Ostern

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Ostern ist das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Am Karfreitag gedenken Christen in der ganzen Welt der Kreuzigung (Passion) und Sterbestunde Jesu, am darauffolgenden Sonntag (Ostersonntag) seiner Wiederauferstehung. Schon in vorchristlicher Zeit wurden im Frühjahr Frühjahrsfeste bzw. Fruchtbarkeitsfeste zu Ehren der Göttin Freya, der Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings, gefeiert. Im Judentum feiert man das Passahfest.

Jesus Christus

Christentum

Kreuzigungsgemälde von Simon Vouet

Ostern, das Fest der Auferstehung Christi dauert eigentlich 50 Tage, es beginnt mit dem Ostermontag und endet an Pfingsten. Die Woche vor Ostern ist die Karwoche. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, an dem der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert wird. Am Gründonnerstag feiern die Christen das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Am nächsten Tag, dem Karfreitag, erinnert man sich an den Tod Jesu am Kreuz, am Karsamstag wird am Grab Wache gehalten und am dritten Tag, an Ostersonntag gedenkt man der Auferstehung Christi.

Ostern soll uns auch daran erinnern, dass der Tod nicht nur Ende, sondern auch Neubeginn bedeutet. Erst wenn ein Leben vorbei ist, kann ein anderes beginnen. Erst wenn ein Lebensabschnitt vorbei ist, kann ein anderer beginnen. Erst wenn ein Tag vorbei ist, kann ein anderer beginnen.

Ostern gehört zu den beweglichen Festen, das Datum ist jedes Jahr anders. Alle beweglichen christlichen Feiertage werden vom Ostersonntag aus berechnet. Der Ostersonntag ist der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Das Osterdatum wurde vermutlich auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 auf den ersten Sonntag festgelegt, der dem ersten Vollmond im Frühling folgt. Daraus ergibt sich, dass der Ostersonntag nach dem im Westen gültigen gregorianischen Kalender frühestens am 22. März, spätestmöglich am 25. April stattfindet.

Die orthodoxe Kirche berechnet Ostern nach dem julianischen Kalender, der gegenüber unserem gregorianischen derzeit um 13 Tage zurückliegt. Nach orthodoxer Tradition darf Ostern nicht vor oder zusammen mit dem jüdischen Passahfest gefeiert werden. Deshalb feiern orthodoxe und westliche Kirchen das Osterfest meist an unterschiedlichen Sonntagen.

Der Petersdom in Rom

Das Osterfest wird auch in Rom jährlich von vielen Tausend Gläubigen begangen. Die vom Papst durchgeführte Feier im Petersdom wird außerdem in die ganze Welt übertragen.

Jesus wurde nach biblischem Zeugnis am Freitag vor dem Passahfest gekreuzigt. Sein Tod und die Auferstehung wurden deshalb schon immer nach dem Beginn des Frühlings berechnet. Da es zur gleichen Zeit im Jahr in den verschiedensten Völkern schon Frühlingsfeste gab, wurde Ostern zu einem Gemisch aus alten Traditionen, welche mit dem christlichen Glauben gefüllt wurden.

Wer sich näher zum Thema "Leben und Tod Jesu Christi" informieren möchte, dem sei der Film "Ihr Name war Maria" empfohlen - eine deutsch-italienische Koproduktion aus dem Jahr 2012. Regie führte Giacomo Campiotti.

Fastenzeit

„Gedenke, o Mensch, du bist Staub, und zum Staube kehrest du zurück.“ (Psalm 90, 3)

Gläubige Christen fasten in den 40 Tagen vor Ostern - von Aschermittwoch, der dem Ritus, die Menschen als Zeichen der Buße und der Vergänglichkeit mit Asche zu bestreuen, einen Ort gab, bis Ostersonntag. Die Zeit von Karfreitag bis zur Osternachtfeier wird als Trauerfasten bezeichnet und dient der Erinnerung an die Passion und die Grabesruhe Jesu Christi.

Die Fastenzeit ist eine heiligende Vorbereitung auf Ostern. Sie wird auch Passionszeit oder österliche Bußzeit genannt und erinnert an die 40 Tage und Nächte, die Jesus Christus in der Wüste verbrachte, bevor er öffentlich auftrat und lehrte - eine Zeit der Buße, des Betens und der Einkehr.

Diese Zeit ist eine stille Zeit der Besinnung, der Besinnung auch auf die Verantwortung, mit Gottes Gaben und mit seiner Schöpfung verantwortungsvoll umzugehen.

Wüste auf dem Mars

Die Zahl 40 taucht in den heiligen Schriften häufiger auf. 40 Tage fastete und pilgerte der Prophet Elias zum Berge Horeb, bevor sich seine Gotteserfahrung vollzog. 40 Tage und 40 Nächte dauerte die strafende und sühnende Sintflut. 40 Tage fastete Moses auf dem Berg Sinai, bevor er von Gott die zehn Gebote empfing. Und 40 Jahre musste das Volk Israel in der Wüste ausharren, ehe es in das Gelobte Land einzog. Außerdem setzte Gott mit der Verkündigung durch den Propheten Jona der Stadt Ninive eine Frist von 40 Tagen, die durch das Fasten und Büßen der Bewohner Gott dazu bewegte, den Untergang der Stadt Ninive abzuwenden.

Die Gläubigen sollen während der Fastenzeit häufiger an Gottesdiensten und Andachten teilnehmen sowie häufiger der Nächstenliebe Ausdruck und Almosen geben. Mittelalterliche Regeln für die Fastenzeit erlaubten nur eine Mahlzeit pro Tag, welche nur drei Bissen Brot und drei Schluck Wasser umfassen sollte. Tierische Produkte wie Milch, Eier und Fleisch aber auch Wein und anderer Alkohol waren in der Frühzeit verboten. Erst ab 1486 waren Milchprodukte wieder erlaubt.

In der katholischen Kirche werden 14 Tage vor Ostern alle Dinge, die auf Ostern Bezug nehmen - wie das Kreuz und entsprechende Bilder, mit „Hungertüchern“ verhüllt.

In den reformierten Kirchen wird verstärkt auf die Verinnerlichung, die Einkehr, und die Gesinnung Wert gelegt. Die Quantität äußerer Handlungen sei nicht wichtig. Auch die Art der Handlungen, der „äußerlichen Zeremonien“, soll nicht festgeschrieben werden, sondern es wird die freie Ausübung des Fastens gefordert. So schrieb Martin Luther zum Beispiel: „Kein Christ ist zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, verpflichtet. Er darf also zu jeder Zeit jegliche Speise essen.“ Traditionell wird jedoch im Luthertum am Karfreitag bis zur Todesstunde Jesu Christi streng gefastet.

In moderner Zeit dient die Fastenzeit weniger dazu, überlieferten Speiseregeln zu folgen, sondern dem Loslassen von Gewohnheiten, damit dem Heiligen Geist mehr Raum gegeben wird.

In heutiger Zeit liegt Fasten auch bei Nicht-Christen im Trend. In einer Zeit kommerziellen Überflusses möchten viele Menschen einmal auf diese materiellen Dinge verzichten und sich wieder ethischen Werten wie innerer Freude, Zeit für sich und andere zu haben, Gesundheit und Einfachheit zuwenden. Deshalb verzichten sie aufs Handy, auf Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten, gehen lieber zu Fuß als das Auto zu benutzen und verbringen mehr Zeit mit Freunden und Familie, anstatt den Fernseher einzuschalten.

Etymologie

Die Morgenröte

Das Wort Ostern leitet sich in vielen Sprachen vom aramäischen Wort Pascha, angelehnt an das hebräische Wort Pessach, ab. So heißt es auf lateinisch pascha, in der französischen Sprache Pâques, Dänisch påske, Portugiesisch Páscoa, Spanisch Pascua, italienisch Pasqua, Russisch Пасха und Türkisch Paskalya. Dies verdeutlicht den sprachlichen Zusammenhang des Osterfestes mit dem Passahfest.

Für die Herleitung des deutschen Wortes Ostern erwähnt Beda Venerabilis 738 eine Göttin Ostara, die in der Romantik aufgegriffen wurde, die jedoch in älteren Schriften nicht belegt ist und deshalb auch von der Fachwissenschaft abgelehnt wird.

Die Auferstehung Christi - Gemälde von Perugino 1499

Der Wortstamm des Wortes Ostern ist mit dem altgriechischen ēōs (Göttin der Morgenröte) und dem lateinischen aurora (Morgenröte) verwandt. Auch wird eine Verwandtschaft mit der Himmelsrichtung Osten in seiner ursprünglichen Bedeutung der Morgenröte angenommen. Im 12. Jahrhundert leitet so Honorius Augustodunensis ostarun, das althochdeutsche Wort für Ostern, vom lateinischen alba, in albis (bei Sonnenaufgang) ab und bezieht sich dabei auf die Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs als Symbol der Auferstehung.

Die Morgenröte gilt als Synonym für Passah. Dies lässt sich an den Canones Hippolyti zeigen, in denen es heißt: „Niemand soll in dieser Nacht schlafen, sondern wach bleiben bis zur Morgenröte.“

Der Sprachwissenschaftler Johann Knobloch bezieht das althochdeutsche Wort ostarun auf das lateinische albae, den lateinischen Begriff für die Osterwoche, das in den frühfränkischen Gemeinden zu Morgenröte wurde. Im Sinne der Morgenröte-Etymologie vermutet Knobloch, dass der Taufakt bei Tagesanbruch vollzogen wurde.

Der Namensforscher Jürgen Udolph bezieht das Wort Ostern auf die nordgermanischen ausa (Wasser gießen) und austr (Begießen). Die heidnische Form der Taufe wurde als vatni ausa bezeichnet, weshalb nach Udolph das Wort Ostern die Bedeutung der Taufe (zentrales Ereignis der Osternacht) enthält. Außerdem weist Udolph auf eine Beziehung zum Monat April (im Frankenreich hieß der April auch ôstarmânôt) sowie zum früheren Zeitraum vorchristlicher Frühlingsfeste hin.

Verschiedene Schreibweisen des Wortes Ostern sind: Astern, Austern (Österreich), Oistern und Oustern.

Kleine Ostermeditation

Sukadev, der spirituelle Leiter von Yoga Vidya Bad Meinberg, führt Dich in eine Ostermeditation ein: "Werde dir bewusst, dass Ostern eine besondere Zeit ist. Wenn du dich hinsetzt für die Meditation, öffne dich ganz besonders für göttlichen Segen und Führung. Du kannst dir ein Licht vorstellen, das du bittest, dich von Kopf bis Fuß zu durchdringen. Oder wiederhole geistig eine Affirmation: Ich öffne mich für Licht und Positivität. Oder sprich ein Gebet: Ich bitte um göttliche Führung. Dann meditiere weiter auf deine eigene Weise. Oder bleibe einfach ein paar Momente in der Stille."

Ostern aus yogischer Sicht

Wollen wir in den tieferen Sinn der Wiederauferstehung vordringen, können wir uns Ostern auch unter yogischen Aspekten betrachten: Erst wenn das Ego vollkommen gestorben ist, können wir in Gott aufgehen. Solange auch nur ein kleiner Funke an Verhaftung da ist, solange die Phase des Egobewusstseins nicht vollkommen abgeschlossen ist, kann die neue Phase der Ewigkeit in Gott nicht beginnen.

„Einer mit allumfassendem Christusbewusstsein - Jesus - hat sich im Herz jeder Blume erhoben, aus jedem Sonnenstrahl, jedem noblen Gedanken. Er ist im Atomzeitalter auferstanden, und alle Verwüstungen können die Geburt seines Geistes des neuen Lebens, neuer Menschlichkeit, die aus der Wiege der Weisheit und universeller Liebe aufsteigt, nicht verbergen. Er ist in unserem Bewußtsein, unseren Herzen, unseren Seelen auferstanden - es gibt keine Trennung zwischen ihm und uns. Er ist von den Begrenzungen des physischen Körpers, des Astralkörpers und des Kausalkörpers auferstanden in das Allumfassende; durch unsere Meditation werden wir mit ihm aus dem Grab unseres Körpers und unseres sterblichen Bewusstseins in die immerwährende glückliche Unendlichkeit des Geistes auferstehen.“
(Paramahansa Yogananda)

Ostern und Yoga

Text von Swami Satyananda Saraswati:

Jesus am Kreuz - Darstellung von Lucas Cranach d. Ä.

„Jesus Christus wurde am Karfreitag gekreuzigt und drei Tage später, am Ostersonntag, ist er wieder auferstanden; so finden wir es im orthodoxen christlichen Glauben. Es gibt Beispiele von Yogis, die vom Tode wieder auferstanden sind. Adi Shankaracharya, der im siebten Jahrhundert lebte, soll seinen physischen Körper einen Monat verlassen haben, danach kam er wieder zurück zum Leben. Ein Yogi unserer Zeit, Sri Ramana Maharshi aus Tamil Nadu, begab sich oft in den Zustand von Samadhi. In diesen Minuten setzte sein Herzschlag aus, was von Ärzten bestätigt wurde, sein Körper war praktisch tot, aber nach einigen Minuten wurde er wieder lebendig. Diese Beispiele zeigen, dass es für einen Menschen möglich ist, aus dem klinischen Tod zum Leben zurück zu kehren. Es gibt Aussagen, dass Christus vom Kreuz herunterkam und noch einige Jahre in der Einsamkeit lebte.

Einige Heilige interpretieren die Kreuzigung als Entsagung des individuellen Egos und die Auferstehung als göttliche Gnade und spirituelle Neugeburt. Bei den orthodoxen Christen wird am Karfreitag gefastet und der Ostersonntag wird in Freude und Dankbarkeit gefeiert.

In der Bibel heißt es, dass Jesus am dritten Tag auferstand, als es im Osten dämmerte - Oster-Sonntag. Die Zeit der Dämmerung heißt in Sanskrit Brahmamuhurtha, die Zeit, die für alle spirituellen Aktivitäten besonders günstig ist, weil in dieser Zeit die alles durchströmende Kraft besonders spürbar ist. Der Osten repräsentiert neues Leben und spirituelles Erwachen. Die Auferstehung in der Dämmerung stimmt mit den Yoga-Prinzipien vollkommen überein.

Es ist beachtenswert, wie man überall auf der Welt den Zeitpunkt des Oster-Sonntags errechnet. Ausgangspunkt ist der 21. März; der Sonntag, der auf den Vollmond (6.April 2012-21:18:42) nach dem 21. März folgt, ist Oster-Sonntag. Zu dieser Zeit tritt die Sonne in das Zeichen Widder, dem Zeichen von Mars. Diese Zeit geht einher mit Prana, Vitalität, Lebenskraft. Der Sonntag ist entsprechend der Bibel Gottes Schöpfungstag. Er sagte: "Es werde Licht." Christi Auferstehung am Sonntag, kurz nach dem 21. März geht in der nördlichen Hemisphäre, wo Christus lebte, mit verstärkter Wärme, Licht und Vitalität einher. Eine Veränderung der äußeren Umgebung ist einer inneren Neugeburt förderlich.

Wenn wir all' dies in Betracht ziehen, ist es sicher nicht verfehlt, die Auferstehung als ein inneres Ereignis zu betrachten, wenn das göttliche Prinzip sich aus dem Grab der Unterdrückung und des Unglaubens erhebt. Sicher können wir Ostern als ein Fest der inneren Freiheit bezeichnen.“

Judentum

Moses - Gemälde von John Everett Millais

Bei den Juden entspricht Ostern dem Passahfest, das an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten erinnert und damit als Befreiung von der Sklaverei gefeiert wird. Da der ägyptische Pharao das Volk Israel so sehr versklavt hatte, schaltete sich Gott ein, um diese Ungerechtigkeit wieder in Ordnung zu bringen. Er erschien Moses und teilte ihm mit, seinem Volk zu sagen, dass sie ihre Haustür mit dem Blut eines Lammes kennzeichnen sollen, denn hinter allen Haustüren, die nicht gekennzeichnet sind, würde das Erstgeborene sterben. Die Ägypter verloren dadurch alle ihre erstgeborenen Kinder. Dies war die siebente der angekündigten Plagen. Moses brach daraufhin mit dem Volk Israel auf, um Ägypten zu verlassen. Sie wurden von einem Heer des Pharao verfolgt, woraufhin das Wunder mit dem Meer stattfand. Moses teilte das Rote Meer und das Volk Israel konnte hindurchgehen, das ägyptische Heer wurde allerdings von dem Wasser des Meeres ertränkt.

Das Passahfest wird auch Pessach oder Paschafest genannt. Das Wort Pessach bedeutet in etwa „auf- bzw. zurückstoßen“, „abprallen“ und „vorübergehen an”. Es bezieht sich auf das „Vorübergehen“ bzw. Auslassen jüdischer Häuser während des Strafgerichts an den ägyptischen männlichen Erstgeborenen in der Nacht des Auszugs der Israeliten aus Ägypten.

Das Passahfest ist ein Familienfest, an dem bestimmte Riten ausgeführt werden, wie etwa das Sedermahl am Sederabend und der einwöchige Verzehr von Matze, einem dünnen Fladenbrot aus Wasser und fünf Getreidesorten (Roggen, Weizen, Dinkel, Hafer und Gerste). Matze wird auch „ungesäuertes Brot“ genannt, weshalb das Passahfest auch „Fest der ungesäuerten Brote“ heißt.

Das Passahfest zählte auch zu den drei israelitischen Wallfahrtsfesten, an denen Gläubige zum Tempel in Jerusalem pilgerten. Es dauert sieben Tage, bei orthodoxen Juden auch acht Tage. Nach Gottes Gebot darf in dieser Zeit nichts Gesäuertes gegessen werden. Zur Vorbereitung des Festes werden daher alle gesäuerten Nahrungsmittel verzehrt oder aus dem Haus entfernt. Außerdem wird das Haus gründlich gereinigt. Dies soll daran erinnern, dass beim Auszug aus Ägypten keine Zeit für die Säuerung der Brote blieb.

Nach einem Abendgottesdienst in der Synagoge findet in der ersten Pessach-Nacht ein großes Sedermahl im Kreis der Familie statt, bei dem nach genau festgelegtem Ritus bestimmte Speisen verzehrt und dabei Bibelstellen rezitiert werden. Am Sederabend singt die Familie Lob- und Danklieder.

Das frühchristliche Abendmahl übernimmt Elemente des jüdischen Sedermahles. Dazu gehört unter anderem das Bild des Osterlammes, welches an die am Tempel geschlachteten Pessachopfer erinnert. Auch die traditionelle Osterliturgie verdeutlicht die Verbindung von Ostern und jüdischem Passahfest: So wird zum Beispiel in der Osternacht ein Text zum Auszug aus Ägypten vorgetragen. Die Osterkerze erinnert an die Feuersäule. Auch wird auf die Auferstehung Christi als das wahre Lamm hingewiesen, dessen Blut das Volk vor dem Tod bewahrt, und bei der Eucharistie der lateinischen Kirche ungesäuertes Brot als Oblate verwendet.

Eine Anleitung zum Sederabend findest Du hier.

Vorchristliche und christliche Osterbräuche

Kind mit Osterkorb.JPG

Bereits in vorchristlicher Zeit gab es Frühjahrs- und Fruchtbarkeitsfeste. Deren Bräuche finden sich auch heute noch innerhalb der überlieferten Osterfeiern.

So wurden und werden auch heute noch zu Beginn des Frühlings Osterfeuer entzündet - als Zeichen für den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit des Winters, als Zeichen auch für die Rückkehr des Lebens. Außerdem sollten die Osterfeuer Fruchtbarkeit, Wachstum und die Ernte sichern.

Im 8. Jahrhundert wurde die Bedeutung des Osterfeuers auf den christlichen Glauben übertragen. Der Sieg des Lichtes und das Erwachen im Frühling wurden auf die Auferstehung Christi, das Licht der Welt, übertragen. Das heilige Osterfeuer wird am Karsamstag am Beginn der Liturgie in der Osternacht vor der Kirche entzündet und geweiht. An ihm wird später die Osterkerze entzündet.

Die Osterkerze, die während einer feierlichen Prozession mit dem Singen des „Lumen Christi“ (Licht Christi) in die dunkle Kirche getragen wird, stellt mit ihrem Licht den über den Tod siegenden, auferstandenen Jesus Christus und das ewige Leben dar. Sie fand im 4. Jahrhundert Eingang in den christlichen Glauben und verbreitete sich von Rom aus bis zum 10. Jahrhundert in der westlichen Welt. In der römisch-katholischen Kirche wird die Osterkerze an Christi Himmelfahrt ausgelöscht, um das Scheiden Christi von der Erde zu verdeutlichen.

Sorbische Ostereier

Auch die heute populäre Ostersymbolik der Ostereier und Osterhasen entspricht in vielem diesem alten Fruchtbarkeitsfest. Im 12. Jahrhundert wurden erstmals nachweislich Eier geweiht. Eier galten schon immer als Fruchtbarkeitssymbol, im Mittelalter wurden sie auch als Zahlungsmittel eingesetzt. Im 13. Jahrhundert wurden zum ersten Mal bemalte Ostereier erwähnt. Nach den Fastenvorschriften war der Verzehr von Eiern in der Karwoche untersagt. Die Hennen legten trotzdem und nach der Fastenzeit, am Ostermorgen, war dann der Eierkonsum besonders hoch. Man beschloss, diese gesammelten "Karwochen-Eier" zu bemalen und weihen zu lassen, damit sie sich von gewöhnlichen Eiern unterschieden.

Das Ei besitzt etwas Verborgenes - aus seinem Körper schlüpft etwas Lebendiges, womit eine Beziehung zur Auferstehung Christi deutlich wird. Auch der Aspekt der Ewigkeit findet sich in der Form des Eies – es ist ohne Anfang und Ende. Ab dem 13. Jahrhundert ist Rot die traditionelle Farbe für das Ei - die Farbe des Blutes Christi.

Die kunstvolle Bemalung der Eier ist vor allem in Osteuropa verbreitet, in Deutschland wird der Brauch des Ostereier-Bemalens besonders künstlerisch von den Sorben gepflegt. Die Sorben sind ein westslawisches Volk, das in der Ober- und Niederlausitz lebt (in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg). Sie gehören zum großen Teil dem katholischen Glauben an, aber auch dem evangelisch-lutherischen. Ihre Osterbräuche sind in Deutschland einzigartig.

Deshalb finden sich jedes Jahr viele Besucher in der Oberlausitz zusammen, um das traditionelle Ostereier-Bemalen zu erlernen oder am Ostersonntag den Osterreitern zuzusehen, die mit ihren Prozessionen die Botschaft der Auferstehung Christi in die Welt tragen.

Sorbische Osterreiter

Bis über 400 Reiter und Pferde nehmen an einem solchen Prozessionszug teil. Die Strecken sind dabei bewusst so gelegt, dass in möglichst vielen Orten die Botschaft der Wiederauferstehung Christi verkündet werden kann. Ganz vorn reiten die Fahnenträger sowie die Träger der Christusstatue und des Kreuzes.

Zunächst wird am Ostersonntag gemeinsam der Ostergottesdienst gefeiert. Dann umreiten die Osterreiter die Kirche und begeben sich auf den Weg, um die Botschaft mit Hilfe traditioneller Kirchenlieder hinaus zu tragen. Ihre Pferde sind mit Muscheln, frischen Blumen und Bändern reich geschmückt, gebürstet und gestriegelt, ihre Mähnen geflochten, ihr Schweif gekämmt und mit einer Schleife schön gemacht.

Wahrscheinlich wurden solche Osterprozessionen schon in vorchristlicher Zeit durchgeführt. Das Umreiten der Felder im Frühling sollte dabei die zukünftige Ernte schützen. Die noch heute durchgeführte älteste Prozession hat ihren Ursprung im Jahr 1541.

Schön geschmückter Osterbrunnen in Teuchatz im Landkreis Bamberg

Evangelische Familien erfanden im 17. Jahrhundert den Osterhasen als Eierlieferanten, erstmals erwähnt um 1680 im Elsass von dem Mediziner Georg Franck von Frankenau. Der Hase sollte die Eier bemalen, verstecken und legen. Damit wollten die Protestanten sich von den Katholiken distanzieren, deren Fastenbräuche und Eierweihe sie ablehnten.

Der Hase ist aufgrund seiner Fruchtbarkeit Symbol für Ostern und für das neue Leben. Außerdem galt er in Byzanz als ein Symbol für Jesus Christus, der durch seinen Tod das ewige Leben schenkt. Damit gehört der Hase zu den vorchristlichen Symbolen, die später mit der christlichen Botschaft der Auferstehung verschmolzen. Der Glaube an den Osterhasen fand erst im 19. Jahrhundert allgemeine Verbreitung.

Auch das Osterwasser geht auf eine vorchristliche Entstehung zurück. Wie der Hase so symbolisiert das Wasser das Leben und die Fruchtbarkeit. Man glaubte an anhaltende Schönheit und Jugend, wenn man sich am Ostermorgen im fließenden Bach wüsche. Das Osterwasser sollte Augenleiden und andere Krankheiten heilen und vor Unglück bewahren. Nach dem Brauch soll das Osterwasser in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang schweigend aus einem Bach geschöpft werden. Auch um die Tiere vor Krankheiten zu schützen, wurden sie am Ostermorgen in die Bäche getrieben. Bis heute gibt es in einigen Gegenden zu Ostern einen reich geschmückten Osterbrunnen – aus Dankbarkeit über die heil- und lebensspendende Kraft des Wassers.

Das Osterlamm ist ein rein religiöser Brauch. Er entstand aus dem jüdischen Ritual, bei dem am Passahfest ein Lamm verzehrt wurde, was daran erinnern sollte, dass mit dem Blut eines Lammes die Erstgeborenen des Volkes Israel in Ägypten errettet wurden. Im Christentum wurde die Symbolik des Opferlamms auf Jesus Christus übertragen, der für die Menschen am Kreuz gestorben war.

Ostern als persönliche Befreiung

Wer religiös ist, wird reichlich Bedeutung im Osterfest finden. Doch auch jenseits der konfessionell gebundenen Bedeutung kann Ostern Anlass sein zu schauen, wo man vielleicht in sich Liebe, Talente, Intuition und Mitgefühl der Notwendigkeit des hektischen Alltags gekreuzigt hat, und wie man sie wieder auferstehen lassen kann. Wo man in die Sklaverei schlechter Angewohnheiten geraten ist, und wie man wieder zu Freiheit finden kann. Wie man geistige Trägheit, Traurigkeit und Unwissenheit abschüttelt, damit wieder Licht, Freude und Liebe walten.

Freiheit

Interessant ist, dass das Oster-Mysterium in allen drei kulturellen Ursprüngen eher als Gnade denn als eigene Anstrengung und Verdienst angesehen wird. So gibt es in uns und überall um uns eine Kraft des Lichtes, die immer wieder zum Ausdruck kommen will. Ostern ist immer ein Fest der Hoffnung: Wenn du mal das Gefühl hast, durch eine besonders schwere Zeit zu gehen – so gibt es doch ein neues Frühjahr, wieder Sonnenschein, Wiederauferstehung. Wie Roswitha Rudzinski schreibt: “Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.” - so gibt das Osterfest Hoffnung auch in Zeiten des Leidens, damit daraus Kraft entsteht, etwas Besseres zu gestalten.

Bauernregeln

  • "Osterregen bringt magere Kost, Ostersonne fette und reichliche."
  • "Wenn's am Ostertag auch regnet am wingsten, so regnet's alle Sonntag bis Pfingsten."
  • "Wenn's Ostern regnet, ist die Erde den ganzen Sommer über durstig."
  • "Ein Wind, der von Ostern bis Pfingsten regiert, im ganzen Jahr sich wenig verliert."
  • "Wenn Ostern auf Georgi fällt, erwartet großes Weh die Welt."
  • "Ostern im März verspricht ein gutes Brotjahr."

Siehe auch

Literatur

  • Anselm Grün, Sieben Schritte ins Leben: Die Worte Jesu am Kreuz - sich einlassen auf Ostern (2011)
  • Anselm Grün und Giuliano Ferri, Die Ostergeschichte (2012)
  • Anselm Grün, Die Osterfreude auskosten (2002)
  • Anselm Grün, Reinhard Körner u. a., Die Quelle unserer Hoffnung: Gedanken zur Osterzeit (2005)
  • Benedikt XVI., Anselm Grün, Joachim Wanke, Aufbruch zum Leben 2007. Spirituelles Lesebuch für die Fasten- und Osterzeit (2007)
  • Dietrich Bonhoeffer, Anselm Grün, Hanns Dieter Hüsch u. a., Der Weg zum Leben. Fotos und Meditationen zur Osterzeit (2006)
  • Günther Dellbrügger, Auferstehung - Mit dem Herzen denken (2010)
  • Hans Kessler, Sucht den Lebenden nicht bei den Toten: Die Auferstehung Jesu Christi (2011)
  • Jörg Zink, Auferstehung: Und am Ende ein Gehen ins Licht (2011)
  • Jürgen Becker, Die Auferstehung Jesu Christi nach dem Neuen Testament: Ostererfahrung und Osterverständnis im Urchristentum (2007)
  • Rolf Scheffbuch, Allein Jesus Christus, der Gekreuzigte (2013)

Weblinks

Seminare

Multimedia

Ostern aus Yogischer Sicht

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Ostern und Vergebung

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Vergebung – Bedeutung von Ostern

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Frohe Ostern

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Oster-Vortrag als mp3: Leid und Vergebung

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