Unterweisung

Aus Yogawiki
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Unterweisung‏‎ - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Unterweisung‏‎ ist eine Form des Unterrichtens, Unterweisung bedeutet jemand etwas beibringen. Es gibt Unterweisung auf dem Arbeitsgebiet, wo jemand etwas gelehrt bekommt. Unterweisung gibt es aber insbesondere auf dem spirituellen Weg, es gibt die spirituelle Unterweisung. Wenn ein Schüler zum Lehrer geht und der Lehrer dem Schüler etwas sagt, dann spricht man von Unterweisung. Der Schüler erfährt vom Lehrer und bemüht sich dann, die Unterweisung zu verstehen und umzusetzen.

Praktische Unterweisungen für die Meditation

Meditation in Gemeinschaft verstärkt die gute Energie

- Auszug aus dem Buch "Konzentration und Meditation" von Swami Sivananda -

Bemühe dich! Mache ernsthafte Anstrengungen. Meditiere regelmäßig und systematisch. Vergeude keinen Tag.

Genug der Worte! Genug der Diskussionen und hitzigen Debatten.

Ziehe dich in einen ruhigen Raum zurück. Schließe die Augen und meditiere in der Stille. Fühle die göttliche Gegenwart. Wiederhole den göttlichen Namen - Om - mit Eifer, Freude und Liebe. Lasse göttliche Liebe (Prema) dein Herz erfüllen. Überwinde etwaige aufsteigende unterbewusste Eindrücke, Gedanken, Phantasien, Launen und Begierden. Sammle den wandernden Geist und richte ihn auf Gott. Dann wird die Meditation tief und intensiv. Öffne die Augen nicht und bleibe in deiner Stellung sitzen. Verschmelze in Gott. Tauche tief in den strahlenden Atman in deinem innersten Herzen. Trinke den Nektar der Unsterblichkeit. Genieße die Stille. Frieden! Stille! Herrlichkeit!

Mein geliebter Rama, nun befindest du dich in einer starken spirituellen Festung – nichts kann dich beeinflussen. Du bist vollkommen sicher. Jetzt kannst du weiter ohne jegliche Ängste intensiv praktizieren. Du hast einen starken spirituellen Pfeiler, auf den du dich stützen kannst. Überwinde den Geist und trage die spirituellen Lorbeeren von Frieden, Zufriedenheit und ganzheitlicher Sichtweise. Der Glanz Brahmans strahlt schon auf deinem Gesicht. Gott in seinem Mitgefühl hat dir Trost, gute Gesundheit und einen Guru geschenkt, der dich leitet. Was willst du mehr? Wachse. Entwickliche dich. Verwirkliche die Wahrheit und verkünde sie weit und breit.

Immer von neuem kläre deine Vorstellungen. Dein Denken sei klar und konzentriert. In der Stille schaue nach innen. Reinige die Gedanken weitgehend und bringe sie zur Ruhe.

Wie in einer Klinik nur ein Patient nach dem anderen in den Konsultations- und Behandlungsraum eingelassen wird, so lasse auch nur jeweils eine Gedankenwelle aufsteigen und wieder abflauen. Danach lasse die nächste eintreten. Überprüfe jeden Gedanken sorgfältig und schalte alle nutzlosen aus, die nichts mit dem jeweiligen Thema zu tun haben. Eine solche wirkungsvolle Beherrschung der Gedanken durch lange Übung ist eine große Hilfe in der Meditation.

Dein tägliches Leben sollte mit deiner Meditation übereinstimmen. Halte die innere meditative Haltung auch während des Arbeitens aufrecht. Gib nicht hilfreichen Gedanken keine neue Kraft, indem du sie zulässt, sondern halte sie durch Achtsamkeit und Reflexion im Zaum. Ersetze sie durch erhabene Gedanken. Verschwende keine Gedankenenergie.

Speichere keine unnötigen Informationen im Gehirn. Entmülle den Geist und vergiss alles, was du gelernt und dir angeeignet hast und was jetzt unnötig für dich geworden ist. Dann kannst du den Geist in der Meditation mit göttlichen Gedanken erfüllen und neue geistige Energie bekommen.

Positives besiegt Negatives. Ein positiver Gedanke vertreibt den negativen. Mut verjagt Angst, Liebe überwindet Hass, Einheit setzt der Getrenntheit ein Ende. Großzügigkeit überwindet Kleinlichkeit, Eifersucht, Geiz und Habsucht. Halte immer das Positive in dir wach. Dann wirst du wunderbar meditieren.

Sei still und erkenne dich selbst. Erkenne Das. Lasse den Geist in Dem aufgehen. Wahrheit ist recht klar und einfach. Alleinsein und intensive Meditation sind zwei wesentliche Erfordernisse für die Selbstverwirklichung.

Nimm das auf, was den Geist erhebt.

Bleibe achtsam und diszipliniert, damit die Sinne nicht plötzlich aufgerührt werden. Daher rät Krishna Arjuna: „Die ungezähmten Sinne, o Arjuna, ziehen den Geist selbst des Weisen mit großer Macht weg, mag dieser sich auch größte Mühe geben.“ (BhG 2.60). „Der Geist, der den Spuren der wandernden Sinne folgt, trägt seine Unterscheidungsfähigkeit fort, so wie der Wind ein Boot auf dem Wasser.“ (BhG 2.67).

Der Geist ist in ständiger Bewegung und das zeigt sich individuell unterschiedlich: Wer im normalen Berufs- und Familienleben steht, hat vielleicht Gedanken an Kino, Theater, Partys und so weiter. Die Gedanken eines Sadhus wandern vielleicht an Pilgerorte wie Varanasi, Brindavan, Nasik und so weiter. Viele ernsthafte Aspiranten bleiben nicht an einem Ort, bei einer Sadhana-Methode, bei einem Guru, bei einer Yoga-Richtung. Das verstärkt die Unruhe des Geistes. Auf einem rollenden Stein kann kein Moos ansetzen .

  • Wenn du ein Buch studierst, lies es erst zu Ende, bevor du ein neues anfängst.
  • Ebenso wenn du eine Aufgabe übernommen hast, gib deine ganze Achtsamkeit dorthin und schließe sie ab, bevor du dich der nächsten zuwendest.

Alles zu seiner Zeit.

Wer vorher nicht Yoga oder eine andere spirituelle Disziplin geübt hat, nicht an seiner Sinnesbeherrschung und seinen Impulsen (vrittis) gearbeitet hat, wird es schwierig finden, sich zu konzentrieren und zu meditieren. Sein Geist wird ständig hin und her schwingen wie ein Uhrpendel oder wie ein ungezähmter Bulle oder Affe.

Füge keinem Lebewesen Schmerz oder Leid zu durch Gier, Selbstsucht, Reizbarkeit oder Verdruss. Gib Ärger und Böswilligkeit und die Neigung zu hitzigen Diskussionen auf. Wenn du mit jemandem streitest und debattierst, wirst du drei, vier Tage nicht meditieren können, weil dein inneres Gleichgewicht abhanden kommt. So wird viel Energie in nutzlose Kanäle gelenkt, deine Nerven und Emotionen werden erschüttert. Versuche daher so gut es dir möglich ist, einen ruhigen gelassenen Geist zu bewahren. Das ist ein wertvoller spiritueller Besitz.

Ein Aspirant/in muss sensibel sein und zugleich seinen Körper und seine Psyche beherrschen können. Je größer die Feinfühligkeit, desto schwieriger ist diese Aufgabe. Es gibt viele Geräusche und unruhige Energien, die ein normaler Mensch nicht wahrnimmt, die dem Hochsensiblen jedoch wahre Pein bereiten.

Konzentration der Gedanken bedeutet Entwicklung innerer Kräfte und Zentrierung der Energie. Durch sinnlose Gespräche, Klatsch, Pläne und gegenstandslose Sorgen wird Energie vergeudet. Bewahre diese Energie, indem du diese Fallen vermeidest und nutze sie für die Meditation. Du wirst wunderbar meditieren können und wenn du diese Energie für dynamischen selbstlosen Dienst an der Menschheit (lokasangraha) einsetzen willst, wirst du sehr viel bewirken können.

Wie jemand, der zwei Hasen nachjagt, keinen von beiden fangen wird, so wird auch der Meditierende, der sich gleichzeitig mit zwei kontroversen Gedanken befasst, in keinem erfolgreich sein.

Wenn man zehn Minuten lang göttliche Gedanken hegt und die nächsten zehn Minuten widersprüchliche relative Gedanken, wird man nicht zum Gottesbewusstsein kommen. Wenn du mit aller Kraft, Anstrengung und Zielgerichtetheit göttliche Gedanken kultivierst, wirst du ganz sicher Gott verwirklichen.

Warnung vor blinden Übereifer

Wer sich einbildet, er übe täglich tiefe Meditation, dabei aber negative Eigenschaften und die Modifikationen des Geistes (vikara) nicht überwunden hat, täuscht und betrügt sich zuerst selbst und dann andere.

Wenn du in der Meditation zu viel von dir verlangst und damit deine Möglichkeiten überschreitest, wird der Geist in Trägheit und Inaktivität verfallen. Meditation sollte das natürliche Ergebnis einer geistigen Ruhe sein, die aus der Übung von Gleichmut (shama), Selbstbeherrschung (dama), Ausschaltung von Sinneswahrnehmungen (uparati) und Nach-innen-Richten des Geistes kommt. Der atman ist die Quelle aller Energie. An den atman zu denken ist daher eine dynamische Art, Energie und Kraft zu steigern. Bewahre diese Energie, indem du nur wenig sprichst, öfter schweigst (mauna), sexuelle Enthaltsamkeit (brahmacharya) und Pranayama übst und irrelevante, unnötige Gedankenströme vermeidest. Auf diese Weise wirst du Energie in Fülle haben und Himmel und Erde bewegen können.

Entwickle schrittweise inneren Gleichmut. Beherrsche die Sinne, Lust, Ärger und Gier. Meditiere und erschaue den unvergänglichen atman. Verankere dich fest im Selbst. Nichts kann dich jetzt mehr verletzen.

Kontinuität

Was macht ein rein materiell gesinnter Mensch? - Er wiederholt ständig dieselben nach außen gerichteten Aktivitäten und füllt den Bauch, so oft er kann. Was macht ein spiritueller Aspirant mit dem brennenden Wunsch nach Selbstverwirklichung? – Er nimmt wenig Nahrung zu sich, wiederholt den Prozess der Meditation wieder und wieder und genießt die Wonne des Selbst. Beide sind auf ihre Art beschäftigt, aber während der Erstere im Rad von Geburt und Tod gefangen ist, erlangt der letztere die Unsterblichkeit.

Der Geist lässt sich durch kontinuierliche Praxis beherrschen. Sobald du mit deinem Bemühen nachlässt, kommen sofort wieder unnütze Gedanken auf. Daher praktiziere regelmäßig und halte die Kontemplation über das Göttliche aufrecht.

Das Feuer der Meditation

Tapas und brahmacharya – Disziplin und Beherrschung sexueller Energie – sind eine große Hilfe für die Konzentration und Samadhi.

Um ein Feuer zu entfachen, nimmt man etwas trockenes Stroh, Papier und dünne Holzscheite. Wenn es nicht gleich brennt, sondern wieder erlischt, entfacht man es erneut, indem man hineinbläst. Nach einer Weile entsteht ein schönes loderndes Feuer, das sich gar nicht mehr so leicht löschen ließe, selbst wenn man wollte.

Genauso ist es in der Meditation: Am Anfang fällt man immer wieder in die alten geistigen Bahnen zurück. Dann muss man den Geist wieder und wieder erheben und auf die Konzentrationstechnik hinlenken. Wenn die Meditation tief und beständig wird, ist man irgendwann fest in Gott begründet. Dann wird die Meditation Sahaja, leicht und natürlich. Nutze den Blasebalg von Vairagya und intensiver Konzentration um das Feuer der Meditation zu entzünden.

Selbsterforschung

Beobachte sorgfältig, ob du selbst nach jahrelanger spiritueller Praxis auf deinem spirituellen Weg stagnierst oder voranschreitest. Manchmal erfogt sogar ein Rückschritt, wenn du nachlässig bist in deiner Meditation. Manche haben selbst nach fünfzehn Jahren Meditation noch keine wirklichen Fortschritte gemacht. Dies liegt an einem Mangel an Ernsthaftigkeit, zu wenig Nichtanhaftung, Nachlassen der Sehnsucht nach Befreiung und zu wenig Sadhana.

Ein Aspirant/in, der/die sich von Kleinigkeiten verletzt fühlt, kann nicht zum Erfolg in der Meditation kommen. Er muss vielmehr eine freundschaftliche, liebenswerte Haltung und Anpassungsfähigkeit entwickeln. Mancher Anfänger fühlt sich schon beleidigt, wenn man ihn auf eine schlechte Eigenschaft hinweist und kämpft gegen den Betreffenden in der Annahme, er handle aus Neid oder Hass. Das ist nicht hilfreich, denn andere Menschen sehen unsere Fehler leichter als wir selbst. Wer nicht an Selbsterforschung gewöhnt ist, findet seine eigenen Unvollkommenheiten nicht heraus. Diese Selbsttäuschung bildet einen Schleier und verhindert die geistige Schau.

Wer sich wirklich entwickeln will, muss die Fehler in sich erkennen, auf die andere ihn aufmerksam machen, sich nach besten Kräften bemühen, sie zu überwinden und jedem dankbar sein, der sie ihm aufzeigt. So kann er in Spiritualität wachsen.

Vikshepa vermindern

Zerstreuung (vikshepa) bildet ein großes Hindernis. Sie geht zurück auf Plänemachen, Wünsche, weltliche Aktivität (vyavahara) und äußere Einflüsse im Berufs- und Familienleben. Hilfsmittel dagegen sind

  • spirituelle Praktiken wie Murti upasana (Meditation über bzw. Verehrung eines Gottesaspekts)
  • pranayama
  • Wiederholen von om (pranava), Reflektieren (manana)
  • Unterscheidung (vichara)
  • und Gebet.

Viparita Bhavana

Viparita Bhavana ist die irrige Vorstellung, dass das Selbst der Körper ist und die Welt eine solide Realität. Diese auf den Kopf gestellte Vorstellung der Wirklichkeit und Zweifel überwältigen dich. So wie Wasser auf einem bewässerten Feld in den Rattenlöchern versickert, so versickert Energie in falschen Kanälen durch Hinwendung zu äußeren Objekten und unterschwelligen Wünschen. Wenn diese Wünsche einfach unterdrückt werden – statt sie durch Unterscheidungskraft zu sublimieren – fällst du ihnen unbewusst zum Opfer.

Den Geist und die Psyche entstauben

Wenn man einen Raum sauber macht, der monatelang abgeschlossen war, kommt erst einmal Staub und Schmutz zum Vorschein, der sich angesammelt hat. Ebenso kommen durch die Meditation unter dem Druck der Praxis dank Yoga und der Gnade Gottes alle möglichen Unreinheiten an die Oberfläche des Bewusstseins.

Entferne eine nach der anderen mutig mit Geduld und Ausdauer und entwickle entgegengesetzte positive Tugenden. Frühere unbewusste Eindrücke versuchen sich zu rächen, wenn man sich bemüht, sie zu überwinden. Nach einer Weile verlieren sie ihre Kraft.

Den Geist zähmen wie einen wilden Elefanten oder Tiger

Hänge lasterhaften Gedanken nicht nach, wenn sie aufkommen, denn sie dienen dem instinktiven niederen Geist als Nahrung. Zähme den Geist wie einen wilden Elefanten oder Tiger, indem du stattdessen Innenschau kultivierst und den Geist nach innen richtest. Ersetze sie durch positive, erhabene Gedanken und füttere den Geist mit edlen Bestrebungen und Vorstellungen. Die alten Samskaras werden dann allmählich ausgedünnt und verschwinden schließlich ganz.

Ungeübte Anfänger halten leider oft ihre eigene Phantasie und ihre Impulse für die innere Stimme, für eine göttliche Eingebung. Letztlich sehnt sich der Geist nach Vergnügen. Wenn er zum Beispiel etwas Schönes sieht, möchte er dabei bleiben und es festhalten. Wenn der Geist aber durch Meditation und spirituelle Praxis erst einmal die Wonne des gestaltlosen brahman, des Selbst im Herzen aller, erfahren hat, wird er nicht mehr nach äußeren schönen Formen streben.

Wenn es dir nicht gelingt, den Geist auf deine Ishta-devata zu richten, kannst du auf den Klang des Mantras lauschen, das du wiederholst oder dir der Reihe nach die Buchstaben des Mantras vorstellen. Das hilft, den Geist zu zentrieren. Das wirksamste magische Mittel gegen Zerstreutheit und Unruhe des Geistes (vikshepa) als Reaktion auf alte unbewusste Eindrücke ist, sich in die Stille zurückzuziehen.

Vikshepa ist zwar sehr machtvoll, aber Sattva ist noch machtvoller. Daher erhöhe dein Sattva. So kannst du dem Umherschweifen der Gedanken leicht Einhalt gebieten.

Unterweisung‏‎ Video

Hier findest du ein Vortragsvideo mit dem Thema Unterweisung‏‎:

Erfahre einiges zum Thema Unterweisung‏‎ in diesem Video Kurzvortrag. Sukadev behandelt hier das Wort, den Ausdruck, Unterweisung‏‎ vom Standpunkt der Yoga Philosophie aus.

Viveka Chudamani - Der Schüler bittet um Unterweisung

Bitte lehre mich

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 39 von Sukadev Bretz -

„Oh Meister! Ergieße den Nektar deiner Worte über mich, der wie aus einem Becher ( Krug, Wassergefäß) rein und kühlend auf mich als Elixier wie die Wonne der Absoluten Wirklichkeit (brahman) wirkt. Ich verbrenne unter den Qualen im Kreislauf von Geburt und Tod, wie in den Flammen eines brennenden Waldes. Gesegnet sind jene, auf denen Dein Blick nur eine Sekunde ruht, die zu Dir Zuflucht gefunden haben.

Wende dich mit Demut an den Meister

„Brahmānanda“ ist ein Charakteristikum der großen Meister. Wenn du als Schüler dich an einen Meister wendest, dann tue das mit Demut und mache dir bewusst, warum bist du da? Wenn du in einen Ashram gehst, mache dir bewusst, du gehst dort nicht hin, um einen guten Urlaub zu verbringen. Du gehst dort nicht hin, um ein schönes Zimmer und ein schönes Essen zu haben. Du gehst dort nicht hin, um das beste Bett zu haben, denn das bekommst du auch in Hotels. Du gehst in einen Ashram und du gehst zu einem Lehrer, um spirituelle Unterweisung zu erhalten.

Öffne dich für den Segen der Meister

Du weißt das äußere Dinge allein dich nicht glücklich machen werden. Du weißt, dass es nicht ausreicht, nur bequem zu sein. Du machst dir bewusst, ich brenne unter meinem Dasein. Ich leide unter dem, was gerade passiert und du bittest darum, dass der Meister dich unterweist. Ob es jetzt ein Meister ist, der in einem physischen Körper ist, oder letztlich die Kraft des Meisters, die in einem Ashram ist. Bei Yoga Vidya haben wir den Segen von Shankaracharya, wir haben den Segen von Swami Sivananda und von Swami Vishnu-devananda. An sie kannst du dich vertrauensvoll wenden und du wirst merken, ihr Segen wird dich führen, ihr Segen wird da sein. Es ist nur wichtig, dass du dich für diesen Segen öffnest.

Bitte um Führung

Daher öffne dich, bitte um Führung. Und wenn du dich öffnest und um Führung bittest, dann wird dir die Lehre zuteil werden. Aber tatsächlich wichtig ist, dass du dir immer wieder bewusst machst, warum wendest du dich an einen Meister. Auch bevor du ein Buch mit spiritueller Weisheit aufschlägst, verharre einen Moment und bitte um Führung. Es ist ja auch eine Möglichkeit, den Tag damit zu beginnen, das Werk eines Meisters aufzuschlagen. Aber vorher bitte: „Mögen diese Worte mich inspirieren. Bitte – Meister, führe mich.“

Bitte um Inspiration

Und auch wenn du zu einem spirituellen Vortrag gehst, bitte: „Oh großer Meister, inspiriere mich.“ Und vielleicht ist die Person, die den Vortrag hält selbst kein großer Meister, sondern vielleicht ein Schüler, vielleicht sogar jemand, der relativ neu auf dem Weg ist, oder der selbst eigene Probleme hat. Wenn ein spiritueller Mensch einen Vortrag hält, bittet er um Führung. Und wenn jemand in einem Vortrag ist, der auch um Führung bittet, dann kann wahre Begegnung geschehen. Dann kann der Meister durch den Schüler sprechen. Daher bitte um Unterweisung und öffne dich für die Weisheit, die über ein Buch, über den Schüler eines Meisters oder über den Meister selbst zu dir fließen kann.

Viveka Chudamani - Das Hören der Unterweisung

Shankaracharya großer Vedanta Lehrer

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 70 von Sukadev Bretz -

Der nächste Schritt für den Aspiranten ist das Hören der Unterweisung, das Nachdenken darüber, verbunden mit langer, andauernder, ununterbrochener Meditation über die Wahrheit (tattva). Schließlich erreicht der Aspirant nirvikalpa samadhi noch in diesem Leben und erfährt die Glückseligkeit des höchsten Friedens.

Grundvoraussetzungen zum Hören der Unterweisung

Im vorigen Vers hat er über die Vorbereitung gesprochen. Er hat gesagt:

Das sind die Grundvoraussetzungen.

Unterweisung: Was ist die Wahrheit

Dann folgt Jnana Yoga im engeren Sinne. Das heißt:

Und wenn du das für lange Zeit machst: Thiram NityaDauerhaft Nirantara – ohne Unterbrechung, wie ein Weiser MuniTata, dann kommst du zum höchsten Zustand: Avikalpa. Para – zum Höchsten. So kommt – Nirvana Sukha: Das Glück der ErlösungNirvana.

Durch Überschreitung des Intellekts kommt Befreiung

Gut, so bereitet er dich nochmals vor. Er wird dich unterweisen, was ist die Wahrheit. Dann musst du darüber nachdenken, es in die Praxis umsetzten. Dann solltest du auch darüber meditieren. In der Meditation den Intellekt überschreiten. Dann folgt die Verwirklichung in Nirvikalpa Samadhi – du erreichst Nirvana, den höchsten Bewusstseinszustand, der gleichbedeutend ist mit Befreiung.

Besondere Unterweisungen

Shankaracharya unterweist seine Schüler

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Wenn das Haus in Brand steht, gehst du waghalsig noch einmal hinein, um deine Kinder zu retten, die im Zimmer schlafen. So musst du auch sehr mutig sein, wenn du den geistigen Pfad beginnst. Du musst unbedingt furchtlos sein und darfst nicht die geringste Anhänglichkeit an deinen Körper kennen. Nur dann wirst du schnell Selbstverwirklichung erreichen. Ängstliche Menschen sind für den geistigen Pfad völlig ungeeignet.
2. Wenn du im Wipfel eines hohen Baumes Mangofrüchte hängen siehst, springst du nicht mit einem Satz hinauf, um sie zu pflücken. Das ist unmöglich. Du kletterst von Ast zu Ast hinauf und kommst so in den höchsten Wipfel. So kannst du auch nicht mit einem Satz auf die oberste Sprosse der geistigen Leiter springen. Du musst vorsichtig deinen Fuß auf jede Sprosse der Leiter setzen. Du musst Yamas, Niyamas, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana und Dhyana üben (Selbstbeherrschung, Gehorsam gegen moralische Gebote, Meditationsstellungen, Atemkontrolle, Abstraktion, Konzentration, Meditation) . Nur so wirst du die oberste Sprosse der Yogaleiter erreichen, nämlich den überbewussten Zustand Samadhi. Wenn du ein Vedantaschüler bist, mußt du mit den vier Mitteln ausgerüstet sein. Zuerst mußt du die heiligen Schriften hören (Shravana), dann über die ewigen Wahrheiten meditieren (Manana), und dann tief nachdenken (Nididhyasana). Erst dann wirst du die Absolutheit erfahren (Brahma Sakshatkara). Wenn du ein Bhakti Yogajünger bist, mußt du die neun Bhaktiweisen üben: die heiligen Schriften hören (Sravana), Gottes Namen singen (Kirtan), an Gottes Namen gedenken (Smarana), seine Lotosfüße verehren (Padasevana), Blumenopfer (Archana), sich niederwerfen (Vandana), die Haltung eines Frommen, der sich als Diener Gottes benimmt (Dasya), die Haltung eines Frommen, der zu Gott das Verhältnis eines Freundes hat (Sakhya) und völlige Hingabe an Gott (Atma Nivedana). Nur dann wirst du den Zustand erreichen, in dem du über alle Arten ritueller Gottesverehrung hinauskommst (Para-Bhakti).
3. Was tut der Eigentümer der Kühe, wenn diese hierhin und dorthin laufen, um allerlei Abfälle zu fressen? Er gibt ihnen einen leichten Klaps auf den Kopf und legt ihnen gutes Futter, frisches Gras vor. Allmählich lassen sie dann ihre schmutzige Gewohnheit, Abfall zu verzehren. So rennt auch dein Denken dahin und dorthin, um Schmutz in sich aufzunehmen und sich an den fünferlei sinnlichen Gegenständen zu vergnügen. Gib auch ihm einen Klaps auf den Kopf und gewöhne es allmählich durch Japa und Meditation an den Geschmack für höchste Seligkeit.
4. Kohle braucht lange, bis sie Feuer fängt. Pulver jedoch flammt im Augenblick auf. So währt es auch lange Zeit, bis in einem Menschen, dessen Herz unrein ist, das Feuer der Erkenntnis entzündet wird. Aber ein Schüler mit großer Reinheit des Herzens erlangt in einem Augenblick Erkenntnis des Selbst. Es währt nicht länger, als man braucht, um eine Blume zwischen den Fingern zu zerdrücken.
5. Maya gleicht einer gewaltigen Säge. Lüsternheit, Zorn, Habgier, Wahn„ Stolz, Eifersucht, Hass, Ichdenken und so weiter sind die Zähne dieser gewaltigen Säge. Alle weltlich gesinnten Menschen werden von den Zähnen dieser Säge erfasst und zermalmt. Nur wer Reinheit, Demut, Liebe, Leidenschaftslosigkeit, Frömmigkeit und Wesenserforschung pflegt, bleibt unverletzt. Dank göttlicher Gnade wird er bewahrt. Er geht ungefährdet unter dar Säge hindurch und erreicht die andere Seite, die Unsterblichkeit.
6. Der Winter ist für kräftiges Meditieren besonders geeignet. Man ermüdet nicht, auch wenn man stundenlang ohne Unterbrechung meditiert. Allerdings überwältigt dich gerade in den Morgenstunden die Müdigkeit am leichtesten. Du fühlst dich ganz behaglich, wenn du dich mit einer oder zwei warmen Decken zudeckst. Du möchtest infolgedessen noch nicht am frühen Morgen aufstehen, auch wenn dich der Wecker mahnt. Du entscheidest einfach: „Ich will noch fünfzehn Minuten schlafen und dann erst meditieren." — Du deckst deine entblößten Füße mit der warmen Decke hübsch zu und fühlst dich sehr wohl dabei. Und was ist das Ergebnis? Du schnarchst weiter und stehst erst nach Sonnenaufgang auf. So vergehen Tage, Wochen und Monate. Jeden Winter wird es wieder so sein. Gerade in der Zeit, welche für Meditation am geeignetsten ist, täuscht dich dein Denken und überwältigt dich durch Schlaf. Der Verstand ist ein meisterhafter Zauberer. Er kennt verschiedene Tricks und Täuschungen. Maya wirkt durch das Denken. Maya ist sehr rätselhaft. Sei auf deiner Hut. Sei wachsam. Du kannst Denken und Maya beherrschen. Wirf die warme Wolldecke sofort von dir, sobald du den Wecker hörst. Nimm die Vajra Asanastellung ein (siehe Hatha Yoga, Lebensweiser-Verlag, Büdingen-Gettenbach). Mache zwanzig Atemübungen (Pranayamas), dann schwindet die Schläfrigkeit.
7. 0h Freunde, erwacht, schlaft nicht länger. Meditiert. Jetzt ist die günstige Stunde Brahmas, zwei Stunden vor Sonnenaufgang (Brahmamuhurta). Öffne das Tor des Tempels des Herrn in deinem Herzen mit dem Schlüssel der Liebe. Lausche auf die Musik der Seele. Singe das Lied der Liebe (Prem) deinem Geliebten. Spiele die Melodie des Unendlichen. Vereinige deine Gedanken mit Ihm in Kontemplation. Werde Eins mit Ihm. Versenke dich im Ozean der Liebe und Seligkeit.
8. Wie du ein Steinchen sofort aus deinem Schuh entfernst, wenn es dich stört, musst du auch fähig sein, sofort jeden beunruhigenden Gedanken aus diesem Bewusstsein zu entfernen. Nur dann hast du genügend Kraft, deine Gedanken zu beherrschen. Nur dann hast du einen wirklichen Fortschritt auf dem geistigen Pfade gemacht.
9. Ein Schüler sagt: „Ich bin in der Lage, drei Stunden lang in einer Stellung (Asana) zu meditieren. Am Ende werde ich zwar bewusstlos, aber ich falle nicht um." Wenn du richtig meditiert hast, wirst du nie bewusstlos werden, sondern vollkommene Bewusstheit erfahren. Dein mentaler Zustand ist negativ und durchaus unerwünscht. Du musst darüber hinwegkommen, indem du äußerst wachsam bist.
10. Nehmen wir einmal an, deine Gedanken schweiften während der Meditation vierzigmal in der Stunde ab. Es ist schon eine entschiedene Besserung, wenn du es auf achtunddreißig mal bringst. Du hast dann ein wenig Herrschaft über dein Denken gewonnen. Um das Wandern der Gedanken zu unterbinden, ist strengste Übung für lange Zeit erforderlich. Die Macht Mayas, welche das Universum wirkt (Vikshepa Shakti), ist sehr groß. Aber die Macht der Reinheit (Sattwa) ist noch mächtiger als Vikshepa Shakti. Steigere also deine Reinheit. Du kannst die Schwingungen des Bewusstseins sehr leicht beherrschen.
11. Wenn deine Meditation sehr tief ist, wirst du große Freude und geistige Berauschung erleben. Du wirst deinen Körper und die ganze Umwelt völlig vergessen. Alles Prana ist in deinen Kopf zusammengezogen.
12. Wenn es dir Schwierigkeiten bereitet, dich in einem Raum zu konzentrieren, geh hinaus, setze dich im Freien oder auf einer Terrasse oder am Ufer eines Flusses oder in einem ruhigen Winkel deines Gartens nieder. Du wirst dich dort gut konzentrieren können.
13. Wenn du dich auf dein Bett legst, wird manchmal ein großes Licht sich an deiner Stirn entlang bewegen. Sobald du versuchst, in sitzender Haltung meditierend das Licht festzuhalten, wird es verschwinden. Du wirst sagen: „Warum gelingt es mir nicht, das Licht durch ernsthafte Bemühungen festzuhalten, wenn es doch ganz von selbst kommt, während ich ohne jede Bemühung daliege?" Der Grund ist sehr einfach: du verlierst die Konzentration, weil Rajas (Tätigkeit, Erregung, Leidenschaft) eintrat, sobald du dich zum Meditieren aufsetzest.
14. Es fällt im Anfang schwer, deine Gedanken auf das gesamte Bild Krishnas zu fixieren, weil noch nicht alle Gedankenstrahlen konzentriert sind, Manchmal kannst du dir das Antlitz vergegenwärtigen, manchmal die Füße, dann die Augen. Fixiere deine Gedanken auf den Teil des Bildnisses, der sie am meisten anzieht.
15. Gewisse neue Worte oder Namen von Städten oder Personen sind reizvoll und anziehend für das Denken. Es begegnen uns etwa neue Worte oder Namen von Städten oder Personen wie Ekstase, Fyzabad, John Herbert. Sobald man sich zum Meditieren hinsetzt, wird das Bewusstsein wiederholen: Ekstase, Fyzabad, John Herbert. Manchmal singt es Lieder, wiederholt alte Gedichte oder Sanskritverse (Slokas), die man in der Jugend auswendig lernte. Überwache deine Gedanken sorgfältig und versuche immer wieder, sie zum Meditationsthema oder Zentrum zurückzuholen.
16. Wenn du mit offenen Augen meditierst, kannst du wohl einen Freund vor dir erblicken und seine Stimme vernehmen, aber du bist nicht in der Lage, die Person und ihre Stimme zu erkennen, weil dein Denken gerade nicht mit Ohren oder Augen verbunden ist. Wenn nun dein Denken vollständig von den sinnlichen Gegenständen abgezogen ist, wenn die Gedanken vernichtet, wenn Neigungen und Abneigungen ausgerottet sind, wie kannst du dann überhaupt die Welt wahrnehmen? Du wirst vollständig gedankenleer, unbewusst und wirst nur das Selbst überall schauen. Alle Namen und Formen jedoch werden verschwinden.
17. Es ist sehr schwierig, das Bewusstsein plötzlich auf einen Punkt zu fixieren. Das Denken bewegt sich mit schrecklicher Geschwindigkeit weiter. Wie ein Pferd im Zirkus immer wieder im Kreis herumläuft, so läuft auch das Denken immer wieder im Kreise herum. Veranlasse anstatt es im Kreise herumlaufen zu lassen, dein Denken in immer kleineren Kreisen sich zu bewegen. Dann kannst du es am Ende auf einen Punkt fixieren. Du musst durch kluge Methoden dein Denken festhalten. Mit Gewalt und Kraft allein geht es nicht. Das würde die Sache nur noch verschlimmern.
18. Manchmal wirst du vielleicht mutlos und denkst: „Ich habe so viele Schwächen und Mängel. Wie kann ich sie wohl ausrotten? Wie kann ich dieses starke, stürmische Denken beherrschen? Werde ich noch in dieser Geburt die Befreiung oder Nirvikalpa Samadhi erlangen? Obwohl ich nun schon acht Jahre meditiere, habe ich noch nicht viel erreicht." Sei nicht niedergeschlagen. Selbst wenn du nur ein oder zwei Sinnesorgane (Indriyas) unter deine Herrschaft brachtest, und wenn du nur einige Gedanken kontrollierst, ist schon der halbe Sieg gewonnen. Die Beherrschung schon eines einzigen Gedankens oder die Vernichtung auch nur einer einzigen Begierde (Vasana) wird dir mentale Kräfte verleihen. Jeder Gedanke, den man beherrscht, jedes Begehren, das man ausrottet, jedes Sinnesorgan (Indriya) das bezwungen wird, jeder Mangel und jede Schwäche, die überwunden ist, wird das Bewusstsein stärken, die Willenskraft entfalten und dich dem Ziel um einen Schritt näher bringen. Freund, warum also dieses Klagen und diese Verzweiflung? Kämpfe tapfer auf dem geistigen Schlachtfeld. Werde ein Soldat des Geistes. Komme wieder als Sieger, geschmückt mit dem geistigen Lorbeer göttlicher Weisheit, ewigen Friedens und höchster Seligkeit.
19. Manchmal ist das Denken träge und unlustig. Du kannst dich nicht konzentrieren, denn es weigert sich zu arbeiten. Gegen Ende der Konzentration wird oft der vorher so kräftige Verstand träge, wie ein Pferd, das im Anfang der Reise schnell trabte, am Ende träge wird. Wie nun der Kutscher das Pferd antreibt, indem er ihm ein wenig Futter und Wasser gibt, so musst auch du dein Denken mit Konzentration und erhebenden Gedanken, anregen und durch gesammelte Aufmerksamkeit in Zucht nehmen.
20. Wenn das Denken rastlos ist oder abschweift, setze dich in einem stillen Zimmer hin oder lege dich fünfzehn Minuten wie ein Toter in Shavasana-Stellung, so dass du Körper und Denken völlig entspannst. Beschäftige dich mit angenehmen Vorstellungen. Denke an schöne Blumen, an die Gletscher des Himalaya, an den blauen weiten Himmel, an den grenzenlosen Ozean oder an eine reizvolle Landschaft im Himalaya oder in Kaschmir oder irgendwo anders. Dann kannst du wieder mit dem Meditieren beginnen.
21. Wenn du in tiefe Meditation eintrittst, wirst du Dir weder deines Körpers noch deiner Umwelt mehr bewusst sein. Dein Gemüt wird ausgeglichen sein. Du hörst keinen Laut. Alle Sinneswahrnehmungen enden. Auch das ichbezogene Bewusstsein wird allmählich verschwinden. Du wirst unaussprechliche Freude und unbeschreibliche Glückseligkeit erfahren. Allmählich hören auch Grübeln und Überlegen auf.
22. Wenn du in tiefe Meditation eintrittst, kann der Pulsschlag bis auf dreißig heruntergehen. Auch ein scharfer Beobachter kann kein Atmen mehr wahrnehmen. Der Atem entströmt der Nase nicht mehr. Im Jada Samadhi der Hatha Yogins hören Atem und Herzschlag völlig auf. Im niederen Chaitanya Samadhi funktionieren Lungen und Herz nur sehr langsam.
23. Fortgeschrittene, die schnell in den überbewussten Zustand (Samadhi) eintreten möchten, sollten alle Art von Arbeit, auch das Studium religiöser Bücher aufgeben. Sie müssen strenges Schweigen einhalten (Mauna) und an den Ufern des Ganges, der Jamuna oder Narmada oder eines anderen Flusses an einem einsamen Ort leben, Sie sollten nur Milch oder Milch und Früchte genießen. Mit vollem Ernst müssen sie sich in ihre Übungen (Sadhana) vertiefen. Sie dürfen nicht mehr als zwei bis drei Stunden schlafen. Am besten beginnen sie ihre Übungen im Frühwinter, etwa im November. Da findet man wirklich Entspannung im Meditieren. Diese Rast oder Entspannung für eine halbe oder ganze Stunde ist viel wirkungsvoller, als wenn man schläft. Sie genügt völlig.
24. Der Schüler oder Yogi in seiner Höhle im Himalaya oder ein schweigend in der Ebene Meditierender meint wohl, er sei geistig schon sehr weit gekommen. Er sieht voll Verachtung auf seinen Bruder herab, der sich plagt, durch Verbindung von unermüdlichem selbstlosem Dienen und Meditation das Ziel des Lebens zu erreichen. Jener mag vielleicht reich an Vairagya oder Leidenschaftslosigkeit und Titiksha oder Ausdauer sein. Er mag besonders bewandert sein im Studium heiliger Schriften. Vielleicht kann er Kälte leicht ertragen, nur von Brot und Dal leben und längere Zeit ununterbrochen in einer Meditationsstellung sitzen bleiben. Aber vielleicht mangelt es ihm an Barmherzigkeit, kosmischer Liebe, umfassender Duldsamkeit, Großherzigkeit, Mut und so weiter. Vielleicht kann er Hitze nicht ertragen, oder er klagt über unrastige Gedanken, die ihn im Meditieren hindern. Vielleicht verliert er alle Ausgeglichenheit, sobald er ins flache Land hinabsteigt. Dagegen hat der andere seine besonderen Tugenden und ein ausgeglichenes Gemüt. Vielleicht übertrifft er sogar den Yogi im Himalaya oder den schweigend Meditierenden des Flachlandes in mancher Hinsicht. Man sollte sich in allen Tugenden auszeichnen. Nur dann wird man ein vollkommener Weiser. Gleichmut bedeutet Yoga.
25. Ein weltlich gesinnter Mensch ist in seinen Besitz und seine Stellung verliebt. Er ist vernarrt in Weib und Kinder. Aber ein Sannyasi oder Yogi hat einen sehr großen geistigen und sittlichen Stolz. Er denkt: „Ich bin viel besser als ein Hausvater. Ich bin ein großer Yogi. Ich kann zwölf Stunden meditieren. Ich besitze große Reinheit, Entsagung und Leidenschaftslosigkeit." Diese Selbstgefälligkeit des Sannyasi ist viel gefährlicher als die eines weltlich gesinnten Menschen, und deshalb viel schwieriger auszurotten.
26. Sei vorsichtig. Studiere die Eigenart der Menschen. Sei sehr überlegt im Verkehr mit Menschen. Lass dich nicht täuschen. Verschaffe dir einige psychologische Kenntnisse. Erkenne die Menschen an ihrem Benehmen, ihrer Redeweise, ihrem Blick, Lächeln, und Gang. Erkenne ihr Wesen an der Nahrung, welche sie wählen, an den Büchern, welche sie lesen und an der Gesellschaft, welche sie bevorzugen.
27. Manchmal wird dein Denken ernstlich aufbegehren. Du wirst das Gefühl haben: „Ich habe durch Askese (Tapas), Selbstzucht und Meditieren nicht viel gewonnen. Ich will das Gelübde des Brahmacharya brechen und jede Disziplin im Essen gänzlich aufgeben. Ich will mich an sinnlichen Genüssen weiden und üppig essen." Gib nicht nach. Schmeichle deinen Gedanken, überrede sie. Übe kräftig Japa und Kirtan. Studiere immer wieder mein Buch: „Wie erlangt man Leidenschaftslosigkeit" (Vairagya) oder Bhartriharis Vairagya Shataka. Gedenke immer wieder der Leiden dieser Welt der Geburten und Tode (Samsaras) und der Mängel des sinnlichen Lebens. Gedenke immer der Heiligen und ihrer Lehren. Stehe unerschütterlich fest. Sei vorsichtig. Sei wachsam. Wache und bete. Dann wird sich dein aufbegehrendes Denken allmählich beruhigen.
28. Sogar ein reiner Zölibatär (Brahmadiari) wird im Anfang durch Neugier beunruhigt. Er möchte gerne wissen und fühlen, was für ein Genuss eigentlich mit dem Geschlechtsverkehr verbunden ist. Er denkt manchmal: Ich möchte nur einmal Verkehr mit einer Frau haben. Danach werde ich in der Lage sein, dieses geschlechtliche Verlangen und Begehren vollständig auszurotten. Diese sexuelle Wissbegier quält mich sehr." Das Bewusstsein möchte diesen Brahmachari irreführen. Maya verwüstet durch Wissbegier. Wissbegier verwandelt sich in lebhaftes Verlangen. Aber Genuss vermag keine Begierde zu sättigen. Wie der Tiger erst dann Menschenfresser wird und nach Menschenfleisch ausgeht, wenn er einmal Menschenblut geschmeckt hat, so wird auch das Bewusstsein des Menschen, wenn es erst einmal geschlechtliche Genüsse geschmeckt hat, sich immer danach sehnen. Der klügste Weg ist, starke Schwingungen der Wissbegier durch Unterscheidung zwischen Wirklich und Unwirklich (Vichara) oder durch Erforschen des reinen, geschlechtslosen Atma aufzuheben und das geschlechtliche Verlangen durch dauernde Meditation völlig auszurotten, indem man über die Herrlichkeit der Keuschheit (Brahmacharya) und die Mängel des unreinen Lebens nachdenkt.
29. Sogar in einem blinden Zölibatär, der noch niemals das Antlitz einer Frau sah, ist der Geschlechtstrieb sehr stark. Warum? Die Eindrücke oder Samskaras aus früheren Geburten, welche im Unterbewusstsein eingebettet sind, wirken noch stark nach. Alles was du tust und denkst, wird in den Schichten des unterbewussten Denkens (Chitta) eingelagert oder eingeprägt oder unauslöschlich eingedrückt. Diese Eindrücke kann man nur verbrennen oder auslöschen, wenn Erkenntnis Atmas oder des Höchsten Selbst aufdämmert. Wenn geschlechtliche Begierde alle Gedanken und den ganzen Körper durchdringen, nehmen die Eindrücke (Samskaras) die Form starker Denkimpulse (Vrittis) oder Schwingungen an und quälen den armen blinden Mann.
30. Denken ist schon eigentlich Handeln. Aber es ist ein sehr großer Unterschied, ob man auf einen Menschen schießt oder ob man sich nur in Gedanken oder tatsächlich mit einer Frau vereinigt oder philosophisch gesprochen ist schon der Gedanke zu erschießen oder der Gedanke an eine Vereinigung mit einer Frau die eigentliche Handlung. Begierde ist Verwirklichung. Gott gibt dem Menschen die Früchte. Sei deshalb lauter in deinem Denken. Nur dann kannst du das Reich Gottes in dir gewinnen. Nur dann den Thron in deinem Herzen einnehmen.
31. Ein Schüler schreibt mir: „Um drei Uhr klopft jemand an meine Türe. Ich erwachte und öffnete. Ich sah Krishna mit der Krone auf dem Haupt. Er ging wieder und ich ging die Gasse hinunter, aber ich konnte Ihn nicht finden. Als ich zurückkehrte, setzte ich mich vor die Haustür bis der Tag anbrach, ob er vielleicht wieder kommt. Solche Fälle von Schlafwandeln sind sehr häufig zu sehen, träumen im Stehen und Gehen. Dies könnte ein gewöhnlicher Fall von Schlafwandler sein. Ein ernsthafter Aspirant wird sehr vorsichtig sein und sich der geistigen Erfahrung vergewissern müssen, ob dies ein wirkliches Geschehen war. Die Schau Krishnas ist nicht billig zu haben. Anfänger machen Fehler.
32. Ein gewöhnliches weißes oder farbiges Blatt hat keinen Wert. Du wirfst es weg. Wenn aber das Bild eines Königs oder Kaisers darauf ist (Banknoten) steckst du das Blatt Papier in deine Geldbörse oder hebst es sorgfältig auf. So hat auch ein gewöhnlicher Stein keinen Wert für dich. Du wirfst ihn weg. Wenn du das Götterbild (Murti) Krishnas in einem Schrein siehst, senkst du dein Haupt und faltest die Hände, weil der Stempel auf dem Stein ist. Der Fromme überträgt auf das Steinbild (Muni) seine Liebe zum Herrn und alle seine göttlichen Eigenschaften. Bilderverehrung ist für Anfänger sehr notwendig.
33. Wie lieblich ist der Name des Herrn. Wie tröstlich und beruhigend sind die Namen Hari, Rama, Krishna, Shiva. Der Gottesname vertreibt Furcht, Angst, Sorge und Leid und erfüllt dein Herz mit Freude, Frieden, Kraft und Mut. Der Gottesname ist ein heilender Balsam für dein wundes Herz und deine erschöpften Nerven. Der Name ist ein Allheilmittel oder göttliches Elixier, das Unsterblichkeit und ewige Seligkeit schenkt. Gedenke des Gottesnamens allezeit. Singe Seinen Namen und vereinige ihn mit deinem Atem. Dann wirst du vom Kreislauf der Geburten und Tode befreit.
34. Du musst das Gefühl (Bhav) haben, dass Atma, Ishwara, Devata, Mantra Eins sind. In dieser inneren Haltung musst du dein Guru Mantra oder Ishta Mantra wiederholen. Nur dann wirst du schnell Gottverwirklichung (Mantra Siddhi) erlangen.
35. Die schönste Blume, welche du dem Herrn darbringen kannst, ist dein Herz. Dringe noch tiefer ein in den unendlichen Bereich Kailas, in das Reich unbegrenzter Seligkeit und grenzenlosen inneren Friedens.
36. Mögest du in unmittelbarer Gemeinschaft mit dem Herrn, deinem Schutzgott (Ishta) und Führer, deiner letzten Zuflucht und deinem Troste leben.

Siehe auch

Weitere Begriffe im Kontext mit Unterweisung‏‎

Einige Stichwörter, die vielleicht nur indirekt zu tun haben mit Unterweisung‏‎, aber vielleicht doch interessant sein können, sind z.B. Unterweisen‏‎, Untertan‏‎, Unterscheidungsfähigkeit‏‎, Unveränderlich‏‎, Unversehrt‏‎, Unvorsichtigkeit‏‎.

Literatur

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Susan Holze
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Zusammenfassung

Das Substantiv Unterweisung‏‎ ist ein Begriff, der in Zusammenhang steht mit Bildung und Wissen und kann interpretiert werden vom Standpunkt von Yoga, Meditation, Ayurveda, Spiritualität, humanistische Psychologie.. [[Kategorie:Yoga]