Pancha Samskara

Aus Yogawiki

Panchasamskara (auch Pancha Samskara geschrieben) sind fünf Sakramente im Vaishnavismus, die zur Einweihungszeremonie gehören. Für einen Vaishnava ist es eine besondere Pflicht die vorgeschriebene Einweihungszeremonie zu durchlaufen, um sich der Anbetung Vishnus würdig zu erweisen.

Vishnu

Um sich als Vaishnava zu qualifizieren existiert in der Vaishnava Theologie ein essentielles fünfgliedriges Sakrament, das als Pancha Samskara bezeichnet wird.

In einem weiteren Verständnis ist jeder, der Vishnu verehrt, ein Vaishnava. Unterschiede in der Kastenzugehörigkeit, der Religion sowie des Bildungs- und Sozialstatus der Person haben auf diese Zugehörigkeit keinen Einfluss. Die Kaste ist kein Hinderungsgrund. Schließlich stammte Tiruppanalvar, einer der zwölf heiligen Vaishnavas, aus der untersten Kaste. Die Garuda Purana besagt, dass ein wahrer Bhakta oder Verehrer Vishnus auch dann anerkannt werden muss, wenn er einer anderen Religion angehört.

Aber um Vishnu wahrhaftig verehren zu können, muss man eine vorgeschriebene Zeremonie unter der Leitung eines qualifizierten Lehrers durchlaufen.

Ablauf

Das Sakrament, das als Pancha Samskara bekannt ist, beinhaltet fünf einfache Zeremonien:

1. Tapa- das Tragen der Embleme von Muschel und Diskus, die zwei Waffen Vishnus. Diese sind, auf der linken und rechten Schulter getragen, die Zeichen des Eingeweihten.

2. Pundra- Das Auftragen eines Zeichens in der Form von Vishnus Füßen auf die Stirn des Eingeweihten.

3. Nama ist die Namensgebung für den zu weihenden Vishnu Dasa.

4. Mantraweihe ist die Einweihung in die geheimen Vaishnava Mantras.

5. Ijya bezeichnet die formelle Instruktion der Anbetung.

Eine Untergruppe der Vaishnavas, die den Vaikhanasa Sutras- einem anderen Zweig der Agamas- folgen, halten sich nicht an das Sakrament von Pancha Samskara, da es in ihren Schriften nicht überliefert ist. Sie gehen davon aus, dass ein Kind während der Schwangerschaft durch Narayana selbst mit den Zeichen von Muschel und Diskus versehen wird und es daher keiner weiteren Riten bedarf.

Die Anhänger des Pancharatra Systems hingegen führen diese Initiation sehr gewissenhaft aus. Andernfalls erachten sie sich der Anbetung Gottes nicht würdig. Die Beachtung des Pancha Samskaras ist ein obligatorischer Ritus für alle Vaishnavas und wird seit der Zeit von Ramanuja als ein bedeutsames Sakrament der Reinigung angesehen.

Tapa

Tapa ist die wichtigste der fünf Zeremonien. Ohne sie kann sich niemand als Vaishnava qualifizieren. Nur nach dieser Zeremonie erhält der Eingeweihte das Recht, die geheimen Mantras zu rezitieren und die formelle Anbetung Vishnus (Vishnu Puja) auszuführen. Dies ist eine tägliche religiöse Pflicht eines Vaishnava.

Links Diskus, rechts Muschel

Das Wort Tapa bedeutet erhitzen. Es beinhaltet die Brandmarkung mit heißen Silber- oder Kupferstäben in der Form von Vishnus Muschel und Diskus auf die Schulterblätter des Eingeweihten. Es gibt spezielle vorausgehende Rituale in der Form von Homas, die in dem geweihten Feuer von dem Lehrer oder seinem Vertreter ausgeführt werden. Mit diesem Ritual soll der Körper und der Geist des Eingeweihten gereinigt werden, der als Verehrer Vishnus, die Symbole von Diskus und Muschel dauerhaft auf dem Körper trägt.

Die Muschel repräsentiert das Verheißungsvolle, während der Diskus die spirituelle Energie verkörpert, die das Böse bannen soll. Zahlreiche Skripten und Aussagen in den Pancharatra Sanhitas und Puranas betonen die Freude, die das Tragen dieser Symbole mit sich bringt.

Der Mahopanisad zufolge sollte der Brahmin den Diskus auf dem rechten Arm und die Muschel auf dem linken Arm tragen. Die Baskala Samhita der Rig Veda betont die Bedeutung des Tragens der heiligen Embleme auf den Oberarmen, damit sich der Vaishnava von allen weltlichen Bindungen befreien kann.

Die Vedanta Desika nimmt Bezug auf viele andere Schriften, um diese althergebrachte Praxis zu stützen. In den Puranas gibt es zahlreiche Stellungnahmen, welche diese Praxis untermauern. Die Mahabharata, die sich auf das Pancharatra System bezieht, welches als Satvata Vidhi bekannt ist, betont ausdrücklich, dass Gott von Menschen aller Kasten angebetet werden kann, welche dieses Emblem empfangen haben.

Auch die Pancharatra Samithas betonen die Notwendigkeit des Tragens von Vishnus Emblemen als ein wesentliches Erfordernis für die Anbetung Gottes. Auf der Grundlage dieser Quellen verfechten die Vaishnavas die Einhaltung des Sakramentes Tapa mit Nachdruck.

Pundra

Das nächste wichtige Ritual des fünfgliedrigen Sakramentes ist Pundra. Pundra ist eine Abkürzung des Wortes urdhva-pundra. Es bezeichnet das Tragen des Symbols der Füße Vishnus in weißer Tonerde auf der Stirn. Es ist eine gängige Praxis unter den Vaishnavas, der sich auch nicht initiierte anschließen können, wenn sie das heilige Symbol täglich tragen möchten. Die formale Zeremonie des Auftragens auf das Gesicht und anderer ausgewählter Körperteile, zwölf an der Zahl, wird am Tag der Einweihung begangen.

Von einem orthodoxen Vaishnava wird erwartet, dass er die dvadasa (zwölf) pundras trägt und die Namen der zwölf Inkarnationen Vyuhas chantet. Diese Praxis soll den Körper reinigen. Unter den Vaishnavas besteht keine Einigkeit darüber, wie das heilige Mal gezeichnet wird.

Dieser Brauch, der von geringer philosophischer Bedeutung ist, hat zu Konflikten zwischen den beiden Hauptgruppierungen der Vasishnavas, den Vadakalais und den Tenkalais geführt. Erstere tragen die Pundra in der Form eines einzelnen Fußes von Vishnu in einer U-Form mit seiner Windung direkt oberhalb der Nase. Letztere tragen das Emblem in der Form eines Y, welches die beiden Füße Vishnus symbolisiert.

Ein gesondertes Emblem auf der Nase stellt eine Art Hocker dar, auf dem Vishnus Füße ruhen. Beide Gruppierungen sowie die Anhänger von Ramanuja verwenden weiche weiße Tonerde, die sie von geheiligten Orten sammeln. Der Auftrag erfolgt in zwei senkrechten Säulen, die etwas Abstand voneinander haben. Im Zentrum wird eine rote oder gelbe senkrechte Linie aus Kurkuma gezogen.

Es gibt keinen historischen Anlass, der von der Aufspaltung der zwei verschiedenen Techniken, die Pundra zu tragen, zeugt. Die Anhänger beider Gruppierungen berufen sich als Ursprung ihrer Technik auf die Zeit von Ramanuja. Folgt man den Schriften, und besonders den Smirtis, ist die urdhva-pundra von jedem Verehrer direkt nach dem morgendlichen Bad aufzutragen.

Die Smritis erwähnen ganz allgemein, dass es die Form einer Flamme (varti dipakrti), eines Bambusblattes (venu patrakrti), einer Knospe oder die Form von Vishnus Füßen (Hari padakrti) haben sollte. Es lässt sich nicht feststellen, wie Ramanuja und seine engen Schüler die pundra einst aufgetragen haben. Ramanuja hat mit der Einführung der Pancha Samskaras als obligatorischen Ritus für einen Vaishnava, betont, dass das Tragen der pundra ein Beweis für die Loyalität eines Vaishnavas zu Vaishnava Sampradaya ist.

Vermutlich geschah es später, als die Kluft zwischen den beiden Gruppen auf der Basis von diversen unterschiedlichen Doktrinen betont wurde, dass es üblich war, die jeweiligen Anhänger auf diese Weise zu identifizieren. Die sektiererischen Tendenzen wurden unglücklicherweise manifest, indem die Pundra auf die Götterstatuen, die Tempelmauern und Türme, auf Fahrzeuge und Bilder gezeichnet wurde.

Dabei hat die Form der Urdhva Pundra wirklich keine philosophische Bedeutung. Die Schriften stimmen darin überein, dass sie von jedem Vaishnava zu tragen ist, da ansonsten seine religiösen Riten keine Kraft haben. Bedingt durch die Einflüsse der modernen Lebensweise wurde das Tragen der pundra besonders in der jüngeren Generation faktisch aufgegeben. Jedenfalls sollte ein orthodoxer Vaishvana die Pundra tragen, da er ansonsten nicht autorisiert ist, Anbetungsrituale und andere religiöse Zeremonien durchzuführen.

Nama

Nama ist die spirituelle Namensgebung für den Schüler und stellt den dritten Teil des fünfgliedrigen Sakramentes dar. Der Schüler wird als Vishnu Dasa (Diener Vishnus) bezeichnet. Mit dieser Initiation wird seine Demut für Vishnu betont.

Üblich ist es auch den Bewerber als Ramanuja-dasa zu bezeichnen. Damit wird hervorgehoben, dass er ein Anhänger Ramanujas ist. Eine weitere Begründung für die Bezeichnung als Vishnu-dasa ist, dass ein Verehrer Vishnus nicht mit seinem Geburtsort oder seinem Nachnamen in Verbindung gebracht wird, er legitimiert sich lediglich als Vishnu-dasa. Es ist unter den orthodoxen Vaishnavas auch heute noch üblich, dass man sich nicht mit seinem Namen vorstellt, sondern sich gegenüber einem anderen Vaishnava einfach als Dasa vorstellt.

Mantra

Ein geheimes Mantra, das als heiliger Schatz angesehen wird, wird vom Lehrer mündlich an den verdienstvollen Schüler weitergegeben. Früher wurde ein Mantra niemals aufgeschrieben. Es unterlag strengster Geheimhaltung und wurde nur mündlich vom Lehrer an den Schüler weitergegeben.

Die Mantren enthalten mystische Silben oder Worte spiritueller Natur und beinhalten gleichzeitig philosophische Inhalte. Das Singen dieser Mantren, verbunden mit den Namen des Göttlichen Narayana, Vishnu, Vasudeva etc. soll die Gnade Gottes sichern, welche die Sünden tilgt und die Seele von allen Begrenzungen befreit.

Im Hinblick auf die spirituelle Bedeutung des Mantras wird die Einweihungszeremonie für den verdienstvollen Schüler von einem qualifizierten Acharya begleitet. Dies wird von den Vaishnavas bis in die heutige Zeit streng beachtet.

Ijya

Der letzte Teil der Einweihungszeremonie ist Ijya. Es hat einen ähnlichen Charakter wie die Einweihung in das Mantra und soll demselben Zweck dienen. Ijya wird auch als Yoga bezeichnet und lehrt die rechte Art der Gottesanbetung in der Gestalt einer Ikone oder eines Shaligrams (einer Gesteinsart aus dem Fluss Gandak in Nepal, von dem man annimmt, dass das Göttliche in ihm immer präsent ist).

Vishnu Tempel

Das tägliche Gebet ist Pflicht für einen Vaishnava und es ist üblich, dass ein Schüler durch formelle Anleitungen durch einen Acharya darin unterwiesen wird.

Alle fünf Riten stehen miteinander in Zusammenhang. Ohne Tapa, Urdhva-Pundra und die Berechtigung zur Rezitation der heiligen Mantren, ist ein Vaishnava nicht berechtigt die formelle Anbetung Gottes durchzuführen- weder zuhause noch im Tempel. Deshalb ist Pancha Samskara im Vaishnavismus so bedeutsam.

Siehe auch

Literatur

  • ...ismen. Religionen verstehen
  • Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
  • Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
  • Swami Sivananda, Bhakti und Sankirtan, Hrsg.: The Divine Life Society, 2007
  • Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
  • Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)

Weblinks

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