Rad

Aus Yogawiki

Das Rad Göttlichen Lebens

Artikel von Swami Sivananda

Gruß dem höchsten Guru, dem unsterblichen Selbst, dem gemeinen vereinenden Dasein, das allgegenwärtig ist. Gruß den Fackelläufern göttlichen Wissens. Gruß all den nach Wahrheit Strebenden, die das göttliche Leben leben. Verehrung all der heiligen Bestrebungen. Gesegnet seien all die noblen Bemühungen um Verwirklichung.

Die ewigen Mysterien menschlichen Geistes, das immerzu ruhelose und unbefriedigte emotionale menschliche Wesen, die Unangemessenheit der zeitlichen Existenz, das Scheitern des Intellekts die Probleme des Lebens zufriedenstellend zu lösen, die rätselhafte Kluft, die hohe Ideale von groben Realitäten trennt - all das dient dazu, dass der menschliche Geist sich auf Gott ausrichtet. Göttliches Leben ist der Prozess durch den Fortschritt hin zur Gottesverwirklichung gemacht wird und durch den gleichsam Abhilfe für alle möglichen Unwegsamkeiten des Lebens geschaffen wird.

Der Guru ist der Führer der den Aspiranten auf dem Weg führt und der Aspiant ist der Pilger, der sich um Aufstieg ins Göttliche Leben breüht.

Eine zunehmende Kultivierung des geistigen und moralischen Inventars des Menschen ist das Hauptziel göttlichen Lebens. Es beginnt mit der Verschreibung an einige grundlegende Prinzipien wie der Wahrheit, Reinheit und Bemühung um selbige, Nichtverletzen, deren Praxis unweigerlich den freiwilligen selbstauferlegten Zwang von Selbstdiziplin mit sich bringt sowie einen Reinigungprozess im Sinne einer Läuterung. Die Umsetzung dieser drei grundlegenden Prinzipien in makelloser Art und Weise in den Alltag des Individuums formt aus sich selbst den lebendigen Teil göttlichen Lebens.

Die menschliche Natur hat zwei Seiten, eine negative und eine positive, wobei die eine Seite die jeweils andere zu dominieren sucht. Ausnahmslos sind in jedem Menschen die "Dr. Jekyll und Mr. Hide" Anteile angelegt. Dominieren die Hyde-Anteile wird derjeweilige zum sozialen Wrack, in dem er über sich selbst und andere die schlechten Konsequenzen grenzenloser Leidenschaft und destruktivem Sadhismus des instinktdominierten menschlichen Bereiches bringt. Doch gibt es Menschen, deren Grad an Jeckyll-Elementen immens ausgeprägt ist, was sie so als große Wohltäter für die Gesellschaft unterscheidet und die auf diese Art und Weise in besserer Lage sind, mit sich selbst und anderen in Frieden zu sein.

Schließlich überwindet das Postive das Negative, jedoch übt für gewöhnlich die negative Kraft eine nahezu unbändige Macht über zahreiche Lebensphasen der meisten Menschen aus. Das verhält sich anders für jene, die damit bewusst begonnen haben, einen nachhaltigen Lebensweg der Einsicht, Besonnenheit des göttlichen Lebens zu leben.

Der zur Diskrimination fähige Teil des Geistes (Mind) versucht über den instiktiv gesteuerten zu bestimmen. Vairagya (Wunschlosigkeit, Verhaftungslosigkeit, Leidenschaftslosigkeit) determiniert deren Motive, und Mumukshuttwa (der intensive Wunsch nach Befreiung) liefert die Inspiration ihrer Bemühungen - wobei sich die jeweilige Stärke und das Licht aus dem spirituellen Wesensteil speist.

Der Pfad der Wahrheit, Reinheit und des Nichtverletzens deutet die höchste Form von Selbstdisziplin an, die darauf hinausläuft, jedwede negative Neigung die den niederen Naturen entspringt, direkt zurückzuweisen.

Wahrheit kennzeichnet neben der Sprachzügelung, der gerichteten Wertschätzung, den Mut auch das in die Tat umzusetzen, was als Wahrheit erkannt wurde, wenngleich dies vielleicht nicht immerzu vielversprechend wirkt oder sich gar nachteilig auf die eigene wirtschaftliche Lage auswirken mag. Wahrheit bedeutet auch, durch die Willenstärke aller positiven Grundsätze, einen Gerechtigkeitssinn, einen vorurteilsfreien Geist, und die Fähigkeit die feine, subtile alles durchdringende Essenz allen Lebens zu erkennen zu bewahren.

Reinheit ist der Prüfstein göttlichen Lebens, der die Kraft haben sollte, alles Negative in Positives umzuwandeln. Reinheit zu praktizieren beinhaltet die ganze Spannbreite der Kultivierung von Emotionen und alles was unter den Begriff der Selbstbeherrschung fällt. Das bedeutet, die Praxis von Shatsampat, de sechs Vollkommenheiten; die sechsfache Tugend: Shama (Gleichmut), Dama (Kontrolle der Sinne), Uparati (das Zurückziehen der Sinne), Titiksha (Duldungskraft), Shraddha (Glaube), Samadhana (geistige Ruhe) die nämlich Geistes- und Sinneskontrolle, Stille, Nachsicht, Vertrauen und Konzentration ist. Reinheit ist physicher und geistiger Natur, da die beiden in ich-bedingender Beziehung stehen. Reinheit der Gedanken führt natürlicherweise zur Reinheit der Handlung wie auch zur Läuterung des sexuellen Verlangens.

Reinheit des Beweggrundes im Leben generell leitet die Praxis von Wahrheit ein. Nichverletzen ist Liebe, die beiden bedingen sich so gegenseitig. Hierbei ist wiederum die Selbstbeherrschung die regulierende Kraft. Die Bedeutung des Nichtvertzens ist nur dann komplett (verstanden) wenn sie von ganzem Herzen Gedanke, Rede und Handlung einschließt. Die Grundsätze von Liebe, Mitgefühl, Gnade, Kameradschaft und Wohlwollen sind alle mit dem Begriff des Nichtverletzens verbunden. Solange diese Prinzipien nicht vollständig praktiziert werden, verbleibt die Wirkung von Nichtverletzen eine gekünstelte.

Während Liebe ein dirketer Ausdruck Nichtverletzens ist, ist ihre logische Erfüllung im Dienen (zu finden). Der so häufig geschmähte Begriff “Liebe”, welcher all zu oft falsch verwendet wird im Sinne sinnlicher Albernheiten, egoistischen (Begehrens), Anhaftung, den Umständen geschuldeter Gefühlsduselei, emotionaler Bindung und überlagertem Selbstmitleid, ist tatsächlich eine seltene Pflanze, die nur im Garten göttichen Lebens gedeiht und die kontinuierlich gepflegt und genährt werden muss, damit sie in ihrer vollen Blüte zum Tragen kommt.

Liebe und Dienen sind voneinander nicht zu trennen. Dasselbe gilt für das Verstehen und Respektieren der Gefühle anderer. Es ist nicht möglich gleichzeitig Liebe für die Menschheit zu empfinden und trotzdem egoistisch und abgestumpft bezüglich des Leidens anderer zu reagieren. Deshalb ist sebstloses Dienen in die Tat umgesetzte Gottesliebe.

Wenn es dir möglich ist, diese drei Grundsätze göttlichen Lebens zu kultivieren und zu praktizieren, welche in Wirklichkeit das komplette Spektrum praktischer Spiritualität durchqueren, dann bist du auf dem Weg zur Selbstverwirlichung, dem Ziel menschlicher Bestrebung. Auf diesem Weg ist sogar ein Erfolg in Ansätzen äußerst hilfreich für den Frieden und das Glück jedes Einzelnen, für die Wertschätzung der Existenz, für die Verbesserung der menschlichen Natur, zum Wohle der Gesellschaft und zum Wohle der Welt als solcher.

Ein gemeinschafliches Bewusstsein für die Wichtigkeit götlichen Lebens mit all ihren pragmatischen Werten und Belangen, kann sicherlich äußerst viel zur Verbeitung des Weltfriedens, für Solidarität und für eine wirkliche Kameradschaft beitragen. Brahmavidya (das aus dem Sanskrit kommt und sich aus den beiden Begriffen "Brahma" und "Vidya", also das Wissen um Brahma (einen der drei Hochgötter im Hinduismus)), in anderen Worten das Wissen um göttliches Leben, ist das zentrale Leitbild aller Aspiranten auf dem spirituellen Weg. Allein darin liegt die Erlösung der Menschheit. Möge der Segen aller göttlichen Gurus mit allen sein.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Weblinks