Schlange

Aus Yogawiki

die Geschichte von der Schlange und dem Seil

In Indien, wo es viele Schlangen gibt, kam abends ein Mann nach Hause. In seinem Vorgarten trat er auf eine Schlange, sprang zur Seite und merkte, dass die Schlange ihn gebissen hatte. Und da er wusste, dass es eine Giftschlange gewesen sein mußte, rief es sofort den Priester für die letzten Ölungen, die letzten Riten. Er spürte, wie seine Lebenskräfte ihn langsam verließen. Da kam eine alte Frau vorbei, die Dorfweise, und schaute sich die Wunde an. Dann nahm sie eine Lampe und ging hinaus in den Vorgarten. Und was sah sie dort? - Ein Seil! -

Heutzutage wäre es vielleicht eher ein Schlauch, aber damals war es eben ein Seil. Neben dem Seil wuchs ein Dornbusch. Als er erschrocken zur Seite gesprungen war, hatte der Mann sich an dem Busch die Wunde zugezogen und gedacht, es sei ein Schlangenbiss. Die Frau ging wieder hinein und rief dem Mann zu: „Du stirbst nicht. Das ist kein Schlangenbiss, das war nur ein Seil, und deine Wunde ist nur eine Dornenwunde.“

Die ganze Zeit war nur das Seil wirklich. Woher kam die Schlange? Die Schlange existierte nur in der Einbildung, in der Vorstellung. Brahman entspricht dem Seil, es ist immer da. Die Welt, so wie wir sie sehen, ist eine Einbildung, sie existiert nicht wirklich in dieser Form, wie wir sie wahrnehmen. Wir legen die Vorstellung einer Welt über das reine Bewusstsein darüber. Das Seil ist niemals zur Schlange geworden, Brahman ist niemals zur Welt geworden, sondern Brahman existiert immer weiter als reines Bewusstsein.