Schwurbeln: Unterschied zwischen den Versionen

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==Beispiele für Wortgebrauch Schwurbeln==
==Beispiele für Wortgebrauch Schwurbeln==
Hier einige Beispiele aus der Vorpandemie-Zeit, wie früher das Wort "schwurbeln" gebraucht wurde.


Vier Stunden dauert die Befragung, als Guttenberg, der als Minister angetreten ist, um Klartext zu reden, gänzlich ins Schwurbeln gerät. (fr-online.de, gesammelt von corpora.uni-leipzig.de am 31.12.2010)
Vier Stunden dauert die Befragung, als Guttenberg, der als Minister angetreten ist, um Klartext zu reden, gänzlich ins Schwurbeln gerät. (fr-online.de, gesammelt von corpora.uni-leipzig.de am 31.12.2010)

Aktuelle Version vom 26. August 2022, 08:46 Uhr

Schwurbeln, mittelhochdeutsch "swerben", bedeutet "sich unnötig kompliziert und gespreizt ausdrücken". Das Mittelhochdeutsche "Swerben" bzw. "schwirbeln", von dem Schwurbeln abstammt, bedeutet "sich im Kreis drehen, taumeln". Wer sich also undeutlich ausdrückt, im Kreis dreht, um den heißen Brei herumredet, ist schwurbelt. Schwurbeln ist abwertend gemeint: Man nimmt die Argumente des Gegenüber nicht ernst, man will sich mit seinen Argumenten nicht auseinandersetzen, weil er sich zu kompliziert ausdrückt, nicht auf den Punkt kommt. Wenn man jemanden als "schwurbelnd" wahrnimmt, nennt man diesen "Schwurbler". Das was jemand von sich gibt, was man als übertrieben ansieht, kann man als Schwurbelei bezeichnen. Manchmal behält schwurbeln auch noch seine alte Bedeutung: "Mir schwurbelt der Kopf" bedeutet: Mir dreht sich der Kopf. Oder: "Der Fußballer Klausi Allofs schwurbelte auf dem Fußball-Platz herum", dh. er rannte im Kreis, ohne den Ball zu treffen (Die Tageszeitung 24.9.1990).

Schwurbeln als Kritik an der Behördensprache

Schwurbeln war in weiten Teilen des 20. Jahrhunderts ein Vorwurf an die Behördensprache: Anstatt etwas einfach auszudrücken, wird überflüssigerweise geschwurbelt. Oder einem Politiker wurde Schwurbeln vorgeworfen, wenn er auf eine Fragen ausweichend mit vielen Worten drumherumgeredet hat: Es wird "um den heißen Brei herumgeredet", statt auf den Punkt zu kommen. Hier findet man weiterhin die Bedeutung von "drehen, sich im Kreis drehen, taumeln".

Bedeutungswandel im Zuge der Pandemie

Wurde bis 2019 hauptsächlich Behörden, Politikern und Würdenträgern Schwurbelei vorgeworfen, gibt es im Zuge der Pandemie seit März 2020 einen Bedeutungswandel des Wortes. Wer nicht mit den Ansichten der Main-Stream-Medien, des Robert-Koch-Instituts und der Regierungen einverstanden war, wurde als "Schwurbler" bezeichnet. Eigentlich ist das eine sehr eigenartige Wortwahl: Schwurbeln hieß ja, ethymologisch gesehen, will eigentlich das richtige ausdrücken, redet aber viel zu kompliziert daher. Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker als Schwurbler zu bezeichnen, heißt ja ihnen zu sagen, dass sie eigentlich recht haben, es aber zu kompliziert ausdrücken. Vermutlich ist sich fast niemand bewusst, der Andersdenkende als Schwurbler bezeichnet, dass man deren Aussagen grundsätzlich für wahr hält, sie aber bitten will, sich kürzer und prägnanter auszudrücken.

Argumente austauschen oder anderen die Kompetenz absprechen - Toleranz und ihre Grenzen

In einem demokratischen Gemeinwesen sollte man sich mit Respekt begegnen. Das Diffamieren eines anderen als Schlafschaf oder als Schwurbler sollte da keinen Platz haben. Es muss natürlich Grenzen geben: Diese sind überschritten bei Antisemitismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung, Abstreiten der Existenz der Bundesrepublik Deutschland. In der Weimarer Republik gab es sicherlich zu viel Toleranz/Hinnahme von Rechtsradikalen, ihren Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung. Hier geht es aber nicht um Schwurbelei, sondern um Verstöße gegen die Rechtsordnung und die Menschlichkeit. Hier handelt es sich nicht um Schwurbler (die um den heißen Brei herumreden) sondern um eine andere Kategorie. Über Coronamaßnahmen, Impfung etc. sollte jedoch eine sachliche Diskussion möglich sein. Verunglimpfung Andersdenkender als Schwurbler ist einem demokratischen Diskus nicht förderlich. Letztlich zeigt jemand, der jemanden als Schwurbler bezeichnet, dessen Meinung er für unmöglich hält als jemand, der die Bedeutung dieses Wortes nicht kennt. Menschen, denen die freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie der Rechtsstaat am Herzen liegt, sollte sich nicht ähnlich verhalten wie diejenigen, die andere als Schlafschaf bezeichnen.

Hinweis: der Autor des uns zugesandten Artikels ist geimpft und war lange eifriger Maskenträger. Er will namentlich nicht genannt werden.

Beispiele für Wortgebrauch Schwurbeln

Hier einige Beispiele aus der Vorpandemie-Zeit, wie früher das Wort "schwurbeln" gebraucht wurde.

Vier Stunden dauert die Befragung, als Guttenberg, der als Minister angetreten ist, um Klartext zu reden, gänzlich ins Schwurbeln gerät. (fr-online.de, gesammelt von corpora.uni-leipzig.de am 31.12.2010)

Atonales Schwurbeln, Blitze und Pochen nehmen zu, bis unsichtbare Kräfte unseren Rücken abklöppeln. (emsdettenervolkszeitung.de, gesammelt von corpora.uni-leipzig.de am 30.12.2010)

Die Folgenden stammen von wiktionary.org/wiki/Schwurbelei:

„Das Bild zitiert religiöse Schuldverhältnisse, wo Grass gerade gegen die vergangenheitstaube metaphysische Schwurbelei der Adenauerzeit kämpfte, mit dem Zynismus und Anarchismus seines Kleinen, dieser Unschuld qua Körpergröße.“ (Artikel in DIE ZEIT 38/2010. Abgerufen am 3. Juli 2015.)

„Mit dramatischer Musik waren die vor prätentiöser Schwurbelei nur so strotzenden Statements der beteiligten Kritiker unterlegt, als ob es sich um unumstößliche Urteile handele.“ (Artikel auf zeit.de. Abgerufen am 3. Juli 2015.)

„Ich kann in diesem Fall nicht einmal im Ansatz nachvollziehen, was Sie an Obamas Schwurbelei „bemerkenswert“ fanden.“ Artikel auf zeit.de. Abgerufen am 3. Juli 2015.

„Um dahin zu kommen, werden die Islamisten mit Israel einiges besprechen müssen – ohne Schwurbelei. “ Artikel auf zeit.de. Abgerufen am 3. Juli 2015.

„Die Marienbilder sind keine Einladung zu ahistorischer Schwurbelei.“ Artikel auf christundwelt.de. Abgerufen am 3. Juli 2015.

Siehe auch