Sanskrit Kurs Lektion 20: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel [[Sanskrit]]. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel [[Devanagari]]. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.'''   
'''Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die [[Sanskrit Grammatik|Grammatik]] des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel [[Sanskrit]]. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen [[Umschrift]] (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel [[Devanagari]]. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.'''   


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=== Struktur eines Shloka ===
=== Struktur eines Shloka ===


Ein Shloka im engeren Sinne, der auch [[Anushtubh]] genannt wird, besteht aus 32 Silben ([[Akshara]]), die in vier Versviertel ([[Pada]]) zu je acht Silben aufgeteilt werden. Je zwei Versviertel ergeben einen Halbvers, der mit einen einfachen bzw. doppelten Strich, [[Danda]] genannt, abgeschlossen wird:
Ein Shloka im engeren Sinne, der auch [[Anushtubh]] genannt wird, besteht aus 32 Silben ([[Akshara]]), die in vier Versviertel ([[Pada]]) zu je acht Silben aufgeteilt werden. Je zwei Versviertel ergeben einen Halbvers, der mit einem einfachen bzw. doppelten senkrechten Strich, [[Danda]] bzw. Doppel-Danda genannt, abgeschlossen wird:


x x x x x x x x , x x x x x x x x |
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Auch die Beachtung der Länge und Kürze der einzelnen Silben eines Versviertels ist für eine korrekte bzw. authentische Rezitation von Bedeutung. Detailliertere Angaben hierzu findest Du im Artikel [[Shloka]].
Auch die Beachtung der Länge und Kürze der einzelnen Silben eines Versviertels ist für eine korrekte bzw. authentische Rezitation von Bedeutung. Detailliertere Angaben hierzu findest Du im Artikel [[Shloka]].


Altindische Versmaße, der Shloka eingeschlossen, sind durch einen strengen Rhythmus und das Fehlen des für europäische Lyrik typischen Endreimes gekennzeichnet (es "reimt" sich nicht).
Altindische Versmaße, der Shloka eingeschlossen, sind durch einen strengen Rhythmus und das Fehlen des für europäische Lyrik typischen Endreimes gekennzeichnet (es "reimt" sich nicht). Mehr Details zu Versmaßen findest Du im Artikel [[Chhandas]].




== Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika ==
== Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika ==


Die gesamte [[Hatha Yoga Pradipika]] besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka ist. Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel ([[Upadesha]]), das der Praxis des [[Pranayama]] gewidmet ist. Der 20. Vers beschreibt die positiven Folgen der Reinigungsatmung ([[Nadi Shodhana]]), die auch als [[Anuloma Viloma]] bekannt ist:
Die gesamte [[Hatha Yoga Pradipika]] besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka ([[Anushtubh]]) ist. Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel ([[Upadesha]]), das der Praxis des [[Pranayama]] gewidmet ist. Der 20. Vers beschreibt die positiven Folgen der Reinigungsatmung ([[Nadi Shodhana]]), die auch als [[Wechselatmung]] bzw. [[Anuloma Viloma]] bekannt ist:


*[[Devanagari]]:


:'''यथेष्टं धारणं वायोरनलस्य प्रदीपनम् |
*[[Devanagari]]:
:'''नादाभिव्यक्तिरारोग्यं जायते नाडिशोधनात् || २.२० ||
 
:'''<big>यथेष्टं धारणं वायोरनलस्य प्रदीपनम् |</big>
:'''<big>नादाभिव्यक्तिरारोग्यं जायते नाडिशोधनात् || २.२० ||</big>
 


*wissenschaftliche Transliteration:  
*wissenschaftliche Transliteration:  


:'''yatheṣṭaṃ dhāraṇaṃ vāyor , analasya pradīpanam |
:'''yatheṣṭaṃ dhāraṇaṃ vāyor , analasya pradīpanam |
:'''nādābhivyaktir ārogyaṃ , jāyate nāḍiśodhanāt || 2.20 ||
:'''nādābhivyaktir ārogyaṃ , jāyate nāḍi-śodhanāt || 2.20 ||
 


*vereinfachte Transkription:
*vereinfachte Transkription:


:'''yatheshtam dharanam vayor analasya pradipanam |
:'''yatheshtam dharanam vayor analasya pradipanam |
:'''nadabhivyaktir arogyam jayate nadishodhanat || 2.20 ||
:'''nadabhivyaktir arogyam jayate nadi-shodhanat || 2.20 ||
 


*Wort-für-Wort-Übersetzung:
*Wort-für-Wort-Übersetzung:


:'''yatheṣṭam''' : nach Belieben ("wie gewünscht", [[Yatha]] [[Ishta]], adv.)
:'''yatheṣṭam''' : nach Belieben ("wie [[Yatha]] gewünscht [[Ishta]]", [[Yatheshta]], adv.)
:'''dhāraṇam''' : das Anhalten ([[Dharana]], Nom. Sg. n.)
:'''dhāraṇam''' : das Anhalten ([[Dharana]], Nom. Sg. n.)
:'''vāyoḥ''' : des Atems bzw. von [[Prana]] ("des Windes", [[Vayu]], Gen. Sg. m.)
:'''vāyoḥ''' : des Atems bzw. von [https://www.yoga-vidya.de/prana/ Prana] ("des Windes", [[Vayu]], Gen. Sg. m.)
:'''analasya''' : des (Verdauungs-)Feuers ([[Anala]], Gen. Sg. m.)
:'''analasya''' : des (Verdauungs-)Feuers ([[Anala]], Gen. Sg. m.)
:'''pradīpanam''' : das Auflodern bzw. Entfachen ([[Pradipana]], Nom. Sg. n.)
:'''pradīpanam''' : das Auflodern bzw. Entfachen ([[Pradipana]], Nom. Sg. n.)
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:'''ārogyam''' : Gesundheit ("Nichtkrankheit", [[Arogya]], Nom. Sg. n.)
:'''ārogyam''' : Gesundheit ("Nichtkrankheit", [[Arogya]], Nom. Sg. n.)
:'''jāyate''' : entsteht ([[jan]], Verb)
:'''jāyate''' : entsteht ([[jan]], Verb)
:'''nāḍiśodhanāt''' : aufgrund der Reinigung ([[Shodhana]], Abl. Sg. n.) der feinstofflichen Energie-Kanäle ([[Nadi]])
:'''nāḍi-śodhanāt''' : aufgrund der Reinigung ([[Shodhana]], Abl. Sg. n.) der feinstofflichen Energie-Kanäle ([[Nadi]])
 


*Übersetzung:
*Übersetzung:


:'''"Aufgrund der Reinigung der feinstofflichen Energie-Kanäle entsteht das beliebig lange Anhalten des Atems, das Entfachen des Verdauungsfeuers, die Manifestation des  ("unangeschlagenen") Klanges sowie Gesundheit."'''
:'''Aufgrund der Reinigung der feinstofflichen Energie-Kanäle entsteht das beliebig lange Anhalten des Atems, das Entfachen des Verdauungsfeuers, die Manifestation des  ("unangeschlagenen") Klanges sowie Gesundheit.'''
 


===Erläuterungen===
===Erläuterungen===


*In einem Vers (Shloka) ist die Wortstellung relativ frei. Dennoch steht das Verb ([[Akhyata]]) in der Regel in der Nähe des Versendes.
*In einem Vers (Shloka) ist die Wortstellung relativ frei. Dennoch steht das Verb ([[Akhyata]]), das Kernstück eines jeden Satzes ([[Vakya]]), in der Regel in der Nähe des Versendes. Die Verbform '''jāyate''' ("es entsteht") ist die 3. Person Singular ([[Indikativ]] Präsens [[Medium]] bzw. [[Atmanepada]]) von der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) '''[[jan]]''' "entstehen, geboren werden".


*Die Verbform '''jāyate''' ("es entsteht") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens [[Medium]] bzw. [[Atmanepada]]) von der [[Sanskrit Verbalwurzel|Verbalwurzel]] ([[Dhatu]]) '''[[jan]]''' "entstehen, geboren werden".
*Das [[Sanskrit Adverb|Adverb]] '''yatheṣṭam''' "nach Belieben" ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise eine nähere Bestimmung zum [[Verbalsubstantiv]] '''dhāraṇam'''. Es setzt sich aus '''yathā''' ("wie", [[Yatha]]) und '''iṣṭa''' ("gewünscht", [[Ishta]]) zusammen und gehört zum [[Avyayibhava]] genannten Kompositumstyp. Formal ist '''yatheṣṭam''' ein erstarrter Akkusativ ([[Dvitiya]]) Singular Neutrum.


*Das Adverb '''yatheṣṭam''' "nach Belieben" ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise eine nähere Bestimmung zum Verbalnomen '''dhāraṇam''.
*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''dhāraṇam''' ist das logische Subjekt bzw. der Agens ([[Kartri]]) der Verbalhandlung '''jāyate'''.


*Der Nominativ ([[Prathama]]) '''dhāraṇam''' ist das '''logische Subjekt''' bzw. der Agens der Verbalhandlung '''jāyate'''.
*Der Genitiv ([[Shashthi]]) '''vāyoḥ''' bezieht sich ebenfalls auf das [[Verbalsubstantiv]] '''dhāraṇam'''.


*Der Genitiv ([[Shashthi]]) '''vāyoḥ''' bezieht sich ebenfalls auf das Verbalnomen '''dhāraṇam'''.
*Der Genitiv '''analasya''' bezieht sich auf das Verbalsubstantiv '''pradīpanam'''.


*Der Genitiv ([[Shashthi]]) '''analasya''' bezieht sich auf das Verbalnomen '''pradīpanam'''.
*Die Nominative '''pradīpanam''', '''nādābhivyaktiḥ''' und '''ārogyam''' sind ebenfalls '''logisches Subjekt''' der Verbalhandlung '''jāyate'''.


*Die Nominative '''pradīpanam''', '''nādābhivyaktiḥ''' und '''ārogyam''' sind ebenfalls '''logisches Subjekt''' der Verbalhandlung '''jāyate'''.
*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''nāḍi-śodhanāt''' bezeichnet die Ursache, aufgrund derer die Verbalhandlung ('''jāyate''') zustande kommt.
 
*Die zusammengesetzten Substantive bzw. Komposita ([[Samasa]]) '''nādābhivyaktiḥ''' und '''nāḍi-śodhanāt''' gehören zum [[Tatpurusha]] genannten Kompositumstyp.
 
*'''[[Sandhi]]''': Das auslautende bzw. anlautende kurze '''a''' von '''nāda''' und '''abhivyaktiḥ''' verschmilzt zu einem langen '''ā''' in '''nādābhivyaktiḥ'''. Das auslautende lange '''ā''' in '''yathā''' und das anlautende kurze '''i''' in '''iṣṭam''' verschmilzt zu einem (stets lang zu sprechenden) '''e''' in '''yatheṣṭam'''. Die Formen '''vāyor''' und '''-abhivyaktir''' stehen für '''vāyoḥ''' und '''-abhivyaktiḥ''', da [[Visarga]] ('''ḥ''') vor Vokalen ([[Svara]]) zu '''-r''' wird, wenn es nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht.
 
*'''[[Chhandas|Metrum]]''': Das Wort [[Nadi]] wird hier nicht (wie häufiger der Fall) '''nāḍī''', sondern '''nāḍi''' (mit kurzem '''i''') geschrieben und gesprochen, da das Versmaß des Shloka an dieser Stelle nur eine '''kurze''' Silbe zulässt.
 
 
=== Metrische Analyse des 4. Pada ===
 
Betrachten wir das vierte ([[Chaturtha]]) Versviertel ([[Pada]]) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen ([[Dirgha]]) und Kürzen ([[Hrasva]]) der einzelnen Silben ([[Akshara]]). Lange Silben enden auf langen [[Vokal]] (auf den noch ein [[Konsonant]] folgen kann), und kurze Silben auf kurzen Vokal ([[Svara]]):
 
 
{|
|-
| '''Silbe || '''1 || '''2 || '''3 || '''4 || '''5 || '''6 || '''7 || '''8
|-
| '''Devanagari''' || जा || य || ते || ना || डि || शो || ध || नात्
|-
| '''Transliteration''' || jā || ya || te || nā || ḍi || śo || dha || nāt
|-
| '''Silbenlänge''' || lang || kurz || lang || lang || kurz || lang || kurz || lang
|-
| '''Symbol''' || – || υ || – || – || υ || – || υ || –
|}
 
 
== Fragen und Feedback ==
 
Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an [http://www.alivara.de Dr. phil. Oliver Hahn]. Er ist Indologe und Autor für [[Hauptseite|Yoga Wiki]], [https://www.yoga-vidya.de/seminare/leiter/dr-phil-oliver-hahn Seminarleiter], Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.
 
==Weblinks==
*[http://schriften.yoga-vidya.de/hatha-yoga-pradipika/2-kapitel-vers-20/ Hatha Yoga Pradipika 2.20]
*[http://mein.yoga-vidya.de/profiles/blogs/spirituelle-praxis-im-spannungsfeld-von-yoga-und-tantra Spirituelle Praxis im Spannungsfeld von Yoga und Tantra]
 
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/sanskrit-und-devanagari/ Sanskrit und Devanagari]===


*Der Ablativ ([[Panchami]]) '''nāḍiśodhanāt''' bezeichnet die Ursache, aufgrund derer die Verbalhandlung ('''jāyate''') zu Stande kommt.
'''[https://www.yoga-vidya.de/seminare/seminar/sanskrit-w201106-3/ 6.11.2020 - 8.11.2020 - Sanskrit]'''  


*Die zusammengesetzten Substantive bzw. Komposita ([[Samasa]]) '''nādābhivyaktiḥ''' und '''nāḍiśodhanāt''' gehören zum [[Tatpurusha]] genannten Kompositumstyp.  
:Du lernst die Grundprinzipien für die korrekte Aussprache von Mantras und von häufigen Yoga Fachbegriffen, den Aufbau des Sanskrit-Alphabets und die Schriftzeichen (Devanagari). So ist dieses Woc…


*'''[[Sandhi]]''': Das auslautende bzw. anlautende kurze '''a''' von '''nād''a''''' und '''''a''bhivyaktiḥ''' verschmilzt zu einem langen '''ā''' in '''nād''ā''bhivyaktiḥ'''.
:[http://mein.yoga-vidya.de/profile/DrOliverHahn Dr. phil. Oliver Hahn]


*'''[[Chhandas|Metrum]]''': Das Wort [[Nadi]] wird hier nicht (wie häufiger der Fall) '''nāḍī''', sondern '''nāḍi''' (mit kurzem '''i''') geschrieben und gesprochen, da das Versmaß des Shloka an dieser Stelle nur eine kurze Silbe zulässt.
'''<big>[https://www.yoga-vidya.de/seminare/leiter/dr-phil-oliver-hahn/ Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra]</big>


'''[https://www.yoga-vidya.de/seminare/seminar/bewusstseinstechniken-aus-dem-vijnana-bhairava-tantra-w201007-1/ 7.10.2020 - 9.10.2020 - Vijnana Bhairava Tantra]'''


==Weblink==
:Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
*[http://schriften.yoga-vidya.de/hatha-yoga-pradipika/tag/sanskrit-text-romische-schrift,deutsche-ubersetzung/page/10/ Hatha Yoga Pradipika]


:Dr. phil. Oliver Hahn


==Siehe auch==   
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 10]]  
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 14]]
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 89]]
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 91]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 92]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 93]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 94]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 95]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 96]]
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*[[Sanskrit Kurs Lektion 98]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 99]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 100]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 101]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 102]]
*[[Sanskrit Kurs Lektion 103]]
*[[Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis]]
*[[Sanskrit Kurs Inhaltsverzeichnis]]



Version vom 5. Dezember 2019, 12:14 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Der Shloka

Die allgemeine Bedeutung von Shloka ist "Vers, Strophe". Im engeren Sinne bedeutet Shloka ein bestimmtes Versmaß (Metrum), das aus 4 x 8 Silben besteht. Der Shloka ist das beliebteste altindische Versmaß (Chhandas) und hat seine Ursprünge bereits in den vedischen Hymnen (Samhita).

Große Teile der epischen Literatur (Ramayana und Mahabharata), aber auch der wissenschaftlichen Literatur (Shastra) sind im Versmaß des Shloka verfasst.

Struktur eines Shloka

Ein Shloka im engeren Sinne, der auch Anushtubh genannt wird, besteht aus 32 Silben (Akshara), die in vier Versviertel (Pada) zu je acht Silben aufgeteilt werden. Je zwei Versviertel ergeben einen Halbvers, der mit einem einfachen bzw. doppelten senkrechten Strich, Danda bzw. Doppel-Danda genannt, abgeschlossen wird:

x x x x x x x x , x x x x x x x x |

x x x x x x x x , x x x x x x x x ||

Beim Rezitieren eines Shloka macht man nach jedem Versviertel eine kurze Pause, also auch zwischen dem 1. und 2. sowie dem 3. und 4. Versviertel (hier durch ein Komma gekennzeichnet).

Auch die Beachtung der Länge und Kürze der einzelnen Silben eines Versviertels ist für eine korrekte bzw. authentische Rezitation von Bedeutung. Detailliertere Angaben hierzu findest Du im Artikel Shloka.

Altindische Versmaße, der Shloka eingeschlossen, sind durch einen strengen Rhythmus und das Fehlen des für europäische Lyrik typischen Endreimes gekennzeichnet (es "reimt" sich nicht). Mehr Details zu Versmaßen findest Du im Artikel Chhandas.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem zweiten Kapitel (Upadesha), das der Praxis des Pranayama gewidmet ist. Der 20. Vers beschreibt die positiven Folgen der Reinigungsatmung (Nadi Shodhana), die auch als Wechselatmung bzw. Anuloma Viloma bekannt ist:


यथेष्टं धारणं वायोरनलस्य प्रदीपनम् |
नादाभिव्यक्तिरारोग्यं जायते नाडिशोधनात् || २.२० ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
yatheṣṭaṃ dhāraṇaṃ vāyor , analasya pradīpanam |
nādābhivyaktir ārogyaṃ , jāyate nāḍi-śodhanāt || 2.20 ||


  • vereinfachte Transkription:
yatheshtam dharanam vayor analasya pradipanam |
nadabhivyaktir arogyam jayate nadi-shodhanat || 2.20 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
yatheṣṭam : nach Belieben ("wie Yatha gewünscht Ishta", Yatheshta, adv.)
dhāraṇam : das Anhalten (Dharana, Nom. Sg. n.)
vāyoḥ : des Atems bzw. von Prana ("des Windes", Vayu, Gen. Sg. m.)
analasya : des (Verdauungs-)Feuers (Anala, Gen. Sg. m.)
pradīpanam : das Auflodern bzw. Entfachen (Pradipana, Nom. Sg. n.)
nādābhivyaktiḥ : das Offenbarwerden bzw. Erscheinen (Abhivyakti, Nom. Sg. f.) des inneren, "unangeschlagenen" Klanges (Nada)
ārogyam : Gesundheit ("Nichtkrankheit", Arogya, Nom. Sg. n.)
jāyate : entsteht (jan, Verb)
nāḍi-śodhanāt : aufgrund der Reinigung (Shodhana, Abl. Sg. n.) der feinstofflichen Energie-Kanäle (Nadi)


  • Übersetzung:
Aufgrund der Reinigung der feinstofflichen Energie-Kanäle entsteht das beliebig lange Anhalten des Atems, das Entfachen des Verdauungsfeuers, die Manifestation des ("unangeschlagenen") Klanges sowie Gesundheit.


Erläuterungen

  • In einem Vers (Shloka) ist die Wortstellung relativ frei. Dennoch steht das Verb (Akhyata), das Kernstück eines jeden Satzes (Vakya), in der Regel in der Nähe des Versendes. Die Verbform jāyate ("es entsteht") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens Medium bzw. Atmanepada) von der Verbalwurzel (Dhatu) jan "entstehen, geboren werden".
  • Das Adverb yatheṣṭam "nach Belieben" ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise eine nähere Bestimmung zum Verbalsubstantiv dhāraṇam. Es setzt sich aus yathā ("wie", Yatha) und iṣṭa ("gewünscht", Ishta) zusammen und gehört zum Avyayibhava genannten Kompositumstyp. Formal ist yatheṣṭam ein erstarrter Akkusativ (Dvitiya) Singular Neutrum.
  • Der Nominativ (Prathama) dhāraṇam ist das logische Subjekt bzw. der Agens (Kartri) der Verbalhandlung jāyate.
  • Der Genitiv analasya bezieht sich auf das Verbalsubstantiv pradīpanam.
  • Die Nominative pradīpanam, nādābhivyaktiḥ und ārogyam sind ebenfalls logisches Subjekt der Verbalhandlung jāyate.
  • Der Ablativ (Panchami) nāḍi-śodhanāt bezeichnet die Ursache, aufgrund derer die Verbalhandlung (jāyate) zustande kommt.
  • Die zusammengesetzten Substantive bzw. Komposita (Samasa) nādābhivyaktiḥ und nāḍi-śodhanāt gehören zum Tatpurusha genannten Kompositumstyp.
  • Sandhi: Das auslautende bzw. anlautende kurze a von nāda und abhivyaktiḥ verschmilzt zu einem langen ā in nādābhivyaktiḥ. Das auslautende lange ā in yathā und das anlautende kurze i in iṣṭam verschmilzt zu einem (stets lang zu sprechenden) e in yatheṣṭam. Die Formen vāyor und -abhivyaktir stehen für vāyoḥ und -abhivyaktiḥ, da Visarga () vor Vokalen (Svara) zu -r wird, wenn es nicht zwischen zwei a-Lauten (kurz oder lang) steht.
  • Metrum: Das Wort Nadi wird hier nicht (wie häufiger der Fall) nāḍī, sondern nāḍi (mit kurzem i) geschrieben und gesprochen, da das Versmaß des Shloka an dieser Stelle nur eine kurze Silbe zulässt.


Metrische Analyse des 4. Pada

Betrachten wir das vierte (Chaturtha) Versviertel (Pada) dieses Shloka noch einmal hinsichtlich der Längen (Dirgha) und Kürzen (Hrasva) der einzelnen Silben (Akshara). Lange Silben enden auf langen Vokal (auf den noch ein Konsonant folgen kann), und kurze Silben auf kurzen Vokal (Svara):


Silbe 1 2 3 4 5 6 7 8
Devanagari जा ते ना डि शो नात्
Transliteration ya te ḍi śo dha nāt
Silbenlänge lang kurz lang lang kurz lang kurz lang
Symbol υ υ υ


Fragen und Feedback

Für Fragen und Feedback zum Sanskrit Kurs wendet Euch gerne an Dr. phil. Oliver Hahn. Er ist Indologe und Autor für Yoga Wiki, Seminarleiter, Yogalehrer, Übersetzer und Lektor.

Weblinks

Seminare

Sanskrit und Devanagari

6.11.2020 - 8.11.2020 - Sanskrit

Du lernst die Grundprinzipien für die korrekte Aussprache von Mantras und von häufigen Yoga Fachbegriffen, den Aufbau des Sanskrit-Alphabets und die Schriftzeichen (Devanagari). So ist dieses Woc…
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Bewusstseinstechniken aus dem Vijnana Bhairava Tantra

7.10.2020 - 9.10.2020 - Vijnana Bhairava Tantra

Tantra benutzt alle Sinne, um durch Achtsamkeits- und Meditationstechniken den Schleier der materiellen Welt zu lüften und hinter allen Erscheinungen reines Bewusstsein - unser wahres Selbst - zu…
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Siehe auch