Unsterblichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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* "Jede Seele ist unsterblich; denn das Stetsbewegte ist unsterblich." - Platon, "Phädros 245c"
* "Jede Seele ist unsterblich; denn das Stetsbewegte ist unsterblich." - Platon, "Phädros 245c"
==Die Beweise der Unsterblichkeit der Seele==
'''Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 307-315.'''


==Siehe auch==
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Version vom 23. Januar 2014, 15:23 Uhr

Wir sind nicht dieser Körper, unser wahres Selbst ist unsterblich

Unsterblichkeit (der Seele, der Person) Unvernichtbarkeit des Lebens oder Überwindung des Todes als Übergang in eine neue (höhere oder niedere) Existenz. Der Unsterblichkeitsgedanke findet sich in den meisten Religionen, oft verbunden mit der Vorstellung von Reinkarnation und Seelenwanderung und der Annahme einer Belohnung, Bestrafung oder Läuterung nach dem Tode.

Seit Menschengedenken beschäftigen den Menschen Fragen wie:

Woher bin ich gekommen?
Wohin gehe ich, wenn ich sterbe?
Wer bin ich wirklich?

Spätestens, wenn ein Mensch mit Leid in Form von Krankheit, Alter und Tod konfrontiert wird, erwachen diese Fragen in ihm.

Gibt es so etwas wie Unsterblichkeit?

Der physische Körper

Der grobstoffliche, physische Körper (Sthula Sharira, bestehend aus der Annamaya Kosha, der Nahrungshülle) unterliegt Alter und Krankheit und stirbt, wenn sein Karma abgelaufen ist. Aber Yoga sagt, dass wir mehr sind als unser physischer Körper. Wir haben einen materiellen Körper, aber wir sind nicht dieser Körper.

Die weiteren Körper

Im Yoga wird gesagt, dass wir – neben dem physischen - noch zwei weitere Körper haben.

Der feinstoffliche Astralkörper (Sukshma Sharira oder Linga Sharira) enthält unser Prana (unsere Lebensenergie), die fünf Wahrnehmungsorgane und die fünf Handlungsorgane, unser Unterbewusstsein (Chitta), unseren niederen und höheren Geist (Manas und Buddhi) einschließlich der Emotionen und unser Ego (Ahamkara, der "Ichmacher", das Ich-Bewusstsein). Er besteht aus drei Hüllen: der Energiehülle (Pranamaya Kosha), der Hülle des niederen Geistes und der Emotionen (Manomaya Kosha) und der intellektuellen Hülle (Vijnanamaya Kosha).

Der Kausalkörper, Karana Sharira (Ursachenkörper), heißt so, weil er die Ursache des grobstofflichen Körpers und des feinstofflichen Astralkörpers ist. Er besteht aus der Wonnehülle (Anandamaya Kosha). Er speichert unter anderem die Samen unseres Karma und ist dem Absoluten (Atman, Brahman) am nächsten.

Tod und Reinkarnation (Wiedergeburt)

Wenn ein Mensch stirbt, so stirbt nach Ansicht der Yogis nur sein physischer Körper. Astral- und Kausalkörper bestehen weiter und verkörpern sich im Reinkarnationszyklus irgendwann in einem neuen physischen Körper. Das ist das, was manchmal unter dem Begriff Seele verstanden wird.

Die Bhagavad Gita schreibt zum Thema Reinkarnation z.B.:

„So wie abgetragene Kleider abgelegt und neue angelegt werden, so wirft auch das verkörperte Selbst abgetragene Körper ab und betritt andere, neue (Vers II.22).

Das wahre Selbst

Im Yoga gibt es noch eine andere Bedeutung von Seele. Yoga sagt, wir sind weder unser physischer Körper, noch sind wir unser Astral- oder Kausalkörper.

Wir sind Atman, das wahre Selbst. Und Atman ist eigentlich nichts anderes als Brahman, das Absolute, Höchste, Eine.

Mädchen mit Pusteblume.jpg

Krishna erklärt Arjuna in der Bhagavad Gita, dass „Es“ (Brahman bzw. Atman) in der Welt und im Körper verweilt und sagt dann:

„Es wurde nicht geboren und stirbt auch niemals. Nachdem Es gewesen ist, hört Es wiederum nicht auf zu sein; da Es ungeboren, ewig, unveränderlich und uralt ist, wird Es nicht getötet, wenn der Körper getötet wird.“ (Vers II, 20)

Maya

Aufgrund der starken „Anziehungskraft“ von Maya vergessen wir unsere wahre Natur und verstricken uns in der Welt. Unsere Sichtweise wird immer subjektiver und gefärbter (Maya bedeutet eigentlich soviel wie „Illusion“) und wir identifizieren uns mit unseren 3 Körpern, glauben, wir seien diese Körper.

Shankaracharya schreibt in seiner Schrift Atma Bodha:

„So wie der Mensch, der das Seil für eine Schlange hält, von Furcht überwältigt wird, so wird auch der, der sich für ein Ego hält, von Furcht überwältigt.“ (Vers 26)

Durch diese Identifikation mit dem Vergänglichen rückt Unsterblichkeit in weite Ferne.

Unsterblichkeit

Krishna sagt in der Bhagavad Gita:

„Der unerschütterliche Mensch, den all dies [Vergnügen und Schmerz] nicht berührt, …, und für den Vergnügen und Schmerz gleichbedeutend sind, ist geeignet, Unsterblichkeit zu verwirklichen.“ (Vers II.15)

Wenn wir einen spirituellen Weg gehen, uns mit Hilfe von Yogapraktiken (z.B. Meditation, Pranayama, Asana, Mantra) reinigen, unsere Sichtweise klären und unseren Geist zur Ruhe bringen, erkennen wir irgendwann wieder, wer wir wirklich sind.

Wir erkennen: Ich bin Atman, das (wahre) Selbst und ich bin eins mit Brahman, dem Absoluten. Dieser „mein“ Atman ist ungeschaffen und daher unvergänglich. Er kann nicht verletzt werden und auch nicht sterben.

Vairagya, der Weg zur unsterblichen Wohnstatt

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Wir können Mayas Spiel (Lila) durchschauen, Abstand gewinnen und uns davon lösen. Schließlich gelangen wir zur Selbstverwirklichung.

Wenn wir das erkannt und erreicht haben, haben wir unsere Unsterblichkeit „zurück“ erlangt (die wir in Wirklichkeit niemals verloren hatten).

So schreibt Shankaracharya:

„…Wenn die Unwissenheit zerstört ist, offenbart sich das Selbst, das aus keinerlei Vielfalt besteht, wahrlich durch sich selbst – wie die Sonne, wenn die Wolken sich verziehen.“ (Atma Bodha, Vers 4)

Gedichte und Zitate

„Gestorben bin ich als Stein und bin zur Pflanze geworden;
Gestorben bin ich als Pflanze und wiedererschienen als Tier;
Gestorben bin ich als Tier und bin zum Menschen geworden;
Was sollte ich denn also fürchten?
Wen verlor ich je durch den Tod?
Nächstes Mal sterbe ich als Mensch,
Aufdass ihm wachsen die Schwingen der Engel.
Doch selbst vom Engel noch muss ich weitergehen;
Alle Dinge werden vergehen, doch nicht Sein Angesicht,
Noch einmal erhebe ich mich über die Engel;
Ich werde das was unvorstellbar ist.
Dann lass mich werden nichts, nichts, denn
Harfenklänge riefen mir zu:
Wahrlich zu Ihm gehen wir zurück …“

Jalal Al-Din Rumi (Sufi Mystiker und Dichter)


Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es.
Ewig wechselnd.
Strömt von der hohen,
Steilen Felsenwand
Der reine Strahl,
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und, leicht empfangen,
Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen
Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund.
Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne.
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind rauscht von Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

Johann Wolfgang Goethe 1749-1832


  • „Leben um zu sterben“ ist das Motto der weltlichen Leute. „Sterben um zu leben“ ist das Motto der nach Verwirklichung strebenden. (Sivananda)
  • "Jede Seele ist unsterblich; denn das Stetsbewegte ist unsterblich." - Platon, "Phädros 245c"

Die Beweise der Unsterblichkeit der Seele

Artikel aus dem Buch „Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 307-315.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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