Samsara: Unterschied zwischen den Versionen

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== Viveka Chudamani – Samsara, der Kreislauf von Geburt und Tod ==
== Viveka Chudamani – Samsara, der Kreislauf von Geburt und Tod ==
[[Datei:Samsara 2.jpg|thumb|Lebenschakra mit einer Darstellung von Geburt und Tod]]
[[Datei:482px-Sycomoros-Feigen-Baum-Banyan old.jpg|thumb|Der Feigenbaum als Analogie für die ganze [[Welt]]]]
'''- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 145 von Sukadev Bretz -'''
'''- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 145 von Sukadev Bretz -'''



Version vom 4. August 2020, 16:10 Uhr

Samsara (Sanskrit: संसार saṃsāra adj. u. m.) wandernd, Wiedergeburten erfahrend; die Wanderung aus einem Leben in ein anderes, das sich stets wiederholende Dasein, Kreislauf des Lebens, das (sich immer wieder erneuernde) Leben mit allen seinem Leiden, das weltliche Dasein, die weltliche Existenz, der Kreislauf von Geburt, Alter, Krankheit und Tod, der Kreislauf bzw. das "Rad" der Wiedergeburt; Seelenwanderung. Oft wird auch gesprochen von Samsara Chakra, dem Rad des Kreislaufs von Geburt und Tod.

Samsara, der Kreislauf von Geburt und Tod, Copyright. Samsara - erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Sukadev über Samsara

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Samsara

Samsara ist der Kreislauf von Geburt und Tod, Samsara ist der Kreislauf des Lebens und des Lebens nach dem Tod. Samsara kommt von den beiden Ausdrücken "Sam" – "mit", und "Sara" heißt so etwas wie "Zentrum, Essenz". Samsara heißt "um das Zentrum herum kreisen". Wir haben ein Zentrum, das Zentrum ist Brahman, das wahre Bewusstsein. Und drum herum spielt sich alles ab. Das Rad von Geburt und Tod heißt auch Samsara Chakra. "Chakra" bedeutet "Rad", und "Samsara" – "Geburt und Tod". Nicht umsonst ist das Symbol der buddhistischen Religion das Rad, das Rad von Samsara. Und auch im Yoga sprechen wir von Samsara, dem Kreislauf von Geburt und Tod.

Du wirst geboren, du wächst heran, irgendwann kommen die einen oder anderen Probleme, der Körper altert, und dann kommt der Tod. Mit dem Tod ist nicht alles zu Ende, nach dem Tod ist das Leben nach dem Tod, zunächst mal in der erdnahen Ebene, Bhur Loka, dann gehst du in die Astralwelten ein, Bhuva Loka, dann kommst du wieder zurück in die erdnahe Ebene. Du gehst in einen Körper in einem im Moment der Empfängnis, du belebst diesen Körper vollständig und kommst ganz auf die Welt im Moment der Geburt, dann folgt wieder Wachstum, dann Veränderung, irgendwann Alter und Tod. So geht es weiter, das Samsara Chakra.

Chakra heißt, es geht hoch, und es geht runter, es dreht sich wieder und wieder. Und wenn du irgendwo hängenbleiben willst, das Rad geht weiter, egal, was du willst. So wie es ja auch dieses Lied gibt: „Hoch auf dem gelben Wagen. Ich wäre ja so gerne noch geblieben, aber der Wagen der rollt.“ Schöne Erfahrungen kommen, schöne Erfahrungen gehen, Dinge kommen, Dinge gehen, Samsara Chakra. Wenn es dir heute gut geht, geht es dir morgen nicht so gut. Wenn es dir heute nicht so gut geht, morgen geht es dir wieder besser. Da gilt es, Gelassenheit zu haben. Samsara, dieser Kreislauf des Lebens. Die Inder wollen aber auch dem Kreislauf des Lebens entgehen.

Warum eigentlich? Weil, in einem Zentrum zu leben, in deiner wahren Natur, das ist wirklich schön. Es ist nämlich möglich, vollkommene Glückseligkeit zu erfahren. Es ist möglich, vollkommene Liebe zu erfahren. Es ist möglich, die höchste Erkenntnis zu haben. Aber all das ist nicht innerhalb dieser äußeren Welt möglich. Das geschieht, wenn du aus der äußeren Welt rausgehst, zu deinem wahren Zentrum kommst, dann bist du in deiner wahren Natur. Die Kenntnis von Samsara Chakra kann in vielerlei Hinsicht hilfreich sein. Zunächst mal die Bewusstheit, Samsara Chakra ist unausweichlich, hilft dir, letztlich anzunehmen, dass auf Geburt, Wachstum, Alter und schließlich Tod folgt.

Nicht immer ist es ein voller Kreislauf, es gibt auch Kinder, die schon sterben. Es gibt Erwachsene, die im Unfall sterben, es gibt alte Menschen, die sterben, bevor sie wirklich so alt sind, dass man sagen würde, der hat ein volles Leben gehabt. Samsara Chakra ist nicht immer so gleichmäßig und rund, es kann auch plötzliche Brüche geben. Aber du weißt, auf Tod folgt auch wieder Leben. Wenn du das weißt, brauchst du nicht ganz so intensiv zu trauern, wenn jemand stirbt, und du brauchst nicht ganz so viel Angst vor dem Tod zu haben, denn so wie Krishna sagt: „Was geboren ist, wird sterben, was gestorben ist, wird auch wieder geboren werden.“

So brauchst du dort keine Ängste zu haben und die Trauer kann sich auf eine kürzere Zeit reduzieren. Und es heißt ja sogar, dass du nach diesem Leben irgendwann deine früheren Liebsten wieder triffst, wenn du das so möchtest und den tiefen Wunsch hast, sie auch wieder zu treffen. Das ist also ein Grund, weshalb es gut ist, sich mit Samsara Chakra zu beschäftigen. Ich habe ja auch ein Buch geschrieben zum Thema "Karma und Reinkarnation", wo ich zu diesem Thema sehr viel geschrieben habe.

Das zweite, weshalb es gut ist, sich mit Samsara zu beschäftigen, ist das Akzeptieren, nicht nur, dass Menschen geboren werden, wachsen, altern, sterben, sondern auch alle anderen Dinge kommen und gehen. Und ein nächster Grund ist, zu erkennen, dass in dieser äußeren Welt dauerhaftes Glück nicht zu haben ist, es ist eben wie das Rad, das hochgeht und wieder runtergeht. Wenn du wirklich dauerhaftes Glück haben willst, wenn du dauerhafte Freude haben möchtest, dann gehe in dein Zentrum, dein wahres Zentrum, in das göttliche Zentrum in dir, und verbinde dich mit Gott selbst und erkenne, dass deine wahre Natur Satchidananda - Sein, Wissen und Glückseligkeit - ist. Wenn du das weißt, dann mag weiter Samsara Chakra voranschreiten, aber du selbst weißt: „Ich bin das Unendliche und das Ewige.“

Viveka Chudamani – Samsara, der Kreislauf von Geburt und Tod

Der Feigenbaum als Analogie für die ganze Welt

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 145 von Sukadev Bretz -

Samsara, der Kreislauf von Geburt und Tod, das Rad des wiederholten Erdenlebens ist wie ein Baum. Die Unwissenheit ist dessen Same. Die Vorstellung, der Körper sei das Selbst, entspricht dem Keimling. Begierden sind die Knospen, Taten das Wasser. Der Körper ist der Stamm. Die Lebenskräfte bilden die Äste, die Sinne die Zweige und die Sinnesobjekte die Blüten. Vielfaches Leid, entstanden aus karmischen Taten, ist die Frucht. Jiva, die individuelle Seele, ist wie der Vogel auf dem Baum, der die Frucht isst.

Hier greift Shankara ein Beispiel von Krishna auf. In der Bhagavad Gita hat Krishna über den Ashvattha-Baum, dem kosmischen Feigenbaum, gesprochen, und er hat gesagt: Die ganze Welt ist wie dieser Baum.

Und so ähnlich baut es jetzt hier Shankara aus, nur noch erheblich weiter. Wo fängt das Ganze an - Samsara, Kreislauf von Geburt und Tod?

Shankara sagt in einem anderen Lehrgedicht: Wieder wurdest du geboren, wieder wirst du älter, wieder wirst du sterben. Jeder Mensch, den du siehst, war schon mal dein Vater, war schon mal deine Mutter. Jeder Mensch, den du siehst, war schon mal dein Kind, dein Bruder, deine Schwester, dein Nachbar. Genug, genug. Wann hast du genug davon, dich immer wieder neu zu inkarnieren, mit den gleichen Menschen in unterschiedlichen Kontexten? Wache auf, wache auf – erkenne dein wahres Selbst.

Das ist ein interessanter Gedanke. Du könntest vielleicht, wenn du heute oder morgen mit Menschen zusammen bist, innerlich sagen: Ja, Mami, Papi – nicht laut sagen, sondern innerlich. Du kannst dir bewusst machen, wenn wir von Millionen von Inkarnationen sprechen, dann gibt es auch die gleichen Menschen, mit denen du wieder und wieder geboren wirst. Du magst dich jetzt identifizieren mit deinen Kindern, mit deinem [[Partner, deiner Partnerin, mit deinen Eltern. Du wirst sagen: mein Kind. Meine Mutter – die leidet so sehr. Mein Vater – unglaublich. Oder: meine Geschwister, mein Bruder, meine Schwester… und so weiter. Du kannst dich identifizieren, du kannst dich darüber ärgern, du kannst dich freuen, du kannst leiden, und so weiter.

Aber mache dir bewusst: Wer heute deine Mutter ist, war vielleicht in deinem früheren Leben deine Tante. Wer heute dein Kind ist, war vielleicht im früheren Leben dein Nachbar. Oder ihr wart zusammen irgendwo bei einem Guru in der Lehre, und ihr wart Gurubhais, die Schüler desselben Lehrers. Die sozialen Konstellationen dieses Mal sind das nächste Mal anders.

Heute gibt es natürlich das Ideal der |romantische Liebe|romantischen Liebe, und viele sprechen von Dualseelen, Zwillingsseelen - man inkarniert sich immer wieder gemeinsam, bis man dann gemeinsam die [[Gottverwirklichung erreicht. Vereinzelt mag es vielleicht so etwas auch geben, aber die indischen Schriften gehen eher davon aus, dass sich der gleiche Mensch mit ähnlichen anderen Jivas inkarniert, aber in unterschiedlichen sozialen Kontexten. Und so, wenn du diesen Gedanken fortführst, hast du vielleicht weniger Identifikation mit deinen Kindern, mit deinen Eltern, mit deinem Partner. Natürlich ist die Liebe zu einem Partner, zu einem Kind und zu deinen Eltern immer etwas Spezielles. Das gilt auch in diesem Leben. Aber dein Partner, deine Partnerin, deine Eltern, dein Kind, deine Geschwister, deine Yogaschüler, dein Guru – all diese haben ihr eigenes Karma. Sie sind wiedergeboren und wiedergeboren und wiedergeboren…

In diesem Leben seid ihr in diesem Kontext. Im vorigen Leben wart ihr in einem anderen. Oder vielleicht wart ihr im vorigen Leben auch gar nicht zusammen – vielleicht war deine Frau mit einem Eskimo in Grönland verheiratet. Und vielleicht warst du irgendwo anders ein Mönch. So viele Möglichkeiten. Identifiziere dich nicht so sehr damit.

Der Kreislauf von Geburt geht immer weiter. Es sei denn, du steigst aus, so wie Krishna sagt: Fälle diesen Ashvattha-Baum. Das klingt jetzt brutal, aber es heißt im Wesentlichen: Geh weg von diesem ganzen Baum von Geburt und Tod.

Wie Shankara hier sagt: Unwissenheit ist der Same. Die Vorstellung, der Körper sei das Selbst, ist der Keimling. So wird der Baum langsam größer. Dann gibt es die Begierden, die Knospen. Dann das Karma und die Taten, das ist das Wasser. Und dann kommt dieser Körper, und das ist dann der Stamm. Und dann kommt die Identifikation mit den Lebenskräften, und das sind die Äste. Und dann kommen die ganzen Sinne, und das sind die Zweige, und die Sinnesobjekte sind die Blüten.

Und dann sagt er: Vielfältiges Leid entsteht in dieser Welt, so viel Leid. Sei dir bewusst: Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende – und immer wieder gibt es Leid.

Es gibt einen Weg aus dem Leid heraus. Überwinde die Identifikation, überwinde die Wünsche. Überwinde die Unwissenheit. Dann hast du den gesamten Baum mit all seinen Auswirkungen überwunden. Du erkennst: Aham Brahmasmi. Ich bin das unsterbliche Selbst.

Siehe auch

Weblinks

Seminare

Meditation

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