Religion: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Religion''' (lat: religio) wird auf religere zurückgeführt, d.h.  [[so]] u.a. wie [[Bibliotherapie|immer wieder lesen]]; die Wiederholung - typisch im  [[Ritual]] (''Zitat nach vgl. Wikipedia, s.u.'').   
'''Religion''' (lat: religio) wird auf religere zurückgeführt, d.h.  [[so]] u.a. wie immer wieder lesen; die Wiederholung - typisch im  [[Ritual]] (Zitat nach Wikipedia, s.u.).   


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==Swami Sivananda über "Religion"==
 
Manchmal wird heute [[einfach]] nur die eigene [[Mitte]] mit ''Religion'' gleich gesetzt; ohne [[Kirche]] usw.
 
:"''Wenn es zutrifft, dass wir uns in einer [[mission]]arischen [[lage|Situation]] des Verlustes der Tiefe befinden, dann bedarf es dringend auch in unserer [[Zeit]] einer Grundschule des  [[Spiritualität|spirituellen Sinn]]s (..) niemand  (kann) sich darüber hinweg täuschen, dass der [[Sinn]] nur noch in wenigen Fällen über die [[Familie|elterliche]] [[Tradition|oder]] schulische Erziehung geweckt wird. (..geht nicht allein mit Worten, sondern über [[Experte|Erfahrung]], statt "religiös [[Klangtherapie|unmusikalisch]]" [[Spiritueller Caspar Hauser|zu sein]]... )''" [[Willigis Jäger]],  [[Wellness]],  [[Fitness]] und  [[Spiritualität]],  a.a. O., S. 20f.
 
 
:"''Die Religionen müssen [[tod|sterben]], damit eine  Spiritualität entstehen kann, die die Grenzen aller ''Religionen'' überschreitet", meint [[Raimon Panikkar]]. Er will damit sagen, daß wir aus ''Religion'' kein leeres Ritual machen sollen.''" ... Clemens Mendonca,  Christliche Spiritualität im [[indien|indischen]] Kontext. Ostfildern: Matthias-Grünewald-[[Verlag]], 2009, S. 140


:''  "....(= lesenswert =)...Der West wird im Lauf der Jahrhunderte seinen eigenen Yoga hervorbringen, und zwar auf der durch das Christentum geschaffenen Basis."''  C.G. Jung
Auszug aus "Die Botschaft":


:"''Das  fernöstliche und das westliche '''Religion'''sverständnis sind so wenig deckungsgleich wie etwa ein Physik- und ein Kochbuch. (..) Sie decken sich bei gewissen Themen (...)."''
"Religion besteht darin, anderen Gutes zu tun und Liebe, Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit und Reinheit auf allen Lebenswegen auszuüben.
:: Verena Reichle, Grundgedanken des  [[Buddhismus]], Frankfurt, Fischer TB, 1994 fff... (Buch insgesamt lesenswert), S. 9


==Swami Sivananda über "Religion"==
'''Auszug aus "Die Botschaft":''' "Religion besteht darin, anderen Gutes zu tun und Liebe, Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit und Reinheit auf allen Lebenswegen auszuüben.
Die Grundlagen aller großen Religionen sind unveränderlich. Sie sind leicht zu begreifen. Es gibt nur eine wirkliche Religion. Wirkliche Religion ist [[Selbstverwirklichung]]. Wirkliche Religion heißt [[Brahman]] werden. Das Wesen des [[Dharma]] (Pflicht, Gesetz) besteht darin, [[gold|dass man anderen nicht zufügt, was man selbst nicht zugefügt haben möchte]]. Die Weltbruderschaft hat ihre Grundlage in der Religion der [[Liebe]]. Religion baut auf [[satya|Wahrhaftigkeit]] und [[ahimsa|Gewaltlosigkeit]]. [[Wahrheit]] ist [[Gott]]. Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit sind nicht zweierlei, sondern ein und dasselbe. Gewaltlosigkeit ist das Mittel, [[Gottverwirklichung]] zu erlangen. Das Wesen der Religion liegt in der unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen. Diese glückselige Erfahrung kann nur durch verschiedene Arten von Übungen oder [[Sadhana]]s erlangt werden. Wahre Religion bringt dich – von Angesicht  zu Angesicht – zu Gott. Wahre Religion vereint dich mit dem inneren [[Meister]] oder [[Beobachter]] und segnet dich mit ewiger [[Seligkeit]] und [[Unsterblichkeit]]. Für den Hindu ist Religion die Vergeistigung des menschlichen Lebens. Religiöse Kultur ist für ihn wirklich die Kultur der Freiheit. Religion beherrscht alle Teile seines Lebens. Er muss die Freiheit der Seele auf allen Lebensgebieten verwirklichen. Die Religion gewährt ihm die größten Ausblicke auf die Kultur wahrer [[Freiheit]]. Religion ist für ihn der einzige Weg zur Verwirklichung vollkommener Freiheit im Leben. An der Oberfläche einer Orange gibt es keine Markierungen oder Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, findest du innen mehrere Stücke. An der Oberfläche einer Zitrone findest du mehrere Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, ist alles eine einzige homogene Masse. Ebenso sind im Hinduismus an der Oberfläche verschiedene Kulte zu beobachten, aber der Hinduismus selbst spricht von [[Einheit]], Einheitlichkeit, Einheit in der Vielfalt. Der Hinduismus ist mit einer Zitrone zu vergleichen. Die Unterschiede müssen da sein, um der verschiedenen Temperamente willen. Sie sind das schmückende Beiwerk des Hinduismus."
Die Grundlagen aller großen Religionen sind unveränderlich. Sie sind leicht zu begreifen. Es gibt nur eine wirkliche Religion. Wirkliche Religion ist [[Selbstverwirklichung]]. Wirkliche Religion heißt [[Brahman]] werden. Das Wesen des [[Dharma]] (Pflicht, Gesetz) besteht darin, [[gold|dass man anderen nicht zufügt, was man selbst nicht zugefügt haben möchte]]. Die Weltbruderschaft hat ihre Grundlage in der Religion der [[Liebe]]. Religion baut auf [[satya|Wahrhaftigkeit]] und [[ahimsa|Gewaltlosigkeit]]. [[Wahrheit]] ist [[Gott]]. Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit sind nicht zweierlei, sondern ein und dasselbe. Gewaltlosigkeit ist das Mittel, [[Gottverwirklichung]] zu erlangen. Das Wesen der Religion liegt in der unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen. Diese glückselige Erfahrung kann nur durch verschiedene Arten von Übungen oder [[Sadhana]]s erlangt werden. Wahre Religion bringt dich – von Angesicht  zu Angesicht – zu Gott. Wahre Religion vereint dich mit dem inneren [[Meister]] oder [[Beobachter]] und segnet dich mit ewiger [[Seligkeit]] und [[Unsterblichkeit]]. Für den Hindu ist Religion die Vergeistigung des menschlichen Lebens. Religiöse Kultur ist für ihn wirklich die Kultur der Freiheit. Religion beherrscht alle Teile seines Lebens. Er muss die Freiheit der Seele auf allen Lebensgebieten verwirklichen. Die Religion gewährt ihm die größten Ausblicke auf die Kultur wahrer [[Freiheit]]. Religion ist für ihn der einzige Weg zur Verwirklichung vollkommener Freiheit im Leben. An der Oberfläche einer Orange gibt es keine Markierungen oder Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, findest du innen mehrere Stücke. An der Oberfläche einer Zitrone findest du mehrere Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, ist alles eine einzige homogene Masse. Ebenso sind im Hinduismus an der Oberfläche verschiedene Kulte zu beobachten, aber der Hinduismus selbst spricht von [[Einheit]], Einheitlichkeit, Einheit in der Vielfalt. Der Hinduismus ist mit einer Zitrone zu vergleichen. Die Unterschiede müssen da sein, um der verschiedenen Temperamente willen. Sie sind das schmückende Beiwerk des Hinduismus."


== Einführung in die ewige Religion ==
== Einführung in die ewige Religion ==
'''von Sri Swami Venkatesananda'''
 
von Sri Swami Venkatesananda


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Ich war stets bestrebt, mir den Hauptgedankenstrom, der ständig  diesem ewigen Springbrunnen der Religion entspringt, anzueignen. Die [[Theorie]], dass die Grundsätze dieser uralten Religion der gemeinsame Nenner aller "Religionen" der Welt sind, gewinnt immer mehr an Boden, und immer mehr Menschen sind überzeugt, dass die ursprünglichen Verbreiter dieser Religion im Umkreis der Arktis lebten und gen Süden migrierten, und die Samen der Wahrheit unterwegs verstreuten. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Literatur, die dies bestätigt. Aber ich meine, ob diese Daten nun stichhaltig sind oder nicht, der ihnen zugrunde liegende Geist ist von unschätzbarem Wert. Religion ([[Ligatur]]) muss verbinden; das bedeutet auch das Wort. Was trennt, ist keine Ligatur, sondern Fraktur!
Ich war stets bestrebt, mir den Hauptgedankenstrom, der ständig  diesem ewigen Springbrunnen der Religion entspringt, anzueignen. Die [[Theorie]], dass die Grundsätze dieser uralten Religion der gemeinsame Nenner aller "Religionen" der Welt sind, gewinnt immer mehr an Boden, und immer mehr Menschen sind überzeugt, dass die ursprünglichen Verbreiter dieser Religion im Umkreis der Arktis lebten und gen Süden migrierten, und die Samen der Wahrheit unterwegs verstreuten. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Literatur, die dies bestätigt. Aber ich meine, ob diese Daten nun stichhaltig sind oder nicht, der ihnen zugrunde liegende Geist ist von unschätzbarem Wert. Religion ([[Ligatur]]) muss verbinden; das bedeutet auch das Wort. Was trennt, ist keine Ligatur, sondern Fraktur!


==Gedanken Anderer zum Thema==
Manchmal wird heute [[einfach]] nur die eigene [[Mitte]] mit ''Religion'' gleich gesetzt; ohne [[Kirche]] usw.
:"''Wenn es zutrifft, dass wir uns in einer [[mission]]arischen [[lage|Situation]] des Verlustes der Tiefe befinden, dann bedarf es dringend auch in unserer [[Zeit]] einer Grundschule des  [[Spiritualität|spirituellen Sinn]]s (..) niemand  (kann) sich darüber hinweg täuschen, dass der [[Sinn]] nur noch in wenigen Fällen über die [[Familie|elterliche]] [[Tradition|oder]] schulische Erziehung geweckt wird. (..geht nicht allein mit Worten, sondern über [[Experte|Erfahrung]], statt "religiös [[Klangtherapie|unmusikalisch]]" [[Spiritueller Caspar Hauser|zu sein]]... )''" [[Willigis Jäger]],  [[Wellness]],  [[Fitness]] und  [[Spiritualität]],  a.a. O., S. 20f.
:"''Die Religionen müssen [[tod|sterben]], damit eine  Spiritualität entstehen kann, die die Grenzen aller ''Religionen'' überschreitet", meint [[Raimon Panikkar]]. Er will damit sagen, daß wir aus ''Religion'' kein leeres Ritual machen sollen.''" ... Clemens Mendonca,  Christliche Spiritualität im [[indien|indischen]] Kontext. Ostfildern: Matthias-Grünewald-[[Verlag]], 2009, S. 140
:''  "....(= lesenswert =)...Der West wird im Lauf der Jahrhunderte seinen eigenen Yoga hervorbringen, und zwar auf der durch das Christentum geschaffenen Basis."''  C.G. Jung
:"''Das  fernöstliche und das westliche '''Religion'''sverständnis sind so wenig deckungsgleich wie etwa ein Physik- und ein Kochbuch. (..) Sie decken sich bei gewissen Themen (...)."''
:: Verena Reichle, Grundgedanken des  [[Buddhismus]], Frankfurt, Fischer TB, 1994 fff... (Buch insgesamt lesenswert), S. 9


==Literatur==
==Literatur==
* Über Religion (folgt)
* [[Krishnananda]]: [https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/krishnananda/ueber-religion/]
* [[Krishnananda]]: [https://www.yoga-vidya.de/yoga-buch/krishnananda/ueber-religion/]
* Vgl. Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Religion]
* Vgl. Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Religion]
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[[Kategorie:Artikel von Swami Venkatesananda]]
[[Kategorie:Artikel von Swami Venkatesananda]]
[[Kategorie:Artikel von Swami Sivananda]]
[[Kategorie:Artikel von Swami Sivananda]]
[[Kategorie:Artikel von Swami Krishnananda]]
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Bhakti Yoga]]
[[Kategorie:Bhakti Yoga]]

Version vom 26. Mai 2013, 17:12 Uhr

Religion (lat: religio) wird auf religere zurückgeführt, d.h. so u.a. wie immer wieder lesen; die Wiederholung - typisch im Ritual (Zitat nach Wikipedia, s.u.).

Swami Sivananda über "Religion"

Auszug aus "Die Botschaft":

"Religion besteht darin, anderen Gutes zu tun und Liebe, Dankbarkeit, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit und Reinheit auf allen Lebenswegen auszuüben.

Die Grundlagen aller großen Religionen sind unveränderlich. Sie sind leicht zu begreifen. Es gibt nur eine wirkliche Religion. Wirkliche Religion ist Selbstverwirklichung. Wirkliche Religion heißt Brahman werden. Das Wesen des Dharma (Pflicht, Gesetz) besteht darin, dass man anderen nicht zufügt, was man selbst nicht zugefügt haben möchte. Die Weltbruderschaft hat ihre Grundlage in der Religion der Liebe. Religion baut auf Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit. Wahrheit ist Gott. Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit sind nicht zweierlei, sondern ein und dasselbe. Gewaltlosigkeit ist das Mittel, Gottverwirklichung zu erlangen. Das Wesen der Religion liegt in der unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen. Diese glückselige Erfahrung kann nur durch verschiedene Arten von Übungen oder Sadhanas erlangt werden. Wahre Religion bringt dich – von Angesicht zu Angesicht – zu Gott. Wahre Religion vereint dich mit dem inneren Meister oder Beobachter und segnet dich mit ewiger Seligkeit und Unsterblichkeit. Für den Hindu ist Religion die Vergeistigung des menschlichen Lebens. Religiöse Kultur ist für ihn wirklich die Kultur der Freiheit. Religion beherrscht alle Teile seines Lebens. Er muss die Freiheit der Seele auf allen Lebensgebieten verwirklichen. Die Religion gewährt ihm die größten Ausblicke auf die Kultur wahrer Freiheit. Religion ist für ihn der einzige Weg zur Verwirklichung vollkommener Freiheit im Leben. An der Oberfläche einer Orange gibt es keine Markierungen oder Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, findest du innen mehrere Stücke. An der Oberfläche einer Zitrone findest du mehrere Einteilungen, aber wenn du sie aufbrichst, ist alles eine einzige homogene Masse. Ebenso sind im Hinduismus an der Oberfläche verschiedene Kulte zu beobachten, aber der Hinduismus selbst spricht von Einheit, Einheitlichkeit, Einheit in der Vielfalt. Der Hinduismus ist mit einer Zitrone zu vergleichen. Die Unterschiede müssen da sein, um der verschiedenen Temperamente willen. Sie sind das schmückende Beiwerk des Hinduismus."

Einführung in die ewige Religion

von Sri Swami Venkatesananda

VenkatesanandaSivananda.jpg

Die Geschichte, und zu einem gewissen Grad auch die Wissenschaft, leiden an Paranoia. Sie setzen alles herab, was ihnen in Reichweite kommt und leugnen das, was außerhalb dessen liegt. Die Gedanken und Ideale des Ostens wurden bis vor ein paar Jahren verächtlich als primitiv, heidnisch, töricht, schlecht und abergläubisch abgestempelt. Viele ernannten sich selbst zu den Erlösern der verlorenen Seele des Ostens. Bis ein paar große Männer, deren Seelen erwacht waren, eine fantastische Wahrheit erkannten.

Die Sonne geht im Osten auf. Um sich dem Licht zuzuwenden, drehen sich die Menschen gen Osten. Und "die drei weisen Männer“ kamen ebenfalls aus dem Osten. Die Weltreligionen haben im Osten ihren Ursprung. Während die irdische Macht des Westen für eine Weile die überwältigende spirituelle Weisheit des Ostens herausfordern, verspotten und unterdrücken mag, wird der Osten jedoch nicht nur überleben, sondern seinen Unterdrücker bezwingen, denn seine Weisheit benutzt keine Waffen, sondern Liebe, um den Gegner zu überwältigen.

Das Fleisch verwest. Waffen rosten. Besitz zerfällt zu Staub. Imperien werden zerschlagen. Die Heldenkämpfe auf Leben und Tod werden mit ein paar kurzen Sätzen im Geschichtsbuch abgetan. Die Erdkruste hat mit ebenbürtigem Gleichmut den stampfenden Fuß des Tyrannen und die tanzenden Füße des Jubilierenden ertragen, und eine schmale Pore geöffnet, um beide zu empfangen. Dieses Drama ist absolut notwendig. Ohne es würde der Geist, der in der menschlichen Brust schläft, niemals erwachen. Aber es ist dieser Geist, der letztendlich Bestand hat. Der Osten beweist das wieder und wieder.

Als im Staube Europas die Kronen rollten, und als westliche vorchristliche Zivilisationen und religiöser Glaube in Vergessenheit gerieten, war der Osten wach und ist es immer noch. Heute erkennen weise Menschen des Westens, dass Materie vergeht und Geist bestehen bleibt. Sie sehen im Geist den Zweck und den Sinn des Lebens. Immer mehr Wissenschaftler und Philosophen dieser Welt geben offen zu, dass der aktuelle Brauch, materielle Werte über spirituelle zu stellen, verheerend ist.

Wenn sie sehen, dass trotz all der Wechselfälle politischer Umstürze, natürlicher und nationaler Katastrophen, wechselnden physischen und mentalen Klimas der indische Geist überleben konnte, stellen sie die legitime Frage: "Was ist das Geheimnis?" Die Antwort ist einfach "Religion". Religion ‘gehört’ Indien nicht. Die wesentlichen Schriften Indiens predigen das Wohlergehen aller Wesen und beteuern wiederholt ihr Dasein für den Menschen. "Hindu" ist ein vom Ausland verliehener Titel; und wenn Inder diesen noch benutzen, ist es nur, weil — "Was bedeutet schon ein Name?!" Tatsache ist, dass ein Hindu die Vielfalt von Religion nicht erkennt.

Der Geist der Religion ist die Basis der Seele des Menschen. Du kannst sie nennen wie du willst oder dich selbst als "freien Denker“ bezeichnen — es ist dieser Geist, der wichtig ist. Der wahre religiöse Inder hält sich an diesen Geist. Wenn andere ihn dazu befragen, gesteht er, dass es sich um eine "uralte oder ewige Religion" (Sanatana Dharma) handelt. Sanatana Dharma bedeutet für ihn auch den Pfad, der ihn zum Ewigen führt, ihn unsterblich macht oder ihm seine eigene wesentliche unsterbliche Natur offenbart (dies alles impliziert das Wort Sanatana). Ohne seinen Geist zu opfern war der Inder immer bereit, seine Formulierungen abzuwandeln, um sich geänderten Umständen anzupassen. Er hat sich nie ohne Widerstand ergeben! Der Widerstand, den er bietet, ist wie ein Filter, der es nur der Wahrheit erlaubt, hindurch zu dringen. Für die Bewahrung des religiösen Geistes bedient sich der Inder oft interner Frühjahrsputz-Taktiken und löst in seinem Körper ein heilendes Fieber aus.

Als Lord Buddha den Glauben der Menschen seiner Zeit herausforderte, war die erste Reaktion der Orthodoxen, ihn und seine Anhänger als Ketzer zu verstoßen. Bei genauerer Betrachtung, als sie entdeckten, dass seine Philosophie diese ewige Wahrheit repräsentierte, akzeptierten sie diese eifrig, adjustierten ihre Denkweise und riefen Lord Buddha als eine Manifestation oder Inkarnation ihres Gottes aus! Zweifellos erkannten sie, dass seine Lehren die selben waren, wie ihr eigener, grundlegender Glauben, der nur mit der Zeit von einer Menge Perversion und Aberglauben überwuchert war, die sie froh waren loszuwerden. So blieb der Geist der Religion in Indien erhalten. Über die Jahrhunderte hat sich ein ungeschriebener Verhaltenskodex und bestimmter Idealismus entwickelt, was "Hindu" bedeutet. Die Religion wird nicht von einem strikten Regelwerk von Dogmen und Lehrsätzen geleitet; und wenn hier und da ein pseudo-religiöser Führer welche festlegt, beweist er lediglich, dass Hinduismus nicht einmal an die ‚Dogmen der Dogmen‘ gebunden ist. Er gibt den Menschen, jedem Menschen, die Freiheit, die Wirklichkeit zu suchen und diese mit allen zu teilen. Er erkennt, dass nur Gott existiert; Er ist Eins, aber nicht einmal auf Einheit beschränkt, und kann deswegen ganz unterschiedlich benannt werden! Er ist das Zentrum aller Wesen, dem frommsten heiligen Hindu ebenso nah, wie dem ergebenen Christen oder Moslem, dem Atheisten und dem Sünder! Seine Legenden dramatisieren seine rätselhafte Wahrheit durch Sagen vonDämonen, die Gott hassten, ihn aber dennoch erreicht haben, weil dieser Hass aufrichtig war und sie daher an Gott gebunden hat (was das Wort ‚Religion‘ bedeutet).

Dies ist vielleicht das Geheimnis ihrer Lebendigkeit und die Quelle ihrer ewigen Jugend. Diese uralte Religion ist stets neu, entdeckt sich wieder in jeder neuen Offenbarung der Wahrheit, sei sie philosophisch oder wissenschaftlich. Daher ist sie ewig. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Wahrheit, ignoriert jedoch andere Aspekte des Lebens nicht, die Halbwahrheiten und Falschheiten beinhalten können. An der Wahrheit hält sie fest, ist aber immer bereit, sich an veränderte Umstände anzupassen.

Ich war stets bestrebt, mir den Hauptgedankenstrom, der ständig diesem ewigen Springbrunnen der Religion entspringt, anzueignen. Die Theorie, dass die Grundsätze dieser uralten Religion der gemeinsame Nenner aller "Religionen" der Welt sind, gewinnt immer mehr an Boden, und immer mehr Menschen sind überzeugt, dass die ursprünglichen Verbreiter dieser Religion im Umkreis der Arktis lebten und gen Süden migrierten, und die Samen der Wahrheit unterwegs verstreuten. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Literatur, die dies bestätigt. Aber ich meine, ob diese Daten nun stichhaltig sind oder nicht, der ihnen zugrunde liegende Geist ist von unschätzbarem Wert. Religion (Ligatur) muss verbinden; das bedeutet auch das Wort. Was trennt, ist keine Ligatur, sondern Fraktur!

Gedanken Anderer zum Thema

Manchmal wird heute einfach nur die eigene Mitte mit Religion gleich gesetzt; ohne Kirche usw.

"Wenn es zutrifft, dass wir uns in einer missionarischen Situation des Verlustes der Tiefe befinden, dann bedarf es dringend auch in unserer Zeit einer Grundschule des spirituellen Sinns (..) niemand (kann) sich darüber hinweg täuschen, dass der Sinn nur noch in wenigen Fällen über die elterliche oder schulische Erziehung geweckt wird. (..geht nicht allein mit Worten, sondern über Erfahrung, statt "religiös unmusikalisch" zu sein... )" Willigis Jäger, Wellness, Fitness und Spiritualität, a.a. O., S. 20f.
"Die Religionen müssen sterben, damit eine Spiritualität entstehen kann, die die Grenzen aller Religionen überschreitet", meint Raimon Panikkar. Er will damit sagen, daß wir aus Religion kein leeres Ritual machen sollen." ... Clemens Mendonca, Christliche Spiritualität im indischen Kontext. Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag, 2009, S. 140
"....(= lesenswert =)...Der West wird im Lauf der Jahrhunderte seinen eigenen Yoga hervorbringen, und zwar auf der durch das Christentum geschaffenen Basis." C.G. Jung
"Das fernöstliche und das westliche Religionsverständnis sind so wenig deckungsgleich wie etwa ein Physik- und ein Kochbuch. (..) Sie decken sich bei gewissen Themen (...)."
Verena Reichle, Grundgedanken des Buddhismus, Frankfurt, Fischer TB, 1994 fff... (Buch insgesamt lesenswert), S. 9

Literatur

Weblinks