Sanskrit Kurs Lektion 74: Unterschied zwischen den Versionen

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:'''nityam''' : täglich ("immer", [[Nitya]], adv.)
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:'''avadhāryā''' : ist zu praktizieren ("sich vertraut zu machen", [[Avadharya]], Nom. Sg. f.)
:'''avadhāryā''' : ist zu praktizieren ("sich vertraut zu machen", [[Avadharya]], Nom. Sg. f.)
:'''hi''' : gewiss ([[Hi]])
:'''hi''' : gewiss ([[Hi]], indekl.)
:'''yoginā''' : durch den [[Yogin]] (Instr. Sg. m.)         
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*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''nādopastiḥ''' ist ein Kompositum des Typs [[Tatpurusha]], das wörtlich "Klang-Meditation" [[Nada]]-[[Upasti]]) bedeutet, und '''logisches Objekt''' ([[Karman]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''avadhāryā'''. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) zugrunde, wörtl.: "die Meditation über den unangeschlagenen Ton soll praktiziert werden".  
*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''nādopastiḥ''' ist ein Kompositum des Typs [[Tatpurusha]], das wörtlich "Klang-Meditation" [[Nada]]-[[Upasti]]) bedeutet, und '''logisches Objekt''' ([[Karman]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''avadhāryā'''. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion ([[Karmani Prayoga]]) zugrunde, wörtl.: "die Meditation über den unangeschlagenen Ton soll praktiziert werden".  
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''ataḥ''' "daher, deshalb" bezieht sich auf die Aussage im ersten Halbvers.
*Das Adverb '''nityam''' "immer, täglich" ist eine nähere Bestimmung ([[Kriyavisheshana]]) zum Gerundivum '''avadhāryā'''.


*Das [[Gerundivum]] '''avadhāryā''' bezieht sich als [[Verbaladjektiv]] auf '''nādopastiḥ''' und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Es erfordert eine [[Passiv im Sanskrit|passive Konstruktion]], bei der das logische Objekt im Nominativ steht (s.o.). Das Gerundivum '''avadhāryā''' ist von der Wurzel [[dhri|dhṛ]] "halten, tragen, bewahren" abgeleitet, die im [[Kausativ]] in Verbindung mit dem [[Upasarga|Verbalpräfix]] '''ava''' "sich vertraut machen" bedeutet.
*Das [[Gerundivum]] '''avadhāryā''' bezieht sich als [[Verbaladjektiv]] auf '''nādopastiḥ''' und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Es erfordert eine [[Passiv im Sanskrit|passive Konstruktion]], bei der das logische Objekt im Nominativ steht (s.o.). Das Gerundivum '''avadhāryā''' ist von der Wurzel [[dhri|dhṛ]] "halten, tragen, bewahren" abgeleitet, die im [[Kausativ]] in Verbindung mit dem [[Upasarga|Verbalpräfix]] '''ava''' "sich vertraut machen" bedeutet.
*Das Indeklinable ([[Avyaya]]) '''hi''' steht hier im Sinne einer Bekräftigung: "gewiss".


*Der Instrumental ([[Tritiya]]) '''yoginā''' bezeichnet in [[Passiv im Sanskrit|passiver Konstruktion]] das '''logische Subjekt''' (Agens, [[Kartri]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''avadhāryā''', wörtl.: "durch den Yogi soll ... praktiziert werden".
*Der Instrumental ([[Tritiya]]) '''yoginā''' bezeichnet in [[Passiv im Sanskrit|passiver Konstruktion]] das '''logische Subjekt''' (Agens, [[Kartri]]) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung '''avadhāryā''', wörtl.: "durch den Yogi soll ... praktiziert werden".

Version vom 15. September 2017, 18:57 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Konsonantische Nominalstämme (4)

In Lektion 72 und 73 haben wir die acht Fälle des Singulars der konsonantisch auslautenden Stämme auf -in betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält drei mit dem Suffix (Pratyaya) -in gebildete Nomina (Naman).

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 95. Vers preist in poetischer Sprache die Bedeutung der Meditation auf den inneren Ton (Nada).


अन्तरङ्गस्य यमिनो वाजिनः परिघायते |
नादोपास्तिरतो नित्यमवधार्या हि योगिना || ४.९५ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
antaraṅgasya yamino vājinaḥ parighāyate |
nādopāstir ato nityam avadhāryā hi yoginā || 4.95 ||


  • vereinfachte Transkription:
antarangasya yamino vajinah parighayate |
nadopastir ato nityam avadharya hi yogina || 4.95 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:


antar-aṅgasya : (in Form) des Geistes (Antaranga, Gen. Sg. n.)
yaminaḥ : eines gezügelten, selbstbeherrschten Yogis, Yamin, Gen. Sg. m.)
vājinaḥ : des Rennpferdes (Vajin, Gen. Sg. m.)
parighāyate : (der unangeschlagene Ton) ist wie ein Riegel (vor der Stalltür, Parighay, Verb)
nādopāstiḥ : die Meditation ("Verehrung", Upasti, Nom. Sg. f.) über den unangeschlagenen Klang, Ton (Nada, m.)
ataḥ : deshalb, daher (Atas, adv.)
nityam : täglich ("immer", Nitya, adv.)
avadhāryā : ist zu praktizieren ("sich vertraut zu machen", Avadharya, Nom. Sg. f.)
hi : gewiss (Hi, indekl.)
yoginā : durch den Yogin (Instr. Sg. m.)


  • Übersetzung:
(Der unangeschlagene Ton) ist wie ein Riegel (vor der Stalltür) des einem Rennpferd gleichendem Geistes eines selbstbeherrschten Yogis.
Daher soll die Meditation über den unangeschlagenen Ton von einem Yogi gewiss täglich praktiziert werden.


Erläuterungen

  • Der Genitiv (Shashthi) antar-aṅgasya steht im Sinne eines Dativs (Chaturthi, "für den Geist") und ist ein Kompositum (Samasa) des Typs Tatpurusha, das wörtlich "inneres Glied" Antar-Anga) bedeutet, und den Empfänger (Sampradaya) bzw. das Ziel der Verbalhandlung parighāyate bezeichnet.
  • Der Genitiv yaminaḥ "eines selbstbeherrschten Yogis" bezieht sich auf den Genitiv antar-aṅgasya "des Geistes, für den Geist".
  • Der Genitiv vājinaḥ bezieht sich als Apposition (Visheshana) auf den Genitiv antar-aṅgasya und bezeichnet somit ebenfalls im Sinne eines Dativs den Empfänger bzw. das Ziel der Verbalhandlung parighāyate. Das durch dies Verbform ausgedrückte logische Subjekt (Agens, Kartri) dieses Satzes (Pada 1-2), der unangeschlagene Ton (nādaḥ, Nada), ist aus dem vorangehenden Vers 4.94 zu ergänzen (Lektion 53).
  • Der Nominativ (Prathama) nādopastiḥ ist ein Kompositum des Typs Tatpurusha, das wörtlich "Klang-Meditation" Nada-Upasti) bedeutet, und logisches Objekt (Karman) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung avadhāryā. Im Sanskrit liegt hier eine passive Konstruktion (Karmani Prayoga) zugrunde, wörtl.: "die Meditation über den unangeschlagenen Ton soll praktiziert werden".
  • Das Adverb ataḥ "daher, deshalb" bezieht sich auf die Aussage im ersten Halbvers.
  • Das Adverb nityam "immer, täglich" ist eine nähere Bestimmung (Kriyavisheshana) zum Gerundivum avadhāryā.
  • Das Gerundivum avadhāryā bezieht sich als Verbaladjektiv auf nādopastiḥ und steht daher auch im Nominativ Singular Femininum. Es erfordert eine passive Konstruktion, bei der das logische Objekt im Nominativ steht (s.o.). Das Gerundivum avadhāryā ist von der Wurzel dhṛ "halten, tragen, bewahren" abgeleitet, die im Kausativ in Verbindung mit dem Verbalpräfix ava "sich vertraut machen" bedeutet.
  • Das Indeklinable (Avyaya) hi steht hier im Sinne einer Bekräftigung: "gewiss".
  • Der Instrumental (Tritiya) yoginā bezeichnet in passiver Konstruktion das logische Subjekt (Agens, Kartri) der als Gerundivum erscheinenden Verbalhandlung avadhāryā, wörtl.: "durch den Yogi soll ... praktiziert werden".


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