Sanskrit Kurs Lektion 116: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Von den 84 Körperstellungen soll man regelmäßig Siddhasana praktizieren,
:'''Von den 84 Körperstellungen soll man regelmäßig Siddhasana praktizieren,
 
:'''ein Reinigungsmittel für Verunreinigungen der (feinstofflichen) Energiekanäle.


'''ein Reinigungsmittel für Verunreinigungen der (feinstofflichen) Energiekanäle.


===Erläuterungen===
===Erläuterungen===

Version vom 14. Oktober 2020, 15:20 Uhr

Dieser Sanskrit Kurs führt anhand einfacher Beispielsätze und -verse in die Grammatik des Sanskrit ein. Einen ausführlichen Überblick über das Sanskrit findest Du im Artikel Sanskrit. Hinweise zur indischen Schrift, der wissenschaftlichen Umschrift (Transliteration) sowie der korrekten Aussprache gibt der Artikel Devanagari. Stichwörter, nach denen Du in der Yoga Vidya Wiki suchen kannst, sind in vereinfachter Schreibweise (Transkription) wiedergegeben.

Vokalische Nominalstämme (9)

In Lektion 115 haben wir den Plural der abgeleiteten weiblichen Substantive auf betrachtet. Nun folgt ein Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika, die Auflösung des Formen-Rätsels aus Lektion 115 sowie ein neues Formen-Rätsel.


Beispielvers aus der Hatha Yoga Pradipika

Die gesamte Hatha Yoga Pradipika besteht aus Versen, deren häufigstes Versmaß (Chhandas) der Shloka (Anushtubh) ist. Hier folgt ein Vers aus dem ersten Kapitel (Upadesha), das der Asana-Praxis gewidmet ist. Der 41. Vers betont die Bedeutung der regelmäßigen Praxis von Siddhasana für die Reinheit der feinstofflichen Energiekanäle (Nadi).


चतुरशीतिपीठेषु सिद्धमेव सदाभ्यसेत् |
द्वासप्ततिसहस्राणां नाडीनां मलशोधनम् || १.४१ ||


  • wissenschaftliche Transliteration:
catur-aśīti-pīṭheṣu siddham eva sadābhyaset |
dvā-saptati-sahasrāṇāṃ nāḍīnāṃ mala-śodhanam || 1.41 ||


  • vereinfachte Transkription:
chatur-ashiti-pitheshu siddham eva sadabhyaset |
dva-saptati-sahasranam nadinam mala-shodhanam || 1.41 ||


  • Wort-für-Wort-Übersetzung:
catur-aśīti-pīṭheṣu : (von den) 84 (Chaturashiti) Körperstellungen ("Sitzhaltungen", Pitha, Lok. Pl. n.)
siddham : (die) vollkommene (Siddha Sitzhaltung, Siddhasana, Akk. Sg. n.)
eva : wahrlich, insbesondere (Eva)
sadā : immer, stets (Sada, adv.)
abhyaset : man soll üben, praktizieren (abhi + as, Verb)
dvā-saptati-sahasrāṇām : der 72 000 (Dvasaptatisahasra, Gen. Pl. f.)
nāḍīnām : der (Energie-)Kanäle (Nadi, Gen. Pl. f.)
mala-śodhanam : (ein) Reinigungsmittel (Shodhana, Akk. Sg. n. bei) Verunreinigung(en), Schmutz (Mala)


  • Übersetzung:
Von den 84 Körperstellungen soll man regelmäßig Siddhasana praktizieren,
ein Reinigungsmittel für Verunreinigungen der (feinstofflichen) Energiekanäle.


Erläuterungen

  • Der Lokativ (Saptami) catur-aśīti-pīṭheṣu ist ein Kompositum (Samasa) vom Typ Karmadharaya und steht hier im Sinne von "in, bei, in Bezug auf, hinsichtlich". Bei der Auflösung eines Karmadharaya stehen beide Glieder des Kompositums im selben Fall (hier im Lokativ Plural) - somit steht catur-aśīti-pīṭheṣu verkürzend im Sinne von catur-aśītiṣu pīṭheṣu "von den 84 (Chaturashiti), Lok. Pl. f.) Körperstellungen (Pitha, Lok. Pl. n.)".
  • Der Akkusativ (Dvitiya) siddham steht verkürzend für siddhāsanam und ist das logische Objekt (Karman) der Verbalhandlung abhyaset.
  • Das Adverb sadā "stets, immer, regelmäßig" ist als Umstandsbestimmung der Zeit eine nähere Bestimmung (Kriyavisheshana) zum Verb abhyaset.
  • Die Verbform abhyaset ("könnte sein") ist die 3. Person Singular Optativ der Gegenwart der Verbalwurzel (Dhatu) as "werfen" (hier 1. bzw. Bhu Klasse), die in Verbindung mit dem Verbalpräfix abhi "wiederholen, üben, praktizieren" bedeutet. Der Optativ steht hier im Sinne einer neutralen Anweisung.
  • Der Genitiv (Shashthi) dvā-saptati-sahasrāṇām bezieht sich auf das Substantiv nāḍīnām.
  • Der Genitiv nāḍīnām bezieht sich auf das Substantiv mala-śodhanam.
  • Sandhi: Gleichartige Vokale (Svara) verschmelzen am Wortende und -anfang zu einem Langvokal: ā + a wird zu ā in sadābhyaset (sadā + abhyaset). Die Endung m von °sahasrāṇām und nāḍīnām geht vor folgendem Konsonanten (Vyanjana) in Anusvara () über, welcher vereinfacht wie m ausgesprochen wird.


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