Prana

Aus Yogawiki

Prana (Sanskrit: प्राण prāṇa m.) heißt wörtlich "Hervor-Atem" (Pra-Ana) und bedeutet Atem, Leben, Seele, Lebenskraft. Prana (Skr. "der Prana") ist die wichtigste Lebenskraft - die feinstoffliche Energie der Luft. Prana bezeichnet zwar auch die physische Atemluft, kennzeichnet jedoch im Yoga und Ayurveda hauptsächlich die den Körper durchdringenden kosmischen Energien, den Lebensatem. Prana erhält damit den Körper und ist am deutlichsten über den Atem erlebbar.

Prana - die lebensspendende Essenz

Diese kosmischen Energien, Pranas oder auch Vayus genannt, sind bestimmte Kräfte, die hinter allen Funktionen des Körpers und des Geistes stehen. Es gibt laut Ayurveda 5 Hauptpranas (Mahapranas) sowie 5 untergeordnete Pranas (Upapranas). Sie sind zum Beispiel verantwortlich für die Koordination der Atmung, der Sinne und des Geistes. Auf der inneren Ebene beeinflusst Prana die Entwicklung höherer Bewusstseinszustände.

Das Prana spielt etwa bei der Ayurveda Ernährung und Nahrungszubereitung sowie bei der Ayurveda Massage eine herausragende Rolle. Mittels Abhyanga, Marma oder Mardana Massage werden Energieblockaden gelöst und Prana wieder zum Fließen gebracht.

Batterie Mensch Prana.jpg

Das Sanskritwort Prana

Prana (Sanskrit: प्राण prāṇa m.) Hauch, Atem; die eingeatmete Luft; Lebenshauch, Lebensgeist, Lebensorgan; (Pl.) Leben; Hauch des Windes, Wind; Atemzug als ein bestimmtes Zeitmaß; starker Athem als Zeichen der Kraft, Kraft; (im Sankhya:) die Seele; (im Vedanta:) der durch das Gesammtding bedingte Intellekt; (Pl.) Lebenszeichen, Lebensäußerung; das Leben in einem Gedicht; poetisches Talent, poetische Begeisterung; (Pl.) Nase, Mund, Augen und Ohren; ein bestimmter Kalpa, der 6te Tag in der lichten Hälfte von Brahmans Monat; Myrrhe (Vola); mystische Bezeichnung des Lautes य ya; Beiname Brahmans; Name eines Vasu, eines Marut und eines Rishi.


Etymologie

Prana ist ein Sanskrit-Wort, das sich aus der Vorsilbe "pra" (bedeutet "vor") und der Wurzel "an" ("atmen", "blasen" oder "leben") zusammensetzt. Prana (Pra-Ana) ist die feinstoffliche Energie in flüssiger, fester und gasförmiger Form.

Als Vayu hat Prana seinen Ursprung im Gehirn und bewegt sich abwärts in Richtung Brust und Rachen. Es steuert das Einatmen, Niesen, Spucken, Schlucken sowie die Sinneswahrnehmung. Im Sinne der Polarität gibt es zu jeder Kraft eine Gegenkraft. Der komplementäre Begriff zu Prana ist Apana.

In den Yogasutras von Patanjali befasst sich das vierte Glied, Anga, im Rahmen der Atemübungen mit Prana (Pranayama). Diese sind auch fester Bestandteil der Hathayoga-Praxis.

Prana ist nach Swami Sivananda die Manifestation einer universellen schöpferischen Lebensenergie.

Prana im Ayurveda

Prana - die Lebensenergien

"In Pranas Macht ist dies Weltall, Selbst was im dritten Himmel ist; Wie die Mutter das Kind, schütz' uns, oh Prana, und Glück und Weisheit verleihe uns!“ (Prashna Upanishad II.13)

Im Ayurveda wird Prana den verschiedenen Funktionen und Bewegungsrichtungen entsprechend in fünf verschiedene Hauptpranas (Mahapranas oder Vayus) und fünf untergeordnete Pranas (Upapranas) eingeteilt.

Die 5 Hauptpranas sind:

  • Prana Vayu hat seinen Sitz im Gehirn, bewegt sich nach unten, regelt Einatmung, Schluckvorgang, steht in Beziehung mit der Intelligenz, zum Nervensystem und Respirationstrakt.
  • Udana Vayu sitzt im Hals, kontrolliert Sprache, Energie, Willlen, Leisitung, Gedächtnis, Ausatmung.
  • Samana Vayu befindet sich im Dünndarm, regelt das Verdauungsystem.
  • Vyana Vayu konzentriert sich im Herzen, wirkt durch den ganzen Körper, regelt den Kreislauf, Bewegung der Gelenke und Muskuluatur.
  • Apana Vayu befindet sich im Bauch, regelt alle nach unten gerichteten Ausscheidungen wie z.B. Stuhl, Urin, Samen, Regelblutung, Geburt.

Neben diesen gibt es fünf sekundäre bzw. untergeordnete Pranas bzw. Vayus (die Upapranas). Diese sind: Naga, Kurma, Krikara, Devadatta und Dhananjaya.

Mann kann die Pranas auch als Vayus bezeichnen, d.h. Luft, Hauch oder motivierende Kraft.


Die zehn Hauche



Die Vayus (die Winde, daher auch Vatas genannt) werden den fünf Elementen zugeordnet:

Auch werden Heilpflanzen ihrer jeweiligen Wirkung entsprechend den verschiedenen Prana Vayus zugeteilt.

Die Vayus haben jeweils ihren eigenen Platz im Körper, bestimmte Bewegungsrichtungen sowie bestimmte Aufgaben und Funktionen, die sie unterstützen und regeln.

Im Rahmen der ayurvedischen Anwendungen und Massagen, wie etwa der Ayurveda Marma Massage, der Mardana- und Abhyanga Massage sowie des Shirodharas (ayurvedischer Stirnguss), werden Energieblockaden gelöst und Prana wieder zum Fließen gebracht. Auch die Ayurveda Ernährung, insbesondere die Art der Nahrungszubereitung, dient der Unterstützung von Prana. Des Weiteren unterstützen und harmonisieren bestimmte Yoga-Übungen (Asanas, Mudras, Pranayama, Meditation mit Visualisierungen sowie Bija Mantras) das Prana.

Swami Sivananda über Prana

Swami Sivananda

Auszüge aus dem Buch "Wissenschaft des Pranayama" und "Göttliche Erkenntnis"

Prana und Pranayama

Durch Prana leben die Engel, Menschen und Tiere. Prana ist das Leben der Wesen. Daher bezeichnet Prana das allumfassende Leben, also das Leben aller.

Prana ist das allgemeine Prinzip von Energie, von Kraft. Prana ist die Lebenskraft. Prana ist alldurchdringend. Es kann statisch oder dynamisch sein. Es findet sich in allen Lebensformen, von den höchsten zu den niedrigsten, von der kleinen Ameise bis zum großen Elefanten, von der einzelligen Amöbe bis zum Menschen, von der Elementarform pflanzlichen Lebens zur entwickelsten Form tierischen Lebens.

Prana ist die Kraft auf jeder Seinsstufe, von der höchsten bis zur niedrigsten. Alles, was sich bewegt, aktiv ist oder Leben besitzt, ist ein Ausdruck, eine Erscheinungsform von Prana.

Das Strahlen Deiner Augen ist Prana. Durch die Kraft des Pranas hören die Ohren, sehen die Augen, fühlt die Haut, schmeckt die Zunge, riecht die Nase und erfüllen Gehirn und Verstand ihre Funktionen. Das bezaubernde Lächeln einer jungen Frau, die betörende Melodie in der Musik, die Kraft in den begeisternden Worten eines begabten Redners, der Zauber in den Worten des Geliebten, all das beruht auf Prana. Feuer brennt durch Prana. Wind weht durch Prana. Flüsse fließen durch Prana. Das Flugzeug bewegt sich in der Luft durch Prana. Züge und Autos bewegen sich durch Prana. Radiowellen werden durch Prana übertragen. Prana ist die Bewegung der Elektrone. Prana ist Energie. Prana ist Magnetismus. Prana ist Elektrizität. Prana pumpt das Blut vom Herzen in die Arterien, also die Blutgefäße. Prana verdaut, scheidet aus und sondert ab.

Prana kommt zur Anwendung beim Denken, Wollen, Handeln, Bewegen, Sprechen, Schreiben usw. Ein gesunder starker Mensch hat viel Prana, Nervenkraft, Vitalität.

Aufnahme von Prana

Prana - Energiesystem des Menschen

Das Prana wird aufgenommen durch Nahrung, Wasser, Luft, Sonnenenergie und vieles mehr. Die Versorgung des Körpers mit Prana erfolgt durch das feinstoffliche Nervensystem, die Nadis. Das Prana wird durch die Atmung aufgenommen. Der Pranaüberschuss speichert sich im Gehirn und in den Nervenzentren. Wenn die Geschlechstenergie, die Sexualkraft, umgewandelt und sublimiert wird, versorgt sie das System mit einem großen Maß an Prana. Es wird im Gehirn in der Form von Ojas, von spiritueller Energie, gespeichert. Ojas ist eine besondere Manifestation von Prana.

Der Yogi speichert ein Übermaß an Prana durch regelmäßige Praxis von Pranayama, so wie eine Speicherbatterie, ein Akku, Elektrizität speichert. Der Yogi, der viel Prana gespeichert hat, strahlt Stärke und Vitalität aus. Er ist ein starkes Kraftwerk. Wer mit ihm in nahen Kontakt kommt, nimmt von ihm Prana, Stärke, Kraft, Vitalität und Frohsinn auf. So wie Wasser aus einem Gefäß in ein anderes fließt, fließt Prana tatsächlich wie ein ständiger Fluss von einem entwickelten Yogi zu schwachen Menschen. Das kann der Yogi tatsächlich sehen, der seine innere yogische Sicht entwickelt hat.

Das Wesen von Prana

Die fünf Koshas

Hinter der physischen Hülle, Annamaya Kosha, die aus Nahrung aufgebaut ist, steht die Pranamaya Kosha, die Energiehülle. Diese ist von Prana, der Lebensenergie, aufgebaut. Prana steuert den physischen Körper. Prana erfüllt die ganze physische Hülle.

Prana stellt die Verbindung her zwischen dem Astralkörper und dem physischen Körper. Wenn der dünne Pranafaden durchtrennt wird, trennt sich der Astralkörper vom physischen Körper. Der Tod tritt ein. Das Prana, das im physischen Körper gewirkt hat, wird in den Astralkörper abgezogen.

Der Atem ist die äußere Manifestation von Prana, der Lebenskraft. Atem ist grobstofflich. Prana ist subtil. Indem du Kontrolle über den grobstofflichen Atem übst, kannst du das subtile Prana im Inneren kontrollieren.

Das Ziel von Pranayama ist die Kontrolle des Pranas. Pranayama beginnt mit der Regulierung des Atems, um dadurch Kontrolle zu erlangen über die Lebensströme, die inneren Lebenskräfte, die Lebensenergie.

Pranayama ist eine genaue Wissenschaft. Es ist das vierte Anga, oder Glied im Ashtanga Yoga.

Die acht Glieder (Ashtangas) im Raja Yoga nach Patanjali sind:

Übung: Wellen des Prana

  • 1. Welle: Beine anwinkeln, Arme unter den Knien verschränken. 7 Aktivierungsatmungen, Energielenkung ins Gesicht, zur Kopfhaut, zu den Haaren.
  • 2. und 3. Welle: Beine anwinkeln, Arme lang machen, Hände unter das Gesäß. 7 Aktivierungsatmungen, mit der Einatmung in der 2. Welle rechtes Bein über den Boden ausstrecken, einatmend Knie beugen und linkes Bein ausstrecken; in der 3. Welle mit dem linken Fuß beginnen. Energielenkung jeweils ins Gesicht, zur Kopfhaut, zu den Haaren. Hände für die folgenden Wellen unter dem Gesäß halten.
  • 4. und 5. Welle: Knie angewinkelt lassen, 7 Aktivierungsatmungen, beginnend mit der rechten Ferse mit jedem Ausatmen Fersen ans Gesäß schlagen, einatmen und entspannen, in der 5. Welle mit dem linken Fuß beginnen. Energielenkung ins Gesicht, zur Kopfhaut, zu den Haaren.
  • Wirkung: Diese Übung trainiert die Bauchmuskeln, stärkt die Beinmuskeln, fördert die Durchblutung der Gesichtshaut, energetisiert die Gesichtshaut und die Kopfhaut, mildert Falten, stärkt die Haare, fördert ein frisches Aussehen, fördert das allgemeine Wohlbefinden. Für Ungeübte ist diese Übung anfangs sehr anstrengend. Wenn es zu viel wird, kann man zwischendurch für einen tiefen Atemzug absetzen, Hände aber unter dem Gesäß lassen.

Licht-Meditation mit Pranalenkung

Meditationsanleitung von Swami Nirgunananda

In dieser Meditation kannst du mittels Visualisierung und Konzentration deinen ganzen Körper mit Energie und Lichtkraft erfüllen. Du wirst dich danach hell, strahlend, voller Energie und Gesundheit fühlen. Überprüfe als erstes nochmals deine Sitzhaltung. Richte dich so ein, dass du wirklich aufrecht, gerade und bequem sitzt. Mache die Atmung tief und regelmäßig. Die ersten paar Atemzüge ganz bewusst. Mit jedem Einatmen nimm Licht, Prana, Sonne auf. Mit jedem Ausatmen lasse alles Belastende, Schwere los.

Nun lasse den Atem fließen wie er von selbst fließen will und beeinflusse ihn nicht mehr willentlich. Stelle dir jetzt vor, über dir, oberhalb des Scheitels ist ein strahlendes Licht. Entweder einfach ein wunderschönes strahlendes Licht, oder auch die Sonne, oder ein Stern. Wenn du willst kannst du dir auch vorstellen, dass Swami Sivananda oder ein anderer Meister/Meisterin oder eine persönliche Gottesvorstellung, zu der du einen Bezug hast, dort oberhalb von dir ist und Licht von oben in dich hineinfließen lässt. Öffne dich nach oben und lasse von oben dieses Licht in dich hineinströmen. Mit jedem Atemzug strömt dieses Licht von oben in dich hinein.

Nimm jetzt weiter mit der Einatmung Licht auf, lasse es in dich hineinströmen. Mit der Ausatmung lasse das Licht in die unteren Teile deines Körpers fließen. Gehe mit deiner Achtsamkeit zu deinen Füßen. Spüre die Sonne, den Stern, das Licht in den Füßen mit jeder Einatmung. Mit jeder Ausatmung lasse von den Füßen her das Licht ausstrahlen, weit werden. Gehe jetzt mit deiner Achtsamkeit zu den Fußgelenken. Lasse die Sonne, das Licht in den Fußgelenken in deiner Vorstellung stark werden und mit der Ausatmung von dort in alle Richtungen ausstrahlen. Gehe mit deiner Achtsamkeit zu den Knien. Spüre und visualisiere dort das Licht und ausatmend lass es von dort ausstrahlen in die ganze Umgebung, in den Körper und darüber hinaus. Lasse das Licht, die Sonne bewusst in den Hüftgelenken mit der Einatmung strahlen und mit der Ausatmung von dort sich ausweiten.

Lasse jetzt die Sonne im Bauchbereich strahlen. Sammle das ganze Prana und Licht im Bauchbereich mit der Einatmung und ausatmend von dort ausstrahlend in den ganzen Körper und darüber hinaus. Bring deine Achtsamkeit zur Mitte des Brustkorbs, spirituelles Herz. Lasse dort deine Sonne erstrahlen. Atme hinein und ausatmend von der Mitte der Brust, in alle Richtungen weit werden, dieses Licht ausstrahlen. Gehe zur Kehle mit deiner Achtsamkeit. Lasse dort einatmend die Sonne erstrahlen, ausatmend weit werden. Von der Kehle, vom ganzen Hals her. Spüre deine Augen wie strahlende Sonnen, hineinatmen und ausatmen von den Augen Sonne ausstrahlen lassen. Stirn: Einatmend spüre strahlendes Licht in der Mitte der Stirn und ausatmend von dort weit in alle Richtungen. Spüre den ganzen Kopf wie eine strahlende Sonne. Mit jedem Einatmen wird dieses Strahlen des Kopfes stärker und ausatmend weit in alle Richtungen deine Sonne erstrahlen lassen.

Spüre deinen ganzen Rumpf, den Unter- und Oberkörper als ein kompaktes Ganzes und dort in der Mitte eine strahlende Sonne, die immer größer wird, immer stärker leuchtet. Spüre deine Hände wie kleine Sonnen. Einatmen zu den Händen, die Sonne wird stärker, ausatmen - ausstrahlen lassen. Bringe deine Achtsamkeit zu den Handgelenken. Lass darin deine Sonne erstrahlen. Zu den Ellbogen, lasse von dort ausstrahlen. Zu den Schultern. Lasse von dort deine Sonne ausstrahlen.

Nimm dich selbst als Ganzes als diese strahlende Sonne wahr. Mit jedem Atemzug erhältst du von oben weiter diese kosmische Kraft, dieses kosmische Licht, den kosmischen Prana, die in dich hinein fließen. Mit jeder Ausatmung schickst du dieses Licht, Prana, strahlende Sonnenenergie, in alle Richtungen. Das Licht, die Sonne erfüllt deinen Körper, dein ganzes Sein und strahlt weit darüber hinaus.

Bei der weiteren Meditation in der Stille kannst du entweder diesen Pranalichtstrom mit deiner Achtsamkeit und Konzentration zu einer Körperregion lenken die der Aufmerksamkeit bedarf, die vielleicht Heilung braucht. Oder du kannst einfach diese Vorstellung beibehalten: Licht, Sonne, göttliche Energie von Swami Sivananda oder einem anderen Meister/Meisterin oder einem Aspekt des Göttlichen strömt von oben aus dem kosmischen Unendlichen in dich hinein, erfüllt dich mit neuer Kraft, Licht, Prana und mit der Ausatmung lässt du dich ganz durchdringen und wirst immer weiter und strahlender. Meditiere so weiter während der nächsten Minuten in der Stille.

Brahman als Prana

Artikel aus dem Buch "Das System des Vedanta“ von Paul Deussen, Elibron Classics, 2. Auflage, 1906, S. 191 - 197.

Das dritte Adhyaya der Kaushitaki Upanishad

Brahman als Prinzip des Lebens ist der Gegenstand des dritten Adhyaya der Kaushitaki Upanishad, welcher in der Ausgabe derselben von Cowell in zwei Rezensionen S. 73-102 und S. 129-134 vorliegt, und dessen wesentlicher Inhalt folgender ist:

  • 1. Pratardana kommt zur Wohnung des Indra, der ihm erlaubt, eine Gabe zu wählen. Pratardana bittet den Gott, für ihn zu wählen, was er als das Beste für den Menschen erachte. Nach einigen Weiterungen spricht Indra: "So erkenne mich; denn das erachte ich als das Beste für den Menschen, dass er mich erkenne. (...) Wer mich erkennt, dessen Stätte im Himmel wird durch kein Werk geschmälert, nicht durch Diebstahl, nicht durch Tötung der Leibesfrucht, durch Muttermord, Vatermord; und wenn er, auch [früher, vor der Erkenntnis des Brahman] Böses begangen (Cakrusho), so weicht die Farbe doch nicht von seinem Angesichte [keine Furcht macht ihn erblassen]."
  • 2. "Ich bin der Odem (Prana, bin das Erkenntnis-Selbst (Prajnatman); als dieses, als unsterbliches Leben verehre mich. Leben ist Odem und Odem Leben; denn so lange in diesem Leibe der Odem weilt, so lange weilt das Leben; nur durch den Odem erlangt man in dieser Welt die Unsterblichkeit [d. h. dass man nicht sterben kann] und durch die Erkenntnis wahrhaften Wunsch [Wünsche, die auf das Ewige gerichtet sind, vgl. S. 173]. Wer mich als das unsterbliche Leben verehrt, der kommt zu vollem Leben in dieser Welt, der erlangt Unsterblichkeit, Unvergänglichkeit in der Himmelswelt."

Weiter wird entwickelt, wie alle Lebensorgane (Rede, Ohr, Auge usw.) auf ein einheitliches Sein zurückgehen (Ekabhuyam Gacchanti), kraft dessen jedes Organ seine Funktion übt, so dass bei jeder einzelnen Lebensäußerung sämtliche Organe [vermöge ihrer Zentralisation im Leben] mitwirken. "So ist es", fügt Indra, die angeführte Theorie bestätigend, hinzu, "und die Seligkeit, der Lebensorgane liegt in dem was sie sind [Astitve, d. h. in Brahman, nicht in dem was sie tun]."

  • 3. "Die Organe sind dem Leben nicht wesentlich; denn auch der Stumme, Blinde, Taube, Blödsinnige (Bala) und Krüppel lebt; aber fürwahr das Leben nur, das Erkenntnis-Selbst umspannt diesen Leib und erhebt ihn [Utthapayati, wörtlich: richtet ihn auf], darum soll man ihn verehren als die Erhebung [ Uktham, wörtlich: Hymnus]. Dies ist die Durchdringung aller Organe im Leben. Wahrlich, das Leben ist die Erkenntnis, und die Erkenntnis ist das Leben."

Nach dieser durch das Ganze sich hinziehenden Identifikation von Leben (Prana) und Erkenntnis (Prajna), welche sich darauf gründet, dass Brahman, das Prinzip des Lebens, wie oben (S. 145 fg.) gezeigt, auch reines Erkennen sein soll, wird das Wesen des Tiefschlafes und des Sterbens geschildert. Bei beiden gehen die Lebensorgane (Rede, Auge, Ohr usw.) mitsamt den von ihnen abhängigen Dingen und Verhältnissen der Außenwelt (Name, Gestalt, Ton usw.) ein in das Leben; beim Erwachen gehen, wie aus dem Feuer die Funken, aus dem Leben die Organe, aus diesen die Götter (d. h. die Naturkräfte), aus diesen die Welten wieder hervor; beim Tode hingegen wandert das Leben mit den in dasselbe eingegangenen Organen aus dem Leibe aus.

  • 4. Weiter wird dargelegt, wie alle Außenverhältnisse vermittelst der Lebensorgane (als Rede, Auge, Ohr usw.) in das Leben hineingeschüttet werden (Abhivisrijyante).
  • 5. Die Lebensorgane werden, als einzelne Glieder oder Teile, aus dem Leben herausgezogen [Udulham; oder mit Shankara Aduduhat, die Organe melken aus dem Leben je einen Teil heraus]; die Dinge der Außenwelt aber sind nur das nach außen versetzte Wesenselement (Parastat Prativihita Bhutamatra) der Organe.
  • 6. Vermittelst der Erkenntnis [Prajna, die oben mit dem Leben identifiziert wurde] besteigt [wie einen Wagen] der Mensch die Organe und erreicht so die Außendinge.
  • 7. Denn für sich allein und ohne die Erkenntnis (Prajna) können die Organe die Außendinge nicht erkennen und kund machen. (In diesem Abschnitte tritt Prajna an Stelle des Manas, welches sonst als das Zentralorgan der Lebensorgane, hier aber ihnen nebengeordnet erscheint.)
  • 8. Nicht die Objekte soll man erforschen, sondern das Subjekt, nicht die Rede, den Geruch, die Gestalt, den Ton usw., sondern den, welcher redet, riecht, sieht, hört usw. — Die zehn Wesenselemente beziehen sich auf die Erkenntnis, und die zehn Erkenntniselemente auf die Wesen; denn wären die Wesenselemente nicht, so wären auch die Erkenntniselemente nicht, und wären die Erkenntniselemente nicht, so wären auch die Wesenselemente nicht. Denn durch eines [ohne das andere] kommt keine Erscheinung (Rupam) zustande; auch ist dies nicht eine Vielheit [von Außendingen und Organen], sondern wie bei einem Wagen der Radkranz an den Speichen und die Speichen an der Nabe befestigt sind, so sind diese Wesenselemente an den Erkenntniselementen und die Erkenntniselemente an dem Prana (Leben) befestigt. Dieser Prana allein ist Erkenntnis-Selbst (Prajnatman), ist Wonne, er altert nicht und stirbt nicht. Er wird nicht höher durch gute Werke und nicht geringer durch böse [er enthält sich aller Werke], denn er allein lässt das gute Werk tun den, welchen er aus diesen Welten emporführen will, und er allein lässt das böse Werk tun den, welchen er abwärts führen will; er ist der Weltenhüter, er ist der Weltgebieter, er ist der Weltenherr, — er ist meine Seele, das soll man wissen, er ist meine Seele, das soll man wissen!"
Gott Indra

In diesem Abschnitte der Kaushitaki Upanishad ist, wie Shankara entwickelt, unter dem Prana weder der Hauch, noch der Gott Indra, noch die individuelle Seele zu verstehen, obgleich Merkmale vorkommen, die auf diese drei passen, sondem vielmehr das höchste Brahman (S. 155,2 lies: Param Brahma), denn nur von diesem kann gesagt werden, dass seine Erkenntnis das höchste Gut für den Menschen sei (S. 156), und dass, wer es erkannt habe, durch keine Sünde befleckt werde, sofern nach Erkenntnis des Brahman alle Werke zunichte werden (S. 150,7); nur auf Brahman passt die Bezeichnung als das Erkenntnis-Selbst, als die Wonne, sowie dass er nicht altert, nicht stirbt, keine Werke tut und die Wesen in ihrem Tun prädestiniert (S. 156,8-17).

An die Gottheit Indra, dem die ganze Auseinandersetzung in den Mund gelegt wird, ist nicht zu denken, weil an dieser Stelle eine Menge von Beziehungen, die erwähnten und noch andere, vorkommen, die dazu nötigen, die höchste Seele zu verstehen (S. 158,2), mit welcher sich hier Indra identifiziert, ähnlich wie Vamadeva mit Manu und Surya (Rigveda 4,20,1; vgl. Brih. 1,4,10), vermöge einer in dem Schriftkanon vorkommenden, auf das Leben vor der Geburt sich erstreckenden Sehergabe; daher auch die Heldentaten des Indra nur erwähnt werden zum Behufe der an sie geknüpften Verherrlichung der Brahmanerkenntnis, indem, wer diese besitzt, unversehrt bleibt so wie Indra bei seinen Kämpfen (S. 160,5).

Ebensowenig wie Indra kann hier die individuelle Seele oder der Mukhya Prana (das Zentralorgan des unbewussten Lebens) verstanden werden, obgleich auf jene die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt (S. 160,13), auf diesen das Aufrichten des Leibes passen würde (S. 161,3), auch die Bezeichnung als Erkenntnis-Selbst und die Scheidung zwischen Prana und Prajna sich mit dieser Auffassung vereinigen ließe (S. 161,8.11). Der wesentlichste Grund, weshalb nicht sie zu verstehen sind sondern Brahman, liegt in den Worten des Sutram 1,1,31: Upasatraividhyad, Ashritatvad, Iha Tad Yogat, welche entweder bedeuten: "weil, wenn der Jiva und Mukhya Prana neben dem Brahman zu verstehen wären, eine Dreifachheit der Verehrung stattfinden müsste (S. 161,15), weil auch anderweit das Wort Prana auf Brahman sieh bezieht (S. 162,7) und weil hier Merkmale des Brahman mit ihm verbunden sind (S. 162,8)," — oder, nach anderer Erklärung des Sutram: Brahman ist zu verstehen, weil hier eine Dreifachheit der Verehrung desselben, nämlich als Prana, als Prajna und als Brahman gelehrt wird (S. 164), weil auch anderweit zu einer Verehrung des Brahman mittels Bestimmungsqualitäten (Upadhi Dharma) gegriffen wird (S. 165,5), und dies auch hier am Platze ist (S. 165,6).

Das vierte Adhyaya der Kaushitaki Upanishad

Adi Shankara

Als eine Variation des soeben behandelten Themas kann man das Gespräch zwischen Gargya, dem Sohne des Balaka, und Ajatashatru betrachten, welches den vierten Adhyaya der Kaushitaki Upanishad bildet und, mit erheblichen Abweichungen im einzelnen, sich Brih. 2,1 wiederfindet. Shankara hält sich an die Kaushitaki Rezension, nach welcher folgender Hauptinhalt dargestellt wird:

Gargya, ein berühmter Vedakenner, kommt zum Könige Ajatashatru und erbietet sich, ihm das Brahman zu erklären. Nachdem er aber dasselbe in einer Reihe von sechzehn Definitionen als den Geist (Purusha) in der Sonne, im Monde, im Blitze usw. bestimmt hat, und diese Erklärungen jedesmal von Ajatashatru als unzulänglich zurückgewiesen worden sind, so schweigt Gargya, und der König spricht zu ihm: "Umsonst also hast du mich zur Unterredung, um mir das Brahman zu erklären, aufgefordert; denn fürwahr der, welcher jene [von dir genannten] Geister gemacht hat, und dessen Werk dieses [diese Welt] ist, der fürwahr ist zu erforschen." — Nun übernimmt es Ajatashatru, den Gargya zu belehren. Er führt ihn zu einem tief Schlafenden, der nicht auf ihre Anrede hin, sondern erst, nachdem sie ihn mit dem Stocke gestoßen haben, erwacht.

Ajatashatru fragt den Gargya: "Wo lag hier dieser Geist, wo ist er gewesen, woher ist er gekommen?" — Da Gargya es nicht weiß, erklärt ihm der König, wie beim Tiefschlafe alle Organe mitsamt den entsprechenden Verhältnissen der Außenwelt in das Leben (Prana) eingehen und mit diesem in den vom Herzen ausgehenden und das Perikardium umspannenden Adern wohnen; beim Erwachen gehen, wie aus dem Feuer die Funken, so aus dem Atman die Organe, aus diesen die Götter (welche sie regieren), aus diesen die Welten hervor. Dieser Prana, der Prajnatman, ist eingegangen in den Leib als in sein Selbst bis zu den Haaren, bis zu den Nägeln. Denn wie ein Messer in die Scheide gesteckt ist oder das Feuer in den Feuerbehälter, so ist dieser Prajnatman eingegangen in diesen Leib als in sein Selbst, bis zu den Haaren, bis zu den Nägeln. Diesem Selbste hängen jene Selbste [die Organe] an wie einem Prinzipale seine Leute. Wie der Prinzipal durch seine Leute sich nährt (Bhunkte), wie die Leute den Prinzipal ernähren (Bhunjanti), so nährt sich dieses Erkenntnis-Selbst durch jene Selbste, so ernähren jene Selbste dieses Erkenntnis-Selbst.... Alles Übel schlägt ab, über alle Wesen erlangt Prinzipalität, Autonomie, Oberherrlichkeit, wer solches weiß.

In dieser Stelle ist, wie Shankara ausführt, nicht der Mukhya Prana oder die individuelle Seele, sondern das Brahman zu verstehen, indem es gleich zu Anfang heißt: "Ich will dir das Brahman erklären" (S. 380,5); demgemäß ist bei den Worten: "dessen Werk dieses ist" nicht an die Pflege des Leibes, welche das Werk des Mukhya Prana ist (S. 378,6), oder an gute und böse Werke, wie sie von der individuellen Seele verrichtet werden (S. 379,2), sondern an diese von Brahman geschaffene Welt zu denken (S. 381,5). Auf die Einwendung, dass auch Merkmale des Mukhya Prana und des Jiva (der individuellen Seele) vorkommen, ist zu erwidern durch die (von uns im vorigen Abschnitte, S. 195, erklärten) Worte des Sutram 1,1,31: Upasatraividhyat usw. (S. 382,8). Denn dass nur Brahman gemeint sein kann, geht aus den Schlussworten und aus der in ihnen verheißenen, unübertrefflichen Frucht zur Evidenz hervor (S. 382,13).

Hierzu kommt, worauf Jaimini aufmerksam macht, dass in der Stelle vom Tiefschlafe in Frage und Antwort die individuelle Seele vom Brahman, in welches sie eingeht, und aus welchem sie wieder hervorgeht, unterschieden wird (S. 383,10), wie sie denn in der Vajasaneyi-Rezension (Brih. 2,1,16) bei dieser Gelegenheit ausdrücklich als der Vijnanamayah Purushah bezeichnet wird (S. 384,9); hieraus erhellt, dass dasjenige, aus welchem sie hervorgeht, etwas anderes als sie selbst, nämlich das höchste Brahman sein muss (S. 385,4).

Verschiedene Schreibweisen für Prana

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann. Prana auf Devanagari wird geschrieben "प्राण", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen "prāṇa", in der Harvard-Kyoto Umschrift "prANa", in der Velthuis Transkription "praa.na", in der modernen Internet Itrans Transkription "prANa".

Video zum Thema Prana

Prana ist ein Sanskritwort. Sanskrit ist die Sprache des Yoga. Hier ein Vortrag zum Thema Yoga, Meditation und Spiritualität

Ähnliche Sanskrit Wörter wie Prana

Hier einige Links zu Sanskritwörtern, die entweder vom Sanskrit oder vom Deutschen her ähnliche Bedeutung haben wie Prana oder im Deutschen oder Sanskrit im Alphabet vor oder nach Prana stehen:

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch

Sanskrit Prana - Deutsch Hauch, Wind, Atem, Lebenshauch; ein best Wind im menschlichen Körper; der durch das Gesamtding bedingte Intellekt, (ph); männl Name Pl Leben
Deutsch Hauch, Wind, Atem, Lebenshauch; ein best Wind im menschlichen Körper; der durch das Gesamtding bedingte Intellekt, (ph); männl Name Pl Leben Sanskrit Prana
Sanskrit - Deutsch Prana - Hauch, Wind, Atem, Lebenshauch; ein best Wind im menschlichen Körper; der durch das Gesamtding bedingte Intellekt, (ph); männl Name Pl Leben
Deutsch - Sanskrit Hauch, Wind, Atem, Lebenshauch; ein best Wind im menschlichen Körper; der durch das Gesamtding bedingte Intellekt, (ph); männl Name Pl Leben - Prana

Seminare

Atem-Praxis

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Multimedia

Pranayama: Die Herrschaft über das Prana

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Prana und Gemütszustand

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