Sanskrit Kurs Lektion 69: Unterschied zwischen den Versionen

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*vereinfachte Transkription: '''na kasya chid artho dhruva ity evam tasya chintayatah svarthe ruchis tam jahati sma |'''
*vereinfachte Transkription: '''na kasya chid artho dhruva ity evam tasya chintayatah svarthe ruchis tam jahati sma |'''


*Wort-für-Wort-Übersetzung: '''Nicht''' ([[Na]], Partikel) '''irgend jemandes''' ([[Ka]] [[Chid]], Gen. Sg. m.) '''Besitz''' ([[Artha]], Nom. Sg. m.) '''dauerhaft''' ([[Dhruva]], Nom. Sg. m.) '''so''' ([[Iti]], Partikel)  '''in dieser Weise''' ([[Evam]], Partikel) '''dieses''' ([[Tad]], Gen. Sg. m.) '''Denkenden''' ([[chint|cint]], Partizip Präsens) '''an seinem Besitz''' ([[Svartha]], Lok. Sg. m.) '''die Lust''' ([[Ruchi]], Nom. Sg. f.) '''ihn''' ([[Tad]], Akk. Sg. m.) '''verließ''' ([[ha|hā]],  Verb + [[Sma]], Partikel), d.h. '''"'Niemandes Besitz ist dauerhaft' - als er so dachte, verließ ihn die Freude an seinem Besitz."'''
*Wort-für-Wort-Übersetzung: '''Nicht''' ([[Na]], Partikel) '''irgend jemandes''' ([[Ka]] [[Chid]], Gen. Sg. m.) '''Besitz''' ([[Artha]], Nom. Sg. m.) '''dauerhaft''' ([[Dhruva]], Nom. Sg. m.) '''so''' ([[Iti]], Partikel)  '''in dieser Weise''' ([[Evam]], Partikel) '''dieses''' ([[Tad]], Gen. Sg. m.) '''Denkenden''' ([[chint|cint]], Partizip Präsens) '''an seinem Besitz''' ([[Svartha]], Lok. Sg. m.) '''die Lust''' ([[Ruchi]], Nom. Sg. f.) '''ihn''' ([[Tad]], Akk. Sg. m.) '''verließ''' ([[ha|hā]],  Verb + [[Sma]], Partikel), d.h. '''"'Niemandes Besitz ist dauerhaft' - als er* so dachte, verließ ihn die Freude an seinem Besitz."'''
 
'''*Anmerkung:''' Gemeint ist der Kaufmann ('''vaṇij''') in Lektion 68 Übung 1.


===Erläuterungen===
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*Das Adverb '''evam''' "so, in dieser Weise" ist eine nähere Bestimmung ([[Kriyavisheshana]]) zum Partizip Präsens '''cintayataḥ'''.
*Das Adverb '''evam''' "so, in dieser Weise" ist eine nähere Bestimmung ([[Kriyavisheshana]]) zum Partizip Präsens '''cintayataḥ'''.


*Das Demonstrativpronomen '''tasya''' und das [[Partizip Präsens]] '''cintayataḥ''' bilden zusammen einen sogenannten Absoluten Genitiv. Dieser drückt eine Gleichzeitigkeit oder zeitliche Nähe der Handlung mit einer weiteren Handlung aus (hier '''jahāti'''), was im Deutschen mit "als" wiedergegeben werden kann.
*Das [[Sanskrit Pronomen|Demonstrativpronomen]] '''tasya''' und das [[Partizip Präsens]] '''cintayataḥ''' beziehen sich beide auf das '''logische Subjekt''' '''vaṇij''' "Kaufmann" in Lektion 68 Übung 1). Beide Genitive bilden zusammen einen sogenannten '''absoluten Genitiv'''. Dieser drückt eine Gleichzeitigkeit oder zeitliche Nähe der Handlung mit einer weiteren Handlung aus (hier mit '''jahāti'''), was im Deutschen mit "als" wiedergegeben werden kann: "als er so dachte, verließ ...".
 
 


==Seminare==
==Seminare==

Version vom 23. Juni 2017, 15:36 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Indefinitpronomen (2)

In Lektion 68 haben wir das Indefinitpronomen behandelt. Die folgenden Übungen setzen den Text aus Lektion 68 fort.


Übung 1

  • Devanagari: श्रियं ददाति कस्मै चित्कस्माच्चिदपकर्षतीति |
  • wissenschaftliche Transliteration: śriyaṃ dadāti kasmai cit kasmāc cid apakarṣatīti |
  • vereinfachte Transkription: shriyam dadati kasmai chit kasmach chid apakarshatiti |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Reichtum (Shri, Akk. Sg. f.) er gibt (, Verb) irgend einem (Ka Chid, Dat. Sg. m.) von irgend einem (Ka Chid, Abl. Sg. m.) er nimmt weg (apa + kṛṣ, Verb) so (Iti, Partikel), d.h. "Dem einen gibt er Reichtum, dem anderen nimmt er ihn." (Mahabharata, Shanti Parva Kapitel 68 Vers 47ab)


Erläuterungen

  • Der Akkusativ (Dvitiya) śriyam ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlungen dadāti und apakarṣati.
  • Das Indefinitpronomen kasmai cid "irgend einem/jemandem" steht im Dativ (Chaturthi). Es bezeichnet den Empfänger (Sampradana) der Verbalhandlung dadāti.
  • Das Indefinitpronomen kasmāc cid "von irgend einem/jemand" steht im Ablativ (Panchami). Es bezeichnet den Ausgangspunkt (Apadana) der Verbalhandlung apakarṣati.
  • Das Adverb iti bedeutet wörtlich "so". Es wird im Sanskrit auch im Sinne von An-und Ausführungszeichen ("...") benutzt und kennzeichnet dann die ihm vorausgehende Aussage als wörtliche (oder gedachte) Rede, oder wie in diesem Fall ein Zitat.
  • Sandhi: Die Endung m von śriyam geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über. Das stimmhafte d von cid wird vor stimmlosem k zu t. Die Form kasmāc cid steht für kasmāt cid, da t vor stimmlosem c ebenfalls zu c wird (Assimilation). Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen am Wortende und -anfang zu einem Langvokal: i + i wird zu ī in apakarṣatīti (apakarṣati + iti).


Übung 2

  • Devanagari: न कस्य चिदर्थो ध्रुव इत्येवं तस्य चिन्तयतः स्वार्थे रुचिस्तं जहाति स्म |
  • wissenschaftliche Transliteration: na kasya cid artho dhruva ity evaṃ tasya cintayataḥ svārthe rucis taṃ jahāti sma |
  • vereinfachte Transkription: na kasya chid artho dhruva ity evam tasya chintayatah svarthe ruchis tam jahati sma |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Nicht (Na, Partikel) irgend jemandes (Ka Chid, Gen. Sg. m.) Besitz (Artha, Nom. Sg. m.) dauerhaft (Dhruva, Nom. Sg. m.) so (Iti, Partikel) in dieser Weise (Evam, Partikel) dieses (Tad, Gen. Sg. m.) Denkenden (cint, Partizip Präsens) an seinem Besitz (Svartha, Lok. Sg. m.) die Lust (Ruchi, Nom. Sg. f.) ihn (Tad, Akk. Sg. m.) verließ (, Verb + Sma, Partikel), d.h. "'Niemandes Besitz ist dauerhaft' - als er* so dachte, verließ ihn die Freude an seinem Besitz."

*Anmerkung: Gemeint ist der Kaufmann (vaṇij) in Lektion 68 Übung 1.

Erläuterungen

  • Das Indefinitpronomen kasya cid "irgend jemandes" steht im Genitiv und bezieht sich auf das Substantiv arthaḥ. Zusammen mit der Negationspartikel na bedeutet es "niemandes".
  • Der Nominativ (Prathama) arthaḥ ist das logische Subjekt (Agens, Kartri) der nicht ausgedrückten Verbalhandlung asti "ist".
  • Das Adjektiv dhruvaḥ bezieht sich auf das Substantiv arthaḥ und steht daher ebenfalls im Nominativ Singular Maskulinum. Die Verbform "ist" wird hier im Sanskrit mitverstanden, da es sich um einen sogenannten Nominalsatz, d.h. einen Satz (Vakya) ohne finite Verbform, handelt.
  • Das Adverb iti kennzeichnet hier die ihm vorausgehende Aussage als wörtliche (oder gedachte) Rede.
  • Das Adverb evam "so, in dieser Weise" ist eine nähere Bestimmung (Kriyavisheshana) zum Partizip Präsens cintayataḥ.
  • Das Demonstrativpronomen tasya und das Partizip Präsens cintayataḥ beziehen sich beide auf das logische Subjekt vaṇij "Kaufmann" in Lektion 68 Übung 1). Beide Genitive bilden zusammen einen sogenannten absoluten Genitiv. Dieser drückt eine Gleichzeitigkeit oder zeitliche Nähe der Handlung mit einer weiteren Handlung aus (hier mit jahāti), was im Deutschen mit "als" wiedergegeben werden kann: "als er so dachte, verließ ...".


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Siehe auch