Schloss Tonndorf

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Schloss Tonndorf ist eine ökologische Lebensgemeinschaft, die in Deutschland im Weimarer Land liegt. Die Gemeinschaft verfügt über etwa 15 ha Landbesitz und ein Schloss mit einigen Nebengebäuden, auf dessen Sanierung und Unterhaltung besonderer Wert gelegt wird. Das Gelände hat viele Obstbäume, Gartenflächen, Weideland und Wald- Land- und Waldwirtschaft sowie Naturschutz sind zentral für das Wirken der Gemeinschaft. Die Gemeinschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Kultur- und Naturpflege der Thüringer Kulturlandschaft. Es ist eine von 10 Gemeinschaften, die im Film "Ein Neues Wir" porträtiert werden.

Schloss Tonndorf (Thüringen)Copyright

Organisation

Etwa 60 Menschen leben auf Schloss Tonndorf- davon an die Hälfte Kinder. Seit 2005 existiert die Gemeinschaft und entwickelt sich ständig weiter. Projekte, die bereits realisiert wurden, sind die Renovierung zahlreicher Wohnräume, die Entstehung einer vegetarisch-biologischen Catering-Küche (Essen für bis zu 150 Menschen kann dort gekocht werden und wird in die Umgebung ausgeliefert), einer Imkerei, einer Pflanzenkläranlage und Werkstätten. Sanierungsarbeiten an der Schlossbrücke wurden durchgeführt und ein neues Leitungsnetz wurde begonnen. Das Schloss bietet vielfältige Möglichkeiten für Arbeit: Wohn- und Arbeitsräume werden beständig geschaffen, es gibt aber auch Büroarbeitsplätze (z.B. für Architekten), auch für Handwerker und Künstler gibt es Arbeit durch die Errichtung von Werkstätten im Schloss. Die meisten Menschen arbeiten also bereits vor Ort.

Die Gemeinschaft trägt sich durch eine Genossenschaft. Dies ist eine Rechtsform, die einerseits mietähnliche Verhältnisse schafft, die andererseits aber eine gleichberechtigte Mitbestimmung ermöglicht. Die Gemeinschaft ist nicht hierarchisch organisiert, sondern in Kompetenzgruppen unterteilt (Baugruppe, Finanzgruppe, Gartengruppe). Diese bereiten ein Thema vor, welches dann im wöchentlichen Plenum weiter ausdiskutiert wird. Es wird im Konsens entschieden. Um der Gemeinschaft beizutreten, muss ein Mensch 10.000 Euro mitbringen oder aufbringen- dies wird wieder zurückgezahlt, wenn der Mensch die Gemeinschaft verlässt. Dadurch ist jeder Miteigentümer des Platzes. Gleichzeitig ist jeder Mieter und bezahlt Miete an die Rechtsform der Genossenschaft.

Pädagogik und Umweltbildung hat auf Schloss Tonndorf einen wichtigen Stellenwert. 2010 wurde ein Waldkindergarten errichtet, es gibt auch eine Grundschule. Beides hat einen starken Naturbezug. Es gibt Seminare zum Thema Natur, aber auch traditionellen Anbaumethoden und modernen Umweltschutztechnologien. Das Schloss beherbergt regelmäßig Kulturveranstaltungen und therapeutische Angebote und hat Möglichkeiten, Seminargäste unterzubringen. Durch die Schloss- und Seminarbesucher, aber auch durch Naturprodukte (Honig, Holundersekt) und Handwerke sowie die Mieteinnahmen trägt sich die Gemeinschaft.

Die Ernährung erfolgt zu 100% biologisch und wird durch eine Foodcoop (Lebensmitteleinkaufsgemeinschaft) sichergestellt, die Gemeinschaftsküche ist vegetarisch-vegan. Die Lebensmittelautarkie liegt bei 15 %, Tendenz steigend. "Ja-wir haben ein großes Interesse, uns selbst hier zu versorgen und schaffen das in ein paar Bereichen auch schon. Durch die große Obstbaumwiese haben wir es selber geschafft, das ganze Jahr uns mit Äpfeln zu versorgen“, führt eine Dorfbewohner in "Ein Neues Wir“ aus. Die Wasserversorgung geschieht zum einen durch Quell- und Brunnenwasser für Bewässerung, zum anderen ist es aber an das öffentliche Netz angeschlossen für die Trinkwasserversorgung. Es wird ein alternativer Stromanbieter für die Energieversorgung genutzt, teilweise versorgt die Gemeinschaft sich aber auch selbst durch Photovoltaik.

Lebenseinstellung

Spirituell gesehen gibt es keine bestimmte Richtung. "Es gibt hier ganz viele verschiedene Spiritualitäten, und ganz viele verschiedene Einstellungen zum Leben, es gibt auch sehr a-spirituelle Menschen und sehr spirituelle Menschen. Und das Spannende ist daran, dass wir immer wieder darauf achten, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, ohne sie anders machen zu wollen“, so im Film. Die Vision? Architekt und Mitbegründer Thomas Meier führt in "Ein Neues Wir“ aus, dass es wohl "der Versuch ist, ein sinnvolles Leben zu führen“. Dadurch, dass jeder etwas anderes unter einem sinnvollen Leben verstehe, sei es schwer, dies einzugrenzen. "Aber es umfasst solche Dinge, wie zu versuchen, Nahrungsmittel selbst herzustellen, Häuser auf gesunde Weise auszubauen. Die Kinder auf eine schöne Weise zur Welt zu bringen, hier aufwachsen zu sehen, über die Art und Weise nachzudenken, wie sie lernen, wie wir selbst lernen, wie wir streiten, Entscheidungen fällen, wirtschaften zusammen.“

Für Interessenten gibt es 14-tägig sonntags ein Infocafé, wo sich auch Menschen aus der Umgebung über die Gemeinschaft informieren können und so ein Dialog zustande kommt. Thomas Meier motiviert in "Ein Neues Wir“ jeden, den Versuch, in einer Gemeinschaft zu leben, zu wagen: "Und ich kann nur jeden (…) dazu ermuntern, es zu versuchen. Gerade hier auf diesem Land in Ostdeutschland gibt es so viele wunderschöne Orte, die im Augenblick für günstiges Geld zu kaufen sind. Aber es gibt sicherlich in jedem Land eine Möglichkeit, ein Stück Land zu erwerben und sich da etwas drauf zu stellen, zu versuchen mit Menschen da zusammenzuleben. Und ich wüsste keine schönere Herausforderung in dieser Zeit. Abgesehen davon vielleicht die Ställe zu pflegen und andere Leben kennenzulernen, ist es eine ganz tiefe, ständig herausfordernde Erfahrung. Ich sehe wie die Kinder hier aufwachsen, und dass sie fast geschwisterliche Beziehungen miteinander eingehen, auch wenn sie vielleicht nur einen Vater oder eine Mutter am Platz haben, dass sie nicht zu Einzelkindern werden. Dass es Alleinerziehenden auch leichter fällt, in diesem sozialen Umfeld sich nicht so isoliert zu fühlen und ihre Rolle zu haben. Dass es Bande gibt zwischen Kindern und Erwachsenen, die nicht familiär sind, aber trotzdem ganz freundschaftlich. Das finde ich ganz gesund, dass fühlt sich irgendwie natürlich an. Ich glaube, dass wir Menschen dazu angehalten sind, miteinander zu leben und uns nicht zu sehr voneinander zu isolieren. Trotz aller Mühsal und Schwierigkeiten (…) lohnt es sich“, resümiert Thomas Meier.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Ehmer, Gaia: Portrait einer Göttin (2014)
  • Franz-Theo Gottwald und Andrea Klepsch, Tiefenökologie: Wie wir in Zukunft leben wollen (1995)
  • Stephan Harding, Lebendige Erde: Gaia - Vom respektvollen Umgang mit der Natur (2008)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Joseph Jenkins, The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure (2006)
  • Kosha Anja Joubert, Die Kraft der kollektiven Weisheit: Wie wir gemeinsam schaffen, was einer alleine nicht kann (2010)
  • Satish Kumar, Der Buddha und der Terrorist: Eine Parabel (2010)
  • Satish Kumar, You are Therefore I am: A Declaration of Dependence (2002)
  • Iris Kunze, Soziale Innovationen für eine zukunftsfähige Lebensweise: Gemeinschaften und Ökodörfer als experimentierende Lernfelder für sozial-ökologische Nachhaltigkeit (2009)
  • Geseko von Lüpke, Zukunft entsteht aus Krise: Antworten von Joseph Stiglitz, Vandana Shiva, Wolfgang Sachs, Joanna Macy, Bernard Lietaer u.a. (2010)
  • Joanna Macy, Hoffnung durch Handeln: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden (2014)
  • Joanna Macy, Geliebte Erde, gereiftes Selbst: Ermutigung zum sozialen Wandel und für eine ökologische Erneuerung (2009)
  • Joanna Macy, Die Reise ins lebendige Leben: Strategien zum Aufbau einer zukunftsfähigen Welt (2004)
  • Scott M Peck u.a., Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft (2012)
  • Dolores Richter, Das Forum. Arbeitspapier des Zentrums für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (1999)
  • David Rothenberg (Hrsg.), Die Zukunft in unseren Händen: Eine tiefenökologische Philosophie (2013)
  • Vandana Shiva, Jenseits des Wachstums: Warum wir mit der Erde Frieden schließen müssen (2014)
  • Vandana Shiva, Geraubte Ernte: Biodiversität und Ernährungspolitik (2011)
  • Vandana Shiva, Von Saatgut und Saatgutmultis (2010)
  • Vandana Shiva, Erd-Demokratie: Alternativen zur neoliberalen Globalisierung (2006)
  • Dick und James Strawbridge, Das große Buch der Selbstversorgung (2011)
  • Elisabeth Voss, Wegweiser Solidarische Ökonomie: Anders Wirtschaften ist möglich! (2010)
  • Stephanie Wild (Hrsg.), Sich die Ernte teilen. Einführung in die Solidarische Landwirtschaft (2012)
  • Michael Würfel (Hrsg.), eurotopia-Verzeichnis 2014: Gemeinschaften und Ökodörfer in Europa (2013)
  • Michael Würfel, Dorf ohne Kirche: Die ganz große Führung durch das Ökodorf Sieben Linden (2012)
  • Sepp Holzer, Wüste oder Paradies: Holzer'sche Permakultur jetzt! Von der Renaturierung bedrohter Landschaften über Aqua-Kultur und Biotop-Aufbau bis zum Urban Gardening (2013)
  • Gwendolyn Hallsmith, Creating Wealth: Growing Local Economies with Local Currencies (2011)
  • Rob Hopkins, Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen (2014)
  • Rob Hopkins, Energiewende. Das Handbuch: Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen (2008), englische Ausgabe: The Transition Handbook: from oil dependency to local resilience (2008)
  • Peter North, Local Money: How to make it happen in your community (2010)
  • Tamzin Pinkerton und Rob Hopkins, Local Food: How to make it happen in your community (2009)
  • Alexis Rowell, Communities, Councils and a Low Carbon Future What We Can Do If Governments Won't (2010)

Weblinks

Seminare

Naturspiritualität

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Spiritualiät

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