Stille: Unterschied zwischen den Versionen

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Du kannst dir jetzt vorstellen, dein Inneres ist wie ein wunderschönes Schloss – mit ganz vielen prachtvollen wunderschönen Räumen. Wenn dir Visualisierungen leicht fallen, male dir die Räume alle wunderschön, in den schönsten Farben, aus. Oder stelle dir einfach in [[Gedanke]]n vor, du betrittst der Reihe nach verschiedene Türen, die immer tiefer nach innen in dein Schloss führen.
Du kannst dir jetzt vorstellen, dein Inneres ist wie ein wunderschönes Schloss – mit ganz vielen prachtvollen wunderschönen Räumen. Wenn dir Visualisierungen leicht fallen, male dir die Räume alle wunderschön, in den schönsten Farben, aus. Oder stelle dir einfach in [[Gedanke]]n vor, du betrittst der Reihe nach verschiedene Türen, die immer tiefer nach innen in dein Schloss führen.


Die erste Tür ist die Tür der äußeren Eindrücke und Reize: Zum Beispiel Geräusche im Raum oder von draußen und ähnliches. Gehe bewusst durch die Tür hindurch, schließe die Tür hinter dir und durchquere den Raum der äußeren Geräusche, [[Wahrnehmung]]en und Eindrücke. Auf der anderen Seite des Raums findest du die nächste Tür. Du öffnest sie, betrittst den nächsten [[Raum]] und schließt sie hinter dir, und lässt somit alle äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke hinter dir.
Die erste Tür ist die '''Tür der äußeren Eindrücke und Reize''': Zum Beispiel Geräusche im Raum oder von draußen und ähnliches. Gehe bewusst durch die Tür hindurch, schließe die Tür hinter dir und durchquere den Raum der äußeren Geräusche, [[Wahrnehmung]]en und Eindrücke. Auf der anderen Seite des Raums findest du die nächste Tür. Du öffnest sie, betrittst den nächsten [[Raum]] und schließt sie hinter dir, und lässt somit alle äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke hinter dir.


Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Körperraum – alle körperlichen Wahrnehmungen und [[Empfindung]]en – sowohl angenehm entspannte wie auch vielleicht angespannte Körperstellen. Betritt diesen Körperraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen da sein, lasse sie in diesem Körperraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Körperraum mit all seinen Wahrnehmungen und Empfindungen für diesen Moment der Meditation hinter dir.
Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem '''Körperraum''' – alle körperlichen Wahrnehmungen und [[Empfindung]]en – sowohl angenehm entspannte wie auch vielleicht angespannte Körperstellen. Betritt diesen Körperraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen da sein, lasse sie in diesem Körperraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Körperraum mit all seinen Wahrnehmungen und Empfindungen für diesen Moment der Meditation hinter dir.


Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Gedankenraum. Hier sind alle deine Gedanken zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gedanken, [[Erinnerung]]en, Pläne, die [[Fähigkeit]] des Denkens und Nachdenkens. Betritt diesen Gedankenraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gedanken da sein, lasse sie in diesem Gedankenraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gedankenraum mit all seinen Gedankenwellen für diesen Moment der Meditation hinter dir.
Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem '''Gedankenraum'''. Hier sind alle deine Gedanken zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gedanken, [[Erinnerung]]en, Pläne, die [[Fähigkeit]] des Denkens und Nachdenkens. Betritt diesen Gedankenraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gedanken da sein, lasse sie in diesem Gedankenraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gedankenraum mit all seinen Gedankenwellen für diesen Moment der Meditation hinter dir.


Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der [[Meinung]]en und Vorstellungen. Hier sind alle deine vorgefassten Meinungen, Urteile, [[Erfahrung]]en, Erinnerungen, [[Identifikation]]en, Wertungen usw. zu Hause – die wertvollen, sinnvollen wie auch die längst überholten und überflüssigen. Betritt diesen Raum deiner Meinungen und Vorstellungen, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle diese berechtigen und unberechtigten Vorstellungen, Meinungen, Urteile hinter dir, lasse sie in diesem Raum der vorgefassten Meinungen, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Raum des ständigen Wertens und Urteilens für diesen Moment der Meditation hinter dir.
Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem '''Raum der [[Meinung]]en und Vorstellungen'''. Hier sind alle deine vorgefassten Meinungen, Urteile, [[Erfahrung]]en, Erinnerungen, [[Identifikation]]en, Wertungen usw. zu Hause – die wertvollen, sinnvollen wie auch die längst überholten und überflüssigen. Betritt diesen Raum deiner Meinungen und Vorstellungen, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle diese berechtigen und unberechtigten Vorstellungen, Meinungen, Urteile hinter dir, lasse sie in diesem Raum der vorgefassten Meinungen, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Raum des ständigen Wertens und Urteilens für diesen Moment der Meditation hinter dir.


Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der Gefühle. Hier sind alle deine Gefühle und [[Emotion]]en zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den [[Geist]] kommen, aber auch alle unbewussten Gefühle und Emotionen, wie [[Liebe]], Abneigung, [[Ärger]], [[Trauer]], [[Freude]] und die Fähigkeit des Fühlens an sich. Betritt diesen Gefühlsraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gefühle da sein, lasse sie in diesem Gefühlsraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gefühlsraum mit all seinen Gefühlen und Emotionen für diesen Moment der Meditation hinter dir.
Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem '''Raum der Gefühle'''. Hier sind alle deine Gefühle und [[Emotion]]en zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den [[Geist]] kommen, aber auch alle unbewussten Gefühle und Emotionen, wie [[Liebe]], Abneigung, [[Ärger]], [[Trauer]], [[Freude]] und die Fähigkeit des Fühlens an sich. Betritt diesen Gefühlsraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gefühle da sein, lasse sie in diesem Gefühlsraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gefühlsraum mit all seinen Gefühlen und Emotionen für diesen Moment der Meditation hinter dir.


Während du all diese Türen hinter dir schließt, kommst du tiefer in dein Schloss hinein, und es wird zusehends ruhiger und stiller. Keine Außenreize dringen mehr bis hierher, keine Gedanken, keine Wertungen, keine Identifikationen, keine emotionellen Reaktionen. Und so kannst du jetzt, wo du all diese äußeren Räume hinter dir gelassen hast, die innerste Tür öffnen, die Tür zum Innersten deines Wesens, die Kammer deines [[Herz]]ens. Betritt diese innerste Kammer in Stille und Freude - die Schatzkammer, das Heiligtum deines Herzens. Hier ist alles ganz still, voller Ruhe, Frieden, einer tiefen inneren Freude. Verweile in dieser wunderbaren inneren Stille, Ruhe und Freude in der innersten heiligen Kammer deines Herzens. Om Om Om
Während du all diese Türen hinter dir schließt, kommst du tiefer in dein Schloss hinein, und es wird zusehends ruhiger und stiller. Keine Außenreize dringen mehr bis hierher, keine Gedanken, keine Wertungen, keine Identifikationen, keine emotionellen Reaktionen. Und so kannst du jetzt, wo du all diese äußeren Räume hinter dir gelassen hast, die innerste Tür öffnen, die '''Tür zum Innersten deines Wesens, die Kammer deines [[Herz]]ens'''. Betritt diese innerste Kammer in Stille und Freude - die Schatzkammer, das Heiligtum deines Herzens. Hier ist alles ganz still, voller Ruhe, Frieden, einer tiefen inneren Freude. Verweile in dieser wunderbaren inneren Stille, Ruhe und Freude in der innersten heiligen Kammer deines Herzens. Om Om Om


==Stille==
==Stille==

Version vom 23. Oktober 2015, 23:04 Uhr

Stille ist die Abwesenheit von Geräuschen und sonstigen Klangphänomenen. Stille ist etwas Besonderes geworden in unserer hektischen Welt. Oft machen uns erst Klänge der Natur, wie das Geräusch des Windes oder das Rauschen des Meeres, auf die Abwesenheit von Zivilisationslärm und menschlichen Stimmen aufmerksam. Tritt einmal wirklich Stille in unser Leben, dann können viele überhaupt nicht damit umgehen. Es meldet sich sofort die innere Unruhe und das Gefühl, etwas tun zu müssen, etwas zu bewegen, produktiv zu sein.

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Stille auszuhalten, ist erst einmal nicht einfach. Helfen kann uns dabei der Atem. Die Achtsamkeit auf den Atem und das Immerwiederzurückkommen zum Atem bringt unsere Gedanken, unsere Emotionen, unseren Geist zur Ruhe. Patanjali sagt: Yoga ist das Zur-Ruhe-bringen der Gedanken im Geist. Üben wir, so oft es uns möglich ist. Gelegenheiten gibt es viele. Und unseren Atem haben wir immer dabei.

Meditationsanleitungen von Swami Nirgunananda

Meditation für tiefe innere Freude und Stille

Meditationsanleitung angelehnt an die Pratyahara-, Dharana- und Dhyana-Schritte im Raja Yoga und die "Meditativen Vertiefungen" des Buddha

In dieser Meditation gehst du in mehreren Schritten immer tiefer. Du nimmst alle äußeren Schichten deines Wesens der Reihe nach wahr und gehst dabei immer tiefer nach innen. Wenn du dabei merkst, dass du bei einer Stufe länger verweilen willst, kannst du dies tun. Du kannst auch nur eine oder zwei Stufen davon üben.

Körperwahrnehmung und körperliches Wohlbefinden

Als Erstes nimm bewusst deinen Körper wahr, wie er hier auf dem Boden, der Matte, der Decke, dem Kissen oder dem Stuhl sitzt. Spüre die Körperteile, die Bodenkontakt haben oder Kontakt mit Matte, Decke, Kissen. Gehe kurz mit deiner Achtsamkeit von unten nach oben durch den Körper hindurch und nimm alle Körperteile dabei bewusst wahr: Füße, Beine, Bauch, Brustkorb, Rücken, Hände, Arme, Schultern, Hals, Nacken, Gesicht und Kopf. Jetzt nimm deinen Körper als Ganzes wahr, und sei ganz präsent in deinem Körper. Deine ganze Achtsamkeit und Bewusstheit ist hier, jetzt, da, in deinem Körper.

Und allein schon durch diese Bewusstheit und Präsenz, durch das ganz im Hier-und-Jetzt-Sein kommt ein bestimmtes Wohlgefühl. Eine Art körperlicher Freude breitet sich in deinem ganzen Körper aus. Vielleicht tut dir etwas weh – Knie, Rücken, Schulter – oder du spürst eine Verspannung oder ein unangenehmes Gefühl an einer Stelle. Trotzdem, jenseits dessen, allein durch deine geistige Präsenz im Körper kommt ein gewisses körperliches Wohlbefinden, eine gewisse Freude. Etwa 5 Minuten Stille.

Freude

Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl der Freude. Lasse das körperliche Wohlbefinden und Wohlgefühl weiter da sein, aber lasse es etwas in den Hintergrund treten. Spüre die Freude, die Herzensöffnung, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist. Eine grundlose Freude, ohne äußeren Anlass, erfüllt dich von Herzen her, erfüllt dein ganzes System, dein ganzes Wesen. Genieße diese überschäumende, große Freude. Oder, wenn du sie jetzt gerade nicht spüren kannst, stelle dir wenigstens vor, wie es ist oder wie es wäre, wenn Freude da wäre, wenn du dich sehr freuen würdest. Du kannst dir innerlich zulächeln und ein paar Mal innerlich "Freude", "Freude", "Freude" wiederholen. Etwa 5 Minuten Stille.

Zufriedenheit und Gelassenheit

Wenn eine solche Freude von innen her da ist, ist gleichzeitig auch eine gewisse Zufriedenheit und Gelassenheit da. Du freust dich einfach und da ist dann kein Raum mehr für Unzufriedenheit und Unruhe. Die Freude füllt alles aus. Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl der Zufriedenheit und Gelassenheit. Die Freude bleibt weiter da, aber lasse sie etwas in den Hintergrund treten. Spüre die Zufriedenheit und Gelassenheit, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist und von dieser Freude erfüllt bist. Alles ist in Ordnung, wie es ist. Es gibt nichts zu tun, nichts zu verändern, nichts zu verbessern – mindestens für diesen Moment der Meditation. Eine tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit breitet sich in dir, über dein ganzes Wesen aus – mindestens ansatzweise. Selbst wenn noch ein paar andere Gedanken da sind – sie sind ganz im Hintergrund und vergehen wieder und stören nicht. Im Vordergrund ist diese freudevolle Zufriedenheit und Gelassenheit. Wenn es dir jetzt gerade nicht ganz gelingt, diese Zufriedenheit und Gelassenheit zu spüren, dann lächle dir innerlich zu und wiederhole ein paar Mal innerlich: "Zufriedenheit", "Zufriedenheit", "Zufriedenheit", "Gelassenheit", "Gelassenheit", "Gelassenheit". Etwa 5 Minuten Stille.

Innerer Frieden und Ruhe

Mit einer solchen inneren Zufriedenheit und Gelassenheit geht auch ein gewisser Frieden, eine gewisse innere Ruhe einher. Zu-Frieden-heit führt zum Frieden. Konzentriere dich jetzt auf das Gefühl des inneren Friedens und der inneren Ruhe. Die Zufriedenheit und Gelassenheit bleiben weiter da, aber lasse sie etwas in den Hintergrund treten und spüre tiefer. Spüre den Frieden und die innere Ruhe, die ganz von selbst kommt, wenn du so ganz im Hier und Jetzt, ganz bei dir bist, und von diesem körperlichen Wohlgefühl, dieser körperlichen Präsenz, der Freude, der Zufriedenheit und der Gelassenheit erfüllt bist. Es gibt nichts, was dich stört in diesem Moment. Du bist in tiefer Ruhe und innerem Frieden – für diesen Moment der Meditation. Ein tiefer Frieden und eine tiefe innere Ruhe breiten sich in dir, in deinem ganzen Wesen aus. Vielleicht sind andeutungsweise noch ein paar Gedanken da, aber sie stören dich nicht und bleiben im Hintergrund und vergehen wieder. Du bist ganz durchdrungen von diesem inneren Frieden, ruhst in dieser Stille. Wenn du willst, lächle dir innerlich zu und wiederhole geistig ein paar Mal: "Frieden", "Frieden", "Frieden", "Ruhe", "Ruhe", Ruhe". Etwa 5 Minuten Stille.

Reine innere Stille

Mit dem Frieden und der Ruhe kommt auch eine noch tiefere Stille – ganz tief in dir drin. Reine Stille, reines Sein, reine Bewusstheit, Existenz an sich, Bewusstsein an sich, ohne konkreten Geistesinhalt. Einfach Sein und Stille. Lasse den Frieden und die Ruhe tiefer werden und konzentriere dich auf diese Stille, gehe in diese tiefe, reine Stille in dir. Eine ganz tiefe, reine, wunderbare Stille, zu der nichts vordringt. Vollkommene innere Stille. Verweile in dieser wunderbaren inneren Ruhe, dem inneren Frieden, der inneren Stille während der nächsten Minuten in der Stille. Wenn du merkst, dass die Stille nicht mehr so tief ist, kannst du auch die einzelnen Stufen kurz nochmals für dich durchgehen und so wieder in die Stille kommen: Körperliche Präsenz und Wohlbefinden; Freude; Zufriedenheit und Gelassenheit; innerer Frieden und Ruhe; reine Stille. Etwa 10 Minuten Stille oder auch länger.

Meditation des inneren Schlosses – für tiefe Meditationserfahrung und Stille

Meditationsanleitung nach einer Anregung der hl. Teresa von Avila, „Das innere Schloss“

Diese Meditationstechnik kann dir helfen, mittels der Vorstellung verschiedener innerer Räume durch die verschiedenen Schichten und Ebenen deines Wesens hindurch immer tiefer nach innen zu gehen und so eine tiefen Konzentration und Stille zu erfahren. Schließe sanft die Augen. Wenn du willst, sprich‘ ein Gebet oder bitte um Segen und Führung für diese Meditation.

Du kannst dir jetzt vorstellen, dein Inneres ist wie ein wunderschönes Schloss – mit ganz vielen prachtvollen wunderschönen Räumen. Wenn dir Visualisierungen leicht fallen, male dir die Räume alle wunderschön, in den schönsten Farben, aus. Oder stelle dir einfach in Gedanken vor, du betrittst der Reihe nach verschiedene Türen, die immer tiefer nach innen in dein Schloss führen.

Die erste Tür ist die Tür der äußeren Eindrücke und Reize: Zum Beispiel Geräusche im Raum oder von draußen und ähnliches. Gehe bewusst durch die Tür hindurch, schließe die Tür hinter dir und durchquere den Raum der äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke. Auf der anderen Seite des Raums findest du die nächste Tür. Du öffnest sie, betrittst den nächsten Raum und schließt sie hinter dir, und lässt somit alle äußeren Geräusche, Wahrnehmungen und Eindrücke hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Körperraum – alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen – sowohl angenehm entspannte wie auch vielleicht angespannte Körperstellen. Betritt diesen Körperraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle körperlichen Wahrnehmungen und Empfindungen da sein, lasse sie in diesem Körperraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Körperraum mit all seinen Wahrnehmungen und Empfindungen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Gedankenraum. Hier sind alle deine Gedanken zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gedanken, Erinnerungen, Pläne, die Fähigkeit des Denkens und Nachdenkens. Betritt diesen Gedankenraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gedanken da sein, lasse sie in diesem Gedankenraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gedankenraum mit all seinen Gedankenwellen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der Meinungen und Vorstellungen. Hier sind alle deine vorgefassten Meinungen, Urteile, Erfahrungen, Erinnerungen, Identifikationen, Wertungen usw. zu Hause – die wertvollen, sinnvollen wie auch die längst überholten und überflüssigen. Betritt diesen Raum deiner Meinungen und Vorstellungen, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle diese berechtigen und unberechtigten Vorstellungen, Meinungen, Urteile hinter dir, lasse sie in diesem Raum der vorgefassten Meinungen, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Raum des ständigen Wertens und Urteilens für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Die nächste Tür führt zum nächsten inneren Raum, dem Raum der Gefühle. Hier sind alle deine Gefühle und Emotionen zu Hause – alle, die jetzt präsent sind und dir in den Geist kommen, aber auch alle unbewussten Gefühle und Emotionen, wie Liebe, Abneigung, Ärger, Trauer, Freude und die Fähigkeit des Fühlens an sich. Betritt diesen Gefühlsraum, nimm ihn wahr, mit all seinen schönen und vielleicht weniger angenehmen Seiten. Und dann lasse alle tatsächlichen und potentiellen, latenten Gefühle da sein, lasse sie in diesem Gefühlsraum, durchschreite ihn, öffne die nächste Tür und schließe sie hinter dir. So lässt du diesen Gefühlsraum mit all seinen Gefühlen und Emotionen für diesen Moment der Meditation hinter dir.

Während du all diese Türen hinter dir schließt, kommst du tiefer in dein Schloss hinein, und es wird zusehends ruhiger und stiller. Keine Außenreize dringen mehr bis hierher, keine Gedanken, keine Wertungen, keine Identifikationen, keine emotionellen Reaktionen. Und so kannst du jetzt, wo du all diese äußeren Räume hinter dir gelassen hast, die innerste Tür öffnen, die Tür zum Innersten deines Wesens, die Kammer deines Herzens. Betritt diese innerste Kammer in Stille und Freude - die Schatzkammer, das Heiligtum deines Herzens. Hier ist alles ganz still, voller Ruhe, Frieden, einer tiefen inneren Freude. Verweile in dieser wunderbaren inneren Stille, Ruhe und Freude in der innersten heiligen Kammer deines Herzens. Om Om Om

Stille

Buchbesprechung des Romans "Stille" von Tim Parks, Goldmann Verlag, ISBN 078-3-442-46222-3.

Diesmal hat Tim Parks einen Roman geschrieben. Die Hauptperson, Harold Cleaver, ist ein bekannter und erfolgreicher Journalist. Sein Sohn schreibt ein Buch, das offensichtlich von seinem Vater, also Harold Cleaver, handelt und aufdeckt, wie dieser wirklich ist. Das Buch des Sohnes heißt: "Im Schatten des Allmächtigen." Harold Cleaver steckt in der Krise und nimmt geradezu reißaus; lässt Frau, Familie, sein gesamtes Umfeld, Beruf und Öffentlichkeit hinter sich und zieht in ein entlegenes Dorf und schließlich eine einsame Hütte "über der Lärmgrenze" in Südtirol zurück. Er sucht die Stille und begegnet der Unruhe und den Konflikten in sich. Ein interessantes Buch, das uns zeigt, was uns erst mal erwarten kann, wenn wir in die Stille gehen, sei es in der berühmten Höhle im Himalaya, sei es in einer Hütte "über der Lärmgrenze" oder in der Stille, der Einkehr, der Meditation. Diesbezüglich wird auch von "dem Paradoxon der Meditation" gesprochen; in der Stille wird es bewegt und unruhig in uns. Aber keine Sorge, das geht auch wieder vorüber. (Devani)

Raum der Stille. Ein Erfahrungsbericht

Vor einigen Jahren bin ich mit einem Gast-Yogalehrer aus Amritsar auf eine kleine Sightseeing Tour durch Berlin gegangen. Wir klapperten die üblichen Hot Spots im Zentrum ab, an denen ich als Berliner wie selbstverständlich vorübergehe. Sightseeing gehört weiß Gott nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Denkmäler, Museen, Touristenschwärme und ein Lärmpegel wie auf einer Baustelle (die Berlin ja irgendwie immer ist). Am Brandenburger Tor halten wir inne und sehen auf der rechten Seite einen kleinen Aufsteller, auf dem geschrieben steht: Raum der Stille – Room of Silence. Ohne einen Augenblick zu verlieren zieht es meinen verehrten Gast und mich wie von selbst zur Eingangstür. Wir kommen zunächst in ein kleines Foyer, an dessen Wand in zahlreichen Sprachen und Schriften das Wort "Frieden" steht. Ich atme tief aus. Die Dame am Empfang weist uns freundlich den Weg zum Eingang in den Raum der Stille. Wir treten ein und es ist – mitten im Herzen von Berlin – still. So still, dass es beinahe unwirklich wirkt. Eine wohlige Kühle umgibt uns, ohne kalt zu sein. Die Hitze des brüllenden Sommers klingt ab. Außer uns sind noch zwei andere Menschen im Raum, die bewegungslos auf einem der runden Sitzkissen verharren. Jeder von uns sucht sich einen Platz und genießt und erfährt die Stille auf seine Weise. Hier gibt es nichts zu sehen und nichts zu tun. Die Antithese zum Tourist sein, zum im Außen der Sinne sein. Hier sind wir drinnen, mitten im Auge des Wirbelsturms Berlin. Der Raum um uns wird zum Raum in uns. Nach einer unbekannten Zeitdauer verlassen wir gemeinsam den Raum. Zum Abschied tragen wir uns in das dicke Gästebuch ein, in das sich schon Tausende vor uns eingetragen haben und es noch Tausende nach uns tun werden. Mein Gast schreibt für den Raum der Stille das Wort "Frieden" in Gurmukhi nieder, auf dass es vielleicht später zu den vielen anderen "Frieden"-Worten in den unterschiedlichen Sprachen an der Wand ergänzt werden kann. Der Raum der Stille ist Teil des Berliner Brandenburger Tors und existiert seit 1994. Es gibt nichts Heiligeres als die Stille. Er ist ein heiliger Ort, welcher an keine Konfession oder Glaubensrichtung gebunden ist. Er steht allen Menschen täglich zur inneren Einkehr und Erfahrung der Stille offen. Er ist ein Symbol für Toleranz, Frieden und Menschsein. In der Stille sind wir alle Eins. Bisher haben ihn über 1 Million Menschen aus aller Welt besucht.

Still sein und der Seele lauschen

Artikel von Saskia Luick, erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 27, Herbst 2013

Wissenschaftler haben mit einer hochempfindlichen Waage festgestellt, dass ein Mensch im Übergang vom Leben zum Tod einige Gramm leichter wird – 18 Gramm. Das soll also die Seele wiegen? Auch wenn wir das glauben würden, so wissen wir noch lange nicht, was die Seele ist.

Göttlicher Funke? Wesenskern? Teil des Absoluten? Ein Yogi würde seine Seele in der Tat als Teil des Absoluten, als unveränderliches Bewusstsein beschreiben. Das kann man sich vorstellen wie einen Regentropfen, der über Verdunstung, Wolken, Regen aus dem Ozean entsteht und wieder in ihn mündet. Der Regentropfen ist vom Ozean getrennt, aber dennoch nicht von ihm verschieden.

Nun ist dies ein schönes Gedankenspiel – aber bekomme ich dadurch einen Zugang zu meiner Seele?

Dazu eine Anekdote: Meine kleine Nichte bekam auf einer Feier ein Hasenbuch geschenkt. Sie freute sich sehr und betrachtete mit riesigen Augen das Geschenk. Ihr Vater mahnte sie sofort, brav 'Danke' zu sagen. Da empörte sie sich mit den Worten "Aber ich habe mich doch noch gar nicht zu Ende gefreut!"

Wir können unseren Wesenskern, unsere Seele betrachten wie ein Kindauthentisch, unverstellt, noch fern von rationalen Konstrukten ("Es gehört sich 'danke' zu sagen!"). Denn unsere Seele ist der Ursprung von der bloßen Freude am Sein.

Dieses Sein ist ein Geschenk, selbst wenn die äußeren Umstän - de mich unglücklich machen oder mein Körper schmerzt. Meine Seele ist weder mein unglückliches Ego, noch mein schmerzender Leib. Meine Seele ist das, was mich existieren lässt jenseits von Kategorien wie Raum, Zeit, Ursache-Wirkung. Ein Kind lebt im Jetzt und meine Nichte freut sich nicht nur über ein Geschenk, sondern sie befindet sich mit ihrem ganzen Sein in Freude. Das ist ein viel tieferer Zustand als jene Freude, die der Verstand als Reaktion auf eine Ursache auslöst. Hin zur Seele bedeutet also weg vom Kopf und dem Verstand, weg vom Körper und den Sinnen.

In einer alten Schrift von Patanjali heißt es: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken im Geist." Seinen Verstand zum Schweigen zu bringen und zu launischen, ob das innere Kind freudig gluckst oder vielleicht traurig seufzt – vielleicht nicht der klassische Begriff von Meditation, aber dennoch ein wichtiger Schritt hin zu dem Zustand, den man in der Meditation erreichen will. Eins-Sein mit dem Absoluten, dem Ozean, aber zunächst auch Regentropfen sein und sein eigenes Wesen erkennen – der Stoff, aus dem das Absolute gemacht ist.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Yoga und Meditation Einführung

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Meditation

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