Spiritualität

Aus Yogawiki
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Spiritualität (von spiritus = Geist) ist der Weg des geistigen Übens mit dem Ziel der Verbindung mit einer höheren Wirklichkeit (Gott, Transzendenz, inneres Glück).

Begriff

Ausprägungen der Spiritualität unterscheiden sich. Der Psychologe Rudolf Sponsel definiert Spiritualität als mehr oder minder bewusste Beschäftigung „mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der Welt und der Menschen und besonders der eigenen Existenz und der Selbstverwirklichung im Leben“. (Rudolf Sponsel: „Spiritualität – Eine psychologische Untersuchung“) So umfasst Spiritualität auch eine besondere, nicht notwendig im konfessionellen Sinne verstandene religiöse Lebenseinstellung eines Menschen, der sich auf das transzendente göttliche Sein konzentriert bzw. auf das Prinzip der transzendenten, nicht-personalen letzten Wahrheit oder höchsten Wirklichkeit.

Die Bedeutungsinhalte der Spiritualität hängen nach Untersuchungen von Büssing et al. (2006) vom weltanschaulichen Kontext ab, und beziehen sich immer auf eine immaterielle, nicht sinnlich fassbare Wirklichkeit (Gott, Wesenheiten, Kräfte), die dennoch erfahr- oder erahnbar ist (Erwachen, Einsicht, Erkennen) und die in der Lebensgestaltung orientiert. Zu unterscheiden sind hier eine suchende Haltung von einer glaubend annehmenden bzw. einer wissend erkennenden.

Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:(Arndt Büssing: VAS-Verlag für Akademische Schriften (2006)")

Religionen

Die Religionen brachten unterscheidbare spirituelle Strömungen hervor. Dies hat zunächst mit der verschiedenen Erfahrung, Beschreibung und Benennung der höheren Instanz oder Wirklichkeit in den religiösen Traditionen zu tun: Gott (im Islam: Allah), eine Gottheit, Tao, Brahman, Maha-Atman, Shunyata u.a. Vielfach ist eine Laienspiritualität aus einer klösterlichen oder mönchischen hervorgegangen, hat diese dann aber spezifisch umgeformt.

Die Ausprägung von Spiritualität ist immer individuell, da Lebens- und Erfahrungsgeschichte jeden spirituell lebenden Menschen prägen.

Christentum

Unter christlicher Spiritualität versteht man jene spezifische Form von Spiritualität, in deren Mittelpunkt die persönliche Beziehung zu Jesus Christus steht. Sie ist immer auch biblische Spiritualität und rückgebunden an urchristliche Praktiken. Dazu zählen je nach persönlich gelebter Frömmigkeit auch Askese und Mystik. Dabei weist sie über konfessionelle Grenzen und Besonderheiten hinaus. In der christlichen Spiritualität wird individuelle Vervollkommnung als nicht nur durch Techniken (Kontemplation, Lesen der Bibel, Gebet, Nächstenliebe, Exerzitien, Wallfahrt, Kirchenmusik) erreichbar angesehen, sondern insbesondere als Gnade erlebt. Christliche Spiritualität umfasst nicht nur religiöse Rituale, sondern drückt sich durch die Spiritualität im Alltag aus. Auch kleine Dinge können eine religiöse Bedeutung bekommen und so zur christlichen Umformung des Menschen beitragen.

Islam

Die fünf Grundpfeiler des Islam sind Gebete, rituelle Waschungen, Pilgerfahrt, Fasten und Almosen. Den Weg der Spiritualität finden wir insbesondere im Sufismus.

Buddhismus und Hinduismus

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Das spirituelle Ziel im Buddhismus und im Hinduismus ist die Erleuchtung (Moksha). Der Weg der Erleuchtung besteht im Wesentlichen aus Gedankenarbeit (die fünf Eigenschaften innerer Frieden, umfassende Liebe, Weisheit, Selbstdisziplin und inneres Glück üben) und Meditation. Dann kommt der Geist zur Ruhe, das innere Glück erwacht und der Mensch ruht in seiner wahren Natur (Patanjali Yogasutra).

Patanjali erklärt dazu in seinem Yogasutra, dass Yoga im Zentrum Beruhigung der Gedanken ist. Inneres Glück entsteht durch den Dreischritt aus Konzentration, Meditation und Samadhi. Erst bringt man durch Konzentration seine Gedanken bewusst zur Ruhe. Dann beobachtet man die Gedanken nur, läßt sie frei fließen und sich von selbst im Laufe der Zeit weiter beruhigen. Irgendwann gibt es einen inneren Umschwung und man ist im Glück. Der Mensch ruht in Brahman, im Sat Chit Ananda (Sein-Einheitsbewusstsein-Glückseligkeit).

Eine große Gefahr auf dem spirituellen Weg ist das formale Üben, bei dem man leere Rituale praktiziert, die einen spirituell nicht wirklich voranbringen. Buddha wandte sich gegen diese Form des spirituellen Übens. Er riet den Brahmanen statt äußerlich perfekter Rituale lieber die Erleuchtung (Vereinigung mit Brahma) zu verwirklichen. Ohne eine eigene Erleuchtungserfahrung (Brahma von Angesicht sehen) blieben alle ihre spirituellen Unterweisungen nur leeres Gerede.

Dabei könne einem nur jemand helfen, der das spirituelle Ziel bereits kennt. Deshalb heben der tibetische Buddhismus und der hinduistische Yoga (Swami Sivananda, Amritanandamayi, Mutter Meera) die Bedeutung eines erleuchteten Meisters hervor. (Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis, Seite 58.) Andererseits gibt es gerade im Hinduismus und manchmal auch im tibetischen Buddhismus kritikwürdige Gurus. Der Dalai Lama empfiehlt deshalb jeden Meister genau zu prüfen, bevor man sich auf den Weg mit ihm begibt. (Dalai Lama: Dzogchen. Seite 40.)

Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege

(Artikel von Sukadev Bretz, erschienen im Yoga Vidya Journal März 2011)

Auch wenn es viele Wege nach Rom gibt – wenn man Rom als Symbol für Erleuchtung bezeichnet – führen nicht alle Wege nach Rom, zumindest nicht kurzfristig. Langfristig ja, weil wir uns so lange inkarnieren, bis wir die Selbstverwirklichung erreichen. Es ist gar nicht möglich, die Selbstverwirklichung nicht zu erreichen. Aber es gibt Wege, die dorthin führen und andere nicht. Es gibt sattwige, rajasige und tamasige Wege.

Tamasige spirituelle Wege

Die tamasigen Wege sind gewaltsam, fanatisch oder auch selbstzerstörerisch. Alle paar Jahre gibt es eine Sekte, die ihre Anhänger zu kollektivem Selbstmord aufruft, in der Kinder missbraucht werden oder Teufelsanbeterei praktiziert. Das hat mit Religion wenig zu tun. Aber es gibt auch echte Satanismuskulte, die meinen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden.

Rajasige spirituelle Wege

Dann gibt es rajasige Wege, die glauben, sie sind die Einzigen, die Schnellsten oder die Besten. Dazu noch eine kleine Einschränkung: In der heutigen Gesellschaft haben viele Suchende eine Vata-Störung, d.h. viele Menschen wollen sich nirgendwo festlegen oder hundert Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen, aber niemals tief. Und so wollen viele Meister ihre Schüler etwas mehr inspirieren, indem sie sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Wenn man den Vorträgen mancher Meister zuhört, kann man denken, dass sie etwas rajasig und eingebildet sind. Da muss man schauen, ob das auch im Alltag zutrifft. Wie gehen sie mit anderen Meistern um? Ich werde nie einen Besuch in einem indischen Ashram vergessen. Der Lehrer kam herein und so richtig indisch haben sich alle vor ihm verbeugt. Er wurde dort sehr verehrt. Mir wurde etwas mulmig dabei. In der Sivananda Tradition ist das erheblich weniger. Auch wenn es manchmal Videos gibt, wo Swami Sivananda sehr verehrt wird. Aber im Ashram haben sie mir gesagt, dass das nur als Ausnahme an Guru Purnima vorkam oder in den letzten Jahren, als Swami Sivananda nicht mehr die Kraft hatte, sich dagegen zu wehren. Normalerweise hat er sich sehr gegen Guru-Verehrung gewehrt. Und Swami Vishnu sowieso. Aber in diesem indischen Ashram war ein Lehrer, der verehrt wurde und über den dann noch großartige Lobreden gehalten wurden. Danach wurde ein anderer Meister vorgestellt, der das erste Mal in diesem Ashram war und aus einer ganz anderen Tradition kam. Jetzt wurde dieser über alle Massen gelobt, verehrt und auf die Bühne gestellt. Jetzt war plötzlich er der Größte. Das war also einfach der Hang der Inder zur Übertreibung, wie so oft bei südländischen Völkern. Sie waren nicht fanatisch, sondern einfach überschwänglich. Westler missverstehen das häufig und nehmen es wörtlich, so dass aus einer ursprünglich sehr weiten Spiritualität plötzlich etwas Fanatisches wird.

Sattwige spirituelle Wege

Sattwige spirituelle Wege führen zur Erleuchtung, geben keine falschen Versprechen, gehen respektvoll mit anderen Traditionen um und überfordern das Individuum nicht. Sie ermöglichen die Entfaltung des Indidividuums auf dem Weg zur Erleuchtung.

Videos

Siehe auch

Weblinks