Spiritualität: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, [[Energie|Kräfte]]), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist ([[Erwachen]], [[Einsicht]], Erkennen). Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung - von einer glaubend-annehmenden bis hin zu einer wissend-erkennenden [[Einstellung]].
Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, [[Energie|Kräfte]]), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist ([[Erwachen]], [[Einsicht]], Erkennen). Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung - von einer glaubend-annehmenden bis hin zu einer wissend-erkennenden [[Einstellung]].
{{#ev:youtube|haa5G0IKmjE}}


===Definition Spiritualität nach Graf Dürckheim===
===Definition Spiritualität nach Graf Dürckheim===
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# [[Kripa]], [[Gnade]]: Du kannst dir die Erleuchtung nicht selbst erarbeiten, erzwingen. Vielmehr kommt spirituelle Erfahrung und Fortschritt auf dem Weg der Spiritualität als Gnade Gottes. Letztlich ist spirituelle Entwicklung ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren: Abhyasa (eigenes Bemühen), Karma (Annehmen der Aufgaben des Lebens), Kripa (Öffnen für die göttliche Gnade)
# [[Kripa]], [[Gnade]]: Du kannst dir die Erleuchtung nicht selbst erarbeiten, erzwingen. Vielmehr kommt spirituelle Erfahrung und Fortschritt auf dem Weg der Spiritualität als Gnade Gottes. Letztlich ist spirituelle Entwicklung ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren: Abhyasa (eigenes Bemühen), Karma (Annehmen der Aufgaben des Lebens), Kripa (Öffnen für die göttliche Gnade)


{{#ev:youtube|STA0NN0mBi0}}
===Videovortrag - 7 Spirituelle Prinzipien - Yoga und christlich-lutherische Theologie===
In diesem Vortragsvideo macht [[Sukadev]] einen kleinen Ausflug in die Theologie – und in das Thema Yoga und [https://wiki.yoga-vidya.de/Yoga_und_Christentum/ Christentum]. Sukadev spricht darüber, wie man die 7 spirituellen Prinzipien auch in der [[christlich-lutherisch]]en [[Theologie]] finden kann. Sukadev zeigt dir so Gemeinsamkeiten. Denn er meint, dass die Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen [[spirituell]]en und [[religiös]]en Traditionen sehr viel größer sind als die Unterschiede. Letztlich sind die Unterschiede innerhalb einer jeweiligen großen spirituellen bzw. einer jeweiligen religiösen Tradition sehr viel größer als die Unterschiede zwischen  spirituellen und religiösen Traditionen.
Kleine Anmerkung: Sukadev ist kein akademischer Theologe. Erwarte also keinen intellektuellen Vortrag auf hohem akademischen Niveau. Vielmehr geht es hier darum, Yoga Begriffe in einen christlichen Kontext der Tradition Martin Luthers zu bringen https://wiki.yoga-vidya.de/Martin_Luther.
 
{{#ev:youtube|0ltKHye0wQ8}}
 
===Video - Vortrag von Sukadev über Spiritualität===
[[Sukadev]] spricht über die verschiedenen [[spirituell]]en Entwicklungsstufen, über die Phasen der spirituellen Entwicklungen und deren Abzweigungen. Es gibt verschiedene Weisen, diesen Weg zu gehen. Es heißt ja: es gibt so viele Wege wie es [[Pilger]] gibt.
Darüber hinaus geht Sukadev in diesem Video den Fragen nach: Was heißt Spiritualität? ? Was ist Spirituelles Leben? Was heißt Weg? Wie geht man den [[Spirituellen Weg]]? Welche Stufen gibt es auf dem spirituellen Weg? Welche Aufgaben hat man auf verschiedenen Phasen des spirituellen Weges? Welche Fallstricken und Fallen gilt es zu vermeiden auf dem spirituellen Weg?
 
{{#ev:youtube|RCyqnYBWk0I}}


===Ausdrucksformen der Spiritualität===
===Ausdrucksformen der Spiritualität===
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==Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege==
==Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege==
'''Artikel von [[Sukadev]] Bretz, erschienen im [[Yoga Vidya]] Journal März 2011'''
'''Artikel von [[Sukadev]] Bretz, erschienen im [http://www.yoga-vidya-kompakt.de/yoga-vidya-infos/ Yoga Vidya] Journal März 2011'''


[[Datei:Om Mani Padme Hum.png|thumb|Om Mani Padme Hum]]
[[Datei:Om Mani Padme Hum.png|thumb|Om Mani Padme Hum]]
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===Christentum===
===Christentum===
Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu [[Jesus Christus]] steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristliche Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter [[Frömmigkeit]] auch [[Askese]] und [[Mystik]]. Dabei weist sie über konfessionelle [[Grenze]]n und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung nicht nur durch Techniken wie [[Kontemplation]], Lesen der [[Bibel]], [[Gebet]], [[Nächstenliebe]], [[Wallfahrt]]en, Kirchen[[musik]]) als erreichbar angesehen, sondern insbesondere als [[Gnade]] Gottes erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse [[Ritual]]e, sondern drückt sich durch die Spiritualität im [[Alltag]] aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse [[Bedeutung]] bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.
Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu [[Jesus Christus]] steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristliche Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter [[Frömmigkeit]] auch [[Askese]] und [[Mystik]]. Dabei weist sie über konfessionelle [[Grenze]]n und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung nicht nur durch Techniken wie [[Kontemplation]], Lesen der [[Bibel]], [[Gebet]], [[Nächstenliebe]], [[Wallfahrt]]en, Kirchen[[musik]]) als erreichbar angesehen, sondern insbesondere als [[Gnade]] Gottes erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse [[Ritual]]e, sondern drückt sich durch die Spiritualität im [[Alltag]] aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse [[Bedeutung]] bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.


===Islam===
===Islam===
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[[Datei:Koenigsweg-zur-gelassenheit.jpg|thumb|Der Königsweg zur Gelassenheit, Buch von Sukadev Volker Bretz und Ulrike Schöber]]
[[Datei:Koenigsweg-zur-gelassenheit.jpg|thumb|Der Königsweg zur Gelassenheit, Buch von Sukadev Volker Bretz und Ulrike Schöber]]
<html5media>https://www.yoga-vidya.de/downloads/gelassenheit/80_gelassenheit-zusammenfassung-schluss.mp3</html5media>


Eine spirituelle Lebenseinstellung und eine tief verankerte spirituelle Erfahrung hilft dir zu tiefer [[Gelassenheit]]. Laut [[Jnana Yoga]] bist du jetzt schon vollkommen, eins mit der [[Weltenseele]]. Du brauchst dich nicht unter [[Stress]] zu setzen. Laut [[Bhakti Yoga]] macht [[Gott]] alles. Du bist nur Instrument, Gott macht alles. Er hat daher auch die [[Verantwortung]]. Laut [[Raja Yoga]] kannst du dich von der [[Identifikation]] mit deinen [[Emotion]]en lösen und dich als Führungs[[persönlichkeit]], als [[Raja]], als [[König]] etablieren und den Ratschlägen deiner Minister lauschen. Im [[Karma Yoga]] verrichtest du deine Aufgaben und lässt los. [[Kundalini Yoga]] hilft dir über ein gutes [[Energie]]niveau, [[Gelassenheit]] und [[Stärke]] zu erreichen. Und [[Kundalini Yoga]] hilft dir auch, höhere [[Bewusstseinsebene]]n zu erreichen. [[Hatha Yoga]] hilft dir, über Körperübungen einen gelassenen [[Gemüt]]szustand zu erreichen. Letztlich ist Gelassenheit ein Mittel zur [[Erleuchtung]]. Und letztlich kann nur die Erleuchtung dir die vollste Gelassenheit bei vollem Engagement geben.
Eine spirituelle Lebenseinstellung und eine tief verankerte spirituelle Erfahrung hilft dir zu tiefer [[Gelassenheit]]. Laut [[Jnana Yoga]] bist du jetzt schon vollkommen, eins mit der [[Weltenseele]]. Du brauchst dich nicht unter [[Stress]] zu setzen. Laut [[Bhakti Yoga]] macht [[Gott]] alles. Du bist nur Instrument, Gott macht alles. Er hat daher auch die [[Verantwortung]]. Laut [[Raja Yoga]] kannst du dich von der [[Identifikation]] mit deinen [[Emotion]]en lösen und dich als Führungs[[persönlichkeit]], als [[Raja]], als [[König]] etablieren und den Ratschlägen deiner Minister lauschen. Im [[Karma Yoga]] verrichtest du deine Aufgaben und lässt los. [[Kundalini Yoga]] hilft dir über ein gutes [[Energie]]niveau, [[Gelassenheit]] und [[Stärke]] zu erreichen. Und [[Kundalini Yoga]] hilft dir auch, höhere [[Bewusstseinsebene]]n zu erreichen. [[Hatha Yoga]] hilft dir, über Körperübungen einen gelassenen [[Gemüt]]szustand zu erreichen. Letztlich ist Gelassenheit ein Mittel zur [[Erleuchtung]]. Und letztlich kann nur die Erleuchtung dir die vollste Gelassenheit bei vollem Engagement geben.
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Der Kampf gegen sich selbst, den kann man übrigens fast nie gewinnen. Druck erzeugt Gegendruck und gerade wenn man Leuten, die es gut meinen, vorwirft, sie meinen es böse, und man muss sie deshalb bekämpfen, schon weil sie es gut meinen und einen überzeugen wollen, dass sie es gut meinen, werden sie nicht nachgeben. Und dieses Raja Yoga Modell ist eine Weise, den Kampf zu beenden. Trotzdem ist das nicht so einfach. Man hat verschiedene Minister und stellt dann fest, der eine soll doch mal eine Weile nicht recht behalten und der setzt sich trotzdem zur Wehr. Es ist nicht immer ganz so leicht, wie ich gesagt habe. Nicht immer reicht das aus. Aber es ist ein zusätzlicher guter Ansatz.  
Der Kampf gegen sich selbst, den kann man übrigens fast nie gewinnen. Druck erzeugt Gegendruck und gerade wenn man Leuten, die es gut meinen, vorwirft, sie meinen es böse, und man muss sie deshalb bekämpfen, schon weil sie es gut meinen und einen überzeugen wollen, dass sie es gut meinen, werden sie nicht nachgeben. Und dieses Raja Yoga Modell ist eine Weise, den Kampf zu beenden. Trotzdem ist das nicht so einfach. Man hat verschiedene Minister und stellt dann fest, der eine soll doch mal eine Weile nicht recht behalten und der setzt sich trotzdem zur Wehr. Es ist nicht immer ganz so leicht, wie ich gesagt habe. Nicht immer reicht das aus. Aber es ist ein zusätzlicher guter Ansatz.  


Eine Hilfe ist auch, sich hinein zu versetzen in andere Menschen, die [[Welt]] durch die [[Augen]] eines anderen zu sehen, so entsteht auch [[Liebe]] und auch das ist das, was Spiritualität heißt, das Göttliche im anderen zu sehen, bedingungslose Liebe zu haben oder vielleicht auch erwartungslose Liebe oder eine Liebe, die mit eigenen Erwartungen und Bedingungen auch gleichmütiger umgehen kann. Wenn wir das dann noch ergänzen mit Praktiken, dann ist das Ganze ein schöner [[Weg]], wobei ihr sehen könnt, was von diesem ganzheitlichen Weg zur Gelassenheit für euch hilfreich ist.
Eine Hilfe ist auch, sich hinein zu versetzen in andere Menschen, die [[Welt]] durch die [[Augen]] eines anderen zu sehen, so entsteht auch [[Liebe]] und auch das ist das, was Spiritualität heißt, das Göttliche im anderen zu sehen, bedingungslose Liebe zu haben oder vielleicht auch erwartungslose Liebe oder eine Liebe, die mit eigenen Erwartungen und Bedingungen auch gleichmütiger umgehen kann. Wenn wir das dann noch ergänzen mit Praktiken, dann ist das Ganze ein schöner [[Weg]], wobei ihr sehen könnt, was von diesem ganzheitlichen Weg zur Gelassenheit für euch hilfreich ist.


===Hatha Yoga===
===Hatha Yoga===
Als Praktiken empfehle ich täglich [[Asana]]s und [[Pranayama]]. Mein Tipp wäre, macht mindestens eine Viertelstunde jeden [[Tag]], macht das, wo ihr denkt, dass es für euch gut ist. Fortgeschrittenere machen mindestens eine Stunde am Tag alles zusammen, Asanas, Pranayama und [[Meditation]]. Die weniger Fortgeschrittenen jeden Tag etwas, z.B. eine Viertelstunde, und einmal die Woche etwas mehr, vielleicht einen wöchentlichen Yogakurs oder einmal die Woche mit einer CD oder DVD oder nach eigenem Gedächtnis oder Yogabuch.  
Als Praktiken empfehle ich täglich [[Asana]]s und [[Pranayama]]. Mein Tipp wäre, macht mindestens eine Viertelstunde jeden [[Tag]], macht das, wo ihr denkt, dass es für euch gut ist. Fortgeschrittenere machen mindestens eine Stunde am Tag alles zusammen, Asanas, Pranayama und [[Meditation]]. Die weniger Fortgeschrittenen jeden Tag etwas, z.B. eine Viertelstunde, und einmal die Woche etwas mehr, vielleicht einen wöchentlichen Yogakurs oder einmal die Woche mit einer CD oder DVD oder nach eigenem Gedächtnis oder Yogabuch.  


Das ist so eine Art Grundhygiene, kann man sagen. So wie die Zähne jeden Tag Zähneputzen brauchen und die Haare für die meisten Kämmen brauchen, ihr kennt sicher noch andere hygienische Maßnahmen, die täglich sein müssen. So ähnlich ist es wie eine Art [[Geist]]es- und [[Prana]]- und [[Körper]]hygiene, jeden Tag etwas zu machen, was einem dort gut tut auf dem Gebiet Asanas, Pranayama, Meditation. Oder vielleicht habt ihr auch andere Sachen aus anderen Kontexten, die euch dort hilfreich sind. Und einige Sachen könnt ihr auch anwenden, wie [[Bauchatmung]], [[Lampenfiebertransformation]], [[Ärgertransformation]], spielerisch mit Körperhaltungen experimentieren. Und besonders wichtig ist die Meditation.
Das ist so eine Art Grundhygiene, kann man sagen. So wie die Zähne jeden Tag Zähneputzen brauchen und die Haare für die meisten Kämmen brauchen, ihr kennt sicher noch andere hygienische Maßnahmen, die täglich sein müssen. So ähnlich ist es wie eine Art [[Geist]]es- und [https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana]- und [[Körper]]hygiene, jeden Tag etwas zu machen, was einem dort gut tut auf dem Gebiet Asanas, Pranayama, Meditation. Oder vielleicht habt ihr auch andere Sachen aus anderen Kontexten, die euch dort hilfreich sind. Und einige Sachen könnt ihr auch anwenden, wie [[Bauchatmung]], [[Lampenfiebertransformation]], [[Ärgertransformation]], spielerisch mit Körperhaltungen experimentieren. Und besonders wichtig ist die Meditation.


Mittelfristig wird euch die Meditation gelassener machen, langfristig wird die Meditation zur [[Erleuchtung]] führen. Und wenn man die Erleuchtung hat und Einheitserfahrung hat, dann stellt sich nicht mehr die Frage: "Wie soll ich gelassen leben?" Das wird eine natürliche [[Swarupa]], es geschieht einfach. Ein [[Buddha]] oder ein [[Swami]] [[Sivananda]] mussten nicht überlegen: "Wie bleibe ich gelassen im Alltag?" Sie waren es. Und die Gelassenheit im Alltag ist dann auch wieder in jedem Temperament etwas anders.  
Mittelfristig wird euch die Meditation gelassener machen, langfristig wird die Meditation zur [[Erleuchtung]] führen. Und wenn man die Erleuchtung hat und Einheitserfahrung hat, dann stellt sich nicht mehr die Frage: "Wie soll ich gelassen leben?" Das wird eine natürliche [[Swarupa]], es geschieht einfach. Ein [[Buddha]] oder ein [[Swami]] [[Sivananda]] mussten nicht überlegen: "Wie bleibe ich gelassen im Alltag?" Sie waren es. Und die Gelassenheit im Alltag ist dann auch wieder in jedem Temperament etwas anders.  


Krishna hat Gelassenheit definiert als: "Samatvam Yoga Ucyate. Yoga ist Gelassenheit." Und Patanjali sagt: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur." Und so ist es durchaus im Sinne der Gelassenheit und im Sinne des Ziels der Gelassenheit, wenn das gesamte Yogasystem abgehandelt wird unter dem Thema "Gelassenheit". Man kann das Yogasystem unter dem Gesichtspunkt Bewusstseinserweiterung abhandeln, man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt [[Hingabe]], man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt Energie und [[Erkenntnis]].
Krishna hat Gelassenheit definiert als: "Samatvam Yoga Ucyate. Yoga ist Gelassenheit." Und Patanjali sagt: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur." Und so ist es durchaus im Sinne der Gelassenheit und im Sinne des Ziels der Gelassenheit, wenn das gesamte Yogasystem abgehandelt wird unter dem Thema "Gelassenheit". Man kann das Yogasystem unter dem Gesichtspunkt Bewusstseinserweiterung abhandeln, man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt [[Hingabe]], man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt Energie und [[Erkenntnis]].
==Der spirituelle Weg - Aus der Sicht der Evolution bzw, Involution==
'''Ein Artikel von Katyayani Ulbricht, veröffentlich im Yoga Vidya Journal Nr.31 - Herbst 2015'''
Der ganzheitliche [[Yoga]] nach [[Swami Sivananda]] lehrt die 6 Yogawege [[Hatha Yoga]], [[Kundalini Yoga]], [[Karma Yoga]], [[Bhakti Yoga]], [[Raja Yoga]] und [[Jnana Yoga]]. Jeder einzelne Weg zeigt konkrete Schritte zur [[Selbstverwirklichung]]. Dennoch durchdringen sich die Yogawege, bedingen sich gegenseitig und gelangen so zu ihrer vollen [[Entfaltung]].
Viele [[Mensch]]en fühlen sich ganz oder zeitweise von einem Yogaweg besonders angezogen. Während sie tiefer und tiefer dort eintauchen, kommen die anderen Yogawege wie von [[selbst]] dazu – ob nun bewusst oder unbewusst. Man kann, je nach Herangehensweise, die einzelnen Wege systematisch beschreiten und integrieren. Die meisten [[Mensch]]en
finden über [[Hatha Yoga]] zum [[Yoga]] in seiner [[Ganzheit]]. Dies kann aus [[Sicht]] unserer [[Evolution]] und [[Involution]] erklärt werden.
===Das schlafende Bewusstsein===
Das schlafende Bewusstsein erwacht im Laufe der [[Evolution]], offenbart sich mehr und mehr bis es letztlich befreit ist und als reines oder universelles [[Bewusstsein]] ganz aufgeht. Als [[Mensch]] geboren kommen wir auf der [[Erde]] an. Das [[Erde|Erdelement]] steht auch für [[Schwere]], [[Trägheit]], [[Starrheit]], was evolutionär betrachtet den [[Stein]]en oder den [[Pflanze]]n entspricht.
Als [[Baby]]s können wir anfangs nur impulsive, instinktive [[Bewegung]]en ausführen, ähnlich den [[Tier]]en (was auch dem [[Sinn]] [[Riechen]] zugeordnet wird). Später lernen wir koordinierte [[Bewegung]], [[Sprache]] usw. Aber bis wir unseren [[Körper]] wirklich beherrschen, braucht es eine lange [[Zeit]]; für eine vollkommene [[Transzendenz]] vermutlich mehrere [[Inkarnation]]en. Hier sind wir anfangs hauptsächlich von [[Unwissenheit]] geprägt. Zum [[Beispiel]] lernen wir zunächst bestimmte Abläufe, zeitgemäßes [[Verhalten]], [[Ansicht]]en usw. von anderen [[Mensch]]en und der [[Gesellschaft]], in der [[Regel]] ohne dies zu hinterfragen. Wir funktionieren nahezu wie eine [[Maschine]] aus dem [[Überlebensdrang]] heraus gesteuert.Mit [[Yoga]] oder anderen [[spirituell]]en Übungswegen beginnt die [[Involution]] des [[Mensch]]en.
===Hatha und Kundalini Yoga===
[[Hatha Yoga]] und [[Kundalini Yoga]] bewirken, den eigenen [[Körper]] zu erspüren, kennenzulernen. So entsteht ein tieferes eigenes [[Gewahrsein]]. Das führt zum [[Entdecken]] des [[Gemüt]]s bzw. [[Geist]]es (im Englischen eindeutiger ausgedrückt: mind). Wir werden uns unserer [[Gedanke]]n- und [[Verhaltensmuster]] mehr und mehr bewusst. Wir beginnen uns [[selbst]] im [[Gemüt]] zu fühlen.
So gehen wir bewusst in [[Beziehung]] zu uns [[selbst]] und in [[Resonanz]] mit anderen. Es entsteht eine bewusste [[Bewegung]] im [[Geist]] und im [[Gemüt]]. Vom [[Erde|Erdelement]] bewegen wir uns sozusagen geistig zum subtileren [[Wasser|Wasserelement]], was auch mit dem [[Sinn]] des [[Schmecken]]s verbunden ist. Wir nehmen wahr, was uns schmeckt und was nicht ([[Raga]] - [[Mögen]] und [[Dwesha]] - [[Nichtmögen]]) und auch unsere [[Bindung]] daran. Hier wirkt insbesondere [[Karma Yoga]], das selbstlose [[Dienen]] für andere, für einen guten ethischen [[Zweck]] und letztlich für [[Gott]], unterstützend.
===Karma Yoga===
Über [[Karma Yoga]] können wir unsere [[Anhaftung]]en an das, was wir mögen bzw. nicht mögen, unser [[Verlangen]] und unsere [[Abneigung]] überwinden. Unser [[Gemüt]] wird subtiler gemacht. Wir lernen unsere [[Sinne]] zu beherrschen. Es entsteht der innere [[Drang]], aus dieser [[Gebundenheit]], die sich in [[Leid]] äußert, auszubrechen und das [[Wissen]] darüber, was wirklich wert ist zu suchen. [[Bhakti Yoga]] fördert diesen [[Prozess]] ebenfalls und verwandelt den [[Drang]] und [[Wunsch]] aus dem [[Leid]] nach [[Glück]] in eine innere [[Sehnsucht]] nach [[Einheit]]. Wir geben unsere ganze [[Liebe]] und [[Hingabe]] in das [[Dienen]] hinein und es entsteht der echte [[Wunsch]] nach [[Befreiung]].
===Bhakti Yoga===
Durch die [[Entwicklung]] und [[Praxis]] der [[Hingabe]] und des [[Darbringen]]s von allem an das Göttliche oder Überbewusste können wir unser [[Gemüt]], unseren [[Geist]] immer weiter sublimieren. Getrieben durch den [[Wunsch]], uns vom [[Leid]] zu befreien und [[Freiheit]] zu erlangen, beginnen wir, uns aktiv zu bemühen. Dies entspricht der [[Feuer|Feuerenergie]] und dem [[Sinn]] des [[Sehen]]s. Wir entwickeln [[Enthusiasmus]] und [[Willensstärke]], nutzen diese aktiv und sehen alles zunehmend mit dem [[Herz]]en. 
===Raja Yoga===
Nun kommt [[Raja Yoga]] mehr und mehr ins [[Spiel]] mit aktiven Techniken, um unseren [[Geist]] ([[Gedanke]]n, [[Emotion]]en, [[Psyche]] – also das [[Gemüt]]) zu beherrschen. Es geschieht ein [[Ausdünnen]] unserer mentalen [[Konditionierung]]. Wir bekommen mehr [[Verständnis]], sehen klarer, zum [[Beispiel]] unsere [[Swarupa]] (eigene Wesensnatur) und unser [[Swadharma]] (eigene [[Pflicht]], die aus der eigenen Wesensnatur entsteht). Bis hier handeln wir aus dem [[Leiden]] heraus. Die [[Motivation]] ist der [[Wunsch]], dieses [[Leid]]en zu überwinden. Die meisten [[Mensch]]en bewegen sich auf diesen Ebenen auf und ab bzw. hin und her.
===Wissen - aus uns selbst heraus===
Wenn wir [[Hatha Yoga]], [[Karma Yoga]], [[Bhakti Yoga]] und [[Raja Yoga]] ununterbrochen und stetig praktizieren, werden wir unser [[Wissen]] aus uns [[selbst]] heraus anreichern. Und auch wenn wir augenscheinlich mehrmals an den gleichen Punkt gelangen, dann mit erweitertem [[Blickwinkel]] und [[Wissen]]. Deshalb wird der [[spirituell]]e Weg oft durch eine [[Spirale]] symbolisiert.
===Jnana Yoga===
Wenn reines [[Wissen]] dämmert, dann erreichen wir einen Punkt, an dem reines [[Wissen]] aufzusteigen beginnt. Hier beginnt der Weg des [[Jnana Yoga]]. Ab hier sind wir im [[Gleichgewicht]], in [[Gleichmut]], denn wir haben unser [[Gemüt]] sublimiert. Dies ist gekennzeichnet durch einen Zustand völliger [[Nichtanhaftung]], unkonditionierter [[Sicht]], fester [[Verankerung]] in der [[Wahrheit]]. Das geht einher mit der [[Entstehung]] von wahrem [[Mitgefühl]], universeller [[Liebe]] und [[Ananda]] ([[Wonne]], unbedingte [[Freude]]).
===Das erwachte universelle Bewusstsein wird sich selbst bewusst===
Das Göttliche wird in allen und allem gesehen. Wie ein universelles [[Fühlen]]. (In der [[Entsprechung]] verbunden mit dem [[Luftelement]] und dem [[Sinn]] [[Fühlen]].) Ab hier ist die [[Motivation]] nicht mehr [[Leid]], sondern allein die [[Sehnsucht]] nach [[Einheit]]. Dieses nun schon weit erwachte [[Bewusstsein]] dehnt sich weiter aus ([[Entsprechung]]: [[Ätherelement]], [[Raum]], [[Hören]]). Die [[Sicht]] des Wirklichen wird gestärkt, die Sicht des Unwirklichen (Relativen, Vergänglichen) immer mehr geschwächt.
So kommen wir in das [[Bewusstsein]] reinen [[Sein]]s ([[Sat]]). Das [[Wissen]] wird klarer und klarer und dehnt sich in den kosmischen [[Raum]] aus. Wir erfahren reines [[Wissen]] ([[Chid]]). Schließlich erreichen wir das vollständige [[Aufgehen]] im universellen [[Bewusstsein]]. Das universelle [[Bewusstsein]] wird sich aus sich [[selbst]] heraus bewusst, dass es universelles reines [[Bewusstsein]] ist.
===Kein Grund zu Sorge -  wir sind bereits das universelle Bewusstsein===
Auch wenn wir auf den höheren Stufen angelangt sind, hören die anderen Yogawege nicht auf. Sie bedingen, durchdringen und entfalten sich gegenseitig. Wenn wir eine universelle Sichtweise einnehmen, gibt es diese zeitliche evolutionäre oder involutionäre Leiter gar nicht, denn letztlich gibt es nichts zu erreichen, da wir das universelle [[Bewusstsein]] bereits sind. So brauchst du dir keine [[Sorgen]] zu machen, falls dein [[Einstieg]] [[Jnana Yoga]] oder [[Raja Yoga]] ist und du vielleicht darüber zu [[Hatha Yoga]], [[Karma Yog]]a und/oder [[Bhakti Yoga]] gelangst. [[Swami Sivananda]] betonte stets: Tue von allem etwas, von allem ein wenig, aber tue es regelmäßig und ununterbrochen. Das ist ganzheitlicher [[Yoga]].
==Ernährung und Spiritualität==
'''Ein Artikel von Marjolein Grislo, aus dem Yoga Vidya Journal Nr.34 - Sommer 2017'''
Seit 2 Jahren beschäftige ich mich mit dem [[Einfluss]], die [[Ernährung]] auf meine [[spirituell]]e [[Entwicklung]] hat. Immer besser spüre ich das Schwingungsniveau der Ernährung und fühle wie manche [[Nahrung]] eine sehr verdichtende oder toxische [[Auswirkung]] hat. Sie macht trüb, wo andere Nahrung mich leicht macht und öffnet.
===Energie der Nahrungsmittel===
Ich spüre auch oft die [[Energie]], die manche [[Nahrungsmittel]] enthalten. Energie, die z.B. bei der Zubereitung auf die Nahrung übertragen wird, je nachdem, ob das [[Essen]] mit [[Liebe]] und [[Achtsamkeit]] zubereitet wird. Wenn die [[Nahrung]] eine schlechte [[Energie]] hat, bekomme ich oft allergische [[Reaktion]]en. Dann schwillt die Schleimhaut  von Mund, [[Kehle]] und [[Rachen]] an oder ich bekomme [[Jucken]] und Verdauungsbeschwerden. Auch alte, verkochte, energielose [[Nahrung]] tut mir nicht gut. Je mehr ich mich dafür öffne, umso schneller bemerke ich, ob die Nahrung mir gut tut oder ob ich sie besser nicht essen sollte.
Früher als [[Kind]] war ich übergewichtig, aber seit ich mich mit Spiritualität und Nahrung auseinandersetze, ist das nicht mehr der Fall. Als Kind konnte ich immer essen, ich war immer hungrig, eine richtige [[Naschkatze]]. Das hat sich aber geändert, denn ich bemerke, je mehr [[Yoga]] ich mache und je mehr ich mich mit Spiritualität auseinandersetze desto weniger Nahrung benötige ich. Ich ernähre mich [[vegan]] und bin [[jetzt]] auch wieder auf dem Weg mehr [[Rohkost]] zu essen (ich war auch schon ein Jahr Rohkostlerin).
===Essen als Ersatz für unerfüllte Bedürfnisse===
Mir ist jetzt klar geworden, dass das Essen früher ein [[Ersatz]] für ein anderes unerfülltes [[Bedürfnis]] war (so wie bei vielen Menschen)- das [[Bedürfnis]] nach etwas Wesentlichem, etwas Tieferen. Ich hatte [[Hunger]] nach mehr, wusste aber nicht nach was. Spiritualität gibt mir diese Nahrung, füllt das Loch, stillt den Hunger. Essen ist nicht mehr so relevant und wird immer weniger relevant.
Wenn ich mich auf Grund äußerer Umstände (z.B. zu viel [[Arbeit]]) weniger mit [[Yoga]] und Spiritualität beschäftigen kann als ich möchte und mir gut tut, bemerke ich, dass ich aus dem [[Gleichgewicht]] gerate, wieder mehr [[Hunger]] habe und mehr esse. Ich bekomme wieder [[Lust]] auf [[Kaffee]] und auf Süssigkeiten, was ich sonst nicht mehr habe. Aber wenn ich das dann zu mir nehme, schmeckt es mir gar nicht, ich spucke es oft wieder aus. Denn es ist nicht die Nahrung, die ich brauche, die meine [[Seele]] braucht. Manchmal merke ich, dass ich hungrig bin, obwohl ich keine [[Lust]] habe auf Essen. Ich möchte dann gar nicht essen, aber doch ist da ein [[Gefühl]] von “Hunger”. Es ist aber ein “[[Hunger]]” nach  etwas  Wesentlichen, Tieferen. Ein Hunger nach seelischer Nahrung.
===Nahrung für die Seele===
Ich glaube, dass das für viele Menschen heutzutage genau so zutrifft wie für mich. Viele Menschen versuchen mit dem Essen ein Loch zu füllen. Aber da Essen nicht die richtige Nahrung ist, nicht die, nach der wir tief im Inneren suchen und die, die wir brauchen, sind wir nie satt. Der Hunger bleibt, was dazu führt, dass man weiter isst, obwohl es vielleicht gar nicht schmeckt. Aber da wir uns nicht bewusst sind, was wir wirklich brauchen, nämlich Nahrung für die [[Seele]], machen wir so weiter, was leider oft zu körperlichen aber auch psychischen [[Beschwerde]]n führt. Denn wenn wir uns nicht auf die richtige Art und Weise ernähren, ruft die [[Seele]] weiter nach “Nahrung”. Wir vernachlässigen uns [[selbst]] und tun uns selbst nichts [[Gutes]], indem wir uns nicht die [[Zeit]] und [[Ruhe]] gönnen, auf unser [[Bauchgefühl]], auf unser [[Herz]] zu hören und uns das geben, was wir brauchen.
Es ist in dieser [[Welt]] aber leider nicht einfach, sich den eigenen [[Gefühl]]en und inneren [[Wünsche]]n zu öffnen, da die [[Gesellschaft]] heutzutage geprägt ist von [[Leistungsdruck]], [[Karriere]], [[Geld]], [[Stress]], [[Materialismus]], usw. Gefühle kann man dabei weniger gut brauchen. Es macht vielen Menschen [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] sich den Gefühlen zu öffnen, [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] davor, was das alles auslösen kann. Viele haben sich absichtlich für ihre [[Gefühl]]e verschlossen, damit sie bestehen bleiben können in dieser [[Gesellschaft]] und mitmachen können.
Und dementsprechend haben wir unsere Nahrung darauf eingerichtet; das heißt also viele Aufputschmittel wie [[Kaffee]] und Energiedrinks, [[Süßigkeit]]en, [[Fastfood]], [[Tabak]],  [[Alkohol]], usw. Nur damit wir allen [[Erwartung]]en entsprechen können, denn sonst ist es kaum möglich, alles zu schaffen, was von einem verlangt wird. Aber wenn du dich selbst liebst und dir und deiner [[Seele]] etwas [[Gutes]] tun willst und du dich traust, dann öffne dich deinem [[Herz]]en. Höre was es zu dir sagt und nähre es auf die richtige Art und Weise, mit seelischer Nahrung, damit dein inneres Loch gefüllt ist und du dich wohler fühlst im [[Körper]] und im [[Geist]].
Seit mir bewusst ist, wonach mein [[Herz]] und meine Seele sich sehnen, habe ich mich dafür entschieden, von [[jetzt]] an nur noch den [[spirituell]]en Weg und den [[Yogaweg]] zu gehen. Denn ich möchte mich nur noch auf die für mich richtige Art und Weise ernähren. Ich möchte mir die Nahrung geben, die mein [[Geist]] und meine [[Seele]] brauchen:  [[Liebe]], [[Wärme]], [[Positivität]], anstatt mich voll zu stopfen mit “Füllmittel”.
===Über die Autorin===
Marjolein Grislo stammt aus dem [[Norden]] [[Holland]]s. Sie wurde in den letzten 4 Jahren quer durch Holland und [[Deutschland]] geführt und letztendlich zu [http://www.yoga-vidya-kompakt.de/yoga-vidya-infos/ Yoga Vidya] an  der [[Nordsee]]. Seit [[Februar]] 2017 leitet sie dort die Küche. Sie praktiziert seit 7 Jahren leidenschaftlich [[Yoga]] und beschäftigt sich seitdem auch mit Spiritualität  und dem [[Einfluss]], die [[Ernährung]] auf [[Körper]], [[Geist]] und [[Seele]] hat. Sie ist immer wieder erstaunt über den [[Zusammenhang]] psychischer und körperlicher Blockaden und wie Yoga und die richtige Ernährung ihre spirituelle [[Entwicklung]] unterstützt.
{{#ev:youtube| b9fZd_hUw9w }}
== Spiritualität – Quintessenz==
Nach den vielen Infos zum Thema Spiritualität hier ein kurzes Video, in dem die wichtigsten Aspekte von Spiritualität, spirituelles Leben, spirituelle Praxis vom Yoga-Standpunkt aus zusammengefasst sind:
{{#ev:youtube|MhSTKp6STgg}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Indische Religionen]]
* [[Der spirituelle Weg]]
*[[Spiritueller Kalender]]
* [[Indische Religionen]]
* [[Spiritueller Kalender]]
* [[Erleuchtung]]
* [[Erleuchtung]]
* [[Gebet]]
* [[Gebet]]
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==Literatur==
==Literatur==
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p62_Sadhana---Ein-Lehrbuch-mit-Techniken-zur-spirit--Vollkommenheit/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Swami Sivananda, Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p62_Sadhana---Ein-Lehrbuch-mit-Techniken-zur-spirit--Vollkommenheit/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Swami Sivananda, Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit]
*[https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p467_Kandar-Anubhuti/&XTCsid=a793ba3e94d6e68c68e3244b0615a13f Sri Karthikeyan: Kandar Anubhuti, die Geschichte eines spirituellen Aspiranten]
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== Weblinks ==
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*[https://www.yoga-vidya.de/karma/was-ist-karma/spiritualitaet-karma-und-fortschritt/ Karma-Portal: Spiritualität, Karma und Fortschritt]
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*[http://www.yoga-vidya.de/de/service/blog/tag/spiritualitat/ Sukadev über Spiritualität im Alltag]
*[https://blog.yoga-vidya.de/tag/spiritualitat/ Sukadev über Spiritualität im Alltag]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_gott.html Swami Sivananda über Gott]
*[http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Art-Artikel/art_gott.html Swami Sivananda über Gott]
*[http://knol.google.com/k/erleuchtung-gott-und-gottesbeweis Erleuchtung, Gott und Gottesbeweis]
*[http://knol.google.com/k/erleuchtung-gott-und-gottesbeweis Erleuchtung, Gott und Gottesbeweis]
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*[http://en.wikipedia.org/wiki/Pam_Reynolds_(singer) Pam Reynolds (Engl. Wikipedia)]
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Pam_Reynolds_(singer) Pam Reynolds (Engl. Wikipedia)]


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Version vom 23. Mai 2019, 10:12 Uhr

Spiritualität (von spiritus: Geist) ist der Weg des geistigen Übens mit dem Ziel der Vereinigung mit einer höheren Wirklichkeit (Gott, Transzendenz, inneres Glück). Spiritualität verbindet alle Religionen miteinander - und kann auch ohne konkrete Religionsangehörigkeit geübt werden. Spiritualität heißt Ausrichtung des Lebens auf die Erfahrung einer höheren Wirklichkeit. Spiritualität heißt, nach einem höheren Sinn zu streben und sein Leben nach diesem höheren Sinn auszurichten.

Ein Sadhu vor einer Shivastatue am Ganges

Begriff

Ausprägungen der Spiritualität unterscheiden sich. Der Psychologe Rudolf Sponsel definiert Spiritualität als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und der Selbstverwirklichung im Leben“. (Rudolf Sponsel: „Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung“) So umfasst Spiritualität auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines Menschen, der sich auf das transzendente göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.

Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, Kräfte), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen). Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung - von einer glaubend-annehmenden bis hin zu einer wissend-erkennenden Einstellung.

Definition Spiritualität nach Graf Dürckheim

Graf Dürckheim, einer der Pioniere fernöstlicher Spiritualität in Europa, definierte Spiritualität wie folgt:

"Spiritualität ist die Transparenz zum immanent Transzendenten"

Diese Definition beinhaltet drei wichtige Wörter charakteristisch für Spiritualität:

  • Transzendent: Spirituelle Traditionen gehen davon aus, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt, die das Verstehen und das sinnlich Wahrnehmbare übersteigt, transzendiert
  • Immanent: Dieses Transzendente, diese Göttliche, ist allem innewohnend. Das heißt, Gott ist nicht einfach im Himmel. Vielmehr ist das Göttliche in allem anwesend, es ist innewohnend (immanent)
  • Transparenz: Durchlässigkeit. Spiritualität heißt, das immanent Transzendente zu erfahren, indem das Denken durchlässig wird. Spiritualität heißt, den Ruf der Seele zu verspüren, indem man durchlässig wird.

So bedeutet diese Definition:

  1. Spiritualität heißt, durchlässig für das Göttliche in einem selbst zu werden, das heißt das Göttlich in sich selbst zu erkennen
  2. Spiritualität heißt, das Göttliche durch sich wirken zu lassen - zu spüren, dass ein Göttliches durch sich sprechen will: Fühle dich als Instrument, nicht als Handelnder
  3. Spiritualität heißt, in den Ereignissen das Wirken Gottes zu spüren
  4. Spiritualität heißt, das Göttliche in jedem Menschen, in jedem Wesen, in allem zu spüren, wahrzunehmen

Spirituelle Praktiken wie Meditation dienen dazu, sich transparent zu machen, sodass das Göttliche überall erfahren werden kann.

7 Prinzipien spiritueller Philosophie

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Sukadev Volker Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, definiert Spiritualität gerne über das Konzept "Sieben Wörter spiritueller Philosophie". Diese 7 Grundprinzipien kann man religionsübergreifend sehen - und erkennen, dass sie das Gemeinsame aller spirituellen Traditionen beschreiben. Jedes spirituelle System beschreibt diese 7 Prinzipien in einer anderen Sprache. Auf Sanskrit heißen diese 7 Prinzipien:

  1. Brahman, das Göttliche: Es gibt eine Höhere Wirklichkeit, die hinter allem steckt. Diese Höhere Wirklichkeit zu erfahren, ist tiefe Sehnsucht des Menschen
  2. Maya, Täuschung: So wie man die Welt im Normalbewusstsein wahrnimmt, so ist sie nicht. Das menschliche Wahrnehmen, Denken und Fühlen ist fehlerhaft. Das Alltagsbewusstsein mag den Menschen als von der Schöpfung und von den anderen Geschöpfen getrennt wahrnehmen, die Welt in Zeit und Raum erfahren - dies ist aber eine Täuschung, denn in Wahrheit ist alles miteinander verbunden und Manifestation des gleichen Göttlichen. Spirituelle Menschen haben daher einen tiefen Humor und können über sich selbst lachen: Alles ist der Täuschung unterworfen - so können wir alles mit einer gewissen Leichtigkeit anschauen
  3. Dukha, existentielles Leiden: Solange man sich in der Maya befindet, ist man im Leiden: Auf einer materiellen Ebene ist alles begrenzt, sterblich bzw. der Veränderung unterworfen und kann uns keine dauerhafte Befriedigung schenken. Leiden ist nicht wegen der Umstände - sondern weil man das Göttliche nicht verwirklicht hat.
  4. Kaivalya bzw. Moksha, Erleuchtung, Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung: Es ist möglich, das Göttliche vollständig zu erfahren, mit dem Göttlichen zu verschmelzen. Das ist Sinn und Zweck des menschlichen Daseins. Bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch nach der Erleuchtung - und ist deshalb mit nichts anderem dauerhaft zufrieden. Alle Traditionen der Spiritualität sagen: Es ist für jeden möglich, die Erleuchtung zu erlangen. Es ist es wert, danach zu streben.
  5. Abhyasa, spirituelle Praxis: Um zur Verwirklichung zu kommen, gilt es zu praktizieren, sich selbst zu bemühen. Es reicht nicht aus, Bücher zu lesen und zu hoffen. Vielmehr gilt es, Meditation und andere spirituelle Praktiken zu üben, und sich darin zu schulen, in allem das Göttliche zu sehen. Jede Tradition der Spiritualität hat dafür ihr eigenes Übungssystem entwickelt.
  6. Karma, Leben als Schule: Was auf uns zukommt, ist nicht einfach nur Zufall. Leben hat einen Sinn: Das Leben gibt dir genau die Erfahrungen, die du brauchst, um in deiner Spiritualität voranzuschreiten. Leben ist Schule. Das Schicksal ist dir geschickt, damit du daran wächst. Und es ist notwendig, dass du dich engagierst für eine gute Sache, um auf dem Weg der Spiritualität voranzuschreiten
  7. Kripa, Gnade: Du kannst dir die Erleuchtung nicht selbst erarbeiten, erzwingen. Vielmehr kommt spirituelle Erfahrung und Fortschritt auf dem Weg der Spiritualität als Gnade Gottes. Letztlich ist spirituelle Entwicklung ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren: Abhyasa (eigenes Bemühen), Karma (Annehmen der Aufgaben des Lebens), Kripa (Öffnen für die göttliche Gnade)

Videovortrag - 7 Spirituelle Prinzipien - Yoga und christlich-lutherische Theologie

In diesem Vortragsvideo macht Sukadev einen kleinen Ausflug in die Theologie – und in das Thema Yoga und Christentum. Sukadev spricht darüber, wie man die 7 spirituellen Prinzipien auch in der christlich-lutherischen Theologie finden kann. Sukadev zeigt dir so Gemeinsamkeiten. Denn er meint, dass die Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen spirituellen und religiösen Traditionen sehr viel größer sind als die Unterschiede. Letztlich sind die Unterschiede innerhalb einer jeweiligen großen spirituellen bzw. einer jeweiligen religiösen Tradition sehr viel größer als die Unterschiede zwischen spirituellen und religiösen Traditionen. Kleine Anmerkung: Sukadev ist kein akademischer Theologe. Erwarte also keinen intellektuellen Vortrag auf hohem akademischen Niveau. Vielmehr geht es hier darum, Yoga Begriffe in einen christlichen Kontext der Tradition Martin Luthers zu bringen https://wiki.yoga-vidya.de/Martin_Luther.

Video - Vortrag von Sukadev über Spiritualität

Sukadev spricht über die verschiedenen spirituellen Entwicklungsstufen, über die Phasen der spirituellen Entwicklungen und deren Abzweigungen. Es gibt verschiedene Weisen, diesen Weg zu gehen. Es heißt ja: es gibt so viele Wege wie es Pilger gibt. Darüber hinaus geht Sukadev in diesem Video den Fragen nach: Was heißt Spiritualität? ? Was ist Spirituelles Leben? Was heißt Weg? Wie geht man den Spirituellen Weg? Welche Stufen gibt es auf dem spirituellen Weg? Welche Aufgaben hat man auf verschiedenen Phasen des spirituellen Weges? Welche Fallstricken und Fallen gilt es zu vermeiden auf dem spirituellen Weg?

Ausdrucksformen der Spiritualität

Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:

(Siehe auch: Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)")

Spiritualität und andere Begriffe

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Religion und Spiritualität

Es gibt Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Religion und Spiritualität. Religion ist immer auch verbunden mit sozialen, wirtschaftlichen, organisatorischen Fragen. Man kann sagen, dass eigentlich Essentielle einer Religion ist die Spiritualität. Wenn man von einer Religion die soziologischen, gesellschaftlichen und hierarchischen Teile abzieht, bleibt Spiritualität übrig.

Spiritualität kann jedoch auch religionsübergreifend sein und auch ohne konkrete Religionszugehörigkeit existieren. Die meisten großen spirituellen Meister der verschiedensten Weltreligionen haben aus verschiedenen Religionen geschöpft, haben Brücken geschlagen oder schlagen wollen zwischen Religionen.

Glaube und Spiritualität

In den Religionen kann mehr Wert auf Glaube oder mehr Wert auf Spiritualität gelegt werden:

  • Glaube heißt Vertrauen, dass man wenn man die Vorschriften seiner Religion befolgt, man nach dem Tod die Erlösung erlangt
  • Spiritualität heißt, nicht auf den Tod warten zu wollen, sondern so zu leben, dass man in diesem Leben das Göttliche erfährt

Oft haben jedoch im praktischen Alltag Glaube und Spiritualität mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Auch der spirituelle Mensch glaubt an eine höhere Wirklichkeit. Und gläubige Menschen praktizieren meist mit großer Inbrunst - und spüren die Gegenwart und Führung Gottes.

Spiritualität und Esoterik

In den 70er und 80er Jahren war der Ausdruck Esoterik sehr populär. Esoterik heißt "innerer Kreis" bzw. die inneren Praktiken und Lehren jeder Religion. In diesem Sinn ist Esoterik das gleiche was heutzutage unter Spiritualität verstanden wird. Da heutzutage oft Esoterik auf Kartenlegen, Astrologie, Channeling und Edelsteinberatung etc. reduziert wird, definiert sich Spiritualität oft in Abgrenzung von der Esoterik: Spiritualität ist lebendige Erfahrung des Göttlichen. Dazu braucht es keiner äußeren Hilfsmittel wie Horoskop, Edelsteine oder Channelmedien. Vielmehr gilt es zu praktizieren - dabei kann allerdings ein spiritueller Lehrer hilfreich sein.

Spiritualität und Philosophie

Spiritualität wird meist auf der Basis einer spirituellen Philosophie praktiziert. Philosophie ist heutzutage normalerweise hauptsächlich Gedankengebäude, basiert auf dem Intellekt. Spiritualität heißt, den Intellekt transzendieren zu wollen, sich nicht Gedankengebäude zu erbauen und ein Bild von der Wirklichkeit zu schaffen. Vielmehr heißt Spiritualität, die Wahrheit direkt wahrnehmen zu wollen. Und Spiritualität heißt, die spirituellen Überzeugungen im Alltag auch zu leben.

Von der Wortbedeutung her sind Spiritualität und Philosophie allerdings nicht so weit voneinander entfernt: Philosoph heißt "Freund (Philo) der Wahrheit (Sophie) - genau das ist ein spiritueller Mensch auch. Nur der Spirituelle Mensch will die Wahrheit auch erfahren und aus ihr heraus den Alltag leben.

Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege

Artikel von Sukadev Bretz, erschienen im Yoga Vidya Journal März 2011

Om Mani Padme Hum

Auch wenn es viele Wege nach Rom gibt – wenn man Rom als Symbol für Erleuchtung bezeichnet – führen nicht alle Wege nach Rom, zumindest nicht kurzfristig. Langfristig ja, weil wir uns so lange inkarnieren, bis wir die Selbstverwirklichung erreichen. Es ist gar nicht möglich, die Selbstverwirklichung nicht zu erreichen. Aber es gibt Wege, die dorthin führen und andere nicht. Es gibt sattwige, rajasige und tamasige Wege.

Tamasige spirituelle Wege

Die tamasigen Wege sind gewaltsam, fanatisch oder auch selbstzerstörerisch. Alle paar Jahre gibt es eine Sekte, die ihre Anhänger zu kollektivem Selbstmord aufruft, in der Kinder missbraucht werden oder Teufelsanbeterei praktiziert wird. Das hat mit Religion wenig zu tun. Aber es gibt auch echte Satanismuskulte, die meinen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden.

Rajasige spirituelle Wege

Dann gibt es rajasige Wege, die glauben, sie sind die Einzigen, die Schnellsten oder die Besten. Dazu noch eine kleine Einschränkung: In der heutigen Gesellschaft haben viele Suchende eine Vata-Störung, d.h. viele Menschen wollen sich nirgendwo festlegen oder hundert Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen, aber niemals tief. Und so wollen viele Meister ihre Schüler etwas mehr inspirieren, indem sie sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Wenn man den Vorträgen mancher Meister zuhört, kann man denken, dass sie etwas rajasig und eingebildet sind. Da muss man schauen, ob das auch im Alltag zutrifft. Wie gehen sie mit anderen Meistern um?

Ich werde nie einen Besuch in einem indischen Ashram vergessen. Der Lehrer kam herein und so richtig indisch haben sich alle vor ihm verbeugt. Er wurde dort sehr verehrt. Mir wurde etwas mulmig dabei. In der Sivananda Tradition ist das erheblich weniger. Auch wenn es manchmal Videos gibt, wo Swami Sivananda sehr verehrt wird. Aber im Ashram haben sie mir gesagt, dass das nur als Ausnahme an Guru Purnima vorkam oder in den letzten Jahren, als Swami Sivananda nicht mehr die Kraft hatte, sich dagegen zu wehren. Normalerweise hat er sich sehr gegen Guru-Verehrung gewehrt. Und Swami Vishnu sowieso. Aber in diesem indischen Ashram war ein Lehrer, der verehrt wurde und über den dann noch großartige Lobreden gehalten wurden. Danach wurde ein anderer Meister vorgestellt, der das erste Mal in diesem Ashram war und aus einer ganz anderen Tradition kam. Jetzt wurde dieser über alle Maßen gelobt, verehrt und auf die Bühne gestellt.Jetzt war plötzlich er der Größte. Das war also einfach der Hang der Inder zur Übertreibung, wie so oft bei südländischen Völkern. Sie waren nicht fanatisch, sondern einfach überschwänglich. Westler missverstehen das häufig und nehmen es wörtlich, so dass aus einer ursprünglich sehr weiten Spiritualität plötzlich etwas Fanatisches wird.

Sattwige spirituelle Wege

Sattwige spirituelle Wege führen zur Erleuchtung, geben keine falschen Versprechen, gehen respektvoll mit anderen Traditionen um und überfordern das Individuum nicht. Sie ermöglichen die Entfaltung des Indidividuums auf dem Weg zur Erleuchtung.

Religionen

Die Religionen brachten unterscheidbare spirituelle Strömungen hervor. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: Gott (im Islam: Allah), eine Gottheit, Tao, Brahman, Maha-Atman, Shunyata u.a. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber häufig verändert. Die Ausprägung von Spiritualität ist allerdings immer sehr individuell, da Lebens- und Erfahrungsgeschichte jeden spirituell lebenden Menschen prägen.

Buddhastatue in Bodhgaya, dem Ort, wo Siddhartha Gautama die Erleuchtung erlangte

Buddhismus und Hinduismus

Das spirituelle Ziel im Buddhismus und im Hinduismus ist die Erleuchtung (Moksha). Der Weg der Erleuchtung besteht im Wesentlichen aus Gedankenarbeit (die fünf Eigenschaften innerer Frieden, umfassende Liebe, Weisheit, Selbstdisziplin und inneres Glück üben) und Meditation. Dann kommt der Geist zur Ruhe, das innere Glück erwacht und der Mensch ruht in seiner wahren Natur (Patanjali Yogasutra).

Patanjali erklärt dazu in seinem Yogasutra, dass Yoga im Wesentlichen das Beruhigen der Gedanken ist. Inneres Glück entsteht durch den Dreischritt aus Konzentration, Meditation und Samadhi. Erst bringt man durch Konzentration seine Gedanken bewusst zur Ruhe. Dann beobachtet man die Gedanken nur, lässt sie frei fließen und sich von selbst im Laufe der Zeit weiter beruhigen. Irgendwann gibt es einen inneren Umschwung, und man ist im Glück. Der Mensch ruht in Brahman, im Sat Chit Ananda (Sein-Einheitsbewusstsein-Glückseligkeit).

Eine große Gefahr auf dem spirituellen Weg ist das formale Üben, bei dem man leere Rituale praktiziert, die einen spirituell nicht wirklich voranbringen. Buddha wandte sich gegen diese Form des spirituellen Übens. Er riet den Brahmanen statt äußerlich perfekter Rituale lieber die Erleuchtung (Vereinigung mit Brahma) zu verwirklichen. Ohne eine eigene Erleuchtungserfahrung (Brahma von Angesicht sehen) blieben alle ihre spirituellen Unterweisungen nur leeres Gerede.

Dabei könne einem nur jemand helfen, der das spirituelle Ziel bereits kennt. Deshalb heben der tibetische Buddhismus und der hinduistische Yoga (Swami Sivananda, Amritanandamayi, Mutter Meera) die Bedeutung eines erleuchteten Meisters hervor. (Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis, Seite 58.) Andererseits gibt es gerade im Hinduismus und manchmal auch im tibetischen Buddhismus kritikwürdige Gurus. Der Dalai Lama empfiehlt deshalb jeden Meister genau zu prüfen, bevor man sich auf den Weg mit ihm begibt. (Dalai Lama: Dzogchen. Seite 40.)

Christentum

Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu Jesus Christus steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristliche Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter Frömmigkeit auch Askese und Mystik. Dabei weist sie über konfessionelle Grenzen und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung nicht nur durch Techniken wie Kontemplation, Lesen der Bibel, Gebet, Nächstenliebe, Wallfahrten, Kirchenmusik) als erreichbar angesehen, sondern insbesondere als Gnade Gottes erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse Rituale, sondern drückt sich durch die Spiritualität im Alltag aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse Bedeutung bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.

Islam

Die fünf Grundpfeiler des Islam sind Gebete, rituelle Waschungen, Pilgerfahrten, Fasten und Almosen. Den Weg der Spiritualität finden wir insbesondere im Sufismus.

Wege zur Gelassenheit – Schwerpunkt Spiritualität

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Der Königsweg zur Gelassenheit, Buch von Sukadev Volker Bretz und Ulrike Schöber

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Eine spirituelle Lebenseinstellung und eine tief verankerte spirituelle Erfahrung hilft dir zu tiefer Gelassenheit. Laut Jnana Yoga bist du jetzt schon vollkommen, eins mit der Weltenseele. Du brauchst dich nicht unter Stress zu setzen. Laut Bhakti Yoga macht Gott alles. Du bist nur Instrument, Gott macht alles. Er hat daher auch die Verantwortung. Laut Raja Yoga kannst du dich von der Identifikation mit deinen Emotionen lösen und dich als Führungspersönlichkeit, als Raja, als König etablieren und den Ratschlägen deiner Minister lauschen. Im Karma Yoga verrichtest du deine Aufgaben und lässt los. Kundalini Yoga hilft dir über ein gutes Energieniveau, Gelassenheit und Stärke zu erreichen. Und Kundalini Yoga hilft dir auch, höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen. Hatha Yoga hilft dir, über Körperübungen einen gelassenen Gemütszustand zu erreichen. Letztlich ist Gelassenheit ein Mittel zur Erleuchtung. Und letztlich kann nur die Erleuchtung dir die vollste Gelassenheit bei vollem Engagement geben.

"Samatva" ist der yogische Ausdruck für Gelassenheit. Krishna definiert Yoga unter anderem als "Yoga Samatvam ucyate. Yoga heißt Gelassenheit." Aber auch "Yoga karmasu kausalam. Yoga heißt Geschick im Handeln." Der kluge, gelassene Mensch ist der, der sagt: "Das, was sofort umsetzbar ist, das setze ich sofort um. Das, worüber ich nachdenken sollte, darüber denke ich nach. Und das andere muss ja jetzt erst mal nicht sein."

Wenn ihr Jnana Yoga tief verstanden habt, dann habt ihr wirklich eine heitere Gelassenheit. Wenn ihr wirklich wisst, selbst wenn es nur intellektuelle Überzeugung ist, die vielleicht genährt wird durch die ein oder andere meditative Erfahrung: "Ich bin unsterbliches Selbst. Ich bin verbunden mit der Weltenseele. Ich bin verbunden mit allen Wesen und die ganze Welt ist ein Ausdruck davon. Und die ganze Welt ist mehr oder weniger wie ein Schauspiel Gottes oder wie ein Traum Gottes mit großem Drama und vielen Ungerechtigkeiten und Leid im Leben."

Aber vor dem Hintergrund, dass die Seele durch viele Inkarnationen hindurchgeht – wenn man das als Möglichkeit in Betracht ziehen will – kann auch ein schmerzhaftes und leidendes Leben nur eine Episode sein. Angenommen, ihr hättet Gedächtnisschwund und wüsstet nicht mehr, was gestern war, dann ist das, was an diesem Tag war, nicht so wichtig. Wenn man aber sagt, so viele Inkarnationen, dann mag das eine Leben viele schlimme Erfahrungen bringen, aber bei allem bleibt eins gleich: "Ich war, bin und bleibe unsterbliches Selbst. Zum Leben gehört auch dazu, dass ich wachse. Leben hat einen Sinn, Schicksal ist eine Chance. Es geht darum, einiges zu bewirken. Es geht darum, zu lernen und zu wachsen. Aber das Ganze ist mehr oder weniger ein Spiel. In Wahrheit bleibe ich das Unendliche und Ewige, das unendliche und ewige Selbst, der unendliche, ewige göttliche Kern."

Bhakti Yoga

Inmitten von dieser ganzen Welt – und da kommen wir zum Bhakti Yoga – gibt es eine göttliche Kraft, ob wir sie Gott nennen, Göttin , kosmische Energie, das Göttliche, dann können wir sagen: "Ja, auch hinter dem ganzen Universum ist diese göttliche Kraft, alles macht irgendwo einen Sinn. Auch wenn ich als kleines Menschlein diesen Sinn nicht erfahre und nicht verstehe - es wird schon einen Sinn machen. Und wenn es diesen höheren Sinn gibt und wenn Gott, Göttin, das Göttliche, dieses höhere Prinzip, all das schafft, dann muss Er, Sie, Es sich auch etwas dabei gedacht haben. Und dann muss ich auch so okay sein, wie ich bin, da muss auch das Universum so okay sein, wie es ist, und dann mag auch ich eine Aufgabe haben im Teil dieses göttlichen Dramas, aber ich kann gelassen herangehen."

So wie Swami Vishnu uns gerne gesagt hat: "Gott wirkt auch durch deine Fehler." Oder auch etwas, was mir eine Schülerin vom Swami Vishnu mal gesagt hatte, als ich aufgefordert wurde, etwas zu machen, nämlich als Neunzehnjähriger einen Meditationskurs zu geben, wo das durchschnittliche Alter der Teilnehmer doppelt so alt war wie meins, die zum Teil Yoga erheblich länger geübt hatten als ich. Dann hat sie so gesagt: "Wenn Gott gewollt hätte, dass dort jemand wäre, der besser ist als du, dann hätte er jemand anderes dafür gefunden. Er hat dich dorthin gestellt und deshalb bist du der Beste." In dem Fall, es gab tatsächlich niemand anderes, es wäre entweder ich gewesen oder der Kurs wäre ausgefallen. Ich habe mich nicht danach gedrängt.

Das hat mir seitdem immer wieder geholfen, wenn ich in Situationen hineingeführt wurde, wo ich gedacht habe, jemand anderes könnte die besser meistern. Ich bin nämlich keiner, der von Natur aus zu Überheblichkeit neigt, ich bin von Natur aus einer, der eher etwas schüchtern ist und eher abwartend ist, aber gelernt hat, damit gut umzugehen. Und ich brauche nicht vollkommen zu sein, denn wenn Gott gewollt hätte, dass jemand Besseres das macht, was ich mache, dann hätte er ihn oder sie in die Situation hineingestellt. Und genauso auch, wenn irgendjemand gesucht wird für etwas und dann denkt man sich ja manchmal, "der muss so und so sein", und dann sucht man nach dem oder der Idealen und nachher kommt gar niemand. Dann kann man davon ausgehen, Gott schickt dir sie oder ihn, und er oder sie ist genau der oder die Richtige, denn wenn es jemand Besseres gegeben hätte in der Situation, dann hätte Gott ihn oder sie auch geschickt.

Und manchmal wird man auch überrascht, dann kriegt man jemanden geschickt, wo man gedacht hat, hätte ja nicht besser kommen können. Und natürlich, manchmal muss man auch mal abwarten, man darf bei manchen Situationen nicht die erstbeste Entscheidung treffen, sondern manchmal gilt es abzuwarten, aber in mancherlei Situationen ist auch die erstbeste die beste Entscheidung. Das war die Perspektive Bhakti Yoga.

Raja Yoga

Zen Buddha Mönch Meditation Achtsamkeit.jpg

Karma Yoga sagt uns, das Leben hat Aufgaben, Schicksal ist eine Chance, wir wachsen, wir machen Erfahrungen, wir können einiges beitragen, und wir brauchen nicht vollkommen zu sein. Einiges aus dem Raja Yoga im Sinne von geschickter Umgang mit euren Ministern, Familienmitgliedern, inneren Anteilen, wie auch immer ihr das bezeichnen wollt, Nichtidentifikation, geschickt damit umgehen, euch nicht tyrannisieren lassen von einem, aber anerkennen, auch wenn ihr euch wehren müsst, ihr habt nur Gutes in euch von der Intention her. Von der Intention her heißt nicht, dass, wie es sich auswirkt, gut ist, und dass es gut ist für eure Gesundheit und die Gesundheit anderer, aber von der Intention her ist alles erst mal gut.

Und dieses Modell, Anteile in euch, Minister in euch, miteinander kommunizieren zu lassen, kann ein guter Ansatz sein. Den kann man ausweiten im Umgang mit anderen Menschen, anerkennen, dass auch andere alle gute Anteile haben, die manchmal nur komisch erscheinen, dass es gut ist, Herzensverbindung aufzunehmen mit anderen Menschen. Letztlich, indem man so mit sich umgeht, lernt man weniger Identifikation. Und letztlich geht es ja darum, uns wieder zu erfahren als das unsterbliche, ewige Bewusstsein. Und das fällt leichter, wenn ihr euch löst, als dass ihr versucht, gegen euch anzukämpfen.

Der Kampf gegen sich selbst, den kann man übrigens fast nie gewinnen. Druck erzeugt Gegendruck und gerade wenn man Leuten, die es gut meinen, vorwirft, sie meinen es böse, und man muss sie deshalb bekämpfen, schon weil sie es gut meinen und einen überzeugen wollen, dass sie es gut meinen, werden sie nicht nachgeben. Und dieses Raja Yoga Modell ist eine Weise, den Kampf zu beenden. Trotzdem ist das nicht so einfach. Man hat verschiedene Minister und stellt dann fest, der eine soll doch mal eine Weile nicht recht behalten und der setzt sich trotzdem zur Wehr. Es ist nicht immer ganz so leicht, wie ich gesagt habe. Nicht immer reicht das aus. Aber es ist ein zusätzlicher guter Ansatz.

Eine Hilfe ist auch, sich hinein zu versetzen in andere Menschen, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen, so entsteht auch Liebe und auch das ist das, was Spiritualität heißt, das Göttliche im anderen zu sehen, bedingungslose Liebe zu haben oder vielleicht auch erwartungslose Liebe oder eine Liebe, die mit eigenen Erwartungen und Bedingungen auch gleichmütiger umgehen kann. Wenn wir das dann noch ergänzen mit Praktiken, dann ist das Ganze ein schöner Weg, wobei ihr sehen könnt, was von diesem ganzheitlichen Weg zur Gelassenheit für euch hilfreich ist.

Hatha Yoga

Als Praktiken empfehle ich täglich Asanas und Pranayama. Mein Tipp wäre, macht mindestens eine Viertelstunde jeden Tag, macht das, wo ihr denkt, dass es für euch gut ist. Fortgeschrittenere machen mindestens eine Stunde am Tag alles zusammen, Asanas, Pranayama und Meditation. Die weniger Fortgeschrittenen jeden Tag etwas, z.B. eine Viertelstunde, und einmal die Woche etwas mehr, vielleicht einen wöchentlichen Yogakurs oder einmal die Woche mit einer CD oder DVD oder nach eigenem Gedächtnis oder Yogabuch.

Das ist so eine Art Grundhygiene, kann man sagen. So wie die Zähne jeden Tag Zähneputzen brauchen und die Haare für die meisten Kämmen brauchen, ihr kennt sicher noch andere hygienische Maßnahmen, die täglich sein müssen. So ähnlich ist es wie eine Art Geistes- und Prana- und Körperhygiene, jeden Tag etwas zu machen, was einem dort gut tut auf dem Gebiet Asanas, Pranayama, Meditation. Oder vielleicht habt ihr auch andere Sachen aus anderen Kontexten, die euch dort hilfreich sind. Und einige Sachen könnt ihr auch anwenden, wie Bauchatmung, Lampenfiebertransformation, Ärgertransformation, spielerisch mit Körperhaltungen experimentieren. Und besonders wichtig ist die Meditation.

Mittelfristig wird euch die Meditation gelassener machen, langfristig wird die Meditation zur Erleuchtung führen. Und wenn man die Erleuchtung hat und Einheitserfahrung hat, dann stellt sich nicht mehr die Frage: "Wie soll ich gelassen leben?" Das wird eine natürliche Swarupa, es geschieht einfach. Ein Buddha oder ein Swami Sivananda mussten nicht überlegen: "Wie bleibe ich gelassen im Alltag?" Sie waren es. Und die Gelassenheit im Alltag ist dann auch wieder in jedem Temperament etwas anders.

Krishna hat Gelassenheit definiert als: "Samatvam Yoga Ucyate. Yoga ist Gelassenheit." Und Patanjali sagt: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur." Und so ist es durchaus im Sinne der Gelassenheit und im Sinne des Ziels der Gelassenheit, wenn das gesamte Yogasystem abgehandelt wird unter dem Thema "Gelassenheit". Man kann das Yogasystem unter dem Gesichtspunkt Bewusstseinserweiterung abhandeln, man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt Hingabe, man kann es abhandeln unter dem Gesichtspunkt Energie und Erkenntnis.

Der spirituelle Weg - Aus der Sicht der Evolution bzw, Involution

Ein Artikel von Katyayani Ulbricht, veröffentlich im Yoga Vidya Journal Nr.31 - Herbst 2015

Der ganzheitliche Yoga nach Swami Sivananda lehrt die 6 Yogawege Hatha Yoga, Kundalini Yoga, Karma Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga und Jnana Yoga. Jeder einzelne Weg zeigt konkrete Schritte zur Selbstverwirklichung. Dennoch durchdringen sich die Yogawege, bedingen sich gegenseitig und gelangen so zu ihrer vollen Entfaltung.

Viele Menschen fühlen sich ganz oder zeitweise von einem Yogaweg besonders angezogen. Während sie tiefer und tiefer dort eintauchen, kommen die anderen Yogawege wie von selbst dazu – ob nun bewusst oder unbewusst. Man kann, je nach Herangehensweise, die einzelnen Wege systematisch beschreiten und integrieren. Die meisten Menschen finden über Hatha Yoga zum Yoga in seiner Ganzheit. Dies kann aus Sicht unserer Evolution und Involution erklärt werden.

Das schlafende Bewusstsein

Das schlafende Bewusstsein erwacht im Laufe der Evolution, offenbart sich mehr und mehr bis es letztlich befreit ist und als reines oder universelles Bewusstsein ganz aufgeht. Als Mensch geboren kommen wir auf der Erde an. Das Erdelement steht auch für Schwere, Trägheit, Starrheit, was evolutionär betrachtet den Steinen oder den Pflanzen entspricht.

Als Babys können wir anfangs nur impulsive, instinktive Bewegungen ausführen, ähnlich den Tieren (was auch dem Sinn Riechen zugeordnet wird). Später lernen wir koordinierte Bewegung, Sprache usw. Aber bis wir unseren Körper wirklich beherrschen, braucht es eine lange Zeit; für eine vollkommene Transzendenz vermutlich mehrere Inkarnationen. Hier sind wir anfangs hauptsächlich von Unwissenheit geprägt. Zum Beispiel lernen wir zunächst bestimmte Abläufe, zeitgemäßes Verhalten, Ansichten usw. von anderen Menschen und der Gesellschaft, in der Regel ohne dies zu hinterfragen. Wir funktionieren nahezu wie eine Maschine aus dem Überlebensdrang heraus gesteuert.Mit Yoga oder anderen spirituellen Übungswegen beginnt die Involution des Menschen.

Hatha und Kundalini Yoga

Hatha Yoga und Kundalini Yoga bewirken, den eigenen Körper zu erspüren, kennenzulernen. So entsteht ein tieferes eigenes Gewahrsein. Das führt zum Entdecken des Gemüts bzw. Geistes (im Englischen eindeutiger ausgedrückt: mind). Wir werden uns unserer Gedanken- und Verhaltensmuster mehr und mehr bewusst. Wir beginnen uns selbst im Gemüt zu fühlen.

So gehen wir bewusst in Beziehung zu uns selbst und in Resonanz mit anderen. Es entsteht eine bewusste Bewegung im Geist und im Gemüt. Vom Erdelement bewegen wir uns sozusagen geistig zum subtileren Wasserelement, was auch mit dem Sinn des Schmeckens verbunden ist. Wir nehmen wahr, was uns schmeckt und was nicht (Raga - Mögen und Dwesha - Nichtmögen) und auch unsere Bindung daran. Hier wirkt insbesondere Karma Yoga, das selbstlose Dienen für andere, für einen guten ethischen Zweck und letztlich für Gott, unterstützend.

Karma Yoga

Über Karma Yoga können wir unsere Anhaftungen an das, was wir mögen bzw. nicht mögen, unser Verlangen und unsere Abneigung überwinden. Unser Gemüt wird subtiler gemacht. Wir lernen unsere Sinne zu beherrschen. Es entsteht der innere Drang, aus dieser Gebundenheit, die sich in Leid äußert, auszubrechen und das Wissen darüber, was wirklich wert ist zu suchen. Bhakti Yoga fördert diesen Prozess ebenfalls und verwandelt den Drang und Wunsch aus dem Leid nach Glück in eine innere Sehnsucht nach Einheit. Wir geben unsere ganze Liebe und Hingabe in das Dienen hinein und es entsteht der echte Wunsch nach Befreiung.

Bhakti Yoga

Durch die Entwicklung und Praxis der Hingabe und des Darbringens von allem an das Göttliche oder Überbewusste können wir unser Gemüt, unseren Geist immer weiter sublimieren. Getrieben durch den Wunsch, uns vom Leid zu befreien und Freiheit zu erlangen, beginnen wir, uns aktiv zu bemühen. Dies entspricht der Feuerenergie und dem Sinn des Sehens. Wir entwickeln Enthusiasmus und Willensstärke, nutzen diese aktiv und sehen alles zunehmend mit dem Herzen.

Raja Yoga

Nun kommt Raja Yoga mehr und mehr ins Spiel mit aktiven Techniken, um unseren Geist (Gedanken, Emotionen, Psyche – also das Gemüt) zu beherrschen. Es geschieht ein Ausdünnen unserer mentalen Konditionierung. Wir bekommen mehr Verständnis, sehen klarer, zum Beispiel unsere Swarupa (eigene Wesensnatur) und unser Swadharma (eigene Pflicht, die aus der eigenen Wesensnatur entsteht). Bis hier handeln wir aus dem Leiden heraus. Die Motivation ist der Wunsch, dieses Leiden zu überwinden. Die meisten Menschen bewegen sich auf diesen Ebenen auf und ab bzw. hin und her.

Wissen - aus uns selbst heraus

Wenn wir Hatha Yoga, Karma Yoga, Bhakti Yoga und Raja Yoga ununterbrochen und stetig praktizieren, werden wir unser Wissen aus uns selbst heraus anreichern. Und auch wenn wir augenscheinlich mehrmals an den gleichen Punkt gelangen, dann mit erweitertem Blickwinkel und Wissen. Deshalb wird der spirituelle Weg oft durch eine Spirale symbolisiert.

Jnana Yoga

Wenn reines Wissen dämmert, dann erreichen wir einen Punkt, an dem reines Wissen aufzusteigen beginnt. Hier beginnt der Weg des Jnana Yoga. Ab hier sind wir im Gleichgewicht, in Gleichmut, denn wir haben unser Gemüt sublimiert. Dies ist gekennzeichnet durch einen Zustand völliger Nichtanhaftung, unkonditionierter Sicht, fester Verankerung in der Wahrheit. Das geht einher mit der Entstehung von wahrem Mitgefühl, universeller Liebe und Ananda (Wonne, unbedingte Freude).

Das erwachte universelle Bewusstsein wird sich selbst bewusst

Das Göttliche wird in allen und allem gesehen. Wie ein universelles Fühlen. (In der Entsprechung verbunden mit dem Luftelement und dem Sinn Fühlen.) Ab hier ist die Motivation nicht mehr Leid, sondern allein die Sehnsucht nach Einheit. Dieses nun schon weit erwachte Bewusstsein dehnt sich weiter aus (Entsprechung: Ätherelement, Raum, Hören). Die Sicht des Wirklichen wird gestärkt, die Sicht des Unwirklichen (Relativen, Vergänglichen) immer mehr geschwächt.

So kommen wir in das Bewusstsein reinen Seins (Sat). Das Wissen wird klarer und klarer und dehnt sich in den kosmischen Raum aus. Wir erfahren reines Wissen (Chid). Schließlich erreichen wir das vollständige Aufgehen im universellen Bewusstsein. Das universelle Bewusstsein wird sich aus sich selbst heraus bewusst, dass es universelles reines Bewusstsein ist.

Kein Grund zu Sorge - wir sind bereits das universelle Bewusstsein

Auch wenn wir auf den höheren Stufen angelangt sind, hören die anderen Yogawege nicht auf. Sie bedingen, durchdringen und entfalten sich gegenseitig. Wenn wir eine universelle Sichtweise einnehmen, gibt es diese zeitliche evolutionäre oder involutionäre Leiter gar nicht, denn letztlich gibt es nichts zu erreichen, da wir das universelle Bewusstsein bereits sind. So brauchst du dir keine Sorgen zu machen, falls dein Einstieg Jnana Yoga oder Raja Yoga ist und du vielleicht darüber zu Hatha Yoga, Karma Yoga und/oder Bhakti Yoga gelangst. Swami Sivananda betonte stets: Tue von allem etwas, von allem ein wenig, aber tue es regelmäßig und ununterbrochen. Das ist ganzheitlicher Yoga.

Ernährung und Spiritualität

Ein Artikel von Marjolein Grislo, aus dem Yoga Vidya Journal Nr.34 - Sommer 2017

Seit 2 Jahren beschäftige ich mich mit dem Einfluss, die Ernährung auf meine spirituelle Entwicklung hat. Immer besser spüre ich das Schwingungsniveau der Ernährung und fühle wie manche Nahrung eine sehr verdichtende oder toxische Auswirkung hat. Sie macht trüb, wo andere Nahrung mich leicht macht und öffnet.

Energie der Nahrungsmittel

Ich spüre auch oft die Energie, die manche Nahrungsmittel enthalten. Energie, die z.B. bei der Zubereitung auf die Nahrung übertragen wird, je nachdem, ob das Essen mit Liebe und Achtsamkeit zubereitet wird. Wenn die Nahrung eine schlechte Energie hat, bekomme ich oft allergische Reaktionen. Dann schwillt die Schleimhaut von Mund, Kehle und Rachen an oder ich bekomme Jucken und Verdauungsbeschwerden. Auch alte, verkochte, energielose Nahrung tut mir nicht gut. Je mehr ich mich dafür öffne, umso schneller bemerke ich, ob die Nahrung mir gut tut oder ob ich sie besser nicht essen sollte.

Früher als Kind war ich übergewichtig, aber seit ich mich mit Spiritualität und Nahrung auseinandersetze, ist das nicht mehr der Fall. Als Kind konnte ich immer essen, ich war immer hungrig, eine richtige Naschkatze. Das hat sich aber geändert, denn ich bemerke, je mehr Yoga ich mache und je mehr ich mich mit Spiritualität auseinandersetze desto weniger Nahrung benötige ich. Ich ernähre mich vegan und bin jetzt auch wieder auf dem Weg mehr Rohkost zu essen (ich war auch schon ein Jahr Rohkostlerin).

Essen als Ersatz für unerfüllte Bedürfnisse

Mir ist jetzt klar geworden, dass das Essen früher ein Ersatz für ein anderes unerfülltes Bedürfnis war (so wie bei vielen Menschen)- das Bedürfnis nach etwas Wesentlichem, etwas Tieferen. Ich hatte Hunger nach mehr, wusste aber nicht nach was. Spiritualität gibt mir diese Nahrung, füllt das Loch, stillt den Hunger. Essen ist nicht mehr so relevant und wird immer weniger relevant.

Wenn ich mich auf Grund äußerer Umstände (z.B. zu viel Arbeit) weniger mit Yoga und Spiritualität beschäftigen kann als ich möchte und mir gut tut, bemerke ich, dass ich aus dem Gleichgewicht gerate, wieder mehr Hunger habe und mehr esse. Ich bekomme wieder Lust auf Kaffee und auf Süssigkeiten, was ich sonst nicht mehr habe. Aber wenn ich das dann zu mir nehme, schmeckt es mir gar nicht, ich spucke es oft wieder aus. Denn es ist nicht die Nahrung, die ich brauche, die meine Seele braucht. Manchmal merke ich, dass ich hungrig bin, obwohl ich keine Lust habe auf Essen. Ich möchte dann gar nicht essen, aber doch ist da ein Gefühl von “Hunger”. Es ist aber ein “Hunger” nach etwas Wesentlichen, Tieferen. Ein Hunger nach seelischer Nahrung.

Nahrung für die Seele

Ich glaube, dass das für viele Menschen heutzutage genau so zutrifft wie für mich. Viele Menschen versuchen mit dem Essen ein Loch zu füllen. Aber da Essen nicht die richtige Nahrung ist, nicht die, nach der wir tief im Inneren suchen und die, die wir brauchen, sind wir nie satt. Der Hunger bleibt, was dazu führt, dass man weiter isst, obwohl es vielleicht gar nicht schmeckt. Aber da wir uns nicht bewusst sind, was wir wirklich brauchen, nämlich Nahrung für die Seele, machen wir so weiter, was leider oft zu körperlichen aber auch psychischen Beschwerden führt. Denn wenn wir uns nicht auf die richtige Art und Weise ernähren, ruft die Seele weiter nach “Nahrung”. Wir vernachlässigen uns selbst und tun uns selbst nichts Gutes, indem wir uns nicht die Zeit und Ruhe gönnen, auf unser Bauchgefühl, auf unser Herz zu hören und uns das geben, was wir brauchen.

Es ist in dieser Welt aber leider nicht einfach, sich den eigenen Gefühlen und inneren Wünschen zu öffnen, da die Gesellschaft heutzutage geprägt ist von Leistungsdruck, Karriere, Geld, Stress, Materialismus, usw. Gefühle kann man dabei weniger gut brauchen. Es macht vielen Menschen Angst sich den Gefühlen zu öffnen, Angst davor, was das alles auslösen kann. Viele haben sich absichtlich für ihre Gefühle verschlossen, damit sie bestehen bleiben können in dieser Gesellschaft und mitmachen können.

Und dementsprechend haben wir unsere Nahrung darauf eingerichtet; das heißt also viele Aufputschmittel wie Kaffee und Energiedrinks, Süßigkeiten, Fastfood, Tabak, Alkohol, usw. Nur damit wir allen Erwartungen entsprechen können, denn sonst ist es kaum möglich, alles zu schaffen, was von einem verlangt wird. Aber wenn du dich selbst liebst und dir und deiner Seele etwas Gutes tun willst und du dich traust, dann öffne dich deinem Herzen. Höre was es zu dir sagt und nähre es auf die richtige Art und Weise, mit seelischer Nahrung, damit dein inneres Loch gefüllt ist und du dich wohler fühlst im Körper und im Geist.

Seit mir bewusst ist, wonach mein Herz und meine Seele sich sehnen, habe ich mich dafür entschieden, von jetzt an nur noch den spirituellen Weg und den Yogaweg zu gehen. Denn ich möchte mich nur noch auf die für mich richtige Art und Weise ernähren. Ich möchte mir die Nahrung geben, die mein Geist und meine Seele brauchen: Liebe, Wärme, Positivität, anstatt mich voll zu stopfen mit “Füllmittel”.

Über die Autorin

Marjolein Grislo stammt aus dem Norden Hollands. Sie wurde in den letzten 4 Jahren quer durch Holland und Deutschland geführt und letztendlich zu Yoga Vidya an der Nordsee. Seit Februar 2017 leitet sie dort die Küche. Sie praktiziert seit 7 Jahren leidenschaftlich Yoga und beschäftigt sich seitdem auch mit Spiritualität und dem Einfluss, die Ernährung auf Körper, Geist und Seele hat. Sie ist immer wieder erstaunt über den Zusammenhang psychischer und körperlicher Blockaden und wie Yoga und die richtige Ernährung ihre spirituelle Entwicklung unterstützt.

Spiritualität – Quintessenz

Nach den vielen Infos zum Thema Spiritualität hier ein kurzes Video, in dem die wichtigsten Aspekte von Spiritualität, spirituelles Leben, spirituelle Praxis vom Yoga-Standpunkt aus zusammengefasst sind:


Siehe auch

Literatur

Seminare

Weblinks