Sanskrit Kurs Lektion 62: Unterschied zwischen den Versionen

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*Der Akkusativ '''a-jānantaḥ''' ("die nicht-kennenden", Partizip Präsens Aktiv) ist eine Ergänzung ([[Visheshana]]) zum [[Sanskrit Substantiv|Substantiv]] '''abhyāsinaḥ''' und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
*Der Akkusativ '''a-jānantaḥ''' ("die nicht-kennenden", Partizip Präsens Aktiv) ist eine Ergänzung ([[Visheshana]]) zum [[Sanskrit Substantiv|Substantiv]] '''abhyāsinaḥ''' und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.


Das [[Sanskrti Adverb|Adverb]] '''kevalam''' bezieht sich auf '''haṭha-karmiṇaḥ'''.
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''kevalam''' bezieht sich auf '''haṭha-karmiṇaḥ'''.


*Der Akkusativ '''haṭha-karmiṇaḥ''' ist ein ein Kompositum ([[Samasa]]) vom Typ [[Tatpurusha]] und als Adjektiv eine weitere Ergänzung zu '''abhyāsinaḥ''' und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
*Der Akkusativ '''haṭha-karmiṇaḥ''' ist ein ein Kompositum ([[Samasa]]) vom Typ [[Tatpurusha]] und als Adjektiv eine weitere Ergänzung zu '''abhyāsinaḥ''' und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
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*'''[[Anvaya|Syntax]]''': Das Verb '''manye''' (Wurzel [[man]]) hat in diesem Beispielvers ein '''direktes Objekt''' ('''abhyāsinaḥ''') und ein '''indirektes Objekt''' ('''prayāsa-phala-varjitān'''). Das direkte Objekt ('''abhyāsinaḥ''') wurde noch um ein Adjektiv ('''haṭha-karmiṇaḥ''') und ein Partizip Präsens Aktiv ('''ajānantaḥ''') erweitert. Dieses Partizip hat seinerseits noch ein eigenes logisches Objekt ('''rāja-yogam''').
*'''[[Anvaya|Syntax]]''': Das Verb '''manye''' (Wurzel [[man]]) hat in diesem Beispielvers ein '''direktes Objekt''' ('''abhyāsinaḥ''') und ein '''indirektes Objekt''' ('''prayāsa-phala-varjitān'''). Das direkte Objekt ('''abhyāsinaḥ''') wurde noch um ein Adjektiv ('''haṭha-karmiṇaḥ''') und ein Partizip Präsens Aktiv ('''ajānantaḥ''') erweitert. Dieses Partizip hat seinerseits noch ein eigenes logisches Objekt ('''rāja-yogam''').
*'''[[Sandhi]]''': Die Endung '''-m''' von '''kevalam''' geht vor folgendem [[Konsonant]]en (hier: '''k''') in [[Anusvara]] ('''ṃ''') über, welcher wie '''m''' ausgesprochen wird. Die Form '''abhyāsino''' steht für '''abhyāsinaḥ''', da auslautendes '''-aḥ''' vor stimmhaftem [[Konsonant]] (hier: '''m''') zu '''-o''' wird.





Version vom 17. Januar 2017, 18:58 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Partizip Präsens Aktiv (2)

In Lektion 61 haben wir die Bildung und Verwendung des Partizip Präsens Aktiv betrachtet. Der folgende Beispielvers enthält ein solches Partizip.

Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem vierten Kapitel (Upadesha), das der Praxis der Meditation und Versenkung (Samadhi) gewidmet ist. Der 79. Vers steht im Kontext der Meditation auf den inneren Ton (Nada) und unterstreicht die Bedeutung des als Rajayoga bezeichneten Zustandes der meditativen Versenkung (vgl. auch die Verse 3,4 und 80 des vierten Kapitels).


राजयोगमजानन्तः केवलं हठकर्मिणः |
एतानभ्यासिनो मन्ये प्रयासफलवर्जितान् || ४.७९ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
rājayogam ajānantaḥ kevalaṃ haṭhakarmiṇaḥ |
etān abhyāsino manye prayāsaphalavarjitān || 4.79 ||


  • vereinfachte Transkription:
rajayogam ajanantah kevalam hathakarminah |
etan abhyasino manye prayasaphalavarjitan || 4.79 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:


rāja-yogam : den Zustand der meditativen Versenkung ("königlichen Yoga", Rajayoga, Akk. Sg. m.)
ajānantaḥ : diejenigen, die nicht kennen, erfahren (a + jñā, Akk. Pl. m.)
kevalam : nur, lediglich (Kevala, Adverb)
haṭha-karmiṇaḥ : die Hatha(-Yoga) praktizieren (Karmin, Akk. Pl. m.)
etān : diese (Etad, Akk. Pl. m.)
abhyāsinaḥ : Praktizierenden (Abhyasin, Akk. Pl. m.)
manye : halte ich (man, Verb)
prayāsa-phala-varjitān : für welche, die den Erfolg (die "Frucht", Phala) ihrer Bemühung(en), Anstrengung(en, Prayasa) verfehlen ("verfehlt haben", Varjita, Akk. Pl. m.)


  • Übersetzung:
Diejenigen, die den Zustand der meditativen Versenkung (Rajayoga) nicht kennen und lediglich Hatha(-Yoga) praktizieren,
diese halte ich für welche, die den Erfolg ihrer Bemühungen verfehlen.


Anmerkung: Mit Hatha(-Yoga) ist hier die Praxis von Asana, Pranayama und Mudra gemeint, die in den Kapiteln 1 - 3 der Hatha Yoga Pradipika gelehrt werden. All diese Praktiken dienen jedoch nur der Vorbereitung auf die als Rajayoga bezeichnete Meditationspraxis, der das vierte Kapitel gewidmet ist.


Erläuterungen

  • Der Akkusativ a-jānantaḥ ("die nicht-kennenden", Partizip Präsens Aktiv) ist eine Ergänzung (Visheshana) zum Substantiv abhyāsinaḥ und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
  • Das Adverb kevalam bezieht sich auf haṭha-karmiṇaḥ.
  • Der Akkusativ haṭha-karmiṇaḥ ist ein ein Kompositum (Samasa) vom Typ Tatpurusha und als Adjektiv eine weitere Ergänzung zu abhyāsinaḥ und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
  • Der Akkusativ etān bezieht sich als Demonstrativpronomen auf das Substantiv abhyāsinaḥ und steht daher gleichfalls im Akkusativ Plural Maskulinum.
  • Der Akkusativ abhyāsinaḥ ist das direkte Objekt (Mukhyakarman) der Verbalhandlung manye.
  • Die Verbform manye ("ich halte für, erachte als") ist die 1. Person Singular Aktiv Medium (Atmanepada) der Gegenwart der Verbalwurzel man "meinen, denken, für etwas halten" (4. bzw. Div Klasse). Das Verb manye ist in der Bedeutung "jemanden für etwas halten" doppelt transitiv (Dvikarmaka), d.h. es hat ein direktes Objekt (Mukhyakarman, hier: wen man für etwas hält) und ein indirektes Objekt (Gunakarman, hier: wofür man jemanden hält).
  • Syntax: Das Verb manye (Wurzel man) hat in diesem Beispielvers ein direktes Objekt (abhyāsinaḥ) und ein indirektes Objekt (prayāsa-phala-varjitān). Das direkte Objekt (abhyāsinaḥ) wurde noch um ein Adjektiv (haṭha-karmiṇaḥ) und ein Partizip Präsens Aktiv (ajānantaḥ) erweitert. Dieses Partizip hat seinerseits noch ein eigenes logisches Objekt (rāja-yogam).
  • Sandhi: Die Endung -m von kevalam geht vor folgendem Konsonanten (hier: k) in Anusvara () über, welcher wie m ausgesprochen wird. Die Form abhyāsino steht für abhyāsinaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaftem Konsonant (hier: m) zu -o wird.


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