Thakar Singh

Aus Yogawiki

Thakar Singh (26. März 1929 – 6. März 2005) war ein spiritueller Meister der Sant Mat Linie. Er wurde 1965 von Sant Kirpal Singh initiiert und begann seine Arbeit als Satguru im Jahr 1976, zwei Jahre nach dem Tod von Kirpal Singh. In seiner Orientierung an diesem gab Thakar Singh weiter, was er als “praktische Form der Spiritualität beschrieb die an keine bestimmten Religion, Sekte oder Glaubensgemeinschaft gebunden ist“.

Sant Thakar Singh (1984)

Obwohl er in den Sikhismus hineingeboren wurde und die traditionelle Sikh-Kleidung sein ganzes Leben lang trug, gab er seine traditionellen Praktiken bald nach der Initiation auf und konzentrierte sich ganz auf die spirituellen Praktiken, die als Surat Shabd Yoga oder Sant Mat bekannt sind. Indem er Kirpal Singhs Betonung der Einheit aller Religionen weiterführte, bezog sich Thakar häufig auf die Bibel, wenn er sich an Westler wandte, auf den Adi Granth, das Ramayana und andere indische Schriften in Indien oder auf den Koran, wenn er sich an Muslime wandte. Er gab tausende von Vorträgen in seiner 30jährigen Zeit als Meister, seine Botschaft war eine der Transzendenz des Materiellen und der Hingabe an Gott, die „unveränderliche Beständigkeit hinter allen Dingen.“

Artikel von Annette Hochwarth

Biographie von Thakar Singh

Thakar Singh wurde am 26.03.1929 in einer Sikh-Familie in Dasuya, Dist. Hoshiarpur/ Nordindien geboren. Sein Vater Manjal Singh war Schmied und Zimmermann und musste für den Unterhalt seiner Familie hart arbeiten. Auch Thakar musste bereits als Kind mithelfen, zum Familienunterhalt beizutragen. Dennoch besuchte er die höhere Schule in Garhdiwala und studierte danach am Jullundur College, das er im Jahr 1951 mit dem Ingenieur-Diplom abschloss. Noch im gleichen Jahr trat er in den Staatsdienst der Landesregierung des Punjab, Amt für öffentliche Angelegenheiten, Abteilung Bewässerungswesen, als Bezirksbeamter ein, wo er 26 Jahre seinen Dienst verrichtete. 1952 heiratete er Mohinder Kaur, die ebenfalls aus einer Sikh-Familie stammte. Nachdem Indien 1954 von einer schweren Naturkatastrophe heimgesucht wurde, erkannte er die Sinnlosigkeit aller weltlichen Bemühungen und begann ein sehr frommes Leben zu führen. Der Wunsch, Gott zu finden, wurde immer stärker. Nach Jahren harten Ringens begegnete er 1965 Kirpal Singh bei einem seiner Vorträge. Am 25.11.1965 empfing er von diesem die heilige Initiation (Einweihung) in Jullundur.

Seine Zeit als Schüler

Seine spirituelle Praxis als Schüler beschrieb er während der Bhandara (Todestag) von Sant Kirpal Singh am 21.08.2003 folgendermaßen: „Ich hatte auf meinem üblichen Tagesplan, ungefähr um zwei oder drei früh am Morgen aufzustehen und ein Bad zu nehmen. Danach, ungefähr um vier, gab es einige Dienste und Verrichtungen im heiligen Tempel der Sikhs. Ich ging üblicherweise dorthin und unablässig erklang himmlische Musik aus der heiligen Schrift, dem Adi Granth, von vier bis sieben. Ich wohnte dem üblicherweise bei und nach sieben kam ich zurück und nahm mein Frühstück ein. Dann ging ich meiner Pflicht als staatlicher Ingenieur in der Regierung nach, und dort war ich den ganzen Tag. Ich kam zurück und am Abend, nachdem ich Essen zu mir genommen hatte, kamen einige Leute zu mir. Wir waren ungefähr fünf bis sieben Leute, die Musik machten - das, was man himmlische Musik nennt. Ich unterrichtete sie, ebenso unterrichtete ich den Adi Granth, seine Bedeutung, so dass sie ihn wirklich verstanden und sich nicht nur auf ihn bezogen. Diese Arbeit ging zwei Stunden und dann ging ich gleich zu Bett oder verrichtete noch etwas Arbeit, wenn welche anfiel. Das war meine übliche Routine.

Ab dem Tag meiner Initiation gab es eine kleine Veränderung. Ich stand zur selben Zeit auf und ging zum Tempel, wohnte ihm etwa fünfzehn oder zwanzig Minuten bei. Danach kam ich nach Hause und meditierte etwa drei Stunden täglich. Mein Meister hatte mir gesagt, dass ich mindestens zweieinhalb Stunden meditieren sollte, aber es hieß mindestens zweieinhalb Stunden, ohne oberes Limit. Mir war danach, mindestens drei Stunden zu meditieren. Was der Meister gesagt hatte, war ein Muss, aber etwas mehr sollte es sein, damit der Meister zufrieden mit mir ist, dass ich etwas mehr getan habe, als er verlangt hat. Dann fand ich im Inneren ein paar Dinge und nach vier oder sechs Monaten hatte ich die Bestätigung: 'Das, was ich gefunden habe, es ist da, es ist eine bleibende Errungenschaft. Es ist keinerlei Illusion oder Täuschung auf einer höheren Ebene des Mesmerismus oder Hypnotismus. Es ist etwas weit Höheres, weit Höheres als das.' Als ich wirklich sicher darin war, verkündete ich es.“[1]

Spirituelle Arbeit

Thakar Singh begann nun als Prediger zu wirken und an verschiedenen Orten Satsang zu halten. Das war eine Weiterentwicklung der bisherigen Zusammenkünfte, in denen gemeinsam musiziert und der Adi Granth studiert wurde. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er nun den Guru Granth Sahib im Licht innerer Erfahrung erklärte. Sant Kirpal Singh besuchte auf Einladung hin Thakars Stadt und auch ihn bei sich zuhause in der Nähe von Amritsar. Thakar begann jeden Sonntag, wenn er frei hatte, von Stadt zu Stadt zu reisen und Satsang zu halten. Manchmal besuchte er vier Städte an einem Tag. Er verlängerte auch seine Meditationszeit an Werktagen auf vier, fünf und dann sechs Stunden.

1970 gab Sant Kirpal Singh eine Einladung an alle seine Initiierten in Form eines Rundbriefes heraus, in dem er jeden, der besondere Anweisungen zum Abhalten eines Satsangs bekommen wollte, einlud, nach Delhi zu kommen und persönliche Lektionen zu erhalten. Thakar bat um eine viermonatige Abwesenheit von seiner Arbeit und begann ein intensives Meditationsretreat in Gegenwart des Meisters mit vier anderen Aspiranten. Das Retreat bestand hauptsächlich aus 12 bis 14 Stunden täglicher Meditation. Thakar kehrte nach vier Monaten zu seiner Arbeit zurück und setzte seine Praktiken fort. Als Sant Kirpal Singh 1974 starb, bat Thakar um einen langen Urlaub und ging für einen längeren Zeitraum in intensive Meditation bis zu 16 Stunden. Danach kehrte er nicht zu seiner Arbeit zurück, sondern verlängerte seine Abwesenheit. Er nahm unbezahlten Urlaub, bis er 1977 vorzeitig in den Ruhestand trat.

Thakar Singh als Guru – Weltreisen

Sant Kirpal Singh hatte öffentlich keinen Nachfolger bestimmt, und so traten nach seinem Tod 1974 eine Vielzahl an möglichen Nachfolgern in Erscheinung, einschließlich Sant Darshan Singh (Sant Kirpal Singhs physischer Sohn), Soami Divyanand und andere. Sant Thakar Singh begann in der Rolle eines spirituellen Meisters am 7. Februar 1976, einen Tag nach dem Geburtstag (Bhandara) von Kirpal Singh, im Sawan Ashram in Delhi zu wirken. Neben dem Sawan Ashram waren die wichtigsten Ashrams in Indien in Chandigarh, Pimpalner und Baroda. Die Manav Kendra Zentren („Zentren zur Menschwerdung“), die noch auf Sant Kirpal Singh zurückgingen, beherbergten auch Altenheime, Krankenhäuser, Landwirtschaft, etc.

Thakar Singhs erste Auslandsreisen führten ihn nach Deutschland, Kanada, Mexiko und die USA. Diese Länder sollten auch später die Schwerpunkte seiner Arbeit sein, so dass dort die wichtigsten Zentren außerhalb von Indien entstanden sind: In Deutschland wurde 1985 im Chiemgau das Retreat Schloss Oberbrunn gegründet, das jahrelang das einzige größere Zentrum Europas war; es existierte bis 2002. In Amerika gab es das Lighthouse Center Oregon (USA), das Lighthouse Center Florida (USA) und das Manav Kendra Mexico. Sant Thakar Singhs Mission wuchs weltweit: Er war der erste Sant Mat Meister, der Afrika besuchte, wohin er von Oktober 1988 bis Februar 1989 eine fünfmonatige Tour unternahm und dabei zwölf Länder besuchte. Er besuchte in diesem Jahr auch das erste Mal den Fernen Osten und fuhr während einer dreimonatigen Tour nach Südkorea, die Philippinen, Hong Kong, Thailand und Taiwan. Auf derselben Tour besuchte er auch Neuseeland. Thakar Singh hat somit alle Kontinente und mindestens vierzig Länder erreicht.

Nachdem die spirituelle Bewegung in Europa immer weiter angewachsen war, reichte der Platz für einen Besuch des Meisters im Retreat Oberbrunn nicht mehr aus, so dass von 1996 bis 2003 jährlich für alle westeuropäischen Initiierten Euro-Retreats in Jesolo (Italien) abgehalten wurden. Seit den 1990er Jahren führten ihn etliche Reisen auch nach Osteuropa, wo Retreats in Russland, der Ukraine, Polen und anderen Ländern abgehalten wurden. Seinen nationalen Hauptsitz in Indien verlegte Thakar nach Nawan Nagar in der Nähe des Himalaya. Im April 1992 ging er in die Abgeschiedenheit, 25 km von Sai entfernt. Er reiste außer einigen Kurzbesuchen für einige Jahre nicht und hielt ein intensives Meditationsprogramm und einen sehr einfachen Lebensstil aufrecht. Diese Regelung verlängerte er immer wieder und dauerte mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Lebensende. Am Ende seines Lebens sprach er davon, über zwei Millionen Seelen initiiert zu haben.

Schwerpunkte seiner Arbeit als spiritueller Meister

Anders als andere Meister der Sant-Mat-Bewegung vor und nach ihm war es ihm ein Anliegen, möglichst viele Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen und auf den heiligen Licht- und Tonstrom zu initiieren. Während frühere Meister Wert auf eine lange Vorbereitungszeit gelegt haben, in welcher der Einweihung Suchende bereits nach den Lehren des Sant Mat lebte, z.B. indem er die vegetarische Ernährung einhielt und sich von berauschenden Genussmitteln fernhielt sowie den ethischen Regeln folgte (Ahimsa, Wahrhaftigkeit (Satya), Keuschheit, Demut, Selbstloser Dienst), reichte Thakar Singh die Absicht aus, dass der Aspirant mit der Initiation diese Regeln einzuhalten bestrebt war, um ihm die Einweihung zu gewähren.

Während frühere Meister die Vorgabe machten, täglich 2 ½ Stunden zu meditieren, hielt Sant Thakar Singh seine Schüler dazu an, ihre Meditation möglichst weit auszudehnen, sowohl täglich als auch in ihrer gesamten Lebensplanung. Er regte an, regelmäßig für 40 Tage zu meditieren oder sich für eine Jahresmeditation (Vollzeitmeditation) zurückzuziehen und in dieser Zeit bei einer initiierten Familie zu leben, um von dieser in weltlicher Hinsicht versorgt zu werden. Auch war es sein Wunsch, dass Kinder nicht nur in einer spirituellen Umgebung aufwachsen, sondern möglichst früh an die Meditation herangeführt werden. Eltern gab er die Empfehlung, ihr Neugeborenes unmittelbar nach der Geburt auf den heiligen Tonstrom zu initiieren. Sobald sie in der Lage waren, sich den Simran (die fünf heiligen Namen) zu merken, bestand die Möglichkeit, sie durch einen Beauftragten des Meisters auch auf die Sehmeditation zu initiieren.

In der Lichtheim-Bewegung wurden ab Anfang der 1980er Jahre den Eltern viele Ratschläge zur spirituellen Erziehung gegeben. Zu diesem Zweck wurde ein Verein gegründet und etliche Publikationen herausgegeben. Auch fanden Lichtheim-Familien-Wochen im Retreat Oberbrunn statt. Im Juni 1986 wurde die erste Lichtheim-Schule in Pimpelner/Indien eröffnet. Seit 1987 gibt es die Manav Kendra Gyan Mandir School in Kandari im Manav Kendra Baroda. Auch in Delhi wurde eine Schule gegründet. In seinen Ashram nahm Thakar Singh ebenfalls eine größere Anzahl an Kindern auf, um sie spirituell zu erziehen und von Klein auf an intensive Meditationen heranzuführen.

„In Oberösterreich wurde 1990 ein Schülerwohnheim eröffnet, das allerdings Ende Februar 1992 bereits wieder geschlossen wurde. Eltern und Erziehern im Westen fiel es schwer, die Empfehlungen des Meisters zur spirituellen Erziehung auf adäquate Weise umzusetzen. So kam es auch zu dem Vorfall, dass sich in dieser Zeit einige Eltern in einer privaten Initiative zusammenschlossen, um mit ihren Kindern gemeinsam zu meditieren. Dabei wurde von manchen Eltern erzieherischer Druck auf ihre Kinder ausgeübt, um sie zum Meditieren zu zwingen. Darauf wurde die ortsansässige Bevölkerung aufmerksam und leitete die Informationen an die Behörden und Medien weiter. In den Medien wurden zusätzlich weitere Vorwürfe gegen Thakar Singh erhoben, die sich zu einem Skandal entwickelten. Gerichtlich konnten die Vorwürfe in Laufe der Jahre ausgeräumt werden, außer der Tatsache, dass Thakar Singh die Meditation bereits mit kleinen Kindern empfahl, was von manchen modernen westlichen Entwicklungspsychologen als problematisch aufgefasst wird. Der Lichtheim-Verein wurde jedoch bereits 1993 im deutschsprachigen Raum wieder aufgelöst.“

Sant Thakar Singh starb am 6. März 2005 in Nawan Nagar, Indien, im Alter von 76 Jahren. Er war jedoch bereits in den vorangegangenen Jahren krank und hatte im Februar 2004 eine Herzoperation. Sant Thakar Singh unternahm den ungewöhnlichen Schritt, zu seinen Lebzeiten Sant Baljit Singh (*27.10.1962) als seinen Nachfolger zu benennen, um keine Zweifel über seine Nachfolgeschaft zu hinterlassen. Am 6. Februar 2005 übergab er offiziell vor schätzungsweise 1.1 Millionen Menschen in Pimpelner, Indien, die Nachfolge an Baljit Singh.

Spirituelle Lehre von Thakar Singh

Grundlegende Annahme

Wir sind Seelen, keine Körper: „Wenn wir essen sollen, sollen wir für Gott essen. Wenn wir einen Körper haben, ist es nur, um Gott zu finden. Wenn wir eine Familie haben, ist es nur, um Gott zu finden. Wenn wir ein Haus besitzen, sollte es dazu da sein, Gott zu finden. Wenn wir etwas Eigentum haben, ist es dazu da, Gott zu finden. Damit das Ziel des Lebens ist, eins mit unserem Selbst zu sein.“[2] Wir müssen unsere eigenen spirituellen Erfahrungen machen, Erfahrungen aus erster Hand von Gott, unabhängig von anderen, die wir durch die Initiation durch den Meister erhalten. Die Seele ist gefangen von Geist (Mind) und Materie: „Gott ist Essenz und ist subtil, Materie ist die Opposition oder die Negation von Gott. Geist ist subtile Materie, und daher sind Geist und Materie unsere Feinde als Seele. Der Zweck des Lebens ist die Wiedervereinigung mit Gott, von dem wir uns getrennt haben.“[3] Leben bedeutet Leiden aufgrund dieser Trennung. Wir leiden in dieser Welt, weil wir nicht hierher passen. Wir können nicht hierher passen. Alles, was uns angeboten wird, passt nicht für uns – niemals, weil wir Seelen sind, wir sind ein Teil von Gott.[4]

Reinkarnation

Thakar Singh folgte ebenso wie der Hinduismus dem Gedanken der Reinkarnation, der Ansicht also, dass Seelen durch einen kontinuierlichen Prozess der Evolution hindurchgehen, indem sie sich von einfacheren zu komplexeren Formen entwickeln und ein immer komplexeres Bewusstsein erhalten, ebenso immer komplexere Wünsche, bis die Seele so glücklich ist, sich in einem menschlichen Körper wiederinkarniert zu finden.[5] Das Bewusstseinsstadium, das vom Menschen erfahren wird, ist der höchste Rang auf der aufsteigenden Leiter; eine qualitative Veränderung ist notwendig, um höher zu kommen. "Das Grundbedürfnis des Menschen ist zu genießen; der Genuss ist die grundlegende Notwendigkeit des Lebens. Wo immer Leben ist, wollen auch kleine Lebewesen wie Würmer ein besseres Leben leben. Sie wollen nicht leiden, sondern genießen. Kein Zweifel, das Leben hat Bewusstsein und Bewegung aber sein Grundbedürfnis ist zu genießen und nicht zu leiden. Das ist das Allerwichtigste. Alles, was die Neigung hat zu existieren, sich zu bewegen, nutzt sein ganzes Leben lang alle Mittel und Wege, um Leiden zu vermeiden und zu genießen.”[6]

Die Natur des Leidens

„Das Leben in dieser Welt ist Leiden; Leiden ist unserer Natur völlig fremd und das Leben ist etwas, das für uns bedeuten sollte, nur in Freude zu leben. Die Freude jedoch ist nicht hier, sondern mit Gott: „Alle Menschen dieser Welt finden am Ende ihres Lebens nichts, sie finden sich im Nichts oder sogar in der Hölle. Warum ist das so? Weil das, was sie erreicht haben, was sie gefunden haben und wovon sie abhängen, etwas Falsches ist. Es hat nicht wirklich funktioniert.“[7] „Jeder, der meint, er könne dieses Leben zu etwas Erfreulichem machen, wird enttäuscht. Die Menschheit greift nach momentanen Vergnügungen, weil sie es nicht besser weiß. Sie genießt die Sexualität und dann kommt das Ergebnis – ein Kind und alle damit verbundenen Probleme und Sorgen. Alle Vergnügungen dieser Welt sind Fallen wie diese, die außen süß erscheinen, aber sich als tragisch herausstellen.“[8] „Was die Entsagung anbelangt, ist es praktisch nicht möglich, ohne Handlung und ohne Wunsch zu leben.“[9] „Handlung kann jedoch transzendiert werden durch vollständige Hingabe an ein Wesen, das eins geworden ist und durch das Leben nach dessen Anweisungen. Durch die Liebe Gottes in der Form einer Person, die eins mit Ihm geworden ist, können auch wir eins mit Ihm werden.“[10] „Diese Person ist der Guru. Der Guru ist der Weg aus dem Leiden; er ist wie eine Lebenslinie, die zu Sicherheit führt.“[11]

Der lebende Meister

„Ihr seid die Seele, und eure Seele trägt das Siegel Gottes. Sie gehört Gott. Gebt sie Gott. Wo ist Gott, dem ihr eure Seele übergeben könnt? Er ist im Meister, im wahren Meister. Wo ist euer Meister? Der Meister ist nicht der Körper, sondern er ist in euch; denn wenn der Meister euch initiiert, nimmt er mit seiner strahlenden Gestalt seinen Platz neben eurer Seele hier am Zentrum des Dritten Auges ein.“[12] „Obwohl Gott kein stiller Beobachter ist, sondern sich der Leiden seiner Seelen voll bewusst ist, greift er nicht direkt ein, sondern benutzt eine Vermittlungsinstanz. Wenn es regnen soll, fällt der Regen nicht vom klaren Himmel. Zuerst versammeln sich die Wolken, dann fällt der Regen aus ihnen. Wenn ein Kind geboren werden soll, sind Vater und Mutter nötig. In derselben Weise läuft alles in dieser Welt durch das Funktionieren einer Art höheren Instanz und alle höheren Energien agieren auf diese Weise, sogar Gott.“[13] „Gott ist Einer, aber er hat die Kontrolle über unermessliche Gebiete des Universums (sowohl des physischen als auch des spirituellen) an Instanzen delegiert, die das Management regeln. Die Situation ist analog zu der eines Königs, der sowohl einen Premierminister als auch viele Generäle hat, die die unterschiedlichen Aspekte seines Königreichs managen. Niemand erreicht den König direkt, sondern alle interagieren mit ihm über seine Funktionäre. Auf diese Weise genießt er fortwährend die völlige Reinheit, Glückseligkeit und Ekstase, die seine Natur ist, während die Welt voranschreitet in unzähligen Formen.“[14] Wenn also Gott auf die Menschheit einwirken möchte, muss er in der Gestalt eines Menschen kommen. Es gibt kein anderes Mittel, direkt auf uns einzuwirken, da seine „Funktionäre“ die ganze Region kontrollieren, die wir bewohnen. Die Heiligen und Meister (spirituellen Lehrer) sind gekommen, seit es menschliche Wesen gibt. Sie sind in unserer Zeit gekommen und sie werden dies fortsetzen, solange es Menschen gibt, die erweckt werden müssen.

Shabd - Naam - Wort

Das Schlüsselkonzept des Surat-Shabd-Yoga ist der lebendige Tonstrom. Shabd, Naam oder das "Wort" sind Formen Gottes oder Manifestationen Gottes, die die Menschen erfahren können. Das "Wort" darf aber nicht mit dem geschriebenen Wort in den Schriften verwechselt werden; die Schriften beziehen sich auf das "Wort", aber es zu lesen beinhaltet noch keine authentische Erfahrung des inneren Wortes, des inneren Tonstroms. Um den Tonstrom zu hören, müssen spezifische Handlungen seitens des Meisters vollzogen werden. In der Tat ist die Seele unter den karmischen Eindrücken von Millionen, wenn nicht Billionen von Jahren ihrer Existenz in dieser Welt begraben. Die Meisterheiligen haben die Kraft, diese Eindrücke zu verbrennen, so dass sie neutralisiert werden. Danach kann die Seele den Tonstrom erfahren. Das Erscheinen des Tons ist eine Wirkung der Reinheit. Je reiner ein Gefäß ist, desto leichter kann der Ton im Innern widerhallen.

Liebe versus Anhaftung

Liebe ist das Kriterium für das Leben eines menschlichen Wesens. Gott ist Liebe und Liebe ist Gott und der Weg zurück zu Gott geht ebenfalls durch die Liebe, wie der Meister die personifizierte Liebe ist und der Tonstrom ebenso ein Bewusstseinsstrom der Liebe ist. Die einzig wahre Form der Liebe aus der Perspektive des irdischen Lebens ist Hingabe. Alle anderen Formen der Liebe sind entweder minderwertig aufgrund der Ichbezogenheit oder auch eine Form der Verwirrung und Verblendung, die auf der Ebene des Geistes hervorgerufen wurde. Die Natur der romantischen Liebe als eine Form des Leidens wird schonungslos analysiert: „Manchmal geschieht es, dass sich jemand aus irgendeinem Grund für uns interessiert, und auch wir sind aus irgendeinem Grund an dieser Person interessiert und dann sind wir freundlich zueinander. Dann glauben wir aneinander, weil jeder vom anderen irgendetwas braucht. Beispielsweise habe ich etwas zu essen und der andere hat etwas Obst, aber er braucht zu essen und ich brauche Obst, dann kooperieren wir miteinander und werden freundlich zueinander aufgrund des Austauschs unserer selbstsüchtigen Motive. Wir interpretieren diesen Austausch selbstsüchtiger Motive als Liebe, aber das ist nicht Liebe. Alle weltlichen Beziehungen und Freundschaften basieren auf Geben und Nehmen, es tut mir leid, das sagen zu müssen.“[15]

Audiovortrag zu Sant Thakar Singh

Hier kannst du die Tonspur des Videos zu Sant Thakar Singh anhören:

Fußnoten

  1. Sant Thakar Singh, 21.08.2003, Lighthouse Center Oregon.
  2. 06.05.1994, Euro-Retreat in Mur-de-Sologne, Frankreich.
  3. Singh, Thakar (1983): You Will Fly up to God, Sammlung von Vorträgen 1976-1983, Edition Naam, 1984. S. 1. Auf Deutsch: Wenn die Seele zu leben beginnt, Edition Naam 1984.
  4. Thakar Singh: Become One With The Ocean.
  5. "Der äußere menschliche Körper – ihr werdet erstaunt sein, das zu hören – ist ein Affe, dem nur der Schwanz fehlt... Aber wenn wir nach innen gehen, lernen wir, dass wir nicht wissen, wie sehr wir uns angestrengt haben, einen menschlichen Körper zu erhalten. Ganze Zeitalter hindurch sind wir gelaufen und gelaufen und gelaufen, um einen menschlichen Körper zu erreichen.” Singh, Thakar (2005). The Secret of Life, Edition Naam, S. 67.
  6. Thakar Singh: Come Out Of The Suffering.
  7. Thakar Singh (2005), Live the Life of Soul, A collection of extraordinary talks given by Sant Thakar Singh in the last year of his life (2004), S.149.
  8. Thakar Singh: Way of Life, Heart-to-heart-talks of Sant Thakar Singh held in Kiev 2002. Volume 1.
  9. Thakar Singh: The Secret of Life, S. 168-173.
  10. Alle Tropfen, die sich im Ozean verbinden, bleiben keine Tropfen, sondern werden eins mit dem Ozean... Genauso müssen wir mit unserem Selbst verbunden werden, wo wir für immer, in alle Ewigkeit, entspannen können.“ Thakar Singh: Way of Life 2002, S. 47.
  11. The Secret of Life, S. 159-167.
  12. Satsang, Odessa, 29.11.1999
  13. "Gott ist Licht; die andere Instanz ist Dunkelheit.” The Way of Life 2002, S.1.
  14. The Secret of Life, S. 181-186.
  15. Zit. nach: Heid, Wendy (1995). The Making of a Perfect Master, Edition Naam, USA.

Siehe auch

Literatur

  • Singh, Thakar: Wenn die Seele zu leben beginnt, Sammlung von Vorträgen 1976-1983, Edition Naam 1984. ISBN 978-3930103614
  • Singh, Thakar: Heiliges Morgenlicht, Edition Naam, ISBN 978-3-930103-50-8
  • Singh, Thakar: Leben ohne Angst, Ansprachen in Europa 1982. Edition NAAM.
  • Singh, Thakar: Spirituelle Erziehung, Edition NAAM 1991. ISBN 3-923911-13-0
  • Singh, Thakar: Zeit für die Seele, Satsangs im Euro-Retreat 1994. ISBN 978-3930103164
  • Singh, Thakar: Geborgen in Gottes Hand, Satsangs im Euro-Retreat 1994, Bd. III, Edition NAAM. ISBN 978-3930103232
  • Singh, Thakar: Lauscht dem inneren Ton, Satsangs in Jesolo 1996, Edition NAAM. ISBN 978-3930103379
  • Singh, Thakar: Gott liebt uns alle, Ausgewählte Vorträge aus Europa und Nordamerika 1997, Edition NAAM. ISBN 978-3930103386
  • Singh, Thakar: Meere der Liebe, Meditative Texte, Edition NAAM.
  • Bergunder, Michael: Westliche Formen des Hinduismus in Deutschland, Harrassowitz Verlag 2006. ISBN 978-3447063197

Weblinks

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