Shraddha

Aus Yogawiki

Shraddha (Sanskrit: श्रद्धा śraddhā f.) 1. Glaube, Vertrauen, Treu, vertrauend, treu, Lust, Appetit nach. In den Veden verkörpert und in ein paar Hymnen gepriesen. 2. Die Fünfte der sechsfachen Tugenden Shatsampat eines spirituellen Aspiranten. Die fünf weiteren Tugenden des Shatsampat sind: Shama (Gleichmut), Dama (Kontrolle), Uparati (Vermeiden), Titiksha (Duldungskraft) und Samadhana (Harmonie). 3. Shraddha ist auch die Tochter des Weisen Daksha, die Frauvon Dharma und als die Mutter von Kamadeva, dem Gott der Liebe, bekannt.

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Worte von Swami Sivananda

Zitat aus der "Göttlichen Erkenntnis"

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"Shraddha ist festes Vertrauen in die Worte des Gurus, die Aussagen der vedantischen Schriften und, vor allem, in sich selbst. Das ist nicht blinder Glaube. Er baut auf genauem Überlegen, Offensichtlichkeit und Erfahrung. Nur dann kann der Glaube dauerhaft sein. Nur dann kann der Glaube vollkommen und unerschütterlich sein. Abergläubisches Glauben und Glauben in bloße religiöse Traditionen oder soziale Gebräuche können einem Menschen nicht in seinem spirituellen Vorankommen helfen. Der Geist wird immer ruhelos sein. Verschiedene Zweifel werden ab und an auftauchen. Sektierer zwingen ihren Glauben anderen auf, versuchen sie zu konvertieren und sie ihrer Herde einzugliedern, um deren Zahl zu vergrößern. Der neue Konvertit findet keinen wirklichen Trost in dem neu erworbenen Glauben. Dann geht er zu einem anderen Glauben oder Sampradaya. Shraddha ist die wichtigste Voraussetzung. Ohne Shraddha ist kein spiritueller Fortschritt möglich. Aus Shraddha kommt Nishta, einpünktige Hingabe, und aus Nishta kommt Selbstverwirklichung. Wenn der Glaube wankelmütig ist, wird er bald absterben, und der Aspirant wird hilflos hin und her geschleudert."

Sukadev über Shraddha

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Shraddha

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Shraddha ist zum einen ein wichtiger Aspekt im Yoga, auch ein wichtiger Aspekt im Leben, aber im Yoga gibt es keinen blinden Glauben. Die großen Yogameister sagen immer, du brauchst zunächst an nichts zu glauben, aber halte Vieles für möglich. Und dann probiere es aus. Und wenn du Yoga übst, wenn du Meditation übst, wenn du den spirituellen Weg mit offenen Augen gehst, dann wirst du Erfahrungen machen. Und die Erfahrungen werden dann zu deinem Vertrauen führen.Das ist also anders als in vielen Religionen, wo es darum geht, einfach etwas zu glauben, einfach, weil es gesagt wird, und wenn man glaubt, dann kommt man vielleicht in den Himmel. Im Yoga ist es wie im Buddhismus oder im Taoismus, wo es heißt, dass du an nichts glauben musst. Fange erst einmal an. Praktiziere, und wenn du praktizierst, kommst du zu Erfahrungen. Und auch, was du praktizierst, kannst du auf unterschiedliche Weisen deuten.

Auf einer anderen Ebene gilt aber, dass Shraddha schon auch wichtig ist. Menschen, die an nichts glauben und kein Vertrauen haben, die sind dann sehr schnell erschüttert. Heutzutage haben viele Menschen keine feste Grundlage für ihr Dasein, und deshalb kommen sie leicht in Stress. Leben ist nun mal etwas Unsicheres, Leben ist nun mal so, dass es mal schöner ist, mal weniger schön, Dinge kommen, Dinge vergehen, und es gibt so viele Veränderungen. Es ist gut, einen gewisses Shraddha zu haben, ein gewisses Vertrauen zu haben - Vertrauen basierend auf Erfahrung, auf einer bestimmten Erkenntnis.

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Und es ist gut, dir selbst bewusst zu werden: "Was sind meine festen Vertrauenssätze? Woran glaube ich?" Und bei diesen dann zu bleiben. Vertrauen ist so das Gegenteil von Zweifel. Es ist gut, auch skeptisch zu sein, es ist gut, auch Zweifel zu haben, man soll eben Autoritäten nicht einfach so glauben und es ist gut, sich selbst auch öfters mal in Frage zu stellen. Es zeugt von einem gesunden Selbstvertrauen, einem gesunden Selbstwertgefühl, wenn man zwischendurch über sich selbst lachen kann und sich selbst Fehler zugestehen kann. Und das ist eine andere Art von Vertrauen, als wenn man jede Kritik gleich abwehrt, wenn man sagt: "So ist es halt."

Shraddha ist also in vielerlei Hinsicht eine komplexe Angelegenheit. Du kannst überlegen, letztlich, was sind deine Vertrauenssätze. Im Yoga gibt es einige Grundvertrauenssätze. Die heißen zunächst mal: Es gibt eine höhere Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist erfahrbar. Und das Ziel des Lebens ist es, diese höhere Wirklichkeit zu erfahren. Es gibt Praktiken, um diese höhere Wirklichkeit zu erfahren, sie zu erkennen, sie zu verwirklichen. Diese Praktiken wurden seit Jahrhunderten und seit Jahrtausenden gelehrt. Menschen haben seit Jahrhunderten und seit Jahrtausenden mittels dieser Praktiken die höchste Verwirklichung erreicht. Auch du kannst diese Praktiken üben. Auch du kannst die höchste Wirklichkeit erfahren und erreichen. Und wenn du die Praktiken gut kennst, wirst du sie erreichen. Und der Weg dorthin ist auch ein schöner.

Es stimmt zwar nicht ganz, dass der Weg das Ziel ist, aber das Schöne ist, wenn du das Ziel hast, die höchsten Verwirklichung zu erreichen, dann ist auch der Weg dorthin schön. Das sind alles einige der Shraddhas, denen du vertrauen kannst. Wenn du dann nach guter Prüfung und nach gutem Überlegen jemanden als deinen Lehrer anerkennst, dann gilt es auch wieder, Shraddha zu haben. Du kannst sagen: "Ja, ich vertraue darauf, dass der Lehrer mich schon gut unterrichtet. Ich vertraue auch auf mich selbst, ich vertraue, dass ich selbst eine Unterscheidungskraft habe zwischen dem, was vielleicht der Lehrer aus der höchsten Wirklichkeit sagt und dem, was er nur aus einer Laune heraus sagt und was vielleicht menschlich unvollkommen ist. Ich habe Vertrauen, dass ich unterscheiden kann bei den Schriften."

Das sind also verschiedene Arten von Vertrauen. Und du kannst dir jetzt vielleicht selbst überlegen, was ist dein Shraddha, was ist dein Vertrauen. Und manchmal hilft es auch, wenn du nicht wirklich so ein Urvertrauen hast. Du kannst sagen: "Im nächsten Jahr werde ich Yoga so leben, als ob es eine höchste Wahrheit gibt. Ich werde für ein Jahr lang so praktizieren, als ob es die höchste Wahrheit gibt. Für ein Jahr werde ich meinem Meister folgen, als ob er tatsächlich ein Meister ist. Und ein Jahr lang werde ich es ausprobieren. Am Ende des Jahres werde ich schauen: "Was ergibt sich daraus." Das ist eine Form von Shraddha.

Shraddha gehört auch zu den sechs Shatsampat, also den sechs großen Reichtümern. Und diese sechs Shatsampat, diese sechs Reichtümer oder diese sechs großen Schätze, sind Teil des Sadhana Chatushtaya, der Vierheit des Sadhanas. Sadhana Chatushtaya besteht aus Viveka – Unterscheidungskraft, Vairagya – Nicht-Anhaften, Shatsampat – die sechs edlen Tugenden der Gleichmut, und Mumukshutva – intensiver Wunsch nach Befreiung. Shatsampat besteht aus sechs: Shama – geistige Kontrolle, Dama – Sinneskontrolle, Uparati – Meiden des Unguten, Titiksha – Duldungskraft, etwas aushalten können, und fünftens Shraddha – Vertrauen, und sechsten ist dann Samadhana, die Gelassenheit, die kommt, wenn du die anderen fünf Shatsampats übst.

Es ist wichtig, in allem im Leben ein gewisses Grundvertrauen zu haben. Und nochmals die Anregung, überlege dir selbst, was sind deine Grundglaubenssätze, die du für wahr halten willst? Worauf vertraust du? Was ist die Grundlage deines Seins?

Der dreifache Glaube und seine Betätigung - Om, Tat, Sat

Ausschnitt aus dem Buch "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Eine Übersetzung der Bhagavadgita von Paul Deussen. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911.

Krishna und Arjuna, Szene aus der Bhagavad Gita

Arjuna sprach:

1. (1427.) Wie aber steht es mit denen, oh Krishna, welche zwar die Vorschrift des Gesetzes von sich werfen, aber im Glauben Verehrung üben? Auf welchem Boden stehen sie, auf dem des Sattvam, des Rajas oder des Tamas?

Der Heilige sprach:

2. (1428.) Dreifach ist der Glaube der Verkörperten, wie er aus ihrer Naturbeschaffenheit entspringt: Er ist sattva-artig, rajas-artig und tamas-artig, darüber vernimm.
3. (1429.) Der Glaube, oh Bharata, ist bei einem jeden seiner Wesenheit entsprechend; aus Glaube besteht der Mensch, wie einer glaubt, so ist er.
4. (1430.) Die Sattva-artigen verehren die Götter, die rajas-artigen die Halbgötter und Dämonen, die übrigen aber, die tamas-artigen Menschen, verehren die Geister und die Gespensterscharen.
5. (1431.) Diejenigen Menschen, welche eine furchtbare, aber nicht vom Gesetz vorgeschriebene Askese üben und dabei behaftet mit Heuchelei und Selbstsucht und von Lust, Leidenschaft und Gewalttätigkeit erfüllt sind,
6. (1432.) diese Törichten quälen nur die im Leibe versammelte Schar der Elemente und mich, der ich in ihrem Leibe weile; deren Entschließung, das sollst du wissen, ist eine dämonische.
7. (1433.) Dreifach aber ist auch die Nahrung, die jedem lieb ist, und ebenso sein Opfer, seine Askese und sein Schenken. Vernimm, was deren Unterschied ist.
8. (1434.) Die Nahrungsmittel, die das Leben, Tüchtigkeit, Kraft, Gesundheit, Lust und Behagen vermehren, und welche als saftreich, ölig oder fest das Herz stärken, die werden von sattvahaften Menschen geliebt.
9. (1435.) Die Nahrungsmittel, die einen stechenden, sauren, salzigen, erhitzenden, scharfen, rauhen und brennenden Geschmack haben, sind bei rajashaften Menschen beliebt und veranlassen Schmerz, Beschwerde und Krankheit.
10. (1436.) Abgestandene, schal gewordene, übelriechende, übertägige, übrig gelassene und nichtopferwürdige Speisen werden von den tamashaften Menschen geliebt.
11. (1437.) Ein Opfer, welches im Hinblick auf die Vorschrift dargebracht wird von solchen, welche nicht nach Lohn verlangen, sondern sich dazu entschließen, weil man eben opfern muss, ein solches Opfer ist sattvahaft.
12. (1438.) Ein Opfer hingegen, welches mit Absicht auf den Lohn oder aus Heuchelei dargebracht wird, ein solches Opfer, oh Bester der Bharatas, ist rajashaft.
13. (1439.) Ein Opfer, welches nicht vorschriftsmäßig, ohne Spenden von Speise, ohne Vedasprüche, ohne Opferlohn und ohne Glauben daran dargebracht wird, ein solches Opfer nennt man tamashaft.
14. (1440.) Verehrung der Götter, Brahmanen, Lehrer und Weisen, Reinheit, Geradheit, Keuschheit und Nicht-Schädigung, diese bilden die Askese des Leibes.
15. (1441.) Eine nicht Aufregung veranlassende, wahrhafte, freundliche und heilsame Rede, sowie die Betreibung des Vedastudiums, diese bilden die Askese der Rede.
16. (1442.) Heiterkeit des Gemütes, Milde, Schweigen, Selbstbeherrschung, Reinheit des Herzens, diese bilden die Askese des Geistes.
17. (1443.) Diese dreifache, aus höchster Gläubigkeit geübte Askese, wenn sie von Menschen ohne Verlangen nach Lohn und mit Hingebung geübt wird, nennt man sattvahafte Askese.
18. (1444.) Eine Askese, welche um der Hochschätzung, Bewunderung und Verehrung willen mit Heuchelei geübt wird, eine solche heißt rajashaft, ist wankelmütig und unbeständig.
19. (1445.) Eine Askese, welche aus verblendeter Entschließung die Selbstqual unternimmt, oder auch um einen andern zu überbieten, eine solche heißt tamashaft.
20. (1446.) Eine Gabe, welche in dem Bewusstsein, dass man geben muss, am rechten Ort zur rechten Zeit der rechten Person, ohne dass sie es vergelten kann, erwiesen wird, eine solche Gabe heißt sattvahaft.
21. (1447.) Hingegen eine Gabe, welche um einer Gegenleistung willen oder im Hinblick auf einen Lohn mit Widerstreben geschenkt wird, eine solche Gabe heißt rajashaft.
22. (1448.) Eine Gabe, welche am unrechten Orte zur unrechten Zeit der unrechten Person mit Geringschätzung oder Verachtung dargeboten wird, eine solche Gabe heißt tamashaft.
23. (1449.) Om, Tat, Sat (Om, Dieses, das Seiende), das gilt als die dreifache Bezeichnung des Brahman, und kraft dieser wurden in der Vorzeit die Brahmanen, Veden und Opfer in ihre Stellung eingesetzt.
24. (1450.) Darum werden die vorgeschriebenen Übungen von Opfer, Gabe und Askese allezeit von Bekennern des Brahman damit begonnen, dass sie den Laut Om aussprechen.
25. (1451.) Tat (dieses Brahman), mit diesem Worte werden ohne Absicht auf Lohn die mannigfachen Verrichtungen von Opfer, Askese und Gaben von solchen dargebracht, welche nach Erlösung verlangen.
26. (1452.) Das Wort Sat (das Seiende) wird gebraucht, um die Realität und die Güte [des Brahman] zu bezeichnen, und so wendet man, oh Prithasohn, das Wort Sat auch auf eine rühmliche Handlung an.
27. (1453.) Sat heißt auch die Beharrlichkeit in Opfer, Askese und Gaben, und so wird auch das um ihrer willen unternommene Werk als Sat (seiend, gut) bezeichnet.
28. (1454.) Was aber an Opfer, Gaben, Askese und Werken ohne Glauben dargebracht wird, das, oh Sohn der Pritha, heißt Asat (nicht seiend, nicht gut) und ist nichtig sowohl nach dem Tode als auch schon hier.

So lautet in der Bhagavadgita die dreifache Einteilung des Glaubens (Shraddha - Traya - Vibhaga - Yoga).

Siehe auch

Literatur

Seminare

Bhakti Yoga

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Indische Schriften

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