Pseudo Samadhi

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Pseudo Samadhi ist falsch verstandener Samadhi. Pseudo Samadhi kann scheinheilig vorgeführter Samadhi sein, oder auch die Einbildung von Samadhi. Samadhi ist die dauerhaften Verankerung im Göttlichen. Verwechsle nicht Glückszustände, Euphorie oder Verzückung mit Samadhi – und glaube nicht jedem, der behauptet, in Samadhi gelangt zu sein. Pseudo Samadhi ist letztlich recht einfach zu unterscheiden von echtem Samadhi. Swami Sivananda ermahnte seine Schüler immer wieder, Pseudo Samadhi zu vermeiden.

Swami Sivananda

Swami Sivananda über Pseudo Samadhi

Einmal, auf einer meiner seltenen Reisen aus Ananda Kutir hinaus, hielt mir ein wohlgekleideter Herr, der neben mir im Zugabteil saß, eine Zeitung entgegen und fragte: „Swamiji, kennst Du diesen Swami? Er machte unlängst eine Vorführung von Samadhi. Er ließ sich für ganze zweiundvierzig Tage in einer Kiste unter der Erde begraben und kam erst am dreiundvierzigsten Tag heraus, nachdem der Deckel geöffnet wurde. All das fand in der Gegenwart des zuständigen Finanzbeamten, in der Gegenwart von Universitätsprofessoren, Doktoren und anderen statt.“

Ich persönlich hatte die letzten zwanzig Jahre lang keine Zeitung mehr gesehen. Doch das Ereignis war so interessant, dass es jeden intelligenten Menschen oder selbst Wissenschaftler fesselte. Ich sah in das Gesicht meines fragenden Gegenüber und sagte: „Nun, das ist kein echter Samadhi. Das ist nur Jada Samadhi, Pseudo-Samadhi; dieser Sadhu muss von dem ein oder anderem Kraut aus dem Himalaya erfahren und dessen Wirkung zuvor an sich selbst in mehreren Versuchen getestet haben. Samadhi ist kein Zustand, den man demonstrieren sollte und er kann auch nicht demonstriert werden. Nur Menschen, die ihr Herz gereinigt haben, Menschen, die eine enorme Hingabe an Gott leben, können in diesen hohen Zustand des Yoga eintreten, und solche Menschen führen ihn nicht öffentlich zur Schau.“ Mein Mitreisender jedoch schien sein Interesse an der Geschichte nicht aufzugeben.

Ein anderes Mal zeigten mir Schüler eine indische Wochenzeitschrift mit dem Photo eines Südinders, der Samadhi ungefähr vierundzwanzig Stunden lang vorgeführt hatte, indem er sich unter der Erde vergrub.

Ich möchte noch von einem weiteren lustigen Ereignis schreiben, das einen Jugendlichen betrifft, der wegen Sadhana zu mir kam. Eines Tages schloss er die Türen zu seinem Kutir, setzte sich in eine einfache Asana und begann Trataka, Konzentration und Meditation über Narayanas Bild. Sein Atem ging automatisch die unteren Lungenflügel hinauf und der Sadhaka saß über vierundzwanzig Stunden lang da wie ein Baumstamm. Sein Fehlen in der Ashram-Küche und in den anderen Gebäuden ließ Verdacht aufkommen und die Ashramiten hielten es für ratsam, die Türen zu seinem Kutir aufzubrechen, nachdem alle anderen Wege, sie zu öffnen, fehlgeschlagen waren, und kein noch so großes Schreien ihn aus seinem Schlaf erwecken konnte.

Als man die Türen geöffnet hatte, fand man ihn dort im Sitzen mit ganz leichter Atembewegung um die Nasenflügel, ab und zu zuckten die Augenlider und sein Kehlkopf bewegte sich aller paar Sekunden auf und ab. Kein Lärm, kein Schreien mochte den Jungen zu wecken und sein ganzer Körper schien betäubt, mit Ausnahme der vorher genannten Lebenszeichen. Ich schlug dann einem der Ashramiten vor, ihm die Brücke zwischen den beiden Augenbrauen ein wenig nach unten zu drücken, auf dass seine Konzentration abgesenkt werde. Das hatte auch den gewünschten Effekt. Der Atem wurde regelmäßig, der Junge öffnete die Augen und schaute wie ein gerade aus zwanzig Jahren Schlaf erwachter Rip Van Winkle in alle Ecken des Raumes. Während seiner täglichen Arbeit konnte ich kaum den Hauch einer Form von Satchitananda an ihm ausmachen, weder in seinen Worten noch in seinem Tun und Gebaren. Diesen Vorfall sehe ich mich gezwungen hier wiederzugeben, damit der Leser verstehen möge, dass dieser Junge auch damit anfangen könnte, sich für ein paar Stunden in einer Kiste vergraben zu lassen und Vorführungen zu machen.

Manchmal begibt sich so jemand in einen kataleptischen Zustand, einen Zustand erstarrten Lebens, in dem alle gewöhnlichen Anzeichen für Leben aussetzen. Seinen bewusstlosen Körper legt man dann auf die scharfen Kanten zweier Sensenblätter, eines an seinen Schultern und das andere unter seinen Fußgelenken. Dann wird ein enormer Felsbrocken, der mehr als ein Zentner wiegt, auf ihn gelegt und mit einem Vorschlaghammer in Stücke geschlagen. Wenn der Körper darunter hervorgeholt wird, gibt es keine Zeichen von Schnitten oder Quetschungen.

Manchmal werden Pfeile durch den Körper gestoßen, nur ein wenig oberhalb des Herzens, bis sie auf der Rückseite wieder herauskommen. Die Kehle wird mit einem Messer durchbohrt und die Brust mit einem Dolch. Wenn man die Waffen entfernt gibt es kein Zeichen einer Wunde. Der Vorführende kann die Wunde bluten lassen und wieder aufhören lassen, zu bluten, ganz nach seinem Willen. Derartige erstaunliche Kunststücke mögen in den Zuschauern Staunen und Bewunderung auslösen. Doch derartige Heldentaten haben nichts mit wahrem Yoga zu tun. Sie sind kein Zeichen dafür, dass der Yogi den höchsten Gipfel der Vollkommenheit oder Erkenntnis erreicht hat. Ein wahrer Yogi kann solche großen Kunststücke machen, doch im Allgemeinen geben nur Pseudo-Yogis Derartiges nach Gauklerart zur Schau. Ein echter Yogi bietet sich niemals an, solche Kunststücke in der Öffentlichkeit zum Besten zu geben.

Einmal hatten es sich ein paar Sannyasins aus Benares in den Kopf gesetzt, einen Yogi zu testen. Sie hatten gehört, dass er Samadhi erfahren hatte und da sie die Sastras kannten, wussten sie, dass einer, der Brahman erkannt hatte, alles wusste, und so gingen sie zu ihm, um ihn zu testen. Der Yogin bestand den Test ohne Weiteres. Die Sannyasins fragten ihn danach, wie ein Schuh gemacht werde. Der Yogi zeigte ihnen die Methode, bei der man näht und dabei den Faden durchbeißt, etc., und führte ganz richtig vor, was ein Schuhmacher tut.

Man muss hierbei daran denken, dass der Yogi selbst in seinem Purvashram kein Schuhmacher war, und es kann auch nicht davon die Rede sein, dass er die Art und Weise, einen Schuh zu reparieren so minutiös beobachtet hätte. Sie fragten weiter „Wie schmecken Fäkalien?“ Er antwortete: „Es schmeckt wie Zwiebel.“ Dann nahmen sie ein Kraut aus dem Wald und befragten ihn nach dessen Namen, Verwendung etc. Er gab ihnen sofort eine richtige Antwort. Ich würde diese Begebenheit hier nicht erwähnen, ginge es nicht darum, zu beweisen, dass einer, der wahrhaft in Samadhi eingetreten ist, Wissen von allem hat und noch dazu im Detail. Er kennt alle Sprachen und kann in allen Sprachen reden. Er versteht alle Sprachen. Er kennt alle Wissenschaften. „Kasminnu Bhagavo vijnate sarvamidam vijnatam bhavati – Was ist dies, Oh Baghavan, das, erkannt, Kenntnis von allem bedeutet?“ Er sollte auch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft kennen, da er über die drei Zustände hinausgegangen ist und auch den vierten Zustand – Turiya – gesehen hat.

Samadhi ist die höchste Frucht des Yoga. Durch Selbstreinigung, durch das Ausmerzen aller schlechten Gewohnheiten und Samskaras, durch das Nähren guter und frommer Eigenschaften, durch Yama und Niyama, Asanas, kontrolliertes Pranayama, Pratyahara, Dharana und Dhyana, gleich einer stetigen Kerzenflamme, versucht ein Sadhaka einen Blick auf Samadhi zu erhaschen, der dann durch wiederholte Versuche ein tägliches Erlebnis für ihn wird. Und dann beginnt er allmählich, eine innere Freude zu fühlen, seine frühen Morgenstunden dafür herzugeben, diese süße Ambrosia zu trinken, bevor er auf die Ebene seiner gewöhnlichen Pflichten zurückkehrt.

Mit seinem steten Fortschritt verlängert er auch sein Leben. Und wenn er schließlich spürt, dass er lange genug auf dieser Ebene gelebt hat, verlangt er danach, für immer in sie einzutreten um nie in das Leben der Sterblichen und ihr Reich zurückzukehren. Sein Atem setzt sich in den Nerven des Gehirns fest (Brahmarandhara) und der Körper wird absolut leblos. So allein zurückgelassen, verwest der Körper mit der Zeit. Darum ist es auch Brauch in einigen Gegenden des Landes, einen Sannyasin mit einer Kokosnuss auf den Kopf zu schlagen und dabei den Schädel aufzubrechen, bevor der Körper in einem Mausoleum beerdigt wird. Denn man glaubt allgemein, und das stimmt auch, dass Sannyasins Samadhi praktizieren, und ihr Ableben wird als der Übergang in Maha Samadhi, den Höchsten Samadhi, angesehen.

Der Leser muss sich bewusst sein, dass Samadhi der Höhepunkt der spirituellen Suche eines Menschen ist. Und ebenso wenig wie man den Reichtum der Minen von Goconda schätzen kann, kann die spirituelle Fülle dieses höchsten Zustandes von keinem bemessen werden. Es ist ein Zustand, in den der glückliche Sadhaka, wenn er ihn einmal betreten hat, sich immer mehr zu versenken versucht. Es ist der Akshaya Zustand, der Zustand von Todeslosigkeit.

Mein Ziel dabei, die folgenden Seiten zu schreiben und unter dem Titel „Samadhi Yoga“ zu veröffentlichen, ist, Schülern und Suchenden sowie Hunderten von anderen Lesern ganz klar die wahre Bedeutung von Samadhi aufzuzeigen, und ihre Augen für die hypnotisierenden Fallen zu öffnen, die unwissend von vielgepriesenen Samadhisten ausgelegt werden.

Ich wünsche euch allen göttlichen Zugang in diese Schatzkammer Himmlischen Wissens.

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Siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
  • Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
  • Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
  • Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8

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