Tiefschlaf

Aus Yogawiki
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Tiefschlaf ist der auch als NREM-Schlaf (= non-rapid eye movements) bezeichnete Schlafzustand mit verlangsamter Atmung, bei dem auch Herzfrequenz und Blutdruck sinken. Der Schlafende ist jetzt schwerer zu wecken als in den anderen Schlafphasen; das EEG zeichnet in dieser Phase mehr als 50 % langsame Deltawellen mit hoher Amplitude auf. Die Phase gilt als besonders wichtig für die Speicherung neuer Informationen und Erinnerungen. Bei längerem Schlafentzug kommt es danach zu einer Verlängerung der Tiefschlafphasen.

Celia Green (Quelle: Wikipédia, l'encyclopédie libre) berichtete über ein Experiment mit einem indischen Meister namens Swami Rama, der, 5 Minuten nach Beginn seiner Meditation, bewusst Deltawellen produzieren und, nach 25minütiger Meditation, erzählen konnte, was während der Aufzeichnung um ihn herum geschehen war.

Tiefschlaf – eine Analyse von Swami Sivananda

Auszüge aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda [1]

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Tiefschlaf ist der Zustand, in dem die schlafende Person nichts begehrt und auch nicht träumt. Das dritte Viertel, der dritte Zustand, ist der Prajna, dessen Sphäre der Tiefschlaf ist, der Zustand, in dem alle Erfahrungen eins geworden sind, der wonnevoll ist und der der Weg zur Kenntnis (der anderen zwei Zustände) ist.

Der Jivatman erlebt Sushupti, den Tiefschlaf, wenn er keine Geräusche oder andere sinnlichen Eindrücke mehr wahrnimmt, da der Geist in diesem Zustand aufgehört hat, zu arbeiten. Auch Egoismus gibt es hier nicht. Doch es gibt Avidya, den Schleier der Unwissenheit.

Auf Ishvaras Befehl hin erreicht der, welcher mit dem Gefährt von Maya, Avyakta, verbunden ist und in den Mikrokosmos des Kausalkörpers (Karana Sharira) eingetreten ist, den Zustand von Prajna. Man nennt ihn Prajna oder auch Avichhinna, Paramarthika oder Sushupti Abhimani (Vorsteher von Sushupti). In gleicher Weise wie ein Vogel, vom Fliegen müde geworden, mit vollem Bäuchlein in sein Nest zurückfliegt, betritt der Jiva, erschöpft vom Tun und Wandel dieser Welt im Wach- und im Traumzustand, den Ajnana und genießt seine Wonne.

Nur an das, was erfahren wurde, kann man sich erinnern. Im Wachzustand gibt es Erinnerungen an das Glück des Tiefschlafzustandes. Wenn man aus einem gesunden Schlaf ins Wachbewusstsein zurückkehrt, erinnert man sich an den wonnevollen Zustand des Tiefschlafes und sagt: „Ich habe geschlafen. Ich war mir keiner Sache bewusst.“ Man sagt: „Ich war mir keiner Sache bewusst“, weil man keinerlei Erfahrung vom Selbst gemacht hat, obwohl man in Brahman ruhte. Die Erinnerung an das Glück des Tiefschlafzustandes bei der Rückkehr in den Wachzustand zeigt, dass Sakshi, der Zeuge der drei Zustände Wachen, Traum und Tiefschlaf, existiert. Dieser Sakshi ist Brahman, das Höchste Selbst.

Das ist aber keine vollkommene Wonne. Das ist nicht die Unendliche Wonne des Atman. Das ist nicht die positive, transzendente und höchste Wonne Brahmans, kein Nirvikalpa Samadhi. Der Geist ist in einem Zustand der Ruhe und es gibt kein Sankalpa Vikalpa (Gedanken und Zweifel). Er ist frei von Unruhe. Es ist ein Zustand indirekter Glückseligkeit. Es ist Freiheit vom Unglücklichsein.

Der Tiefschlaf bildet das Tor zur Erfahrung des Wach- und des Traumzustandes. Vom Schlaf aus geht man in die klare Erfahrung des Wachens und des Träumens über. Schlaf ist der Vorgänger des Wach- und Traumzustandes.

Im Tiefschlaf erlangt man kein Bewusstsein für Brahma Jnana, Erkenntnis des Selbst, denn wenn man in den Wachzustand gleitet, ist man immer noch unwissend, man erlebt die verschiedenen, mannigfaltigen Dinge und wird von den Objekten im Außen beeinflusst, wohingegen ein Weiser, der aus Samadhi auftaucht, volles Wissen seines Selbst hat und überall Verbundenheit und Einssein wahrnimmt. Er ist unbeeinflusst von den weltlichen Dingen. Darin liegt der Unterschied zwischen Schlaf und Samadhi.

Wenn der Deva, d.h. der Geist, überwältigt wurde, wenn also die Kanäle für all diese Eindrücke durch das Licht der Sonne, die ihren Sitz im „Hita“ genannten Nerv hat, verschlossen wurden, dann verschmilzt der Geist mit dem Herzen, mit all seinen Neigungen und mitsamt der Sinne. Dann schläft er. Während des Tiefschlafes (Sushupti) sieht der Deva (Geist) keine Träume, da das Tor des Sehens vom Licht ausgefüllt ist; dann kommt Wonne auf.

Im Tiefschlaf wird der Jiva, der Geist, von tiefem Tamas übermannt, und erlangt so seinen tiefen Schlaf. Der Jiva ruht in Brahman. Und nur jener dünne Schleier existiert zwischen ihm und dem Höchsten Selbst. Im Samadhi, dem überbewussten Zustand, ist dieser Schleier der Unwissenheit gelüftet und der Jiva verschmilzt mit Brahman und erlangt höchstes Wissen. Darin liegt der Unterschied zwischen Schlaf und Samadhi.

Während des Schlafes kommen alle Organe und der Geist zur Ruhe. Auch der Jivatman ist frei von Sorgen, Schmerz und Trauer. Er genießt die Wonne des Brahman. So wie Vögel zum Ausruhen in einen Baum fliegen, so ruhen all die groben und feinen Elemente im Höchsten Atman.

Der Tiefschlaf ist der Same und der Wach- und der Traumzustand sind seine Früchte. Tiefschlaf ist nur minimal, in einem seiner Aspekte, von Samadhi, der Einheit mit Paramatman, entfernt. Wenn dem nicht so wäre, und wenn das Bewusstsein nicht zu den Zuständen des Wachens und Träumens zurückkehrte, wäre der Tiefschlaf nichts als Samadhi, Höchste Bewusstheit.

Turiya, der vierte Zustand, geht über die vorher genannten drei hinaus. Ein Weiser, der seinen Geist und seine Sinne unter Kontrolle gebracht hat, der über dem Körperbewusstsein und den drei Gunas steht, und der sich mit dem Satchidananda-Brahman identifiziert, erlebt diesen wonnevollen überbewussten Zustand. Das ist der transzendente Zustand, Moksha.

Die ganz kurze Zeitspanne, Sandhi, zwischen dem Tiefschlaf und dem Wachzustand wird Tushim Bhuta Avastha genannt, Zustand geistiger Stille. Der nach Atma Tattva Strebende kann ihn an der Nahtstelle zwischen Wachen und Schlafen erleben. Er sollte erkennen, dass Gefangensein und Befreiung eine Täuschung, Maya, des Individuums sind, und nicht die Wirklichkeit.

Die Philosophie des Samadhi und der Schlaf

Samadhi ist Tiefschlaf mit vollkommener Erkenntnis des Selbst. Man erreicht diesen schlaflosen Schlafzustand wenn man die fünf Jnana Indriyas im Feuer der Weisheit ‚verbrannt‘ hat, wenn man sich aus den Krallen von Avidya befreit hat, aus Maya, der Unwissenheit, und wenn man alles Verlangen unter seine Kontrolle gebracht hat. Dies ist kein leerer Zustand, kein Nichts. Man tritt in einen Zustand absoluter Bewusstheit ein, in dem sich Zeit und Raum auflösen; überall ist hier, jeder Zeitpunkt ist jetzt, und alles ist ‚Ich‘. In diesem Zustand hat man wahrhafte Freude und ewiges Leben erreicht.

Während des Zustands kosmischen Bewusstseins ist man mit dem universellen Wissen und Leben verbunden. Das göttliche Prinzip fließt durch einen. Deine kleine, individuelle Persönlichkeit ist weg. Dein individueller Wille ist mit dem kosmischen Willen, mit Ishvaras Willen, verschmolzen. Du bist dir der Einheit des Lebens bewusst. Du hast „Chinmaya“, Bewusstsein; dass das Universum von Leben erfüllt ist. Du hast Tattva Jnana und siehst das wahre Universum, das die Essenz, der Hintergrund, des Universums der Materie, der Energie und des Geistes ist. Du bist in einem Zustand des Glücks und der Ekstase, der über jegliches Verständnis und über jegliche Beschreibung hinausgeht. Es ist eine Bewusstseins-Trance, in der Triputi (das Wissen, das Gewusste und der Wissende) existiert.

Untersuche also den Zustand von Sushupti Avastha, auch Gadha Nidra genannt, den Tiefschlaf. Da gibt es weder das Spiel des Geistes noch das Spiel der Indriyas. Es gibt keine Dinge. Es gibt weder Anziehung noch Abstoßung (Raga-Dvesha). Woher bekommst Du den Ananda im Schlaf? Die Erfahrung des Schlafes ist einheitlich. Es gibt da keine Meinungsverschiedenheiten. Alle sagen: „Ich habe tief geschlafen. Ich wusste von nichts. Ich war sehr glücklich im Schlaf.“

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Während des Schlafes weilst Du im Satchidananda-Atman und genießt die atmische Glückseligkeit, die von Dingen unabhängig ist. Der Unterschied zwischen Schlaf und Samadhi besteht darin, dass im Schlaf der Schleier der Unwissenheit bestehen bleibt, der im Samadhi entfernt ist. Aus dem Schlaf kannst Du vier Schlussfolgerungen ziehen:

(1) Du existierst; Du hast ein Gefühl von Bewusstseins-Kontinuität;
(2) es herrscht Advaita (eins existiert ohne ein anderes);
(3) Du bist Ananda Svarupa;
(4) die Welt ist Anitya.

Namen und Formen sind Illusion. Die Welt ist ein Gaukelspiel des Geistes. Sie ist nur eine fabelhafte Erscheinung. Wo es Geist gibt, gibt es auch die Welt. Wenn Du bewusst durch Sadhana Manonasa erwirken kannst (Zerstörung des Geistes), verschwindet die Welt. Und Du erkennst Atman überall. Selbst tagsüber bist Du dann eins mit Atman, wann immer ein Wunsch befriedigt wurde. Wenn Du etwas genießt, wirst Du für kurze Zeit geistlos (Amana-Zustand). Du weilst in deinem eigenen Atman und erfreust dich an atmischer Glückseligkeit (spirituelles Ananda). Unwissende Menschen verlagern ihr Glück in die Dinge. Wie ein Hund, der an einem trockenen Knochen kaut und närrischerweise glaubt, das Blut käme aus dem Knochen, wo es in Wirklichkeit aus seinem eigenen Maul kommt, so meinen törichte Menschen, das Glück käme aus den Dingen im Außen, wo sie doch in Wahrheit ihr Glück aus ihrem eigenen Atman im Inneren beziehen. Sie sind geblendet durch die Kraft von Maya und Avidya.

Tiefschlaf und Samadhi

Versuche, in den Genuss dieses schlaflosen Schlafes zu kommen, wo alle Sinne und der Geist in Stille ruhen und der Intellekt aufhört, aktiv zu sein. Dieser schlaflose Schlaf ist die Maha Nidra, der überbewusste Zustand. Es ist absolutes Bewusstsein, ein Zustand, in dem die individuelle Seele in der Höchsten Seele aufgegangen ist. Aus diesem Schlaf wacht man nicht auf. Die Welt der Namen und Formen verschwindet schließlich.

In Samadhi, dem überbewussten Zustand, verschmilzt der Yoga-Praktizierende mit Gott. Die Sinne, der Geist und der Intellekt hören auf zu arbeiten. So wie ein Fluss in den Ozean fließt, vereint sich die individuelle Seele mit der Höchsten Seele. Alle Grenzen und alle Unterschiede lösen sich auf. Der Yogi erlangt höchstes Wissen und ewige Wonne. Dieser Zustand entbehrt jeglicher Beschreibung.

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In Samadhi zieht sich der Geist von seinen natürlichen bzw. gewohnheitsmäßigen Aktivitäten zurück und richtet sich auf den Atman aus, der vom Geist unberührt ist. In Samadhi ist der Geist überhaupt nicht aktiv. Er versinkt in Brahman. Wenn man einen dem Tiefschlaf ähnlichen Zustand bewusst herbeiführen kann, ist das nicht länger Tiefschlaf, sondern Samadhi. Es ist schlafloser Schlaf, bei dem die Sinne und der Geist ganz aufhören zu arbeiten und der Schleier der Unkenntnis durch das Feuer des Wissens zerstört wurde. Der Suchende erlebt die vollkommene Freude der Freiheit und weite, überkosmische Erfahrungen sowie die Höchste Stille des Unvergänglichen.

Im Samadhi zieht sich der geläuterte Geist von den äußeren Dingen zurück, schaut nach innen und konzentriert sich auf das Innerste Selbst, den Atman. Er löst sich im Atman, seiner Quelle, auf und wird selber zu Atman. Das Erkennen von Brahman, von Atman, ist eine wahrhafte Erfahrung und kein bloßes Wissen. Von Brahman zu wissen bedeutet, zu Brahman geworden zu sein: „Brahmavid Brahmaiva Bhavati.“

Im Tiefschlaf fällt der Körper nieder, weil da kein Antahkarana (inneres geistiges Instrument) ist. Im Samadhi existiert das Antahkarana in einem feineren Zustand. Darum fällt der Körper nicht zur Erde. Brahmakara Vritti (der höchste Gedanke an Brahman) wird erzeugt. Es gibt kein Abhava (Nicht-Existenz von Antahkarana). Die Frucht von Savikalpa Samadhi ist Nirvikalpa Samadhi. Im Tiefschlaf erlebt man die Wonne Brahmans, auch wenn er von Ajnana (Ajnana Avrita Ananda) verhüllt bzw. verdeckt ist. Im Samadhi erlebt man direkt die Wonne des Nirvana Brahmans. Da ist kein Schleier mehr. Der Weise ruht in der Tat in Brahman.

In niedrigeren Formen von Samadhi (Savikalpa) finden die Vrittis Laya im Shuddha (reinen) Sattva Guna, wohingegen die Vrittis im Advaita Avashtana Rupa Nirvikalpa Samadhi Laya in Brahman finden, so wie Wasser von heißem Eisen absorbiert wird. Das mit der Brahmakara Vritti assoziierte Nirvikalpa Samadhi heißt auch Advaita Bhavanarupa Nirvanikalpa Samadhi (Vritti Sahita). Wenn diese Vritti ebenfalls stirbt, geht Advaita Avashtanurupa Nirvikalpa Samadhi auf. Ersteres ist der Samen, letzteres die Frucht.

Copyright Divine Life Society

Swami Sivananda über die Philosophie des Schlafes in seinem Buch "Yoga aus dem täglichen Leben"

Studiere den Sushupti Avastha oder Jhada Nidra Zustand, den Zustand des tiefen Schlafes. Da gibt es weder Spiel des Verstandes noch Spiel der Sinne (Indriyas). Es gibt kein Ding, weder Anziehung noch Abstoßung (Raga, Dvesha). Woher erhältst du im Schlaf das Glücksgefühl (Ananda)? Die Erfahrungen im Schlaf sind allgemein. Darüber gibt es keine Meinungsverschiedenheiten. Jeder sagt: ich hatte einen gesunden Schlaf. Ich wusste von nichts. Ich war im Schlaf sehr glücklich. Während des Tiefschlafes rastest du im Satchidananda Atman und genießt die Atmaseligkeit, die von Dingen unabhängig ist. Der Unterschied zwischen Tiefschlaf und Samadhi besteht darin, dass im Tiefschlaf der Schleier des Nichtwissens noch vorhanden, im Samadhi jedoch aufgehoben ist. Aus der Tatsache des Schlafes ziehen wir folgende vier Schlüsse:

  • 1. Man existiert. Man hat das Gefühl eines zusammenhängenden Bewusstseins.
  • 2. Es gibt Nicht-Dualistisches (Advaita).
  • 3. Du bist wesentliche Seligkeit (Ananda Swarupa).
  • 4. Die Welt ist unwirklich (Mithya), Namen und Formen sind Täuschung.

Die Welt ist nur ein Spiel des Verstandes. Sie ist nur eine phänomenale Erscheinung. Wenn es Verstand gibt, gibt es auch Welt. Wenn man bewusst durch Yoga Sadhana Manonasa (Vernichtung des Verstandes) erzeugen kann, wird die Welt verschwinden. Dann wirst du überall Atman fühlen. Sogar bei Tag wirst du Eins mit Atman, wo immer ein Verlangen befriedigt wird.

Sobald man sich eines Dings erfreut, wird man für kurze Zeit gedankenlos (Amana). Dann ruht man in seinem eigenen Atman und freut sich der Atmaseligkeit (seliges Ananda). Unwissende Menschen führen die Beglückung auf die Dinge selbst zurück, wie der Hund, der an einem trockenen Knochen kaut, sich törichterweise einbildet, das Blut stamme aus dem trockenen Knochen, während das Blut in Wirklichkeit aus seinem eigenen verletzten Gaumen sickert.

So bilden sich auch törichte Menschen ein, ihre Beglückung rühre von äußeren Gegenständen her, während sie tatsächlich ihr Glück aus ihrem eigenen inneren Atman empfangen. Weil die Illusion (Maya) und das Nichtwissen (Avidya) so stark sind, täuschen sie sich.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

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