Selbstkasteiung

Aus Yogawiki

Selbstkasteiung bedeutet sich selbst Schmerzen zuzufügen oder bewusst Leiden und Entbehrungen auf sich zu nehmen um eines höheren Gutes willen. Unter Selbstkasteiung versteht man heutzutage meistens, dass man ein einfaches Leben führt, sich keine Vergnügen gönnt, wenig Geld ausgibt.

Lebensfreude, der Gegenpol zu Selbstkasteiung

Manche Menschen üben Selbstkasteiung der Umwelt zuliebe: Wenn alle Menschen immer mehr Güter wollen, immer mehr Güter verbrauchen, dann wird das der Planet, die Umwelt nicht aushalten. Man könnte entweder probieren, ökologischere Produkte zu kaufen - oder den Weg der Selbstkasteiung gehen und ein einfaches Leben führen.

Auch für Spiritualität ist Selbstkasteiung hilfreich: Man lernt durch Selbstkasteiung, dass man nichts Äußeres braucht, um glücklich zu sein. Wahres Glück lebt im Inneren. Wahres Glück ist erfahrbar in der Nächstenliebe, in der Gotteserfahrung.

Selbstkasteiung im Sinne von sich selbst Schmerzen zufügen ist heutzutage mindestens im Yoga und auch im kirchlichen Christentum aus der Mode gekommen. Selbstliebe und Eigenliebe werden heute höher erachtet als Selbstverleugnung und Selbstkasteiung.

Umgang mit Selbstkasteiung bei anderen

Sukadev in einem erhellenden Kurzvortrag

Ich bin Yoga Lehrer und Meditationslehrer und lebe in einer spirituellen Gemeinschaft. Da passiert es öfters, dass Einzelne außergewöhnlich gute Yogis sein wollen. Und manche meinen, dass sie das durch Selbstkasteiung werden. Heute ist es seltener, als ich das vor 30 Jahren erlebt habe. Es hat sich mehr rumgesprochen, dass Yoga ein Weg ist, wo man freundlich mit sich selbst umgeht und auch die Gottverwirklichung dadurch kommt, dass man den Gott in seinem Inneren auch so verehrt, dass man mit sich selbst freundlich umgeht.

Aber es gibt weiterhin Menschen die zur Selbstkasteiung neigen. Die vielleicht übermäßig fasten, die vielleicht sehr wenig schlafen und die ihren Körper etwas vernachlässigen. Wie geht man damit um? Grundsätzlich gilt, wenn Menschen dabei gesund bleiben, dann sollen sie sich doch selbstkasteien. Ist doch auch nichts Schlimmes. Die Phase wird typischerweise vorbei gehen, wenn man ihnen nicht allzu viel Beachtung schenkt und sie merken, dass sie so auch nicht schneller Gotteserfahrungen machen. Sie werden dem Beispiel anderer schnell folgen.

Wenn dagegen jemand Selbstkasteiungen macht die gesundheitsschädlich sein können, wie zum Beispiel ein zu langes Fasten und dabei immer mehr untergewichtig werden oder eine andere Form von Kasteiung, die mit körperlichen Qualen verbunden ist, dann solltest du einschreiten. Notfalls auch zum Arzt bzw. zu einer psychologischen Beratungsstelle. Im Normalfall ist der Mensch vernünftig genug und hat einen ausreichenden Überlebensinstinkt. Wenn in der Umgebung andere sind, die eine harmonische und integrale Spiritualität vorleben, wird die Phase der übermäßigen Selbstkasteiung irgendwann vorbei gehen.

Es wird auch immer Menschen geben, die intensiver praktizieren als andere und die etwas härter mit sich umgehen. Das Spektrum ist groß und auch das Spektrum von dem was gesund ist, ist groß. Eventuell kannst du dem anderen ja einen Rat geben für eine gesunde Disziplin. Und wenn man sehr gesund diszipliniert ist kann es doch auch nur gut sein. Es muss sich nicht jeder kasteien, aber wer das will soll es auf gesunde Weise tun, vielleicht kannst du den anderen dazu inspirieren.

Selbstkasteiung oder Disziplin?

Sukadev in einem inspirierenden Vortrag

Worin besteht der Unterschied?

Im Yoga spielt Disziplin eine wichtige Rolle. Patanjali, der große Yogameister, hat im zweiten Kapitel des Yogasutra Tapas als eine der wichtigen Aspekte des Yogas genannt.

Er hat dort genannt "Tapas, Svatyaya, Ishvara Pranidhana Kriya Yogaha". Kriya Yoga - der Yoga der Tat, das was man im Yoga tun kann - ist zum einen Svatyaya, Selbststudium und Introspektion, sich klar werden, überlegen, zweitens Ishvara Pranidhana, Hingabe zu Gott und drittens tapas. Tapas kann als Disziplin, Askese, auch als (Selbst-)Kasteiung übersetzt werden. Im Yoga würden wir sagen, dass Disziplin gut ist, Selbstkasteiung nicht so gut.

Krishna spricht in der Bhagavad Gita von drei Arten von Tapas.

Krishna bezeichnet das als sattviges, rajasiges und tamasiges Tapas. Sattviges Tapas ist eine Disziplin, mit der man Gott erfahren will und mit der man gleichzeitig freundlich mit sich selbst und anderen umgeht. Rajasiges Tapas ist etwas, was man tut, um andere zu beeindrucken. Zum Beispiel, in dem man sagt: "Ich mache mehr Asanas als du. Ich mache mehr Pranayama als du.". Wenn man sein Ego vergrößern will, dann ist das rajasiges Tapas. Es gibt tamasiges Tapas, das würde man als Selbstkasteiung bezeichnen. Das ist etwas, was für Körper und Psyche ungesund ist.

Ein Beispiel

Zum Beispiel, was in vielen religiösen Traditionen üblich ist, Verletzung des Körpers. Wenn man Dornengürtel trägt, diese Geißler, die sich gegenseitig oder sich selbst ausgepeitscht haben oder zu langes Fasten, ungesunde Ernährung. All das wäre eine ungesunde Selbstkasteiung. Krishna, der große Yogameister, Manifestation Gottes - ich möchte jetzt niemanden verletzen, der in Krishna mehr sieht, als einen großen Yogameister - eben Gott selbst auf dieser Erde hat gesagt: "Es gibt Menschen, die voller Unvernunft mich quälen, der ich in jedem Körper bin.". Gott ist in jedem Körper. Man sollte den göttlichen Aspekt im inneren nicht quälen.

Disziplin sollte uns helfen in Harmonie und Gleichgewicht zu kommen. Gesund für Körper, Energiesystem und Geist. Das ist das Charakteristikum vom integralen (ganzheitlichen) Yoga. Wir wollen nicht nur etwas tun, was spirituell gut ist, es muss auch für die harmonische Entwicklung aller Aspekte unseres Lebens förderlich sein. Disziplin ist zweifelsohne wichtig, damit du deinen Geist beherrschen kannst. Du brauchst Disziplin, um leztlich dein Prana, deine Lebensenergie auf höhere Level zu bringen. Du brauchst Disziplin, um gegen deine Wünsche erfolgreich zu sein und um in der Meditation tiefer zu kommen. Tapas bedeutet: auch mal aus der Komfortzone herauszukommen und Grenzen zu erweitern. Diziplin und Tapas dient auch der Entwicklung von Gleichmut und Geduld. (zwei sehr wichtige Eigenschaften um auf dem spirituellen Weg fortzuschreiten.)

Selbstkasteiung in Beziehung zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen

Selbstkasteiung gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsmerkmale, Schattenseiten, Laster und Tugenden. Um dieses Charaktermerkmal besser zu verstehen, wollen wir es in Beziehung setzen mit anderen:

Synonyme Selbstkasteiung - ähnliche Eigenschaften

Synonyme Selbstkasteiung sind zum Beispiel Selbstgeißelung, Selbstbestrafung, Selbstkritik, Selbstdisziplin .

Man kann die Synonyme in zwei Gruppen einteilen, solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation:

Synonyme mit negativer Konnotation

Synonyme, die gemeinhin als negativ gedeutet werden, sind zum Beispiel

Synonyme mit positiver Konnotation

Synonyme mit positiver Konnation können helfen, eine scheinbare Schattenseite auch positiv zu sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel

Antonyme Selbstkasteiung - Gegenteile

Antonyme sind Gegenteile. Antonyme, also Gegenteile, von Selbstkasteiung sind zum Beispiel Vergebung, Selbstliebe, Selbstverliebtheit, Egozentriertheit . Man kann auch die Antonyme, die Gegenteile, einteilen in solche mit positiver Konnotation und solche mit negativer Konnotation.

Antonyme mit positiver Konnotation

Antonyme, also Gegenteile, zu einem Laster, einer Schattenseite, einer negativen Persönlichkeitseigenschaft, werden gemeinhin als Gegenpol interpretiert. Diese kann man kultivieren, um das Laster, die Schattenseite zu überwinden. Hier also einige Gegenpole zu Selbstkasteiung, die eine positive Konnotation haben:

Antonyme mit negativer Konnotation

Nicht immer ist das Gegenteil einer Schattenseite, eines Lasters, gleich positiv. Hier einige Beispiele von Antonymen zu Selbstkasteiung, die aber auch nicht als so vorteilhaft angesehen werden:

Eigenschaften im Alphabet davor oder danach

Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach Selbstkasteiung stehen:

Eigenschaftsgruppe

Selbstkasteiung kann gezählt werden zu folgenden beiden Eigenschaftsgruppen:

  • Schattenseiten-Kategorie Leiden

Verwandte Wörter

Verwandte Wörter zu Selbstkasteiung sind zum Beispiel das Adjektiv selbstkasteiend, das Verb kasteien, sowie das Substantiv Selbstbestrafer.

Wer Selbstkasteiung hat, der ist selbstkasteiend beziehungsweise ein Selbstbestrafer.

Siehe auch

Selbsterfahrung, Yoga und Psychotherapie Yoga Vidya Seminare

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