Unterbewusstsein

Aus Yogawiki

Der unbewußte Inhalt des Denkens, das Unterbewusstsein, heißt in der Vedanta »Chitta«. Vieles im Unterbewusstseinbesteht aus versunkenen Erfahrungen, in den Hintergrund verdrängten Erinnerungen, die aber wieder hervorgeholt werden können.

Schulung des Unterbewusstseins – von Swami Sivananda

Swami Sivananda schreibt über die Schulung des Unterbewusstseins

Das erste Symptom beim Verlust des Gedächtnisses als Alterserscheinung ist die Schwierigkeit, sich an Namen und Menschen zu erinnern. Der Grund hierfür ist nicht weit zu suchen. Alle Namen sind willkürlich. Sie gleichen Etiketten. Es verbinden sich keine Assoziationen mit ihnen. Im allgemeinen arbeitet das Gedächtnis mit Gedankenverbindungen, da hierdurch die Eindrücke sich vertiefen. Du kannst dich im Alter noch gut an Stellen erinnern, die du in der Schule oder im College gelernt hast, aber es macht dir Mühe, auch nur eine Zeile zu behalten, die du am Morgen gelesen hast. Der Grund hierfür ist, daß dein Denken die Kraft verloren hat, Gedanken festzuhalten ([[Dharana Shakti]]). Die Gehirnzellen sind degeneriert. Die Menschen, die ihr Denken überfordern und nicht Maß halten oder von Sorgen und Ängsten beunruhigt werden, verlieren leicht ihre Gedächtniskraft. Doch selbst im Alter kannst du dich noch an frühere Ereignisse erinnern, da diese mit Assoziationen verbunden sind. Die mentalen Vorgänge sind nicht auf das Bewußtsein allein beschränkt. Der unbewußte Bereich ist weit größer als der bewußte.

Wie ein Blitz dringen Gedanken aus dem Unterbewusstsein oder Unbewußten in das Bewußtsein. Nur zehn Prozent der geistigen Tätigkeit vollziehen sich im Bereich des Bewußtseins. Mindestens neunzig Prozent bleiben im Unbewußten. Wir setzen uns hin und versuchen, ein Problem zu lösen. Aber es gelingt uns nicht. Wir blicken um uns, versuchen und versuchen es wieder, versagen aber erneut. Plötzlich dämmert uns ein Gedanke, und das Problem ist gelöst. Die unbewußten Vorgänge waren am Werk.

Manchmal geht ihr nachts schlafen mit dem Gedanken: .. lch muß sehr früh am Morgen aufstehen, um einen Zug zu erreichen ... Diese Botschaft wird vom Unbewusstsein aufgenommen, und dieses weckt euch mit Gewißheit zur genauen Stunde. Das Unbewusstsein ist euer ständiger Begleiter und aufrichtiger Freund. Am Abend versagt ihr immer wieder beim Lösen eines Problems, mag dies eine arithmetische oder geometrische Frage oder anderes sein. Am Morgen habt ihr beim Erwachen die klare Antwort. Sie blitzt plötzlich aus dem Unterbewusstsein auf. Dieses arbeitet sogar im Schlaf ohne nachzulassen. Es registriert, ordnet, vergleicht, beachtet alle Tatsachen und Erscheinungen und arbeitet eine richtige, befriedigende Lösung aus. Mit Hilfe des Unbewußten könnt ihr auch eure lasterhafte Natur wandeln. Ihr müßt die gesunden tugendhaften Eigenschaften, die den Gegensatz zu den unerwünschten bilden, herausarbeiten. Wollt ihr Furcht überwinden , müßt ihr in euren Gedanken in Abrede stellen, daß ihr ängstlich seid, und eure ganze Aufmerksamkeit auf die entgegengesetzte Eigenschaft richten, auf den Mut. Wenn Mut entwickelt ist, schwindet die Furcht von allein. Immer überwältigt das Positive das Negative. Dies ist ein unfehlbares Gesetz der Natur.

Du kannst sogar Sympathien fur unangenehme Aufgaben und Pflichten bekommen, wenn du Wunsch und Geschmack für sie ausprägst. Du kannst neue Gewohnheiten, neue Ideen, neue Ideale, neue Geschmacksrichtungen lind einen neuen Charakter im Unbewußten entwickeln, indem du die alten veränderst. Alle Handlungen, Freuden und Erfahrungen prägen sich in das Unbewußte in Form feinstofflicher Eindrücke oder zurückbleibender Kraftmöglichkeiten ein. Die Samskaras (Eindrücke) sind die Wurzeln, aus denen wieder Jati (Leben) und Erfahrungen von Freude und Leid hervorgehen. Die Neubelebung der Samskaras bringt Erinnerung. Der Yogi lebt im tiefen Innen und kommt in unmittelbare Berührung zu den Samskaras. Er sieht sie in innerer Schau. Durch Samyama (Konzentration, Meditation) über diese Samskaras erwirbt er Kenntnis der früheren Daseinsformen. Wenn ihr euch an etwas erinnern wollt, müßt ihr eine seelische Anstrengung machen. Ihr müßt auf- und niedersteigen in den Tiefen der verschiedenen unbewußten Ebenen und dann das richtige herausholen.

Das Samskara einer Erfahrung wird im Chitta (Unterbewusstsein in dem Augenblick geformt oder entwickelt, in dem das Mentale etwas erfährt. Es gibt keinen Abgrund zwischen der augenblicklichen Erfahrung und der Bildung eines Samskaras im Unterbewustsein.

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Literatur