kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn der andere nicht erreichbar ist oder eine Mitteilung unangemessen erscheint – obgleich eine Aussprache von Person zu Person die wirksamste und aufrichtigste Methode ist.

Frieden durch Vergebung

Der innere Frieden ist ein wichtiges Ziel jedes Menschen. Die Vergebung spielt in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Rolle. Erst wenn alle Unstimmigkeiten abgearbeitet wurden, kann die Lebensenergie (Prana) frei fließen und sich dieser Frieden einstellen. So heißt es auch im Volksmund: „Aus der Ruhe kommt die Kraft!“

Die wohl häufigste Ursache für Probleme, Ängste und Krankheiten sind Grollgefühle. Diese werden mit jedem ungelösten Tag schwerer zu tragen und werden auch zu einer immer fester sitzenden Last für den Menschen. Eigener Groll wird dann zuerst auf andere Menschen übertragen, die oftmals mit dem Problem gar nichts zu tun haben. Das geht oft soweit, dass Auseinandersetzungen mit Vater oder Mutter in verschiedensten Beziehungen zu Problemen führen, weil jedes Problem früher oder später nach Vergebung verlangt.

Ebenfalls ist häufig auch eine mangelnde Vergebung die tiefgründige Ursache. Die Wirkungsweise ist dabei medizinisch leicht nachvollziehbar und vor allem leicht zu sehen. Als Mensch der sich schuldig fühlt, steht man unbewusst immer unter einer bestimmten Angst und Druck. Diese ständige Angstspannung bewirkt eine stetige Überaktivierung des Parasympathikus, der zuständig ist für Fluchtbewegungen. Letztlich geht dieser Dauerstresszustand auf Kosten des Immunsystems. Die Anfälligkeit für allerlei Bakterien und Vieren ist alleine deswegen erhöht.

Für eine Vergebungsarbeit müssen keine anderen Personen anwesend sein. Vergebung findet im eigenen Geist statt, nirgends sonst. Solange etwas nicht vergeben ist, hängt an der Person, die noch nicht vergeben hat, so etwas wie ein dunkler Energieklumpen, der auch energetisch mit der oder den anderen beteiligten Personen verbunden ist. Dieser „Energieklumpen“ wird Groll genannt oder, besser gesagt, durch Groll und unterdrückten Zorn verursacht. Erst die Vergebung befreit davon.“[1]

Das verlangt eine einsichtige Reflektion der Dinge und das Anerkennen und Verarbeiten grollfördernder Verhaltensweisen. Diese Auseinandersetzungen sind Selbstheilung. Eine ganzheitliche Vergebung besteht aus deri wichtigen Teilen. Zum einen ist das die Vergebung anderen Personen oder einer anderen Person. Zum zweiten das Bitten um Vergebung und zu letzt auch sich selbst zu vergeben.

"Ich bin bereit zu vergeben. Mir selbst und anderen zu vergeben befreit mich von der Last der Vergangenheit. Vergebung ist die Antwort auf fast aller Probleme. Ich vergebe, und schenke mir damit die Freiheit." [2]

Drei Teile der Vergebung

Für jeden der drei Teile einer ganzheitlichen Vergebung, formulierst du dir Sätze, die einer Entschuldigung gleich, dein Problem ins Reine bringen sollen. Diese Sätze ließt du dir dann laut vor oder formulierst diese in Gedanken um in deinem Geist einen neuen Eindruck entstehen zu lassen. Das Entlastet dein Gewissen von den Spannungen des Vergebungsthemas.

Einer Person/Personen vergeben

Alle Vorwürfe die man unbewusst oder bewusst gegen andere hegt, werden in diesem ersten Teil aufgelöst. Manchmal schlummern unbewusste Vorwürfe tief im inneren unseres Geistes die durch Meditation oder gründliche Reflexion an die Oberfläche gelangen können. Je mehr Vorwürfe dieser Art aufgedeckt werden können, umso tiefgreifender wird der Vergebungsprozess sein, den sie durch die Sätze durchlaufen.

Um Vergebung bitten, beziehungsweise die Schuld begleichen

Die Einsicht der eigenen Schuld muss hier vorausgesetzt sein. In welchem Bezug auch immer man sich schuldig fühlt, sollte man einen Satz formulieren, indem man um Vergebung bittet. Diesen Satz sollte man sich auch laut vorsprechen. Zusätzlich müssen auch auf materieller Ebene die Schulden beglichen werden, wenn es sich um materielle Schulden wie Geld etc. handelt. Da sich das Vergeben auf einer höheren Ebene abspielt muss die betreffende Person nicht anwesend sein und trotzdem wird der Geist der Person die Vergebung dankend annehmen. Sie werden fühlen, wie erleichtert sich ihr Geist nach der Vergebung anfühlt - befreit von den Ketten in die er vorher gefesselt war.

Sich selbst vergeben

Das Vergeben der eigenen Person betrifft die Selbstvorwürfe die man sich oft selbst zuschiebt. Oftmals wirft man sich selbst vor, das Problem verursacht zu haben. Diese Vorwürfe stecken oft tief im Verborgenen. Es hilft, sich auch hier einen Selbstvergebungssatz für jeden aufgedeckten Selbstvorwurf zu formulieren. Es steht dir zu, dir selbst zu vergeben. Es ist dein göttliches Recht.

Literatur

  • „Vergib dir selbst“ von Anselm Grün. Verlag: Münsterschwarzacher Kleinschriften.