Spießbürgertum

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Spießbürgertum - was ist das? Wie geht man damit um? Spießbürgertum ist zum einen die Gesamtheit der Spießbürger, zum zweiten das Wesen, die Art des Spießbürgers. Ursprünglich bedeutete Spießbürger der Bürger einer Stadt, der mit einem Spieß bewaffnet, die Stadt verteidigt. Spießbürger waren Fußsoldaten, die insbesondere im Straßenkampf die Stadt verteidigen sollten, oder auch die einpreschende Reiterei des Feindes blockieren sollte. Spießbürgertum war also die Infanterie der freien Städte. Die Spießbürger waren häufig organisiert in Zünften und Gilden, die über die Geordnetheit der Lebensverhältnisse, die Tugendhaftigkeit ihrer Mitglieder wachte - und ihnen in Krankheit und Unglück beistanden.

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So hieß Spießbürgertum ein relativ gut abgesichertes Leben mit verhältnismäßig weniger Gefahren und Abenteuer als es Angehörige anderer Schichten hatten. Spießbürger sein hieß also geregelte Lebensverhältnisse ohne Extreme, aber mit guter Arbeitsmoral, Fleiß und Sauberkeit.

Spießbürgertum - Leben im Mittelmaß und in geregelten Verhältnissen

Diese Art von Spießbürgertum ist ein Leben im Mittelmaß, ein Mittelweg. Man kann das als "die goldene Mitte" bezeichnen - oder als "fauler Kompromiss". Für Menschen, die intensiver leben wollen, ist Spießbürgertum eine Art zu leben, die sie überhaupt nicht mögen. In Hermann Hesses Steppenwolf hat die Hauptperson Harry Haller ein zwiespältiges Verhältnis zum Spießbürgertum: Zum einen weiß er, dass er da überhaupt nicht dazugehört, dass er ein intensiveres, gefährlicheres, ekstatischeres Leben führen will und muss. Auf der anderen Seite hat er doch immer wieder Sehnsucht nach dieser kleinbürgerlichen Welt des Spießbürgertums. Letztlich landen die meisten Menschen, die es sich leisten können und die keine größeren Katastrophen in ihrem Leben zu verzeichnen haben, irgendwann beim Spießbürgertum, das sie als junger Mensch so eifrig abgelehnt haben.

Videovortrag zum Thema Spießbürgertum

Sukadev zum Thema Schattenseiten, Laster, Untugenden

Sukadev - ein spiritueller Lehrer in der Moderne

Vielleicht siehst du in einem anderen Menschen Spießbürgertum. Jemand hat ein geregeltes Leben. Jeden Tag steht er zur gleichen Zeit auf. Er macht seinen Job von 9-17.00 Uhr, am Wochenende macht er vorhersehbare Dinge. Ein- oder zweimal im Jahr macht er Urlaub immer am gleichen Ort und macht alles in Maßen, alles in Ruhe, alles ordentlich. Dich mag das nerven. Du magst dieses Spießbürgertum überhaupt nicht.

Warum aber solltest du Menschen verurteilen, die ein etwas behäbigeres Leben, also ein spießbürgerliches Leben, führen? Vielleicht bist du der Rebell. Vielleicht bist du ja derjenige, der gerne Unruhe hineinbringt. Vielleicht bist du der kreative Chaot. Das ist toll, das ist großartig. Die Gesellschaft braucht zu ihrem Vorankommen die kreativen Chaoten. Aber wenn andere ein ordentliches und geregeltes Leben führen wollen, dann ist das auch gut und wichtig. Freue dich mit ihnen und lasse sie so, wie sie sind. Es braucht Menschen, die die Gesellschaft aufrechterhalten indem sie verlässlich sind. Die ruhigeren, bedächtigeren, gemütlicheren Mitmenschen sind so wichtig, dass es geordnete Verhältnisse gibt.

Die Mehrheit der Menschen will langfristig Spießbürger sein: Sie wollen ihr Haus, ihren Garten, ihre Kinder, ihren geregelten Tagesablauf, ihre Sicherheit haben. Sie brauchen eine gewisse Wertschätzung. Sie wollen, dass das Leben nicht zu kompliziert ist. Man kann sogar sagen: Die Mehrheit der Menschen will langfristig spießbürglich sein. Die 15 bis 29-Jährigen sind gerne die Rebellen. Aber je älter die Menschen werden, desto eher werden sie zu Spießbürgern. Vielleicht bist du da die Ausnahme. Vielleicht regst du dich deshalb über die Spießbürger auf. Man kann auch mit 40, 50 60 Jahren weiter Rebell sein, ein revolutionärer, kreativer Chaot. Aber wertschätze auch die anderen für das, was sie sind. Vielleicht schätzen sie ja auch dich dafür, was du bist.

In folgendem Vortragsvideo spricht Sukadev Bretz über das Spießbürgertum - seine positiven und negativen Aspekte - und warum die meisten Menschen im Lauf der Jahre zu einer Art Spießbürgern werden oder werden wollen.

Spirituelles Spießbürgertum

Spirituelles Spießbürgertum. Ein Eintrag im Yoga Vidya Lexikon der Tugenden und der spirituellen Ethik. Sukadev!

Swami Vimalananda in Samadhi Hall. Gott sei Dank gibt es viele spirituelle Lehrer die einen wachrütteln können.

Geschichte des Begriffs Spießbürgertum

Spirituelles Spießbürgertum, was soll das sein? Spießbürgertum. Zunächst einmal, was ist Spießbürgertum? Ich habe auch schon mal einen anderen Vortrag gegeben, Umgang mit dem Spießbürgertum anderer. Hier: Siehe weiter oben. Es hängt so ein bisschen mit der Geschichte zusammen. In früheren Zeiten gab es die Bürgerwehren in den großen Städten. Und in diese Bürgerwehren kamen dann Menschen hinein, die, wie kann man sagen, die gut Bürgerlich waren. Da durfte nicht jeder rein. Und dann gab es eben insbesondere solche, die hatten mehr Aufgaben, die hatten auch eine besser Rüstung und dann gab es die Spießbürger, die hatten nur einen Spieß. Das waren mehr die Handwerker, z.T. die Kaufmannsfamilien, die konnte jetzt nicht mit Schwert usw. kämpfen oder mit Pfeil und Bogen oder mit Gewehren, die hatten einfach nur einen Spieß. D.h. sie waren jetzt nicht wirklich wehrhaft, aber trotzdem, sie hatten einen Spieß und konnten dann so für die Verteidigung mit ein stehen.

Und diese Spießbürger waren dann eben auch solche, die gut bürgerlich waren, ein geregeltes Dasein hatten. Um 18hundert gab es in Deutschland eine Studentenbewegung, die sogenannte Sturm und Drangzeit Ende des 18ten Jahrhunderts. Oder dann auch Anfang des 20ten Jahrhunderts, wo die Werte von Demokratie und Einheit kamen, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Und da waren die Studenten, die wollten das durchsetzen, und die wollten auch aufbegehren gegen die Gutbürgerlichkeit, gegen dieses Spießbürgertum.

Einem Gutbürger ging es weniger darum, die Gesellschaft voran zu bringen, sich um Gerechtigkeit zu bemühen, um Gleichheit und Brüderlichkeit, sondern Hauptsache man hatte ein geregeltes Dasein, man hat seine Vierwände - die Biedermeierzeit, die Ausdruck des Spießbürger. Und man hat es schön. „My home is my castle“ würde man heute sagen. Mein zu Hause ist meine Burg, was geht mich der Rest an. Das ist Spießbürgerlichkeit. Spießbürger – Was ist jetzt spirituelle Spießbürgerlichkeit? Spirituelles Spießbürgerlichkeit würde man sagen, man macht aus seiner Spiritualität eine Art Lebensstil und man setzt sich nicht stark dafür ein, dass die Welt ein besserer Ort wird, und man arbeitet auch nicht mehr wirklich daran, sich spirituell zu entwickeln.

Spirituelles Spießbürgertum

Spirituelles Spießbürgertum würde heißen, man hat sein Maß von spiritueller Praxis gefunden, die irgendwo einem gut tut. Man meditiert zu geregelten Zeiten, man macht seine Yogaübungen zu geregelten Zeiten, man geht zu Yogastunden zu geregelten Zeiten, vielleicht geht man zum Yoga Vidya Ashram für Yogaferien, einem Yogaseminar, als Individualgast und irgendwo tut es einem gut. Man macht das, es tut einem gut, man lebt relativ gesund, man führt irgendwo ein ethisches Leben, man vermeidet mindestens grobe ethische Fehler. Man lebt weites gehend vegetarisch, vielleicht auch vegan. Man verzichtet auf Dinge, die ungesund sind und hat ein geregeltes Leben. Klingt doch gut, oder?

Ja, es ist ein harmonisches Leben, aber man muss aufpassen. Der Mensch ist nicht nur dafür da, ein geregeltes, gesundes Leben, irgendwo gleichgewichtiges Leben zu haben im Mittelmaß. Spirituelles Spießbürgertum heißt immer, leben im Mittelmaß. Sondern es geht darum, sich zu transformieren. Es geht darum, sein wahres Selbst zu erfahren. Es geht darum, aus der Bequemlichkeitszone heraus zu kommen. Und das ist eben auch charakteristisch für spirituelles Spießbürgertum – Bequemlichkeit.

Bequemlichkeit als Tugend des Spießbürgertums

Wenn Du merkst, ja ich bin etwas im spirituellen Spießbürgertum befallen, dann überlege, was kannst Du tun. Eines was Du tun kannst, intensiviere Deine spirituellen Praktiken. Vielleicht mache mal einen Intensivkurs mit, wo Du weißt, es wird Dir nicht leicht fallen.

Zweite Möglichkeit: Überlege, an was kannst Du bei Dir arbeiten? Willst Du vielleicht mehr Mut entwickeln? Willst Du vielleicht mehr Einfühlungsvermögen entwickeln? Willst Du mehr Gelassenheit entwickeln? Willst Du mehr Ruhe des Geistes entwickeln? Willst Du also eine Tugend entwickeln? So kommst Du aus Deiner Bequemlichkeitszone heraus.

Oder fass‘ Dir einen Vorsatz, der nicht so einfach ist. Oder engagiere Dich für etwas – und zwar mehr was bequem und angenehm ist. Mach‘ mal etwas mehr. Gehe aus der Bequemlichkeitszone heraus. Mache etwas, was Dir nicht so leicht fällt. Natürlich kann man auch sagen, das Leben selbst holt Dich aus der Bequemlichkeitszone heraus. Du kannst auch einfach nur beten. „Bitte lieber Gott, hilf mir, dass ich wachse. Bitte, liebes kosmisches Bewusstsein, führe mich in Situationen, in denen ich richtig wachsen kann. Gottes Segen und Gnade wird Dich aus der Bequemlichkeitszone heraus holen. Aber beschwere Dich dann nicht.

In diesem Sinne, Karma hat die Aufgabe, Dich aus dem spirituellen Spießbürgertum heraus zu holen. Der Guru, der spirituelle Lehrer, hat diese Aufgabe. Spirituelles Leben heißt nicht nur Bequemlichkeit. Spirituelles Leben heißt Transformation. Spirituelles Leben heißt aus der spirituellen Bequemlichkeit heraus zu kommen. Spirituelles Leben heißt, Körper und Geist zu transformieren, Dich zu erfahren als Eins mit Allen.

Das waren ein paar Gedanken zum Thema „Spirituelles Spießbürgertum“. Ein Eintrag im Yoga-Vidya Lexikon der Tugenden; www.yoga-vidya.de.

Spießbürgertum in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Joseph Wright, Maler: Alchemist, Stein der Weisen und Essenz des Lebens

Spießbürgertum gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Spießbürgertum - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Spießbürgertum sind zum Beispiel Kleinkariertheit, Kleinlichkeit, Pingeligkeit,, Gründlichkeit, Präzision, Ehrgeiz, Spitzfindigkeit .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Spießbürgertum - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Spießbürgertum sind zum Beispiel Großzügigkeit, Weitherzigkeit, Toleranz, Weite, Oberflächlichkeit, Ungenauigkeit, Gleichgültigkeit, Stumpfsinnigkeit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Spießbürgertum, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Spießbürgertum, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Spießbürgertum stehen:

Eigenschaftsgruppe

Spießbürgertum kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Spießbürgertum sind zum Beispiel das Adjektiv spießbürgerlich , sowie das Substantiv Spießbürger.

Wer Spießbürgertum hat, der ist spießbürgerlich beziehungsweise ein Spießbürger.

Siehe auch

Entwicklung von Positivem Denken Yoga Vidya Seminare

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