Samadhi

Aus Yogawiki
Shiva in ewigen Samadhi

Samadhi (Sanskrit: समाधि samādhi m.) Zusammensetzung, Verbindung, Vereinigung; das Bringen in Harmonie; Aufmerksamkeit (die auf das Höchste gerichtet ist); eines der acht Angas (acht Glieder) im Raja Yoga System. Samadhi, die segensreiche, göttliche Erfahrung, ist erreicht, wenn Ich und Bewußtsein sich auflösen. Diesen Zustand kann man nur durch eigene Kraft erlangen. Er ist ohne Grenzen, ohne Unterscheidung, unendlich, er ist die Erfahrung des Seins selbst, der Zustand der reinen Erkenntnis. Ist diese Erfahrung für den Schüler Wirklichkeit geworden, lösen sich für ihn Gedanken, Wünsche, Handlungen und Gefühle der Freude oder des Schmerzes in nichts auf.

Samadhi erfahren

Jeder kann durch regelmäßige Übung der Meditation, wenn er reines Herzens ist, die Höchste Wahrheit, Brahma, das Absolute erfahren. Abstrakte Überlegungen und Studium von Büchern vermögen dies nicht; es bedarf der unmittelbaren Erfahrung, die die Quelle der höheren intuitiven Erkenntnis oder der göttlichen Weisheit ist. Diese Erfahrung, bei der das Spiel der Sinne, Gefühl, Bewußtsein und Verstand ausgeschaltet sind und in vollkommener Ruhe verharren, ist überbewußt und transzendental. Es handelt sich nicht um die eingebildete Erfahrung eines visionären Träumers, sondern um eine sichere, lebendige Wahrheit, um eine Wirklichkeit, wie die Frucht in deiner Hand. Das dritte Auge, das Auge der Weisheit, ist geöffnet.

Die außergewöhnliche Erfahrung entstammt der Erkenntnis, die das geistige Auge, das Auge der Intuition vermittelt. Es öffnet sich, wenn Sinne, Gedanken und Intellekt zu arbeiten aufhören, wenn alle Gefühle von Wunsch, Zorn, Gier, Stolz, Selbstsucht und Haß vollkommen ausgetilgt sind.

In dieser Erfahrung gibt es weder Leere noch Dunkelheit, weder Ton, Berührung noch Gestalt. Es ist eine wunderbare Erfahrung der Einheit, des Einsseins, in dem weder Zeit noch Kausalität bestehen. Der Schüler wird allwissend, allmächtig, ein »Alleserkennender« (sarvavid). Das ganze Mysterium der Schöpfung wird ihm offenbar. Er erlangt Unsterblichkeit, höchste Erkenntnis und ewige Glückseligkeit.

Alle Zweiheiten lösen sich auf

Es gibt nicht mehr Subjekt noch Objekt, nicht mehr Meditation noch samadhi, nicht mehr Dualismus (dvaita) noch Monismus (advaita), nicht mehr Unterscheidung noch Konzentration, nicht mehr Meditation noch Meditierenden, nicht mehr Gewinn noch Verlust, nicht mehr Vergnügen noch Schmerz, nicht mehr Tag noch Nacht.

Es gibt verschiedene Arten des samadhi:

  • jada samadhi wirddurch Handstellungen (mudras) und Anhalten des Atems

(kumbhaka) erlangt. Ihm fehlt jede Art von Bewußtsein, so daß er dem tiefen Schlaf gleicht. Der Yogi kann sechs Monate lang in einem Sarg eingegraben werden. Doch er kehrt mit höheren Erkenntnissen zurück, da seine unbewußten Eindrücke (vasanas) nicht zerstört wurden. Dieser samadhi ist eine Art Wiedergeburt, die nicht zur Befreiung führt.

Es gibt ferner

  • chaitanya samadhi, in dem der Yogi sein

Bewußtsein vollkommen erhält und mit göttlicher Erkenntnis zurückkehrt. Seine Botschaften und Worte sind vom Geist eingegeben und begeistern die Zuhörer. Auch in diesem samadhi werden die unbewußten Eindrücke (vasanas) nicht zerstört, aber der Yogi erlangt kaivalya, vollkommene Freiheit.

Der samadhi des mystischen Anbeters, des Bhakta-Yogi, heißt

  • bhava samadhi, der »wirkliche Zustand«.

Wer den königlichen Yoga übt (Raja-Yoga), erlangt

  • nirodha samadhi, der alle Gedanken (sankalpas), alle Bewegungen des Bewußtseins

(chitta-vritti) aufhebt.

Der Vedanta-Schüler erfährt

  • badha samadhi durch Auflösung aller trügerischen Bestandteile (upadhis), wie Körper,

Gedanken, Sinne, Verstand usw. Ihm werden Welt und Körper zur Täuschung (mithya). Er durchschreitet Stufen der Dunkelheit, des Lichts, des Schlafes, der maya und unendliche Räume, bis er das kosmische Bewußtsein erlangt.

Es gibt noch zwei andere Arten des Bewußtseins:

  • savikalpa samadhi
  • nirvikalpa samadhi

Im Erstgenannten herrscht die Dreiheit (triputi): der Erkennende, das Erkannte und die Fähigkeit des Erkennens, mit anderen Worten: der Sehende, das Gesehene und das Sehen. Die vom Karma angesammelten Eindrücke (samskaras) werden nicht zerstört. Im nirvikalpa samadhi bleibt nichts von all diesem mehr übrig. Es gibt nichts mehr zu sehen, zu hören, zu fühlen . Man hat kein Körperbewußtsein mehr, sondern lebt im Bewußtsein Brahmas. Nur das Selbst hat noch Bestand. Dies ist eine gewaltige Erfahrung, die den Schüler mit Schrecken und Bewunderung erfüllt.

Ein Bhakta-Yogi, der über die Gestalt Krishnas meditiert, wird im samadhi überall Krishna und nur ihn allein erblicken. Alles andere wird für ihn ausgelöscht sein, und er wird sich selbst als Krishna sehen, als ein gopi aus Vrindavan, dem Heimatort Krishnas. Neben anderen hatten Gauranga und Ekanath diese Erfahrung. Wer über Krishna als den Allesdurchdringenden meditiert, wird eine etwas andere kosmische Erfahrung gewinnen. So wurde sich Arjuna in diesem Zustand des ganzen Weltalls bewußt.

Meditiert der Schüler über "den aus dem goldenen Ei Geborenen"(hiranyagarbha ), das heißt über Brahma, so identifiziert er sich mit Ihm. Er wird das "Paradies Brahmas" kennenlernen (brahmaloka) und auch auf diese Weise das kosmische Bewußtsein erlangen. Die Erfahrung des savikalpa samadhi ist für Bhakta- und Raja-Yogi die gleiche. Die transzendente Erfahrung ist auch als vierter Zustand« (turiya) bekannt. Die drei vorangehenden sind Wachzustand, Traumzustand und traumloser Schlafzustand. Sie sind allen Menschen gemeinsam. Der vierte Zustand ist nur als Möglichkeit in ihnen vorhanden. Ist er erlangt, wird das kosmische Bewußtsein, das bisher nur ein gedanklicher Begriff war, für den Schüler lebendige und deutlich erfahrbare Wirklichkeit.

Viele Namen werden diesem transzendenten Zustand gegeben, die alle den gleichen Sinn besitzen. Das wirkliche, geistige Leben beginnt, wenn man ihn erreicht hat. Zu aller Zeit und unter allen Umständen erfährt der Schüler seine Identität mit der unsichtbaren Existenz, Weisheit und Glückseligkeit. Er erkennt, daß er Dinge und Wesen durchdringt und jenseits jeder Begrenzung lebt. Besitzt er ununterbrochen und zu jeder Zeit die Erkenntnis des Selbst, ist er im Selbst eingebettet. Dieser Zustand läßt sich nicht mit Worten ausdrücken. Er ist der endgültige, ewige Frieden, das Ziel des Lebens und die Befreiung von allen Arten der Knechtschaft.

Mancher Schüler verwechselt irrtümlicherweise tiefen Schlaf oder Halbschlaf (tandra) mit nirvikalpa samadhi. Dies ist ein schwerer Fehler. Welchen Zustand des samadhi er auch erfahren mag, immer wird er ihm eine übersinnliche Erkenntnis vermitteln. Hat er keine solche intuitive Erkenntnis erfahren, wird er noch weit von samadhi entfernt sein. Diesen Zustand kann er nur durch die Übungen des yama, niyama, sadachara und durch Reinheit des Herzens erlangen. Samadhi ist kein Gut, das man sich leicht erringt, und nur wenige gehen wirklich in samadhi ein.

Koste von der unvergänglichen Lieblichkeit des Lebens der Schönheit im Selbst. Lebe im Atman und erlange den glückseligen Zustand der Unsterblichkeit. Erreiche durch die Meditation die größten Tiefen des ewigen Lebens, die höchsten Höhen der göttlichen Herrlichkeit und erfahre als Wirklichkeit die Vereinigung mit dem Höchsten Selbst. Dann findet dein mühevoller Weg sein Ende und du bist am Ziele, im elterlichen Hause des ewigen Friedens, in der höchsten göttlichen Ordnung (parama dharma).

Die Yoga Sutras von Patanjali

तदेवार्थमात्रनिर्भासं स्वरूपशून्यमिव समाधिः || 3.3 ||

tad evārtha-mātra-nirbhāsaṃ sva-rūpa-śūnyam iva samādhiḥ || 3.3 ||

Diese (Meditation, Dhyana) ist, wenn sie gleichsam bar der Eigengestalt (Svarupa) ist und nur den Inhalt (Artha) (des Objekts) zum Leuchten bringt, Versenkung (Samadhi).


Patanjali beschreibt in seinem Werk Yogasutra sieben verschiedene Bewusstseinsstufen von Samadhi.

Samprajnata-Samadhi

Die ersten sechs Stufen werden auch zusammengefasst als Samprajnata-Samadhi (Samadhi "mit Erkenntnis"), d.h. mit einem Rest an Dualität.

  • 1a. Savitarka Samadhi: Identifikation mit dem physischen Universum in Raum und Zeit.
  • 1b. Nirvitarka Samadhi: Identifikation mit dem physischen Universum als organisches Ganzes, jenseits von Raum und Zeit.
  • 2a. Savichara Samadhi: Identifikation mit dem kosmischen Geist/Gemüt innerhalb der relativen Ebene von Veränderung
  • 2b. Nirvichara Samadhi: Identifikation mit dem kosmischen Geist/Gemüt jenseits der relativen Ebene von Veränderung, d.h. der Kosmische Geist/Gemüt als Ganzes.
  • 3. Sananda Samadhi: Reine Wonne und allumfassende Liebe. Das Bewußtsein zum physischen Universum und zum kosmischen Geist sind vollkommen überwunden.
  • 4. Sasmita Samadhi: Kosmisches Selbst, d.h. reine Erkenntnis "Ich bin".

Asamprajnata Samadhi

Asamprajnata Samadhi, die höchste Samadhi-Stufe, ist reines Bewusstsein jenseits aller Dualität (Sanskrit asaṃprajñāta = "ohne Erkenntnis"). Alle Formen, Eigenschaften und Konzepte sind transzendiert. Der Geist ist vollkommen zur Ruhe gekommen (Nirodha) und der Yogi geht im höchsten Bewußtsein auf.

Swami Sivananda über Raja Yoga Samadhi

Einleitung

In Anlehnung an den Raja Yoga gibt es zwei Arten von Samadhi, nämlich Samprajnata und Asamprajnata Samadhi. Im Ersteren sind die Samen der Samskaras nicht zerstört. In der letzteren Form sind die Samskaras geröstet oder vollständig zerstört. Das ist der Grund, warum die erste Form Sabija Samadhi (mit Samen) und die zweite Form Nirbija Samadhi (ohne Samen oder Samskaras) genannt wird. Samprajnata Samadhi führt zu Asamprajnata Samadhi. Samprajnata Samadhi wird auch Savikalpa Samadhi genannt. Samadhi oder Sabija Samadhi. Dieses Samadhi bringt perfektes Wissen über das Meditationsobjekt. Der beständige Geist, der alle anderen Objekte ausschließt, nimmt die Natur des Meditationsobjektes an und wird eins mit ihm. Der Yogi erhält in diesem Samadhi alle Kräfte, welche die Natur kontrollieren.

Es gibt vier Stufen des Samprajnata Samadhi, nämlich Savitarka, Savichara, Sananda und Asmita Samadhi. In diesen Samadhis gilt es etwas zu verstehen. Da gibt es Alambana oder Argumentation oder Fragestellungen. Sie geben intensive Freude, aber sie sind nicht die beste und feinste Form von Samadhi. Sie erstrecken sich auf die groben oder die subtilen Naturelemente und auf die Sinnesorgane. Sie geben dir direktes Wissen über die Elemente, die Objekte sowie die Instrumente des Wissens und etwas Freiheit. Diese Stadien sind wie Schritte auf einer aufsteigenden Treppe. Am Anfang sollte man auf eine grobe Form meditieren. Wenn du in dieser Meditation fortgeschritten bist, kannst du zu abstrakten Meditationsformen übergehen oder zu Meditationen über subtile Dinge oder Ideen. Der Geist sollte gradlinig in der Meditation diszipliniert und trainiert werden. Er kann nicht sofort in das höchste Asamprajnata Samadhi oder in die feinste Essenz eintreten. Das ist der Grund, warum Patanjali Maharishi die Übung von verschiedenen niederen Samadhis vorschreibt. Wenn der Geist von groben Objekten stark angezogen wird, ist es nicht möglich, ihn sofort auf subtile Objekte zu richten. Es muss einen graduellen Aufstieg auf der Leiter des Yoga geben. Du solltest deine Füße mit Vorsicht auf jede Stufe der Leiter setzen. Du solltest durch die vorhergehenden Stufen gehen, bevor du das höchste Asamprajnata oder Nirvikalpa Samadhi erreichst. Yoga-Bhrashtas, welche die niederen Stufen in ihrem vorhergehenden Leben erreicht haben, können die höchste Stufe durch die Gnade Gottes gleich am Anfang erreichen. Wenn der Yogi die höheren Stufen erreicht hat, braucht er nicht zu den niederen Stufen zurückzukehren. Alle Arten des Samprajnata Samadhi sind Salambana Yoga (mit Unterstützung) und Sabija Yoga (mit Samen der Samskaras). Die Yogis genießen eine Form von Freiheit. Dharma Megha bedeutet im Raja Yoga “Die Wolke der Tugend“. Wie sich der Regen aus einer Wolke ergießt, so ergießt sich auch aus dem Dharma Megha Samadhi die Allwissenheit und alle Formen von Siddhis oder Kräften auf den Yogi. Der Yogi erlebt eine Art Freiheit. Deshalb nennt man dieses Samadhi den Ausgießer oder die Wolke (Megha) der Tugend (Dharma). Der Yogi erfreut sich an einer ausgedehnten Vision Gottes.

Ritambhara, Prajnaloka, Prasannavahita sind die drei Phasen oder Bhumikas von Samprajnati Samadhi. In Riatambhara beinhaltet die geistige Vritti Satchidananda. Es gibt immer noch einen getrennten Beobachter. Du bekommst Yathartha Jnana oder echtes Wissen. Im zweiten Stadium ist jede Avarana (Verschleierung) entfernt. Das dritte Stadium ist das Stadium des Friedens, wo der Geist von allen Unterscheidungen frei ist. Das Wissen, welches du aus Zeugnissen und Schlussfolgerungen erhältst, bezieht sich auf weltliche Dinge, aber das Wissen, das du aus Samadhi erhältst, ist göttliches Wissen. Es ist übersinnliches, intuitives Wissen, wo Gründe, Schlussfolgerungen und Zeugnisse nicht hingelangen können.

Savitarka und Nirvitarka Samadhi

Savitarka Samadhi bedeutet Samadhi mit Gedanken. Es ist ein vordergründiger Versuch des Geistes sich an irgendein Objekt zu klammern. In diesem Samadhi sind Shabda (Geräusch), Artha (Bedeutung), Jnana (Wissen) vermischt.

Der Aspirant kann auf ein Bildnis von Virat oder von Lord Vishnu mit vier Händen oder über Krishna mit der Flöte in der Hand oder über jedes gewöhnliche Objekt meditieren. Er wird die direkte Erkenntnis aller besonderen Vorzüge (Gunas) und Nachteile (Doshas) seines Meditationsobjektes haben. Er wird vollständiges Wissen darüber erlangen. Er wird mit allen Eigenschaften des Objektes ausgestattet sein, egal ob bekannt oder unbekannt. Diese wird er durch Savitarka Samadhi erlangen. Der Yoga-Praktizierende meditiert immer wieder auf dieses Objekt, indem er es von anderen absondert. Du kannst auch auf die groben Elemente meditieren. Du wirst durch intensive Meditation Kraft über sie erlangen. Die Elemente werden dir ihre Wahrheit enthüllen. So wie ein Bogenschütze erst große Objekte anvisiert und dann immer kleinere, so sollte auch der Anfänger im Yoga sich auf grobe Objekte, wie die fünf Mahabhutas, Lord Hari mit vier Händen und dann erst auf feinere Dinge konzentrieren. So kann der Geist immer feinere Dinge erfassen. Durch die Kraft seiner Meditation kann der Yogi den wahren Körper von Lord Vishnu direkt erkennen, obwohl der in Vaikuntha lebt und somit in einer großen Distanz von ihm verbleibt.

In Savitarka Samadhi wird die Konzentration auf grobe Objekte und ihr Verhältnis zu Zeit und Raum gerichtet. Das ist eine grobe Form von Samadhi. Wenn der Yogi über die Elemente meditiert, wie sie aus Zeit und Raum herausgenommen sind, dann wir das Nirvitarka Samadhi ohne Fragestellungen, Begründung oder Argumentation genannt. Das ist eine subtile Form von Samadhi.

In Savitarka gibt es Vikalpa oder eine phantastische Vorstellung von Worten (Shabda), Objekten (Artha) und Ideen (Jneya). Solche Vorstellungen gibt es in Nirvitarka Samadhi nicht. Es gibt drei Faktoren, wenn man ein Wort verstehen will, z.B. das Wort Kuh (1) Kuh, das Wort, (2) Kuh, das Objekt, (3) Kuh, die Idee im Geist. Wenn der Meditierende sich diese drei als eins vorstellt, ist das eine Erfahrung von Vikalpa oder der wahrhaften Erfassung der Bedeutung von Wort, Objekt und Idee.

Savichara und Nirvichara Samadhi

Wenn du auf subtiles Tanmatras (subtile Elemente) und ihr Wesen ihm Verhältnis zu Raum und Zeit meditierst, dann nennt man das Savichara Samadhi mit Überlegungen und Unterscheidungen. Das ist Sukshma oder feinstofflich. Das ist feiner als die Savitarka und Nirvitarka Samadhis. Die Tanmatras sind die grundlegenden Elemente oder Sukshma Bhutas. Die fünf groben Elemente kommen von der Tanmatra durch den Prozess der Verfünffachung oder des Vermischens. Auf dieser Stufe geht die Mediation etwas tiefer als in der vorhergehenden. Der Yogi erlangt Wissen über die Tanmatras. Er wird Herrschaft über die Tanmatras erhalten. Er wird direktes Verständnis von den unterschiedlichen subtilen Formen der Objekte, die sich in einem ursprünglichen Zustand zusammen befinden, der Mula Prakriti, erhalten.

Das Wort “feinstofflich“ beinhaltet die Ursache allgemein. Es steht für alle ursächlichen Prinzipien, wie die Tanmatras oder die Elemente, Egoismus oder Ahankara, Mahat Tattva oder Intellekt und Prakriti. Es gibt eine geheimnisvolle Kraft, Achintya Shakti, in der Meditation. Obwohl gewöhnliche Meditation nur auf die Arten möglich ist, die wir kennen oder von denen wir gehört haben, können auch fremde Dinge, von denen wir noch nie etwas gehört haben, in der Meditation direkt erkannt werden. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Ursache und der Wirkung. Alle Objekte sind das Produkt der sechsundzwanzig Prinzipien. Sie haben die gleiche Natur wie die sechsundzwanzig Prinzipien. Wenn du auf das subtile Tanmatra meditierst, wenn du es aus Zeit und Raum herausnimmst und es so siehst, wie es ist, dann wird Nirvichara Samadhi ohne Überlegung oder Unterscheidung entstehen. Reines Sattwa gibt es nur in dem Geist, der die Auslöschung von Rajas und Tamas beherrscht, dieser Yogi erfreut sich an ewigem Frieden und Zufriedenheit (Adhyatmika Prasada) und subjektiver Strahlkraft. Der Geist ist sehr beständig.

Sananda Samadhi oder das segensreiche Samadhi

Jetzt fahren wir fort, das freudevolle Samadhi zu beschreiben. Das ist ein glückseliges Samadhi und gibt intensive Freude. In diesem Samadhi wird das Grobe und die fünf Elemente aufgegeben. Der Yogi meditiert auf seinen sattvigen Geist. Er denkt an seinen Geist, der von Rajas und Tamas befreit ist. In diesem Yogi erstrahlt eine bestimmte Form intensiver Freude durch diese Art des Samadhi.

Asmita Samadhi

In diesem Samadhi ist der Geist das Meditationsobjekt. Es bringt das Wissen des Einzelnen über alle Erfahrungen. Das Selbst erkennt das Selbst. Es verbleibt nur das sattvige Ego. Der Yogi kann sich jetzt ohne den grobstofflichen Körper vorstellen. Er spürt, dass er einen feinen Körper hat. Dieses Samadhi führt den Yogi zu den Wurzeln seiner Erfahrungen und zeigt ihm den Weg zur Freiheit.

Der Yogi fühlt “Ich bin (Asmi) nicht der Körper. Er erkennt, dass die groben, feinen und freudvollen Samadhis nicht die höchsten Samadhis sind. Er findet Fehler in ihnen und fühlt sich unwohl damit. Er schreitet voran und übt Asmita Samadhi. Er erfährt Selbsterkenntnis (Asmita). Er hat das Gefühl, dass es genug ist und entwickelt Leidenschaftslosigkeit in seiner höchsten Form (Para Vairagya). Das führt letztlich zur Entwicklung von Asamprajnata Samadhi.

Asamprajnata Samadhi oder Nirbija oder Nirvikalpa Samadhi

Das ist die höchste Stufe von Samadhi. Diese kommt nach Viveka-Khyati oder der endgültigen Unterscheidung zwischen Prakriti und Purusha. Alle Samen oder Eindrücke werden vom Feuer des Wissens verbrannt. Dieses Samadhi bringt Kaivalya oder vollkommene Unabhängigkeit. Das ist das Höchste im Yoga oder das endgültige Prasankhyana, welches erhabenen unsterblichen Frieden oder Wissen mit sich bringt. Der Yogi erfreut sich an der transzendenten Herrlichkeit des Selbst und hat perfekte Freiheit vom geistigen Leben. Das zeitliche Bewusstsein wird durch die Wahrnehmung der Ewigkeit ersetzt.

In diesem Samadhi gibt es weder Triputi noch Alambana. Die Samskaras sind vollständig verbrannt. Allein dieses Samadhi kann Geburt und Tod vernichten und bringt das höchste Wissen und Glückseligkeit.

Wenn du im Raja Yoga Perfektion erlangst (Siddhi) oder vollkommen erfolgreich bist, dann erlangst du Asamprajnata Samadhi (Nirvikalpa), alle Samskaras und Vasanas, die für die Wiedergeburt verantwortlich sind, werden vollständig verbrannt. Alle Vrittis oder geistige Bewegungen, die vom Ozean des Geistes herrühren, werden verbannt. Die fünf Leidensgründe, nämlich Avidya (Unwissenheit), Asmita (Egoismus), Raga-Dvesha (Liebe und Hass) und Abhinivesha (Verhaftung an das Leben) werden zerstört und die Ketten des Karmas werden vernichtet. Dieses Samadhi bringt das höchste Gut (Nihshreyasa) und Begeisterung (Abhyudaya). Es bringt Moksha (Befreiung vom Rad der Wiedergeburt). Wenn das Wissen um das Selbst aufkommt, vergeht die Ignoranz. Mit dem Verschwinden der Wurzeln des Übels, Unwissenheit, Egoismus, etc. verschwinden diese selbst gleich mit.

In Asamprajnata Samadhi werden alle Bewegungen des Geistes vollkommen zurückgedrängt. Alle vorhandenen Samskaras werden komplett vernichtet. Das ist das höchste Samadhi im Raja Yoga. Es ist auch bekannt als Nirbija Samadhi (ohne Samen) und Nirvikalpa Samadhi.

In diesem Samadhi sieht der Yogi ohne Augen, schmeckt ohne Zunge, hört ohne Ohren, riecht ohne Nase und berührt ohne Haut. Sein Sankalpa kann Wunder bewirken. Er hat einfach einen Wunsch und alles verwirklicht sich. Dieses Stadium wird in Taittariya Aranyaka – I-ii-5 beschrieben: “Der Blinde durchbohrte die Perle, der Fingerlose fädelte sie auf; der Halslose trug sie und der Empfindungslose pries sie.“

Möglicherweise erkennt Purusha seine eigene ursprüngliche Natur göttlicher Pracht, herausragende oder vollkommene Unabhängigkeit (Kaivalya). Er hat sich vollkommen von der Prakriti und ihren Folgewirkungen abgeschnitten. Er fühlt vollkommene Freiheit und erreicht Kaivalya, das höchste Ziel im Raja Yoga. Alle Klesha Karmas sind jetzt zerstört. Die Gunas haben die Objekte der Erfahrungen erfüllt und Apavarga kommt langsam zum Stillstand. Er hat jetzt zeitgleiches Wissen. Die Vergangenheit und die Zukunft befinden sich gemeinsam in der Gegenwart. Alles ist “Jetzt“. Alles ist “Hier“. Er hat Zeit und Raum überwunden. Das komplette Wissen über die drei Welten und über die Wissenschaft ist nichts als nur eine Hülle im Vergleich zum unendlichen Wissen eines Yogis, der Kaivalya erreicht hat. Die höchste Ehre gebührt einem so außergewöhnlichen Yogi!



Die acht Stufen des Raja Yoga nach Patanjali (Ashtanga Yoga)



Multimedia

Sukadev spricht über Samadhi und den Weg dorthin

Wie erreichen wir Samadhi?

Sukadev zeigt in diesem Vortrag während eines Satsangs bei Yoga Vidya Möglichkeiten dorthin zu kommen, u.a. anhand von Beispielen von Meistern, die die Verwirklichung erreicht haben. Tief im Inneren ist jeder Mensch spirituell weil die Seele weiß, daß sie unbegrenzt ist. Daher lehnt der suchende Mensch jede Begrenztheit früher oder später ab, es sei denn, er ergibt sich einer schwer zu überwindenden Grenze und gibt sich damit zumindest teilweise auf; das kann bis zu Frustration, Depression und Verzweiflung führen. Jedes freudvolle Streben, auch im Weltlichen, ist ein Abbild des geistigen Strebens nach Unendlichkeit und Unbegrenztheit.

Einige der vielen Highlights und Pointen aus dem Vortrag sind außerdem: "Samadhi ist direkt um die Ecke!", das optimistische Fazit des 16-jährigen Sukadev nach dem Studium einiger Schriften und Biografien von verwirklichten Meistern in seiner Jugend. Oder: "Gott wirkt auch durch unsere Fehler." als Ultrakurz-Fassung einer der zentralen Aussagen der Bhagavad Gita.


Samadhi das Ueberbewusstsein

Samadhi das Ueberbewusstsein. Lesung und Kommentar von Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya.

Weblinks

Siehe auch