Sandhi: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Yogawiki
Zeile 172: Zeile 172:
#nach kurzem '''a''' fällt Visarga aus, wenn ein anderer Vokal als ein kurzes '''a''' folgt: बान्धव आगतः bāndhav'''a ā'''gataḥ "der Freund ([[Bandhava]]) ist gekommen ([[Agata]])" aus bāndhava'''ḥ + ā'''gataḥ; सूर्य उष्णः sūry'''a u'''ṣṇaḥ "die Sonne ([[Surya]]) ist heiß ([[Ushna]])" aus sūrya'''ḥ + u'''ṣṇaḥ
#nach kurzem '''a''' fällt Visarga aus, wenn ein anderer Vokal als ein kurzes '''a''' folgt: बान्धव आगतः bāndhav'''a ā'''gataḥ "der Freund ([[Bandhava]]) ist gekommen ([[Agata]])" aus bāndhava'''ḥ + ā'''gataḥ; सूर्य उष्णः sūry'''a u'''ṣṇaḥ "die Sonne ([[Surya]]) ist heiß ([[Ushna]])" aus sūrya'''ḥ + u'''ṣṇaḥ
#ein kurzes '''a''' wird zusammen mit folgendem Visarga (bzw. ursprünglichem '''s''') zu '''o''', wenn ein kurzes '''a''' folgt, welches wiederum in der Aussprache ausfällt ([[Elision]]) und graphisch durch '''ऽ''' bzw. '''Apostroph ( ' )''' dargestellt wird: नमो ऽस्तु ते nam'''o''' 'stu te "Verehrung ([[Namas]]) sei ('''astu''') dir ('''te''')" aus nama'''s + a'''stu + te  
#ein kurzes '''a''' wird zusammen mit folgendem Visarga (bzw. ursprünglichem '''s''') zu '''o''', wenn ein kurzes '''a''' folgt, welches wiederum in der Aussprache ausfällt ([[Elision]]) und graphisch durch '''ऽ''' bzw. '''Apostroph ( ' )''' dargestellt wird: नमो ऽस्तु ते nam'''o''' 'stu te "Verehrung ([[Namas]]) sei ('''astu''') dir ('''te''')" aus nama'''s + a'''stu + te  
#nach '''i, ī, u, ū, e, ai, o''' und '''au''' wird Visarga in ein '''r''' umgewandelt: प्रवृत्तिरुत्पन्ना pravṛtti'''r u'''tpannā "eine Handlung ([[Pravritti]]), die entstanden ([[Utpanna]]) ist" aus pravṛtti'''ḥ u'''tpannā; गुरुरागतः guru'''r ā'''gataḥ "der Meister ([[Guru]]) ist gekommen ([[Agata]])" aus guru'''ḥ ā'''gataḥ; सिद्धैरुक्तम् siddhai'''r u'''ktam "von Vollkommenen ([[Siddha]]) gesagt ([[Ukta]])" aus siddhai'''ḥ u'''ktam usw.
#nach '''i, ī, u, ū, e, ai, o''' und '''au''' wird Visarga in ein '''r''' umgewandelt: प्रवृत्तिरुत्पन्ना pravṛtti'''r u'''tpannā "eine Handlung ([[Pravritti]]), die entstanden ([[Utpanna]]) ist" aus pravṛtti'''ḥ u'''tpannā; गुरुरागतः guru'''r ā'''gataḥ "der Meister ([[Guru]]) ist gekommen ([[Agata]])" aus guru'''ḥ + ā'''gataḥ; सिद्धैरुक्तम् siddhai'''r u'''ktam "von Vollkommenen ([[Siddha]]) gesagt ([[Ukta]])" aus siddhai'''ḥ + u'''ktam usw.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 1. März 2015, 10:33 Uhr

Sandhi (Sanskrit: सन्धि sandhi m.) Verbindung, Vereinigung; Übereinstimmung, Übereinkunft; Friede, Bündnis; Zwischenraum, Zwischenzeit; Fuge, Gelenk; Horizont; Übergangszeit zwischen Tag und Nacht, Dämmerung.

Sandhi in der altindischen Grammatik (Vyakarana)

In der altindischen Grammatik (Vyakarana) und Phonetik (Shiksha) bezeichnet der Begriff Sandhi die Veränderungen von Lauten bei ihrem Aufeinandertreffen innerhalb von Wörtern (interner Sandhi) und Sätzen (externer Sandhi) und somit die sogenannten euphonischen Regeln oder Wohllautregeln. Diese Regeln sind sehr umfangreich und sollen hier nur auszugsweise vorgestellt werden.

Beispielsweise verändert sich die Endung -as des Sanskritwortes Namas "Gruß, Verbeugung" je nach der Art des nachfolgenden Lautes wie folgt:

  • नमस्ते namas te (-as + t-) "Verehrung (sei) dir"
  • नमो ऽस्तु ते namo 'stu te (-as + astu; das a von astu fällt hier aus, was man als Elision bezeichnet) "Verehrung sei dir"
  • ॐ नमः शिवाय oṃ namaḥ śivāya (-as + ś-) "Om Verehrung sei Shiva" (sprich namaś śivāya)

Einheit von Schreibung und Aussprache

Die Regeln des Sandhi behandeln alle lautlichen Veränderungen, die beim Aufeinandertreffen von Wörtern (Shabda) oder Wortbestandteilen mit den beteiligten Lauten nach genau beschriebenen Gesetzmäßigkeiten vor sich gehen. Hierbei hat das Sanskrit die Besonderheit, dass (nahezu) alle lautlichen bzw. hörbaren Veränderungen auch graphisch (d.h. im Schriftbild) wiedergegeben werden (eine wichtige Ausnahme bildet hierbei Visarga), s.u.

Dies ist in den meisten anderen Sprachen, etwa im Deutschen, nicht der Fall: So unterscheidet sich bspw. die Aussprache des Buchstaben <d> in "Kind" (sprich /kint/) und "Kindes" (sprich /kindes/), was jedoch in der Schreibung nicht unterschieden wird. Das Phänomen, dass ein stimmhafter ("weicher") Konsonant wie /d/ am Wortende stimmlos ("hart") wird, bezeichnet man als (deutsche) Auslautverhärtung. Dies trifft jedoch ebenso auf das Sanskrit zu, mit dem Unterschied, dass am Wortende (im absoluten Auslaut) ein stimmhafter Konsonant stets auch als stimmloser geschrieben wird: catuṣpād "Vierfüßer" (Chatushpad) wird zu catuṣpāt, tad "das" (Tad) wird zu tat usw.

Überblick

Beim Aufeinandertreffen von Wörtern oder Wortbestandteilen gibt es grundsätzlich vier mögliche Fälle: Es treffen

  1. ein Vokal (Selbstlaut, Svara) und ein Konsonant (Mitlaut, Vyanjana) aufeinander (V + K)
  2. ein Konsonant und ein Vokal aufeinander (K + V)
  3. zwei Vokale aufeinander (V + V)
  4. zwei Konsonanten aufeinander (K + K).

1. Geht ein Vokal einem Konsonanten voraus, so bleiben beide unverändert, z. B.:

  • śṛṇu mitra "höre, Freund (Mitra)!" aus śṛṇu + mitra
  • sukṛta "wohlgetan" (Sukrita) aus su + kṛta (Su-Krita)

2. Geht ein Konsonant einem Vokal voraus, so wird der Konsonant stimmhaft, falls er vorher stimmlos war, anderenfalls bleibt er stimmhaft, z. B.:

  • grāmād āgataḥ "er ist aus dem Dorf (Grama) gekommen (Agata)" aus grāmāt + āgataḥ
  • g uditā "eine Stimme (Vach) hat sich erhoben (Udita)" aus vāk + uditā

Anmerkung:k geht wiederum auf vāc zurück, da eine weitere Regel besagt, dass im absoluten Auslaut ein Palatal (Talavya) durch einen Guttural (Kanthya) ersetzt wird.

3. und 4. Die übrigen Fälle, d.h. wenn zwei Vokale bzw. zwei Konsonanten aufeinandertreffen, werden im Folgenden detaillierter betrachtet, wobei allerdings nur die wichtigsten Regeln behandelt werden sollen.

Die Verbindung von End- und Anfangsvokalen

Teffen End- und Anfangsvokal zweier aufeinanderfolgender Wörter im Satz (Vakya) oder innerhalb eines zusammengesetzten Substantives (Kompositum, Samasa) aufeinander, so erliegen sie gewissen Veränderungen, je nachdem, ob es sich dabei um gleichartige (wie a und ā) oder ungleichartige Vokale (wie a und i) handelt.

Gleichartige Vokale

Teffen gleichartige End- und Anfangsvokale zweier aufeinanderfolgender Wörter aufeinander, was besonders häufig innerhalb von Komposita geschieht, so "verschmelzen" diese in der Regel zu einem Vokal, wenn es sich nicht um die vier sogenannten Diphthonge e, ai, o und au handelt:

  • a/ā und a/ā zu ā: prāṇa ("Atem") + āyāma ("Kontrolle, Lenkung") >> prāṇāyāma (Pranayama) "Atemkontrolle"
  • i/ī und i/ī zu ī: muni ("Weiser") + indra ("Fürst") >> munīndra "ein Fürst (Indra) unter den Weisen (Muni), ein großer Asket"
  • u/ū und u/ū zu ū: laghu ("leicht") + uṣṇa ("warm") >> laghūṣṇa "leicht (Laghu) und warm (Ushna)"

Ungleichartige Vokale

  • a/ā und i/ī zu e: gaṇa ("Schar") + īśa ("Herr") >> gaṇeśa "Ganesha, der elefantenköpfige Gott"
  • a/ā und u/ū zu o: paścima ("Westen, Rücken") + uttāna ("Ausdehnung") + āsana ("Sitz, Stellung") >> paścimottānāsana "Zange (Pashchimottanasana), d.h. eine Vorbeuge mit geschlossenen gestreckten Beinen im Sitzen"

Die Vokale i/ī, u/ū und ṛ/ṝ gehen vor ungleichartigem Vokal in den entsprechenden Halbvokal (Antahstha) (nämlich y, u und r) über, ebenso ṛ/ṝ nach a/ā:

  • bahūni "viele" + ahāni "Tage" >> bahūny ahāni (Bahu Ahar)
  • guru "schwer, wichtig" + artha >> gurvartha "eine wichtige Sache" (Gurvartha)
  • pit "Vater, Ahn" + iṣṭa "erwünscht, lieb" >> pitriṣṭa "den Ahnen lieb" (Pitri Ishta)
  • a/ā und ṛ zu ar: sapta "sieben" + ṣi "Seher" >> saptarṣi (Saptarshi) "die sieben Rishis"; mahā "groß" + ṣi "Seher" >> maharṣi (Maharshi) "großer Rishi"

Die Vokale e und o gehen vor allen Vokalen außer kurzem a in a über:

  • vane "im Wald" + āste ("er sitzt") >> vana āste "er sitzt im Wald (Vana)"
  • mano + eṣām >> mana eṣām "deren Geist (Manas)"

Anmerkung: Ein auslautendes o geht stets auf as bzw. aḥ (Visarga) zurück, s. unter 6.4.3.

Die Vokale e und o bleiben unverändert, wenn ihnen ein kurzes a folgt, welches wiederum in der Aussprache ausfällt (Elision) und graphisch durch bzw. Apostroph ( ' ) dargestellt wird:

  • gṛhe "im Haus" + asmin "in diesem" >> gṛhe 'smin (गृहे ऽस्मिन्) "in diesem (Tad) Haus (Griha)"
  • so (aus saḥ "der") + aham ("ich") >> so 'ham (सोऽहम्) "der (d.h. der Atman) bin ich"

Ausnahmen

Das als archaische Ausnahme akzeptierte Nichtbeachten der Regeln des Sandhi, wie es häufig in der Rezitation des Veda vorkommt, wenn zwei Vokale aufeinandertreffen, wird als Pragrihya bezeichnet.

In der Rezitation des Veda erfordert das Versmaß (Metrum, Chhandas) häufig eine vom regulären Sandhi abweichende Aussprache: so wird bspw. die Pragrihya-Form अमी अत्र a-mī a-tra ("diese hier") viersilbig ausgesprochen, wogegen die reguläre Form अम्यत्र am-ya-tra dreisilbig ausgesprochen wird.

Die Verbindung von End- und Anfangskonsonanten

Zusammentreffen gleichartiger Konsonanten

Treffen gleichartige, d.h. entweder zwei stimmlose (z.B. k, t, p) oder zwei stimmhafte (z.B. g, d, b) Konsonanten aufeinander, so behalten sie ihre Stimmlosigkeit bzw. Stimmhaftigkeit bei:

  • stimmlos: sat "gut" + puruṣa "Mensch" >> sat-puruṣa "ein guter (Sat) Mensch (Purusha)"
  • stimmhaft: tad "das, dieses" + bhava "Ursprung" >> tad-bhava (Tadbhava) "dieses zum Ursprung habend"

Zusammentreffen ungleichartiger Konsonanten

Treffen ungleichartige Konsonanten, d.h. stimmlose und stimmhafte Konsonanten aufeinander, so wird der vorangehende dem folgenden Konsonanten angeglichen:

  • tad "das, dieses" (d stimmhaft) + sama "gleich" (s stimmlos) >> tat-sama (Tatsama) "diesem gleich" (nun beide Konsonanten stimmlos)
  • sat "gut" (t stimmlos) + bhāva "Gesinnung" (bh stimmhaft) >> sad-bhāva (Sadbhava) "eine gute Gesinnung" (nun beide Konsonanten stimmhaft)

Zusammentreffen von Dentalen und Palatalen

Treffen Dentale (t usw.) und Palatale (c usw.) aufeinander, so wird der Dental dem Palatal angeglichen ("assimiliert"):

  • sat "gut" + jana "Mensch" >> saj-jana "ein guter Mensch" (Sajjana)
  • tad "das, dieses" + caraṇa "Fuß" >> tac-caraṇa "dessen Fuß" (Tad-Charana)
  • tad "das, dieses" + jña "kennend" >> taj-jña "dieses kennend" (Tajjna)

Visarga

Visarga bezeichnet den in der Devanagarischrift durch einen Doppelpunkt ( : ) dargestellten, in der Transliteration durch gekennzeichneten Hauchlaut, der im Alphabet als अः aḥ wiedergegeben wird.

Visarga steht nur am Wort- bzw. Satzende und in einigen zusammengesetzten Substantiven (Kompositum, Samasa). In einer Reihe von regelmäßigen Fällen wird Visarga in einen Zischlaut (Sibilant, Ushman) bzw. in seine Aussprachevarianten Jihvamuliya und Upadhmaniya umgewandelt.

Visarga im absoluten Auslaut

Steht Visarga am Satzende oder nach einem einzelnen Wort, d.h. im absoluten Auslaut, wird er als ein Hauchlaut ausgesprochen, der den vorangehenden Vokal (Selbstlaut, Svara) wie ein schwaches Echo wiederholt, z. B.:

  • नमः namaḥ sprich namaha "die Verehrung" (Namas, Nominativ Sg. n.)
  • कृतिः kṛtiḥ sprich kritihi "das Werk" (Kriti, Nominativ Sg. f.)
  • गुरुः guruḥ sprich guruhu "der Lehrer" (Guru, Nominativ Sg. m.)

Visarga im Kompositum und vor nachfolgendem stimmlosen Konsonant

Innerhalb eines Kompositums und vor einem unmittelbar nachfolgenden stimmlosen Konsonanten wird Visarga verschieden ausgesprochen, jedoch nie als Echo des vorangehenden Vokals. Entscheidend für die Aussprache ist der nachfolgende Konsonant (Mitlaut, Vyanjana).

  • nachfolgender stimmloser Guttural (k bzw. kh): प्रातःकाल prātaḥ-kāla "Morgenzeit" (Pratahkala) sprich pratach-kala (etwa wie in "Dach-Kater"). Diese Aussprachevariante von Visarga heißt Jihvamuliya.
  • nachfolgender stimmloser Labial (p bzw. ph): परः परः paraḥ paraḥ "jeder folgende" (Para) sprich: parafh-paraha (ähnlich einem "gehauchten" deutschen f bzw. einer Mischung aus f und h). Diese Aussprachevariante von Visarga heißt Upadhmaniya.

Folgt auf ursprünglichen Visarga ein stimmloser Palatal, Zerebral, Dental oder ein Sibilant (Zischlaut, Ushman), dann wird Visarga in Schreibung und Lautung in den entsprechenden Sibilanten (Zischlaut, Ushman ) umgewandelt (ś, bzw. s):

  • nachfolgender stimmloser Palatal (c bzw. ch): उदितश्चन्द्रः uditaś candraḥ "der aufgegangene (Udita) Mond (Chandra)" (siehe auch das folgende Beispiel)
  • nachfolgender stimmloser Zerebral bzw. Retroflex ( bzw. ṭh): कुठारैष्टङ्कैश्च kuṭhāraiṣ ṭaṅkaiś ca "Mit Äxten (Kuthara) und Brecheisen (Tanka)"
  • nachfolgender stimmloser Dental (t bzw. th): कस्त्वम् kas tvam "wer (Ka) bist du (Tvam)?"
  • nachfolgender Sibilant (Zischlaut, Ushman) (ś, bzw. s): es wird Visarga geschrieben, dieser in der Aussprache jedoch dem nachfolgenden Zischlaut angeglichen (assimiliert):
  1. नमः शिवाय namaḥ śivāya "Verehrung (Namas) sei Shiva" sprich namaś śivāya, wobei die beiden ś ś zu einem langen ś zusammengezogen werden.
  2. तस्याः षष्टिहायनायाः tasyāḥ ṣaṣṭihāyanāyāḥ "dieser Sechzigjährigen" (Shashti-Hayana, Genitiv Plural) sprich tasyāṣ ṣaṣṭihāyanāyāḥ
  3. निःसार niḥsāra "saftlos" (Nihsara) sprich nissāra

Visarga vor nachfolgendem stimmhaften Konsonant

Vor einem unmittelbar nachfolgenden stimmhaften Konsonanten wird Visarga wiederum verschieden behandelt. Er fällt entweder ganz aus, wird in ein /r/ umgewandelt oder ergibt zusammen mit einem vorausgehenden kurzen a ein o:

  1. nach langem ā fällt Visarga aus: ता मालाः tāḥ mālāḥ "diese Kränze (Mala)" aus tāḥ + mālāḥ
  2. nach i, ī, u, ū, e, ai, o und au wird Visarga in ein r umgewandelt: मधुर्गन्धः madhur gandhaḥ "ein lieblicher (Madhu) Duft (Gandha)" aus madhuḥ + gandhaḥ; कवेर्वाक् kaver vāk "des Dichters (Kavi) Stimme (Vach)" aus kaveḥ + vāk usw.
  3. ein kurzes a wird zusammen mit folgendem Visarga (bzw. ursprünglichem s) zu o: पुरुषो गतः puruṣo gataḥ "der Mann (Purusha) ist gegangen (Gata)" aus puruṣaḥ + gataḥ; नमो गणेशाय namo gaṇeśāya "Verehrung (Namas) sei Ganesha" aus namas + gaṇeśāya

Visarga vor nachfolgendem Vokal

Vor einem unmittelbar nachfolgenden Vokal verhält sich Visarga so wie vor einem stimmhaften Konsonanten, d.h. es fällt entweder ganz aus, wird in ein r umgewandelt oder ergibt zusammen mit einem vorausgehenden kurzen a ein o, nach welchem ein anlautendes a wiederum ausfällt:

  1. nach langem ā fällt Visarga aus: पादा अश्वस्य pādā aśvasya "die Füße (Pada) des Pferdes (Ashva)" aus pādāḥ + aśvasya
  2. nach kurzem a fällt Visarga aus, wenn ein anderer Vokal als ein kurzes a folgt: बान्धव आगतः bāndhava āgataḥ "der Freund (Bandhava) ist gekommen (Agata)" aus bāndhavaḥ + āgataḥ; सूर्य उष्णः sūrya uṣṇaḥ "die Sonne (Surya) ist heiß (Ushna)" aus sūryaḥ + uṣṇaḥ
  3. ein kurzes a wird zusammen mit folgendem Visarga (bzw. ursprünglichem s) zu o, wenn ein kurzes a folgt, welches wiederum in der Aussprache ausfällt (Elision) und graphisch durch bzw. Apostroph ( ' ) dargestellt wird: नमो ऽस्तु ते namo 'stu te "Verehrung (Namas) sei (astu) dir (te)" aus namas + astu + te
  4. nach i, ī, u, ū, e, ai, o und au wird Visarga in ein r umgewandelt: प्रवृत्तिरुत्पन्ना pravṛttir utpannā "eine Handlung (Pravritti), die entstanden (Utpanna) ist" aus pravṛttiḥ utpannā; गुरुरागतः gurur āgataḥ "der Meister (Guru) ist gekommen (Agata)" aus guruḥ + āgataḥ; सिद्धैरुक्तम् siddhair uktam "von Vollkommenen (Siddha) gesagt (Ukta)" aus siddhaiḥ + uktam usw.

Siehe auch