Kind: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. November 2014, 09:53 Uhr

Ein Kind ist ein Mensch, der ganz am Anfang seiner Lebensphasen steht. In der Entwicklungspsychologie nennt man diese Phase Kindheit. Die Kindheit gliedert sich in verschiedene Bereiche z.B. Neugeborenes, Säugling, Kleinkind, frühe (4-6), mittlere (7-10) und späte (11-14) Kindheit. Die Altersangaben beziehen sich auf die gesetzliche Definition, nach der ein Mensch ab dem 14. Lebensalter Jugendliche/er genannt wird.

Das innere Kind

Kind in der Königskobra

In der Psychologie wird auch von einem „inneren Kind“ gesprochen. Das „innere Kind“ ist als Rollenmodell zu verstehen, weil es die gespeicherten Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen aus der Kindheit wiedergibt. Es geht um das Fühlen, Sein und Erleben. Meist handelt es sich um Glaubensätze oder Verhaltensmuster aus der Kindheit, die im Erwachsenenalter lebendig sind. Im Ausdruck gibt es positive und negative Glaubenssätze oder Verhaltensmuster. Bei negativen Ausdrucksformen ist der Mensch meist in seinem Selbstwert verletzt worden. Die Verletzung kann durch Verlassenheitsgefühle oder Entwertung der Person durch Missachtung oder Liebesentzug oder mangelnde Anerkennung verursacht sein.

Die Stellung des Kindes

Garbhasana, die Stellung des Kindes

Im Yoga gibt es eine Haltung, welche Garbhasana (auch 'Balasana') oder Stellung des Kindes genannt wird. Garbhasana ist eine erdende, ein Gefühl der Geborgenheit und des Urvertrauens vermittelnde Haltung und repräsentiert ein wichtiges Yogaprinzip: Das Zurückziehen der Sinne – Pratyahara. Der Praktizierende sitzt im Fersensitz und legt die Stirn auf dem Boden ab, die Hände liegen neben den Füßen, die Handflächen sind nach oben gedreht. Die Aufmerksamkeit wird nach innen gelenkt, der Yogi praktiziert die BauchatmungGeist und Gemüt beruhigen sich. Die Stellung ist eine Ruhestellung und wird in der Yoga Vidya Grundreihe typischerweise zum Ausruhen nach dem Kopfstand und als Gegenstellung nach den Rückbeugen vor dem Drehsitz eingenommen.

Eine Geschichte für ein Kind (Bala)

Artikel aus Stories from Yoga Vasishtha von Swami Sivananda. The Divine Life Society Publication, 9. Auflage, Uttarakhand, 2009, S. 32-36.

Vasishtha sagte: „Oh unverdrossener Rama! Der Geist eines Weisen unterscheidet sich überhaupt nicht von Brahman. Der Geist eines Unerleuchteten ist die Ursache von Unwissen und Mangel. Es gibt unendliche Shaktis in Brahman, nämlich Iccha Shakti, Kriya Shakti, Jnana Shakti, Bhuma Shakti, Akarta Shakti usw.. Der höchste Brahman ist vollständig, makellos und ewig. Seine Bewegungskraft zeigt sich in der Luft, sein Härtegrad im Gestein; von Hitze, Feuer und Leere im Äther; und der Flüssigkeit im Wasser. Seine Wonne spüren die Herzen der Heiligen. Sein Können äußert sich in den Yogis, Seine Gestaltungskraft in den Werken Seiner Schöpfung; und Seine Zerstörungskraft in der kosmischen Pralaya am Ende der großen Kalpa. Genauso wie der Baum bereits im Samen enthalten ist, so ist alles in Brahman enthalten. Brahman ist einzig. Nur durch Seine Täuschungskraft manifestiert er sich in vielfältiger Form. Brahman selbst äußert sich als Manas oder dem Geist durch die Gedanken, wie Jivatma oder die individuelle Seele durch die Upadhi oder das begrenzende Anhängsel von Avidya, wie Ashwara durch die Upadhi der Maya und wie das Universum durch Vikshepa Shakti oder die Projektionskraft.

Verhaftung und Freiheit sind Vorstellungen des Unwissenden. Es ist falsch von der Verhaftung der Seele zu sprechen, denn diese ist für immer frei. Es ist überflüssig, die Befreiung der Seele anzustreben, denn diese ist immer frei. Den Menschen auf dieser Welt, die im Sumpf der Unwissenheit versinken, kommt die Welt genauso wirklich vor, wie das fantastische Ammenmärchen, das eine Mutter ihrem kleinen Jungen erzählt.“

Rama sagte: „ Oh verehrenswürdiger Guru! Bitte erzähle mir die Geschichte. Ich möchte sie unbedingt kennenlernen.“ Daraufhin erzählte Vasishtha die Geschichte: „Ein gewisser Junge bat einst seine Mutter, ihm zum Vergnügen eine hübsche Geschichte zu erzählen. Woraufhin ihm seine Mutter die folgende mystische Geschichte erzählte:

„Es lebten einmal drei Prinzen in einer Stadt namens "Leere". Sie waren sehr edel, tugendhaft und mutig. Von diesen dreien wurden zwei nie geboren und der dritte nie im Mutterleib empfangen. Sie unternahmen eine Reise und rasteten im Garten Akasha. Sie aßen verschiedene Früchte und setzen ihre Reise nach oben fort. Nach einer langen Strecke erreichten sie mittags die Mündung dreier Flüsse und trieben mit deren schneller Strömung und den sich aufbäumenden Wellen. Von diesen drei Flüssen waren zwei trocken und im dritten befand sich nichts als weißer Sand. Alle nahmen ein Bad im letzten Fluss und vergnügten sich lange Zeit. Sie tranken etwas Wasser, das so süß wie Milch war und belebten so ihre Geister. Sie nahmen die Reise wieder auf und erreichten bei Sonnenuntergang eine Stadt, die es damals noch gar nicht gab und bauten drei Häuser. Ein Haus war ohne Fundament, das zweite hatte keine Wände und das dritte besaß weder Wände noch ein Dach. Die drei Prinzen hausten sehr bequem in diesen drei wunderschönen Häusern, die in einer unsichtbaren Stadt in Akasha gebaut wurden. Sie fanden drei Töpfe in ihren Häusern. Die ersten beiden zerbrachen beim aufheben in Stücke und der dritte zerfiel beim berühren zu Staub. Sie füllten acht Teile minus zwölf Teile Reis in diese Töpfe und kochten ihn auf wundersame Art ohne Wasser und Feuer. Sie verteilten die Speise an Brahmanen ohne Mund, ohne Zunge und ohne Zähne. Die drei Prinzen aßen mit Freude die übriggebliebene Speise. Abend gingen sie auf die Jagd und verbrachten vergnügt ihre Zeit.“

Als die Mutter die Geschichte beendet hatte, war der Junge sehr erfreut über das Gehörte. Er hielt sie für vor vollkommen wahr. Ähnlich glauben unwissende Menschen, die weder Unterscheidungskraft besitzen noch atmische Selbstbefragung pflegen, dass diese Welt ganz real ist. Dieses weltliche Luftschloss, das für wirklich gehalten wird, ist wie die dem Jungen erzählte Geschichte, die nur in der Vorstellung der Mutter des Jungen gesponnen wurde. Die Mutter hat einem luftleeren Gebilde einen Namen und eine Form gegeben. Genau so gibt der Geist den illusionären Gegenständen dieser falschen Welt Name und Form. Dieses Universum ist nichts anderes als die Natur des Sankalpas. Der Geist erschafft die Welt. Nichts außer den Schöpfungen deiner Vorstellung existiert wirklich. Die Vorstellung formt alle Gegenstände in ihren seltsam abstrusen Formen. Alle Himmel, die Erde, die Luft, die Flüsse, Berge, Bäume usw. sind wie Traumbilder Werke deiner Sankalpa oder Vorstellung. Die Vorstellung gibt Luftgespinsten eine Form. Allein die Ausdehnung dieses Geistes ist Sankalpa, und Sankalpa erschafft durch die Unterscheidungskraft diese Welt. Das ganze Universum ist ein Netzwerk des Sankalpa. Sankalpa ist die tätigste Kraft des Geistes. Daher, oh Rama, vernichte alle Sankalpas und erreiche den Status des Nirvikalpas, indem es keine Abwandlungen des Geistes oder des Sankalpas gibt.

„Oh Rama! Nur unwissenden Menschen unterlaufen Fehler, die durch ihre falsche Vorstellung entstehen. Sie halten diese flüchtige Welt für real. Sie schreiben dem unvergänglichen Atman oder der Seele vergängliche Eigenschaften zu. Durch ihre Sankalpas oder Gedanken wandert ihr Geist ständig. Sie identifizieren sich mit dem Körper. Die Weisen jedoch sind vollkommen von falschen Vorstellungen und Fehlern frei. Diese Welt ist wie ein Trugbild für sie. Sie identifizieren sich immer mit dem unsterblichen Atman.

Oh Rama! Gib deine falsche Sicht auf die Wirklichkeit der Welt auf. Verlasse alles, was falsch und unwahr ist. Brahman oder das unsterbliche, allesdurchdringende Selbst, welches die wahre Grundlage und Träger von allem ist, ist die einzig wirklich. Erforsche die Natur der Wahrheit. Du bist nie gebunden. Du bist immer frei. Wenn nur Brahman die einzige Realität ist, wo ist dann Jiva? Wo ist der Geist? Wo ist die Verhaftung? Wo ist Freiheit? Wer ist verhaftet? Wer erreicht die Erlösung? Verhaftung und Freiheit sind alles falsche Vorstellungen des Geistes.

Die Verbindung des sterblichen Körpers mit der unsterblichen Seele ist wie die eines Topfes und dem darin befindlichen Äther. Die unwirkliche Welt erscheint uns real und die vermeintliche Dauer des Universums ist wie ein langer Traum im Schlaf. Diese Welt ist ein langer Traum. Diese Welt ist ein riesiger Wald. Er ist voller Schlangen der Krankheit und des Todes. Der Geist ist der Herrscher über diesen Wald. Er verführt uns zu allerlei Fußangeln und Schwierigkeiten. Es ist nur der Gedanke oder die Vorstellung einer Welt, die deren Existenz begründet. Oh Rama! Vernichte diese Welt durch Erforschung, Vernunft und Unterscheidungskraft aus deinem Geist. Durch die rastlosen Wünsche des Geistes verstrickst du dich in Schmerz und Tod. Zügle deinen Geist. Unterdrücke ihn gnadenlos. Bändige ihn. Lösche ihn aus. Bald wirst du die Wahrheit erkennen und die endgültige Befreiung erreichen. Alle Qualen, Sorgen und Enttäuschungen hören auf.“

Die Geschichte eines entführten Kindes

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev <mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/36_geschichte_des_wiedergefundenen_kindes.mp3</mp3player>

Ich will dir heute eine kleine Geschichte erzählen, die Geschichte eines entführten Kindes und wie es seine Eltern wiedergefunden hat. Diese Geschichte soll dir verdeutlichen, du bist unendliches Bewusstsein, du kannst dich als solches erfahren. Du bist dieses unendliche Bewusstsein schon jetzt. Diese Erkenntnis kann dir große Gelassenheit geben. Gott setzt dich nicht unter Druck. Du brauchst keine Angst vor der Hölle zu haben. Jnana Yoga ist letztlich Entspannungsyoga. Dennoch, auch wenn du das jetzt schon wissen kannst, du bist das unsterbliche Selbst, ist es noch lange nicht so, dass du es deshalb voll verwirklichst. Auch Menschen, die intellektuell begriffen haben und vielleicht in der Meditation es schon erahnt haben, dass sie das unendliche Bewusstsein sind, können sich trotzdem wieder aufregen. Sie regen sich vielleicht weniger auf, wenn diese Erfahrung, diese Überzeugtheit und die Analyse tiefer geworden ist, aber solange nicht die volle Verwirklichung da ist, braucht es noch eine Weile, um das wirklich im Alltag zu leben, sonst bräuchte ich solche Texte auch nicht zu veröffentlichen. Wie das alles funktioniert, das zeigt die folgende Geschichte. Es war einmal ein reicher Kaufmann. Dieser reiche Kaufmann war der reichste im ganzen Umkreis, er war sogar der reichste Mensch in ganz Nordindien. Dieser Kaufmann hatte einen kleinen Sohn. Er war sein ganzer Stolz. Und weil seine Frau keine weiteren Kinder gebären konnte, achtete er ganz besonders auf diesen Sohn. Jetzt geschah es, dass eines Tages eine Räuberbande das Haus des reichen Mannes überfiel und den kleinen Sohn raubte. Sie entführten diesen Sohn und forderten ein hohes Lösegeld. Der reiche Mann in seiner Verzweiflung gab auch das Lösegeld, aber die Räuber überlegten: „Ja, vielleicht hat der uns doch gesehen, vielleicht könnte er uns erkennen, vielleicht könnte er die Polizei zu uns führen.“ Und sie entschieden sich, den kleinen Jungen zu töten, obgleich der Vater das Lösegeld gegeben hatte. Der Räuberhauptmann übergab den kleinen Jungen einem alten Räuber, in den er großes Vertrauen hatte, und sagte: „Bringe das Kind ein gutes Stück weg, so dass die Leiche niemals gefunden werden wird, besonders nicht in der Nähe von unserem Räuberzuhause. Und dann töte ihn.“ Und er gab ihm eine größere Menge Goldes, also einen überproportionalen Anteil an der Beute und sagte ihm: „Mache deine Sache gut.“ Gut, der alte Räuber ging weit weg, er wusste, es muss weit weg sein, dass niemals diese Knochen dieses Kindes gefunden werden würden und niemals die Kleidung gefunden werden würde, damit diese Räuberbande niemals unter Verdacht geraten würde. Aber wie es so ist, während dieser Tage, wo er unterwegs war, musste er sich ja auch um das Kind kümmern und er fing an, mit dem Kind zu spielen, mit dem Kind zu lachen, er freundete sich an mit dem Kind und plötzlich wusste er, dieses Kind konnte er unmöglich umbringen. Er überlegte, was er tun könnte. Während er so nachdachte, sah er einen befreundeten Räuber aus einer befreundeten Räuberbande, den er gut kannte. Und er schilderte ihm sein Problem. Und der andere sagte: „Kein Problem, ich habe eine Aufgabe in Südindien übernommen. Ich nehme das Kind einfach mit nach Südindien und werde das Kind dort aussetzen.“ Unser alter Räuber war überglücklich, er übergab seinem Räuberkollegen seinen gesamten Beuteanteil und sagte ihm: „Kümmere dich darum und sorge dafür, dass dieses Kind weit weg eine glückliche Zukunft hat.“ Der andere Räuber zog also mit dem Kind nach Südindien. In einem Dorf erkundigte er sich ein wenig, aber er blieb im Verborgenen und hörte, dass es dort ein Schusterehepaar gab, das viele Jahre kinderlos geblieben war. Die Frau konnte keine Kinder bekommen, wollte aber Kinder haben, und sie waren todunglücklich, dass sie kein Kind hatten. Er legte dieses Kind vor die Haustür und verschwand. Am nächsten Tag wachten der Schuster und seine Frau auf und sie sahen dort das Kind. Sie erkundigten sich, ob irgendjemand das Kind verloren hatte. Niemand kannte das Kind. So adoptierte das Schusterehepaar das Kind und zog es auf als ihr eigenes Kind. Dieses Kind hatte aber ein Medaillon auf der Brust und das Schusterehepaar entschied sich, dieses Medaillon auf der Brust zu lassen, denn sie dachten, sollten doch die echten Eltern kommen, dann sollten sie eine Möglichkeit haben, ihr Kind wiederzufinden und das Kind sollte die Möglichkeit haben, seine Eltern wiederzufinden. Sie versprachen sich gegenseitig auch: „Wenn er erwachsen sein wird, werden wir ihm erzählen, dass er ein Findelkind ist. Bis dahin werden wir seine Eltern sein und uns um ihn kümmern und ihn auch im Glauben lassen, wir wären seine echten Eltern.“ So wuchs unser Schusterjunge auf, wurde Schustergeselle und übernahm immer mehr die Arbeiten des Schusterhandwerkers. Eines Tages kam ein vornehmer Kaufmann vorbei von weit weg, der brauchte Schuhe. Er ging zu diesem Schusterehepaar und diese sagten ihm: „Unser Sohn ist besonders gut, der kann dir gute Schuhe machen.“ Er ging zu diesem Schusterjungen, der maß die Füße ab und dabei fiel sein Medaillon aus seinem Hemd. Und der Kaufmann schaute interessiert dort hin und erkannte, das war das Medaillon dieses großen Kaufmanns, eines Kaufmanns, von dem er gehört hatte, dass er sehr reich war, der reichste Mann von ganz Nordindien. Er fragte den Schusterjungen: „Woher hast du dieses Medaillon?“ Und er sagte: „Solange ich denken kann, habe ich immer das Medaillon um und meine Eltern haben mich darum gebeten, dass ich es immer anbehalte.“ „Deine Eltern? Wer sind deine Eltern?“ „Ja, du hast doch gerade mit ihnen gesprochen.“ So ging der Kaufmann in die Hütte hinein, sprach mit den Eltern dieses Schusterjungen und fragte sie: „Ist das wirklich euer Sohn, denn er hat ja dieses Medaillon. Woher hat er dieses Medaillon?“ Und die Eltern sagten nach einigem Zögern: „Ja, es ist nicht wirklich unser Sohn. Wir haben ihn vor sechzehn Jahren vor der Haustür gefunden und wir haben ihn adoptiert. Wir haben ihm das Medaillon gelassen, damit, falls jemand dieses Medaillon erkennt, er ihn zurückführen kann zu den Eltern.“ Und so sagte der Kaufmann: „Ich weiß, wer er ist. Er ist der Sohn des reichsten Mannes von Nordindien, viele tausend Kilometer weg von hier. Aber wenn er das ist, dann sollte er auch ein Muttermal an einer bestimmten Stelle haben.“ Die Schuster kannten das und wussten, es stimmt. Sie riefen dann den Schusterjungen ins Haus hinein und erzählten ihm, dass er kein Schusterjunge ist, sondern der Sohn des reichsten Mannes von Nordindien, dass er in Wahrheit nicht hart um seinen Lebensunterhalt kämpfen müsste und ab und zu mal nichts zu essen haben würde, sondern er der reichste Mann von ganz Nordindien sei. Der Kaufmann erzählte ihm auch die Geschichte von der Entführung. Das Schusterehepaar bestätigte, dass sie den Jungen gefunden hatten. Der reiche Mann sprach von dem Muttermal, der Junge wusste, dass er dort das Muttermal hatte, und er wusste, die Geschichte ist glaubwürdig, er wusste jetzt: „Ich bin steinreich.“ Wenn jetzt der Junge weiß, „ich bin steinreich“ nutzt ihm das in dem Moment etwas? Die Geschichte ist ja älter. Sie ist vor der Geschichte von Internet, von Onlineüberweisung, Onlinebanking, sogar vor der Geschichte eines Bankenfilialnetzes, vor der Geschichte von telegraphischer Überweisung, überhaupt vor der Zeit von Überweisung. Nutzt das Wissen, dass er steinreich ist, dem Jungen etwas? Ja und nein. Er kann sich nichts davon kaufen, aber er weiß: „Ich bin es.“ Und er muss sich nur auf den Weg machen. Und dieser Weg wird ihn zurückführen, dann wird sein Vater ihn wiedererkennen, dann wird er sein Erbe antreten und steinreich sein. So ähnlich ist es auch mit uns. Wenn wir irgendwann hören, „du bist das unsterbliche Selbst, du bist nicht dieser Körper, du bist nicht diese Psyche, du bist nicht begrenzt, du bist kein Bettler, der irgendwo probieren muss, notdürftig sein Dasein zu fristen, du bist das unsterbliche Selbst, du bist ewig und unendlich, in dir ist unendliche Freude, unendliche Wonne.“ Wenn wir das erfahren und ergründen, dann wollen wir es natürlich auch wirklich erfahren. Zunächst nutzt uns dieses Wissen gar nicht mal so viel. Wir werden uns weiter aufregen, wir werden weiter Angst haben usw. Oder du wirst dich darüber aufregen oder Angst haben, denn in dieser Geschichte bist du ja jetzt erst mal auch die Hauptperson. Du wirst dich darüber weiter aufregen und du ärgerst dich darüber, dass du dich ärgerst. Und du weißt gleichzeitig: „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin kosmisches Bewusstsein. Alles ist kosmisches Bewusstsein. Da sollte ich doch gelassener sein.“ Trotzdem, du ärgerst dich. Gut, das ist so ähnlich wie mit unserem Schusterjungen, der ist weiter arm, er kann sich nichts kaufen. Der mag am nächsten Tag in den Basar gehen und versuchen, Kleidung zu kaufen und wenn dann der Kaufmann sagt, „ja, das kostet so und so viel Geld, hast du das dabei“, dann nutzt es nichts, wenn der Junge sagt: „Nein, ich habe das Geld nicht dabei, aber ich bin steinreich, mein Vater ist der reichste Mensch von ganz Nordindien.“ Dann wird ihm der Kaufmann im Textilgeschäft trotzdem keinen Kredit geben. Der Junge muss sich jetzt auf den Weg machen. Er weiß tief im Inneren: „Ich bin steinreich.“ Er wird einiges in Kauf nehmen müssen, er wird Tausende von Kilometern gehen müssen, vielleicht wird er Gelegenheitsarbeiten antreten müssen, vielleicht wird er öfters mal nichts zu essen haben, vielleicht werden ihm die Füße brennen, weil es so heiß ist, oder vielleicht wird er Blasen an den Füßen bekommen. Er wird alles in Kauf nehmen, weil er weiß: „Wenn ich ankomme, werde ich steinreich sein.“ Und nehmen wir an, die Geschichte geht gut zu Ende. Am Ende kommt er in Nordindien an, er findet sein Dorf nach der Beschreibung des Kaufmannes, seine Eltern erkennen ihn, weil er seinem Vater so ähnlich sieht, er hat das Muttermal an der richtigen Stelle, er hat ein Medaillon, er wird aufgenommen und kann jetzt sein Erbe antreten. Er ist jetzt tatsächlich steinreich. Er kann jetzt sogar Boten schicken nach Südindien und seine Pflegeeltern mit viel Geld versorgen lassen. Er kann sogar seine Pflegeeltern zu sich nach Nordindien rufen lassen. Er kann vieles machen, ihm steht so viel frei. So ähnlich ist es, wenn du weißt, du bist das unsterbliche Selbst, jetzt musst du auch hinwandern. Du musst meditieren, du musst deine spirituellen Praktiken üben, ethisch dich verhalten, Gelassenheit im Alltag üben, aus dem Bewusstsein heraus leben: „Ich bin das unsterbliche Selbst, alles ist Brahman, alles ist unendlich und ewig.“ Wenn du das eine Weile gemacht hast, näherst du dich immer mehr, schließlich erreichst du Nirwikalpa Samadhi, du erreichst Moksha, du erreichst das Nirwana. Und wenn du das erreicht hast, dann trittst du dein Erbe an, dann weißt du: „Ich bin das unsterbliche Selbst.“ Du weißt es wirklich. Das kann dir keiner mehr wegnehmen. Bis du das erfahren hast, ist es Vertrauen, es ist auf Überlegung gegründetes Vertrauen, dass du das bist. Auch schon das Vertrauen zu haben, „ich bin das unsterbliche Selbst“, gibt dir einen gewissen Grad von Gelassenheit. Auch das Vertrauen zu haben, „ich bin es jetzt, ich brauche es mir nicht zu verdienen, und egal, was ich anstelle, ich bin, bleibe, war, werde sein das unsterbliche Selbst“, das kann dir Gelassenheit geben. Aber du musst den Weg gehen. Erst wenn du es vollständig verwirklicht hast, bist du tatsächlich Satchidananda, vollständig, bewusst. Daraus kannst du genießen.

Siehe auch

Literatur

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