Sanskrit Kurs Lektion 19

Aus Yogawiki

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Das Adverb

Das Adverb bzw. Umstandswort (Kriyavisheshana) dient dazu, ein Verb (Akhyata) bzw. eine Verbalhandlung (Kriya) näher zu bestimmen (Visheshana). Adverbien dienen im Sanskrit häufig als Umstandsbestimmungen, d.h. sie machen Angaben über die näheren Umstände einer Handlung. Mit Adverbien kann man ausdrücken, wie, auf welche Weise, wann, wie oft oder wo etwas geschieht.


Übung 1

  • Devanagari: यथोक्तं मया तथा कृतम् |
  • wissenschaftliche Transliteration: yathoktaṃ mayā tathā kṛtam |
  • vereinfachte Transkription: yathoktam maya tatha kritam |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Wie (Yatha, adv.) es gesagt wurde (Ukta, Nom. Sg. n.) von mir (Aham Instr. Sg.) so (Tatha, adv.) es wurde gemacht (Krita, Nom. Sg. n.), d.h. "Wie ich es gesagt habe, so habe ich es gemacht."

Erläuterungen

  • Die Adverbien yathā "wie" und tathā "so" sind nähere Bestimmungen zu den beiden PPP uktam und kṛtam.
  • Die beiden Nominative (Prathama) uktam (n.) und kṛtam (n.) sind das Partizip Präteritum Passiv (PPP) der Wurzeln vac "sagen" und kṛ "machen, tun". Sie stehen im Singular Neutrum und bezeichnen hier sowohl die Verbalhandlung als auch das logische Objekt (Karman), das im Deutschen mit "es" wiedergegeben wird.
  • Der Instrumental (Tritiya) mayā ist die Form des Personalpronomens der 1. Person Singular (Aham, ich). Er bezeichnet das logische Subjekt bzw. den Agens der beiden Verbalhandlungen, die als PPP erscheinen.
  • Sandhi: Das lange ā von yathā verschmilzt mit dem folgenden u zu o.


Übung 2

  • Devanagari: दिवा सूर्यो भाति नक्तं चन्द्रश्च |
  • wissenschaftliche Transliteration: divā sūryo bhāti naktaṃ candraś ca |
  • vereinfachte Transkription: diva suryo bhati naktam chandrash cha |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Tags (Diva, adv.) die Sonne (Surya, Nom. Sg. m.) scheint (bhā, Verb) nachts (Nakta, adv.) der Mond (Chandra, Nom. Sg. m.) und (Cha, konj.), d.h. "Tags scheint die Sonne, und nachts der Mond".

Erläuterungen

  • Die Adverbien divā "tags" und naktam "nachts" sind als Umstandsbestimmungen der Zeit nähere Bestimmungen zum Verb bhāti und beziehen sich dem Kontext gemäß jeweils auf auf Sonne und Mond.
  • Die beiden Nominative sūryaḥ und candraḥ sind logische Subjekt bzw. Agens der Verbalhandlung bhāti, die nur einmal genannt zu werden braucht.
  • Die Konjunktion ca "und" ist eine Verbindungspartikel (Nipata), die im Sanskrit in der Regel nicht zwischen zwei Wörtern, sonder hinter dem letzten der beiden zu verbindenden Wörter oder Wortgruppen steht. Häufig befindet sich ca daher am Satzende.
  • Sandhi: Die Form sūryo steht für sūryaḥ, da auslautendes -aḥ vor stimmhaften Konsonanten (hier: bh) zu -o wird. Die Form candraś steht für candraḥ, da Visarga vor stimmlosem Palatal (hier: c) zum palatalen Sibilanten (Ushman) ś wird.

Übung 3

  • Devanagari: ब्राह्मणः प्रतिदिनं नद्यां स्नाति |
  • wissenschaftliche Transliteration: brāhmaṇaḥ pratidinaṃ nadyāṃ snāti |
  • vereinfachte Transkription: brahmanah pratidinam nadyam snati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der Brahmane (Nom. Sg. m.) täglich (Prati Dina, adv.) im Fluss (Nadi, Lok. Sg. f.) badet (snā, Verb) , d.h. "Der Brahmane badet täglich im Fluss."

Erläuterungen

  • Der Nominativ brāhmaṇaḥ ist das logische Subjekt bzw. der Agens der Verbalhandlung snāti.
  • Das Adverb pratidinam "täglich" ist als Umstandsbestimmung der Zeit eine nähere Bestimmung zum Verb snāti.


Übung 4

  • Devanagari: पूर्वं मन्त्रं पठति पश्चात्तूष्णीमास्ते |
  • wissenschaftliche Transliteration: pūrvaṃ mantraṃ paṭhati paścāt tūṣṇīm āste |
  • vereinfachte Transkription: purvam mantram pathati pashchat tushnim aste |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Erst (Purva, adv.) ein Mantra (Nom. Sg. n.) er rezitiert (paṭh, Verb) danach (Pashchat, adv.) schweigend (Tushnim, adv.) er sitzt (ās, Verb) , d.h. "Erst rezitiert er ein Mantra, danach sitzt er schweigend."

Erläuterungen

  • Das Adverb pūrvam "erst" ist als Umstandsbestimmung der Zeit eine nähere Bestimmung zum Verb paṭhati.
  • Das Adverb paścāt "danach" ist als Umstandsbestimmung der Zeit eine nähere Bestimmung zum Verb āste.
  • Das Adverb tūṣṇīm "schweigend" ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise ebenfalls eine nähere Bestimmung zum Verb āste.
  • Der Akkusativ (Dvitiya) mantram ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung paṭhati.
  • Das logische Subjekt bzw. der Agens der beiden Verbalhandlungen paṭhati "er rezitiert" und āste "er sitzt" wird nicht ausdrücklich genannt. Es ergibt sich aus dem Kontext und bezieht sich in diesem Fall auf den Brahmanen aus Übung 3.


Übung 5

  • Devanagari: योगी प्राणं यथाशक्ति धारयति |
  • wissenschaftliche Transliteration: yogī prāṇaṃ yathāśakti dhārayati |
  • vereinfachte Transkription: yogi pranam yathashakti dharayati |
  • Wort-für-Wort-Übersetzung: Der Yogi (Yogin, Nom. Sg. m.) den Atem (Prana, Akk. Sg. m.) nach Vermögen (Yatha Shakti, adv.) hält an (dhṛ, Verb), d.h. "Der Yogi hält den Atem nach Vermögen an."

Erläuterungen

  • Der Nominativ yogī ist das logische Subjekt bzw. der Agens der Verbalhandlung dhārayati.
  • Der Akkusativ prāṇam ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung dhārayati.
  • Das Adverb yathāśakti "nach Vermögen" ist als Umstandsbestimmung der Art und Weise ebenfalls eine nähere Bestimmung zum Verb dhārayati.
  • Die Verbform dhārayati ("er hält an") ist die 3. Person Singular (Indikativ Präsens Indikativ bzw. Parasmaipada) von der Verbalwurzel (Dhatu) dhṛ "halten, anhalten".


Hinweise zur Wortbildung

Wer mehr über die Bildung von Adverbien erfahren will, wird unter Sanskrit Adverb fündig.


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