Religion: Unterschied zwischen den Versionen

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== Einführung in die ewige Religion ==
== Einführung in die ewige Religion ==
'''von Sri Swami Venkatesananda'''
'''von Sri Swami Venkatesananda'''
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Die Geschichte, und zu einem gewissen Grad auch die Wissenschaft, leiden an Paranoia. Sie setzen alles herab, was ihnen in Reichweite kommt und leugnen das, was außerhalb dessen liegt. Die Gedanken und Ideale des Ostens wurden bis vor ein paar Jahren verächtlich als primitiv, heidnisch, töricht, schlecht und abergläubisch abgestempelt. Viele ernannten sich selbst zu den [[Erlöser]]n der verlorenen [[Seele]] des Ostens. Bis ein paar große Männer, deren [[Seele]]n erwacht waren, eine fantastische [[Wahrheit]] erkannten.
Die Geschichte, und zu einem gewissen Grad auch die Wissenschaft, leiden an Paranoia. Sie setzen alles herab, was ihnen in Reichweite kommt und leugnen das, was außerhalb dessen liegt. Die Gedanken und Ideale des Ostens wurden bis vor ein paar Jahren verächtlich als primitiv, heidnisch, töricht, schlecht und abergläubisch abgestempelt. Viele ernannten sich selbst zu den [[Erlöser]]n der verlorenen [[Seele]] des Ostens. Bis ein paar große Männer, deren [[Seele]]n erwacht waren, eine fantastische [[Wahrheit]] erkannten.

Version vom 24. August 2012, 10:21 Uhr

Religion (lat: religio) wird auf religere zurückgeführt, d.h. so u.a. wie immer wieder lesen; die Wiederholung - typisch im Ritual (Zitat nach vgl. Wikipedia, s.u.).

Manchmal wird heute einfach nur die eigene Mitte mit Religion gleich gesetzt; ohne Kirche usw.

"Wenn es zutrifft, dass wir uns in einer missionarischen Situation des Verlustes der Tiefe befinden, dann bedarf es dringend auch in unserer Zeit einer Grundschule des spirituellen Sinns (..) niemand (kann) sich darüber hinweg täuschen, dass der Sinn nur noch in wenigen Fällen über die elterliche oder schulische Erziehung geweckt wird. (..geht nicht allein mit Worten, sondern über Erfahrung, statt "religiös unmusikalisch" zu sein... )" Willigis Jäger, Wellness, Fitness und Spiritualität, a.a. O., S. 20f.


"Die Religionen müssen sterben, damit eine Spiritualität entstehen kann, die die Grenzen aller Religionen überschreitet", meint Raimon Panikkar. Er will damit sagen, daß wir aus Religion kein leeres Ritual machen sollen." ... Clemens Mendonca, Christliche Spiritualität im indischen Kontext. Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag, 2009, S. 140


"Yoga ist religiös, keine Religion".
"....(= lesenswert =)...Der West wird im Lauf der Jahrhunderte seinen eigenen Yoga hervorbringen, und zwar auf der durch das Christentum geschaffenen Basis." C.G. Jung
"Es ist klar, dass kein Import aus Osten uns hier helfen kann (..) auch kein Zurückflüchten in ein irgendwie formuliertes Kirchenchristentum.(...)" Hermann Hesse.
u.a.; zitiert nach Hubert Wurz, "Erhelle Dein Selbst" 2009, Novom pro, S. 103f.; siehe ders. Sonnengruß.

Der Mönch Hubert Wurz und andere unterscheiden Spiritualität von oben. Das wäre auch starre Religion. Dagegen erfasse Basis-Spiritualität von innen auch das eigene Scheitern, den Grund (vgl. Zen). Unterstützend allen voran beispielsweise ahimsa... "religiös" zu nennen, kann (Yogis) auch überfordern...

"Das fernöstliche und das westliche Religionsverständnis sind so wenig deckungsgleich wie etwa ein Physik- und ein Kochbuch. (..) Sie decken sich bei gewissen Themen (...)."
meint Verena Reichle, Grundgedanken des Buddhismus, Frankfurt, Fischer TB, 1994 fff... (Buch insgesamt lesenswert), S. 9

Provisorisch beispielsweise vgl:

Funkkolleg Podcast 2010 [1] [2]


Einführung in die ewige Religion

von Sri Swami Venkatesananda

VenkatesanandaSivananda.jpg

Die Geschichte, und zu einem gewissen Grad auch die Wissenschaft, leiden an Paranoia. Sie setzen alles herab, was ihnen in Reichweite kommt und leugnen das, was außerhalb dessen liegt. Die Gedanken und Ideale des Ostens wurden bis vor ein paar Jahren verächtlich als primitiv, heidnisch, töricht, schlecht und abergläubisch abgestempelt. Viele ernannten sich selbst zu den Erlösern der verlorenen Seele des Ostens. Bis ein paar große Männer, deren Seelen erwacht waren, eine fantastische Wahrheit erkannten.

Die Sonne geht im Osten auf. Um sich dem Licht zuzuwenden, drehen sich die Menschen gen Osten. Und "die drei weisen Männer“ kamen ebenfalls aus dem Osten. Die Weltreligionen haben im Osten ihren Ursprung. Während die irdische Macht des Westen für eine Weile die überwältigende spirituelle Weisheit des Ostens herausfordern, verspotten und unterdrücken mag, wird der Osten jedoch nicht nur überleben, sondern seinen Unterdrücker bezwingen, denn seine Weisheit benutzt keine Waffen, sondern Liebe, um den Gegner zu überwältigen.

Das Fleisch verwest. Waffen rosten. Besitz zerfällt zu Staub. Imperien werden zerschlagen. Die Heldenkämpfe auf Leben und Tod werden mit ein paar kurzen Sätzen im Geschichtsbuch abgetan. Die Erdkruste hat mit ebenbürtigem Gleichmut den stampfenden Fuß des Tyrannen und die tanzenden Füße des Jubilierenden ertragen, und eine schmale Pore geöffnet, um beide zu empfangen. Dieses Drama ist absolut notwendig. Ohne es würde der Geist, der in der menschlichen Brust schläft, niemals erwachen. Aber es ist dieser Geist, der letztendlich Bestand hat. Der Osten beweist das wieder und wieder.

Als im Staube Europas die Kronen rollten, und als westliche vorchristliche Zivilisationen und religiöser Glaube in Vergessenheit gerieten, war der Osten wach und ist es immer noch. Heute erkennen weise Menschen des Westens, dass Materie vergeht und Geist bestehen bleibt. Sie sehen im Geist den Zweck und den Sinn des Lebens. Immer mehr Wissenschaftler und Philosophen dieser Welt geben offen zu, dass der aktuelle Brauch, materielle Werte über spirituelle zu stellen, verheerend ist.

Wenn sie sehen, dass trotz all der Wechselfälle politischer Umstürze, natürlicher und nationaler Katastrophen, wechselnden physischen und mentalen Klimas der indische Geist überleben konnte, stellen sie die legitime Frage: "Was ist das Geheimnis?" Die Antwort ist einfach "Religion". Religion ‘gehört’ Indien nicht. Die wesentlichen Schriften Indiens predigen das Wohlergehen aller Wesen und beteuern wiederholt ihr Dasein für den Menschen. "Hindu" ist ein vom Ausland verliehener Titel; und wenn Inder diesen noch benutzen, ist es nur, weil — "Was bedeutet schon ein Name?!" Tatsache ist, dass ein Hindu die Vielfalt von Religion nicht erkennt.

Der Geist der Religion ist die Basis der Seele des Menschen. Du kannst sie nennen wie du willst oder dich selbst als "freien Denker“ bezeichnen — es ist dieser Geist, der wichtig ist. Der wahre religiöse Inder hält sich an diesen Geist. Wenn andere ihn dazu befragen, gesteht er, dass es sich um eine "uralte oder ewige Religion" (Sanatana Dharma) handelt. Sanatana Dharma bedeutet für ihn auch den Pfad, der ihn zum Ewigen führt, ihn unsterblich macht oder ihm seine eigene wesentliche unsterbliche Natur offenbart (dies alles impliziert das Wort Sanatana). Ohne seinen Geist zu opfern war der Inder immer bereit, seine Formulierungen abzuwandeln, um sich geänderten Umständen anzupassen. Er hat sich nie ohne Widerstand ergeben! Der Widerstand, den er bietet, ist wie ein Filter, der es nur der Wahrheit erlaubt, hindurch zu dringen. Für die Bewahrung des religiösen Geistes bedient sich der Inder oft interner Frühjahrsputz-Taktiken und löst in seinem Körper ein heilendes Fieber aus.

Als Lord Buddha den Glauben der Menschen seiner Zeit herausforderte, war die erste Reaktion der Orthodoxen, ihn und seine Anhänger als Ketzer zu verstoßen. Bei genauerer Betrachtung, als sie entdeckten, dass seine Philosophie diese ewige Wahrheit repräsentierte, akzeptierten sie diese eifrig, adjustierten ihre Denkweise und riefen Lord Buddha als eine Manifestation oder Inkarnation ihres Gottes aus! Zweifellos erkannten sie, dass seine Lehren die selben waren, wie ihr eigener, grundlegender Glauben, der nur mit der Zeit von einer Menge Perversion und Aberglauben überwuchert war, die sie froh waren loszuwerden. So blieb der Geist der Religion in Indien erhalten. Über die Jahrhunderte hat sich ein ungeschriebener Verhaltenskodex und bestimmter Idealismus entwickelt, was "Hindu" bedeutet. Die Religion wird nicht von einem strikten Regelwerk von Dogmen und Lehrsätzen geleitet; und wenn hier und da ein pseudo-religiöser Führer welche festlegt, beweist er lediglich, dass Hinduismus nicht einmal an die ‚Dogmen der Dogmen‘ gebunden ist. Er gibt den Menschen, jedem Menschen, die Freiheit, die Wirklichkeit zu suchen und diese mit allen zu teilen. Er erkennt, dass nur Gott existiert; Er ist Eins, aber nicht einmal auf Einheit beschränkt, und kann deswegen ganz unterschiedlich benannt werden! Er ist das Zentrum aller Wesen, dem frommsten heiligen Hindu ebenso nah, wie dem ergebenen Christen oder Moslem, dem Atheisten und dem Sünder! Seine Legenden dramatisieren seine rätselhafte Wahrheit durch Sagen vonDämonen, die Gott hassten, ihn aber dennoch erreicht haben, weil dieser Hass aufrichtig war und sie daher an Gott gebunden hat (was das Wort ‚Religion‘ bedeutet).

Dies ist vielleicht das Geheimnis ihrer Lebendigkeit und die Quelle ihrer ewigen Jugend. Diese uralte Religion ist stets neu, entdeckt sich wieder in jeder neuen Offenbarung der Wahrheit, sei sie philosophisch oder wissenschaftlich. Daher ist sie ewig. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit Wahrheit, ignoriert jedoch andere Aspekte des Lebens nicht, die Halbwahrheiten und Falschheiten beinhalten können. An der Wahrheit hält sie fest, ist aber immer bereit, sich an veränderte Umstände anzupassen.

Ich war stets bestrebt, mir den Hauptgedankenstrom, der ständig diesem ewigen Springbrunnen der Religion entspringt, anzueignen. Die Theorie, dass die Grundsätze dieser uralten Religion der gemeinsame Nenner aller "Religionen" der Welt sind, gewinnt immer mehr an Boden, und immer mehr Menschen sind überzeugt, dass die ursprünglichen Verbreiter dieser Religion im Umkreis der Arktis lebten und gen Süden migrierten, und die Samen der Wahrheit unterwegs verstreuten. Es gibt eine Menge wissenschaftlicher Literatur, die dies bestätigt. Aber ich meine, ob diese Daten nun stichhaltig sind oder nicht, der ihnen zugrunde liegende Geist ist von unschätzbarem Wert. Religion (Ligatur) muss verbinden; das bedeutet auch das Wort. Was trennt, ist keine Ligatur, sondern Fraktur!


Literatur