Shaktismus

Aus Yogawiki

Shaktismus: religiöse Weltanschauung, bei der Shakti als höchste Göttin verehrt wird; eine der drei Hauptrichtungen des Hinduismus. Ihre Anhänger werden Shakta genannt.

Shakti nach der Verehrung

Mutterherrschaft (Matrilatry) - Erläuterungen von Dr. T.M.P. Mahadevan

Auszug aus dem Buch „Tantra Yoga, Nada Yoga and Kriya Yoga“ von Swami Sivananda, Buch I - Tantra Yoga, 5. Auflage, 2000, Shivanandanagar, S. 53 - 55f. Divine Life Society

Es wurden ein ganzes System von Philosophien und eine Reihe von okkulten Praktiken um die Mutterherrschaft und die Mutter-Verehrung in Indien gewoben. Der Shaktismus war einer der starken und treibenden Kräfte bei der spirituellen Erneuerung des Hinduismus, obwohl es in Zeiten von Korruption und durch untaugliche Ausübung der Praxis auch zu gewissen Missbräuchen gekommen ist. Die Shaktas akzeptieren die Veden als die grundlegenden Schriften und die Shakta Tantras als Texte, welche die Mittel und Wege aufzeigen, mit welchen die Ziele, die in den Veden dargelegt werden, auch erreicht werden. Kamika Agama stellt es so dar, dass das Tantra aus dem Grunde so benannt ist, weil es bis ins kleinste Detail genau das Wissen über Tattva (Wahrheit) und Mantra (mystische Silben) erklärt (Tanoti) und weil es errettend ist (Tranat). Tantra ist das heilbringende Wissen, das Gefährt, das die Seele sicher in den Hafen der Freiheit trägt. Es ist vollkommen falsch, Tantras als Bücher über Geisterbeschwörung, über Zaubersprüche und geheimnisvolle Formeln zu betrachten. Es sind frei zugängliche Schriften, aus welchen Menschen aller Rassen und Hautfarben ohne Einschränkungen oder Unterschiede zwischen Kasten ihre Inspiration ziehen können. Sie sind in erster Linie Sadhana Shastras, d.h. Lehren über den Pfad der Vollkommenheit.

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Die metaphysische Stellung von Advaita oder Non-Dualismus wird von einem Shakta als grundlegendes Thema übernommen. Realität ist eins, und zwar Satchidananda, wahres Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit.

Sir John Woodroffe macht deutlich: "Die Shakta-Lehre ist eine besondere Darstellung des sogenannten Monismus (wörtlich bedeutet Advaita: "nicht zwei") und das Shakti Ritual, selbst in jenen zu verurteilenden Formen, unter welchen die Schrift am häufigsten im Allgemeinen bekannt ist, ist eine praktische Anleitung für ihn. Der Shakta schließt sich vorbehaltslos dem Standpunkt an, dass die ultimative Realität "eins" ist, vom Ursprung her "Reines Bewusstsein" oder "Reine Erfahrung" per se und dass es Boden und Grundlage des manifestierten Universums ist, welches als Maya darin in Erscheinung tritt. Während ein Anhänger von Shankara diese Erscheinung aber als Illusion betrachtet, fasst der Shakta von Advaita sie als vollkommen real auf. Im Shaktismus ist Maya nicht irgend etwas von unbestimmbarem Nichtwissen, welches die Welt irgendwie illusorisch manifestiert, sondern wahrhaftige Kraft oder Shakti, gleichzusetzen mit der ultimativen Realität, welche die Entstehung, die Erhaltung und die Zerstörung des Universums auslöst und vornimmt. Shiva ist reines Bewusstsein als unberührtes Substrat oder als gelassener Trägerwerkstoff (Nirguna Brahman). Die "Erschaffende Macht" oder der "Elan Vital" ist dieselbe Realität."

Das Sammohana Tantra sagt: "Ohne Prakriti oder Shakti kann die "durchreisende" Welt nicht bestehen. Ohne Purusha oder Shiva kann kein wahres Wissen erlangt werden. Deshalb sollte beidem große Ehrerbietung dargebracht werden - Mahakali wie auch Mahakala."

Das Absolute ist ein Wort, ist Shiva-Shakti, Mann-Frau oder die Allmacht Gottes. Es entwickelt sich in dieser Welt zu begrenztem Dasein und hört doch nicht auf, das zu sein, was es ist, nämlich reines Bewusstsein, wahres Sein und Glückseligkeit. Die individuelle Seele oder der Pasu Jiva ist nichts anderes als Shiva selbst. Durch Begrenzungen fühlt sie sich entfremdet oder getrennt von ihrem Ankerplatz. Doch durch Vergeistigung verschmilzt sie zusammen mit dem Universum mit dem unitären Bewusstsein, welches vollkommene Glückseligkeit ist.

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Es wird oft kritisiert, dass "der Shaktismus eine Glaubenslehre" sei, "welche die Vorrangstellung des Weiblichen lehrt", daher "nur für monistische Frauenrechtlerinnen passend" und "eine bloße Feminisierung des orthodoxen Vedanta" sei. Wenn man jedoch die Auswirkungen der Shakti-Doktrin versteht, wird augenscheinlich, dass diese Kritik gegenstandslos ist. Es ist weder mehr noch weniger falsch, wenn man Gott Mutter oder Vater nennt. Erfahrungsgemäß werden beide Prinzipien, das statische wie auch das dynamische, das männliche wie auch das weibliche, gebraucht, um die Weltenschöpfung zu erklären.

Ein Shakta legt aus dem Grund mehr Betonung auf das Weibliche, weil der männliche Anteil bei der Zeugung nur flüchtig und kurzzeitig ist, während der weibliche Anteil inniger und beständiger ist. Die Allerhöchste Mutter opfert sich selbst auf, um zur Welt zu werden. Und aus diesem Blickwinkel betrachtet ist daher die Konzeption der Mutterschaft Gottes wichtiger als die der Vaterschaft. Gleichzeitig weiß ein Shakta natürlich gut, dass eine geschlechtliche Unterscheidung in Bezug auf das Absolute vom transzendentalen Standpunkt aus nicht greift. Das Sanskrit Wort Matri (Mutter) ist beides, feminin und maskulin. Deshalb richtet die Mahakala Samhita folgendes Loblied an die Mutter:

"Ihr seid weder Mädchen, noch Frau, noch Großmutter. Tatsächlich seid Ihr nicht weiblich, männlich oder sächlich. Ihr seid die unfassbare, unermessliche Kraft, das Wesen von Allem, was existiert, frei von aller Dualität, das Allerhöchste Brahman, welches nur durch Erleuchtung oder Weisheit erfahren und erreicht werden kann."

Om Shaktimayam Jagat

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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