Kraft

Aus Yogawiki

Nutze deine Kraft für spirituelle Entwicklung

Swami Sivananda schreibt über das Thema „Einsatz deiner Kräfte für spirituelle Entwicklung“:

  1. Der Mensch braucht in den Kämpfen und Anstrengungen, um sein Ziel zu erreichen, in Wirklichkeit niemals äußere Hilfe. Er hat in sich selbst zahlreiche Hilfsmöglichkeiten, eingeborene Kräfte, die ungenutzt oder nur zum Teil genutzt in ihm ruhen.
  2. Weil der Mensch es zulässt, dass seine Fähigkeiten sich auf hundert verschiedene Dinge zerstreuen, scheitert er trotz der ihm innewohnenden Möglichkeiten an großen Aufgaben. Wenn er sie kontrollieren und geschickt einsetzen könnte, würde er schnell konkrete Ergebnisse erhalten.
  3. Um die vorhandenen Kräfte vernünftig und erfolgreich anzuwenden, braucht der Mensch nicht auf die Erfindung neuer, sensationeller Methoden zu warten. Seit Beginn der Schöpfung bietet die Natur eine Menge an Beispielen und Lehren, um dem Menschen auf jeder Stufe seines Lebens zu helfen. Die Beobachtung zeigt uns, dass jede Kraft in der Natur, der freien Entfaltungsmöglichkeit dient. Sie wirkt langsam und mit geringer Intensität, als wenn sie zusammengeballt ist zu einer einzigen Masse und auf einen einziges Ziel ausgerichtet wird.
  4. Das Sammeln der Kraft und die Ausrichtung ihrer gesamten Energie auf einen Punkt, einen Gegenstand, eine Idee oder eine Handlung ist nichts anderes als der Vorgang der Konzentration. Der konzentrierte Einsatz einer Kraft bringt den größten Erfolg in kürzester Zeit mit der geringsten Anstrengung.
  5. Als Beispiele für die durch Energiekonzentration erzeugte Kraft nennt man: 1. Den langsam, träge fließenden Fluss, der angestaut bei Öffnung der Schleusen mit erstaunlicher Kraft dahinbraust. 2. Das Phänomen der schwerbeladenen Eisenbahnwaggons, die durch eine im Dampfkessel konzentrierte Kraft bewegt werden. Ein vertrauter Anblick des häuslichen Lebens ist der surrende Deckel eines Kessels, dessen Wasser zu kochen beginnt. 3. Die angenehm warmen Sonnenstrahlen werden durch eine Linse in einem Brennpunkt gesammelt, so dass sie Gegenstände verbrennen. 4. Das einfachste und alltäglichste Beispiel, bei dem man das gleiche Prinzip unbewusst anwendet, sind die hohlen Handflächen vor dem Mund, wenn man einen Menschen herbeirufen will.
  6. Dieses Gesetz kann man bei all seinen Handlungen anwenden. Mit größter Konzentration und sorgfältiger Aufmerksamkeit führt der Chirurg auch die kleinsten Operationen durch. Völlig vom Außen abgeschlossen ist der Techniker, der Ingenieur, der Architekt oder technische Zeichner bei der Anfertigung von Landkarten oder Plänen, bei denen der großer Wert auf Genauigkeit und Einzelheiten gelegt wird. Ebenso konzentriert muss der Uhrmacher sein, der die feinsten Teile von Uhren oder Messinstrumenten herstellt. Ähnliches gilt für alle Bereiche der Kunst und der Wissenschaft.
  7. Besonders aber gilt dieser Grundsatz auf der geistigen Ebene, auf der der Schüler auf seine inneren Kräfte einwirken muss. Gedankenkräfte sind an sich zerstreut und leisten Widerstand. Diese Neigung zu Schwankungen ist Teil des Bewusstseins. Man kann die schweifenden Gedanken am besten durch Klang und Innenschau beruhigen, beide ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und besänftigen die Gedanken. Der Hypnotiseur bringt langsam die Gedanken seines Mediums unter seine Kontrolle, indem er unverwandt in die Augen seines Gegenübers blickt und ihm eine Suggestion wiederholt eingibt. Ein anderes Beispiel ist das sanfte Summen der Mutter, die ihr kleines Kind in den Schlaf singt. Auch der scharfe Anruf des Schullehrers: „Jungens, hergesehen!“, der besondere Aufmerksamkeit für seine Worte wecken soll, ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Denn er weiß, dass er die Aufmerksamkeit auf seine Worte lenken kann, wenn er die Blicke der Schüler fest auf sich richtet.

Aus diesem Grund nehmen im Verlauf geistiger Übungen die Metholden zur Entwicklung der Konzentration oft die Form unverwandten Hinstarrens auf einen Punkt an, auf das Symbol, Pranava, auf eine heilige Formel (Mantra) oder auf das Bild der auserwählten Gottheit (Ishta Devata). Die Konzentration kann auch durch lautes Wiederholen des Mantras oder eines Namen Gottes, der Silbe "OM" oder eines religiösen Liedes (Kirtan) in regelmäßigem Rhythmus und gleicher Betonung erreicht werden. Dies hilft, die Gedanken langsam nach innen zurückzuziehen und auf einen Punkt zu sammeln. Verstärkt sich dieser Zustand, verliert der Schüler allmählich das Bewusstsein seiner Umgebung, bis er den Zustand der Meditation (Dhyana) erreicht, in dem er selbst das Bewusstsein seines Körpers verliert. Wer in der Meditation verharrt und sich vollkommen versenkt, erlangt schließlich den Zustand des Überbewusstseins, Samadhi, den höchsten Zustand der Selbstverwirklichung.

Siehe auch

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