Tandra Alasya Nidra

Aus Yogawiki
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Tandra Alasya Nidra heißt Einschlafen, Dösen in der Meditation. Tandra ist ein Zustand des Halbschlafs, Alasya bedeutet Trägheit und Nidra (ähnlich wie Laya) Schlaf. Alasya und Tandra sind die Vorboten des Schlafs. Wenn Tandra Alaya Nidra in der [Meditation] auftauchen, stellen sie ernste Hindernisse auf dem Pfad zur Verwirklichung dar.

Swami Sivananda über Tandra Alasya Nidra

Swami Sivananda [1] schreibt über Tandra Alasya Nidra:

Der Schlaf ist ein bedeutsamer Wirkungsraum der Maya, die seine treibende Kraft ist (Nidra Shakti).

Laya, die geistige Trägheit, ist ein Zustand, der dem tiefen Schlaf gleicht. Sie ist eine Quelle des Übels und der Gier. Deshalb ist es notwendig, das Bewusstsein wachzurufen, wenn es in diesen Zustand verfällt.

Kaum beginnt der Schüler zu meditieren, stürzen die Gedanken durch die alten Kanäle in die ursprüngliche Unwissenheit (Mula Ajnana) zurück, um hier einen Augenblick lang auszuruhen. Zweifelnd wird er sich fragen, ob er meditiert oder geschlafen hat. »Ich werde wohl ein bißchen geschlafen haben, da Lider und Körper so schwer sind.« Schlaf hat eine große Macht und kann das schwerste Hindernis sein. Auch der fortgeschrittene Schüler (Sadhaka), der gewarnt und vorsichtig ist, wird noch hier und da von ihm übermannt - Tandra Alasya Nidra verhindert die tiefe Meditation. Es bedarf Zeit und starken Willen, um eine so festeingewurzelte Gewohnheit auszumerzen.

Arjuna wurde von Krishna Gudakesha genannt, das heißt Sieger über den Schlaf. Außer ihm ist uns noch Lakshmana bekannt, der den Schlaf besiegen konnte. Es gibt Menschen, die ihren Schlaf auf zwei bis drei Stunden beschränkt haben. Solange brauchen selbst Yogis und Jnanis den Schlaf. Er ist ein physisches Phänomen, das dem Gehirn die Möglichkeit gibt, wenigstens eine Zeitlang auszuruhen. Ohne Schlaf wird der Mensch müde und erschöpft und kann weder arbeiten noch meditieren. Der Schlaf eines Jnana Yogi aber ist anders als der eines gewöhnlichen Menschen. In ihm bleiben die starken Eindrücke (samskaras) seiner geistigen Übungen (bralzma-abhyasa) zurück. Er entspricht eher der Versenkung in Brahma (bralllna-nishta).

Man muß bei Beschränkung des Schlafes sehr vorsichtig sein und darf nur allmählich vorgehen. Dies geschieht am besten auf folgende Art: Man legt sich während der ersten vier Monate um elf Uhr ins Bett und steht um vier Uhr auf. Das bedeutet fünf Stunden Schlaf. Die nächsten vier Monate legt man sich um Mitternacht ins Bett und steht um vier Uhr auf. Das ergibt vier Stunden Schlaf. Erst die dritten vier Monate legt man sich um Mitternacht hin und steht um drei Uhr früh auf. Ein Sadhaka gewinnt durch Beschränkung seines Schlafes Zeit für Sadhana, die spirituelle Praxis. Zuerst wird dies sehr mühsam sein. Erst wenn es zur Gewohnheit geworden ist, erscheint es angenehm. Man muß abends auf Reis und schwere Kost verzichten und leichte Nahrung wie Obst zu sich nehmen. Das gibt die Kraft, früh aufzustehen.

Auch wird der Schlaf nicht so leicht während der Meditation eintreten. Schwere (Tamas) und Müdigkeit zeigen sich meist eine Stunde nach Beginn der Meditation.

Um den Schlaf und insbesondere Tandra Alasya Nidra zu vermeiden, muß man eine der klassischen Stellungen (Asanas) einnehmen (Shirshasana, Sarvangasana, Bhujangasana, Shalabhasana, Dhanurasana) und ein wenig Pranayama üben, ehe man die Meditation beginnt.

Manchmal fließen die Gedanken während der Meditation plötzlich in die alten Kanäle zurück und schlafen ein, während der Schüler meint, er meditiere noch. Dann sollte er sich das Gesicht mit kaltem Wasser waschen, aufstehen und fünf bis zehn Minuten lang Hymnen singen, um den Schlaf zu überwinden.


Ist die Meditation und das Aufstehen um vier Uhr zur Gewohnheit geworden und hat der Schüler abends nur leichte Kost zu sich genommen, wird der Schlaf ihn nicht mehr überfallen, er ist vor Tandra Alsaya Nidra gefeit. Sollte Tandra Alasya Nidra dennoch Macht gewinnen, muß der Schüler mit lauter Stimme einige Zeitlang sein Mantram wiederholen und die Vajrasana-Stellung einnehmen. Viele Schüler widmen sich ihrer Meditation morgens eine Stunde lang zwischen vier und fünf Uhr und legen sich dann nochmals zum Schlafen hin. Im allgemeinen wird dies kritisiert. Deshalb sollte der Schüler nach der Meditation um fünf Uhr während zehn oder zwanzig Minuten Pranayama üben und sich zwei Minuten lang auf den Kopf stellen, die Füße in die Luft (Shirshasana) . Hiernach wird er wieder ganz wach sein zur Meditation. Immer ist der gesunde Menschenverstand einzuschalten. Wenn bei jeder Gelegenheit die alten Gewohnheiten sich wieder einstellen, sind sie durch geeignete Übungen, durch Willenskraft und Gebet zu zerstören. Die Sitte, an Vorabenden großer Feste wie Shivaratri, Shri Krishna Janmashtami usw. zu wachen, ist sehr empfehlenswert; auch die Christen wachen am Vorabend vor Weihnachten und Neujahr.

Bei der Meditation wird der Körper leicht, das Denken fröhlich. Im Schlaf dagegen wird der Körper schwer, die Gedanken düster, und die Lider fallen zu.

Wenn du wissen willst, ob du wirklich meditiert hast oder in Tandra Alasya Nidra warst, überprüft, ob du dich leicht oder schwer fühlst.

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