Shaiva-Siddhanta-Philosophie

Aus Yogawiki
Shiva

Die Shaiva-Siddhanta-Philosophie – Einführung

In Büchern, die sich mit Shivaismus befassen, wird auf vier Werke Bezug genommen: Nakulisapasupata, Shaiva, Pratyabhijna und Rasesvara.

Shaiva Siddhanta ist die Philosophie des südlichen Shivaismus. Sie verdankt ihre Entstehung keinem einzelnen Autor. Sie liegt genau zwischen Shankaras Advaita und Ramanujas Visishtadwaita Vedanta. Die Literatur dieser Philosophie besteht hauptsächlich aus:

Tirumulars Werk "Tirumantiram" bildet die Grundlage, auf der die spätere Struktur der Shaiva-Siddhanta-Philosophie aufbaut. Die Kernaussage der Shaiva-Siddhanta-Philosophie ist, dass Shiva die Höchste Wirklichkeit darstellt und dass der Jiva oder die individuelle Seele von gleicher Wesensart ist wie Shiva, aber nicht mit ihm identisch. Pati (Gott), Pasu (Seele) und Pasa (die Bindungen) und die 36 Tattvas oder Prinzipien, die die Welt begründen, sind alle wirklich.

Das Shaiva-Siddhanta-System ist die Qunitessenz des Vedanta. Es war lange vor der christlichen Ära in Südindien vorherrschend. Tirunelveli und Madurai sind die Zentren der Shaiva-Siddhantachulen. Auch heutzutage ist der Shaivismus ein beliebter Glaube in Südindien. Er rivalisiert mit dem Vaishnavismus.

Merkmale der Höchsten Wirklichkeit

Die Höchste Wirklichkeit wird Shiva genannt. Er ist unendliches Bewusstsein. Er ist ewig, unveränderlich, formlos, unabhängig, allgegenwärtig, allmächtig, allwissend, ohne Anfang, ohne Ursache, unbefleckt, aus sich selbst existierend, ewig frei, ewig rein und vollkommen. Er ist nicht durch Zeit begrenzt. Er ist unendliche Wonne und unendliches Wissen. Er ist frei von Makel, er kann alles und weiß alles.

Shiva ist der Gott der Liebe. Seine Güte ist unendlich. Seine Liebe ist unendlich. Er ist Retter und Guru. Er ist ständig um die Befreiung der Seelen aus der Knechtschaft des Materiellen bemüht. Er nimmt die Gestalt eines Gurus an durch Seine intensive Liebe zur Menschheit. Er möchte, dass alle Ihn erkennen und den wonnevollen Shiva Pada erreichen. Er beobachtet die Handlungen der individuellen Seelen und hilft ihnen, voranzukommen. Er befreit die individuelle Seele von ihren Fesseln und Bindungen.

Die 5 Handlungen Gottes

Die 5 Handlungen Gottes (Pancha Krityas) sind: Srishti (Schöpfung), Sthiti (Erhalten), Samhara (Zerstörung), Tirobhava (Verhüllung, Verschleiern) und Anugraha (Gnade). Diese Handlungen sind, wenn man sie einzeln betrachtet, die Handlungen von Brahma, Vishnu, Rudra, Maheshvara und Sadashiva.

Shiva, Shakti und Maya

Gott Shiva durchdringt die ganze Welt durch Seine Shakti. Er wirkt durch Seine Shakti. Shakti ist die Bewusstseinsenergie von Shiva. Sie verkörpert Shiva. Ein Töpfer ist die erste Ursache für einen Topf. Ein Stock und eine Töpferscheibe sind die instrumentellen Ursachen. Der Lehm ist die materielle Ursache des Topfes. Wenn man es so vergleicht, ist Shiva die erste Ursache für die Welt, Shakti ist die instrumentelle Ursache und Maya ist die materielle Ursache.

Shakti ist nicht die materielle Ursache des Universums, denn ihre Natur ist Bewusstsein (Chaitanya). Shiva ist reines Bewusstsein, aber Materie ist reines Unbewusstsein. Shakti ist die Verbindung zwischen diesen beiden. Shakti spiegelt Shiva wider. Shakti hat keine eigenständige Existenz. Shiva erhält seine Gestalt aus Seiner großen Liebe zu den Menschen. Shiva wünscht, dass alle Ihn erkennen.

Die Entstehung der Grundprinzipien (Tattvas) durch Suddha Maya

Die Welt durchlebt die Evolution zum Segen der Seelen. Der ganze Prozess der Schöpfung ist zum Segen und zur Rettung der Seelen. Die Welt ist wirklich und immerwährend. Die Welt der Materie und der Seelen formt den Körper Gottes.

Die Shaiva-Siddhanta-Philosophie zerlegt das Universum in 36 Tattvas oder Prinzipien, wohingegen Shankhya 25 hat. Die 36 Tattvas ergeben sich aus Maya, der materiellen Ursache der Welt. Suddha Maya ist Maya in ihrem Urzustand. Aus ihr entstehen die 5 reinen Prinzipien, genannt Shiva Tattva, Sakti Tattva, Sadashiva Tattva, Isvara Tattva und Suddhavidya Tattva. Shiva wirkt durch diese 5 reinen Prinzipien.

Maya entfaltet sich in die feinstofflichen Prinzipien und von da in die grobstofflichen. Shiva Tattva ist Grundlage allen Bewusstseins und aller Handlungen. Es ist ungeteilt, jenseits aller Zeit, absolut rein (Nishkala Suddha Maya). Shivas Shakti beginnt ihre Aktivität. Dann wird Shiva zum Erfahrenden und wird Sadashiva genannt, auch bekannt als Sadakhya, der nicht wirklich von Shiva getrennt ist. Dann wird Suddha Maya aktiv und Shiva, der Erfahrende, wird zum Lenker/Herrscher. Er ist dann Ishvara, der nicht wirklich getrennt ist von Sadashiva. Suddhavidya ist die Ursache für wahres Wissen.

Die Bande, die die Seele fesseln – Anava, Karma und Maya

Seelen (Pasu) sind aufgrund ihrer Natur unendlich, alles durchdringend, ewig und allwissend wie Shiva (Pati). Trotzdem denken sie, dass sie endlich und begrenzt sind, unwissend und zeitlich begrenzt. Das rührt von ihren Bindungen (Pasa) her, nämlich Anava, Karma und Maya, die auch die 3 Malas oder Unreinheiten genannt werden. Anava ist die Unreinheit, die den Jiva dazu verleitet zu glauben, dass er von materieller Natur (Anu) sei. Dies führt zu dem irrtümlichen Glauben, begrenzt und endlich zu sein. Die zweite Unreinheit oder Bindung ist das Karma. Die Seele handelt aufgrund ihrer Begrenzung auf verschiedene Weise und führt gute und schlechte Taten aus. Karma bewirkt nun die Verbindung der Seele mit dem Körper. Die Früchte des Karmas müssen in dieser Welt geerntet werden. Es werden eine Welt und ein Körper benötigt, damit die Früchte der Handlungen erfahren und Wissen erlangt werden kann. Dies wird von Maya, der dritten Mala oder Bindung, zur Verfügung gestellt. Maya ist die materielle Ursache für diese Welt. Die Seele macht Erfahrungen und erhält begrenztes Wissen durch Maya.

Die Seele lernt durch viele Erfahrungen, dass dieses Samsara leidvoll und vergänglich ist und dass sie immerwährende Wonne und Unsterblichkeit nur erreichen kann, indem sie Gottverwirklichung erreicht, Shivatva oder die Shiva-Natur annimmt. Man entwickelt Vairagya (Wunschlosigkeit, Entsagung) und Viveka (die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, dem Beständigen und dem Unbeständigen).

Die drei Grade von Jivas

Die Shaiva Siddhantins unterscheiden Jivas oder Pasus in drei Graden, nämlich Vijnanakalas, Pralayakalas und Sakalas. Die Vijnanakalas haben nur noch Anava Mala (Egoismus), Maya und Karma wurden bereits aufgelöst. Pralayakalas sind diejenigen, die im Stadium von Pralaya lediglich von Maya befreit sind. Sakalas haben alle drei Malas, nämlich Anava, Karma und Maya. Die Malas betreffen nur Jiva und nicht Shiva. Wer von den Malas oder Unreinheiten befreit ist, erreicht Shivatva oder die Natur Shivas. Sie sind Siddhas oder vollkommene Wesen.

Der Weg, um Shivatva oder Gottverwirklichung zu erreichen

Wenn du die Befreiung erreichen willst, musst du dich von den 3 Bindungen lösen. Du musst Maya auslöschen, die die Wurzel aller Sünden ist. Du musst alle Karmas vernichten, die Wiedergeburt verursachen. Du musst die falsche Sicht eines endlichen Selbst aufgeben. Die 3 Bindungen können nur durch rigoroses Tapas, angemessene Disziplin, mit der Hilfe eines Guru, und vor allem durch die Gnade Shivas gelöst werden. Charya (Einhalten der Regeln), Kriya (Rituale) und Yoga (Nama, Niyama usw.) bilden die Disziplin. Wenn der Aspirant in aufrichtiger Weise Charya, Kriya und Yoga praktiziert, erlangt er die Gnade Shivas. Dann unterweist Gott die Seele, offenbart sich ihm und erleuchtet ihn. Dann erkennt die Seele ihre wahre Natur als Shiva (Jnana).

Schülerschaft und Gnade erreichen ihren Höhepunkt in Jnana. Jnana ist das höchste Mittel zur Erlösung und zum Erreichen der Seligkeit. Karma und andere Methoden sind dem Jnana nur untergeordnet. Sie sind nur Hilfsmittel. Das Erreichen von Shivatva oder der Shiva-Natur bedeutet nicht, dass die Seele vollständig mit Shiva verschmilzt. Die befreite Seele verliert nicht ihre Individualität. Sie besteht weiterhin als Seele in Gott. Shivatva ist die Verwirklichung einer Identität im Wesen trotz Verschiedenheit. Die Seele erlangt die Natur Gottes oder Shivas, aber ist selbst nicht Gott oder Shiva.

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Siehe auch

Literatur

Seminare

Jnana Yoga, Philosophie

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Indische Schriften

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