Sankhya

Aus Yogawiki

1. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्या saṅkhyā und संख्या saṃkhyā f.) Zahl, Anzahl, Zählung; Zahlwort; grammatische Zahl (Numerus).

Gott Dhanvantari - Urvater des Ayurveda

2. Sankhya (Sanskrit: सङ्ख्य saṅkhya und संख्य saṃkhya n.) Schlacht, Kampf.

3. Sankhya (Sanskrit: साङ्ख्य sāṅkhya und सांख्य sāṃkhya n.) Klassifizierung, Aufzählung

Sankhya ist Bestandteil der Ayurveda Philosophie.

Sukadev über Sankhya

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Sankhya

Sankhya – ein Philosophiesystem, eine Weltanschauung, Darshana, welches Bewusstsein und Materie als zwei Urprinzipien definiert. Sankhya heißt wörtlich Klassifizierung oder auch Aufzählung. Sankhya ist eine Weltanschauung, aber auch ein spirituelles System. Ich will hier nur ein paar Aspekte davon sagen. Wenn du auf unsere Internetseiten gehst, www.yoga-vidya.de, findest du sehr viel über Sankhya. Sankhya als eine der sechs Darshanas, Shatdarshanas, ist begründet worden von einem großen Meister namens Kapila. Sankhya ist das Philosophiesystem, welches beschreibt, dass es zwei Prinzipien gibt, Purusha und Prakriti. Purusha – Bewusstsein, Prakriti – die Natur. Laut Sankhya ist Purusha und Prakriti ewig voneinander getrennt. Es gibt ein Bewusstsein, es gibt eine Natur. Purusha und Prakriti, zwei kosmische Prinzipien, deshalb dualistisch, weil sie auf ewig voneinander getrennt sind. Purusha – Bewusstsein. Mensch ist letztlich Bewusstsein. Mensch hat sich aber identifiziert mit einem Teil von Prakriti, eben mit Chitta, dem Geist, identifiziert mit Körper und Psyche. Indem Purusha sich identifiziert mit einem Teil der Prakriti, kommen alle möglichen Probleme, einschließlich Leiden usw. Und so ist die Aufgabe des Menschen, sich wieder zu lösen von der Identifikation mit Körper und Psyche. Und um dies zu tun, gilt es zunächst mal, zu klassifizieren, daher hat Sankhya auch seinen Namen. Du klassifizierst, du stellst fest, alles besteht aus Sattva, Rajas und Tamas. Und es gibt verschiedene Prinzipien, wie du etwas klassifizieren kannst. Es fällt leichter, zu sagen, „dort ist gerade ein tamasiger Gemütszustand“, als zu sagen, „ich bin so niedergeschlagen“. Es ist leichter, zu sagen, „da ist ein rajasiger Gemütszustand“, anstatt zu sagen, „ich bin wütend bis zum Feuer, ich glühe vor Wut“. Wenn du sagst, „da ist viel Rajas“, ist nicht so tragisch. Nicht, „ich bin wütend“, sondern „da ist Rajas im Gemüt“. Diese Form der Aufzählung, Klassifizierung hilft, sich zu lösen. Eine weitere Technik im Sankhya ist auch Sakshi Bhava, das Beobachten. Nicht identifizieren, sondern beobachten: „Ja, da ist etwas, da ist etwas.“ Nicht, „ich mache das, ich muss, ich brauche usw.“, sondern „da ist das“. Sankhya ist dann also als praktisches spirituelles Übungssystem das Lösen des Purusha von der Identifikation, sei es durch Klassifizierung, sei es durch Nicht-Identifizierung, sei es durch Beobachtung. Und so kommt der Purusha schließlich zu Kaivalya. Im Sankhya ist der Ausdruck für spirituelle Verwirklichung Kaivalya oder auch Moksha, Befreiung, Befreiung von der Identifikation, Loslösung des Purusha mit dem in ständiger Veränderung Begriffenen. Sankhya, also ein philosophisches System, aber auch ein spirituelles Übungssystem. Sankhya ist auch der Name für Jnana Yoga in der Bhagavad Gita. Wenn Krishna in der Bhagavad Gita spricht, da sagt er manchmal Sankhya und Yoga. Wenn Krishna in der Bhagavad Gita von Sankhya spricht, dann meint er damit Jnana Yoga. Wenn Krishna von Yoga spricht, im Unterschied zu Sankhya, dann meint er dort Karma Yoga, der Yoga der Tat. Natürlich, Krishna hat noch viele andere Begriffe für Yoga, aber gerade wenn er diese Polarität von Sankhya und Yoga erwähnt, ist Sankhya letztlich das Zurückziehen, und Yoga heißt tun, aber uneigennützig tun, verhaftungslos tun, erwartungslos tun, wunschlos tun. Sankhya, letztlich das Loslösen aus allem, um zur höchsten Einheit zu kommen und zur Erkenntnis des Purusha zu kommen. Yoga, das Erfüllen der Aufgaben, das Erfüllen seines Dharmas, uneigennützig tätig werden, Gott dienen, und dadurch den höchsten Bewusstseinszustand, die Einheit zu erfahren. Also, Sankhya – dualistischer Darshana, dualistisches Philosophiesystem, einer der sechs Darshanas, Shatdarshanas, eine Weltanschauung, die sagt, das, was den Menschen ausmacht, ist das Bewusstsein. Bewusstsein ist unterschieden von Prakriti, die Natur, Körper und Psyche gehören zur Natur, und um die Erfüllung deines Lebens zu erfahren, um das zu erfahren, was du tief im Inneren suchst, gilt es, Bewusstsein zu lösen aus der Identifikation mit Prakriti. Dies erreichst du durch Beobachtung, dies erreichst du durch Klassifikation, dies erreichst du aber insbesondere durch viel Meditation und das Vermeiden aller Verhaftungen. So kommt Kaivalya, Befreiung, Moksha, Freiheit, Erfahrung der Einheit, Erfahrung von Purusha. Mehr zu Sankhya findest du auch auf unseren Internetseiten, auf www.yoga-vidya.de. Dort schaue nach unter „Sankhya“, dort findest du viel mehr über das Philosophiesystem, du erfährst die verschiedenen Sanskrit-Begriffe, die zum Sankhya-System dazugehören, du lernst eine Menge über die Sankhya-Praxis. Wenn du gleich zur Praxis übergehen willst, dann suche am besten nach „Sakshi Bhava“ oder „Beobachter“ oder „Zeuge“ und dort findest du einige Techniken, die dir helfen. Sankhya, ein faszinierendes spirituelles System, welches auch hinter dem Raja Yoga System steht und welches auch in der Bhagavad Gita in einem erweiterten Verständnis von Krishna erwähnt wird.

Sankhya im Sinne von Zahl

Als Beispiel ein Vers aus den Sutras von Patanjali:

Patanjali

बाह्याभ्यन्तरस्तम्भवृत्तिर्देशकालसंख्याभिः परिदृष्टो दीर्घसूक्ष्मः ||2.50||

bāhyābhyantara-stambha-vṛttir deśa-kāla-saṃkhyābhiḥ paridṛṣṭo dīrgha-sūkṣmaḥ ||2.50||

(Die Atemregelung) besteht aus den Vorgängen (Vritti) des Ausatmens, Einatmens und Anhaltens (Stambha), und sie ist lang (Dirgha) oder subtil (Sukshma), wenn Ort (Desha), Dauer (Kala) und Zählung (Saṃkhyā) beobachtet werden.

Anm.: Die Begriffe des Ausatmens und Einatmens lauten wörtl.: äußerliche (Bahya) Atemfunktion (Vritti), innerliche (Abhyantara) Atemfunktion (Vṛtti).

Sankhya als dualistisches Philosophiesystem

Der Urtext des Sāṅkhya ist die Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Das jüngere Sankhyasutra, welches auf der Sankhyakarika basiert, wird dem Weisen Kapila zugeschrieben.

Es handelt sich um ein atheistisch geprägtes Philosophiesystem, welches über das reine Bewusstsein, die Seele (Purusha) und die Urnatur (Prakriti) handelt. Letztere besteht aus den drei Gunas, den Grundeigenschaften der Natur. Demnach trennen sich Purusha und Prakriti, da Purusha die Welt erleben möchte und sich daher zunächst als Spandana (kosmische Urschwingung), dann als Prakriti manifestiert.

Purusha nimmt in der Welt mit ihren zahllosen Lebewesen Gestalt an. Durch die Identifikation mit der äußeren Welt und das Vergessen des wahren Wesens entsteht Leiden, Avidya (Nichtwissen). Das Sāṅkhya enthält daneben eine Theorie der Wahrnehmung und des Geistes und Methoden, wie die Identifikation überwunden werden kann: Vivekakhyati (ununterbrochene Unterscheidungskraft), Vairagya (Entsagung) und Sakshibhava (reines Beobachten).

Eine Ausprägung des Sāṅkhya besagt, dass es so viele purushas gibt wie Seelen. Mit Beenden der Identifikation und Verhaftung kehrt jede Seele zu ihrem eigenen purusha, ihrer eigenen Bewusstseinsebene, zurück.

Sankhya aus der Sicht des Indologen Wilfried Huchzermeyer

Sankhya oder auch Samkhya wurde von Kapila begründet und stellt in der Philosophie Indiens eines der sechs Shaddarshanas (klassischen indischen Philosophiesysteme) dar. Die Sankhya Philosophie handelt von der kosmischen und der spirituellen Befreiungslehre. Weil in der Sankhya sogenannte Tattvas (Grundregeln, 25 Stück), aufgezählt werden, spricht man von Sankhya auch als Zahl, beziehungsweise Aufzählung, wobei es gleichermaßen auch um die "Ergründung" dieser Prinzipien geht.

Die Sankhyaphilosophie basiert hauptsächlich auf der Sankhyakarika des Ishvarakrishna. Diese stellt in Versform die "klassische Sankhyaphilosophie" dar. Anhand von 25 Tattvas wird hierin die Symbiose zwischen Mensch und dem Kosmos erklärt. Die wichtigsten Tattvas beziehen sich auf Prakriti und Purusha. Prakriti steht für die Natur und die unmanifeste Grundlage für die Vielfalt und Gesamtheit aller psychischen und stofflichen Formen der Erscheinung. Purusha repräsentiert das reine Bewusstsein oder den Geist. Da Leid und Schmerz nur auf der Prakriti Ebene vorhanden sind, wo eine Identifikation stattfindet, ist es mithilfe der Sankhya möglich zu realisieren, dass Prakriti und Purusha voneinander getrennt sind. Dadurch kann eine Lösung von der Identifizierung und letztendlich die Befreiung von Leid und Schmerz stattfinden.

Die restlichen 23 Tattvas gehören zur Prakriti. Sie kommen aufgrund eines Ungleichgewichts der Gunas bei der Entstehung des Universums zum Vorschein. Weitere Tattvas werden in einer stetigen Verdichtung der von Grund auf zunächst unsichtbaren Elemente stufenweise gebildet. Dabei handelt es sich um Buddhi (auch Mahat genannt) und Ahamkara. Buddhi ist das Unterscheidungsorgan/die Vernunft und Ahamkara das "Ego", wodurch eine Trennung zwischen dem Ich und der Umgebung möglich wird. Aus Ahamkara entstehen die Sinne (11 Stück) und die Tanmatras (feinere Elemente).

Die Sinne lauten:

  1. Manas: "das Sinngebende Denken"
  2. Jnanendriyas: "die Fünf Erkenntnisvermögen": Sehen, Reichen, Schmecken, Fühlen, Hören
  3. Karmendriyas: Handlungsorgane/Tatvermögen (5 Stück): Gehen, Greifen, Sprechen, Ausscheiden und Zeugen. Sie entpsrechen der Manomaya Kosha des Astralkörpers.

Die Tanmatras sind die "subtilen Energieformen":

  1. Sehen
  2. Geschmack
  3. Klang
  4. Berührung
  5. Geruch

Aus den Tanmatras gehen die Mahabhutas (grobe Elemente) hervor:

  • Äther
  • Luft
  • Feuer
  • Wasser
  • Erde

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, Vortrag mit Dr. Rhyner

Sankhya und Vedanta in der Ayurveda Praxis, ein aufschlussreicher Vortrag mit Dr. Hans Heinrich Rhyner, dem europäischen Ayurveda-Pionier:

Was hat Philosophie in einer medizinischen Praxis zu suchen? - Die wichtigsten beiden Arbeitsmodelle der Ayurveda, wie Tridosha (Vata, Pitta und Kapha) und Triguna (Sattva, Rajas und Tamas) sind pragmatische Umsetzungen der Sankhya Philosophie. Vedanta löst die Frage jedes Menschen, der einen Arzt aufsucht, nämlich „Warum werde ich krank?"

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Ayurveda

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Ayurveda Weiterbildung

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Ayurveda Therapeuten Ausbildung

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